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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 04.02.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-02-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-191002042
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19100204
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19100204
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-02
- Tag 1910-02-04
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Monat
1910-02
-
Jahr
1910
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Kreter <m der Ratioualversammlung teilnehme», die griechische Unter lauen siud. Wie verlautet, sollen auch zwischen der österreichlschen und russttchea Regierung einleitende Schritte zur Verständigung in der BaUausrage getan worden sei». Ueber die augenblicklich« Sitnatio» orientiere» folgende Depeschen: Di« Kretafrag«. —r. Wien, 3. Februar. (PrivattelegrI Mr Kretafrage wird an leitender Stelle immer ernster genommen und der Hoffnung Ausdruck gegeben, baß eS den Kretamächten, von denen Oesterreich und Deutschland in wrtier Borsicht sich ferndalten, ge lingen möge, die Angelegenheit bald friedlich beizulegen, da eS der Türkei diesmal bitter ernst sei um die Wahrung ihrer Rechte. —r. Wien, 3. Februar. Privattelrgr.) Nach Meldungen aus Kanea werden an der griechischen National»», fammluug nur laiche kretische Deputierte teilnehmen, die griechische Untertanen sind. Maßnahme« der Mächte. * Malta, S. Februar. (Eigene Drahtmeld.) Gin englisches Geschwader, bestehend aus 1 Panzerschiff. 3 Kreuzern uns 4 Torpedobootszerftörern, ist unter dem Vrkehl des LonteradmiralS Eallaghan nach dem Piräus abgegangen. wo. London, 3. Februar. (Privattel.) Die „Morningpost" meldet: Die in Gibraltar liegende englische Mittel» meersiotte erhielt Befehl, 4 Kriegsschiffe nach Kanea zu senden. Die Lage gilt für äußerst ernst. Jedoch «wartet man, daß die Schutzmächte jede Teil- nähme der kretischen Abgeoldneten au den Beratungen der griechischen National versammlung mü Gewalt verhinderu werden, auch aus die Gefahr eines Throo- wechselS in Athen hin. Gin« Erklärung der griechische« Regierung. 8 Athen, 3. Februar, iüig. Drahtmeld.) Die „Agenee d'AthSnes" meldet: „In Regierung-» unb politischen Kreisen ist man lebhaft erstaunt über die Befürchtungen, die die Einberufung der Nationalversammlung zur Revision der griechischen Verfassung in Kon- staatinopel hervorgerusen hat, wenn man den Depeschen glauben darf, die über diese« Gegenstand an verschiedene Organe der europäischen Presse gelangt sind. Maa bebt außer Gründen der inneren Politik, die die Einberufung der Nationalversammlung zur Bersassungsrevision als Ausweg au« der durch die letzten Ereignisse geschaffenen Lage ver anlaßt haben, auch hervor, daß dieser Gedanke der Einberufung in den Erwägungen der leitenden Kreis« gerade deswegen dir Oberhand gewonnen hab«, weil man den Zeitpunkt der griechischen rtegiSlatur- wahlen hinauSzufchieben wünscht, die den Kretern Gelegenheit geben könnten, ihre Absicht, Deputierte in die Kammer nach Athen zu ent senden, zu verwirklichen. Anderseits erklärt mau, daß das neue griechische Kabinett, das eine gemäßigte und durchaus reservierte Politik ver folgt, von den friedlichsten Absichten erfüllt ist. Es besteht aus Männern, die zu klug sind, um irgend etwa« zu versuchen, was sene Besorgnis recht- fertigen könnte. An- allen diesen Gründen kann man sich das Aufheben nicht erklären, das von der Nationalversammlung gemacht wird, die doch gerade der Frage einer Entsendung kretischer Deputierter «ach Athen jede Scherfe raubt." Die Beziehuage« zwischen der Türkei «nd Griechenland sollen durch die Ernennung KalergiS zum Minister deS Auswärtigen keine Besserung erfahren haben: * Athen, 3. Februar. (Tel.) Ti« Ernennung KalergiS' zum Minister der auswärtige» Angelegen, beiten wird möglicherweise noch Kouiequenzeu haben, da die Türkei sie als Provokation ausfaßt. KalergiS unterstützte al» Konsul in Monastir eifrig die autitürkische Agitation in Mazedonien und wurde auf Verlangen der Türkei abberusen. Türkische militärische Maßnahmen. 