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Anzeigen-Preis «llr gnierate au« Vrivüg nnd Umgebung di» Sgelvalten« SO mm breite Pelitzeile !S die 7« mm drei», «eNa:ne,eile I van anrwärt« V0 VieNamen I.Ä) Inserate oan Bebbrden 'M »mllichen Lev dl« 7« mm breit« Pell Helle «0 «eicht>reniheigen mtt P atzvorlchrlstrn und t» der L-endausgade im Preue erhöht. Rabatt nach Lar i. BcllagegebLbr ä P. raujend exkl. Postgebühr. IefterteUte vuitrtg« können nicht zurück- geeogen werben. ,Zür da« ilricheinen au bestimmten Lagen und Plötzen wird keine Garantie übernommen. «neigen-Annahme; «ngustu-vlay 8, dei ILmtlichen Filialen n. «llen «nnonceu. itrpedstionen de« In» und Auilande«. -anpt-Stllale Berlin r Carl Dnucker, «er;ogl. Bahr. Hofbuch handlung, Lützowstiabe IL (Leievhan VI, Rr. 4V0V). Hauvt-Fillalr Dresden: Serstrahe ,, t iTelephou 4621). Nr. los. 104. Jahrgang Montag, üen l8. gprtt lSlo. Das Wichtigste. * Der Reichstagsabgeordnete Graf o. OrioIaist in der Nacht zum Sonntag in Berlin gestorben. (S. Dtschs. R.) * Nach der vom Hamburger Zentralvorstand des Verbandes der Maurer Deutschlands gemachten Zu sammenstellung sind zufolge der bis Sonnabendabend dort eingegangenen Nachrichten die organisier ten Bauhandwerler an 161 Orten Deutsch lands ausgesperrt. Die Zahl der Ausgesperr ten konnte noch nicht ermittelt werden. * Ein furchtbares Ballonunglück er eignete sich in der Nähe von Reichensachsen bei Eschwege. Der Ballon „Delitzsch- wurde durch einen Blitzschlag zerstiirt. Die vier Insassen, darunter zwei Leipziger Herren. Kaufmann Graupner und Amtstierarzt Hecker, sanden sämtlich den Tod. (S. d. bes. Art.) * „Parseval IV" hat am Sonntag früh die Fahrt nach Altenburg angetreten, wo er mit dein Herzog und der Herzogin eine Rundfahrt machte. Aus der Rückfahrt muhte der Ballon infolge Pro pellerbruches zwisckM Taucha und Sommerfeld eine Notlandung vornehmen. (S. d. bes. Art.) * Der am Sonntagvormittag auf dem Leipziger Sportplätze aufgestiegene Ballon „Leipzig" ist in der Nähe von Landwehr bei Luckau glücklich ge landet. (S. Sport.) * Die eingeschriebenen Seeleute in Mar - scille beschlossen den Streik fortzusetzen. lS. Letzte Dep.) Sächsische psrlsmentsmoche. Eine Preisfrage: Wieviel Sitzungen hat die säch sische Zweite Kammer in der letzten Woche gehalten? Ze nach dem Temperament des Antwortenden wird die Antwort verschieden ausfallen. Der Sanguiniker wird sagen: „Zwei; denn die Zehnminutensitzung vom Freitag zählt nicht!" Der Phlegmatiker da gegen: „Drei: denn Sitzung ist Sitzung, ob kurz oder lang!" Der Melancholiker wird resigniert bekennen: ..Vier: denn die Sitzungen vom Dienstag und Donnerstag zählen doppelt, wofür man dann die Frei- tagsitzung als Zulage rechnen mag. Der Cho leriker ober wird ergrimmt rufen: „Fünf! Drei waren es und zwei davon zählen doppelt! Hat man je gehört, daß die Zweite Kammer eine Sitzung von 10' , Stunden abgchalten hätte?" Der Mann hat recht; es war zuviel, und dabei nicht einmal des Guten, denn die ganzen Verhand lungen der beiden grossen Sitzungen standen im Zeichen des cholerischen Temperaments. Im Zorn handelte der Chef der Eisenbahnverwaltung, als er den Besuch einer Eisenbahnerversammlung in Chemnitz verbot und 13 Uebertreter dieses Verbots kurzerhand auf die Straße setzte, ^.b ttato soll man aber keine Entschlüsse fassen, und die Wahrheit dieses Wortes wird auch Herr Dr. v. Rüger an sich in letzter Woche wieder erfahren haben. Außer den Konser vativen, die bedingungslos mit dem Minister durch dick und dünn gehen, wenn er den Standpunkt des „Herrn im Hause" vertritt, fand Dr. v. Rüger bei der Besprechung der