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Bezugö-Prei» flir Lechjia Vorort« durch »»I«« krLgrr und kpedtteure 2»«l ttgltch >n» Hau« -edrachl: V0 monatt., T.78 virrteliLhrl. Bei unters stilialr» u. An» v-dmejlellen adqedall: 78 H uumatl,, K.2L vierteii-bel. Lurch di« Poft: innerhalb Leuiichianb« und der deuvche» Kolonien vierrellLbrl 8.60 monatl. 1.26 auLichl. Poftdeftellacld. ferner 'n Belgien, TLnemark, den Donauslaatrn, Italien, Luremburg, Niederlande, 'Nor wegen, Oesterreich-Ungarn, Rußland, kchweden, Schweiz u. Spanien. In allen übrigen Staaten nur direkt durch di« Ge!chLN«stelle de« Blatte« erhältlich. Ta« Leipziger Tageblatt erschein, 2 mal täglich, Sonn- n. Feiertag« nur morgen«. Slvonne» ent-Annabme ! Auguku-Platz 8, tei unteren Trägern, Filialen, Spediteuren und Annahmestellen, sowie Postämtern und Bries träger«. Ulnzeldeetauseprel« der Morgen» ,a«gud« IV der Abendausgabe S ch. Redaktion and Geschäft-Keller Johannisgasse 8. Fernsprecher: 14682, 14683, 14684. Nr. lvS. Abend-Ausgabe. MMer TllMlÄ Handelszeitung. Amtsblatt Les Rates und des Volizeiamtes Ser Stadt Leivzig. Anzeigen-PrelS tttr Inserate aus Leipzig und Umgebung di« Sgeivaltene SO mm breite Petitzeile 2S H, di« 74 mm breite SteNamrzcile I von auSwärt« 30 Reklamen l.'äll Inserate oo» Bebdrben m amtlichen Test di« 74 mm drrtte Petitzrlle 40 2z. cheschältian,eigen mit Playvorschristen an» la der Abendausgabe >m Preise erhöht, hlabalt nach Laris. BeilagegebLhr S ^6 p. Tausend exkl. Postgebühr. Fefterteilte Austräge können nicht zurück gezogen werden. Für da» scheinen an btstimauen Tagen und Plätzen wird kein« Garantie übernommen. Anzeigen-Annahme! Augustu-platz 8, bei sämtlichen Filialen u. allen Annoncen- ltipeditionen de» In- und Ausländer. Hauot-Filiale Berlin: Carl Duucker, HerzogU Bahr. Hosbuch- handlung, Lützowstiabe 10. (Le,ephon VI, Nr. 4oo3). Haupt-Ziliale Dresden: Seestrabe I (Telephon 4621). Donnerstag, üen 21. SprU 1910. 104. Jahrgang. pllUtillhe Nachrichten. Aus der Ersten Kammer. k. Dresden, 21. April. (Priv.-Tel.) Die Erste Kammer beschäftigte sich heute zunächst gemäss König lichen Dekrets Nr. 25 mit der Wahl von 3 Mit gliedern und 2 Stellvertretern in den Staats gerichtshof. Auf Antrag des Oberbürger meisters Dr. Beutler-Dresden wurde die Wahl durch Zuruf vorgenommen, und zwar wurden gewählt an Stelle des verstorbenen Mitgliedes Ministerialdirek tors Geh. Rat Hedrich der Ministerialdirektor a. D. Eeh. Rat Dr. Iahn, ferner wicdergewählt als Mit glieder Rechtsanwalt Eeh. Justizrat Schützin Dres den und Landgerichtspräsident a. D. Hartmann- Plauen. Als Stellvertreter wurden wiedergewählt Rechtsanwalt Geheimer Justizrat Ulrich-Chemnitz und Rechtsanwalt Justizrat Barth-Leipzig. Alsdann wandte sich das Haus der Debatte über den Justiz- et a t zu, worüber Oberbürgermeister Dr. Dittrich- Leipzig referierte. Die Sitzung dauert noch fort. Aus der Zweiten Kammer. k. Dresden, 21. April. (Priv.