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Amtsblatt des Rates und des Rolizeiamtes der Ltadt Leipzig. Anzeigen-Preis str Auierale au« vetvng und Umgebung dm Kgeivaltene SO mm breite Petitzelle 2S die 74 mw breite Reklame,eile I «an auiioärt« io 2s, Reklamen l.äl) Inserate »an Bebbrden 'M amtlichen Teil die 74 nun breite Petit^ile 4, chrlchäit«nnm>aen mit P atzvorschristen und in drr Abendausgabe im Preise erbebt. Raban nach Laris. Beilagegebübr 5 V. Tausend exkl. Postgebühr. Fefterteilt« Austräge kännen nicht ,urück- gerogen werden. Für das lirjcheinen an beftlinmtrn Tagen und Plätzen wird keine Garantie übernommen Ln^igeo-Annahme; Augustutzplatz 8, bei sämtlichen Filialen u. allen Annoncru- Expeditionen de« In- und Auslände«. Haupt »Filiale Berlin: Tarl Dnncker. Herrogl. Bahr. Hosbuch» Handlung, Lützowstraß« It>. (Telephon V4, Ar. 4vo6). Haupt-Filiale Dresden: Seestrabe 4. l. (Telephon 462i). Nr. lS2 Lonnsden», »en 4. Tuns ISIS 104. Jahrgang. pulikiläie Aschrlchten. Besuch des sächsischen Gesandten in Bosnien. Dresden, 4. Juni. (Tel.) Wie wir aus Wien hören, wird der sächsische Gesandte in Wien, Graf Rex, in diesen Tagen auf Einladung des gemein samen Finanzministers Freiherrn v. Burian Bosnien und die Herzegowina besuchen. Telegrammwechsel zwischen König Viktor Emanuel und Kaiser Wilhelm. Rom, 4. Juni. (Tel.) Der König hat ein in sehr herzlichen Worten gehaltenes Telegramm an Kaiser Wilhelm gesandt, in dem er seiner Genugtuung und seinem Dank für die Aus- nähme Ausdruck gibt, die der Minister des Aeußern di San Giuliano in Berlin gesunden hat. Der Kaiser hat darauf telegraphiert, daß er sehr erfreut war über den Besuch des Ministers. Papst und Kaiser Wilhelm Rom, 4. Juni. (Tel.) Das Blatt „Perseveranca" teilt mit, daß der Papst anläßlich der Er krankung des Deutschen Kaisers an diesen persönlich ein Telegramm gerichtet hat, um sich über dessen Befinden zu informieren. In dem Tele gramm drückt der Papst die Hoffnung auf baldige völlige Wiederherstellung des Kaisers aus. Bon einem Entschuldigungsschreiben des Papstes wegen des gehässigen Tons der Borromäus-Enzyktika haben wir noch nichts gehörr. Aus der französischen Kammer. Paris, 4. Jupi. (Tel.) Die Kammer hat in ihrer gestrigen Sitzung 504 Deputiertenman date ohne Debatte für gültig erklärt. Die rest lichen 93 Mandate, gegen die-Proteste ein gelaufen sind, dürften Anlaß zu einer mehr oder weniger lebhaften Erörterung bieten. Der Pariser Deputierte Berry will bei dieser Gelegenheit einen Antrag einbringen, daß über die Gültigkeit dieser Mandate öffentliche und namentliche Abstimmung er folge. Ministerpräsident Briand wird am nächsten Donnerstag, da die Kammer bis dahin end gültig konstituiert sein werde, die Regierungs erklärung verlesen. Wie verlautet, enthält die im gestrigen Ministerrat beschlossene Erklärung außer einer Darstellung des Regierungsprogramms auch die nachdrückliche Betonung, daß das Mini sterium entschlossen sei, alle Errungenschaften bei der Verwaltung der öffentlichen Einrichtungen zu be festigen. Die Regierungserklärung wird zweifellos eine mehrere Sitzungen aussüllende Jnlerpellations- debatte über die allgemeine Politik des Ministeriums Hervorrufen. Die Finnland-Debatte der Reichsduma. Petersburg, 4. Juni. (Tel.) In der gestrigen Beratung des Gesetzentwurfs betreffend Finnland