2 Saloniki, 3. Februar. (Eigene Drahtmeld.) Die Redifjahrgäuge von 1904 bis 1906 in einer Stärke von 20000 bis 2a000 Manu sind einberufru worden. Sie werden bei Katerini letwa 30 km von der griechischen Grenze entfernt) auf dem gegenüberliegenden User des Golfes von Saloniki Uebungen vornehmen, Li« sich über vier Wochen erstrecken sollen. * Athen, 3. Februar. (Eigene Drahtmeld.) Ein Teil der hiesigen Presse tonslatiert mit Besorgnis, daß die Türkei an der griechischen Grenze Kriegsvorbcreitungen trifft. r Andererseits glaubt sich die Türkei jedoch so sicher, daß das türkische Kriegslninisteriuul das Kommando des drineu Korps angew esen hat, die ausgedienten Truppe« des Jahrgangs 1SV7 zu beurlauben, eine Tatsache, die dafür spricht, daß man türkifcherseitS die militärischen Maßnahmen zunächst nur zur Einschüchterung Griechenlands unternimmt. Die Lpanuung zwischen Bulgarien und der Türkei soll, wie man jetzt bulgarischerseitS erklärt, nur durch die barten Urteile, die an einigen mazedonischen Bandenfübrern in Saloniki gefällt worden find, hervorgerufen worden sein. Es ist in Salo- niki e-ue große Agitation dagegegen eingeleitet worden und Mazedonier und Studenten veranstalten große Protestversammlungen. Merkwürdiger weise wird auch Deutschland in die Agitation hineingezogen, vor dessen „Drang nach Osten" gewarnt wird. Die Vollstreckung einiger Todesurteile wurde auf eine Weisung aus Konttantinopel infolgedessen zunächst verschoben. Daß die Türker gerade im fetzigen Moment streng auf Disziplin hält, geht daraus hervor, daß gegen eine größere Anzahl albanischer und einige türkische Soldaten des 17. Jägerbata.llonS in Saloniki ein Strasver'ahren wegen Gehorfamsv rwergerung emgeleitel worden ist. Sie erklären, von einem ihrer Offiziere schlecht behandelt worven zu sein. * * Athen, 3. Februar. (Eig. Drahtm.) Es bestätigt sich, daß die Negierung beschlossen bat, die Leiter der diplomatlichen Vertretungen Griechenlands aus den verschiedenen curopäiichen Hauptstädten zurückzuberufen und die Legativns- selretäre mit der Geichäfrsführuug zu beauftragen. Nur der griechische Gesandte in Konstantinopel soll auf seinem Posten verbleiben. Deutscher Reich. Leipzig, 4 Februar. * Der sächsische Stsenbakural hielt^ am Donnerstag unter Borsitz deS Präsidenten der Geueraldirektwn der Staatscifenbahnen, von Kirchbach, seine 61. Sitzung ab. Er empfing Mitteilung über verschiedene Be- fchlüsse der jüngsten Generalkonferenz der deutschen Eiicnbahn- Verwaltungen, die Tariffrazen betrafen, welche den Eisenbabnrat bereits beichäftigl batten. Waö Vie Stellung großräumiger Wagen für Leicht- gü'er betrifft, mit der sich der Eiienbabnrat ebenfalls in seiner letzten Sitzung belaßt hatte, so wurde berichtet, daß in Aussicht genommen wäre, die gan e Frage künftig von der ständigen Tariflommisfioii der deutschen Eisenbahnverwalkungen und dem Ausschuss« der Ver- kebrSiuteressenten behandeln zu lassen. Damit würde einem auch im Eisenbahnrate zum Ausdrucke gelangten Wunsche entsprochen, der dahin ging, in dieser Frage jedenfalls den VerkehrSintercssenten Gelegenheit zu geben, sich Gehör zu verschaffen. Zum Schluß ersolgie die übliche Besprechung de- Sommerfahrplanes, bet der eine große Zahl von Einzelwünschen