-Tel.) Die Zweite Kammer hatte sich heute zunächst mit der allgemeinen Borberatung des Dekrets Nr. 30 zu beschäftigen, Entwurf eines Gesetzes über die Verjährung direkter Steuern und verwandter Leistungen. Ohne wesentliche Debatte wurde beschlossen, das Dekret unter Bestellung von Referenten und Korrefe renten inSchluhberatung zu nehmen, also oon Depurationsberatung abzusehen. Alsdann wandte sich das Haus der Schlutzberatung über den mit Dekret 17 vorgelegten Entwurf eines Gesetzes über die Brandversicherungsanstalt zu. Es wurde beantragt, über die zahlreichen Abänderungs anträge der Deputation gleich im ganzen abzu stimmen. Nach kurzer Debatte, in der sich Vertrete: aller Parteien mit der Deputationsfassung einver standen erklärten, wurde der Entwurf in der von der Deputation gewählten Fassung ange nommen. Die Sitzung dauert noch fort. ZUM Kampf im Baugewerbe. In Leipzig. Die organisierten Töpfer und Ofensetzer Leipzigs stimmten in einer Versammlung den Be schlüssen über die Schaffung eines Maifonds zur Unterstützung der wegen Beteiligung an der Maifeier ausgesperrten Arbeiter zu. Sie beschäftigten sich dann mit der Bauarbeiteraussperrung und nahmen dazu eine Resolution an, in der sie sich verpflichteten, die ausgesperrten Bauarbeiter finanziell und moralisch zu unterstützen. Friedensausfichten in Berlin. Die am Mittwoch vor dem Einigungsamt des Ber liner Eewerbegerichts gepflogenen Verhandlungen unter dem Vorsitz des Magistratsrates v. Schulz waren von Erfolg begleitet und führten schließlich nach längerer Beratung zur Fällung folgenden Schiedsspruches durch das Einigungsamr: „Die sämtlichen Bauarbeiter (Maurer, Zimmerer, Bauhilfsarbeiter usw. mit Ausnahme der Einschaler) erhalten vom 13. August 1010 ab eine Lohnerhöhung von 3 Pf. pro Stunde und vom 1. Oktober 1911 ab eine solche weitere Lohnerhöhungoon2Pf. pro Stunde. Die Einschaler erhalten vom 13. August 1910 ab eine Lohnerhöhung von 5 Pf. pro Stunde und vom 1. Oktober 1911 ab eine solche weitere Lohnerhöhung von 2^ Pf. pro Stunde." Dieser Spruch wurde vorbehaltlich der Genehmi gung durch die Generalversammlungen der beteilig ten Verbände und Gewerkschaften von den Sprechern und Vertretern der betreffenden Organisationen mit einigem Widerstreben angenommen. In der Begründung des Spruches wird ausgeführt, daß das Einigungsamt mit den Parteien völlig darin Uber- einstimmt, daß seit dem Jahre 1906 eine Verteuerung der Lebensmittel und Verbrauchsgegenstände nament lich, soweit sie für die Arbeiter in Betracht kommen, eingetreten ist, und daß seit 1909 durch die neuen Steuergesetze Steuern eingeführt worden sind, durch die das Einkommen der Arbeiter nicht unwesentlich belastet wird, so dass das Bedürfnis nach einer Lohn erhöhung dargetan und die dahingehenden Forderun gen der Arbeitnehmer gerechtfertigt seien. Anderer seits wird die obige Lohnerhöhung als das Aeusserste bezeichnet, das den ebenfalls von den neuen Steuern betroffenen Arbeitgebern nach der heutigen Geschäfts lage als Entgegenkommen zugcmutct werden kann. Die Organisationen der Arbeitnehmer haben bereits in der Nacht zum Donnerstag zu diesem Schiedsspruch Stellung genommen. In der Generalversammlung des Verbandes der christlichen Bauarbeiter wurde der Schiedsspruch mit grosser Mehrheit gegen 15 Stimmen angenommen. Das Resul tat der Abstimmungen in den 46 