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BSCIHIEI^ TEBL Fasevgew Innung und =untersuchung, Roh= und Hilfsstoffe Kotonin als teilweiser Die Frage der Kotonisierung von Flachs, Hanf und ihren Ab fällen wurde bereits vor der Revolutionszeit erörtert. Die Versuche in den Laboratorien sind inzwischen soweit fortgeschrit ten, daß zur fabrikmäßigen Verarbeitung geschritten werden kann. Zur Kotonisierung will man die geringwertigen Stengel des Flach ses verwenden, die sonst nicht mehr nutzbringend verwertet wer den konnten. Hierdurch wird der Textilindustrie ein neuer Roh stoff zugeführt. Zur Erzielung besserer Sorten Kotonin müssen die oberen Teile der Fasern verwandt werden. Große Möglich keiten für die Verwendung von Kotonin bestehen auch in der Wollindustrie. Bei Hinzufügung von 30—35% von Kotonin zur Wolle verbessert sich der Wollstoff, während bei Hinzufügung von Baumwolle sich die Qualität der Wollstoffe verringert. Nur die Ersatz für Baumwolle. Frage über das Färben von Kotonin ist noch nicht genügend ge klärt. Kotonin hat sich als ein gutes Webmaterial erwiesen. Man will seine Herstellung auf einer Wattefabrik in Leningrad vor nehmen, die kurz vor der Stillegung ihres Betriebes stand. Man glaubt, daß bereits von Januar/Februar 1930 an die Fabrik 1200 t Kotonin jährlich herstellen kann. Die halbweiße Kotoninfaser kommt, wie festgestellt ist, auf 31,55 Rbl. für 100 kg. zu stehen; bessere Qualitäten kosten 100 Rbl. je 100 kg. Dieser Preis gleicht ungefähr dem für niedrige Baumwollsorten, die in der Verarbei tung aber schlechter als bei Kotonin ausfallen. Die Wattefabrik in Leningrad, die die 1 Herstellung von Kotonin vornehmen soll, wird in nächster Zeit entsprechend eingerichtet werden. nr. Eine neue Ersatzfaser für Jute und Hanf. Unter der Firma Brotex Cellulose Fihres Ltd. ist mit einem Aktienkapital von 1 Mill. £ eine Gesellschaft gegründet wor den, um eine Pflanze, die Herr Leonard Browning entdeckte und deren Faser sich zur Verarbeitung in Textilien und in der Zellstoff industrie eignet, zu verwerten. Die Pflanze wird gesät und kann bereits nach sechs Monaten geschnitten werden; dann liefert sie aus etwa 40 000 Stämmen je acre (0,405 ha) rund 2 t Trockenfaser. Wird sie erst nach 1 '/a Jahren geschnitten, so können nur etwa 7000 Stämme je acre an gebaut werden, doch liefern diese, abgesehen von 1,67 t Trocken faser, 5,37 t Holz und 2,34 t Samen. Der Wert der Trockenfaser wird von Fachleuten auf Grund eingehender Untersuchungen auf 32 £ je t geschätzt, der Wert des Holzes auf 4 £ je t und der Wert der Saat auf 8 £ 10 s je t. Aus jedem angebauten acre sind dem nach 94 £ 15 s brutto zu erzielen, während sich die Anbau-, Ernte- und Reinigungskosten auf etwa 41 £ 13 s je Joch belaufen dürf ten. Bei Verwertung der 6 Monate alten Pflanze, die nur Trocken faser im Betrag von 64 £ je acre liefern würde, stellen sich die Un kosten schätzungsweise auf 31 £ 17 s je acre. Die Faser, welcher der Name „Brotex“ gegeben worden ist, ist von einer Reihe Textilsachverständigen eingehend untersucht worden. Ihre Verarbeitung läßt sich mit der von Flachs. Hanf und Jute vergleichen; die Faser ist nicht ganz so elastisch wie Flachs, aber elastischer als Jute