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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 07.06.1910
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1910-06-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19100607019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1910060701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1910060701
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-06
- Tag 1910-06-07
-
Monat
1910-06
-
Jahr
1910
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Amtsblatt -es Aates «nö -es Nolizeiamtes -er Stakst Leipzig. Anzeiqen-PretS ftlr Inserate aus erwog lind Umgebung die ftgewaNene SO mm breite BeriI»e>Ie LS H, die 74 mm breite llietlamejeile l von auswärts >0 Aeklame» 1.29 Inserate von Bebörden 'M amtlichen Teil die 74 mm breite Petit,eile 49 H. Vie'chä'tSan,eigen mir P utzvorschlisten UN» in der Abendausgabe un i-re>i« erhobt. Radau nach Laris. Beilagegcdubr S ,4k p. Tausend exkl. Postgebühr. Felterteilte Aulträae können nicht gnrück- gerogcn werben. Für das Urscheinen an bestimmten Tagen und Plätzen wir» keine Garantie übernommen Anzeigen-Annahme: Auguftutplatz K, bei sämtlichen Filialen u. allen Aiinoncen- itxpeditionen des In- und Auslände«. Haupt-Filiale Berlin: liarl Duncker. Herzog!. Bayr. Hofbuch handlung, Lützowstiaßc 10. tTcleohon VI, Ar. 4lkN>). Haupt Filiale Dresden: Eccslraß- 4,1 (Telephon 4621). Ar. l5S Dienstag, Seit 7. Juni >Sl0. 104. Ighrgsng. Oss Wichtigste. * In der gestrigen Versnmmlung des Deutschen Arbeitgeberbundes im kiesigen Zoologischen Garten wurden die Vorschläge des tL inigungsauS- schusseS einstimmig angenommen. (2. Artikel.) * Im Reichskolonialamt ijt eine Krise aiisgcbrochen. Staatssekretär Dernburg soll sein Abschiedsgesuch bereits eingereicht Haden. Uebcr die (»runde ist man vorläufig auf Mutmaßungen angewiesen, ls. Leitart. und Letzte Depeschen.) * Anläßlich des Jubiläums der Meißner Porzellan Manufaktur verlieh der König eine Anzahl Ordcnsaus Zeichnungen. (S. Tageschronik.) * Der neue Regensburger Donauhafen wurde gestern in Gegenwart des Prinzen Ludwig von Bayern feierlich eröffnet. (S. Dtschs. R.) * Eine Rust schul er Protest versa mm- lung forderte den Rücktritt des bulga rischen Kabinetts als Genugtuung für die er regte öffentliche Meinung. (S. Ausl i * In Brüssel wurde gestern der inter nationale Baumwollkongreß eröffnet. sS. Handels,ztg.) * Schwere Gewitter mit furchtbarem Hagelschlag verbunden vernichteten in den Kreisen Weener und Leer die ganze Ernte. P sundschwere Eis stücke erschlugen Bieh und Geflügel. (S. Tageschronik.) Orrnburg. Das hochofsiziöscWölfischeTelcgraphcn-Bureau verbreitet „lediglich zur Information und ohne alle Gewähr für die Richtigkeit" folgende Nach richt: „Die „Münchner Neuesten Nachr." wollen aus rheinischen Kolonialkreisen wissen, daß dort mit großer Bestimmtheit die Nachricht auf trete, Staatssekretär Dernburg habe sein Ab schiedsgesuch eingcreicht und werde schon in der nächsten Zeit aus dem Kolonialamte scheiden, ohne eine andere amtliche Stellung anzunehmen." Die rheinische Nachricht des Münchner Blattes erhält ihre eigentliche Bedeutung erst mit der Tatsache der Verbreitung durch das Wölfische Bureau, und das Gewicht der Meldung wird noch schwerer durch einen Zusatz, der lautet: „Das Wölfische Telegraphen-Bureau konnte bisher eine eigene zuverlässige Information