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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 19.04.1910
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1910-04-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19100419028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1910041902
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1910041902
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-04
- Tag 1910-04-19
-
Monat
1910-04
-
Jahr
1910
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Nr. l07. l04. Istzryan-. Oelpzlser Tsgeblstt. ist jedoch anzunehmen, daß die Insassen durch die elektrische Entladung, wenn nicht getötet, so doch mindestens betäubt worden find. Der Absturz ist auf 200 Meter zu schätzen, wofür der verhältnismäßig geringe Ein druck der Gondel in den weichen Gartenboden, sowie der Zustand der Verunglückten spricht. Entgegen den ersten Zeitungsmeldungen weisen die Leichen, welche alle in der Gondel lagen, verhältnismähig wenig äußere Verletzungen auf. Gesichtszüge und Gestalt waren vollständig erhalten und erkennbar und trugen nach Entfernung des Schmutzes keinerlei Aus druck desSchreckens, sondern hatten eher einen gespannten, entschlossenen, man möchte sagen, mutigen Ausdruck. Nach der ganzen Sachlage ist das Vorkommnis als ein beklagenswertes Unglück, hervorgerufen durch höhere Gewalt, aufzufassen. Aus dieser und anderen Meldungen ergibt sich nunmehr, daß die auf dem zerbrochenen Registrier apparat verzeichnete Höhe von 2000 Metern nicht richtig ist. denn wäre diese Höhe erreicht worden, dann würde das Luftschiff aus der Wetterregion, die im ganzen Werratale vorherrschte, herausgekommen sein und wieder freie Fahrt nach Bebra gewonnen haben. Nun ist in solchen Höhen die herrschende Strömung bei Eewitterbildung so stark, daß ein Kugelballon willenloses Werkzeug der entfesselten Stürme wird. * * * Zu unserer Meldung in der Morgenausgabe über die gestrige Generalversammlung des Bitterfelder Luftschiffervereins ist noch zu berichtigen, daß es abso lut nicht zu irgendwelchen stürmischen Szenen kam. Bürgermeister Dippe hielt eine Ansprache, in der in warmempfundencn Worten den Opfern der Kata strophe einen Nachruf widmete. Zu Ehren der Toten erhoben sich die zahlreich erschienenen Mitglieder von den Plätzen. Darauf wurde die Versammlung ge schlossen. * * * Die Beerdigung des Amtstierarztes Carl Hecker findet, wie wir schon heute morgen in einem Teil der Auflage unseres Blattes meldeten, Mitt woch, nachmittags 4 Uhr, auf dem Alten Reudnitzer Friedhof statt. Kaufmann Graupner wird im Erbbegräbnis der Familie Graupner in Lausig! beigesetzt werden. Tsyeschnmik. Ueber 100 000 Mark veruntreut. Stuttgart, 19. April. (Tel.) Der Ortsvorsteher in Stockheim gestand nach seiner Verhaftung, über 100 000 Mark veruntreut zu haben. Unfall eines ungarischen Offiziers. Pest, 19. April. (Tel.) Während eines Spazier rittes, den der Hauptmann Karl Rajecz am Sonn tagfrüh in der Umgegend von Pest unternahm, stürzte das Pferd. Der Hauptmann erlitt infolge des Sturzes eine Gehirnerschütterung und blieb bewußtlos in einem Gebüsch liegen. Er wurde erst gestern in bewußtlosem Zustande aufgefunden, nach dem er 30 Stunden an dem Unfallort gelegen hatte. Man hofft trotzdem, ihn am Leben erhalten zu können. Racheakt. Asch, 19. April. (Tel.) Aus Rache hat gestern der