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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 19.01.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-01-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-191001194
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19100119
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19100119
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-01
- Tag 1910-01-19
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Monat
1910-01
-
Jahr
1910
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Das wichtigste. * In der Zweiten Kammer kam es am Dienstag bei dem Rechen schaftsbericht über das Kapitel ..Gesandtschaften" und l ei dem Bericht über das Etatkapitel „Kultusministerium" zu lebhaften Debatten, in deren Verlauf auch die „Leipziger Tendenzvrosessur" erörtert wurde. (S. Landtagsbericht.) * Die sozialdemokratische Fraktion der Zweiten Stände kammer brachte einen Antrag ein, die Negierung zu ersuchen, der nächsten Landtagssession einen Gesetzentwurf betr. Aufhebung der in direkten Steuern vorzulegen. (S. Letzte Dep.) * Der Reichstag beschäftigte sich am Dienstag mit der sozial demokratischen Interpellation über den Manskelder Streik. Kriegsminister v. Heeringen griff dabei zum erstenmal in wirkungsvoller Weise in die Debatte ein. (S. ReichStagsbcricht.) * Die Dudgetkommission des Reichstags begann die Be ratungen der s ü d w e st a fr i k an i sch e n Bahnvorlagen. (S. d. bcs. Art.) * Im Berliner Schlosse wurde am Dienstag das Fest des Schwarzen AdlerordenS gefeiert. (S. DtschS. R.) * Nach den bisherigen Ergebnissen der englischen Parlaments wahlen werden die Liberalen die Mehrheit im Unterhauje be halten. (S. AuSl.) * Wie verlautet, besteht die Pforte auf einer baldigen Losung de r K r e t a f ra g e. (S. Ausl.) Die lange Ministevkvrsi». Endlich, endlich ist die ungarische Ministerkrise vorüber. Dem Grasen Khuen-Hedcrvary ist das Kunststück gelungen, eine Ministerliste zusammenzustellcn und die Billigung der Krone für seine Kandidaten zu finden. Bald wäre der Jahrestag der Krise erreicht gewesen: in der österlichen Zeit des Vorjahres brach das Koalitionsministerium Wekerle nach dreijähriger Lebensdauer zusammen; ungefähr in jenen schicksals schwangeren Stunden, als der Serbe im allerletzten Augenblicke Ver nunft annahm und des zum Zeichen seinen längst nötig gewordenen Kronprinzcnwcchsel geschehen lieh. Drei Jahre hatte das Ministerium Wekerle gelebt. War es jemals lebensfähig gewesen? Von Rechts wegen nicht. Man denke sich, dah aus unserem Deutschen Reichstage die Konservativen plötzlich verschwänden und alsdann ein ungeheurer Block gebildet würde, der von den Frei konservativen über das Zentrum bis zu den Freisinnigen einschliesslich reichte: dann gewinnt man ein Bild von dem Monstrum der ungarischen Koalition, das wahrhaftig nicht wert war, drei ganze Jahre zu existieren. Woblbemcrkt: in Ungarn handelte es sich nicht bloh um den Zweck verband eines „Blockes", sondern es batte eine förmliche Fusion der hete rogenen Parteien stattgefundcn, die landesübliche Form der Mehrheits- bildung. Der ungarische Parlamentarismus jongliert geradezu von jeher mit seinen Fraktionen: Sezessionen und Fusionen lösen einander ob mit einer Schnelligkeit, die von der deutschen Schwerfälligkeit bei Zusammcnschweihung der winzigsten Fraktiönchen um einen ganzen Himmel verschieden ist. Ausgeschlossen von dem Paradiese