Interpellation Sindermann keine Gefolgschaft im Hause. Gewiß wird man der Auf fassung sein müssen, daß Ordnung und Disziplin gerade im Eisenbahnwesen unentbehrlich sind, trotz dem wird man sich nicht zu der Auffassung des Mi nisters bekennen können, daß die Strafe der Ent lassung am Platze war gegenüber Leuten, die bis zu 23 Jahren im Dienste der Eisenbahnverwaltung ge standen hatten und zum Teil sogar in diesem Dienste Invalide geworden waren. Glaubte die Eisenbahn verwaltung wirklich, mit Strafen vorgehen zu müssen, so wäre eine Strafversetzung vollständig ausreichend gewesen. Das jetzige Verhalten der Bahnverwaltung hat das Gegenteil von dem zur Folge gehabt, was be absichtigt war: statt abzuschrecken, hat es erbitternd gewirkt und gewiß dem Transportarbeiterverbonde manch neues Mitglied zugeführt. Dabei erscheint es noch sehr zweifelhaft, ob hier wirklich ein Grund vor lag. Strafen zu verhängen. Denn — und das brachte auch der nationalliberale Abg. Dr. Niethammer. Waldheim für seine Fraktion zum Ausdruck — der Besuch politischer Versammlungen muß auch den bei der Staatseisenbahnverwaltung beschäftigten Ar- beitern jederzeit freistehen. Im vorliegenden Falle handelte es sich um eine öffentliche Versamm lung, und wenn in dieser auch wirklich für den Trans portarbeiterverband Propaganda gemacht worden sein sollte, so genügte jedenfalls die einfache Tatsache des Dersammlungsbesuches noch nicht, um einen Grund zur Entlassung abzugeben. Ein solcher hätte sich höchstens dann ergeben, wenn jedem einzelnen nachgewiesen worden wäre, daß er mit dem Besuch eine gewisse Demonstrationsabsicht vervunden, also aus bewußtem Widerspruchsgeist heraus gehandelt hätte. Auch sonst ist das Verhalten der Bahnverwal tung nicht zu billigen. Der Finanzmknister hat glatt zugegeben, daß ein Werkstattsbeamter in die Chem nitzer Versammlung ,^ur Kontrolle entsandt" wor den ist und hinterher Mitteilungen an die Verwal tung gegeben hat. Ein solches Verhalten paßt nicht für einen großen Staatsbetrieb und muß zu einem Denunzianten- oder Spitzeltum führen, das gar nicht scharf genug verurteilt werden kann. Denn wodurch wird die Disziplin, auf deren Aufrechterhaltung die Eisenbahnverwaltung mit Recht so großen Wert legt, mehr gelockert, als durch Angeberei? Alles in allem: der Tag war kein glücklicher für Herrn Dr. v. Rüger als obersten Chef des Eisenbahnwesens. Am Donnerstag widerfuhr das gleiche Schicksal seinem Kollegen im Ministerium, Grafen Vitzthum von Eckstädt. Ehe man sich aber mit dem Ministe rium des Innern beschäftigte, gab es noch ein kleines Präludium über das Thema: „Weißt du, wieviel Sternlein stehen?" Die Verhandlung hierüber ge winnt besonders an Interesse, wenn man sich der Verhandlung vom 11. Januar d. I. über das Kap. 34, Ordenskanzlei, des Rechenschaftsberichts erinnert. Da mals erklärte Abg. Kleinhempel- Wilkau im Namen der nationalliberalen Fraktion, seine Freunde würden für die Nachbewilligung stimmen, da sie seinerzeit das Etatkapitel bewilligt hätten. Das eine sei lediglich die Konsequenz des andern. Damit solle aber ihrer Entschließung bei der künftigen Behand lung desselben Kapitels bei dem Ctaatshaushaltsetat nicht vorgegriffen werden. Man zog daraus all gemein den Schluß, daß auf eine Be willigung dieses Kapitels durch die Nationallibe ralen nicht zu rechnen sei. Statt dessen erklärte Abg. Hettner, der größte Teil seiner politischen Freunde sehe das Recht, Orden zu verleihen, als einen Aus fluß der Hoheitsrechte der Krone an, zu deren Aus- Übung der Landtag dem König stets die Mittel zur Verfügung gestellt habe. Die Mehrzahl seiner poli tischen Freunde