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lauf einiger Minuten. Milchige Trübungen, welche sich auch nach einiger Zeit nur wenig differenzieren, bilden sich bei Gegenwart von Leim, Gummiarabikum, Dextrin, Stärkepräpa raten und Albuminkörpern in verdünnteren Lösungen, während in konzentrierteren Flüssig keiten meist dichtere, oft zähflockige Ab scheidungen einzutreten pflegen. Mehr flockige, ab und zu faserig-fadenförmige Fällungen er hält man dagegen bei Anwesenheit von Tra- ganth und Pflanzenschleimen der verschiedenen Provenienzen. Aber auch anorganische Salze pflegen in konzentrierten Lösungen nicht selten zu Trübungen, oft zu starken kristal linen Fällungen Veranlassung zu geben, und schließlich sei noch auf den seltener vor kommenden Fall der Ausfällung von Diastase hingewiesen, welche sich unabsichtlich oder absichtlich in Glykose oder Maltose enthal tenden Appretursubstanzen und Lösungen finden kann, wenn die Zuckerbildung aus Stärke auf fermentativem Wege zum Ziele kam. Bei relativ schwachen milchigen Trübungen empfiehlt sich ein ganz minimaler tropfen weiser Zusatz von verdünnter Salzsäure zu der mit Alkohol gefällten Flüssigkeitsprobe im Reagensglase, da derselbe bei Gegenwart von Gummiarabikum zu einer flockigen, gut differenzierten Abscheidung und zur Erkennung dieses Körpers Veranlassung gibt. 3. Mit Hilfe einer 0,1 prozentigen, jod kaliumhaltigen wässerigen Jodlösung weist man in allgemein bekannter Weise durch tropfenweisen Zusatz Stärke und Dextrin nach. Bei alkalisch reagierenden Flüssigkeiten ist der Jodzusatz tropfenweise solange fortzu setzen, bis entweder die durch den Jod ver anlaßte Gelbfärbung dauernd stehen bleibt oder die charakteristische blaue Jodstärke, beziehungsweise Joddextrinreaktion zum Vor schein kommt. Da es sich sehr häufig um Stärke und Dextrin gleichzeitig handelt, so hat man unter zunächst sehr vorsichtigem Zusatz von wenig Jodlösung darauf zu achten, ob nach der in der Regel zuerst eintretenden Blaufärbung durch Stärke eine dauernde Rot färbung durch Dextrin erfolgt. 4. Eine Lösung von basisch essigsaurem Bleioxyd (Bleiessig) erzeugt mit Pflanzen schleimen eine je nach der Konzentration der wässerigen Aufquellungen oder Lösungen der selben stärkere oder schwächere flockig zu sammengeballte Fällung. Unter den Körpern, welche praktisch im Vordergründe stehen, ist namentlich auf Traganthschleim, Kar- ragheen und Agar-Agar, auch Isländisch- Moos-Abkochungen und Flohsamen schleim hinzuweisen. Aber auch Gummi- Tragasol und Gummiarabikum verhalten sich in diesem Punkte ebenso. Das Eintreten einer derartigen Fällung kann jedoch nur die Mög] i ch ke i t der Anwesenheit solcher Körper bedeuten und die weitere Untersuchung nach dieser Richtung hinlenken, da naturgemäß auch andere Substanzen unter den organischen Körpern, Albuminsubstanzen, auch die Diastase und ferner Lösungen, welche sehr stärkereich sind und sehr viel Dextrin enthalten, Ver anlassung zu mehr oder weniger starken Fäl lungen geben können, die auf den ersten Blick mit den bei Pflanzenschleimen erhält lichen Erscheinungen verwechselt werden können. Es darf schließlich nicht übersehen werden, daß auch anorganische Salze, wie Sulfate, Chlorate, Phosphate, Silikate — Seifen nicht zu vergessen — mit basischem Bleiazetat zu starken Trübungen oder milchi gen Abscheidungen führen können. In solchen Fällen, wo sich nachweislich große Mengen von Stärke in Lösung befinden und den Hauptanteil des Präparates ausmachen, um geht man momentane Ausscheidungen durch basisches Bleiazetat durch vorherige Ver dünnung. Die Erfahrung führt in diesem Falle leicht zu dem richtigen Maßstabe. Trübungen und Fällungen, welche erst nach einigem Stehen eintreten, haben für den Nachweis von pflanzenschleimartigen Körpern keine Bedeutung, ebenso können nach dieser Richtung hin zunächst eintretende, im Über schuß von Bleiessig aber leicht lösliche Fäl lungen unberücksichtigt bleiben. 