über diesenGegen- stand nicht erlangen." Wenn in dem Berliner Zentralbureau des Wölfischen Instituts nicht völlige Direktionslosigkeit herrscht, was nicht anzunehmen ist, so bedeutet die Nachricht zum mindesten eine schwere Krise im Kolonialamte. Denn es ist ganz ausgeschlossen, daß Wolff, dem alle Amtstüren offen stehen, nicht ein glattes Dementi gebracht hätte, wenn eins zu bringen wäre. Man tappt über Ursache und Wesen der Krise noch im dunkeln. Zwar geben die letzten kolonialpolitischen Verhandlungen imParlament und ihre Reaktion in den Kolonien, besonders in Südwestafrika, manchen Anhaltspunkt, an an den sich Mutmaßungen aller Art anknüpfen lassen. Aber auch nicht mehr als Mutmaßungen, die ebensogut richtig wie falsch sein können. Es ist bekannt, daß die Dernburgsche Diamantenpolitik mit ihrer Begünstigung der einen großen Schürf gesellschaft in den Lüderitzbuchter Kreisen hef tigsten Widerstand und schärfte Kritik hervor gerufen hat. Dieser Widerstand ist sogar im Südwcstafrikanischen Landesrat, dessen Mit glieder zum größtenTeil vom Gouverneur ernannt sind, zum Ausdruck gekommen, so daß ein höchst unerfreulicher Konflikt zwischen Kolonisten und Kolonialamt chronisch zu werden droht. Aber gerade Dernburg ist nicht der Mann, der an übergroßer Sensibilität leidet, und es ist kaum anzunehmen, daß diese Disharmonien an sich so schwere Folgen haben können, wenn nicht noch andere, zurzeit noch unbekannte Umstände dazugetreten sind. Es ist ferner bekannt, daß der Reichstag in allen wesentlichen Punkten sich auf die Seite Dernburgs gestellt hat, und daß die Südwestafrikaner ihrer Sache durch einen mehr als ungebührlichen Ton sehr ge schadet haben. Man sicht also wirklich nicht recht, wie dieser zurzeit wohl einzige ernst haftere koloniale Konfliktsstoff sich zu einer solchen Krise hätte auswachsen können. Es ist deshalb wahrscheinlich, daß die Ursachen auf ganz anderen Gebieten liegen. Schon vor Monaten hieß es einmal, für Dernburg sei das Kapital zur Gründung einer großen Kolo nialbank parat, und es ist nicht ausgeschlossen, daß derartige Pläne jetzt realisiert werden sollen. Aber wie gesagt, auch das sind Mut maßungen, und vorläufig scheinen sie uns selbst alle noch recht unwahrscheinlich, denn das Werk Dernburgs, die wirtschaftliche Erschließung unserer Kolonien, hat kaum erst begonnen. Es wäre also sehr auffällig, wenn der Organisator dieser Pläne sein Werk, das ihm doch am Herzen liegen muß, im Stiche lassen sollte, ehe es gesichert wäre. Andere Möglichkeiten tauchen auf, verdichten sich zu Wahrscheinlichkeiten. Der preußische Staat, den Miquel mit lächelnder Rücksichts losigkeit zu einem der finanziell am besten fun dierten Staatswesen gemacht hatte, ist infolge der bureaukratischen Finanzpolitik seiner Nach folger aus dieser Vorzugsposition längst ver drängt. Auch heute noch sind die Finanzen Preußens nicht nur gesund, sondern ausge zeichnet, aber die Leiter der Finanzgeschäfte haben es mit ihren ewigen pessimistischen Aus blicken glücklich dahin gebracht, daß der Kredit der preußischen Anleihen auf dem Weltmarkt einfach zum Erbarmen ist, und wenn Preußen an der Börse schlecht steht, steht das Deutsche Reich nicht gut. Es kommt hinzu, daß eine ungeschickte oder unvorsichtige Titulierung der Anleihen diese stets als Notanleihen er scheinen ließ, während man sie ebenso gut als erfreuliche Zeichen