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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 04.02.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-02-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-191002042
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19100204
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19100204
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-02
- Tag 1910-02-04
-
Monat
1910-02
-
Jahr
1910
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Freitag, 4. Februar 1S1V Leipziger Tageblatt. Str. S4. 104. Jahrg. Laxetzore Gchttee»«ssr« Hatz« i» Westerwald, Wie aa-Fraak fart a. M. gemeldet wird, erhebliche BetrieL»stSr-agea her- vargerufea. Aalgenfchwerr »xplast»«. Au» Düsseldorf, r. Februar, wird gemeldet: Aus einer bisher nicht festgestellteu Ursache fand gestern nach mittag in der Gummi» und Asbestfabrik von Pahl in Düssel- dors-Rath eiue Explosion statt. Durch da« ausbrechende Feuer entstand erheblicher Schaden. Unter den Arbeiterinnen brach eine große Erieguug aus. Ein Mädchen sprang au» dem Fenster hinaus, andere folgte» ihrem Beispiel. Mehrere fielen dem zuerst herabgesprnngenen Mädchen auf den Leib. Die Unglückliche erlitt schwere innere Ver- letzuugen. Durch die Explosion selbst wurden drei Arbeiter schwer, einer lebensgefährlich verletzt. von der Straßenbahn überfahren. Aus Stuttgart meldet uns ein Telegramm: Kommerzienrat Paul Kurtz, hervorragender Buch händler, Ehrenmitglied der Sektion Stuttgart de« deutsch-österreichischen Alpenvereins, wurde gestern von der Straßenbahn überfahren und ist bald darauf seinen Verletzungen erlegen. Er stand im Aller von 68 Jahren. Bruder Straubinger beim Gendarm ;u Gast. Wie den Kieler „Neuesten Nachrichten" aus Tondern berichtet wird, wurde dort dieser Tage ein Handwerksbursche unter eigentümlichen Umständen ver haftet. Bruoer Straubinger war von unaefädr beim Betteln auch in da« HauS des OverwachlmetsterS gekommen, wo er den gedeckten MittagStisch vorsand. Da niemand erichien, setzte der hungrige Wandersmann sich nieder und verzehrte die für den Herrn „Ober" be stimmten Rouladen bis auf einen geringen Rest. Der Ober Wachtmeister kam gerade noch rechtzeitig, al» sich der gesättigte Ritter der Landstraße wieder still empfehlen wollte. „Ganz ejal", soll der Gourmand und Freiscdlucker nach seiner Einlieferung im GesängniS zum Ausseher ge sagt haben, „wenn'S auch vier Wochen gibt. Frau Wachlmeester versteht det Kochen, grüßen Se se man von mir". Pari» nach her „Sintflut". An» Paris wird uns unten» 3. Fr- bruar lelezravbiert: Di« Seine ist seit ihrem höchsten Stande bis heute mittag um 2,02 m gesunken; eine weitere Abnahme um 40 bis 50 cm wird im Lause des Tage- erwartet. Die meisten Straßen sind sür den Verkehr wieder freigegeben, doch haben sich venchieveutlich neue Bodensenkungen gezeigt, so namentlich vor dem Marine minister ium. In den Vororten bat sich die Lage gleichfalls bedeutend gebessert; indeß ist Beyou noch überschwemmt, und in Eourbevoie sind mehrere Häuser eiuarftürzt. In Alfortville und Villeneuve und St. George ist der Hochwasserschaden sehr beträchtlich. Die Verfolgung der Plünderer auf den Straßen ist auigenommeu worden. Seit Sonntag arbeite» 800 Mann an der Wiederherstellung der bei Villeneuve—St. George unterbrochenen Strecke der Baba nach Lyon. Mau hofft, am