ausserordentlichen Mitgliederversammlungen des Zentralverban des der Maurer und der Bauhilfsarbeiter wird erst im Laufe des heutigen Tages festgestellt werden. Die Unterstützung der Bauunternehmer. Der aus 51 Verbänden mit fast 900 Unterverbän den und 1600 000 beschäftigten Arbeitern bestehende Verein Deutscher Arbeitgeberver bände hat in seiner Ausschuhsitzung vom 19. April zur Unterstützung des Deutschen Arbeitgeberbundes für das Baugewerbe Beschlüsse gefasst, in denen es u. a. heisst: Die Mitgliederverbände sind anzuweisen, mit aller Sorgfalt darauf zu achten, dass keine Bakl ar beiter eingestellt werden. Die Mitglieder sind dringend zu ersuchen, den Bauunternehmern Ausstand zu gewähren und die Fertigstellung der Bauten um diejenige Zeit zu verlängern, welche der Kampf im Baugewerbe dauert. Die Mitglieds firmen, die Bauarbeiten in eigener Regie ausführen, sollen die Arbeit nach Möglichkeit gänz lich einstellen. Zur materiellen Unterstützung der baugewerblichen Orts- und Bezirksvcrbände wird beschlossen, einen Unter st ützungsfonds zu schaffen. Der Ausschuss beschliesst, die Mitglieds firmen unter Mitwirkung der betreffenden Be zirks- und Ortsoerbände dringend zu bitten, zu diesem Fonds 1 pro 1000 .«der 1909 ge zahlten Jahreslohnsumme beizusteuern. Zahlungen sollen gerichtet werden an die zustän digen Bezirks- und Ortsoerbände. Es soll an alle ausserhalb der beiden Arbeitgeber-Zentralorgani sationen stehenden Industrie- und Arbeitgeberver bände ebenfalls ein Aufruf gerichtet werden, das Baugewerbe in seinem Kampfe im allgemeinen Arbeitgeberinteresse zu unterstützen und auch gleicherweise sich an der finanziellen Hilfsaktion zu beteiligen. Gleichzeitig wurde folgende Resolution ein stimmig angenommen: Der heute in Berlin tagende Ausschuss des Ver eins Deutscher Arbeitgeberverbände spricht seine Be friedigung darüber aus, dass dem Aussperrungsbe- schluh im deutschen Baugewerbe mit wenigen Aus nahmen Folge geleistet worden ist. Um so mehr be dauert er, dass einzelne Verbände sich noch nicht dazu haben entschliessen können, Schulter an Schulter mit üen übrigen baugewerblichen Verbänden zu kämpfen. Der Verein Deutscher Arbeitgeberverbände spricht die Erwartung aus, dass diejenigen Orte, welche bisher mit der Aussperrung noch zurückgehalten haben, un verzüglich und rückhaltlos sich auf die Seite der kämpfenden Kollegen stellen und dass alle am Kampf im Baugewerbe beteiligten Arbeitgeber nicht müde werden, den Kampf so lange durchzuführen, bis er zu einem vollen Siege der Arbeitgeber geführt hat. Ende des Streiks der französischen Seeleute? In den französischen Hafenorten beginnt man jetzt die Aussichtslosigkeit des Streiks der Seeleute ein zusehen. Zwar ist in Le Havre noch eine Anzahl von Kohlenträgern und Heizern in den Ausstand getreten, aber in Marseille ist die Streiklust jetzt sehr gedämpft, und in Bordeaux hat man sogar die Wiederaufnahme der Arbeit beschlossen. Folgende Telegramme unter richten über die Lage: Le Havre, 21. April. (Tel.) Gestern nachmittag verliehen > <iü Heizer und 63 Kohlenträger den Postdampfer „Lorraine" und schlossen sich der Streikbewegung der