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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 08.06.1910
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1910-06-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19100608023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1910060802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1910060802
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-06
- Tag 1910-06-08
-
Monat
1910-06
-
Jahr
1910
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L»«r««oo M«ry«e^ K. Z»«i. (Tel.) Tin Au», slugsdampfer mit Handel»a«gestellten an Lord ist bei der Insel Jnpak gescheitert. 32 Personen sind ertrunken. Kus Leipzig «nü Umgegenü. Leipzig. 8. Juni. Aettet^ericht der Kgl. Sächsischen Landevwetterwarte zu Dresden. Voraussage für den 9. Juni. Nördliche .Winde, wollig bis heiter, etwas kälter. Keine erheblichen Niederschläge. Pöklberg liegt kein Bericht vor. Fichtelberg: Glänzender Sonnenaufgang, Morgenrot, ferne Gewitter nicht sehr weit nach Ost bi, Sud. * Ratrbeschlüsse. Der Rat nahm in seiner heuti gen Sitzung Kenntnis von einer Einladung des Zen- rralverbandes der Kohlenhändler Deutschlands und genehmigte — soweit nötig, unter Vorbehalt der Zustimmung der Stadtverordneten — die Be pflanzung der Kaiserin-Augu st a- Straße zwischen Elisen- und Bäurischer Straße so wie der Straßen I und II Mischen der Eilenburger Bahn und der Oststraße, die Benennung der Straße X zu Leipzig-Gohlis als Halberstadter Straße, die Aus führung von Bauarbeiten zur Einrichtung eines ge meinsamen Kassenraumes im ersten Obergeschoß der Eeorgenhalle, die Neuordnung des Submissionswesens und die baupolizeiliche Feststellung der Fluchtlinie vor den Grundstücken Goethcstraße 3/5 sowie den Austausch von Land in der Goethe- und in der Ritterstraße. * Jubiläum. Am heutigen Tage beging Herr Otto Buschmann das Jubiläum seiner 25jährigen Tätigkeit als Papierlagerhalter der Buchdruckerei Metzger L Wittig. Durch eine stimmungsvolle Feier in den festlich geschmückten Geschäftsräumen wurde der Jubilar — der zwanzigste der Offizin — durch An sprachen und Ueberreichung wertvoller Geschenke seitens des Inhabers und seiner Mitarbeiter be sonders geehrt. * Die örtliche« Berhandl»«ae» im Baugewerbe. Morgen vormittag 9 Uhr werden die Vertreter des Bauarbeitgeberoerdandes au» den Bezirken Wur zen, Grimma, Borna, Rötha und Pegau im „Siebenmännerhaus- in Leipzig mit den Ver tretern der Arbeiterschaft in die Verhandlungen ein treten. Für Leipzig und die Außenbezirke beginnen die Verhandlungen nachmittags 2 Uhr in dem gleichen Etablissement. Die Vertragsbestimmungen werden an diesem Tage festgelegt werden. * Auf der Ausstellung der »Deutschen L«nd«irt- schaftsgesellschast- in Hamburg wurde beim Wett bewerb in Frischmilch der in der Versuchs anstalt des Landwirtschaftlichen Insti tute« der Universität Leipzig erzevmten Milch ein erster Preis zuerkannt. Die Milch erhielt bei der Beurteilung die höchste Zahl von Punkten, nämlich 5V. — Es lei nock» erwähnt, daß diese Milch auch im vorigen Jahre auf der Aus stellung in Leipzig einen ersten