der grossen Koalition waren neben den Sozialdemokraten bloh die nationalistischen Vertreter geblieben: ein buntes Häuflein von Rumänen, Serbo-Kroaten und ein paar „Schwaben" aus dem Banat; die staatsmännischen Deutsch- Siebenbürger waren herzhaft mit in die Koalition eingetrcten, deren magyarische Masse ihnen immerhin politisch nnd kulturell näher steht, als das rumänische Proletariat ihrer engeren Heimat. Die in ihrer Wurzel widersinnige Koalition hat natürlich das aller gründlichste Fiasko erlebt. Ihre einzige Tat war der endliche Abschluh des Ausgleichs mit Oesterreich, durch den die „Monarchie auf zehn- jährige Kündigung" noch einmal zusammengeflickt ist. Zusammengeflickt bis zu dem Silvesterabend des Jahres 1917, der Schicksalsstunde auch für unser deutsches Wirtschaftsleben, in der unsere wichtigsten Handels- Verträge ablaufen werden. Der Donaumonarchie aber soll an jenem Abend ihr inneres wirtschaftliches Band zerschnitten werden! Die zweite spezifische Ausgabe aber des Koalitionsministeriums, die Wahl- reform, hat es einfach ungelöst gelassen. Wenn es nur die erste glatt gelöst, wenn es wirklich den Frieden der beiden Reichshälften bis 1917 gesichert hätte, wäre ihm ein Anspruch auf den Dank des vielgeplagten Doppelmonarchen trotz aller Dürftigkeit und Magerkeit seiner Leistungen nicht abznerkcnnen. Aber indem cs sich um eine positive oder negative Entscheidung in der Bankfrage beim Abschluh des Ausgleichs berumdrückte, hat es auch für die zehn Friedens- fahre einen Brandrest zurückgelasten, der nun abermals eine gefährliche Feuersbrunst herausbeschworen hat. Von allen Sachkennern wird der Gedanke der Banktrennung für nackten Unsinn erklärt. Der gewih gut ungarisch denkende bisherige Ministerpräsident Wekerle, ein hervor- ragender Finanzmann, will unter keinen Umständen an ihr Mitwirken. Sogar Kossuth ist vollkommen von dem Gewicht der Gründe Wekerles überzeugt, solange er im Banne seiner unmittelbaren Einwirkung steht. Wie so vielerwärts in der Politik: die sachlichen Fragen sind im Grunde ein Nichts, die persönlichen Gegensätze alles. Die Krone glaubte, mit der Berufung Kossuths in das Ministerium das Mah ihres möglichen Entgegenkommens erschöpft zu haben. Aber Kossuth ist ein alter Mann, und über kurz oder lang wird die Vorstandschaft seiner Partei ein vakanter Posten werden. Für den Tag der Nachfolge ist es erspriehlich, beizeiten „papobile" geworden zu sein. Die beste Empfehlung für den Anwärter auf die Leitung einer radikalen Partei ist aber, sich als der Radikalsten einer gezeigt zu haben. Der alte Kossuth muhte über- kossuthisiert werden, und das hat Herr Justh seit Jahren in vollge rütteltem Mähe besorgt. Herr Justh war es, der seinerzeit dem Mini sterium Fejcrvary die Möglichkeit einer Verständigung mit dem Parla mente am ersten — und letzten — Sitzungstagc abgeschnitten hat. Der selbe Justh hat auch dieses Mal den Totengräber der Koalition abgegeben. Ob man nach Tische es nicht anders lesen wird? Kossuths Schwäche der Ucberzeugung, des Willens aber ist allmählich sprichwörtlich ge worden im Tonaulande. Man weih, dah er allezeit die Gedanken des jenigen besitzt, mit dem er zuletzt gesprochen hat. In Kossuth Ferencz' Adern flieht kein Tropfen vom revolutionären Blute seines Vaters Kossuth Lajos. Ohne das Erbe seines Namens wäre er lebenslang einer der militärfrommsten Jünger Deals gewesen. Aber ohne den Namen wäre der um keinen Zoll über den