eingeschriebenen See leute an. Bordeaux, 21. April. (Tel.) Die einge schriebenen Seeleute beschlossen gestern mit allen gegen 4 Stimmen die Wiederaufnahme der Arbeit. Auf Verlangen des Vorsitzenden des Syndikats der Seeleute beschloss die Versammlung, den 11 Heizern des Dampfers „Ruston", die gestern die Arbeit an Bord des Dampfers eingestellt hatten, einen Lohn von zwei Wochen auszuzahlen. Die See leute haben darauf den Dienst auf dem Dampfer wieder ausgenommen. Tsgeschranik. Ole Vetterkatsltroptle in Serbien. Ueberall Hochwasser — über 200 Tote! Die Wetterkatastrophe, die, wie wir schon im heutigen Morgenblatt berichteten, plötzlich über Serbien hereingebrochen ist, hat dort ungeheuren Schaden angerichtet und zahlreichen Menschen den Tod gebracht. Folgende neuesten Depeschen beleuchten diese Nationalkatastrophe wie folgt: Belgrad, 21. April. (Tel.) Infolge des an haltenden wolkenbruchartigen Regens, der über ganz Zentral-Serbien niedergegangen ist, ist eine grosse Ueberschwemmung eingetreten. Kraguje- watz und Umgegend, zwischen den Bahn stationen Lapovo und Kragujewatz, bilden ein einziges grosses Meer. Der Eisenbahnverkehr ist eingestellt. Es wird eifrigst gearbeitet, um den internationalen Verkehr auf ser Linie Belgrad—Nisch aufrechtzuerhalten. In Kragu jewatz ist die Unterstadt überschwemmt. Die Fabriken, Kasernen und Arsenale stehen unter Wasser. Das Militär wurde ausquar tiert. Der Telegraphen- und Telephonverkehr ist unterbrochen. Der Schaden ist enorm. In Kraguje watz allein zählte man zwölf Tote. Zerstörte Städte. Belgrad, 21. April. (Tel.) Zu dem Unwetter in Serbien wird weiter gemeldet: Die Stadt Schumad- j a wurde durch einen Wolkenbruch vollständig über schwemmt und vernichtet. Auch die Stadt Kraguje watz ist vollständig überschwemmt und teilweise vernichtet. Der Verkehr auf den Bahnlinien stockt vollständig. Strassen- und Eisen bahnbrücken wurden weggerissen und zerstört. Jede Verbindung auf der Landstrasse hat aufgehört. Der Moravefluh steigt zusehends. Es regnet un unterbrochen. Das Wasser trägt Teile zer störter Häuser, Eetreidevorräte, sowie Leichen von Menschen und Tieren mit sich fort. Militär ist an die am mristen bedrohten Stellen abgegangen. Die Regierung erklärt, dass sie alle notwendigen Schritte zur Hilfeleistung bereits getan hat. Eeldsammlungen für die vom Hochwasser Geschädigten sind eingeleitet. Das ganze Land befindet sich in tiefer Trauer. Der König versprach sofortige Hilfe und spendete selbst eine grössere Geldsumme. Ueber 200 Menschen umgekommen. Belgrad, 21. April. (Tel.) Die Privatmeldungsn über die Hochwasserkatastrophe in Westserbien lauten entsetzlich. Ueber 200 Menschen sollen zugrunde ge gangen sein. Hundert Leichen seien bereits ange schwemmt. In Kragujewatz, sowie anderen Ort schaften sind viele Häuser eingestürzt. Der Orient- expresszug musste in Lapovo angehalten werden, da die Bahnstrecke an vielen Stellen zerstört ist. Unaufhörliches Steigen der Flüsse. Belgrad, 21. April. (Tel.) Die grosse Ueber schwemmung im serbischen Bezirk Schum ad ja Dresüner Ausstellungen. Man schreibt uns aus Dresden vom 20. April: In der Galerie Arnold