Sonnabend den Verkehr in beschränktem Umsange wieder aufnebmen zu können. — Die „B. Z. am Mittag" meldet ferner au» Paris: Der amerikanische Bot schafter überreichte dem Minister des Aeußern als erstes Er gebnis der amerikanischen Sammlung zugunsten der Ueber- schwemmten eine» Scheck auf 600 000 Francs. Die vom Lord mayor eingeleitete Sammlung ergab bis gestern' den Betrag von 900000 Francs. vandalentat. Aus Paris meldet ein Telegramm: Im Cluny- museum ist ein die Schlacht von Iarnr darstellender alter Gobelin durch Messerstiche beschädigt worden. Betrogene Bühnendichter. Der „L.-A." meldet aus London: Während eines gegen den früheren Partner des verstorbenen Inhabers einer dramatischen Agentur vor einem Londoner Gerichte geführten Prowsscs aus Zurückgabe gewisser Gelder stellte es sich heraus, daß die betreffende Firma, Arthur Johnson Bright <L Co., verschiedene Bübnen- tchriststeller um Tantieme» von insgesamt 28 000 Pfund (l Pfund Sterling --- 20 Mark) betrogen hat, die sie von fremde» Bühnen ein gezogen, aber ihren Klienten nie gutgeschrieben hatte. So werden u. a. dem Schriftsteller Bardie noch 16 000 Pfund zu zahlen sein, die er ver diente, ohne eine Äbuuug davon zu haben. Conan Doyle hat von den Brigbtschen Erben bereit« 8000 Pfund nachträglich verrechneter Tantiemen »uv Hornung sür verheimlichte Aufführungen seines „Raffle«" in Amerika die. ebenfalls nicht zu verachtende Summe von 650 Pfund erhalten. Eine furchtbare Bluttat hat sich in Perweni check, einer Station hinter Kowno, ereignet. Eine amerikanische Rückwanderin kehrte dort bei einem verwandten Bauer ein und erzählte, daß sie 200 Rubel bei sich habe. Der Mann faßte den Plan, bte Siückwanderiu umzubriugc» und zu beraube». Als der Bauer annahm, daß sie ihre Schlasstätte eingenommen hatte, schlich er herein und schlug der dort liegende» Frau dru Schädel et». Zufälligerweise hatte die Bäuerin mit der Rückwanderin die Schlafstätten gewechselt, so daß der Bauer seine eigene Ara« erschlagen hatte. Als er seinen Irrtum bemerkte, ging er auf den Boden und erhängte sich. Wieder eine Grubenkntastrophe. Aus Laredo (Texas) wird telegraphiert: An Los vfperauzos (Mexiko) ereignete sich eine Grube,lexploston, durch die 56 Personen getötet und 50 ver letzt wurden. — Wie ein weiteres Telegramm an« Laredo «rlSet, find bei der Explosion in der Pctroleuwgrube zu Los Esperanzas (Mexiko) insgesamt 68 Arbeiter, «eist Mexikaner nnd Japaner, ums Leben gekommen. Die Explosion wird darauf zurückgeführt, dass ein Bergmann trotz des Verbotes in der Grobe eine Zigarette rauchte. Die Zunahme der Mordtaten in Amerika. Aus New Dork wird berichtet: Arrorew White, der 8 Jahre lang als amerikanischer Gesandter in Berlin lebte, hat die Tage seiner staatsmännischen Ruhe dazu ver wandt, statistische Angaben zu sammeln über die Anzahl der Mordtaten, die in Amerika begangen werden und über den Prozentsatz der Mörder, die unbestraft bleiben. In einem Interview mit einem amerikanischen Journalisten faßt der einstige Gesandte das Ergebnis seiner Studien in die bedeutungsvollen Worte zusammen: „In den Vereinigten Staaten ist es weniger gefährlich, einen Menschen zu töten, als ein Stück Wild. Wie wir hier sitzen, kann ich Ihnen eine Prophezeiung machen. Wir haben heute den 28. Januar. Bevor der 28. Januar des nächsten Jahres gekommen ist, werden in den Vereinigten