angemeldet und mit erörtert wurde. * WahlpräsungSergebiits. Die I. Abteilung der Zweiten Kammer wird beim Plenum den Antrag stellen, die Wahl des Abgeordneten Heymann im 33. ländlichen Wahlkreise für gültig zu erklären. * Der Sächsische Nichterverein hat einer Kommission von Straf richtern und Staatsanwälten, d.e schon lange Zeit mitten in Der Praxis stehen, die Ausgabe gestellt, die dem Reichstage zugegangeneil Entwürfe eines Gesetzes, betreffend Abänderung des Gerichtsver- fassungsgesetzeS und einer Strasprozeßordnung, einer Erörterung und Prüfung zu unterziehen. Das Ergebnis der Arbeiten dieser Kommission ist jetzt dem Reichstage zugegangen, uns zwar, um praktisch sofort verwertbar zu sein, in der Form von Ab- änderungsvorschlägen, denen eine Begründung beigegeben ist. * Rati»nalli'»erale^ Laudesdereia. In Ergänzung unserer gestrigen Notiz über die nächste Sitzung des Nationalliberalen Landesvereinö sei nach der „Sachs. Natl. Korr." noch folgendes mitgeteilt: Der Vor- stand des Nationalliberalen Landesvereins beschloß in keiner, am l. Februar zu Dresden abgehaltenen Sitzung, die FrühjahrSversamm- lung sLanveSausschußs am Sonntag, dem 6. März (nicht 13. Märzs, in Chemnitz abzuhalten. Am Vorabend wird eine öffentliche Ver- jammlung stattflnden, in der voraussichtlich Reichstagsabgeortdneter Dr. Lieber spreche» wird. I» der Landesausschußsitzung wird Land tagsabgeordneter Seminardirektor Dr. Setzfert über die Landtags arbeiten berichten. Zur Behandlung der Bolksschulfrag« soll ei» Schulausschuß berufe» werden. * Der NattOnalitderete Berel« für Gaschwitz >»d Umgegend kielt am 2. Februar in Großdeuben in der .Guten Quelle" unter großem Zuspruch eine Versammlung ab. Generalsekretär Dr. Westenberger aus Leipzig sprach über die wichtigeren Streitfragen unseres wirtschaft lichen Lebens. Der Redner wandte sich scharf gegen eine schwächliche Handelspolitik, als deren bedenllichsteS Beispiel er den jetzt im Reichstage angenommenen portugiesischen Handelsvertrag bezeichnete. An den Vortrag schloß sich eine längere Aussprache. Direktor Dr. Neumann verwies auf die besonderen Interessen des mitt leren und kleineren Grundbesitzes, die zu vertreten der neue deutsche Bauernbund vor kurzem gegründet wurde. Wie Redner mitteilte, hat der Bauernbund auch in Sachsen bereits eine feste Anhängerschaft gefunden. Es sprachen weiter Professor Donner und Gemeindevorstanv Ei ert. In der nachfolgenden Hauptverlamm- lung wurden geschäftliche Angelegenheiten erledigt. Lehrer Schreiber erstattete den Jahresbericht, Herr Stichel den Kassenbericht. Der Vor stand wurde wiedrrgewählt unv durch Zuwahl von zwei Herren erweitert. Der Vorsitzende, Assessor Dobert, wurde als Vertreter in den Landes ausschuß gewählt. Dem Verein traten 18 weitere Mitglieder bei. Mit einem Hoch aus die nationalliberale Partei wurde der sehr befriedigend verlaujene Abend beschlossen. * * Siu neuer Schwarzer Adler. Der .Reichsanzeiger" veröffent- licht die Verleihung deS Schwarzen AdlerordenS an Tsai-seng, Prinzen von Chun, Reichsverweser unv Prinz-Regenten von China. * Auszeichnungen. Der König von Württemberg hat dem General der Infanterie v. Kessel, Generaladjutant des Kaisers und Gouver neur von Berlin, das Großkreuz des Ordens der württembcrgischen Krone, dem Staatsminister und Minister für Handel und Gewerbe Sydow, sowie deni Staatssekretär des Neichskolonialamts Dern st urg das Großkreuz des Friedrichsordens ferner dem Kammerhcrrn Freiherrn von Heimburg das Komturkreuz zweiter Klasse des gleichen Ordens verliehen. * Der Bunsccrat hat in seiner DonnerStaiSsitzung dem Entwurf einer Verordnung über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen Zustimmung erteilt. * Der Reichskanzler »egen den Alldeutschen Verband. Der Reichs kanzler bat von dem Obmann der Vereinigung der rheinisch westfälischen Vertrauensmänner des Alldeutschen Ver ba »des in deren Auftrag ein Schreiben erhalten, in dem eine Ent schließung mitgeteilt wird, in der eS u. a. heißt: Die am 30. Januar in Düssrlvorf als Vertreter vo» 39 Ortsgruppen tagenden rbeinisch-westsätislben Vertrauensmänner des Alldeutschen Verbandes erachten eS als vaterländische Pflicht, auszusprechen, daß iu ihren Kreisen das Auswärtige Amt alles Vertrauen verlöre» habe. Diese Reichs- behörde hat fortgekevt durch ihr« Maßnahmen tatsächlich fremdländische In- teressen, zum Nachteile reich-deutscher gefördert, ja geradezu dem AuSlande Waffen gegen die deutschen Unternehmungen geliefert, in wichtigsten Fällen große reichsdeutsche Interessen schwer geschädigt. Mit Sorge fragt die Versammlung, wie lange der Reichskanzler dies Gebaren mit seiner Verantwortlichkeit decken wird. Darauf ist folgendes Schreibe» ergangen: „Der Hauptleitung deS Alldeutschen VerbaudeS-Maiuz be. ehre ich mich mitzuteilen, daß mir aus Mülheim au der Ruhr das beifolgende Schreiben zugeqangen ist. Es ist unverantwortlich, daß vo» Mitgliedern einer Organstation, die wie der Alldeutsche Verband nach ihre» Satzungen in nationalem Siune wirken will, gegen etu« ReichSbebärde so »»würdige und belanglos« A«sch»ldtgunge» geschleudert werde. Ich lehne eS ab, diese Entschließung entgegenzunehmen. Der Reichskanzler v. Veth mann Hollweg." Auf die Folge» dieses Schreibens deS Reichskanzlers darf man ge- spannt sein. Daß raS Vertraue» zum Auswärtigen Amt zum mindesten stark erschüttert ist, habe« doch erst die NeichsiaaSverbanrlungen über den portugiesischen Handelsvertrag bewiesen. (Siehe dazu auch den heutigen Leirart.) * DaS Befinde» des Neichstagspräsidente». Die behandelnde» Aerzte weilten bis gestern abend 10 Uhr am Krankenlager des Reichs tagspräsidenten Grasen Stolberg. Das Befinden ist unverändert; der Kräftezustand befriedigend. * Die Handelsbeziehungen zu Nordamerika. Die Verhandlungen mit den Vereinigten Staaten sind so weit gediehen, daß dem Reichs tag am Donnerstag ein vom Bundesrat genehmigter Gesetzent wurf betr. die Regelung der deutsch-amerikanischen Handelsbeziehungen zugegangen ist. Unter der Voraussetzung der Annahme des Gesetz entwurfs kann dort mit Bestimmtheit darauf gerechnet werden, daß nach dem 7. Februar der deutsche Generaltarif auf die amerikanischen Erzeug nisse nicht zur Anwendung kommen wird. Der Entwurf ermächtigt den Bundesrat, bei der Einfuhr von Erzeugnissen der Ver einigten Staaten in das deutsche Zollgebiet Anwendung der in den geltenden Handelsverträgen zugestandenen Zollsätze in angemessenem Maße zuzulassen. Die Ermäch tigung bleibt so lange in Kraft, als in den Vereinigten Staaten die Er zeugnisse des Deutschen Reiches und der mit ihm zollgeeinten Länder oder Gebietsteile höheren Zollsätzen als den im Abschnitt I des amerika nischen Zollgesetzcs vom 5. August 1909 vorgesehenen nicht unterworfen werden. Wird von den Vereinigten Staaten bei der Zollbehandlung nicht noch den in der Note zum Artikel 2 des Handelsabkommens vom 22. April/2. Mai 1907 enthaltenen Grundsätzen verfabren, oder lassen die Vereinigten Staaten bezüglich des Warenaustausches zwischen dem Deutschen Reich und den Vereinigten Staaten dem gegen wärtigen Zustande zuungunsten Deutschlands verschiedene Vcrände- ruugen eintreten, so wird der Bundesrat nach seinem Ermessen die den Erzeugnissen der Bereinigten Staaten gewährten Begünstigungen ganz oder teilweise zurückziehen. * Der wahre Sachverhalt. Nach dem Muster preußischer lonserva- tiver Blätter