bezeichnete der Referent Graf Bennigsen in der Reichsduma die Vorlage als gesetzmäßig. Miljukow (Kndettenpartei) führte aus, der Dringlichkeitsantrag beweise einen Mangel an staat lichem Rechtsbewußtsein bei der Mehrheit und schloß. „Richtet euch zugrunde, wenn ihr wollr; die .Kadettenpartei macht nicht mit." Anrep (Oltobristt sagte, westeuropäische Gelehrte leiteten unnützerweise aus einer Staatsaufgabe der russischen Regierung eine juristische Anklage her. (Zerfall rechts und in der Mitte.) Die Vorlage sei eine stoelliche Notwendigkeit Die Liebedienerei vor den Grenzmarken muss: aushören. Anderseits sei eine Russifizierung zu unterlassen. — Die Dringlichkeit wurde mit 186 gegen 120 Stimmen angenommen. — Gegetschkori (Sozialdemokrat) erklärte sodann, ohne Zustimmung des Landlags lönnten die finnischen Grundgesetze nicht nbgeändert werden. Samys- lowski (Extreme Rechte) sagte, Finnland bedrohe die Sicherheit des Reiches: durch die Gesetzgebung, nötigenfalls mit Waffengewalt müsse mau dem ent gegentreten. Stolypin erklärte, bei der Beratung dieser wichtigen Frage die grüßte Zurückhaltung beobachten zu müssen. Die Beziehungen zu Finn land zuzuspitzeu, wäre ein verhängnisvoller Fehler und ein gewissenloses Abenteuer, aber nur eine vei- brecherische Untätigkeit könnte die Regierung ver anlassen, diese Frage totzuschwcigen. (Verfall rech.s und im Zentrum.) Stolypin gab dann eine Dar stellung der Geschichte der Frage der allgemeinen Reichsgesetze und wies darauf hin, daß beiderseits deren Notwendigkeit anerkannt ser. Es frage sich nur, wer zu bestimmen habe, welchen Gang die allgemeinen Reichsangelegenheilen zu nehmen hätten. Die russische Regierung sei dafür, daß Finn land weitgehende Lokalautonomie ge nieße, anderseits aber überzeugt werde, daß alle ganz Rußland betreffenden Angelegenheiten und alle finnischen Gesetze, die die Reichcintcressen be rührten, die Kompetenz des Landtage über schritten. Das Recht, wie cs füe den finnischen Landtag allein begehrt werde, widerspreche dem Wesen der finnischen Verfassung. Die Berufung frnnischer Abgeordneter in die Reichs, duma und den Reichsrat sei ein Akt höchster Gerechtigkeit und beweise gleichzeitig die Ein- heit des russischen Reiches. Unabhängig von dem finnischen Rechlsbcwußtsein existiere auch ein russisches Rechtsbcwußijein. Die jetzige Angelegenheit sei der Duma vom Kaiser anvertraut, ohne deren Mit wirkung werde das Reichsgesetz nicht durchgestihrt werden. Der Minister schloß: „Beweisen Sie, die Sie hier Rußland verkörpern und vom Monarchen in einer Angelegenheit befragt sind, wie Sie eine ähn liche noch nie erledigten, daß in Rußland ein am höchsten aus die Dolkskrast gestütztes Recht steht. (Andauernder stürmischer Beifall und Bravorufe rechts und im Zentrum ) Unruhen in Nanking. In Nanking bereitet sich für den Tag der Eröff nung der Ausstellung fremdländischer Erzeugnisse eine arge Fremdenmetzelei vor. Die Konsuln der europäi schen Staaten haben ihren Schutzbefohlenen geraten, sich an die Küste unter den Schutz der Kriegsschiffe zu begeben. Es liegen folgende Drahtnachrichten vor: Peking, 4. Juni. (Tel.) Wie das Reutersche Bureau erfährt, haben die Konsuln berichtet, daß die heimischen Ruhestörer offen eine freche Haltung gegenüber den Fremden annehmen. Sie haben die Mauern des amerikanischen Konsulats verunreinigt. Die