Staaten 5000 Männer nnd Frauen ermordet sein, deren Mörder nur durch die mangelhafte Krimi nalverwaltung unbestraft entkommen werden. Noch vor 20 Jahren zählte man in den Vereinigten Staaten alljährlich 1500 Mordtaten. Heute beträgt die Zahl im Jahre 8000. „Der Prozentsatz der Mord, taten in den Vereinigten Staaten im Verhältnis zu der Bevölkerung", so fuhr White fort, „ist 43 mal größer als in Kanada und 8 mal größer als in Belgien, das durch seine Mordtaten in Europa den Rekord hält." White erklärt dies durch die relative Straflosigkeit der Mörder. Belgien hat in Europa die höchsten Mordzahlen, weil dort die Todesstrafe nicht besteht. In Kanada werden aller Mörder hingerichtet In London wurden in einem Jahre von 13 Mordtaten 11 Tater ergriffen und er hängt. „Bei unS in den Vereinigten Staaten aber wird nur ein Mör der unter 74 mit dem Tode bestraft; die übrige«, so weit sie überhaupt ergriffen werden, erhalten Freiheitsstrafen, die durchschnittlich sieben Jahre betragen. Nachdem White die törichte Bewunderung gestreift hat, mit der der Durchschnittsamerikaner auf den Mörder blickt, zollt er dem europäischen Kriminalwesen die höchste Anerkennung. „In Amerika", so schließt er, „ist die Handhabung des Gesetzes zu einer Farce geworden, die zwischen einigen Advokaten sich abspielt." Roosevelt» erster Büffel. Mit der Freude de» Weidmannes meldet Roosevelt in seinen afrikanischen Jagdberichten, die in einem englischen Blatt« veröffentlich» werden, die Erlegung seines ersten Büffel». In dec Näh« der kleinen Burenfarm, in der Roosevelt mit seinen Jagdgenossen Station gemacht hatte, lag ein großer, von mächtigen Papyru»ftauden durch, wachsener Sumpf, in dem große Büffelherden sich aufhielte», di« am Lage bisweilen ohne jede Scheu auf die Ebene herauSkamen und friedlich weideten Mit seinem Sohne Kermit, den Jagdgefährten Guninghame und Heatly, dem Durenfarmer und drei großen Hunden brach Roosevelt eine» Morsten» zum ersten Jagdzug auf die Büffel auf. Am Rande de» Sumpfe» erspähte man vier große Büffel; die mächtigen schwarzen Körper glänzten unter den Sonnenstrahlen und die weitgeschwungcnen großen Hörner leuchteten fast in Weiß. „Sie starrten mit vorgestreckten Köpfen zu imS herüber. Der größte von ihnen stand einige Schritte von den anderen i ich feuerte; man hörte die Kugel auf das harte Fell aufschlagen; sie ging durch beide Lungen. Wir hatten gefürchtet, die Büffel würden so fort in da» dichte Gestrüpp de» Sumpfe» zurückweichen, doch statt dessen trabten sie eilig in die frei« Ebene davon. Nun begannen alle Jäger zu feuern. Dir Büffel trabten etwa ein« Biertelmeil« weit; dann fiel der große Büffel, den ich zuerst angeschossen batte, leblos nieder; die drei ver wundeten blieben bei ihm stehen. Wir näherten uns, auf einen Angriff gefaßt, doch als wir einige 180 Meter nahe waren, wandten sich di« drei übrigen dem Sumpfe zu. Bon neuem begann da« Feuer." Roosevelt bringt mit einem glücklichen Schaff« einen der Büffel sofort zu Boden, der zur allgemeinen Ueberraschung jedoch sofort wieder aufspringt und sich gegen seine Verfolger wendet. Ein zweiter Schuß streckt ihn dann tot zur Erde. Die beiden anderen, schwer verwundet, verschwinden im Dickicht. Die Hunde werden loSgelaffen; bald geben sie Laut; ohne Zwischenfall werden die verwundeten Liiere dann durch em paar ivohlgezielte Schüsse getötet. Einer