ist soeben eine interessante Ausstellung eröffnet worden. Eine Kollektivausstellung von Münchner Künst lern, den beiden Erkers, Leo Putz, Püttner, Eichler, Weissgerber, Georgi, Feldbauer, Ohwald u. a. — also gewissermassen ein Gesamtbild der reifen Generation des heutigen München, ein Querschnitt durch seine momentane, anerkannte Produktion. Und der stimmt in mancher Hinsicht nachdenklich. Als die einzelnen anfingen, vor die Oeffentlichkeit zu treten, freute man sich. Man sah eine flotte, kräftige Mache, tech- niches Können, malerisches Gefühl und eine frische Verve im Herangehen an die Dinge. Lauter Vor bedingungen, von denen man sich allerhand ver sprechen konnte. Seitdem sind alle diese Künstler aber im wesentlichen bei diesem Anfangsstadium stehen geblieben oder besser: sie haben diese Vorbedingungen für Selbstzwecke genommen und sich auf ihre Ausbildung beschränkt, statt sie als Mittel zu behandeln. Und so ist das Resultat heute keine rechte Freude mehr, sondern Unbehagen. Man hat das Gefühl, dass die meisten dieser Bilder ihren Zweck in dem Augenblick erfüllt haben, in dem sie fertig wurden — und zwar ihren Zweck nicht nur für den Künstler, sondern überhaupt. Die anfängliche Frische und das Können sind auf dem besten Wege, Kon vention zu werden. Das Atelier dominiert. Don Gestaltung eines künstlerisch Erlebten ist wenig mehr zu spüren: der innere Anlass fehlt — und die Be ziehung zur Sichtbarkeit der Dinge. Ein geschulter Farbengeschmack, eleganter Dortraa und hier und da eine geschickt und raffiniert gelösteEinzelschwierigkeit vermögen auf die Dauer über das Fehlende nicht hinwegzutäuschen. Verharren die Künstler dabei — so ist das Endresultat nur ein impressionistischer Akademismus k 1» Piloty und Kaulbach, von diesem nur dem Grade, nicht dem Wesen nach unterschieden. Und das wäre schade: denn es steckt trotz allem ge sunde Kraft in diesen Dingen. Max Feldbauer geht noch am meisten seine Wege. Man kann zweifelhaft sein, ob man Akten ganz auf diesem Wege beikommen kann: die Resultate interessieren jedenfalls weit stärker als etwa der Halbakt von Leo Putz oder die Liegende des verstorbenen Philipp Klein, der in seinen Stilleben viel Besseres gegeben hat. Persön liches bringen auch Weissgcrber und Erich Erker und daneben etwa noch da» Porträt des alten Habermann. Von Fritz Erler sieht man ein Selbstporträt und einen Akt am Strande: Georgi und Püttner demonstrieren die Umsetzung des späten Trübner ins Münchnersche, ohne dessen Kon sistenz, Eichler hat ein geschmackvoll arrangiertes Porträt und eine geklebte Landschaft geschickt, Adolf Münzer zwei dekorative Arbeiten, die, weil sie eben rein aufs Dekorative, fast möchte man sagen aufs Kunstgewerbe ausgehn, ganz sympathisch wirken. — Ein Gegenstück zu diesen Arbeiten zeigt gleichzeitig der Salon Richter in den Zeichnungen des kürzlich entdeckten Münchner Mayrshoser. Ebenfalls sehr ge schickt gemachte Sachen — letzten Endes aber ohne künstlerischen Untergrund. Oft ganz feine Reize, in der Darstellung ferner Menschenmenge beispielsweise, in der Luftigkeit einer Ferne: sie werden zerstört durch die unbedenkliche Verwertung