Androhung einer Revolution für den 5. I u n i, den Tag der Eröffnung einer Ausstellung in Nanking, haben chinesische Kaufleute veran laßt, mit ihren Schätzen aufdasLandzuflüch- ten, wo sie ihr Hab und Gut begraben. Die Kon suln haben die Fremden aufgefordert, die Stadt zu verlaßen. Paris, 4. Juni. (Tel.) „New Pork Herold" mel det aus Washington: Das Ministerium des Auswär tigen ist vom amerikanischen Botschafter in Nanking informiert worden, daß dort in den Straßen Plakate angebracht worden sind, die ein Massaker der Ausländer und die Vernichtung und Beraubung ihrer Güter ankündigen. London, 4. Juni. (Tel.) Nach einer Meldung der „Times" aus Schanghai befürchtet man nach gestern aus Nanking eingetroffenen Telegrammen dort eine Metzelei. Der britische Konsul Mister Goffe hat die englischen Untertanen in Schanghai aufgefordert, die Stadt zu verlassen und sich nach der Umgegend von Hsia - Eouan sowie nach der Küste zu begeben, wo sie unter dem Schutz der europäischen Kriegsschiffe stehen würden. Die Feind seligkeiten gegen die Ausländer sind jedoch nicht allein die vorherrschende Stimmung, sondern die Er regung der Bevölkerung richtet sich auch hauptsächlich gegen die von verschie denen Staatsbeamten verübten Unterschla gungen. Die einheimischen Zeitungen von Nanking klagen die Staatsbeamten an, bei den Vorarbeiten für die Ausstellung bedeutende Summen unterschlagen zu haben. Der König von Griechenland in Rom. Rom, 4 Juni. (Tel.) König Georg von Griechenland trifft heute hier ein und wird im Laufe des Tages, nachdem er einen Besuch im Quiri - nal gemacht hat, mit dem Minister des Aeußern San Giuliano über die Kretafrage sprechen. Eröffnung der argentinischen Landwirtschafts ausstellung. Buenos Aires, 4. Juni. (Tel.) Die inter- nationaleLandwirtschaftsausstellung Sine SrklSmng Weingartners. Hosopcrndircktor Weingartner verösfentlicht in der „N. Fr. Pr." folgende Erklärung: „Graf Hülsen- Haescler hat, wie Ihr Korrespondent mitteilt, die Klage gegen mich, die er bei der Königlichen Staats anwaltschaft eingebracht hatte, zurückgezogen, weil ick' die Behauptung aufgestellt hätte, ich lehne die Ver antwortung für die Veröffentlichung des Telegramms an Direktor Neumann ab. Um dem Grafen die Möglichkeit zu entziehen, sich wieder darauf zu be rufen, daß er darum keine Klage erhebe, weil er aus formellen Gründen einen Freispruch be fürchte, erkläre ich hiermit, daß ich für den W ort laut des Telegramms, das Anfang des Jahres 1909 an Direktor Neumann gerichtet wurde und das den Grafen Hülsen-Haeseler zur Klage ber der Königlichen Staatsanwaltschaft in Berlin ver anlaßte, die volle Verantwortung über« nehme und im ganzen Umfang aufrechterhalte. Ich glaube, daß Graf Hülsen-Haeseler nach dieser Er klärung nicht umhin kann, nunmebr doch Klage zu erheben. Um aber die gerichtliche Austragung dieser Angelegenheit unter allen Umständen sicherzustellen, habe ich gleichzeitig gegen den Grafen Hülsen- Haeseler als Inspirator jener Er- klärung, in der mir rücksichtsloser Vertragsbruch oorgcworfen wird, sowie gegen das Komitee der Berliner Königlichen Kapelle, als Unterzeichner der Erklärung, die Ehrenbeleidigungsklagc beim Landgericht Wien eingebracht." Damit dürfte der Reigen der Erklärungen und Gegenerklärungen beendet kein und die Angelegenheit nunmehr auf gerichtlichem Wege zur end