Durchschnitt sich erhebende ehemalige Ingenieur am Gotthardbahnbau auch niemals Minister ge- wvrden. Graf Khuen-Hcdcrvary ist seit 1s 2 Jahrzehnten der ewige Minister kandidat. Das Parlament trat ihm mit ausgesprochenem Mißtrauen entgegen, bereits beim ersten Male, da er als eonsul cke-np-nutus in den Couloirs auftauchtc: auch damals, um ein Kabinett Wekerle zu ersetzen. Die Krone muhte ihre pe-sona xrnta wieder fallen lassen und sich zu Banffy, der Unzuverlässigsten einem, beguemen. Heute ist gar kein Zweifel, dah von einem parlamentarischen Betriebe unter einem Mini sterium Khuen-Hedervary nicht die Rede sein wird. Wenigstens nicht vom Zusammenarbeiten mit einem Unterhause nach der heutigen Wahlord nung. Der Name Khnen bedeutet Auflösung und Wahlrcform; also wahrscheinlich Konflikt und Oktroyicrung, da die radikale Reform, die Ungarn braucht, durch die Hindernisse der Geschäftsordnung vereitelt werden würde, selbst wenn eine eklatante Regierungsmehrheit aus der Wahlurne herausspringen sollte. Dah ein gerechtes Wahlgesetz di; Uebcrmacht der Kostuch-Partei brechen wird: in der Weissagung stimmen so ziemlich alle politischen Propheten überein. Vielleicht nicht gleich das erstemal, da die Macht der alten Organisationen noch nacbwirken dürfte. Ist doch der poli tische Radikalismus, mit dem sich diese Nationalradikalen drapieren, nur ein fadenscheiniger Mantel, der ihre kulturelle Rückständigkeit durch schimmern laßt. Aber selbst wenn das beillos schwierige Werk der Wahlreform am guten Ende glatt gelingen sollte, bliebe ein noch schwie rigerer Kampf zurück: um die Geschäftsordnung! Welche Mühe hat die Reform der österreichischen verursacht, deren dürftigster Anfang end- lich in der letzten Weihnachtswoche erreicht wurde! Aber der ungarische Parlamentarismus ist bodenständig gleich dem englischen, dem er leider seine Erbwcisheit und Erbmähigkeit nicht abgelauscht hat. Die Vcr- fassungskämpfe Cisleithaniens sind alleweile ein Kinderspiel gewesen gegen die ungarischen. Trotz alledem darf man froh sein, wenn endlich in der zweiten Hälfte der zwölften Stunde der für die Existenz der Gesamtmonarchie dringendst notwendige Kampf ausgenommen und — durchgefochten wird. Vor vier Jahren stand man auf demselben Flecke: biegen oder brechen! Damals entschied sich die Krone in der allerletzten Minute für das Biegen und lieh Fejervary fallen. Mit knapper Not blieb ihm eine Hochverrats klage erspart. Und was wird diesmal werden? Dke sttörVestafvikanischeir Dahnfrngen in -er Vnögietkoniinission. Berlin, 18. Januar. sPrivattelegramm.) Zu Beginn der heutigen Kommissionssitzung machte der Vorsitzende Mitteilung von dem Eingang einer Depesche aus Lüde rktz- buchl, die folgendes zur Diamantenregie sagt: „Wir bitten, zu der Denkschrift des Neichskolonialamtes über die Diamantenfrage den Mitgliedern des Hohen Hauses Kenntnis zu geben, dah die Angaben der Denkschrift, soweit sie uns telegraphisch mitgcteilt sind, teils unrichtig, teils irre führend sind. Wir bitten, unsere Widerlegung, die nach dem Ein treffen des vollen Textes erfolgen wird, abzuwarten, und inzwischen die bereits erbetene Untersuchung einzuleiten. Vorläufig sei zur Widerlegung folgendes gesagt: Von allen Abbau treibenden Gesellschaften ist die Förderungs methode bei der Deutschen Diamantengesellschaft am unvollkommensten. Sie betreibt Raubbau, läht wenig waschen und fast nur auflesen. Die Tatsache des Raubbaues wird aus den schwankenden