reiche Brauereibesitzer Andreas Knoblauch seinen Schwager, den Buchhändler Josef Schmidt, erschossen. Der Täter wurde verhaftet. Oer öslleysche Komet mit bloßem Auge erblickt! Pari«, 19. April. (Tel.) Der Astronom an der hiesigen Sternwarte Giacobini erblickte gestern früh mit bloßem Auge den Halleyschen Kometen, besten Kern, als er im März gesehen wurde, den Glanz eines Sterns 9. Größe hatte, gestern den Eindruck eines Sterns 2. Größe machte. Eine Spionageaffäre. Toulon, 19. April. (Tel.) In das Marinegefängnis wurde gestern nachmittag ein Matrose des Torpedo bootes „Flibustier" namens Rouaba Bechir unter großer Heimlichkeit eingeliefert. Er wird beschuldigt, militärische Dokumente, die ein Offizier des Schiffes aufzubewahren hatte, gestohlen zu haben. Er hat einen Komplicen, der gleichfalls verhaftet wurde. Man schweigt sich jedoch über die Affäre aus. Der Militärgerichtshof hat bererts durch den Staats anwalt mehrere Details in dieser Affäre erhalten. Bon der Prinzessin Luise. Brüssel, 19. Avril. Die Prinzessin Luise ist gestern in den Besitz der Juwelen gelangt, welche aus dem Nachlaß ihrer Mutter stammen. Unter diesen Juwelen befindet sich als Hauptstück ein Brillant im Werte von 200 000 Fr. Schweres Lllendslniungllick. Ueber 40 Personen getötet. Montreal, 19. April. (Tel.) Sin Arbeiterzug der Tran»»Eontinentalbahn wurde bei Cacvocache »an herabstürzenden Erdmassen begraben. Ueber 40 Personen sollen getötet ward en sei«. Amerikanisches Räuberstückchen. Rew York, 19. April. (Tel.) In Benicia, un weit von San Francisco, haben zwei maskierte und schwer bewaffnete Banditen den Süd- pacificzug angehalten und sieben Po st beutel geraubt, mit denen sie entflohen. Aus Leipzig un- Umgegenü. Leipzig, 19. April. Wetterbericht der König!. Sachs. Landeswetterwarte zu Dresden. Voraussage für den 20. April: Westliche Winde, wolkig, kühl, zeitweise Rege». Pöhlberg: Schwacher, anhaltender Tau, glänzender Sonnenunter- und -aufgang, Abend- und Morgenrot. Fichtelberg: Schwache Schneedecke nur auf dem Berge, starker, anhaltender Reif, glänzender Sonnenunter- und -aufgang, Abend- und Morgenrot. * Uuiversitätsnachrichten. Professor Hoops in Heidelberg, der an Stelle des verstorbenen Professors Wülker für die Professur der englischen Sprache in Leivzia vorgeschlagen worden war, hat den Ruf abgelehnt. * Auszeichnung. Die Königliche Kreishauptmann schaft Leipzig hat dem seit 19. April 1885 ununter brochen bei der Firma C. W. Emmrich Nachf., Fabrik Ur Säge- und Holzbearbeitungsmaschinen in Leipzig- Reudnitz, Täubchenweg 69, beschäftigten Dreher Adam August Paul Wünschmann in Leipzig - Anger- Crottendorf eine Belobigungsurkunde ausgestellt, die Um heute in Gegenwart seines Arbeitgebers an Ratsstelle ausgehändigt wurde. * Jubiläum. Sein 25 jähriges Meister jubiläum beging gestern Herr Franz Sch mei st er, Bildhauer und Stukkateur, beglückwünscht von der Gewcrbckammer, dem Innungsausschuß und der Innung und erfreut von Freundeskreisen durch Ehrengeschenke und reiche Vlumenspenden. Ein kleines Geschäft in Plagwitz machte den Anfang der geschäftlichen Entwicklung des Jubilars, der schon im Jahre 1887 seine Tätigkeit nach Leipzig verlegte und im Jahre 1898 sein Atelier für Baudekoration. Modelle und Innenstuckdekoration nach seinem eigenen Grundstück, Bayersche Straße 58, überführte, um hier in stetem