von ihnen hat mit dem Horn einen der Hunde, der ihm zu nahe kam, so schwer verletzt, daß der Hund zur Farm zurückeill«. Al» tie Jäger heimkcbrten, war er tot. Nm nächsten Lage erlegte Roosevelt die erste Büffelkuh. Dabei gab er einen Augenblick, der die Kaltblütigkeit der Jäger auf eine harte Probe stellte. Die fliehende Herde, siebzig bis achtzig große Büffel, wandte sich plötzlich gegen die Jäger und galoppierte auf die kleine Schar zu. Aber zum Glück nahm die Herde schließlich doch noch eine andere Richtung; sonst wäre es Roosevelt wohl kaum vergöimt ge wesen, seinen Bericht über die Büfseljagd noch selbst abzufassen. Der Dandy ans der Rollschuhbahn. Der Frage der Kleidung bei der Ausübung de» so rasch populär gewordenen Sportes des Rollschuhlaufen» widmet der englische Modekritiker, der Herausgeber von .Taclor and Gutter", seine fachkundige Aufmerksamkeit. Nach einem Rundgang durch die großen Londoner Rollschubbahncn kommt er zu dem Ergebnis, daß der elegante Kavalier e» unter allen Umständen vermeiden soll, den neuesten Sport in langen Hosen anszuübcn. Zwar werden lange Hosen weitaus am meisten getragen, natürlich enger geschnitten, als die gewöhnliche Strobenhose — aber der geschmackvolle Gentleman erscheint auf der Noll- schuhbahn in der Regel nur in einer von kundiger Meisterhand geschnittenen Pumphose, die an den Knien wie eine Reithose straff anliegt und gegen dl« Hüften zu in elegantem Schwung« weit ausladet. Neuerdings wirv hauptsächlich Leder zu diesen Pumphosen verarbeitet. Der Herr, der im gewöhnlichen Strahenanzuge die Kunst de» Rollschuhlaufen» auSubt ist der Kritik de» anspruchsvollen Modekundigen nicht würdig. Wer Kultur der Kleidung pflegt, wird auf der Rollschuhbahn seine Garderobe den körper lichen Anforderungen geschmackvoll anzupassen wissen. So trägt der Gentleman jetzt ein einreihiges Jackett, da» am Rücken in der Taille von einem Gürtel zusammengehalten wird, und sich so der Körpcrsorm an schmiegt. Auch zweireihige Jacketts werden getragen; sie sind dann jedoch nur mit vier Knoofen versehen, der Ausschnitt tief herabfallend. Sehr be liebt sind auch die Röcke mit militärischem Schnitt, wie sie die Kunstläufer tragen, meist sind sie mit Borten verziert und sehen sehr elegant auS; allein der Gentl-man wird dieses Gewand ablehnen, denn ihm haftet immer etwas von einer Livree an. Lange Taillenröcke aber sind unter allen Um ständen za vermeiden und ein Beweis von mangelhaftem Sinn für die Kultur der eigenen Kleidung. Chinesischer Reformeifer. China ist ganz plötzlich auS seiner Lethargie erwacht und scheint durch seinen geradezu rabiaten Reformeifer die ganze Welt in Staunen versetzen zu wollen. Täglich fast, so schreibt der „Figaro", kommen aus Peking Botschaften, die von neuen chinesischen Reformen zu erzählen wissen, und diese Reformen beschränken sich nicht auf einzelne Vcr- waltungSzweige, sondern erstrecken sich sozusagen auf alle Ausstrahlungen des öffentlichen Lebens, »lögen sie politischer, sozialer oder wirtschaftlicher Natur sein. So hat unlängst der Jnstizminister den Richtern die Anordnung lüwr Anwendung der Tortur aufs strengste untersagt. Durch Gewaltmaß- regeln sollen Geständnisse nicht erpreßt werden, und es ist dabei ganz gleich gültig, ob es sich um falsche oder um wahre Aussagen handelt. Der Kriegs- Minister wieder hat allen Vizekönigen und