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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 22.04.1910
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1910-04-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19100422024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1910042202
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1910042202
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-04
- Tag 1910-04-22
-
Monat
1910-04
-
Jahr
1910
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DezuftS-Preis Tnzc.gcn ^rciS Mr v«ipziz uad Lorvrte durch uuler« IrLgee und Svedtteure !mal täglich >n« Haut »edracht: Utt moiurtl., i.70 vierteliädrl BrI unsern Filialen u. Lu« ruchmeftrllrn ab^eboU: 78 m»naU„ O.LS merteliiärl. Lurch die Heft: »nnerdald Lrulichland« und der drutlcheu Kolonien »ierlellLkrl It.SS monatl. 1.1* autlckl. Poftbeslellgcld. sterner >n Belgien, Ltnemurk, den DonauUaatea, ^lalien. Luremdurg, Niederlande, Nor wegen, Oeslerreich-Ungarn, Nubland, Schweden, Schwerz u. Spanien. In allen udrigen Staaten nur direkt durch dt« «Seichchtli'.elle oe« Blatte« erhältlich. La» Letvzigei lagedlatt erlLeini 2«al läglich. Sonn- ». fleiiriag» nur morgen«. Ndoane.i eul-Annaome : Bugoktu-Vlatz 8, tei unteren Lrägern, Filialen. Spediteuren und Bnnahmeftellen. sowie Poilämter» unn Briesträgern. liuzrldectauseprei« der Morgen» »uigrde lv der ridendruigade L Medaktton und Gelchäftdkell»! Ivhannlsgasic d. tzerntprechcr: I4ÜL2, 146itt. 146U4. Abend-Ausgabe. Handelszeitung. Ämlsölalt 2-s Aales und des Volizeiamtes der Ltadt Lewzig. Mr Inserate au« ! e orui un> Umgebung di« «-gehaltene SV mw breit« Petitzeil, 2b H, dl« 74 ww breite Neklamezeil« I von auiwärr« Ncklamen l.2U Inserate non vebärden m amtlichen Leit dt» 74 inin breit, Betitzell, 40 «d chesiitältrnnzewen Mit B'aMiorlchrUtrn an» in der Lbeudausgabe im -Preise erhobt Nadatt «ach Laris. Beilagegedubr d uU p. lausend exkl. Lost gebühr. Iefterteilke Aufträge können nicht zurück gezogen werden, i-ür da« s-rlcheinen an deiumml«» lagen und Plätzen wird kein, Garant!« übernommen. Un-eigen-Annahme: Buguflu-platz v, bei sämtlichen Filialen u. alle» Annoncea- likpeditlonen de« In- und Auslände«. »«npl-Flktal, verltni Carl Luncker, Herioal. Bohr Hösbach» Handlung, Lützowstiah« IL (Leiephuu VI, Nr. 4:>0U). Haupt-Filiale Lre-den: Srelliahe «, l lLelepho» 4621). 104. Jahrgang Nr. 110 Ireitsg, üen 22. AprU lSlO. palitilche Nsäirilislen. Aus der Zweiten Kammer. k. Dresden. 22. April. (Priv.-Tel.) Die Zweite Kammer erledigte heute debattelos vom Etat die Kapitel 22 Zivilliste, 23 Apanage, 44 Kunstakademie in Dresden, 44 a für Kunstzwecke im allgemeinen, 32 Eesamtministerium und Staatsrat und 33 Kabi nettskanzlei. Gegen die Kapitel Zivil liste, Apanage und Kabinettskanzlci stimmten die Sozialdemokraten, die durch den Abg. Müller-Zwickau erklären ließen, bah diese ihre Haltung lediglich ihrer politischen und programma tischen Ueberzeugung entspränge. Einstimmig und ohne Debatte wurde dann der mit Dekret 24 vorge legte Entwurf eines Gesetzes über Erlasse, Stun dungen und Nachsorderungen von Ein kommensteuern unverändert nach der Regie rungsvorlage angenommen. — Nächste Sitzung: Mon tag, abends 6 Uhr. — Tagesordnung: Allgemeine Vorberatung über den Ergänzungsetat aus 191011 und Schluhberatung über die Etatkapitel 68 Unfall- und Invalidenversicherung und Kapitel 70 Landes anstalten. Vom Dienstag an sollen die Plenarsitzun gen der Zweiten Kammer erst um 2 Uhr nach mittags beginnen. Fortschrittliche Interpellation. Dom Abg. Günther-Plauen