der gröbsten Mittel dicht daneben. Auch hier ist ein Besinnen auf den Ausgangspunkt aller Produktion mehr als nötig — um über dieses Vorstadium weiter zu führen. L, * Stuttgarter Theater. Man schreibt uns aus Stuttgart: Im Hoftheater wurden wir diesmal mit Ernst Didrings effektreichem Schauspiel „Hohes Spiel" bekannt gemacht. Auch hier hat die raffi nierte Technik des schwedischen Autors verblüfft. Die Zuhörer folgten in starker Spannung der mysteriösen Geschichte, doch verliehen sie mit bitterem Nach geschmack das Theater: die allzu gedehnte und fol ternde Entwicklung der gedanklichen Sündentat ver stimmte zuletzt. Sehr befriedigte die Darstellung, namentlich kam die grosse Szene der Untersuchung durch die prächtige Leistung Hofmeisters als der alte, weise Richter zu ergreifender Wirkung. Intendanzrat Stephany hatte die Neuheit stim mungsvoll inszeniert. — Anlässlich des Ibsen- Zyklus brachte unser Hofschauspiel am Sonntag hier zum erstenmal „Hedda Gabler" zur Auft führung. Die Tragödie der exzentrischen Generals tochter fesselte die Zuhörerschaft in ausserordentlich starkem Masse. Emmy Remolt verkörperte die schwierige Titelrolle mit feinster psychologischer Kunst. —Das „Stuttgarter Schauspielhaus" widmete seine letzte Sonntags - MatinLe Otto Julius Bierbaum. Im Einleitungsvortrag schilderte Redakteur Paul Schlesinger Brerbaums vielseitiges Wirken als Lyriker, Dramatiker, Er zähler, Operntextdichter, Ueberbrettlaründer, Zeit- schriftenhcrausgeber usw. Daraus brachten Mit glieder des Schauspielhauses Bierhaumdichtungen in reicher Auswahl zum Vortrag. Auch diese letzte Matinee des zur Neige gehenden Spieljayrs, die sich zu einer nachträglichen Totenfeier für den Heim gegangenen Dichter gestaltete, erfreute sich guten Besuchs und reichen Beifalls. * Mikroben als Bühnenhelden. Aus New Pork wird berichtet: Indes Rostand mit seinem „Chantecler" dem Federvieh die Bühne erobert hat, sichern sich die Amerikaner den seltsamen Ruhm, zum erstenmal Bazillen und Mikroben als dramatisch handelnde Helden vor das Licht der Rampe zu bringen. Auf Anregung des Dr. Ravenel, des Leiters der Bakteriologischen Abteilung der Univer sität zu Wisconsin, wird von den Studentinnen der Medizin ein Stück zur Uraufführung gebracht, in dem die Hauptrollen Mikroben darstcllen. Man har die photographischen Ausnahmen verschiedener Mikroben typen vieltausendfach vergrößert und nach diesen Vor lagen die Kostüme der mezinischen Schauspielerinnen so naturgetreu als möglich hergestellt. Der Inhalt dieses eigenartigen Dramas, das bereits vor dem „Chantecler" verfasst wurde, schildert den unerbitt lichen Kampf der Mikrobenweit gegen die Menschen rasse. Im Reiche der Bazillen wrrd der furchtbare Entschluss gefasst, das Menschengeschlecht auszurotten. Aber auch eine Liebesgeschichte fehlt nicht. Der Autor des Stückes ist der in der amerikanischen Bühnenwelt bekannte Schriftsteller Machette. " Ibsens Werke in Einzelausgaben. 22 Bände, davon 17 zu 50 Pf., 5 zu 1 .