Provinzgouverneuren mis Herz gelegt, darauf zu achten, daß nicht mehr wie früher Ausländern der Zutritt zu den Festungswerken und zu den Arsenalen gestattet werde; der Herr Minister will in die chinesische Heeresverwaltung eilten modernen Zug bringen und hält es deshalb für erforderlich, daß seine Pläne und ihre Durchführung streng geheimgehalten werden. Der Minister des Innern endlich hat beschlossen, eine Steuer auf verkrüppelte Frauenfüße einzu führen; die Sitte, den Mädchen schon in den Kinderjahren durch ein grau- sameS und raffiniertes Schnürsystem die Füße zu verkrüppeln und zu ver krümmen, ist nämlich trotz allem, was schon dagegen gesagt und geschrieben worden ist, im Reiche der Mitte noch immer nicht geschwunden. Durch die Steuer, die natürlich sehr hoch bemessen sein müßte, hofft der Minister dem barbarisckren Brauch ein Ende zu machen. Große Verdienste glaubt er sich auch durch ein« andere Maßregel zu erwerben: er will die Eunuchen und d»e etwas heiklen Funktionen, die diese Halbmänner in den kaiserlichen und prinzlichen Palästen noch ausüben, ein für allemal — wenn man so sagen kann — aus der Welt schaffen. Wa» war der MinotanruS? Das Rätsel des Minotaurus und der Sage vom Labyrinth auf Kreta ist mit Hilfe der Geologie und Zoologie gelöst worden. Prof. Konrad Keller, der die auSgestorbene Fauna von Kreta studiert hat, verbreitet Helles Licht über die MinotauruS-Sage. Durch die große Anzahl auSgestnrbener Tiere, die bei den neuen Ausgrabungen zu tage gefördert wurden, läßt sich nun auch die geologische Entstehung der Insel genauer erklären. Während man bisher die Loslösung der Insel vom Festland ins Pliozän verlegte, läßt sich namentlich durch das Vor- kommen von Nr nnd Bison, wie der „Globus" nach Keller« AuSfübrungen wiedergibt, scststcllen, daß Kreta noch in diluvialer Zeit mit Kleinasien zu sammenhing. Die Knochen jetzt auSgeftorbener Tiere, deren Deutung nun gelungen ist, wurden hauptsächlich in Knossoö, im MinoSpalaste selbst, ge- künden. Da fand man das jeyt erloschene Wildschwein und den gleichfalls verschwundenen Edelhirsch. Von besonderer Wichtigkeit aber war da« Aus finden de« Wisent vnd des UrS oder WildstirrS. Der Minotaurus war solch ein Wildstier, wie sie damals Kreta zahlreich bevölkerten. Das sagenhafte Ungetüm war nicht ein Bastard zwischen Mensch und Stier, wie die alte Tradition will, sondern ist einfach nach seiner sprachlichen Bedeutung als „Etter des Minos" aufzufaflen. Da sich zahlreiche Reste des UrS, darunter mächtige Hornzapfen, hauptsächlich in einem besonderen Raum des Minos- Palastes vorfandcn, so ist sicher, daß dort Stiere gehalten wurden. Daß der Palast selbst da» Labyrinth der Sage darstellt, ist durch die Forschungen von Artur Evans erwiesen. Für die weitere Deutung der Sage zieht Keller ein merkwürdiges Wandgemälde de» Palastes heran, das einen Stier darstellt, auf dem Gaukler allerlei Kunststücke ausführen. EL wurden also zur Zeit des MinoS in Knossos Tiersviele abgehalten, ans denen sich gefährliche Stierkämpfe entwickelten. Die zahlreichen Opfer, die diese halsbrecherischen Kunststücke und Kämpfe mit dem wilden Ur forderten, haben ihren Nieder schlag in der Sage von den Jünglingen und Jungfrauen gefunden, die die Athener nach Kreta als Tribut senden mußten. Die Seele des Hundes. Als Lord Byron in seinem Weltschmerz die Menschen als