gültigen Entscheidung kommen. * ... Vortrag von Moszkowski. In der Abteilung für Literatur und Kunst der Leipziger Freien Stu dentenschaft wird heute abendS'H Uhr im Hotel sachsenhof der Redakteur der »Lustigen Blätter" Herr Alexander Moszkowski über „Die Kunst in 1000 Jah ren sprechen. Jedermann ist willkommen. * Die Kaiserliche Leopoldinisch-Karolinische Deutsche Akademie der Naturforscher in Halle hat den Ge heimen Mcdizinalrat Professor Dr. Roux in Halle zum Adjunkten für die Provinz Sachsen und zum Stellvertreter des Präsidenten gewählt. Der Ge heime Regierungsrat Professor Dr. Brandt in Kiel ist nach Ablauf der zehnjährigen Amtsdauer zum Adjunkten für Schleswig-Holstein, Mecklenburg, Ham burg, Lübeck und Lauenburg auf weitere zehn Jahre wiedergewählt. — An Stelle des verstorbenen Ge heimen Regierungsrals Professor Dr. Landolt in Berlin ist der Geheime Rat Professor Dr. Eng ler in Karlsruhe i. B. zum Vorstandsmitgliede der Fachsektion für Chemie gewählt worden. Kammermusikfest in Darmstadt. Der erste Fest tag brachte, wie uns ein Privattelegramm meldet, als Glanzpunkt Robert Schumanns C-Dur- Fantasie Opus 17 durch Frederic Lamond (Berlin) am Klavier. Auch die Darmstädter Kammermusik vereinigung wurde für Schumanns Quintett 44 und die Altistin Frau Durigo (Pest) für vier Schumann- sche Lieder mit reichem Beifall der Anwesenden, unter denen auch das Eroßherzogspaar war, belohnt. * Die Münchner jurylose Ausstellung, die im Mittel bau der städtischen Schrannenhalle heute ohne Feier lichkeiten eröffnet wird, hat nach einer gestern unserem Mitarbeiter ermöglichten Vorschau nahezu 1000 Bilder in den von der Stadt überlaßenen Räumen vereinigt. Der deutsche Künstlerverband München, an dessen Spitze Max Feldbauer, Hugo Schimmel und Ludwig von Senger stehen, tritt Heuer zum erstenmal mit einer jurylosen Ausstellung in diesem Umfange in die Öffentlichkeit. Man müßte voreingrnommen sein, wenn man diese Bilderschau — Plastiken sind nur in beschränktem Maße vorhanden — als eine untergeordnete Leistung des produzieren den Münchens bezeichnen wollte. Neben vielem, was eine kritische Jury nicht passiert haben würde, sind doch eine sehr große Anzahl aedieaener Arbeiten auf den verschiedensten Gebieten vorhanden, und Träger bekannter Namen haben gezeigt, daß sie vor dem Odium, das bisher noch in München einer furylolen Ausstellung anhasten mag, nicht zurückfchrecken. Die Räume sind von der Hängekommission mit bescheide nen Mitteln zweckentsprechend ausaeftattet worden. Nicht nur Münchner Künstler sind bei der Aus stellung oertreten, auch Karlsruher, Stuttgarter. Ber liner und Schaffende aus verschiedenen norddeutschen Städten. Schweizer, Holländer, Wiener und Pariser haben beigesteuert. Von Paris sandte die Gruppe „d'Jndöpendants" die eigentlich mit jurylosen Aus stellungen bahnbrechend vorgegangen ist, eine Anzahl von Bildern. Die auf mehrere Monate aus gedehnte Ausstellung brinat manche Neuerung, vor, allem den billigeren Eintrittsvreis. 