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gen Verarbeitungsverfahren, unter besonderer Berücksichtigung der südafrikanischen Verhältnisse. Es werden die mathemati schen Beziehungen zwischen den Konstanten der Wolle aufge stellt, sowie auf die Notwendigkeit der Aufstellung einheitlicher Untersuchungsmethoden für die Wolle hingewiesen. Prof. A. F. Barker, Leeds, besprach die Anforderungen der Wollindustrie und die Nutzanwendungen für die südafrikanische Wollschafzucht. Die Einführung der synthetischen Fasern, der Wettbewerb der die Wollschafzucht übenden Länder, nicht zum mindesten aber auch der Einfluß der Mode machen es unbedingt notwendig, daß die Schafzüchter ihre Arbeitsmethoden den gegenwärtigen und zu künftigen Anforderungen der wollverarbeitenden Industrie an passen. Vortragender gibt eine Übersicht über die Entwicklung der schafzuchttreibenden Länder, er verweist auf den Wettbewerb Australiens und Yorkshires in der ersten Hälfte des 19. Jahr hunderts, die Abhängigkeit Yorkshires von der neuseeländischen Schafzucht in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts sowie auf die Be ziehungen zwischen Südamerika und den wollerzeugenden Län dern des Kontinents. Die Grenzen jeder Schafzucht sind gezogen durch die Anpassungsmöglichkeit der Schafrassen an die Um gebung. Der Vortragende bespricht nun die Rasseneigentümlich keiten der Hauptrassen. Er zeigt, wie man sich die Vorteile der Rassen zunutze machen kann, verweist auf die Möglichkeiten, die sieh aus der Zucht unter Zugrundelegung der Mendel sehen Leh ren und Zuchtwahl ergeben. Durch ein enges Zusammenarbeiten zwischen Schafzüchtern und Wollverarbeitern kann die südafrika nische Schafzucht sehr wohl den Anforderungen der englischen und übrigen europäischen Wollindustrien entsprechen. Prof. J. E. D u e r d e n erörterte die neueren Forschungen auf dem Gebiet der südafrikanischen Wolle. Das Hauptziel der Forschungen ist eine Erhöhung der süd afrikanischen Wollproduktion durch Anwendung verbesserter Zucht- und Weidebedingungen. Um dies auf wissenschaftlichen Grundlagen durchführen zu können, müssen für die verschiedenen Wolleigenschaften, wie Faserdichte, Dicke, Elastizität, Ausbeute, Standardwerte feststehen. Bisher hat man sich nur mit der Auf stellung von Standardwerten für die Faserdicke beschäftigt. Die Werte wurden unter Zugrundelegung einheitlicher Proben süd afrikanischer Wolle verschiedener Qualität aufgestellt, sie sollen jetzt auf Handelsware, die immer Mischware darstellt, angewandt werden. Eine weitere Ausdehnung dieser Arbeiten ist dringend erwünscht und erforderlich. Die Abteilung für Landwirtschaft veranstaltete auch eine Aus sprache über die Methoden der Bodenuntersuchungen auf dem Felde und im Laboratorium. Die SniafibFaser in ihrer derzeitigen Verwendung. Von Georg Weingärtner, Bayreuth. Sniafil, die künstliche Textilfaser, welche seit 1926 von der | Snia Viscosa, Turin, industriell hergestellt wird und auf allen Märkten eingeführt ist, stellt eine weiche Fasermasse dar, die, je nachdem sie im Kammgarn- oder Baumwollverfahren aus gesponnen wird, ein rauheres oder schlichteres Garn ergibt. Durch die große Ähnlichkeit mit Wollen hoher Feinheiten, die Gleich mäßigkeit der Faserlänge, das Fehlen aller Unreinigkeiten kann die Sniafilfaser ohne schwierige Umbauten der vorhandenen Ma schinen sowohl in der Kammgarnspinnerei wie in der Baumwoll spinnerei verwendet werden. Für die Kammgarnspinnerei wird die Faser mit 140 mm, für die Baumwollspinnerei mit 30 oder 40 mm, je nach Wunsch der Spinnerei, geliefert. Die Gleichmäßig keit und leichte Streckbarkeit der Sniafilfasermasse ermöglicht bei Herstellung von Mischgespinsten von Wolle und Sniafil eine voll kommene Verbindung der beiden Faserarten. Am günstigsten ver arbeitet sich Sniafil, wenn man beide Fasermassen bis zum