Preis erhalten haben würde, wenn sie nicht außer Preisbewerb ausgestellt gewesen wäre. * Die kürzlich gegründete Sektion Leipzig des Touristenklubs „Zugvogel- Berlin, unternimmt näch sten Sonntag, den 12 d. M., ihre 3. Wanderfahrt nach Wendisch-Lind a—Schweinitz—Jessen- Holzdorf. Abfahrt 4.27 Berl. Bhf. Gäste will- tommen! Interessenten erhalten Auskunft durch den Sekrionsführcr E. A. Tautenhahn, Grimm. Steinweg 3. fr Bon einem schweren Unwohlsein wurde in der Elisenstraße eine 43 Jahre alte Arbeitersehe srau aus der Brandvorwerkstraße befallen. Sie er hielt durch de^ Samariterverein die erste Hilfe und fand dann Aufnahme im Krankenhaufe. * Blitzschlag. Bei dem gestern niedergehenden Gewitter, schlug ein Blitz, ohne zu zünden, in ein Grundstück der Mcerveldtstraße in Lößnig. Ein Estenkopf wurde dabei abgeschlagen, ein Stück Dach aufgerissen und mehrere Sparren beschädigt. * Tödlicher Kahnunsall. Bei einer Kahnpartie auf der Pleiße fiel gestern abend ein 23jähriger Büfet tier aus Halberstadt ins Wasser, er ertrank. Der Leichnam konnte bald darnach geborgen werden. * Lebensmüde. Auf einer Promenadenbank am Nathausringc hat sich in vergangener Nacht ein V7jährigcr Schlosser aus unbekannten Gründen erschossen. * Unfug auf den Eisenbahngleisen. Seit längerer Zeit wird aus der Brücke im Zuge der Kirschberg- srraße in Möckern (gegenüber dem Stationsgebäude) von Kindern und halbwücksigen Burschen allerhand grober Unfug getrieben. Man wirft Steine aus die durchfahrenden Züge, belegt die Gleise mit Steinen usw. Vor einigen Tagen warf man von der Brücke herab eine lange Latte direkt in den Schorn stein einer Lokomotive. Das Herausfischen des Holzstückes machte natürlich eine ganze Maste Schere reien. Die Eltern, deren Kinder in dieser Hegend »vielen, werden gut tun, ein wachsames Auge us die Kinder zu haben. Von der Polizei wird man un- nachsichtnch gegen den Unfug vorgehen', ist es doch schon vorgekommen, daß Eisenbahnreisende durch ,erab- geworfene Steine verletzt worden sind. * SO Mark Belohnung. Mittel» schweren Dieb stahls slnd, wie schon berichtet, am vergangenen Sonn tag aus einer Wohnung in L.-Gohlis gestohlen wor den: ein Geldbetrag von 223 .<t, ein goldener Ring mit 3 Brillanten, eine goldene Damen-Remontoir- ubr, ein photographischer Apparat, ein silberne» Be steck, Messer, Gabel und Löffel, ein goldener Herren- Siegel- und ein goldener Damenring, der letzte mit einem Oval, ein Sparbuch des Bauvereins, ausge stellt auf den Namen Tränkler", zwei Zinsscheine der Leipziger Stadtanleihe H O. 8245, fällig am 30. Juni und 31 Dezember 1910 und div. andere Sachen. Der Gesamtwert beträgt annähernd 1000 ^t. Der Geschädigte hat jetzt eine Belohnung von 50 auf die Wiedererlangung der Sachen ausgesetzt. * Erwischter Schwindler Wie wir bereits berich teten, war kürzlich in mehreren Blumengeschäften ein Betrüger ausgetreten, der größere fingierte Be stellungen machte und sich dabei ein Darlchn er schwindelte. Ferner trat er in einem Schuhwaren- geschäst in L.