wünsche an diesem Zustand nichts ge ändert zu sehen, und tatsächlich stimmten denn auch nur die Abgg. Hartmann, Langhammer und Merkel mit den Freisinnigen und Sozialdemokraten gegen das Kapitel, das aber immerhin nur die schwache Mehrheit von 14 Stimmen (43 :34) fand. Die Debatte über den Etat des Ministeriums des Innern litt von vornherein sehr an Zersplitterung. Gewiß liegt das zum Teil im Wesen des weitver zweigten Ressorts begründet. Nur durch Vorbringung von Einzelfällen kann man Material schaffen, damit die Regierung für Abhilfe sorgt oder wenigstens ihre Ansicht zu dieser oder jenen Frage äußern kann. Trotz dem hätte man gern mehr Einheitlichkeit in der Debatte und mehr große Gesichtspunkte gewahrt ge sehen. Diese aber erschienen nur nebenbei und ver schwanden in der Fülle der Einzelheiten. Graf Vitz thum gab sich redlich Mühe, die vorgebrachten Be schwerden zurückzuweisen, hatte dabei aber nur einen Teilerfolg. Namentlich hinsichtlich der Ausführung des Reichsvereinsgesetzes waren die Deduktionen des Ministers recht anfechtbar. Tatsache ist, daß man auch in nichtsozialdemokratischen Kreisen das Gefühl nicht los wird, oft in überflüssiger Weise von den Behörden bevormundet zu werden. Das ist ein wesentlicher Grund, eine beschleunigte Vorlegung eines Gesetzes über die Trennung von Justiz und Verwaltung zu fordern. Aber die Regierung entschließt sich, wie auch aus der letzten Rede des Ministers des Innern hervor ging, nur zögernd zu der Erfüllung dieses Wunsches. Befremden mußte es auch, daß der Minister zwar anerkannte, nach Entscheidung des Oberlandesgerichts Dresden seien Vereine auch hinsichtlich ihrer Ver gnügungen keinen andern als den im Reichsgesetze be gründeten Beschränkungen unterworfen, daß er aber gleichwohl erklärte, sich erst mit den Bundes regierungen darüber ins Einvernehmen setzen zu müssen und einstweilen noch nach der alten Rechts lage sich richten zu wollen. Dagegen muß auf das schärfste protestiert werden. Das für Sachsen höchste Gericht hat gesprochen, und die dadurch geschaffene neue Rechtslage ist auch für die Behörden bindend. Gräßliches Bsllllnunglück. Die schrecklichen Eindrücke der letzten Ballon unfälle an der Ostsee sind kaum überwunden, und schon rüttelt ein neues, ein schlimmeres Unglück Gefühle tiefster Trauer in uns wach. Diesmal packt es weite Kreise Leipzigs persön lich, denn zwei unserer Mitbürger sind mit zer schmettert worden. Zwei Leipziger Familien haben ihr Haupt verloren. Der in Bitterfeld aufgelassene neue Ballon „Delitzsch" ist bei Eschwege aus noch nicht völlig aufgeklärter Ur sache, wahrscheinlich infolge Blitzschlages, her untergestürzt, und dabei sind vier tüchtige und tapfere Menschen zu Grunde gegangen. Es sind nicht die schlechtesten, nicht wertlose Elemente der Gesellschaft, die auf solche tragische Weise enden. Ohne Wagemut kein Fortschritt, ohne Begeisterung kein Sport. Diese Menschen die hier ihr Leben an eine sportliche, aber doch auch wissenschaftliche und für den Kriegsfall bedeutungsvolle Sache gesetzt und verloren haben, waren auch in ihrem Beruf ganze Männer, die in der ersten Reihe standen. Um so schwerer wiegt ihr Verlust, um so schmerzlicher trifft ihr Tod die Familien, die Freunde, die Bekannten. Man will cs nicht glauben, daß diese Männer, die als tüchtig erkannt und geschätzt wurden, nun nicht mehr sein sollen, und freilich drängt auch die Frage auf Antwort: War der Zweck den hohen, I den unersetzbaren Einsatz wert? Aber das alles darf und kann unser Mitgefühl für die Opfer des Unglücks und ihre Hinterbliebenen nicht herabstimmen. Ganz Leipzig ist tief er schüttert von der