i. V. (Fortschr. Lpt.) ist mit Unterstützung seiner Fraktionsgcnosstn folgende Interpellation eingebracht worden: Der Vorsitzende des Königlichen Schöffengerichts in Oelsnitz i. V., Amtsgcrichtsrat Dr. Schmidt, hat am 15. April gelegentlich einer Zeugenver nehmung die Zeugen gefragt, wen sie bei den letzten Landtagswahlen gewählt hätten. Als die Zeugen darauf die Aussage verweigerten, hat er ihnen Zeugniszwangshaft ange droht, worauf die Zeugen ihr Wahlgeheimnis preisgegeben haben. Der Unterzeichnete richtet darum an die König liche Regierung die Anfrage, was sie zu tun ge denkt, um ein solches gesetzwidriges Ver halten des Amtsgerichtsrats Dr. Schmidt n Oelsnitz i. V. für die Zukunft unmöglich zu machen. Das Kölner Lustschiffgeschwader unterwegs. 8t. Köln, 22. April. lPrio.-Tel.) Die drei in Köln stationierten Luftschiffe haben heute früh die Fahrt nach Homburg v. d. H. angetreten. .,P. II" ist um 10 Uhr 50 Min., „M. LI" um 11 Uhr 5 Min. und „Z. H" um 11 Uhr 20 Min. aufgestiegen. Die Luftschiffe schlugen die Richtung nach Süden ein. Zum Kampf im Berliner Baugewerbe. Die Bekanntgabe des E r g e b n i ss e s der Ab - stimmung der Arbeitnehmer über den Schiedsspruch des Eewerbegerichts in der Bau gewerbekrisis wird im Lause des heutigen Tages er folgen. Man erwartet, daß er gegen eine nicht unerhebliche Minderheit angenommen wird. Allerdings wird es zu lebhaften Debatten kommen. Im Anschluß daran wird ein Konflikt im Lager der Arbeitgeber nicht für ausgeschlossen gehalten. Zur preußischen Wahlreform. Nach einer Berliner Meldung der „Frkft. Ztg." sollen neuerlich wieder in der Wahlrechtsangelegen heit hinter den Kulissen Bemühungen stattfinden, wenigstens noch einen Teilder natio nalliberalen Fraktion des Abgeordneten hauses für irgendein schwächliches Kompro miß in der Drittelungsfrage zu gewinnen, für ein Kompromiß etwa in der gestern von der Kommission des Herrenhauses beschlossenen Fassung dieses Para graphen. — Wir glauben, daß dies verlorene Liebes müh sein wird. Lärmszencn im englischen Unterhause. London, 22. April. (Tel.) Eine Szene wildester Aufregung ereignete sich gestern im Unterhause wäh rend der Debatte über bas Verhalten Robert Andersens, des früheren Chefs der Geheim polizei, dessen kürzlich im „London Magazine" er schienenen Artikel über das Thema „Parnellismus und Verbrechen" Aufsehen erregten. Der Unionist Campbell machte im Verlauf seiner Rede eine Bemerkung, die dahin gedeutet wurde, als sei trotz der Entscheidung der Parnellkommission noch eine offene Frage, ob Parnell mit den berüchtigten P hö nixpark m örderninVerbindung ge standen habe. Die Nationalisten und Ministeriellen forderten augenblicklich die Zurücknahme dieser Verdächtigung. Campbell erklärte sich zu einer be dingten Zurücknahme bereit, was eine gesteigerte Unruhe hcrvorrief. Der Präsident, dessen Inter vention angerufcn wurde, erklärte, Campbell habe nichts gesagt, das zurückzunehmen er gezwungen wer den könnte. Ader nach seiner Meinung sei er aller dings aggressiv gewesen. Mit Rücksicht auf ihre in diesem Punkte empfindlichen Gefühle lehnten es die Nationalisten ab, sich mit weniger als einem voll ständigen Widerruf zufrieden zu geben, und verlang ten, man solle nach dem Sprecher schicken. Hierauf erklärte sich Campbell bereit, den Befund der Parnell- kommission zu akzeptieren, aber die Nationa listen wollten diese Erklärung nicht annehmen, und der Ausruhr dauerte fort. Von dem, was Campbell weiter sprach, war kein Wort zu verstehen. Der Lärm dauerte auch an, als der Präsident, der sich geweigert hatte, nach