wachsenden Kapitalbedarfes für Erweiterung der Staatsgeschäfte, ins besondere der Eisenbahnen hätte ausgeben können. Ueber dieses Thema hat sich Freiherr v. Rhein baben, Preußens Finanzminister und aussichts reichster Kanzlerkandidat, erst dieser Tage recht ausführlich mit dem Herrenhausmitglied v. Kwinner, dem Direktor der Deutschen Bank, unterhalten, und auf beiden Seiten sind harte Worte der Kritik gefallen, wobei zu erwähnen nicht vergessen werden darf, daß Herr v.Gwinner ein aus königlichem Vertrauen ins Herrenhaus berufenes Mitglied ist, und daß dieser aner kannt tüchtige Finanzmann sich wohl als Man datar der gesamten Bank- und Handelswelt betrachten kann. Die Vermutung liegt nahe, daß Dernburg in den Streit der Meinungen hineingezogen worden ist, wobei nicht aus schließlich an diesen Spezialfall Rheinbaben- Gwinner gedacht zu werden braucht, denn auch dieser war schließlich nichts als eine Episode in dem Ringen zwischen dem konservativ-agrarischen Beamtentum und den Vertretern von Handel und Gewerbe um die Richtung in der Politik. Dernburg ist der herrschenden Richtung in Preußen immer verdächtig gewesen. Er ist der Sohn des liberalen Politikers und Journalisten Friedrich Dernburg und hat einst selbst als ein Anhänger des Freisinns gegolten. Wenn er sich nun auch in seiner Amtsführung vom ersten Tage an peinlich bemüht hat, allen Schein der Parteipolitik auszuschalten, wenn er sich auch insbesondere, trotz seines bekannten Konfliktes mit dem Zentrum, stets als unpolitischer Ge schäftsführer ausgegeben hat, ja wenn er direkt das Programm aufgestellt hat, das Kolonial amt zu entpolitisieren und völlig unpolitisch zu verwalten, so hat ihm das alles nichts genützt. Dem herrschenden Agrariertum ist jedermann verdächtig, der nicht selbst extrem-agrarpolitisch ist. Denn für diese Politiker gilt der Wahlspruch: „Wer nicht für uns ist, ist wider uns." Und deshalb ist es sehr wohl möglich, daß Dernburg aus seiner Ver gangenheit und seiner Abstammung ein Strick gedreht worden ist. Daß man gerade jetzt den Zeitpunkt für gekommen hält, um den Un bequemen zu entfernen, ist insofern leicht er klärlich, als unverkennbar eine große Krisen epoche angebrochen ist, in der die Soli dität so ziemlich aller preußischen Minister positionen in Frage gestellt ist, in der vom Kanzler, vom Minister des Inneren, vom Kultusminister und anderen mit größerer oder geringerer Bestimmtheit behauptet wird, daß ein Wechsel in ihren Aemtern sicher sei. Daß in einer solchen Periode sich dem unzweifelhaft hervorragend begabten Staatssekretär des Reichs kolonialamts neue Möglichkeiten öffneten, ist ganz klar, und deshalb hielt man vielleicht die Zeit für gekommen, diesen Möglichkeiten vor zubeugen. Wenn Dernburg jetzt gehen sollte, so hätte das Zentrum seine Revanche, und der letzte Helfer Bülows, des Vaters des alten Blocks, wäre ausgeschifft. Auch das ist ein beachtenswertes Moment, denn bei diesen persönlichen Fragen spielen auch persönliche Rücksichten und Gefühle, Neigungen und Abneigungen eine große Rolle. Sollten sich die hier ausgeführten Kombinationen be stätigen, so könnte das ein Signal sein für alle politischen Parteien, sich zu rüsten, damit es entschieden werde, ob in Preußen-Deutschland klerikal-feudal-agrarisch oder bürgerlich-liberal regiert werden soll. 0. Berlin, t». Iuni. (Privattel.) * Das „Berliner Tageblatt" schreibt