Vorwärtsschreiten sein Unter nehmen zu seiner heutigen Höhe und Bedeutung emporwachsen zu lasten. Zahlreiche Staats- und städtische Bauten sowie eine große Reihe von Privat bauten legen in ihrer dekorativen Behandlung Zeug nis von ben großen Aufgaben ab, die Herr Franz Schmeister in seiner Kunst zu vollbringen gewußt. Sein Anteil an der Leioziger Ausstellung 1897 ist rühmend bekannt, sein Wirken als tüchtiger, recht schaffener, fleißiger Geschäftsmann allseits bestätigt. * Jahresabschluß der Leipziger Ortskrankenkasse. Am 1. Dezember 1909 hatten sich 25 Jahre seit dem Inkrafttreten des Krankenversicherungsgesetzes er füllt. Der Geschäftsbericht der Leipziger Ortskranken kaste für 1909 gibt demnach Aufschluß über das 25. Geschäftsjahr. Im großen ganzen verlief das Jahr unter günstigen Verhältnissen. Die gesamten Einnahmen betrugen 6 814 795,49 (gegen das Vorjahr 165094,22 .« mehr), die Ausgaben 6 668 306,26 (-s- 90 943,95 ^l), und es verblieb somit ein Ueberschuß von 146 489,23 (4- 74 150,27 .<«). Somit ist der erzielte Ueberschuß im Jahre 1909 doppelt so groß als im Jahre 1908. Dieser günstige Abschluß ist in der Hauptsache daraus zurückzuführen, daß das Krankengeld an Mitglieder, im ganzen 2617 954,67 ^1, Um rund 55 000 hinter dem vor jährigen Betrage zurückblieb. Dagegen stiegen die an Krankenanstalten gezahlten Kur- und Ver pflegkosten um rund 39 000 auf den Betrag von 647 714,38 .4!, und die an Dritte für Kranken unterstützung gewährten Ersatzleistungen bezifferten sich aus 123 258,16 das sind rund 29000 mehr als im Vorjahre. Für ärztliche Behandlung wurden 1423185 für Arznei und sonstige Hei^ mittel 726 785 (-(- 46 000 ^/r) verausgabt usw. Die Verwaltungskosten betrugen 590106 ./« Das Vermögen der Kaste betrug am Jahresschlüsse 40848,14 In den 25 Jahren des Bestehens hat die Kaste insgesamt 70 808 000.^ für Unterstützungen verausgabt, davon bar an die Mitglieder 37 253 000 .H, während der übrige Teil auf ärztliche Behandlung, Arzneimittel und Verpflegungskosten an Kranken anstalten entfällt. — Zur Eröffnung des Neuen Theater-Restaurants und -Cafe». Gestern haben sich nach längerer Pause die Räume des Neuen Theater-Restaurants und -Cafes wieder geöffnet und dem allgemeinen Verkehr erschlossen. Damit ist eine ebenso beliebte, als vor nehme Vergnügungsstätte Leipzigs der Oesfentlichkeit übergeben worden, die durch eine durchgreifende Erneuerung und durch eine vollkommen neue Einrich tung heute in einem schönen, durch die Kunst ge zierten und reizvoll gehobenen Gewand erscheint. In dem neuen Wirt Herrn Hermann Zimmer gewann das Unternehmen eine bedeutsame Kraft und eine Persönlichkeit, die ihren Aufgaben vollauf gewachsen ist und befähigt erscheint, die einzelnen Wirtschafts betriebe des Neuen Theaters ganz ihrem Wesen ent sprechend zu leiten. * »Der parlamentarische Gedanke und die Reform der Ersten Kammer", so lautete das Thema eines Vortrages, den Generalsekretär Westenberger am Montagabend vor den Mitgliedern des Wahl- Vereins der Fe st besoldeten im Lehrerver einshause hielt. Im Eingang zu seinem Referar zeigte der Redner, wie die Verfassungen der einzelnen Staaten aus den politischen Bestrebungen hervor gingen, die beeinflußt waren durch die Begeisterung für das Recht und die Freiheit des Individuums. Die Schaffung des Reichstagswahlrechtes war der be deutsamste Schritt