und kann auf Flachs- oder Jutespindeln gesponnen werden. Gutachten liegen vor, daß sich aus 5,37 t Holz, dem Ernteergebnis von 1 acre Land, 1,8 t ge bleichter Zellstoff gewinnen läßt. Auch die Faser kann im Verhältnis von 4,55 t zu 1,59 t in gebleichten Zellstoff unigewan delt werden, während sich die Saat zur Herstellung von Vieh futter eignet. Die Entdeckung ist durch Patentanträge vorläufig geschützt. Die Gesellschaft übernimmt die Verwertungsrechte für die ganze Welt sowie ein Gut in Westengland, auf dem bereits der Anbau im kleinen erfolgt. Man hofft bis nächsten Herbst genügend Samen zu gewinnen, um 40—50 000 acres bebauen zu können. Von den 750 000 Stück 7 1 / 2 %ig'er Vorzugsaktien von 1 £ werden der Grün dergruppe, welcher der Entdecker angehört, 600 000 Anteile und von den 5 Mill. Stammaktien von je 15 £ 3,6 Mill. Anteile zu geteilt. Auf weitere 100 000 Vorzugsaktien und 520 007 Stamm aktien sind Barzeichnungen erfolgt. Der Entdecker hat sich ver pflichtet, gegen eine einmalige Abfindung von 7500 £ die Gesell schaft auf 5 oder 10 Jahre zu beraten und erhält eine Jahres entschädigung von 2000 £. Im Aufsichtsrat sitzt Thomas Bar- b o u r, ein Aufsichtsratsmitglied der großen Textilmaschinenfabrik Fairbairn, Lawson, Combe, Barbour Ltd., während ein beratender Ausschuß eingesetzt worden ist, dem u. a. der frühere Ackerbau minister Lord Bledisloe und der frühere Schatzkanzler Sir Robert Horne angehören. Man verspricht sich in maßgebenden Industriekreisen von dieser Entdeckung offenbar große Vorteile für die Jute, und die Zellstoffindustrie; darauf deuten u.a. auch die erheblichen Mittel hin, die in das neue Unternehmen, das doch vorerst noch als ein Versuch im Großen gewertet werden muß, hineingesteckt wur den. Nach allem zu urteilen, scheint die neue Faser namentlich als Ersatz für Jute in Betracht zu kommen, sodaß damit Bengalen gi troffen würde, wenn sie sieh gut einführt. Für den Wettbewerb mit Hanf oder sogar Flachs scheint sie sich dagegen kaum zu eignen, obwohl gerade für diese beiden Spinnfasern bei der gegen wärtigen Enge der Märkte und Teuerung ein ebenbürtiger Ersatz sehr zu begrüßen wäre. K. Z. Wissenschaftliche Förderung der Wollproduktion in Südafrika. Die British Association for the Advancement of Science, South Africa, Capetown, Johannisburg und Pretoria, hielt am 22. Juli bis 5. August 1929 eine Sitzung ab, in der die Schafzucht und die Wollgewinnung erörtert wurde. Dr. S. G. Barker, Leeds, sprach über: Wissenschaftliche Maßnahmen für die Wollproduktion und die Bedeutung der Zusammenarbeit der Schafzüchter und Woll verarbeiter mit besonderer Berücksichtigung der südafrikanischen Wolle. Die Messungen der Fasereigenschaften der Wolle hängt von der geeigneten Konstruktion der für diese Untersuchungen ver wendeten physikalischen Instrumente ab. Die Beziehungen zwi sehen der Wollqualität und ihrer Verspinnbarkeit können nur an gegeben werden, wenn alle Eigenschaften der Wolle genau analy siert und bestimmt werden können. Der Vortragende beschreibt Apparate für die Bestimmung des Querschnitts der Wollfäden, für die Faserlänge, für die Ausdehnung usw. Er erörtert dann die Beziehungen zwischen diesen Eigenschaften und den gegenwärti-