-Tonnewitz auf und erlanate dort auch unter schwindelhaften Angaben ein Paar Schnür schuhe für 18 Weiter kommen noch verschiedene Einmieterschwindeleien aus fein Konto. Der gefähr liche Schwindler ist nun in Schedewitz festgenommen und an die Kgl. Staatsanwaltschaft rn Zwickau ab- geliefert worden. Er ist auch dort in ähnlicher Weise aufgetreten. Er entpuppte sich als der 24 Jahre alte Dachdecker und Geschirrführer Johann Willy Lindner aus Leipzig. Alle die jenigen Personen, die in dieser Weise geschädigt wor den sind, wollen sich bet der hiesigen Kriminalpolizei Zimmer 107 melden. * Raffinierter Ladenkassendieb. Vor kurzer Zeit erschien in einem Zuckerwarengeschäft im Westviertek ein dess^rßekleidetel Mann und verlangte 12 Ta feln Schokolade pro Tafel für 1 Die Geschäftsinhaberin führt« derartiae Schokolade nicht und ersuchte daher den Fremden zu warten, damit sie telephonisch die Ware bestellen könnte. Zu diesem Zwecke begab sich die Geschäfteinhaberin zu einem Nachbar unck» ließ ihren Sohn zur Beaufsichtigung des Geschäfts zurück. Dieser kam alsbald nach und teilte der Mutter mit, daß der Fremde 2 Dutzend Tafeln Schokolade wünsche. Als die Frau nach kurzer Zeit ihr Geschäft betrat, war der Unbekannte ver schwunden und die Ladenkasse ausge plündert. Der Spitzbube it etwa 30 Jahre alt, von mittlerer, untersetzter Gestalt, hat gesundfarbiges Gesicht und blonden Schnurrbart. Bekleidet war er u. a. mit grauem Jackettanzua. roter Krawatte und weißem Strohhut. r f Beucha, 8 Juni. (Ein schwerer Un fall) ereignete sich gestern nachmittag im Stein bruch der Firma Gümther L Fiedler. Dem 37 Jahre alten Arbeiter Valentin Pinck aus Kleinsteinberg, fiel ein ca. 40 Zentner Stein auf dem Leib. Der Nkann, der anscheinend schwere innere Verletzungen davontrug, wurde in das Leipziger Stadtkrankenhaus übergeführt. Kus Sachsen. Dresden, 8. Juni. * Den Berletzungen erlegen. Die bei dem Brand unglück in der Wernerstraße schwerverletzten beiden Kinder sind noch im Laufe des Ungliickstages g e st o r b e n. (:) Lohnbewegung. Unter den hiesigen Brauereiarbeitern ist eine Lohnbe wegung ausgebrochen, die sich in der Hauptsache gegen den Verband der Brauereien von Dresden und Umgegend richtet. Die Arbeiter haben den Brauereien einen neuen Lohntarif vorgelegt, worauf die vereinigten Brauereien der Lohnkommission einen Gegentarif unterbreitet haben, den die Arbeiter nicht annehmen wollen. * * Königsbrück, 8. Juni. (Zu dem schweren Unglück), das gestern das 177. Infanterie-Regi ment betroffen hat, ist weiter zu melden: Während der gestrigen ersten Uebung zog ein heftiges Gewitter herauf, um deswillen die Heimkehr der Soldaten an geordnet wurde. Schon war die 1. Kompanie des 177. Infanterie-Regiments im schützenden Lager ein getroffen, als sich gegen -112 Uhr das Gewitter ent lud. Die 2. und 3. Kompanie des Regiments, die bei dem Exerzieren den Feind markiert hatten, rückten zuletzt ein, die 3. Kompanie bildete den Schluß. In der Nähe des Naumann-Denkmals fuhr ein Blitz strahl in die letzten Reihen der 3. Kompanie und richtete furchtbares Unheil an. Der im zweiten Dienstjahr stehende Gefreite Hornist Klinkicht aus Cunnersdorf b. Pirna sowie die Soldaten Hor- nickel aus Nöthnitz bei