in dieser Richtung. Aber schon mit den Anfängen dieser Entwickelung verband sich der soziale Gedanke, das Bestreben nach dem Zu sammenschluß gleichgearteter Bolksteile. Das „Organisiert euch!" wurde zum Schlagwort der Zeit. Der Organisationsgedanke schuf große Standes- und Interestenverbände, die schließlich auch nach poli tischem Einfluß und parlamentarischer Macht strebten. Das erklärt sich sehr einfach: Die Parlamente geben die Gesetze, beschließen die Steuern, verfügen über die Staatsmittel. In den Parlamenten sind aber die politischen Parteien die entscheidenden Mächte. Sie zur Abbankung zwingen, hieße das Wesen der Parla mente, für die doch die Behandlung wirtschaftlicher Fragen nur ein Teil ihrer Aufgabe ist, von Grund auf umändern. Redner glaubt, daß dem Drang der großen Interessen- und Standesvertretungen nach parlamentarischer Geltung, weil er mit dem Zug der Zeit nach sozialer Standesgliederung zusammen hängt, unmöglich haltgeboten werden kann. Es komme darauf an, ihn in eine Form zu leiten, die dem Bedürfnis genügt, ohne daß der politisch-parla mentarische Gedanke, der in der Volksvertretung seine Form fand, geopfert werden muß. Vielleicht gelange man zu einem Reichs-Bolkswirtschaftsrat, der, aus den Wahlen der großen Standesverbände hervor gehend, als beratende Körperschaft eine bedeutende Aufgabe erfüllen und dem überlasteten Reichstag manche Dienste lefften könnte. In dem ursprüng lichen Plan, aus Vertretern der Unternehmer und der Arbeiterschaft Arbeitskammern zu bilden, lag bereits ein ausbaufähiger Gedanke. Daß das Ver langen nach Standes- und Berufsorganisation bereits anerkannt sei, zeige sich in Sachsen in der Geschichte der Reform der Ersten Kammer. Die Erste Kammer sei als Hüterin des alten „ständischen Prinzips" er halten geblieben. Mit diesem alten ständischen Prinzip sei jedoch nichts mehr anzufangen, ein starres Berufsparlament sei kein er strebenswertes Ziel; aber eine Vertretung der „neuen Stände" als Ausdruck der heutigen sozialen Gliederung habe Sinn. Die Erste Kammer selbst und die Regierung würden sich voraussichtlich zu einer schrittweisen Umgestaltung verstehen; es würde dann aber gut sein, wenn die Behandlung der ganzen Sache in dem eben dargelegten Sinne auzgefaßt würde. Die Hauptschwierigkeit liege ja darin, daß die in Betracht kommenden wirtschaftlichen und sozialen Organisationen zum Teil freie Gebilde seien, deren Bestand nicht ohne weiteres auf alle Zeit ge sichert sei. Aber für Handel und Industrie, Hand werke und Gewerbe seien gesetzliche Körperschaften vorhanden. Für die Arbeiter wolle man sie schaffen. Jedenfalls, so meinte der Redner am Schluß, muß man sich klar werden, daß der seitherige Parlamen tarismus in seiner idealen und politischen Grund lage bedroht ist, wenn nicht für die wirtschaftlichen und sozialen Bestrebungen nach Geltung und Einfluß die rechten Formen gefunden werden. — Der Redner erhielt starken Beifall. * Aus dem Eastwirtsgewerbe. Für bereits be stehende East- und Schankwirtschaften erhielten in Leipzig anderweit Erlaubnis: ZurSchankwirt- schaft: Dorn, Bruno, Packhofstraße 5; Heyde, Felix, Körnerstraße 30; Fasching, Friedrich, L.-Klein- Mochcr, Zschochersche Straße 56; Naumann, Gustav, Reichelstraße 3; Otto, Arno, L.