dem Sprecher zu schicken, das Haus ersuchte, Campbell zu Worte kommen zu lassen. Die Nationalisten verlangten, der Präsident solle Campdellhinausweisen lassen. Der Präsident erklärte dagegen, ein Hinweis auf den roten Parnell sei für kein anwesendes Mitglied des Unterhauses eine Beleidigung. Die Nationalisten widersprachen dem. Redmond rief leidenschaftlich: Wir halten es aber für eine Beleidigung! (Beifall bei den Nationalisten.) Hierauf wurde der Antrag Churchill, die Debatte zu schließen und der Szene ein Ende zu machen, angenommen und die Sitzung ver - tagt. Drohender Ausstand. Manchester, 22. April. (Tel.) Zn einer gestern abend abgehaltenen Versammlung der Angestellten der Baumwollindustrie wurde eine Reso lution angenommen, in der der Vorschlag der Arbeit geber, die Löhne um 5 Proz. herabzusetzen, als ungerechtfertigt und unannehmbar erklärt wird. Man befürchtet einen Ausstand, der sich auf etwa 160 000 Angestellte erstrecken würde. Botschafter Tittoni in Paris. Paris, 22. April. (Tel.) Tittoni, der neue ita lienische Botschafter in Frankreich, ist gestern abend auf dem Lyoner Bahnhof hier eingetroffen, wo er vom gesamten Personal der italienischen Bot schaft empfangen und begrüßt wurde. Morgen Sonn abend findet im Elyseepalast zu seinen Ehren ein größerer Empfang statt, bei dieser Gelegenheit wird Tittoni dem Präsidenten Fallidres sein Beglaubigungsschreiben überreichen. Ordensschacher in Frankreich? Paris, 22. April. (Tel.) Aus Angers wird gemeldet: Der gemäßigte republikanische Kammer kandidat Dr. Monprofit erzählte in einer Wähler oersammlung, daß ihm unter dem Ministerium Com- bes ein Abgesandter der Regierung die Ehrenlegion versprochen habe, wenn er 50 000 Franken für die regierungsfreundlichen Zei tungen hergeben wolle. Da Monprofit durch diese Enthüllung augenscheinlich die radikale Partei kom promittieren wollte, hat sein Gegenkandidat an den Großkanzler der Ehrenlegion eine An zeige wegen Bestechung und Ordens« schacher gerichtet, um dir Angelegenheit aufzu- klären. —— Zum Streik der französischen Seeleute. Marseille, 22. April. (Tel.) Die eingeschriebenen Seeleute veranstalteten gestern abend einen großen Straßenumzug, welcher hauptsächlich den Zweck haben sollte, darzutun, daß noch immer eine bedeu tende Anzahl Ausständiger vorhanden ist. Nach Be endigung des Straßenumzuges sammelte sich ein Trupp von etwa tausend Mann und zog vor das Präfekturgebäude, vor den Justizpalast und die ver schiedenen Zeitungslokale. — Immer mehr staat liche Matrosen treffen hier ein, und die Regie rung hofft mit deren Hilfe den gesamten Schiffsverkehr wieder in das regelrechte Geleise zu bringen. Die Zahl der augenblicklich in Marseille anwesenden staatlichen Matrosen, die aus Toulon herangczogen wurden, beläuft sich auf 1047. Mark Twain -st. * New York, 22. April. (Tel.) Der bekannte ameri kanische Humorist Mark Twain ist gestern abend 6 Uhr gestorben. Mit Mark Twain, der eigentlich Samuel Langhorne hieß, geht der bedeutendste und bekannteste amerikanische Humorist dahin. Er wurde am 30. No vember 1835 zu Florida in Missouri geboren, arbeitete in seiner Jugend als Setzer, Lotse auf dem Mississippi, Sekretär des Gouverneurs von Nevada, als Gold- und Silbergräber und schließlich als Jour nalist. Nachdem er sich nach diesem abenteuerlichen Leben also ganz der Schriftstelleret gewidmet, wurde er anfangs Redakteur in San Francisco und Zei tungskorrespondent auf den Sandwich-Znseln. Reisen in Europa riefen dann die beiden Bände ergötzlichen Skizzen „Znnocents abroad" (1869) her vor und begründeten