zu der Meldung der „Münchn. Neuesten Nachr." über den angeblichen Rücktritt Dernburgs: „Wir glauben sagen zu können, daß sie den Tat sachen entspricht. Staatssekretär Dernburg hat am 15. Mai einen 1 (tägigen Urlaub genommen, er ist auch nach Ablauf dieses Urlaubs nicht wieder im Reichskolonialamt erschienen. Das Demissionsgesuch dürfte schon zu Anfang vorigen Monats eingcreicht worden sein. Den Grund für das Demissionsgejuch dürfte man in erster Linie darin zu sehen haben, daß Dern burgs allgemeine politische Anschau ungen von denjenigen, die heute in der Ne gierung sowohl des Reiches wie Preußens maß gebend sind, durchaus abweichen." Die übrigen Berliner Abendblätter fügen der Meldung der „Münchner N. N." nichts hinzu. Mette im Laugemerbe. Leipzig, 7. Iuni. Die Vermutung, die wir in unserer gestrigen Nach mittagsausgabe äussprachen. daß der gestrige Tag den langersehnten Frieden bringen werde, ist ernge- troffen. Glücklicherweise! Die streitenden Parteien, die Arbeitgeber im deutschen Baugewerbe und die Arbeitnehmer, haben sich den Vorschlägen der orei Unparteiischen unterworfen. Bei beiden Parteien wurde zwar eine ziemliche Opposition gegen die Vor schläge laut, schließlich erlangte aber doch di<- Frie densidee die Oberhand. Der Deutsche Arbeitgeber bund gab das Resultat seiner Beschlüsse sofort an das Reichsamt des Innern in Berlin weiter und er hielt kurze Zeit daraus die Mitteilung, daß auch seitens der Arbeitnehmer die Zustimmung erfolgt sei. Welch großes Interesse die Leipziger Tagung des Arbeitgcberbundes und der Ausgang der Verhand lungen erregte, ließ sich so recht nach der Annahme der Vorschläge erkennen. Sämtliche Telephone in der Umgebung des Zoologischen Gartens waren schon lange vor der Zeit besetzt', im Zoologischen Garten selbst war es ein Ding der Unmöglichkeit, „Anschluß" zu erhalten. Vor der Telephonzclle standen zeitweise ganze Gruppen von Menschen. Der Telegraph war gegen ii Uhr in unheimlicher Tätigkeit; nach allen Teilen des Reiches wurde die Friedensnachricht ge tragen, vor dem „Zoologischen" hielten Eilboten, Autos und Droschken in großer Menge. Uebcr die Verhandlungen des Arbeitgeberbundes selbst geben wir nachstehenden Bericht: Der Deutsche Arbeitgeberbund tagte, wie wir schon mitteilten, heute im Zoologischen Karten, um Beschluß zu fassen über die vom Reichsamt des Innern bzw. den drei Unparteiischen gemachten Vorschläge. Es waren 1050 Vertreter aus dem ganzen Reiche anwesend und der Große Saal des Etaolisscments bis aus den letzten Platz gefüllt. Am Vormittag fand eine Vorstandsoersammlung statt und außerdem Sitzungen der Bezirksvcrbände. Die Generalver sammlung selbst begann um :! Uhr und wurde von Herrn Baurat Fetisch-Berlin eröffnet. Nach kurzer Begrüßung seitens des Vorsitzenden des Leip ziger Verbandes, Herrn Baurat Enke, erstattete dieser ein zweistündiges Referat über den seitherigen Verlauf der Verhandlungen und über die von den drei Unparteiischen gemachten Vermittelungsvor schläge. Er erörterte dabei, inwieweit die Forderungen der Arbeitgeber, die in den Dresdner Beschlüssen festge- legt sind, in dem Einigungsvorschlag der Unparteiischen berücksichtigt worden sind und kam zu dem Ergebnis, daß der Vorschlag zwar nicht alles Gewünschte bringe, aber doch eine Mittellinie ein schlage, mit der man in der Hauptsache beiderseits einverstanden sein könne. Er bezeichnete