5. Lösungen, welche Zuckerarten enthalten, vornehmlich handelt es sich um Glykose (Stärkezucker) eventuell auch Maltose, redu zieren in der Hitze sofort, meist auch schon bei gelindem Erwärmen eine alkalische, wein säurehaltige Kupferoxydsalzlösung (Fehling- sche Lösung). Gerade die Schnelligkeit, mit welcher die Reaktion eintritt, und die Fülle der Abscheidung von rotem oder gelbrotem Kupferoxydul bieten einen Anhaltspunkt zur Beurteilung, ob ein Zucker zugegen ist, denn eine allmähliche, oft erst nach längerem Erhitzen einsetzende Reaktion kann sehr wohl auch durch die gleichzeitige Anwesenheit der übrigen organischen Appreturmittel und deren langsam reduzierende Wirkung oder durch die beim Kochen mit Kalilauge langsam be wirkte Umwandlung mancher Substanzen in Zucker hervorgerufen werden, abgesehen da von, daß ein verhältnismäßig kleiner, unbeab sichtigter Zuckergehalt von Dextrin und diesem nahestehenden Präparaten, z. B. Leiogomme, Britisch Gomme etc. langsame Reaktions wirkungen ermöglichen kann. Eine weitere, sich in ganz anderer Richtung bewegende Reaktion erreicht man ebenfalls mit Fehlingscher Lösung, falls man dieselbe nicht im Überschuß verwendet wie bei der Zuckerprüfung, sondern zu der mit Natronlauge alkalisch gemachten Flüssigkeit bis zur eben beginnenden Blaufärbung tropfen weise hinzugibt und dann gelinde erwärmt. Stickstoffhaltige organische Körper, wie Leim präparate und A Ibuminverbindung en bewirken alsdann den Eintritt einer äußerst charakteristischen Violettfärbung oder wenigstens einer deutlich wahrnehmbaren Ver färbung der blauen Flüssigkeit nach rot hin, einer Reaktion, welche durch einen zu großen Zusatz von Fehlingscher Lösung und bei nur schwachem Gehalt an wirksamen Substanzen, in dem starken Blau der Flüssigkeit unter gehen und übersehen werden kann. Trübe Flüssigkeiten können, wenn die Ausschei dungen nicht selbst im angeführten Sinne re agieren, störend auf die Beurteilung der Re aktion einwirken und sind in solchen Zweifels fällen vorher zu klären. 6. Speziell Albumin körper lassen sich meist durch Kochen einer Probe mit Mil Ions Reagens (Lösung von Quecksilberoxydul- nitrat mit überschüssiger salpetriger Säure) nachweisen. Diese Prüfung führt zur Bil dung von rosa gefärbten Flocken. Nur aus nahmsweise erhält man mit Leim präparaten eine gleiche Reaktion. Albuminsubstanzen lassen sich aber ferner noch an der Gerinnung beim Auf kochen der Lösung, die besonders leicht nach Zusatz weniger Tropfen Salpeter säure erfolgt, erkennen und sind schließlich mit großer Schärfe, falls sie aus der Flüssig keit ausgeschieden oder ursprünglich fest vor liegen, an der langsam bei gewöhnlicher Tem peratur, schneller beim Erwärmen eintretenden rotvioletten Färbung zu erkennen, welche unter der Einwirkung eines Gemisches von 1 Volumen konzentrierter Schwefelsäure und 2 Volumen Eisessig aufzutreten pflegt. 7. Seifen lassen sich leicht durch die Ab scheidung freier Fettsäuren beim Zusatz von Mineralsäuren zur wässerigen Lösung, durch die dabei entstehende milchige Trübung, Bil dung öliger Tropfen beim Erhitzen des Ge misches, nachweisen. Gewöhnlich bietet auch schon das Schäumen solcher Flüssigkeiten beim Durchschütteln und die alkalische Re aktion in Gestalt einer deutlichen Rotfärbung mit Phenolphtalei’n einen Hinweis auf die Anwesenheit von Seifen, die sich bei festen oder pastenartigen Präparaten vielfach schon durch Aussehen, Beschaffenheit und Geruch zu verraten pflegt. Können die soeben vorgeführten grund legenden Reaktionen, ein abschließendes Ur teil nicht herbeiführen, so empfiehlt es sich, eine eingehende Untersuchung der Lösung in folgender Art durchzuführen: Dünnflüssige Lösungen werden zweck mäßig auf dem Wasserbade zunächstetwas konzentriert. Etwaige, durch die Wärme ent standene Ausscheidungen, aber nicht Rück stände von zu weitem Eindampfen, sind ab zufiltrieren oder bei schleimigen Flüssigkeiten durch Abgießen durch ein genässtes Nessel tuch zu trennen und besonders zu untersuchen, namentlich auf Albuminsubstanzen zu prüfen. Zur systematischen Auffindung der häufigst angewandten, in Wasser löslichen Appretur substanzen läßt sich alsdann zweckmäßig eine Trennung in in Alkohol lösliche und in Alkohol unlösliche Appretursubstanzen durchführen. Dabei wird auf gleichzeitig in der wässerigen Lösung befindliche gelöste anorganische Salze keine Rücksicht genommen. Unter den ob waltenden Umständen können im allgemeinen als löslich in Alkohol angesehen werden: Zuck er ar ten, wenn nicht ganz hochkon zentrierte, sirupartige Flüssigkeitsmassen vor liegen, welche in solchem Falle auf Grund der große Zuckermassen feststellenden Vor prüfung entsprechend zu verdünnen sind. Ferner aber Seifen und schließlich das nicht ganz leicht nachzuweisende Glyzerin. In Alkohol unlöslich, beziehungsweise fällbar sind: Stärke und Stärkepräparate, Leio gomme, Britisch Gomme, künstlicher Gummi, mehr oder weniger gleichfalls ein Dextrinpräparat, Gummiarabikum, Pflan zenschleime, Traganth, Tragasol etc. ent haltende wässerige Abkochungen, Leim und Leimpräparate, Albuminsubstanzen, Diastase, teilweise anorganische Salze. Daß diese Fällungen durch Alkohol nur bei Zusatz eines genügenden Überschusses des Fällungsmittels vollständig eintreten, braucht kaum besonders hervorgehoben zu werden. (Fortsetzung folgt.)