Dresden und Boden au» Dippoldiswalde stürzten sofort tödlich getroffen nie der. Schwer verletzt wurde der eine achtwöchige llebung ableistende Leutnant der Reserve Dr. Weiß wang e - Dresden, dem ein großer Teil der Ee- fichtshaut verbrannt wurde, ferner der im 4. Dienst jahre stehende unverheiratete Unteroffizier Stein - selb, der ebenfalls Verbrennungen im Gesicht er litt, und 3 Soldaten. Außerdem erlitten noch zwei Unteroffiziere und 8 Mann Brand- und Rißwunden leichterer Art. Die Toten und Verletzten wurden sofort von ihren aufs höchste bestürzten Kameraden nach dem Königsbrücker Lazarett gebracht. Der Zu stand der Verletzten soll nicht besorgniserregend sein. stn. Pobershau, 7. Juni. (Vom Blitz ge troffen) und eingeäschert wurde das Bauerngut des Gutsbesitzer» Heinrich Bräu- n i g. Das Vieh und ein Teil des Mobiliars konnte gerettet werden. Kus Sschlens Umgebung. * Teplitz, 8. Juni. (Bluttat eines Sech, zehnjährigen.) In Ko st en schoß der 16 Jahre alte Glasarbeiter Hubert Flink den 11jährigen Ludwig Kirsch, der im Fabriksgarten gelernt hatte, mit einer Flobertpistole in den Unter leib. Flink hatte noch die Roheit, den verletzten Knaben, der am Boden lag, beim Halse zu packen und ihn wegzuschleudern. Die Verletzung Kirschs ist tödlich. s. Koswig i. Anhalt, 8. Juni. (Beim Baden ertrunken.) Ein ca. 27sähriaer Mann, namens Tie de, wollte nach Dockerode schwimmen. In der Nähe der Frauenbadeanstalt rief er mehrmals um Hilfe und verschwand in den Fluten. Erne Rettung war unmöglich, weil ein Dampfer gerade passierte und das Hinzueilen eines Kahnes ver hinderte. Gerichtes»!. Vie Vlkiziecstrs giiüle in Mlenltein. (Fortsetzung.) sl». Allenstein, 8. Juni. In der weiteren Verhandlung der gestrigen Nach- mittagssitzung fährt der Vorsitzende nut der Verneh mung der Angeklagten fort: Nach dem Geständnis des Herrn v. Gäben «ollen Sie noch einen andern Plan mit ihm besprochen haben. Und nun kommen wir auf die unglückselige Geschichte, mit der Herr v. Gäben am 5. Januar 1908 hervorgetreten ist. Es ist die Giftasfäre. Wie ist di« Rede aus das Gift ge kommen? — Angekl.: Da» weiß ich nicht. — Vo r s.: Es soll bereits im Oktober 1907 davon di« Rede ge wesen sein. Don da an sind di« ersten Giftscheine datiert. — Angekl.: Ich weiß nur, daß Herr von Göben mit einer Flasche zu mir kam. mir mit ver zweifelter Stimme die Flasche gab und sagte: Wir machen ein Ende, hier habe ick» Arsenik: wir müssen ei« Ende machen. Lors.: Ja, mit wem denn? — Angekl.: Da» hat er nicht gesagt, aber ich habe mir gedacht, wen er meinte. — Bors.: Der erst« Giftschein lautet vom 9. Oktober; aber schon vorher hatte Herr v. Göben Lrsenikpulver vom Apotheker verlangt. — Angekl.: Lr kam zu mir mit dem Arsenik; ich habe «» ihm aber zuruckgegeben und gesagt, es ist ekelhaft, er solle es lieber wegnehmen. Ich fragte ihn, wo er eigent lich hinauswollte?. — Vor j.: Nun, er sprach doch davon, ein Ende zu machen. Herr v. Göben hat nun behauptet, Sie hätten die Anregung gegeben. — An geklagte: Nein. — Dors.: Dokterte Herr v. Göben nicht auch mit Arsenik an sich herum? — Angekl.: Ja. — Vors.: Später hat er