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Jähriloh 16 Hefte (einschließlich 4 Spezialnummern). Abonnementspreis pro Halbjahr (inkl. der Beiblätter): für Deutschland u. Österreich-Ungarn Jt 8,—, für alle übrigen Länder: a) bei direktem Bezug unter Streifband 10,50 (inkl. Porto), b) bei Bezug durch, die Buchhandlungen oderPostämter M 9,—. 111 PSI Insertionspreise: 7, Seite 120,—, »/, Seite 60,—, 7» Seite Jl so,—, »/, Seite Jt SO,—, 7< Seite Jt 18,—, Seite M IS,—, 7» Seite M 9,—, »/„ Seite Jl 4,50. Bei Jshresauftrtgen (16 Elniohaltungen) 25 7. Rabatt. Illustriertes Fachjournal Jür die Woll-, Jaumwoll-, Seiden-, leinen-, IJanf- und Jute-Industrie sowie für den Textil- Maschinenbau; Spinnerei, Weberei, Wirkerei, Stickerei, Färberei, Druckerei, Bleicherei und Appretur. Redaktion, Expedition u. Verlag;: Leipzig, Brommestraße 9, Ecke Johannis-Allee. Chefredakteur und Eigentümer: Theodor Martin. Fernsprech-Anschluß: No. rojS. Telegramm- Adresse: Textilmartin Leipzig. Organ der • Organ der Sächsischen Textil-Berufsgenossenschaft. Norddeutschen Textil-Berufsgenossenschaft. Organ der Vereinigung Sächsischer Spinnerei-Besitzer. .V IO. XXV. Jahrgang. Nachdruck, soweit nicht untersagt, ist nur mit vollständiger Quellenangabe gestattet. Leipzig, Redaktionsschluß: 31. Oktober 1910. Aus den Jahresberichten der Königlich Sächsischen Gewerbe aufsichtsbeamten für 1909. [Nachdruck verboten.] Es ist nicht jedermanns Sache und auch nicht ohne gewisse Schwierigkeit, die Jahres berichte der Gewerbeaufsichtsbeamten durchzu studieren. Die Zusammenreihung möglichst knapp dargestellter Tatsachen, die sich mehr oder weniger in den Darstellungen für die einzelnen Kreis hauptmannschaften wiederholen, geben den Be richten einen für das Lesen etwas trockenen Charakter, der durch die häufigen zahlenmäßigen Belege nicht anregender wird; auch ist eine Schwierigkeit dadurch gegeben, daß das wenig Bedeutsame mit dem Wichtigen gemengt ist und bei dem Lesen der Berichte ständig die Urteilskraft des Lesers in Anspruch genommen wird, um das Bedeutsame herauszufinden. Das Hegt nun einmal daran, daß die Berichte notgedrungen nach einem von den Reichs- | behörden auf gestellten Schema erstattet werden müssen. Die an den Berichten interessierten Kreise müssen selbst die Arbeit übernehmen, das für sie Wissenswerte aus dem umfangreichen Stoff herauszufinden. Denn trotz dem, daß der Umfang der Berichte im ganzen noch mäßig zu nennen ist, wird bei der knappen Darstellung ein außerordentlich vielgestal tetes Tatsachenmaterial geboten, und wenn man näher zusieht, erkennt man die große und mühsame Arbeit, die von den Gewerbeaufsichtsbeamten geleistet ist, eine Arbeit, die wegen der mannigfachen Vorurteile, die sich der Aufsichtstätigkeit ent gegenstellen und zu bekämpfen sind, eine außer ordentlich schwierige ist und viel Taktgefühl erfordert. Die Zahl der Aufsichtsbeamten beträgt jetzt für das Königreich Sachsen über 50, dar unter 5 Beamtinnen. Von ihnen sind fast 27 000 Revisionen vorgenommen worden, die sich auf 20 600 Fabriken verteilen. Es kommen dazu noch 1160 Revisionen, die in Anlagen, (Originalbeitrag.) die nicht unter den Fabrikbegriff fallen, be sonders in Bäckereien, erfolgt