suchen auch sächsische Organe dieser Richiung die Wirkung der Worte des Abg. Oldenburg abzusckwäcken, indem sie eifrig die Interpretation der „Koni. Korr." ausnehmen und die bösen Worte nur als „Witz" hinzustellen belieben. Gegenüber derartigen Vertuschungö- veisuchen lei hier der Wortlaut der Reo« des Abg. von Oldenburg nach dem amtlichen Stenogramm zitiert. Herr von Oldenburg sagte: Der König von Preußen und der Deutsche Kaiser muß jeden Moment imstande sein, zu einem Leutnant zu sagen: Nehmen Sie zehn Mann und schließen Sie den Reichstag! lGioße andauernde Heiterkeit. — Unruhe und Zurufe links. — Sehr richtig! recht«. — Wiederholte stürmische Zuruf- und langandauernde Unruhe links.) — Meine Herren, wir haben uns ja über diesen Fall schon einmal untelhaUen. ich will ihn nicht länger auSsühren; ich wollte Ihnen aber diese Freude machen. (Heiterkeit. — Zurufe und Unruhe link«.) Alles iu allem kann man nur den Wunsch haben, daß die Tradition in unserem OlfizierkorpS, die das Osfizierkorps groß ge macht bat, die die Armee groß gemacht bat, erhallen bleibt. (Zurufe und wachsende Unruhe links.) Und wir von der Rechten hoffen, daß der preußische Herr Kriegs- Minister dieie Tradition aufrechterhallen wird auch in der Zu sammensetzung des Osfizierkorps, in der Homogenität deS Osfizierkorps, die alte, die königlich preußische Tradition. Adieu, meine Herren! (Lebhafter Beifall rechts. — Stürmische Zurufe und Un ruhe links. — Wiederholter Beifall rechts. — Groß« an dauernde Unruhe.) . Damit ergibt sich aus diesem amtlichen Stenogramm klipp und klar, daß der sogenannte „Witz" de« Herrn v. Oldenburg von seinen Freunden bitter ernst genommen worden ist. Ueber einen Witz quittiert mau mit Gelächter und Heiterkeit. Wenn man „sehr richtig" ruft, wünscht man eine sachliche Uebereiustimmung zu bekunden. Wir erwarten, daß die sächsischen konservativen Blätter, die die Legende von dem „Witz" ihre» Lesern vorzusetzen wagten, ans Grund des amtlichen Stenogramm» aanmehr de» wahr ei Sach verhalt bekanntaeben. Geschieht dies nicht, so machen sie sich einer Verdunkelung schuldig. * Der sozialdemokratisch« Abgeordnete Heimann hat sich genötigt gesehen, aus Gesundheitsrücksichten sein Mandat zum preußischen Ab geordnetenhause niederzulegen. Dadurch ist eine Neuwahl im 6. Berliner Landtagswablkreise notwendig geworden. * Die Besteuerung des Einkommens des Landessürsten. Aus dem Herzogtum Meiningen ichreibt man uns: In den ersten Fcbruartagen beginnen im Meininger Landtag die Verhandlungen über die Meininger Finanzreform. Diese besteht aus einem neuen Ein kommensteuergesetz. einer Vorlage über die Erhebung der Vermögens steuer und einer Besoldungsrewrm für Staatsbeamte, Volksschullehrer und Lehrerinnen, sowie der Geistlichen. In der vorberatcnden Kom mission sind folgende Beschlüsse gefaßt worden. Die niederen Ein kommen sollen teilweise von der Steuerzahlung befreit werden, teilweise soll der Steuersatz ermäßigt werden. Die Negierung schlägt eine Be freiung der Einkommen bis zu 900 .« lbisher nur bis zu 700 .lll von der Staatssteuerzahlung vor, ferner eine gleichmäßige Ermäßigung der Steuerstufen bis zu einem Einkommen von 2700 .E. Die Einkommen über 30 000 .E tollen in Zukunft mit 5 Prozent, statt wie bisher mit ff Prozent, zur Besteuerung herangczogen werden. Ein Teil der Finanz kommission schlägt ferner eine Besteuerung des Einkommens des Herzoglichen Hauses vor. Die Staatsregierung hat bereits in der Kommission erklärt, daß sic diese Forderung ablehne; sic stützt sich hierbei auf das Privileg, das die Fürsten bezüglich der Steuerfreiheit im ganzen Deutschen Reiche genießen. Da aber im Plenum die neun sozialdemokratischen und ein Teil der bürgerlichen Abgeordneten diesen Antrag einbringen und unterstützen werden, fürchtet man in Abgeordnetenkreisen ein abermaliges Scheitern der gesamten Finanzreform. Die neue Vermögenssteuer umfaßt elne Heranziehung des mobilen und immobilen Kapitals, abzüglich der Schulden, mit 1-4 pro Mille. Der Finanzausschuß des Landtages beantragt auch eine Be steuerung des herzoglichen Domänenvermögens, was die Negierung wiederum abIehnt. Der Ertrag der Vermögenssteuer war mit 320 000 .