Prodnktionszisfern deutlich ersichtlich. Der Betrieb der Kolonialen Bcrgbaugesellschaft war bei Beginn der Arbeit der Deutschen Diamantengesellschaft bereits viel gröber, als der jetzige Betrieb der Diamantengesellschaft. Zur Gründung eines Grohbe- tricbes ist staatliche Privilegierung absolut unnötig. Es ist durchaus unwahr, dah die Deutsche Diamantengesellschaft 1^ Millionen Mark für Vorarbeiten, Wasserversorgung und Löhne verausgabt habe. Sie hat bis Ende 1909 für 3s^ Millionen Mark Diamanten gefördert, wovon sie nach allen Angaben nahezu 2 Millionen Mark behält, während das Betriebskapital nur 14 Million Mark beträgt. Dazu kommt der durch Herrn Dornburgs Vermittlung den kleineren Gesellschaften grundlos auferlegte Tribut, ferner der durch die Begünstigung des Staatssekretärs ermöglichte Zwang für die kleineren Gesellschaften, zur Vermeidung angeblicher An fechtungsrechte der Deutschen Diamantengesellschaft eine Beteiligung einzuräumen. Acht Tage nach der Verhängung der Sperre hätte eine kaiserliche Bergordnung im Sperrgebiete in Kraft treten können, die den Staatssekretär ermächtigt hätte, eine Sperre zugunsten des Fiskus au-Zzusprechen. Statt dessen vergab der Staatssekretär das Sperr gebiet als Geschenk an die der Entwickelung des Landes seit ihrer Gründung schädlichste Landgesellschaft, und machte sogar den Versuch, die Konzession zu einer dauernden zu machen, indem er die Behörden des Schutzgebietes, die pflichtgemäß Einspruch erhoben, aussordcrte, diesen Einspruch fallen zu lassen. Die Be hauptung. dah das Kapital im Lande nicht auszubringen gewesen sei, ist unrichtig. Man bat nie einen dahingehenden Versuch gemacht. Alle bisher bekannten Diamantensundstellen, auch die von der Deutschen Diamantengesellschaft bearbeiteten, sind von hiesigen Einwohnern entdeckt. Ausschlnharbeiten zur Förderung noch vorhandener enormer Werte hat die Gesellschaft nie geleistet. Eine Gesellschaft zur dauernden Uebernahme des Sperrgebietes mit gleichem Kapitale, wie die Deutsche Diamantengesell'chast, bei nam hafter Abgabe vom Reingewinn an den Landessiskus, kann hier inner halb dreier Tage gegründet werden. Im Sperrgebiete muh unbe dingt das Gouvernement mit dem Laudcsrate das Bestimmungsrecht erhalten. Unter allen Umständen muh verhindert werden, dah die Konzession der Deutschen Diamantengesellschaft verlängert wird. Eine direkte Anfrage an die Schutzgeoietsbehörden wird vorstehenve Angaben bestätigen." Zur Verhandlung stehen heute die Babnfragen in Süd westafrika. Zum Umbau der Bahnstrecke K a r i b i b — W i n d h u k sowie zum Bau der Nordsüdbahn ist eine erste Bauratc in .Höhe von 3500 000 .kl in den Etat eingestellt, die zum vollen Betrage im ordentlichen Etat Deckuna findet. Der L e r i ch t e r st a t t e r gibt eine Uebersicht über die Pläne be treffs der Otavibahn, des Ausbaues Ztaribib—Windhuk uno der Vor bereitung des Baues der Nordsuübahn zugleich vou Windhuk und Keet- mannshop, die bei Kub ungefähr den Zusammenschluh finden sollen. Die jetzige Bahn Swakopmund—Windhuk sei gar keine Bahn, höchstens eine Rutschbahn. Der Referent schlägt vor, diese durch das Kban- gebirge im Hinblick auf das dortige Marmorvorkommen zu führen. Zn:n Ersatz verlangte die Negierung den Ankauf der Otavibahn. Ter Staatssekretär möge den Vertrag vorlegen. Man verlange von anderer Seite eine andere Regelung, als durch Kauf und Weiterverpachtung. Ein Bedenken errege die 6 0 - Z e n t i