sind. Die Gesamtzahl der im Berichtsjahr vor handenen Fabriken und ihnen gleichgestellten Anlagen betrug im Königreich Sachsen rd. 27 500, davon entfallen auf die Textilindustrie rd. 6100 Anlagen. Mehrfach wird über eine Zunahme der Anlagen berichtet, die z. B. in der Textilindustrie der Kreishauptmannschaft Chemnitz gegen das Vorjahr mit 83, Zwickau mit 130 angegeben wird. Dieser Zuwachs wird hauptsächlich auf die vermehrte Benutzung von Elektromotoren zurückgeführt. — Auch die , Arbeiterzahl stieg im Bezirk Chemnitz wesentlich, von 72 000 auf 77 500, als Folge des besseren Geschäfts ganges der Strumpfwaren- und Posamentenindu strie, allerdings ist zu berücksichtigen, daß im Vor jahre infolge einer Lohnbewegung zur Zeit der Zählung etwa 500 Strumpfwirker außer Arbeit waren. Im Aufsichtsbezirk Zittau hingegen be schäftigte die Textilindustrie infolge der un günstigen Geschäftslage fast 600 Arbeiter weniger als im Jahre 1908 und 1000 Arbeiter weniger als 1907. Auch in der Stoffhandschuhfabrikation im Chemnitzer Bezirk war ein Rückgang der Arbeiterzahl zu bemerken, ebenso im Textil maschinenbau. Im Aufsichtsbezirk Plauen hielt die schon im Vorjahre eingetretene teilweise Arbeitslosigkeit noch in den ersten Monaten des Berichtsjahres an. Die Stadt Plauen hatte für Notstandsarbeiten 66 000 bewilligt; bei ihnen wurden 330 Arbeitslose beschäftigt. Mitte des Jahres trat dann eine Besserung der allgemeinen Geschäftslage ein, in deren Folge die Arbeitslosigkeit sich verminderte. Insge samt waren in Fabriken und gleichgestellten Anlagen in Sachsen rd. 700 000 Arbeiter be schäftigt. Die Textilindustrie beschäftigte 1909 rd. 235 000 Arbeiter. Die Gesamtzahl der in Fabriken beschäftigten Arbeiter hat in einigen Bezirken etwas zuge nommen, in anderen abgenommen. Das Ver hältnis, in dem die Zahl der jugendlichen Arbeiter zu dem der Gesamtarbeiterzahl steht, ist ver schieden; in der Kreishauptmannschaft Dresden wird es z. B. zu 6,3 Proz., Leipzig zu 7 Proz., Zwickau zu 10,6 Proz. angegeben, im Aufsichts bezirk Annaberg erreichte es 11,6 Proz. Die Textilindustrie ist an der Verwendung jugend licher Arbeiter die Hauptbeteiligte. Die Beschäftigung von Kindern unter 14 Jahren in Fabriken, Motorwerkstätten u. dergl. der Textilindustrie, die überhaupt nur gering ist — ihre Anzahl beträgt im ganzen Königreich Sachsen rd. 800 ist weiter zurückgegegangen. Mehr als die Hälfte der in der Textilindustrie beschäftigten Personen, rd. 130 000, sind Arbei terinnen; stellenweise machte sich ein Mangel an solchen fühlbar. An Zuwiderhandlungen gegen die Be stimmungen über die Beschäftigung jugendlicher Arbeiter wurden von den Aufsichtsbeamten, abgesehen von den formalen Bestimmungen über Arbeits bücher, Lohnzahlungsbücher, Aushängen u. dergl., in der Textilindustrie 68 Fälle hinsicht lich des Ausschlusses der Kinder von der Be schäftigung (§ 135 Abs. 1 <1. G.-O.), 14 Fälle hinsichtlich der Dauer der Beschäftigung, 17 Fälle hinsichtlich der Pausen festgestellt. Von Einzelfällen sei erwähnt, daß ein Strumpf fabrikant, der 2 jugendliche Arbeiter täglich 11 Stunden beschäftigte und ihnen die vorge schriebenen Pausen nicht voll gewährte, zu einer Geldstrafe von 25 verurteilt wurde. 37