Ihnen noch ein Flasch, chen Arsenik gebracht, hat er da nicht auch gesagt, wem Sie das Gift geben sollen? — Angekl.: Nein. — Vors.: Aber Sie wußten, was er wollte? — An geklagte: Ja. — Vors.: Es ist merkwürdig, daß das zweite Fläschchen doppelt so viel Arsenik enthielt wie das erste; es enthielt 35 Zentigramm. Damit könnte man ja da» ganze Schwurgericht vergiften. Wie erklärt sich das Fehlen von 15 Zentigramm. — Angekl.: Die habe ich fortgenommen; ich wollte bei Frau Graetz das Gift nehmen, aber diese hinderte mich daran. — Vors.: Herr v. Gäben hat sich vor her schon einmal Arsenik von einem Königsberger Arzt verschreiben und sich dann statt 20 25 Zenti gramm geben lasten. Herr v. Gäben behauptet, mit diesem Fläschchen sei auch ein Vergiftungsoersuch unternommen worden, wie ist das? — Angekl.: Das höre ich heute zum ersten Mals. — Dorf.: Herr v. Gäben behauptete, er hätte Ihnen das Fläschchen gegeben und Sie hätten den Inhalt in Milch oder Kaffee getan und diesen Ihrem Manne vorgesetzt; es hätte diesem aber gar nichts geschadet; es hätte ihm sogar gut geschmeckt. - Angekl.: Da hätte er doch aber mästen tot sein. — Vorl.: Es scheint aber doch etwas sehr Unangenehmes passiert zu sein, das darauf hindeutet, daß wohl der Gedanke. Ihr Mann könne sterben, erwogen wurde. Da möchte ich Ihnen die Sache mit dem Schreibtisch vorhalten. — Angekl.: Ich habe Herrn v. Gäben gesagt: Mein Mann hat Briese in seinem Schreibtisch von meinen Freunden, wenn wir uns stritten, hat er mir stets diese Briefe vorgehalten und gedroht, sie meinem Bruder auszuliefern. Ich bat daher Herrn v. Göben, er solle mir helfen, den Schreibtisch aufzumachen unv die Briefe wegzunehmen, und zwar sollte er dazu einen Nachschlüssel dei einem Schlosser machen lasten. Das ist auch geschehen, wir haben den Schreibtisch aufgeschlossen und die Briefe genommen. — Vors.: Herr v. Göben sagt, Sie hätten das Testament Jkres Mannes nachsehen wollen. — Angekl.: Nein. — Vor!.: Wissen Sie, was darin steht? Sie haben doch wohl vermutet, daß Sie enterbt seien? — Angekl.: Ich habe das Testa ment weder gesucht noch gesehen. Im übrigen inter essierte mich das Testament gar nicht; denn mein Mann hatte mir schon früher gesagt, sein Vermögen gehöre selbstverständlich nicht mir. sondern den Kin dern. — Vors.: Unter welchen Voraussetzungen sind Sie die Ehe eingegangen, hatten Eie keinen Ehever trag? — Angekl.: Nein, er hat mein Vermögen verwaltet, und ich war damit zufrieden. — R.-A. Bahn: Was Herr v. Göben über das Gift gesagt hat, stimmt auch nicht. Ich meine, die Angeklagte hatte ein gewisses beruhigendes Gefühl, das Gift bei sich zu haben, falls sie sich einmal das Leben nehmen wollte. R.