Katastrophe und beklagt in den Toten Bürger von hohem Eemeinsinn, von Tatkraft, von hohem moralischen Wert. Die llngliicksnachrlHten. Am Sonntag morgen verbreiteten wir durch Extrablatt folgende Meldung: Leipzig, 17. April. Das „Eschweger Tageblatt" verkündet folgende Unglücksnachricht: Der Ballon „Delitzsch", der am Sonnabend abend von Bitterfeld aus eine Nacht fahrt unternommen hatte, ist in der Nacht während eines schweren Gewitters bei Reichensachsen von einem Blitz ge troffen und zerstört worden, Alle vier Insassen sind tot. Geführt wurde der Ballon von dem Kaufmann Luft in Bitterfeld, der von den Herren Leichsenring von der Parseoal- gesellschaft in Bitterfeld, dem Amts tierarzt Hecker und dem Kaufmann Graupner aus Leipzig begleitet war.— Die amtliche Leichenschau hat bei sämt lichen Verunglückten Tod durch Blitz schlag festgestellt. Die Leichen sind in dem Krankenhaus zu Reichensachsen untergebracht worden. Vom „Eschweger Tageblatt" erfahren wir: Eschwege, 17. April. Eine furchtbare Ballonkatastrophe ereignete sich in der Frühe des heutigen Sonntags über dem etwa 5 Kilometer von hier entfernten Dorfe Reichensachsen. Dort ist der Ballon „De litzsch" aus Bitterfeld von dem dortigen Verein für Luftschiffahrt mit vier Insassen zur Erde gestürzt und zerschmettert worden. Die vier In sassen sind tot. Der Ballon ist am Sonnabend, kurz nach 6 Uhr nachmittags, aufgestiegen. Bei günstigem Winde nahm der Aufstieg einen guien Verlauf. Der Ballon bewegte sich um 8 Uhr 30 Minuten in 160 Meter Höhe über Halle, um 8 Uhr SO Min. über Delitzsch, um 9 Uhr 15 Min. über Nreder-Eichstädt, um 10 Uhr 20 Min. über Cölleda, um 10 Uhr 35 Min. über Sömmerda und um 12 Uhr über Eisenach in 400 Meter Höhe. Der Ballon trieb nach Südwest. Er geriet dann anscheinend in den um diese Zeit etwa ein getretenen Eewittersturm und versuchte vermutlich durch Höhergehen dem Gewitter auszuweichen. Er scheint aber vo« einem Blitzstrahl getroffen worden zu sein, und ist dann mit rasender Schnellig keit aus großer Höhe zur Erde gestürzt. Ein Augenzeuge berichtet über den furchtbaren Vorgang folgendes: Er sei in der Nacht gegen 1 Uhr durch einen fürchterlichen Krach aus dem Schlafe er wacht. Er glaubte, es habe der Blitz in der Nähe eingeschlagen und hielt deshalb Umschau. Als er nichts bemerkte, begab er sich wieder zur Ruhe. Gegen )46 Uhr am heutigen Morgen, als er sich zum Füt tern des Viehes auf den Hof begab, sah er unter einem Baume eine Hand hervorragen. Er ging dem Funde nach und bemerkte nun den Ballon in den Zweigen eines Kirschbaumes hängend, die Gondel mit den vier Insassen zerschmettert aus dem Erdboden liegend. Die Luftschiffer waren sämtlich tot. Der Befund der Leichen läßt erkennen, daß die Luftschiffe! einen augenblicklichen Tod ge sunden haben. Die Insassen der Gondel müssen von der Katastrophe völlig überrascht worden sein. Alle hielten die Hände krampfhaft geballt. Bei zweien zeigten sich Spuren von Blitzschlag, doch glauben die Aerzte, oaß der Tod erst durch den furchtbaren Auf prall der Gondel auf den Erdboden eingetreten ist. Der Absturz muß mit furchtbarer Schnelligkeit vor sich gegangen sein, denn der Ballon ist fast senkrecht nicdergefallen. Die Leichen wurden nach erfolgter Feststellung des Todes durch den Kreisarzt aus Eschwege in das Krankenhaus in Reichensachsen ge bracht und dort auf ein provisorisches Lager gebettet. Sie gewähren einen schrecklichen Anblick. Zwei sind fast unkenntlich. Die beiden anderen weisen weniger erheblich äußere Verletzungen auf. Der Tod scheint bei ihnen durch innere Verletzungen herbeigcführt zu sein. Alle haben vielfache Knochenbrüche