-Neustadt, Mariannen- straße 34; Scharfbillig, Sebastian, Poststraße 16; Arnold, Emil, Moltkestraße 5. Zum Ausschanke von nichtgei st igen Getränken und Wein: Klose, Arnold, Ranstädter Steinweg 33. Zum Ausschank nichtgei st iger Getränke: Reibmann, Paul, L.-Plagwitz, Ziegelstraße 19. Zum Bierschank: Jungk, Otto, Eartenverein „Volkshain" in L.-Stünz. Auf des Menschen kalten starrem Rumpfe Sterben seine wirbelnden Triumphe Röcheln alle in ein Gewimmer aus — Glück und Ruhm zerflattern auf dem Sarge Könige und Bettler, feige, starke, Ziehn hinunder in des Tobten Hauß. Aber frei erhoben über Grüfte Fliegt der Geist in des Olympus Lüste Triumphirend wie ein Adler steigt Wenn sein Wohnsitz, die Tanne, Niedertracht im tobenden Orkane Und der Nordsturm Wälder niederbeugt. Zieh auch du geliebter theurer Streiter Auf den Fliegeln unsres Donners weiter, Keine Tränen schicken wir dir mit. — Mit Geheulen und mit Weiber Klagen Mag man andre zu dem Grabe tragen, Pulverdonner ist der Krieger Wiegenlied. Weinend geht man deinen Sarg vorüber Selbst des Mannes Auge wird jetzt trüber Und die Helden Corls betrauern dich — Geh dahin mit dieser stolzen Ehre Strahle dort in der Verklärten Heere Sie, die Helden Carls betrauren mich! Sie, die Helden eilen dir entgegen Unter Donner und der Kugeln Regen, Krieger zittern vor dem Todte nicht — Ihm entgegen gehen wir mit Hohne Unterm Dampf der brüllenden Tanone Wenn er reißend durch die Glieder bricht — Und dann droben finden wir dich wieder Legen dort das müde Eisen nieder, Drucken dich an unsre warme Brust. Dann wird alles wie von Morgenwinden Weggewehl im leichten Traum verschwinden Und nichts bleibt als die Lust. Schiller. Die Orthographie, Interpunktion usw. muß wohl nicht ganz aus die Rechnung Schillers gesetzt werden, sondern vielmehr auch auf die des Abschreibers. — Unmittelbar nach dem obigen Carmen steht in dem Manuskriptband die „El^ie auf I. LH. Weckberlin", deren Text sich mit dem Text von Goedekes historisch kritisch« Ausgabe, k, 173—188, deckt, und da diese vom 16. Januar 1781 datiert ist, so scheint der Ab schreiber beide Carmina gleichzeitig in der Hand ge habt zu haben. Don dem Vorhandensein eines „Car men auf Wiltmeister" hatte man bisher nur Nachricht durch einen Briefwechsel Schillers mrt seinem Vater; der alte Herr konnte dem Wunsch des Sohnes nicht entsprechen und trotz aller Mühe weder den Abdruck noch das Manuskript auftreiben. — Boas hat sogar geglaubt, „Wiltmeister" sei kein Eigen-, sondern ein Gattungsname und es handle sich um den herzoglichen Wildmeister Georg Friedrich Heller in Stuttgart. Joachim Meyer hat aber in seinem (in meinem Be sitz befindlichen) Handexemplar „Neue Beiträge usw." auf Seite 42 festgestellt, daß ein Hauptmann L. von Wrldmeister existiert hat. Handschriftlich hat Meyer hinzugeschrieben: „Im Jahr 1845 erhielt ich von einem, wie ich glaube, ganz zuverlässigen Mann (Be amten bei dem Stuttg. Archiö) folgende Notiz: Bis zum 1. Nov. 1773 war v. Wildmeister Hauptmann in der Akademie." Beizu ist aus Koedecke zu bemerken: 1773 existierte noch keine Akademie; erst bei der Ver legung nach Stuttgart im Dezember 1775 erhielt die Pflanzschule den Namen einer Militärakademie, und erst am 22. Dezember 1781 wurde die Hohe Carls- Schule (nicht Carlsakademie) so genannt. — Zum Schluß noch die Bemerkung, daß Weltlich urkundlich nachgewiesen hat, daß die richtige Schreibung ist: Hauptmann Wildmeister. * * Dresdner Theater. Man