50 Pfennige, an Sonntagen nur 30 Pfennige, die billige Saisonkarte für eine Mark und — eine mutige Tat — die An gabe des P r e i s e s bei jedem Bilde, so daß der Kauf liebhaber keiner Mittelstelle bedarf. * Ein unraugllches Mittel. Zu erregten Szenen kam es im Stuttgarter Jnterimstheater ge legentlich der Verabschiedung der Frau Senger- Tettague. Die außerordentlich beliebte Künstlerin trat als Isolde in Wagners „Tristan" ans, während Herr Urlus (Leipzig) als East den Tristan sang. Das Publrlum bereitete der scheidenden Künstlerin außerordentlich lebhafte Ovationen, und als der eiserne Vorhang herabgelassen werden sollte, erhob sich ein so einmütiger und energischer Protest des ge samten Publikums, daß man zunächst davon Abstand nehmen mußte. Als aber der „Eiserne" schließlich dennoch fiel, war auch dadurch dem Nasen des Sees kein Einhalt zu gebieten. Und nun griff die Theater leitung zu einer Radikalkur, die zwar half, aber trotzdem nicht zur Nachahmung empfohlen sei: auf ein gegebenes Zeichen erloschen sämtliche Lichter im Theatersaalc einschließlich der zur Not beleuchtungen dienenden (!). — Wenn nun eine Panik ausgebrochen wäre, wer hätte dann die Verant wortung für dieses unüberlegte Vorgehen übernehmen mögen? * Das BarietL auf der Ausstellung. Don den Dor- bereitungen zur Münchner Ausstellungs woche schreibt uns ein Mitarbeiter: Unser Aus stellungsunternehmen hat gestern eine Bereicherung erfahren durch die Eröffnung eines großzügig ange legten Darietos, bei dem neue künstlerische Gesichts punkte zur Geltung gebracht wurden. Das reiche Programm bot allerdings nichts, was nicht auch andere Varietes schon gebracht hätten. Neu war höchstens, daß der Humorist Roda Roda sich zum Varietö-Änekdotenerzähler kergibt. Das an sich graziöse Altwiener Singspiel „Brüderlein fein" von Leo Fall paßte nicht in den Rahmen der übrigen Dar bietungen. Im Anschluß an diese Premiere wurde auch im Vergnügungspark der Ausstellung das Park wurde in Gegenwart des Präsidenten, drr Minister und der Vertreter der Mächte eröffnet. Tagrschranik. Zum Tode von Julius Wolff wird noch bekannt, daß der Dichter Ende April von Gelenkrheumatismus befallen wurde und seitdem bett lägerig war. Die Krankheit warf den sonst so rüstigen Greis völlig danieder, und als schließlich noch eine Lungenentzündung auftrat, konnte ihn ärztliche Kunst nicht mehr retten. Julius Wolff hinterläßt seine im 69. Lebensjahre stehende Gattin und drei Söhne, von denen der älteste Sanitätsrat ist: von den beiden andern Söhnen steht der ältere als Haupt mann in Trier, der jüngere als Oberleutnant in Mainz. Der zweitälteste Sohn starb vor zwei Jahren als Geheimer Regierungsrat und Professor an der Versuchsanstalt für Sprengstoffe. Die Trauerfeier für den verstorbenen Dichter findet Montag nach mittag 3'<> Uhr, Fasanenstraße 9 in Lharlottenburg, die Beisetzung um 5 Uhr auf dem alten Luisen-Kircy- hof in Westend statt. Die Krankheit Christine Hebbels. Berlin, 4. Juni. (Tel.) Nachrichten aus Wien zufolge wird der Zustand Christine Hebbels, der Witwe des Dichters, von Tag zu Tag schlechter. Die alte Dame verweigert jetzt jede Nahrungsaufnahme. Den Schwiegervater erschlagen. Berlin, 4. Juni. (Tel.) Ein 24jähriger Fabrik arbeiter erschlug in einem Streit um Familienange legenheiten seinen zukünftigen Schwiegervater. Bei der Bibel vom Blitz erschlagen. Caßel, 4. Juni. (Tel.) In dem Vororte Ober zwehrn wurde eine Frau, während sie am Fenster in der Bibel las, vom Blitz erschlagen. Zu den Ausschreitungen gegen den Fürsten von Lippe. Detmold, 4. Juni. (Tel.) Zu den Ausschreitungen gegen den Fürsten Leopold von Lippe wird noch ge meldet: Die Gendarmerie hat die Täter in Bauernsöhnen