davon getragen. Heute nachmittag trafen drei Herren vom Luft schisserverein Bitterfeld in Reichensachsen ein, um für die Ueberführung der Toten nach der Heimat Sorge zu tragen. Der ganze Ort zeigt sich über den betrübenden Vorgang tief erschüttert. Die Hülle des Ballons ist vollständig zerfetzt. Einige Stücke davon wurden etwa 1000 Meter von der Ünfallstelle entfernt an einem Bergeshange auf gefunden. Die Gondel ist ebenfalls zerschmettert. Die Instrumente sind anscheinend alle vernichtet. Die Luftschiffer hatten eine lange Fahrt geplant, denn die Gondel des Ballons enthielt reichlich Pro viant. Die Trümmer des Ballons sind in einer Scheune in der Nähe des Bahnhofs geborgen. Sie sollen nach Bitterfeld gebracht werden. Aus Bitterfeld wird uns mitgeteilt: Die beiden Leipziger Zerren waren am Sonnabendnach mittag in Bitterfeld eingetrosscn, um mit dem Ballon „Delitzsch", der seine zweite Fahrt machen sollte, den Ausstieg zu unternehmen. Vorbereitet war eine Nachtfahrt. Auf Wunsch der beiden Leipziger Herren wurde die Fahrt trotz Abratens des Ingenieur« Leichsenring schon kurz vor 6 Uhr angetreten. Herr Leichsenring glaubte, daß da-? durch die Wärme er hitzte Gas sich in der Nacht abkühlen würde, wodurch naturgemäß der Auftrieb oucb berabgemindcrt und der Ballon von der Erde angezogen wird. Es ge lang jedoch, den Ballon mit 35 Sack Ballast ad- zunneqen, so daß man keine Befürchtung hegte. Die Verunglückten. Das entsetzliche Unglück hat über zwei angesehene Leipziger Familien schwere Trauer gebracht. Amts tierarzt und Vcrlagsbuchhändler Hecker, der rm Jahre 1865 in Berlin geboren ist, und der Kaufmann Karl Graupner, am 23. Februar 1871 in Reichen bach geboren, gehörten zu den bekanntesten und be liebtesten Persönlichkeiten in den Leipziger Sport- und Gesellschaftskreisen. Glühende Anhänger des Luftsportes, haben grade sie diese Leidenschaft, die ihnen das höchste Vergnügen schien, mit dem Leben oezahlen müssen, verursacht durch den ganz außerhalb jeder Berechnung liegenden Zufall, den die unerbitt liche Macht der Clemente über sie heraufbejchwor. Beide Verunglückte hatten bereits mehrfache Fahrten hinter sich, so Herr Graupner bereit fünf — die Todesfahrt war die sechste — und Tierarzt Heckrr deren zwei. Herr Graupner, der in kurzer Zeit feine Prüfungssahrten als Ballonführer machen sollte, stieg zum erstenmal init dem „Leipzig" bei dessen Taui- sahrt am 7. November 1909 unter Führung des Herrn Prof. Pfaff auf. Seine zweite Lufcreise machte er mit dem Bitterfelder Ballon, die dritte am 20 Fe bruar d. Z. unter Führung des Herrn Dr. Wachs (Dresden). Dieser folgte wiederum eine Fahrt rm Ballon „Bitterfeld" und dann die nächste an: 20. März unter Führung von Hauptmann Mohr (Dresden). Die Fahrt mit dem Ballon „Delitzsch", oer seine zweite Fahrt aufnahm und am kommenden Sonntag in seiner Heimatstadt getauft werden sollte, hat ihni den Tod gebracht. Herr Amtstierarzt Hecker hatte, wie schon gesagt, zwei Fahrten hinter sich, die letzte mit Herrn Grauvner zusammen unter Führung des Hauptmanns Mohr (Dresden). Beide Herren waren verheiratet. Hecker war Kassierer der nach dem Unglück bei Echter dingen auch in Leipzig ins Leben gerufenen Zeppelinspende, sowie Mitbegründer des Leipziger Luftilottenvcreins. Herr Leichsenring war als Ingenieur bei dec Pacseval-Luitschiffgcsellschaft tätig und wurde der dieser zum Ballonführer ausgebildet. Er war dazu ausersehen, die Leitung der Münchner Parseval- station zu übernehmen. Herr Fabrikant Luft war einer der erprobtesten Ballonführer. Er hatte bereits 24 Fahrten, darunter auch solche mit unserem Ballon „Lerpzig", gemacht. * * * Ueber die mögliche Ursache des Unglücks befragten wir ein Mitglied des Leipziger Lustschiffer vereins, das uns darüber folgendes mitteilt: Es ist im allgemeinen nicht gefährlich, mit dem Ballon im Gewitter zu fahren, und es sind bereits eine Anzahl Fahrten ausgeführt worden, die keinen unglücklichen Ausgang nahmen. Die Ursache der Katastrophe wird kaum sicher festgestellt werden können, da leider sämtliche Insassen ein Opfer des Todes wurden. Wahrscheinlich aber ist der Fall, daß der Ballon nicht mehr trocken war, denn in nassen- Zustande ist die Hülle ein guter Elektrizitätsleiier. Der einzige Anziehungspunkt für den Blitzstrahl können die Meßinstrumente gewesen sein Jedenfalls war die Hülle naß, und die Luftschiffe! versuchten, in höhere Schichten zu gelangen, um dem Gewitter zu entgehen. Vielleicht ist dabei Gas ausgeströmt und dadurch ein Leiter hergestellt worden. Für diese An» nähme spricht der Umstand, daß der Ballon rn be trächtlicher Höbe geplatzt sein muß, da die Insassen mit mehrfachen Knochenbrüchen und völlig zer schmettert am Boden gefunden wurden. Ein bestimmtes Urteil kann ohne Kenntnisnahme des Bordbuches nicht abgegeben werden, da man nicht weiß, in welcher Höhe der Ballon kurz vor dem Un glück schwebte. Ueber Eisenach segelte er, wie fest gestellt wurde, noch in etwa 440 Meter Höhe. Die Fuhrt ües „parseval IV" (Von unserem Spezialberichterstatter.) Nach dem stürmischen Sonnabendmorgen hatte sich am Nachmittag der Wind gelegt und das günstige Wetter verhieß für den Sonntag die Abfahrt. Als ich in Bitterfeld ankam, lag Sonnabendstimmung über der Stadt. Am Abend hatte ich noch eine Unter redung mit dem Hauptmann Dinglinger im Hotel Kaiserhof. Er erklärte mir, daß es unmöglich gewesen wäre, am Sonnabendfrüh aufzusteigen. Die Windmessung ergab 10 Sekundenmeter Stärke, da aber der P. IV nur eine Eigengeschwindigkeit von 12 Cekundenmetern habe, so hätte er nur mir 2 Sekun denmeiern fahren können, was bis Altenburg eine Fahrzeit von etwa «Stunden ausgemacht hätte. Es wäre also keine Möglichkeit gewesen, noch am glei chen Tage die Rückfahrt anzutrcten und es hätte jedenfalls in Altenburg eine Gasnachfüllung vor genommen werden müssen. Hätte er P. lll oder V zur Verfügung gehabt, so hätte er unbesorgt die Fahrt unternommen, P. IV ist aber das älteste Mo dell und darum mußte Vorsicht geboten erscheinen. Sollte aber am Sonntagfrüh sich der Wind nur einigermaßen gelegt haben, so würde die Fahrt unter allen Umständen angctrcten werden. Mit freund lichen Wünschen für die Möglichkeit der Abfahrt verabschiedeten wir uns. Di« Abfahrt. Es hieß früh aufstehen. Um (46 Uhr weckte der Portier. Cs war ein herrlicher Morgen, ein leich ter Südwest bewegte das Laub an den Bäumen. Auf der Treppe traf ich Herrn Hauptmann Ding- linger, der mir schon mit dem Ruf: „Wir werden fahren" entgcgenkam. Also auf nach der Ballon balle Cs ist ein ziemlich weiter Weg dort hinaus. Als ich noch unterwegs war, sah ich schon von fern, daß die Standarte au? der Ballonhalle hochgezogen wurde, ein Zeichen, daß die Prophezeiung des Haupt manns Dinglinger wabr wurde. Als ich heränkam. waren die mächtigen litten der Halle bereits geöff net und wie s,n Sonntagsjchmnck leuchtete mir das Lustungetüm in seiner gelben Farbe entgegen. Der Ballon faßt 360N Kubikmeter Gas und hat eine Länge von etwa 58 Meter. In der Gondel, die acht Personen Platz gewährt, ist auch der Motor (Daim ler) untcrgebracht. Außer den Arbeitern waren nur etwa 15 bis 20 Personen zugegen, die um den Platz berumstanden. Nachdem die Windstärke auf 6 bis 7 Sekundenmeter sestgestellt war, wurde alles zur