Sklaven der Lüge, der Eitelkeit und der Treulosigkeit sah, da erhob er den Charakter des Hundes zum Ideal, wie Burns später den Hund dem Menschen als ein Vorbild wahrer Hingabe und echter Religiosität enlgeyenstellte. Der Mut, die Liebe, die Treue, so führt Camille Flammarion, der bekannte Pariser Astronom und Ge- lehrte in einem Aufsatz ans, den er im „American Magazine" veröffent licht, diese ethischen Ideale der Menschheit weiß der Hund besser zu er füllen, als sein Herr. Flammarion erzählt einige interessante Fälle, die sowohl für die Hingabe wie für die Klugheit deS HundeS charak teristisch sind. Er berichtet von einem Hunde, der einen Beinbruch erlitt und von einem Arzt geheilt wurde; einige Tage später brachte er dem Arzte einen anderen kranken Hund zur Behandlung. Die Fälle, in denen Hunde nach dem Tode ihres Herrn die Nahrung verweigern und sterben, sind so häufig, daß sie kaum mehr registriert werden. ?lber die Treiw des HundeS geht über die Passivität hinaus: Flammarion berichtet von Fällen, in denen Hunde unzweifelhaft Selbstmord ver übten. Als ein Hund von seinem Herrn ungerecht gezüchtigt worden war, stürzte er sich in Paris in den Saint-Martin-Kanal, machte keine Schwimmbewegnngcn und ertrank. „Im Jahre 1908 sah man in der Nähe des Pariser Observatoriums einen Hund, der gerade auf einen Omnibus zulies und sich vor den Rädern nikderkauerte. so daß er überfahren wurde. Am Tage vorher war seine Herrin gestorben. Hier wirkte nicht nur Schmerz und Verzweiflung, sondern auch ein Wille, zu sterben und dem Leiden ein Ende zu machen." Noch merkwürdiger ist der Fall eines HnndeS, den man von seinem Herrn trennte und von Paris nach London brachte Wenige Tage später fand man den Hund in Poris wieder vor der Haustür seines Herrn, niemand wußte zu sagen, wie daS Tier zurückgekommen war. „Solche Geschehnisse", so schließt der Pariser Gelehrle, „lassen nn» die automatische Er klärung deS tierischen Leven» zurückweisen. I« unserer Welt gibt eS schlechtere and dümmere Menschen, al» Hande in der Welt der Tiere." Witterungsbericht vom Brockst» am S. Uetzruar. stziachdruck verboten.) ?lm Montagnachmiltag verschwand der Nebel, und die Tonrillen erhielten nack> allen Leiten eine gruharlige Ncrnsicht. Auch am Dienstag halten wir aus dem Brocken einen prachtvollen Ljiniertag zu verzeichnen, wie «an ibn selten in dieser Jahreszeit ontrifft. In den ersten Morgenstunden hatten wir Nebeltreiben, gegen 7K Uhr 'rüh tonnt« man einen prachtvollen Sonnenausgang beobmbten, die Luft wurde <ucheror»«»Ntch vor, und dt, yeraftcht «asaeootcha« Ivtt Bort ditelMr« Himmel und teilweise absoluter «NndsNll» »ar d«r «vefeMhatt i» vrete» bei 4 Grad «ütte sehr angenehm. 8» Atif,«,! de« »rock«,« logen hell der Sonne beschienen Harzburg, Ilsenburg und Wernigerode. bet denen »an deutlich die ein- zelnen Häuler erkennen konnte. Herrlicher Sonnenschein und dazu der prächtige Iliaubreifbehang boten »in« Minterlantschakt, wt« man ft« leit Jahren nicht mehr erlebt hat Bei Sonnenuntergang konnte man feststellen. das» in kurzer Zeit ein Wilterungsumschlag etnireten barste. Honte früh »edel, frischer «Wwtnb, Stark« «. aber Schneefall« find nicht zu verzeichnen; da« Barometer ist in den letzten 24 Stunden um S Millimeter gesollt, s». h. von «es bi» auf «64 Millimeter), da» Thermometer zeigt minn« 4.L Mrad TeMub an. Die Brockenwege sind sowohl fll, Fußgänger al» au» Mr Schneeschuhläufer im ganzen Drockengebiet sehr giinMg Der Touristenverkehr ist in den letzten Tagen lebhafter, und viel« Touristen hoben eine derartig prächtige Wtnterlandfchaft noch nie mal- gesehen. msrsoroiOLisLNb öoookttmruvsoa »ar Iltzalx!. 