seinen Ruf als Humorist, denn obgleich sie kaum auf dauernden literarischen Wert Anspruch erheben, entschädigt des Autors gesunde und natürliche Lebensanschauung für die clownhaften Sprünge seines Witzes. Seine Erfahrungen in den westlichen Minen schilderte der Verstorbene in „Roughing it" (Hartford 1872), seine Knabenjahre in den köstlichen Adventures of Tom Sawyer" (1876), seine Lotsenlaufbahn in „Mississippi sketches" (1883). Zu Mark Twains populärsten Werken gehören ..Pudd'nhead Wilson" und Huckleberrq Finn" (1884), und seine literarisch vollendetsten Leistungen sind das mit Charles Dudley Warner zusammen geschriebene Buch „The gilded age" und die kleine Erzählung „The prince and the pauper". Nachdem er die Schulden last, die ihm der Bankerott eines Verlages aufge bürdet, durch öffentliche Vorlesungen und zahllose Zeitungsbeiträge abgetragen hatte, veröffentlichte er noch einen Band Humoresken „The man from Hadlenbury" (1900), und den Roman „Doubls- Barreled detective Story" (1902). Mark Twains Schriften erschienen meist in deutschen Uebersetzungen, in Auswahl von M. Busch, M. Jacobi, in Rcclams Universalbibliothek u. a. Der Humorist hatte auch in Deutschland zahlreiche Freunde und Verehrer. Der psrilec Salon üer SchSnen Künste. Vernissage! - Die lustigen Wanddeko rationen eines Justizministeriums. — Allerlei Schlager. — Deutsche Künstler. — Zwei Fraue ntorsos von Rodin. Paris, im April. Die Pariser Kunstsaison erreicht letzt ihren Höhen- puntt: nach den etwas exklusiven Ausstellungen der Cercles, in denen die Klubtaoaliere nur sehr akade mische Kunst zulassen, Hal sich das Grand-Palais mit den vielen Tausenden von Gemälden und Skulpturen angesüllt, die alljährlich von den beiden „Salons" aus allen Weltgcgenden zusammengebracht werden. Die Socictü Nationale des Beaux-Arls beging am 15. April seierlichst und unter strömendem Regen ihr „Vernissage", zu dem die eleganten Damen stets sen sationelle Novitäten ihres Kleiderschlankes mitzu bringen pflegen. Der Kunst zu Ehren und sich zum Ruhme erscheinen alle Koketten in so dlitzneuen Ko stümen, daß man meinen könnte, sie, nicht die Ge mälde, hätten gerade die „Firnissuna" durch gemacht. Wer aber erwartete, das Vernrssagc- Publikum werde die berühmte Ehanteclermodc tri umphieren lasten, der täuschte sich: Rostands Hühner dichtung ist, ob auch der italienische Literarhistoriker Ferrero sie für ein Meisterwerk erklärt, in Paris so weit überwunden: die angekündigten Perlhuhnstosse haben ebensowenig Anklang gesunden wie die Chan- teclerhüte, die keine chike Frau mehr trägt. Bevor sich die Sommermode für den Grand-Prix eine neue Richtung gesucht haben wird, behelfen sich die Schönen mit Tailor-mades und Chiffons, ohne genaue Di rektive, die man mit dem Dichterkrach verloren hatte. Was die Gäste des Eröffnungsfestes besonders er freute, war die neue und sehr reiche Aufmachung de« Salons: Dicke, olivenfarbigc Teppiche bedeckten den Boden, mildqetönte Tuchtapeten nach deutschem Se zessionsvorbild d,e Wände. Der frühere Saalordner, der etwas reaktionäre Dubufc. ist auf einer Argen tinienreise gestorben, und so übernahm der famose Dekorateur Gaston La Touch» die wichtige einstmals von Cbardin gespielte Rolle des „Tapissiers". La Touche hat vielen frischeren Talenten, die man bisher in die Ecken zu stopfen pflegte, gute Sonnenplätzchen eingeräumt, die er alten Oberbonzen trotz ihres Ge schreies nahm: dadurch hat cs den Anschein, als habe sich die internationale Ausstellung sehr verjüngt, wenn sie auch nur das gute Mittelmaß des Gewohnten erreichte. Der