schreibt uns aus Dresden vom 17. April: Das Königliche Schauspiel haus brachte gestern, nachdem ursprünglich die Premiere bereits am Donnerstag stattfinden sollte, j Herbert Eulenbera« fünfaktiges Trauerspiel .Leiden- s tung wird in Rechnung zu ziehen haben. Eulenberg 25 Jahre alt war. Tatsachen, die man bei der Wer tung wird in Rechnung zu ziehen haben. Eulenburg wollte ein Lebensbild geben — frei von bestimmter Zeit- und Ortsbestimmung, ein Drama der Leiden schaft, die sich in ihrem Ziel vergreift, eine Romanze von der großen Liebe, die zum Tode führt. Das wollte er; das Resultat ist etwas wesentlich anderes geworden. Die Arbeit eines wohl ganz feinen Men schen, dem — zum wenigsten damals noch — die eiaentltch aktive Erlebnisfähigkeit eben so mangelr, wie da, Gefühl für das weseMiKe des DrgMg. Eulenberg protestiert gegen Hebbel und dessen (seiner Meinung nach) allzu bewußtes Schaffen, allzu gesetz mäßige Arbeit. Er proklamiert das Recht des Zn- stinktschaffens, ohne selbst die quellende Kraft zu besitzen, das spontane Kunstmüsten, aus dem das Werk mit all seinen Gesetzen wächst. Eulenbergs Drama liegt kein Erlebnis eines letzten Menschlichen zugrunde, das mit Notwendigkeit zur Auflösung in einem Werke drängt — sondern rm wesentlichen, trotz manches feinen Worts, manches hübschen Ein falls, eine literarische Absicht. Das Ergebnis ist eine Form, die man einen stilisierten Naturalismus nennen könnte — und ein Geschehen, dem jede über den an sich zwar traurigen, aber niemals tragischen Einzelfall hmausgehende, in einem tieferen als dem einmalig Empirischen wurzelnde Notwendigkeit fehlt. Irene llebt Edgar — es zieht sie mit tiefster Gewalt zu ihm, obwohl er im Grunde gar nicht die zweite Hälfte zu ihr ist. Sie geht mit ihm durch alles — bis sie zuletzt den Irrtum erkennt und sich erschießt. An sich ginge cs, wenn einmal die Sache bester aus balanciert wäre — wenn Edgar wohl anders, rauher als Irene, und im innersten bei aller Liebe fremd, aber doch gleichwertig neben ihr stünde. Heute wun dert man sich, daß ihre Liebe auch nur den zweiten Akt überdauert. Ferner ist das Wesentliche nicht ein deutig herausgearbeitet. Irene liebt diesen wilden Lebensiüngling zuerst, well sie muß, weil sie, um sich zu finden, mit ihm gehen muß; im letzten Akt be sinnt sie auf einmal von „Erlösung" zu sprechen: die Literatur setzt ein. Es liegt eine geheime Ironie darin, das man gerade für alle die Dinge, die man bei Eulenberg vermißt, auf Hebbel al« den Herrn und Meister und das ewige Vorbild verweisen muß; womit indessen niemals auch nur die Andeutung einer Parallele gegeben sein soll. Merkwürdig ist die Temperaturdifterenz zwischen dem kühlen Gesühl, da« das ganze trägt, und den erhitzten Worten, mit denen alle diese Menschen direkte Charakteristik treiben; man denkt an eine Variante eines Grillparzer wort«: sie qlühen, aber ach, sie schmelzen nicht. Eben sowenig wie der Dichter, dem — in diesem Werke wenigstens noch — die Fähigkeit >>r. - . fehlt. — Die Aufführung war sehr sorgfältig in szeniert und einstudtert. Fräulein Preßnitz als Irene tat, was sie nur tun konnte. Ihr Persönliches geht nach einer nutzeren Richtung; die Intensität des Dienstag» lS. SprU 19l0. * Bei der heutigen Ziehung fiel ein Gewinn von 50 000 auf Nr. 74325 in die Kollekte von S. Zar- mulowsky L Co. in Leipzig. * Unfälle. Auf