-Ä. Bahn fragt die Angeklagte, ob sie nicht ein Alleinsein ihres Mannes mit Herrn von Gäben in der letzten Zeit wiederholt vorsichtig ver hindert habe. — Vors.: Ist das richtig? — An geklagte: Ja. Herr v. Gäben kam einmal zu mir und fragte, ob jemand mit meinem Manne mit gegangen sei. was ich bejahte, obwohl es nicht richtig war. — Wir kommen nun zu dem vielbesprochenen Schwur unter de« Weihnachtsbaum. Angekl.: Den habe ich von Anfang an bestritten. Wir sind den ganzen 24. Dezember nicht allein ge wesen. Immer waren die Kinder oder Fräulein Eue bei mir. — Bors.: Frl. Eue Lat aber bekundet, sie sei vielfach abwesend gewesen. Angekl.: Aber dann waren die Kinder bei mir. Ich habe den ganzen Tag mit den Kindern im Saale gespielt, und da ist Herr v. Gäben allerdings mehrfach dazugekommen. Ich habe ihm aber nichts gesagt und kann nur be tonen, daß, als ich von diesem anaeblichen Schwur unter dem Weihnachtsbaume erfuhr, ich sofort ge beten habe, mich doch Herrn v. Göben gegenüberzu stellen, damit er mir sagen solle, in welchem Sinne und unter welchen Umständen dieser Schwur zustande gekommen fei. Bei einer so wichtigen Sache mußte er doch noch Einzelheiten angeben können. Dazu war er aber niemals imstande. — Vors.: Herr v. Gäben bekundete, Sie hätten unter dem Weihnachtsbaum ge standen und zu ihm gesagt, Sie hofften, schon im nächsten Jahre mit ihm vereint unter dem Wcih- nachtsbaum zu stehen. Er erwiderte, daß er dieselbe Hoffnung habe. Sie Hütten gesagt: Es kommt doch nicht dazu, du hast keinen Trieb dazu. Ich bin über zeugt,'in einem halben oder ganzen Jahre stnd wir noch ebensoweit. Er habe erwidert: Weshalb denn nicht? Ich liebe dich doch und bin bereit. Darauf sollen Sie gesagt haben: Schwörst du mir das? und er habe geantwortet: Ja. ich schwöre es. — An geklagte: Nein, der Schwur unter dem Weih nachtsbaum hat sicher nicht stattgefunden. — Vorst: Sie sagen nun, der Gedanke, die Vereinigung mit Herrn v. Gäben nach dem Tode Ihres Mannes herbel- zuführen, hätten Sie mehr als eine Phantasie nnd Spielerei des Herrn v. Gäben aufgefaßt, und Sie seien nur scheinbar darauf eingegangen, um ihn zu beruhigen. Run ist das Merkwürdige bei der Sache, daß Sie sich schon mit der Mutter des Herrn v. Göben geschrieben haben, und daß Eie ihr mehrfach in den Briefen zu erkennen gaben, daß Sie Herrn v. Göben heiraten wollten, obwohl die Ebe noch bestand. — Angekl.: Das batte er seiner Mutter geschrieben, und ich war zu schwach, ihm zu widersprechen. — Vorst: Aber Sie haben der alten Dame auch Geschenke gemacht, ebenso, wie sie Ihnen zum lebten Weihnachtsfest etwas schickte, das nicht mehr in Ihre Hände gelangt ist. Auch Ihr Bild hat die alte Mutter besessen. — Angekl.: Das weiß ich nicht mehr. — Staats anwalt: Die Angeklagte sagt, sie erinnere sich an diese Briefe, die sie der alten Dame schrieb, nicht mehr. Erinnert sie sich deshalb nicht daran, weil es zuviel Briefs waren, oder bebauvtet sie. überhaupt keinen Briefwechsel mit ihr unterhalten zu haben. — Angekl.: Ich gebe zu, es find mehrere derartig« Briefe geschrieben worden. — Der Vorsitzende bemerkt, daß er die Verlesung der Briefe später vor nehmen werd«, da sie als Muster in die Stickerei des Prozesse« hineinaebörten. — Darauf werden die Ver handlungen auf Mittwoch vormittag vertagt. Die Pttnz-Seinrich-Mhrt. lieber die Ergebnisse der Prinz-Heinrich-Fahrt auf der fünften Strecke son Straßburg nach Metz (334,8 Kilometer) liegen noch folgende Mel dungen vor: Metz, 8. Juni. Lusgeschieden stnd di« Wagen 13, 17, 23, 28, 71 und 43. Noch