Herr Zustizministcr hatte Gaston La Touche beauftragt, ihm für seinen Empfangssaal einige Wandgemälde zu malen, die den zur Audienz be fohlenen Leuten das Warten weniger lang erscheinen lasten würden. Der Künstler hat seine Aufgabe glänzend gelöst: die Besucher des Justizministeriums werden sich so vortrefflich amüsieren, daß sie aus dem Empfangssaal überhaupt nicht mehr hinauswollcn. Als Thema wählte La Touche „Die vier Künste". Den Dichter, den Maler, den Bildhauer und den Mu siker „inspiriert" bei der Arbeit — Leda mit dem Schwan! Kein Franzose hat zurzeit eine buntere, leuchtendere Palette wie La Touche, der in Saint- Cloud geboren wurde und auch heute noch in dem märchenhaften Schloßpark wohnt. Dort mag er mit allen Faunen. Nixen und Ledas sehr vertrauten Ver kehr gepflogen haben: jedenfalls umgibt er die vier Künste mit dieser ausgelassenen Waldbewohnerschaft. Und ein Farbenfeuerwerk prasselt über die unbeklei- oeten Allegorien nieder, daß man sich nicht sattsehen kann an diesen hohen Panneaur. die das Pariser zum vergnügtesten Justizministerium in der Welt machen werden. Sie sind der ..Clou" des Salons: denn Gaston La Touche malt auch mit einer technischen Meisterschaft, die sein „Genre" vor den Nachmachcrn lange bewahren wird. Von den andern zahlreichen „Schlagern" ist an erster Stelle Charles Cotrets „Gottesdienst in der Kathe drale von Burgos" zu nennen. Der ehemals mit seinen prachtvollen bretonischen Fischerszenen und Marinen berühmt gewordene Cottet hat. nach einem venezianischen Ausflug, sich ictzt für die altspanischen Kirchen begeistert. Im Hohen Dom zelebriert ein Kardinal die Messe: das Zinnoberrot seiner Stola kontrastiert prachtvoll mit dem Karminrot der Samt sitze: aus dem Dämmerlicht tauchen stark geprägte Jesuitengesichter auf — Cottet wählt sich keine leich- »en Vorwürfe und gehört zu den interessantesten Franzosen, auch wegen der seltenen Gewissenhaftigkeit und Kraft, womit er seine Arbeiten durchführt. Neben ihm ist wiederum Simon mit trefflichen und technisch sicheren Gemälden vertreten , einem sebr licht freudigen ..Im Bade" und zwei Mädckienvorträts. die in sehr verschiedener Stimmung qleichhohe Ouali- Der 1. Mai in Spanien. Madrid, 22. April. (Tel.) Der Kabinettschef äußerte sich bezüglich der Gerüchte über Kund gebungen am 1. Mai, die wahrscheinlich in Katalonien zu Zwischenfällen führen könnten, dahin, die Regierung sei entschlossen, jeden Ausbruch von Unruhen unverzüglich zu unterdrücken. Spanische Wahlkämpfe. Paris, 22. April. (Tel.) Aus Madrid wird berichtet, baß die Car listen, namentlich in Na» varra und Katalonien, eine überaus eifrige Wohltätigkeit entfalten. Sie haben über 40 Kandidaten ausgestellt. -In dem vom Herzog von Solferino, dem Führer der katatonischen Carlisten, im Namen von Don Jaime veröffentlichten Wahlaufruf heißt es: „Wir wissen, daß die Kämpfe, in denen die Car listen ihren legendenhaften Mut bewährten, von denen verschieden sind, die wir jetzt unternehmen. Unsere Aktion solldiesmal auf gesetzmäßigem Boden bleiben, aber wir dürfen darüber nicht auf das Be streben verzichten, die unterbrochene Geschichte unserer großartigen Kreuzzüge von neuem aufzunehmen." Die Wirren in Persien. Teheran, 22. April. (Tel.) Die Lage im Süden Persiens hat sich verschlechtert. Die Stämme der Buren und Kaschkaren vereinigten sich mit dem Scheich Easal gegen die Bachtiaren. Der Gouverneur von Schiras wagt nicht, aus Jspahan nach Schiras abzureisen. Der Gouverneur von Jspahan ließ zwei Anhänger Earib Khans auf grausame Weise hin richten. Tsgeschranlk. 