Kamm zug getrennt verarbeitet und erst als Kammzug die Sniafaser im beliebigen Mischungsverhältnis mit Wolle weiter verspinnt. Auch wenn Sniafil allein ausgesponnen wird, bestehen für das Spinnen wenig Schwierigkeiten. Änderungen von Bedeutung sind nicht notwendig. Im Kammgarn verfahren wird Sniafil allein bis Nm 66 ausgesponnen, während in Verbindung mit Wolle, z. B. 2 / 3 Sniafil, 1 / 3 Wolle, Garne bis Nm 75 hergestellt werden. Bei Verarbeitung von Sniafil in Kammgarnspinnereien ist es notwendig, dieses Mischgarn in einem besonderen Abteil zu verarbeiten, weil sonst leicht Flug von Wolle in reine Sniafilgespinste und Flug von Sniafil in Kammgarngespinste gelangen kann, was natürlich beim Färben der Garne oder Gewebe Schwierigkeiten ergeben würde, da Wolle als Keratinmasse und Sniafil als Zelluloseverbindung sich verschieden färben. Der Wolle gegenüber ergibt sich bei der Ver arbeitung von Sniafil im Kammgarnverfahren der nicht zu über sehende Vorteil, daß die langwierigen und unbequemen, aber auch das kostspielige Entfetten, Waschen und Plätten in Wegfall kom men. Für das Schmälzen der Bänder und Lunten können ohne weiteres die für Wolle gültigen Rezepte angewandt werden. Das Färben der Sniafilgespinste geschieht genau nach dem Verfahren für Kunstseide oder Baumwolle, mit substantiven oder Diazotierungsfarben, mit Schwefel- oder Indanthrenfarben. Bei der hohen Widerstandsfähigkeit des Sniafilgespinstes kann es, ohne kostspielige Änderungen an den Woll- oder Baumwollweb ¬ stühlen vorzunehmen, zu jedwedem Gewebe verarbeitet werden. Lediglich kleine Vorteile, die sich durch die Erfahrung ergeben, werden bei der Verwebung zweckmäßige Anwendung finden. Aber nicht nur in der Weberei, sondern auch in der Trikotagen- und Wirkwarenherstellung haben Sniafilgarne, rein oder gemischt, Eingang gefunden. Mit der Aufnahme der Herstellung von 30 und 40 mm Sniafil- fasern konnte auch die B a u m w o 11 s p i n n e r e i sich auf Sniafil einstellen. Die Verarbeitung selbst hat auch hier keine nennens werten Schwierigkeiten gebracht, lediglich die Ausnützung ein zelner Vorteile und Einstellungen der Maschinen werden not wendig. Die Gesellschaft zum Import der Snia Viscosa Textilprodukte m. b. H. Elberfeld hat führende Fachleute für die Beratung und die kostenlose Einrichtung der Verspinnung von Sniafil zur Ver fügung, sodaß langwieriges Ausproben und kostspielige Versuche nicht in Frage kommen. Beim Kämmen wird der Glanz der Sniafilgarne wesentlich er höht; diese gekämmten Garne kommen dann in der Regel als Er satz für mercerisierte Sakellaridis in Frage, ganz besonders, wenn diese Garne gefärbt werden. Die Weiterverarbeitung der sowohl nach dem Kammgarnver fahren wie nach dem Baumwollspinnverfahren hergestellten Snia filgarne verursacht in der Umspulerei, Zwirnerei, Zettlerei und Weberei keine besonderen Schwierigkeiten. Alle für die Verarbeitung von Sniafil gesammelten Erfahrun gen und Richtlinien, die ein fabrikmäßiges Arbeiten ohne weiteres gewährleisten, stehen Interessenten sowohl für das Spinnen wie für das Weben und die weiteren Verarbeitungsstufen seitens der Hersteller jederzeit zur Verfügung. Gerade jetzt, wo man wieder auf matte Gewebe zurückgreift, denn selbst Kunstseide wird heute schon für viele Artikel mit matterem Glanz verlangt, wird die Sniafilfaser sich immer mehr Geltung verschaffen. Der Drang der Industrie, sich einerseits von den amerikanischen Baumwollmärkten freizumachen, andererseits ein Ersatzgut für die teure Wolle zu finden, bietet eine seltene Ge legenheit, den Markt für die Ersatzfasern zu erobern. Bei der Herstellung von Sniafilgeweben muß immer folgender Punkt im Auge behalten werden. Die Sniafilgewebe sind kein vollständiger Ersatz für Reinwollgewebe, aber die in der Baum wollweberei hergestellten reinen Sniafilgewebe sollten stets in der