dem Meßplatze kam gestern abend ein 36jähriger Anstreicher beim Ringen in einer Ringkämvferbude zu Falle und brach den linken Unterschenkel. — Ein Zusammenstoß zwischen einem Motorwagen und einem Kraftfahrzeuge fand gestern in der Karl-Heine-Straße in Plagwrtz statt. Beide Wagen wurden erheblich beschädigt, Personen aber nicht verletzt. * Das Wasser war zu kalt. Am Wilhelmstege lieg heute morgen ein lOjähriaes Dienstmädchen rn elbstmörderischer Absicht in die Pleiße, kletterte aber chnell wieder ans Land und wurde ins Kranken haus gebracht. Der Grund zu dem kalten Bade ist unbekannt. * Freiwillig stellte sich der Kriminalpolizei ein 27 Jahre alter Kellner aus Erfurt, mit der Beschul digung, seinem in Leutenberg wohnhaften Chef eine größere Geldsumme unterschlagen zu haben. Das Geld hatte der Leichtsinnige bereits bis auf den letzten Pfennig verjubelt. Er kam in Haft. * Bubenstreich. Durch Bubenhand wurden meh rere Schaufenster eines Grundstücks in der Härtel straße böswillig zerschnitten. Vermutlich hat sich der Täter eines Glasschneiders dazu bedient. * Abhanden gekommene Kavalleriesäbel. Ab handen gekommen sind zwei Stück Kavalleriesäbel, gez. 19. tt. 3. 1 und 19. II. 3. 46, also von der 3. Schwadron des Husaren-Regiments Nr. 19 in Grimma, sowie ein Paar Reitstiefeln, die zwei De serteure auf einem umplankten Platze an der Waisen hausstraße zu L.-Connewitz niedergelegt haben wollen. * Fuhrraddiebe traten mit Erfolg auf und ent wendeten in der Blücherstraße ein „Bravour"-, in der Gustav-Adolf-Straße ein „Dürkopp"-,,in der Harden bergstraße ein „Phönix"- und in der Schreberstraße ein „Brennabor"-Rad. * Verhaftungen. Wegen Diebstahls verschiedener Metalle, die sie beim Abbruch eines Grundstücks in der inneren Stadt entwendet und zu Eelde gemacht hatten, wurden vier Burschen im Alter von 17 bis 23 Jahren von der Polizei zur Reckenschaft gezogen. Das erlöste Geld hatten sie unter sich gemeinschaftlich geteilt. — Wegen Sittlichkeitsverbrechens erfolgte die Festnahme eines 35 Jahre alten Arbeiters von hier. Der Unhold verging sich im Sinne von 8 176, Abs. 3 StGB, an Kindern. — Festgenommen wurde ein 25 Jahre alter Arbeiter von hier, der von der hiesigen Gerichtsbehörde wegen verschiedener Straftaten ver folgt wird. — Beim Versuch, einer Dame das Hand täschchen zu öffnen, wurde auf dem Meßplatze ein 18 Jahre alter Arbeiter aus Lindenau abgefaßt und der Polizei übergeben. * -t. Liebertwolkwitz, 17. April. (Achtuhrladen schluß.) Nachdem mehr als zwei Drittel der betei ligten Inhaber hiesiger offener Verkaufsstellen im Handelsaewerbe den Antrag auf Einführung des Ladenschlusses anstatt um 9 Uhr bereits um 8 Uhr abends für alle hiesigen offenen Verkaufsstellen ge stellt haben, hat die König!. Kreishauptmannschaft nach Gehör des Eemeinderates und der König!. Amtshauptmannschaft Leipzig folgendes angeordnet: Die hiesigen offenen Verkaufsstellen im Handels gewerbe müssen auch in der Zeit von 8 Uhr bis 9 Uhr abends für den geschäftlichen Verkehr geschlossen sein. Diese Anordnung tritt außer Kraft, d. h. die Verkaufsstellen können bis spätestens abends 9 Uhr für den Verkehr offen gehalten werden: 1) bei un vorhergesehenen Notfällen, 2) an allen Vorabenden von Sonn- und Feiertagen, 3) an den beiden letzten Sonntagen vor Weihnachten, 4) an den 5 Werktagen vor Ostern, 5) an den 6 Werktagen