ungewiß, da bis zum Sin Zwischenfall im Allensteiner Prozeß. Allenstein, 8. Juni. (Eigene Drahtmeldnng.) In der heutigen Bormitagssitzuna des Mordprozesses oerftel di« Angeklagte Frau Weber, als die Situation in dem Mordhause klargelegt wurde, plötzlich in Schreikrämpfe, und war nicht fähig, sich zu erheben. Im Zeugenzimmer ver suchten die Aerzte, ihren Zustand zu beruhigen. Die Sitzung wurde unterbrochen, sie soll aber mittags wettergeführt werden. Kontrollschluß gestern abend nicht eingetroffen: 57, 71, 114, 118 und 125. Im ganzen stnd di» jetzt 38 Wagen ausgeschieden, einschließlich der in Berlin nicht abgenommenen oder nicht gestarteten 8, 44, 56. 63, 94, 102, 103 und 112. Während der Fahrt der fünften Etappe wurden die Teilnehmer von drei Ge wittern heimgesucht. Die Wagen mußten infolge der heftigen Regengüsse zum Teil ausgeschöpst werden. Viele Teilnehmer litten um so mehr unter der Nässe, als sie wegen der Hitze nur leiHt angezogen waren. Auf der Strecke wurden zwei Baume vom Blitz ge troffen und versperrten teilweise den Weg. Die Abfahrt der Teilnehmer an der Prinz-Heinrich- Fahrt über die letzte Strecke von Metz nach Hom- burg v. d. H. (349,8 Kilometer) begann heute früh von 7 Uhr an in Metz amDeutschenTore. Am Start hatten sich noch 93 Wagen eingefunden, von denen drei außer Konkurrenz fuhren. Nach der gestrigen zweiten Schnelligkeitsprüfung, die durch den schweren Unalücksfall auf zwei Stun den unterbrochen wurde, hat Wagen Nr. 51 (Ferd. Porsche, Wiener Neustadt) mit 20,90 Gutpunkten in beiden Flachrennen am besten abgeschnitten. Da Porsche noch keinen Strafpunkt zu verzeichnen hatte, dürfte er als erster Anwärter auf den Sieg in Betracht kommen. Die voraussichtliche weitere Reihenfolge dürfte folgende sein: 2. Wagen Nr. 46 (Fischer, Wiener Neustadt) 20,51 Gutpunkte; 3. Wagen Nr. 4 (A. Henney, Hachenburg) 20,01 Gut punkte; 4. Wagen Nr. 47 (F. Hamburger, Wien; Führer: Graf H. Schönfeld) 19,59 Gutpunkte; 5. Wagen Nr. 8 (H. Ephraim, Görlitz) 18,98 Gut punkte; 6. Wagen Nr. 87 (A. Erle, Mannheim; Führer: O. Philipp) 18,59 Gutpunkte; 7. Wagen Nr. 61 (A. Paul, Frankfurt a. M.; Führer: Hugo Wilhelm) 17,92 Gutpunkte; 8. Wagen Nr. 81 (Graf Geza Andrasiy, Pest; Führer: Th. Pilette) 17,81 Gutpunkte; 9. Wagen Nr. 29 (E. Günther, Chemnitz) 17,71 Gut punkte; 10. Wagen Nr. 38 (Carl Neumaier, Mannheim). An 13. Stelle steht der Wagen des Prinzen Ludwig von Bayern. (Die Fahrzeiten bei der zweiten Schnelligkeits prüfung auf der Strecke Heiligenkreuz—Maienheim bewegten sich zwischen 2 Minuten 30 Sekunden und 3 Minuten 32 Sekunden.^ Der Unfall. Der bei der Schnelligkeitsprüfung verunglückte Direktor Franz Heine-Hannover erlitt einen Schenkelbruch, mehrere Rippenbrüche, einen Armbruch, eine Echulterverrenkung und eine schwere Quetschwunde am Kopf. — Das Unglück soll auf die zu st a r k e W ö l b u n g d e r Straße zurückzuführen sein, ferner darauf, daß der Schwerpunkt des Wagen zu hoch liegen soll, so daß der Magen unruhig schleudernd lief. Beim Versuch, den Wagen auf die Mitte der Straße zu bringen, zog der Lenker das Steuer zu stark an, so daß der Wagen aus die linke Seite des Weges hinübergeriet und gegen einen Daum geschleudert wurde. Letzte Kschttchten. Beileidstelegramm de» Kaiser» au» Anlaß de» Unglück, beim 177. Infanterie-Regiment. -s- Dresden, 8. Juni. (Priv.