884 580 zu» Umbau de» Berliner Königlich» Opernhauses. Berlin, 22. Avril. (Tel.) Die Budgetkain. Mission des Abgeordnetenhauses hat sich gestern abend mit dem Nachtragsetat beschäftigt, der 854500 zum Umbau des Bühnenhauses der Königlichen Oper verlangt. Nach sehr eingehender Beratung wurde beschlossen, die Vorlage ohne wesentliche Aenderung dem Plenum zur An nahme zu empfehlen. Nachklänge zur Mülheimer Eisenbahnkatastrophe. Köln, 22. April. (Tel.) Der als schuldig an dem Eisenbahnunglück bei Mülheim verhaftete Lo ko - motivführer Darbs ist gegen Stellung einer Kaution von 20000 aus der Haft entlassen worden. Erschlagen aufgefunden. Trier, 22. April. (Tel.) In einem Schuppen des Bahnhofs in Biweiter wurde die Leiche des mit einem Beile erschlagenen Flaschenbierhändlers Dürr aufgefunden. Als der Tat verdächtig sind zwei Kostgänger und die Ehefrau des Ermordeten verhaftet worden. Unmenschlicher Bater. Jever, 22. April. (Privattelegramm.) Der Ar beiter Haye Wesseli in der Gemeinde Sillen- täten aufwcisen. Blanche läßt seine Virtuosität in dem Doppeltnldnis eines alten Ehepaares „Der Iahresrag" ausjpielen, und Münard setzr seine Serie „Antike Erde" mit neuen altgriechischen Landschaften erhabensten Geschmackes fort. Besnard, der im Pa villon Marsan eine Sonüerausstellung veranstaltet, hält sich mit einem einzigen Bilde „Der Morgen" zu rück, Aman-Jean führr. wie immer melancholisch, zu einem „Frühstück ins Freie", Auburttn beharrt bei seinen dekorativen Seenixen. Dinet bei leinen mau rischen Mädchen, Raffaelli bei seinen wie mit Tusche gezeichneten Großstadtgemälden, Rousseau erfreut mit blühenden Kirschbäumen, der alte Ldermilte mit dem gewohnten Kornfeld, der Holländer Mesdag mit zweien seiner klassischen Seebilder. Caro-Dclvaille mit einer soliden Nackten, ausgestrcckt auf weichem Pfühl, Le Sidaner mit bekannten nächtlichen Groß stadtstraßen und Laterneneffeiren. Eillor mit rauchen den Fabriken und Maurice Denis als einziger An archist und primitiver Nachkomme der van Goghs und Eauguins mit in drei Grundfarben nicht ohne malerische Wirkuna durchgesührten. simplizistischen Historien. Nach diesem kleinen Stückchen Katalog noch das andere über die Porträtisten: La Gandara konterfeit aristokratische Damen etwas langweilig, aber vornehm und verschönt, Voldini als Seiltänzer andere Komtessen, deren Toiletten ein Wirbelwind zu zausen scheint, Bautet de Monvel einen echten Prinzen riesengroß mitten auf dem Konkordienplatz. besten Paläste vor der prinzlichen Erhabenheit in den Boden zu versinken drohen. Carlos-Duran einen Kürassieroffizier. dessen Goldblech die Augen blendet. Eliot in leichtem Impressionismus eine interessante Schönheit, blau auf grünem Sofa, und die Polin Boznanska etwas bleichsüchtige. aber geistreiche Landsleute. Don Humoristen waren Albert Guillaume mit sehr zuckrigen Oelkarikaturen und Jean Vcber mit gesalzenen Gesellschastsverulkunqen vertreten: doch hat Vcber, geärgert wegen des nicht sehr günstigen Platzes, seine Bilder wieder entfernt, was bedauerlich ist. da sein Scherzbild „Der Stein beil Pro'-ß" (die lustige Witwe, nach der stch alle Richter. Geschworenen. Zeugen und Journalisten die Hälfe ausrecken) zu den Attraktionen des Salons ge hörte. Deutschland hat recht günstig abgcschnitten. wenn auch wieder die bekanntesten deutschen Mitglieder der Sori«H Nationale des Beaux Arts sernblieben. Wilhelm Lrfebre aus Frankfurt a M bewegt sich im Fahrwasser des amüsanten Lea Putz: er bat zwei Damen aus der Urzeit und mit feschen Münchner
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