die Form der Lösung als ein ganz eigenartiges Novum, in dem sich ein ausgezeichnetes Geschick der Unpar teiischen zeige und das wahrscheinlich diese Form für manchen späteren Vergleichsvorschlag das Vor bild werden könne. Nach dem sebr beifällig ausgenommenen Berichle vertagte sich die Versammlung. Die Vezirksverbände hielten zunächst ihre Sitzungen ab. Von ihnen kamen Sachsen und Rheinland wie auch Westfalcn am ersten zur Zustimmung der Vorschläge. Gegen 7 Uhr wurde die Versammlung wieder eröffnet. Es setzte zunächst eine lebhafte Aussprache ein, in der verschiedene Bezirksverbandsvcrtretcr ihre Unzufriedenheit mit den gemachten Vorschlägen kund gaben. Besonders war es der Arbeitsnachweis, der zu großen Bedenken Anlaß gab. Auch die Be handlung der Lohnfrage wurde stark kritisiert. Sie 'st im Vorschlag nicht geregelt, vielmehr der ört lichen Verhandlung in den nächsten b Tagen über lasten. Soweit keine Einigungen entstehen, soll das Schiedsgericht darüber befinden. Durch diese Bestimmung könnten die Arbeiter nur gewinne^ und die Unternehmer nur verlieren. Es wurden in verschiedenen Punkten Abänderungsvorschläge ge macht. Man kam jedoch — und das war für die ganze Sache ausschlaggebend — zur Ablehnung dieser Abänderungsanträge. Zuletzt fand in namentlicher Abstimmung folgende Resolution einstimmige Annahme: „Der Deutsche Arbeitgeberbund für das Bauge werbe sieht in den von den Unparteiischen gemachten Vorschlägen keine die Arbeitgeber vollständig be friedigende Lösung der Tarifabschlußfrage. In An- betrachr dessen aber, daß die gewählte Form einen Fortschritt auf dem Wege zum erstrebten Reichs tarif bedeutet und daß die vorgeschlagene Fassung des Hauptvertrags und der lokalen Verträge nebst den protokollarischen Erklärungen und Erläute rungen erhoffen lassen, daß der von den Arbeit gebern erstrebte dreijährige Friede tat sächlich gewährleistet wird, erklärt er sich mit den gemachten Vorschlägen einvcr standen. Die Versammlung nimmt die Ver mittelungsvorschläge der Unparteiischen an unter der ausdrücklichen Voraussetzung, daß sie auch non den Arbeitnehmern bedingungslos angenommen werden." Das Ergebnis der Abstimmung wurde mit stürmischem Beifall zur Kenntnis genommen. Ursprünglich schien es nach den Debatten in den Bezirksoerfainmlungen und auch in der Vorstandssitzung durchaus nicht so, daß man auf eine so glatte Annahme hätte schließen können. Wenn nun aber, und das ist von verschiedenen Seiten angenommen worden, damit gerechnet wird, daß die Aussperrung mit dieser Stellungnahme des Deutschen Arbeitgeberblindes aufgehoben fei, so ist das ein Irrtum. Wenn die örtlichen Ver bände, die über die Lohn- und sonstigen Verhältnisse in den nächsten Tage verhandeln werden, zu keiner Einigung kommen sollten, so hätte dann zwar der Spruch des Schiedsgerichts cinzutreten; es bleibt aber immer noch — und das wird vom Vorstand ausdrücklich mitgeteilt - abzuwarten, ob sich die örtlichen Parteien diesem Spruche fügen wer den. Hierauf wird ja auch im Vorschläge der Un parteiischen selbst Rücksicht genommen, der die Auf stellung der Aussperrung erst für den 15. Iuni Vor sicht. Nach Erledigung >wr geschäftlichen Angelegen heiten blieb ein großer Teil der Arbeitgeber noch in den Nestaurationsräumen des Zoologischen Gartens zurück, um das Resultat der Entschließungen von den Arbeitnehmern abznwartcn. Vorher wurde an das