88«b». ttetvaraloxlsak«» Slntlan Kr. 86 l-alpntx reüuriert auk 120 m Cöka über ävm lllver. Ilarimum <ler Temperatur — -s- 4.0'. illinimuin <ler 'ffeiaporatur — —0,7. 2«It äar Leodttektllnx varom. ruä. »oll)' dl Mim. evormo- mokor. O«1«.-Or. lkoooN- rsrie-it'/, iV>»4- nodttu» ». LtLrir«. tslwmol,- »»alaht. L. Dabrnar ad. 9 ll. 743,6 -ff 0,5 7t 8 8 dawstlbt S » vm. 7 - 741,3 — 0,5 72 8Vf 3 darrSUlt 3. „ ow. 2 » 739,5 -ff 4,5 60 8 2 bsiter Lön1§1. 8äek3. Laväss-^Vsttor^ai'tv ru 0rv8ävv. IVitternar In Sackaen r>m 2. kcdruar 1910. IVitternoesverlank in Sacbsva nm 2. Ledruar 1910. Ltatioll Leoküke m lvmporatur Winil svblttLo dlsninom dlioiwnin Drasöcn .... 115 -s- 4.0 — O.4 OblO I 0.0 Deipdis 117 -ff 4.0 — 0.5 K'O I 0.2 Lautreo. . , . . 202 -f- 0.7 — 1.7 0 3 — LsekLÜrass. . . . 220 -1- 3.1 — 0.2 .3 — Zittau 2Ü8 -ff 2.0 — 3.2 —— c^bemllit» .... 327 3.5 — 0.8 80 1 —— I^Ianall 369 -ff 2.3 — 1.7 still 0.2 Treiber» .... 898 -s- 2.» — O.S 080 2 0.0 cekaeeberg: . . . 435 -s- 4.0 — 0.3 80 2 s.Istcr ..... öl)i) -ff 0.5 — 2.3 7V 3 —— älloaderx .... 621 —- — älreobeix .... 751 3.5 — 3.5 80 2 — llvitrcllkaill . . . 776 1.5 — 5.0 80 5 —— biobtelbarß: . . . 1213 — 1.0 — 7.0 LTV 6 — ^m 8. kobruar trat vereinzelt nüecier Lobneckall via. Dio 'Temperatur Katta sieb nur tveaißs xekoüert. Lei leicbtan üstllcben Winson bcrrscbte meist rrolbix« Wetter. Hila Statiouell meläoa eioell tiskon Laromctorstancl. Sokllseäsclro rvickto nur dis ra 500 m barst). Im Oodirxs sctnvavbte sie »visobvll 20 und 40 em. Lussledt kür üen 4. kedruar 1916. NorckSstliebe Winäo; noitrroiso aukbeileroü; Temperatur Mallis geiillüort; Lein eibeblicker Kielersedla». Lvriekt ä68 ösi'Unsr WsttörburvLus vom 3. ksbruar. Lorkam 749'80 3 daäoebt o 8ciüv 745 vv 4 wvllcißs Heitmn,kv!t 750'8 3 deävebt — 0 ^.daräesu 74, VVL^V 1 lla^cn liamdurk 751 OLlO 2 kalddeü. -ff v 8av6islior<l 737 ^V 3 voilielll. 8trinsmUa6. 754 80 3 Oullst -ff I (lelauck) liÜKölltval- i dorskavll 740 still beiter «lermüllilk 755 880 4 bcckockt -ff 1 !?urüru) Xenkabrrv. 758 080 5 becieebt -ff 1 ('Kristians. 749 80 1 ivolbi» Kemal 761 080 L «vollciß — 1 Kopsnbax. 754 880 4 Oullst (tacken 749 8 3 bvüevkt ff 2 ütoebkolm 760 SO 4 beäeelrt Hannover 751 88Vf 4 kalbdoü. — 1 Usparallän 759 31V 2 beäeetct tiarlio 753 80 2 8cknea -1- o ^etarsdvre 770I88VV 1 lieäeokt Drasöeo 753 still Dunst — c ^Villla 767 3 1 deäacbt öreolau 755 80 2 dockoclrt -ff o l'illsb 765 0 1 rvolkiL SromdsrZ 756 80 L dvävebt -1- s Oemdoro» 759 080 5 tvollcicr Lleta 750 8 2 bvckeebt -ff i tVico 754 still Sednea I ran bk. a. 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Di, Richtung der nach den Sionone» fliegenden Pfeil«, deren Spitz«" durch di« kioriontikreii« verdeck, werden. -,b, d„ Windrickiung, ihr, »efteoerung di« «indkiäck, »n »r ILtttligen (Beaufort.) Skala an, wobei fed« lang, Feder dovvalt, ied« kur» einfach „ ^tzlm tft. MndtlürN 1 sehr leicht, 2 leichl. i« schwach, 4 «Ltztg, b frip^ » Kart, 7 ftetf.» stftrwtsch, » Sturm, io vollnr Sim», u statt« «kmgn, »st Orkan.
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