m e t e r s p u r, trotz aller sonstigen guten Eigenschaften der Bahn. Freilich sieht der Vertrag die Herstel lung einer dritten Schiene vor, die dann dieKapspur herstelle. Gegen den Ausbau der Strecke Karibik»—Windhuk sei wohl niemand. Dieser sowie der Bau des nördlichen Teiles der Nordsüdbahn werden durch den selben Unternehmer ausgeführt, während der Bau des südlichen Teiles der letzteren Bahn durch einen anderen Unternehmer erfolgen soll. Hier mit erklärt sich der Referent einverstanden. Beachtenswert sei, dah die Anlagen in Liideritzhafen verpachtet werden sollen; daS seien aber nur die alten Anlagen, und zwar his 1912. Ta sei keine Gefahr: die eigent liche Entwicklung des Hafens komme erst. Nicht Swakopmund, sondern Lüoeritzbucht sei der Hafen der Kolonie; das müsse stets im Auge behalten werden. Der Korreferent schließt sich diesen Darlegungen im wesentlichen an. Hierauf nahm Staatssekretär Dernbur g zu längeren Ausführun gen das Wort. Tie moralische Wirkung der Diamantenfunde sei keine sehr erwünschte, da Spekulationsfieber an Stelle der Arbeitslust trete und das Nechtsgesühl zerstört werde. Deshalb dürfe der Erwerb aus den Tiamanten der gesamten Kolonie nicht den Diamantengcgenden allein zugute kommen. Es mühten die für Besiedlung des Landes vor teilhaftesten Bahnen gebaut werden. Ter Diamantensegen könne ein Ende nehmen. Man habe gefunden, daß Konzessionen und Monopole nicht zum Vorteil des Schutzgebietes vergeben seien; das Schädlichste vou allem aber sei die Otavibahn- und Damaraland-Konzes- si 0 n. Denn 47 Jahre liege man noch in den Fesseln der Gesellscha't, und 10 Prozent Reinertrag sei ihr außerdem gesichert. Sie setze die Tarife nach eigenem Erweisen fest, dabei für sich selbst so niedrig, daß die 10 Prozent, bei deren Ueberschreitung eine Herabsetzung der Tarife vorgesehen sei, von anderen bezahlt werden müßten. Tiefe Dinge müßten bei Beurteilung der Regierungsvorlage beachtet werden. Falls die Otaoiminen einmal weniger bringen sollten, würde die Gesellschaft Ersatz bei der Bahn suchen. Ter Staatssekretär behandelt die verschiedenen Z u k u n f t s m ö g l i ch k e i t e n für die Verhältnisse der Bahn. Auch bei den ungünstigsten Annahmen blieben stets 2 Prozent Verzinsung für die Otavibahn an sich. Dazu kämen aber 1300 000 .E Fracht aus der Richtung Windhuk, die dann auch über die Otavibahn gehe. Würde aber der Verkehr von Karibik» auf die Otavibahn geleitet, sc» sei diese als Pächterin verpflichtet, 33^ Proz. der Bruttosrachteinnahme ans diesem Verkehr zu vergüten. Dadurch werde einige Rentabilität gesichert. Die Khan strecke würoe große Umbaukostcn s9 Millionen Markt erfordern, die man zum Ankauf verwenden könne. Zudem aber sei die Khanstrecke wegen Wassermangels und starker Steigungen zum schweren Betrieb überhaupt kaum zu bauen. Dazu würden die Tarife der ganzen Otavibahn um so eher durch Erreichung der 10 Prozent ermäßigt, je mehr Verkehr auf die Otavibahn komme. Eine Konkurrenzbahn würde sehr teuer werden und dann keine Tonne Fracht von der Otavigesellichast bekommen, also von fraglicher Rentabilität sein. Die von der Presse gebrachte Mitteilung, daß die Otavigesellschaft nach eigenen Angaben nur noch 330000 Tonnen auf Lager habe, sei doch vorsichtig anfzunehmcn. Was tatsächlich unter der Erde liege, könne kein Mensch wissen. Der Swakop mund-Bezirk und andere müßten doch ein mal aufgeschlossen werden; da solle man sich von der Ge sellschaft