-Tel.) Kwi-ier Wilhelm sandte anläßlich des schweren Unglücks, das dem Infanterie-Regiment Nr. 177 auf-»dem Marsche nach Königsbrück gestern zuftieß, folgendes Telegramm an König Friedrich August: Das Unglück, das Dein 177. Regiment so jäh betroffen hat, und dem so viele brave Solda ten zum Opfer fielen, hat mich aufs schmerzlichste bewegt. Sei bitte angesichts dieses elementaren Verhängnisses meiner herz lichen Teilnahme versichert. W N h e l m. König Friedrich August antwortete darauf: Meinen herzlichsten Dank für Dein so wohl tuendes Beileid. Vier der Betroffenen sind bereits al» gesund entlasten. Meine Armee und Ich sind stolz auf Deine Fürsorge. In treuer Freundschaft Friedrich August. Die Trauung des Prinzen Friedrich Wilhelm mit Agathe von Ratibor. — Berlin, 8. Juni. (Eigene Drahtmeldung.) In feierlicher Weise wurde heute vormittag im Neuen Palais zu Potsdam die Vermählung des Prin zen Friedrich Wilhelm von Preußen mit der Prinzestin Agathe von Ratibor-Torvey vollzogen. Im Äpollosaal erfolgte die Unterzeichnung der Ehe akten, worauf der Minister des königlichen Hauses, Graf zu Eulenburg, die standesamtliche Trauung vor nahm. Die kirchliche Trauung vollzog Oberhofpredi ger Dryander. * Mord in der Jnstr«ktionsstu«de. O Ravenna, 8. Juni. (Eigene Drahtmeldung.) In der Instruktionsstunde gab ein Znfan- teriesoldat auf den unterrichtenden Offizier aus dem Dienstgewehr vier Schüsse ab und tötete sich dann selbst. Die Mordtat konnte nicht mehr vcr hindert werden. UuuNa. g. äuni. kiaoddSra« 2 Udr 48 bllo. >I«><t4l4r444ll4«b. k>4s»,Iiö>« 8«I>l l>«iil»ck« 8«>il vilboot« 8«N >.»»«!>». 8,«i4ob4 «l4«4s I»dk«4l, t.»d,ek,r k«b»i>t,,zli44«d. 5444044» io»b«<I«4 8Mm«4 0si4»lb»t>«4» >i4sl<Il«>Uli»ba vlNrlidZSsbrb» li««l«b 8»lkb»ri>1»>b4 4^ c»»«. I. 08 isor«r 8,4444 8p«>1« ll4!lii>4»i» Ui»,, tM4i>lo4s Ilr»,4» Sodtmu« l>osl»»<t« linloa llab,4lot>«»4s1l i.»«»biM4 bd«r».8»«od4b»d. Ob«». si,4il,z. ^b«l». ^Oomd.ek« L»l,44»tseb4, Id. S«l. 8Is>:»d. X»md. O»«t«>f»bN Olm,»,ob. bontä. l.to><l lili404 0«il»«b-v«b«n— llsttr. k»».!.,!«»«. 0°I«. Iru?«. .'."vt»v>44 VI»boi><» O«,t,«b, S»»b l>s4«l»« 8»«b ss»a«o»4» l.«mb»r8«> psior ti«i»si«!> 8Mm«4 >»«<,ii,i>n Ii44»4 v»II>o>»«b. Ll. S,s>. lLst«Uo„ e»i«s,d. > ISÜi« ! ' I.«>s»!M« ! 0,sw,»«A Uli4» ! ö4«b,mv ^vn! Zvdr 15-Uio Ü7L7 I V«»44b1sei>4- b«,6»4s komdsibx «.«»emdos^U b0b41l»d4»4s» ?bSim «ibsi«. 5l»v §!4M4<>4 t b««4 V4»l4«d-ll4d4s44« r>4tir. 8edvki«U»r Knttk »ud Verla, »r» vrtvitge» ragrvlatte, lk. V«» 2-». ». Ich—« i» «»<»»>«. llhefrrdaltrur: «»als «chtrdi. verantworUtche Redakteure: Kür Palttil Ir. «. «ttntber. lokale und lüchflsche Angelegenbeiten, rageSLronik une vermischte« vuttlar, da» Feuilleton Pau» Schaumburg, MusU ». «Nsserab« Sport und TertchtSsaal I. Haarsel». Vttr die Handeltaaitung « «trchrattz. Für den Inseratenteil Hm»« Hllikmam». Sämtlich in Leipzig.
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