« pro Band. Der Ver lag S. F »scher, Berlin, hat die Einzelaus gaben von Henrik Ibsens Dramen, mit einfachem Geschmack ausgestattet, in vollständiger Reihe zu einem sehr billigen Preis erscheinen lassen. Den dramatischen Werken schliesst sich eine volkstümliche Edition der Gedichte an — in der Form, die Henrik Ibsen 1872 seinen lyrischen Schöpfungen selbst ge geben hat. Damit ist der Verlag einem lebhaften Wunsche nachgekommen, der aus der Oeffentlichkeit vielfach an ihn gerichtet worden ist. Wer das Ge samtwerk in den grossen Ausgaben nicht kaufen kann oder will, hat nunmehr Gelegenheit, die Dichtungen Henrik Ibsens, die er besonders schätzt, gesondert zu erwerben, in meisterhaften Texten, mit den Ein leitungen Daul Schlenthers, Julius Elias' uno Roman Woerners vermehrt. Für die Uebersetzunaen war die letzte revidierte Form massgebend, die in der „Volksausgabe" enthalten ist. Die Einführungen derselben Volksausgabe sind für jedes einzelne Werk erweitert und mit Hinzuziehung der „Nachgelassenen Schriften" auf den jüngsten Stand der Forschung gebracht worden. — Die deutschen Bühnen sind jetzt in der Lage, sich das Material der besten Uebersetzüngen auf leichtere Art beschaffen und so ihre Jbsendarstellungen nach der Seite des sprach lichen Ausdrucks auf literarischer Höbe halten zu können. Da die Werke Henrik Ibsens allmählich auch in die Lektüre unserer höheren Schulen Eingang finden (zumal „Stützen der Gesellschaft^'. „Volksfeind' und „Klein Eyolf"), so hat man auf die Benutzung der einzelnen Bände als Schulausgaben gebührend Rücksicht genommen. * Hohe Preise für Bücher. Man berichtet uns aus Berlin: Zum Schlüsse der Bücherversteigerung bei Max Perl waren die französischen Meisterbücher des XVIII. Jahrhunderts heiss umstritten. Den höchsten Preis, 720 .«, erzielte der mit Boucherschen Illustrationen gezierte Molivre von 1734, den zweit höchsten, 500 ««, die berühmte Ausgabe desLaFon- t a i ne , die 1760 in Amsterdam gedruckt worden ist. Die Novellen der Königin von Navarra, 1781 er schienen, kamen auf 410 und Ovids Metamor phosen, mit Kupfern oon Boucher, Eisen, Lepruire und andern Meistern der Epoche, auf 300 In der Auktion der Schiller-Raritäten, die jener der franzöMchen Bücher folgte, wurde die Erstaus gabe der „Räuber" von 1781 mit 1110 -« bezahlt, die zweite Ausgabe des Schauspiels mit 285 die Erstausgabe des „Fiesko" mit 160 Schliesslich brachte die erste, bei Scholls Söhne in Mainz er schienene Ausgabe des Klavierauszugs der „M eistersi n tz e r", mit einer eigenhändigen Wid mung Richard Wagners 780 .k. Die Widmung ist an die Sängerin Frau Sophie Dietz gerichtet, oie bei der Uraufführung der „Meistersinger" in München am 21. Juni 1868 die Rolle der Amme darstellte. * Zeitschrift«!,. Der Sturm, Wochenschrift für Kultur und die Künste. Herausgegeben von Her warth Walden. Inhalt von Nr. 8: Otto Soyka: Der neue Ruhm. Alfred Döblin: Gespräche mit Kalypso über die Musik. ChammayPinsky: Ich sandte meine Lieder. Rudolf Kurtz: E. I. 2k. H off- mann. Robert Scheu: Leitfaden der Weltgeschichte. R.R.: Köniastreue und Aethcrnarkose. Minimax: Der Räuberhauptmann. A. D.: Herr Fritz Mauthner. Mynona: Musik und Schüttelfrost. Karikatur Wilamowitz-Moellendorfi. Probenummcrn kostenlos: durch den Verlag Der Sturm, Halensee-Berlin.