unabhängig machen. Die Möglichkeit eines Kaufes gegen Kassa war da; aber alle .Kolonialbahnen sind verpachtet, warum nicht diese? Ob man an den Erbauer oder Vorbesitzcr verpachte, -ei gleich. Der Gesellschaft waren 10 Proz. Rente versprochen auf 50 Jahre, 4 Proz. hat sie erwirtschaftet. Sic muß die Tarife herab - setzen; aber dafür verdient sic nm so mehr am Bergwerk, dem die billigen Frachten zugute kommen. Verbilligen wird sich der Preis deshalb nicht. Im übrigen bekomme die Gesellschaft nicht mehr als der Fiskus für den Bau einer Konkurrenzlinie derselben Art aunveuden mühte. Das Ganze käme auf Erlangung fester Tarife hin aus, wobei die Minenprodukte nicht bevorzugt würden. Das Tonnen- kilometer würde für Einfuhr von 30 auf 12 Pf. herabgesetzt: die V'en- fracht von 100 auf 20 .tl: dabei ließe sich leben. Die Nordsüd bahn sei strategisch nnd wirtschaftlich wichtig: sie habe eine gute Entwicklungsmöglichkeit. aber durchaus keine Sicherheit. In zehn Jahren werden etwa 4?4 Millionen ohne die etwaigen Ersvarnisie an der Schntztrnppe übrig bleiben und außerdem 1300 Kilometer Bahnen in den Besitz des Reiches treten. In der Aussprache wurde von einem freikonscrvativen Redner der vollkommene Sieg der Kapspur durch den Vertrag begrüht: ihre Anwendung auf Windhuk—Karibik» werde auch r»en Kapspurbau für Karibik»—Swakopmund bedingen. Bei der Otaviboln komme man auf das traurigste Kapitel unserer Kolonialgcscbichtc. Wie konnte man die einzigen beiden Bahnen der Kolonie früher neben einander bauen, noch dazu mit 00 Zentimeter — ein unmöglicher Zu stand! Man war damals zu schwach im Kolonialamt. Tic Olavi- strecke sei nötia, aber über den Zeitpunkt der Verstaatlichung sei er anderer Meinung als der Staatssekretär; sie werde später billiger sein. Man beherrsche die Otavibahn durch die Strecke Swakopmund—Karibik». In den nächsten fünf Jahren werde man noch andere Bobnbauten machen. Der Vergleich des Vertrages mit dem Lcnzschen sei unzulässig, da es sich da nm Bauverträge gehandelt baoe. Der freikonservative Redner erklärt, er bebakte sich seine Stellung nahme vor, aber für ein gutes Geschäft halte er das vorliegende nicht: mnn hätte sich gnf Swgkopmund—Karibik» beschränken sollen. Praktisch liege die Sache so, daß man Verbesserungen des Vertrages erreichen müsse. Staatssekretär Dernburg machte hierauf noch einmal folgende Rechnung auf: Es bleiben 4^» Millionen in 10 Jahren übrig, 9 Mil lionen würden am Umbau der Khanftrcckc gespart. Ob später noch für die 7 Millionen, die dann noch blieben, die Bahn zu haben wäre, sei doch fraglich. Die Verhandlungen seien sehr schwierig. Dah die Bcrgwerksbahn hätte amortisiert werden müssen, sei ia richtig. Man habe auch so gerechnet gehabt, aber die Verhältnisse seien letzt bcncr. Die Kapspur sei nicht zu überschätzen; dazu sei es hier noch zu traiN jetzt rentiere sich die Bahn damit noch nicht. Es wäre Hawrmpiei, abzuwarten, ob die Dahn der Gesellschaft eine Last würde, vielleicht werde sie ihr später eine noch größere Einnahmequelle. Auch werde die Bahn dann finanziell in den Tarifen schon so agitieren, daß sie iur Verkaussfälle gut dastehe. Der Staatssekretär bleibt dabei, das Rc.ch mache ein gutes Geschäft, es bekomme eine gute Bahn, schatte ein Tarif monopol fort, ermögliche die Finanzierung der Norbsudbabn und bringe 4—7 Millionen in zehn Jahren; was da der andere etwa veroiene, lei
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