<l berechnet worben. Fällt infolge der Weigerung der Regierung, das Vermögen des Herzogs als steuervflichtig zu erklären, die ganze Vermögenssteuer, so darf auch die Bcstsidungsreform für die Staatsbeamten als gescheitert gelten, denn die NermögenSstenercrträae sollten die Kosten der Beamten-Gchaltserböhungen decken. Der Ausfall aus dem neuen Einkommensteuergesetz soll dagegen ans den lausenden Einnahmen gedeckt werden. Ferner ist der Antrag gestellt worden, die Doppelbesteuerung von Grund und Gebunden oufziibeben. und die Grund- und Gebäudesteucr ganz den Gemeinden zu überlassen. Die Reichsfinanzreform, die die Thüringer Kleinstaaten mit doppelten Matrikularbeiträgen belastet, lutt die Finanznot dieser Staaten besiegelt. Die Domäncncinnahmen im Herzogtum Meiningen sind gleichfalls zu- rückgegangcn. Für außerordentliche Ausgaben, z. B. für verlorene Zu schüsse zu Babnbauten an Preußen, für Teuerungszulagen usw., sind 3 Millionen Mark in der Meininger Staatskasse verfüglich, die ans den lleberschüsten der Etatseinnahmen gegenüber dem Voranschlag her rühren. Die Frage der Besteuerung d-er Einkünfte und des Vermögens des Herzogs, die schon bei den Meininger Landtaqswablen einen io großen Ruck nach links gebracht hat, wird in den bevorstehenden Ver handlungen des Meininger Landtages einen breiten Raum einnehmcu und — da es sich um einen Präzedenzfall bandelt — in allen deutsche» Bundesstaaten interessieren. Die Kongo-Konferenz in Brüssel. Wie die „Inf." erfährt, wird die Dauer der deutsch-englischen-kongolesischen Konferenz zur Regelung der bekannten Grenzstreitigkeiten im Sultanat Ruanda, die am 8.d. M. in Brüssel zusammentritt, etwa vier bis sechs Wochen betragen. AIS Delegierte werden von deutscher Seite der Geheime Oberregiernnqsrar Ebermaier, Vortragender Rat im Rcichskolonialamt, und der Referent für geographische und Grenzfragen, Geheimer Negierungsrat Professor Dr. Freiherr v. Danckelmann, und außerdem tvahrscheinlich auch der zurzeit auf Urlaub befindliche Gouverneur v. Rechenbcrg teilnehmen. * Neue Karten für unsere Schutzgebiete. Die Kartographie unserer deutschen Schutzgebiete bat, wie der „Inf." mitgctcilt wird, in neuester Zeit einige sehr bemerkenswerte Neuerscheinungen gezeitigt. So sind zu der in dem großen deutschen, vom Reichskolonialamt herausgegedenen Kolonialatlas enthaltenen sechsteiligen Karte Kameruns zwei neue Blätter erschienen, die gerade die im Hinblick auf die letzte Grenzreq»- lierung interessantesten Teile des Schutzgebietes, nämlich Adamaua und die Tichadseeländer, umfassen. Eine noch wichtigere kartographische Schöpfung wird in wenigen Tagen im Buchhandel erscheinen, nämlich eine neue, vorzüglich gelungene Karte unseres südwestasrttani''cheu Schutzgebietes. Gerade für diese Kolonie wurde schon seit einigen Jahren das Fehlen einer aktuellen, die neuesten Forschnnaen und iunaen Siedlungen berücksichtigenden Karte in allen interessierten Kreisen außerordentlich schmerzlich empfunden. Ausland. Oesterreich-Unqar«. * Zur ungarischen LUnatian. Das Ministerium beschloß, wie uns ein Pester Privattelcglamm meldet, am 28. Februar den Reichstag auf- zulvsen und gleichzeitig de» Entwurf deS