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zweckmäßiger Veredlungsprozesse eine schöne braune Farbe und einen goldschimmemden Glanz auf. Die Muschelseide wird hauptsächlich in Reggio und Taranto gewon nen und kommt in Lucca und Palermo zur Verarbeitung. Besonders die in den Waisenhäusern dieser beiden Städte angefertigten Gewebe aus Seemuschelseide genießen den Ruf hervorragender Feinheit und Güte. Die Jahresproduktion an Muschelseide ist bisher gering. Zuverlässige Schätzungen nahmen vor einiger Zeit nur eine jährliche Produktion von < twa 100 kg an. Erwähnt sei hier noch die geschichtlich interessante Tatsache, daß bereits im Jahre 1867 in Paris und dann 1870 in Neapel prächtige Muster von Erzeugnissen aus Seemuschelseide ausgestellt wurden. Für die Gewinnung von Muschelseide kommt noch das Riesen muschel-Weichtier in Betracht. Dieses wird 1,10—1,50 in lang und hat so zähe und außerordentlich elastische Bartfäden, daß man meist nur durch kräftige Beilhiebe die Seide von der Muschel trennen kann. Bei dem großen Begehr und ständig zunehmenden Konsum aller seidenartigen Erzeugnisse ist es verständlich, daß auch auf dem Gebiete der Gewinnung dieser eigenartigen Absonderungen von Spinnen und Muscheln immer wieder Versuche gemacht werden. Berücksichtigt man die großen Verbesserungen, welche durch die bedeutenden Fortschritte der Technik, namentlich auch in der Gewinnung und Verarbeitung von Gespinstfasern, gemacht worden sind, so dürfte auch mit einer glücklichen Lösung des Problems der Seidengewinnung von Spinnen und Muscheln im Sinne rationeller Betriebsausbeute zu rechnen sein. Spinnerei Der Windemechanismus des Wagenspinners und seine zeichnerisclvrechnerische Ermittlung. Von Dipl.-Ing. Heinrich Brüggemann, Berlin. (Dissertationsauszug.) Die Ermittlung der Form und Abmessungen des Windemechanis mus des Wagenspinners ist eine der anregendsten Aufgaben aus dem Gebiete des Textilmaschinenbaues. Verschiedentlich ist schon versucht worden, die Baugrößen dieses Mechanismus durch Rechnung zu ermitteln, jedoch sind die Ergebnisse zu ungenau, um in der Praxis verwendet werden zu können. Ähnliches gilt von dem Versuch einer rein zeichne nsehen Darstellung. Die besten Resultate werden erzielt, wenn beide Verfahren einander ergänzend, verwendet werden. Rechnerische Verfahren gibt es eine ganze Anzahl, während das zeichnerische Verfahren von Stamm-Hartig, in dem Werke „Selfactor“ zum ersten Male eingehend erläutert, in seinen Grundzügen noch heute dasselbe geblieben ist. In der Praxis werden allgemein die Elemente eines vorhandenen Mechanismus durch Versuchen und Korrigieren so lange geändert, bis ein annehmbares Ergebnis, ein ansprechender Wickel körper erhalten ist. Der Wickelkörper eines Wagenspinners, auch Kötzer genannt, be steht aus zwei Hauptteilen, dem Ansatz und dem Körper. Der Ansatz hat die Form zweier mit ihren Grundflächen aufeinandergesetzter Kegel stumpfe. Der Körper zeigt eine Zylinderform mit einer austretender oberen Spitze und einem eintretenden unteren Trichter, der auf dem Oberkegel des Ansatzes aufsitzt. Der ganze Wickelkörper besteht somit aus einem zylindrischen Teil mit an den Enden ausladenden kegelförmig hervortretenden Begrenzungen. Die Steigung der beiden Kegel wird nach Möglichkeit gleich groß gewählt, um die fertigen Kötzer gut ver packen zu können und ein gutes Aneinanderschmiegen in den Versand kisten zu erhalten. Aus Festigkeitsrücksichten sind die zwischen den beiden Endkegeln liegenden Kegelhöhen der einzelnen Schichten ver schieden groß, im Ansatz zu- und hn Körper abnehmend zu machen. Bei der Wageneinfahrt werden zwei sich überlagernde Fadenlagen auf den Wickelkörper aufgebracht, welche als eine Schicht angesprochen werden können. Es folgt einer absteigenden Fadenlage mit großer Stei gung eine aufsteigende dicht geschlossene Fadenlage (Fig. 1). Der Windemechanismus besteht aus drei Teilen, der Leitschiene, den sie tragenden Formplatten und dem Sektor oder Quadranten. Die Leitschiene bestimmt die Art der Fadenablagerung bei Bildung einer Schicht. Die Form platten verändern die Höhenlage der Leitschiene und rufen die Übereinanderlagerung der Fadenschichten hervor. Der Sektor bewirkt die für die Bildung einer jeden Schicht des Ansatzes er forderliche veränderliche Umdrehung der Spindeln im Laufe einer Wagen einfahrt, entsprechend dem jeweiligen Wickeldurchmesser. Verfahren zur rechnerischen Ermittlung von Form und Abmessung des Aufwindemechanismus. Das S p i n d e 1 d r e h g e s e t z und die Gleichung der L e i t sc h i en e. Wird unterstellt, daß jede Wicklung eine a r c h i m c d i s c h e Spirale ist, so ergibt sich die Polargleichung r — b — A (qr>). Tn dieser Gleichung bezeichnet nach Fig. 1, 2 und 3 r den Krümmungsradius der Spirale, b die Seitenlänge des Kegelmantels, A eine Konstante, q den Öffnungswinkel, welcher die Spirale einschließt. Die Länge s der Spirale ist wie bekannt nun eine Funktion des Winkels ds 2 = dr-’4-r 8 d? 2 woraus: Wird diese Formel weiter entwickelt und werden dabei folgende Größen eingeführt: a die Seitenlänge des Kegelstumpfes, D n der untere Durchmesser des Kegelstumpfes, D o der obere Durchmesser des Kegelstumpfes, E die Differenz von D u — D o , N die Anzahl der aufgebrachten Wicklungen einer Fadenlage, so wird als Endformcl die Gleichung erhalten: s = aD u n-'DnJ^N 2 , a- 2 E | 1 ' a 2 2 EN D u N I . , n 2 D u 2 N 2 a r 1 h aD > l/i _i i a-’ »D n N -i/ n 2 D 0 N 2 -2E-| /1 +- +P + —jr- Die Formel hat für beide Fadenlagen Gültigkeit, nur muß jedesmal die entsprechende Größe von N eingesetzt werden. Schon der Aufbau dieser Formel zeigt, daß an eine allgemeine Ver wendung in der Praxis nicht zu denken ist, weil ihre Form sehr umstand-