vor Pfingsten, 6) an den 14 Werktagen vor Weihnachten, sowie 7) am Tage vor dem Johannisfest. Als beteiligte Geschäftsinhaber sind anzusehcn alle Inhaber offener Verkaufsstellen im Handelsgcwerbe in der hiesigen Gemeinde. Während der Zeit, wo die Verkauss stellen geschlossen gehalten werden müssen, ist der sogenannte Straßcnhandel verboten. Ausnahmen können von der Ortspolizeibehörde zuaelassen werden. Die Verordnung des 8-Uhr-Ladenschlusjes tritt am 1. Mai in Kraft. Sus Sacklen. Dresden, 19. April. 8. Gräberfunde in der Kirch«. Wie schon mit geteilt, sind in der alten Sophienkirche interessante Gräberfunde entdeckt worden. Die Gräber enthalten Ueberreste der Vorfahren der sächsischen Adelsfamilien v. Zeschau.v. Schleinitz,». Arnim, v. War tensleben und der Grafen Vitzthum v. Eck st ädt. Es sind annähernd 100 Gräber aufgedeckl worden. * i. Eersdorf, 18. April. (Unfall. — Schreber gärten.) Auf dem Friedensschacht im nahen Oels nitz geriet der Oberzimmerling Reinhold zwischen Derarbeitethabens der Nolle verdiente Hochachtung. Herrn Wierth fehlt zum Edgar die innere Potenz — so ward das Geschehen noch weniger notwendig. Aus gezeichnet war Herr Wahlberg als Vater. — Infolge der Verschiebung der Premiere hatte man die Erst aufführung auf einen Abonnementsabend gelegt. Die Folge war, daß das Publikum absolut nicht wußte, woran es war, und sich erst zum Schluß zu mit einigem Protest untermischtem Beifall aufraffte. Man hätte dem Verfasser einen besseren Dienst erwiesen, wenn man. wollte man überhaupt schon dieses Jugendwerk und nicht den heutigen Eulenberg zeigen, es wenigstens dem „Literarischen Dresden" vorgesetzt hätte. —«ir. * Reger-Fest in Dortmund. Das Böhmische Streichquartett (Carl Hoffmann, Josef Suk, Georg Herold, Prof. Hans Wihan) ist eingeladen worden, bei dem am 7., 8. und 9. Mai in Dort, mund stattfindenden Max-Reger-Feste mitzuwirken und des Meisters neues Streichquartett in Es-Dur vorzutragen. Die böhmischen Künstler haben be kanntlich das Werk im vorigen Winter auch in Leipzig mit großem Erfolge zu Gehör gebracht. * Di« Prager Maifeftspiele. Unser Prager Korrespondent telearavhiert uns: Während der heurigen Prager Maifestspiele gelangt Richard Strauß' „Elektra" durch das Ensemble der Dresdner Oper, Björnsons „Wenn der junge Wein blüht" durch das Ensemble des Dresdner Kgl. Schauspiel hauses und Max Dreyers „Des Pf arrers Tochter von Strehlad orf" durch das Ensemble des Berliner Theaters zur Erstaufführung. * Kleine Chronik. Man schreibt uns aus Ber lin: Die Pianistin Ninon Romaine, eine in Leipzig wohnende Amerikanerin, gab in der Ber liner Singakademie im Verein mit dem Tenor George Meader ein Konzert, das großen Erfolg hatte. Ninon Romaine, die hier schon vor zwei Jahren mit den Philharmonikern erfolgreich konzertierte, hat sich in ihrem Spiel überraschend entwickelt. Sie spielte Brahms und Chopin mit feiner Empfindung und zeigte mit der Wiedergabe einer Walzeretüdc von samt-Sapns ihre brillanten technischen Mittel. Auch George Meader, der besonder» einige Lieder von Richard Strauß zu trefflicher Geltung brachte, erntete lebhaften Beifall. Ole zwei Ko letzung jetzt an gartenar Außer d will der kunftsha -o P Schnellei der St tals se Wiedera flossenen der Der es, daß Arbeit i die Arb, werden. i. BL Der 14j währen! 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