aus dem betreffenden Dorfe er mittelt. Diese gaben zu, das fürstliche Automobil als solches an der Flagge erkannt zu haben, wollen aber im Leichtsinn gehandelt haben. Ein Attentatsversuch habe ihnen gänzlich fern gelegen. Das Befinden des Prinzen Julius, der am Schulterblatt und nicht am Kopf verletzt wurde, gibt zu Besorgnissen keinen Anlaß. Diebstahl eines alten Gobelins. Krakau, 4. Juni. (Tel.) Aus der Kunstakademie wurde ein alter Gobelin im Werte von 10 000 Kronen, den Raub der Sabinerinnen dar stellend. entwendet. Unfälle infolge großer Hitze. Prag, 4. Juni. (Tel.) Bei einer Marschübung der Jnfanterieregimenter Nr. 11, 28 und 73 er krankten 30 Mann an Sonnenstich und Hitz- schlägen schwer. Pest, 4. Juni. (Telegramm.) Auf dem für das Aviatiker-Meeting bestimmten Flugfelds besichtigten gestern ca. 1000 Schulkinder die Flugmaschinen. Infolge der herrschenden Hitze, erlitten mehrere Lehrer und etwa 20 Kinder Sonnen stiche. Einige Lehrer wurden, da sie gegen einen Drahtzaun fielen, schwer verletzt. Da für rasche Hilfe nicht gesorgt war, dauerte es mehrere Stunden, kasino eröffnet, in deßen intimen und gemütlichen Räumen man nach dem Muster anderer Großstädte der Münchner Ieunesse doree ein vornehmes Nacht lokal mit Kabarettdarbietungen geschaffen hat. * Schillers „Räuber" in der Kösener Buchenhalle. Hofschauspieler Ernst Albert, der Leiter des Kur theaters in Bad Kösen, wird am 8. d. M., nachmit tags 4 Uhr Schillers „Räuber" in der durch Men zels Gemälde berühmt gewordenen Buchenhalle bei Kösen in Thüringen aufführen. Die Räuberszenen können sich ganz so abspielcn, wie der große Dichter sie sich gedacht hat, im Walde ohne jedwede künst lerische Dekoration. * Ein Denkmal für die Rachel. Aus Genf wird uns berichtet: Die große Tragödin Rachel, die 'N der Mitte des vergangenen Jahrhunderts Frankreich mit ihrem Ruhm erfüllte, wird nun ein Denkmal er halten. In Genf hat sich ein Komitee gebildet, das die Vorarbeiten für dieses Monument, wohl das erste, das einer Schauspielerin errichtet wird, bereits begonnen hat. Die Rachel, mit ihrem wirklichen Namen Elisa-Rachel Felix geheißen, ist in Mumps im Kanton Argau geboren. * Ein Denkmal für die unbekannten Genies. Eine eigenartige Idee will der französische Unterrichts- mrnister verwirklichen: es soll ein Denkmal für die unbekannten Genies im Pantheon errichtet werden, dessen Enthüllung in etwa zwei Jahren stattfinden soll. Alle die großen Männer, die von ihrer Mit welt gar nicht oder nur zu spät in ihrer Bedeutung erkannt wurden, deren Name der großen Menge unbekannt geblieben ist, sie sollen hier ihr Ehren denkmal erhalten, ebenso wie die Künstler, die von ihrer Zeit verkannt wurden und als Märtyrer ihrer neuartigen Kunst starben. * Prinz Eugen von Schweden, der bekanntlich ein begabler Maler ist, hat im Prachtbau eines dortigen neuen Gnmnasiums in Stockholm e'n großes Fresko- gemälde vollendet. * Ein wichtiger Rembrandt-Fund ist Dr. Abraham Bredius. dem Senior der niederländischen Kunst forschung, gelungen. Er entdeckte im Amsterdamer Archiv das Inventar, das Ferdinand Bol, der be kannte Schüler Rembrandts, über die in seinem Besitz befindlichen Gemälde verfaßt hat. Das In ventar hat besonderes Interesse aus dem Grunde, weil hier mehrere bekannte Bilder Rembrandts als solche von der Hand des Ferdinand Bol aufgcführt werden.