allgemeine» gleichen und direkten Wahlrechts für Ungar» z» publizieren. — Ferner ist es dem neuen ungarischen Ministerpräsident Abuen-tzedervary gelungen, einen vor- läufige» Frieden mit de» Kroaten zu schließen. Der BanuS von Kroatien, Baron Rauch, traf am Donnerstag in Wien ein, um dem Kager »eine Demission zu überreichen. An seine Stelle tritt der frühere Minister Tomassic. Spante«. * Stu spanisch-marokkanischer Rechts »ertrag. «El Liberal" meldet: Der Ministerrat res Aeußeru bat am 1. Februar mit dem marokkanischen Gesandten einen Staatsvertrag über die rechtliche Lage Spaniens am Riff nach den letzten kriegerische» Ereignisse» abgeschlossen. Wie verlautet, wurde den Ansprüchen Spaniens große« Entgegenkommen erzeigt. Rußland. * Weitere Dauer des Ausnahmezustandes tu Petersburg. Die bei der Verhaftung der Mitglieder des sozialrevolutiouäre» Komitees beschlagnahmten Papiere baden den Bestand einer weitverzweigten Ver schwörung ergeben. Infolgedessen wurde der am 1. Februar abgelaufene Termin des über Petersburg verhängte» Ausnahmezustandes um ein halbe- Jahr verlängert. — Weiter meldet uns eia Telegramm unseres Petersburger st.-Korrespoiidrnten: Der Hauptstadt bot sich am Mittwoch wieder ein traurigcs Schauspiel, das zeigte, daß die Reaktion »ach wie vor die Mach: in Händen hat. In Ketten geschlagen, wurden die sozialistischen Abgeordneten der Zweiten Kammer, darunter Kusnezow und Bjcloufsow, auf den Bahnhof ge- bracht, um nach Sibirien verschickt zu werden. Es war ihnen nicht erlaubt worden, van den Freunden Abschied zu nehmen. * Tie deutsch.russischeu Beziehungen. Ein umfangreicher Artikel Met sch nikows in der „Nowoje Wremja" nimmt die Rede des deutschen Botschafters bei der Feier -um Geburtsfeste des Deutschen Kaisers zum Anlaß, die russisch-deutschen Be- Ziehungen zu beleuchten. Wünschenswert sei ein ewiger Friede mit Deutschland, der ober leider unmöglich sei. Die Aufgabe beider Völker sei den Konflikt in möglichst weite Ferne hinaus,ufchicben Hierzu trügen Friedenskundgebungen, wie die Rede des deutschen Bot schafters Portalös, bei. Die hervorragende Stellung der Teutichen in Rußland finde ihre Erklärung in der Ehrenhaftigkeit der Deutschen und in dem unbegrenzten Vertraue« der Russen zu der deutschen Rasse. Uebergehens zu dem Ausruf deutscher Professoren zu gunsten Finnlands schreibt Metschnikow: Der deutsche Botschafter hätte bei seiner Rede sagen können, beide Reiche seien bisher durch das enorme moralische Kapital verbunden, das die Vorfahren durch Ehren haftigkeit einerseits und durch Achtung deS Rechts anderseits erworben haben. Dieses Kapital zu verschleudern sei nicht schön, daher müsse die Untergrabung des Vertrauens zu der deutschen ehrenhaften Gesinnung durch politisierende Gelehrte entschieden Protest Hervorrufen, und diese Abwehr niüssc nicht nur von feiten der russischen Gesellschaft, sondern auch von der deutschen Gesellschaft erfolge». Uruguay. * Keine Revolution i» Ur»»»ah. DaS Konsulat von Uruguay iu Berlin teilt uns auf Grund soeben eingegangener Nachrichten aus Montevideo mit, daß cs sich bei den kleinen Unruhen in einzelnen Provinzen durchaus nicht um eine ernste und weitverzweigte Ver- ' schwörung argen die Negierung handelt, sondern lediglich um Versuche einzelner Mitglieder einer extremen Opposition, schon setzt für ihre ver schwindende Minorität durch Umtriebe auf die zum Herbst bevorstehen den Senatorenwahlen, von deren Ausfall die Präsidentschaftswabl ab- bänaig ist. einzuwirken. Der Einfluß der Opposition ist gleich Null. Die Regierung bat auch schon nach einigen Tagen die Unruhen mit aller Schärfe unterdrückt.
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