Reichsamt des Innern ein längeres Schreiben des Vorstandes gemästet, «regen 11 Uhr traf dann auch die Berliner Entschließung der Arbeitnehmerverbände ein. Der Wortlaut ist folgender: „Die heute füllige Abstimmung der Gewerk schaften und des Verbandes der Arbeitgeber über die von. den Unparteiischen unter dem Vorsitze des Geh. Regierungsrates Wictfeld unterbrei teten Vorschläge ergab deren Annahme. Von den Gewerkschaften wurde der Vorschlag gegen eine verschwindend kleine Minorität angenommen. Nunmehr be ginnen die lokalen Einigungsoerhandlungen, die bis kommenden Sonntag beendet sein müssen." Für den Landesverband Sachsen weiden die nächsten Verhandlungen, die sich mit der Regelung der örtlichen Verhältnisse zu beschäftigen haben, wahr scheinlich noch Mittwoch oder Donnerstag stattsinden. Hoffentlich ergibt sicst auch dort eine glatte Regelung. Deullches Keich. Leipzig, 7. Iuni. * Infolge des Todes des Abq. Dr. Rudolph macht sich im Wahlkreise Leipzig V (Acußere Südver- stadt, Connewitz usw.j eine Ersatzwahl nötig. Bei der Hauptwahl >m vorigen Jahre wurden ab gegeben für Dr. Rudolph (Natl.) !'»>?.', Iuftizrat S ch n a u ß sRefpt.) 5778 und Lagerhalter V a mm ? s (Soz) Stimmen. In der Stichwahl siegte Dr. Rudolph mit 15 02!) über Bammes mit !)1I!> Stim men Der Wahlkreis ist als sicherer Besitz der n a t i o n a l l i b e r a l e n Partei anzuschen und wird ihr zweifellos bei der Ersatzwahl auch erhalten bleiben. * Landwirtschaftliche Vereine und Politik. Aus Anlaß eines besonderen Falles hat das sächsische Ministerium oes Innern folgendes entschie den Nach den Grnndziiacn der Organisation des landwirtschaftlichen Vcreinswescn im Königreich Sachsen sei der Zweck der landwirtschaftlichen Ver eine die Förderung der Landwirtschaft iin allgemeinen oder einzelner Zweige derselben. Da mit sei ein sachlich weites Gebiet als das Tätia- leitsfeld dieser Vereine bezeichnet. Die Behandlung der in dieses Gebiet fall-ncen Gegenstände wurde fm Interesse der landwirtschaftlichen Vereine selbst so zu gestalten sein, daß sie die Beteiligung mög lichst zahlreicher Landwirte an den Ver- cinsversan'mlungen und eine ruhige, sachliche Beratung lordcre. Vereine, die für eine bestimmte politische Partei tätig seien, erschwerten oder verhinderten damct den Anschluß non Angehörigen anderer politischer Parteien an den Verein Ander, seits würde es eine den Vercinszweck grundlos ein- cngende Ansicht sein, wenn die Besprechung non Fragen der Landwirtschaftspolitik von den landwirtschaftlichen Vereinen deshalb seingestal ten wurde, weil diese Fragen auch die politischen Parteien beschäftigten. Als Fragen der Landwirt schaftspolitik hätten die Fragen zu gelten, welche Wünsche bezüglich der La idwirtschast unnnttelbar oder mittelbar beeinflussenden Gesetze. Verordnungen oder sonstige Einrichtungen von den Landwirten gel tend zu machen oder zu unterstützen seien, z. V. auch Fragen der Schutzzölle, des Arbeiterrcchts. des Unter stützungswohnsitzes, der Handelsverträge. Hiernach könnten die landwirtschaftlichen Vereine, ohne tstren Zweck zu überschreiten, ein weites Gebiet wirischaft licher Fragen behandeln, nur dürsten siekeinePa r« teipolitik treiben * * Erkrankung des Königs von Württemberg. Das Befinden des Königs von Württemberg läßt, wie aus Stuttgart gemeldet wird, sei» einigen
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