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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 14.01.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-01-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-191001142
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19100114
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19100114
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-01
- Tag 1910-01-14
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Monat
1910-01
-
Jahr
1910
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Geburtenziffer kleiner al» die Sterbeziffer sei. Der Staatssekretär erwiderte hieraus, daß bet dreimal soviel Männern wie Frauen di« Geburtenziffer natürlich nicht großer sein kvnne al« di« Sterbeziffer. Von nationallibrraler Sette wurde betont, da« Gouvernement habe direkt dekomagiert, z. B. einen Ansird- iungSlusligra nach Südwest gewiesen. Für Beihilfen seien auch die National- liberalen nicht, geschrillt« Ländereien gäbe» nicht daS nötige tzeimatgesühl Die ostafrtkanisch« Bahn- und Hafrnvorlage wurde hierauf mit allen gegen drei Stimmen genehmigt. Di« Budgrtkommission begann sodann die Beratung des aus Südwest- Afrika bezüglichen Teile« des Nachtragetats. Ter Referent teilte zunächst das Ergebnis der Denkschrift über die Diamautcnsrage mit. Tas Reich hab« allrs in allem rund 48 Proz. Anteil an den Erträgen. Ter Vergleich mit vrn Berdäliuifftn im englischen Südafrika sei sehr günstig: dort habe erst Cecil Rhode« mit 2t» Millionen Kapital Ordnung geichassen; bei uns habe der Staatssekretär durch Sperrung, Zölle und Regie sofort mit den ihm zusiehend.n Machtmitteln das getan. Hätte man den Ansiedlern die Tinge überlassen, jo wurde da« Reich deute nicht die Erfolge haben, la ,ene nicht fähig gewesen wäieu, kaufmännisch grobzügig zu arbeiten, vielleicht nicht einmal das Abgleiten in uglische Hände hatte» verhindern können. Ter Korreferent äußert die Hoss- nung. datz die Einnahmen bleiben werden. Die Ansiedler haben in Telegram men Wünsch« übersandt. In Lüderitzbucbl habe bekannllich eine Protcuversamm- lung gegen die Dernburglche Politik stattgesunden, in der erklärt word n sei, Herr Ternuurg habe ohne Rot an Gescll'chasren Vorteile vergeben und die An siedler beiseite geschoben. Aus der Begründung der übermudten Petition werten Stellen verlesen. Er wird darin die Einjevung einer Reichstagskommijsiou zur Prüfung sämtlicher Transaktionen des Staatssekretärs verlangt und das, die Verlängerung der Konzessionen über den 31. Marz 1911 ohne Gegenleistmigen verhindert werde. Staatssekretär Dernburg erklärt, rr wolle sich von persönlicher Polemik fernhalien und rein sachlich sprechen. Vor knapp einem Jahre sei dem Reichstage die erste Mitteilung über Diamantensuode gemacht worden. Damals leien schon die ersten Massnahmen qetroff,n worden; Fehler seien nicht gemacht. Unter der Herrschaft der Regie seien die Preise um so viel gesiiegen, raff der Zoll dadurch schon fast eingebrackt sei. Im März 1909 habe er in Berlin Lüdrritzbuchter Bürger gehört, die sich vollständig mit ihm einverstanden ertiärt hätten. DaS Rovum sei, da» die Sperrmabrrgel bis zum 3l. März 19l 1 salsch verstanden sei. Die ganze Arbeit besteht ia drei Dingen: einen Schürfschem für 60 lösen, einen Pfahl ein- setzen und eine Gesellschaft gründen. Run wolle man auf Kosten der Kolonial- Geiell'chast die SchutzgewetSkasse kräftigen, das heißt, sich selbst enltasten. Man verlange, der Staatssekretär solle ter ersten Gesellschaft mehr abnehmen als einer anderen zu der jene Herren selbst g-hörten. Ohne Aequioalent an die Kolonial-Gejrllschaft sei von ihm die Schurifreiheit durchgesetzi; im anderen Falle läite ohne diese garnicht« gemacht werden können. Ein Rechtsstaat kann einen 25 Jahre lang bestehenden Vertiag nicht plötzlich durch Schikanen unwirksam machen. Ter Staatssekretär gibt eine Geschichte der Deutschen Kolonial - Gelrlllchaft, deren Rechte nicht durch Kon zession, sondern durch Anerlennung i-rer Verträge mit den Eingeborenen seitens des Reiche« erworben wordeo seien. Ter Vorwurf, man ziehe das Gelb aus der Kolonie, treff« nicht zu. DaS Reich zahle jährlich 34 Millonen Mark dorthin. Die Einnahmen aus den Diamanten würden sür Bahnbauten ver- wandt. In der Denkschrift stehe, daß 97V. Prozent der Einnahmen auS Diamanten im Schutzgebiet bleiben, nur 2'/, Prozent in die Heimat gehen. Die Leute drüben, di« alle unsere Steuern nicht zahlten, wollten nun noch schreien? ES seien etwa 40 Gesellschaften, Ä. m. b. H., gegründet mit 4 254 000 ^s> Nominaltapital, eing-zahlt 192 500 Der Rest seien diese schlechten Rechte der Kolonial-Gejellschafi. Der Redner der wirtschaftlichen Vereinigung, der nach dem Staats sekretär das Wort nahm, meint, daß der Beifall dec Kommission zu den Aus führungen des Staats'eketärS allgemein sei. Die ersten Nachrichten aus Süd west hätten stutzig machen können, besonders da auch die Gemeindebehörden sich beteiligt Hütten. Der Redner wünscht einige Erläuterungen zur Denkschrift, auch Aufklärung über «tue Bemerkung der Lüdrritzbnchter Zeitung, wonach sich der Gouverneur wenig au die Weisungen des Staatssekretär« balle. Der Staatssekretär erklärt die« ' für eine lehr subjektive Auffassung, ebenio für falich, daß der Gouverneur nicht gehört sei. Di« Fehler, die in ter Vergangenheit mit Konzessionen gemacht seien, seien nun klar; hoffentlich habe mau nun sür die Zukunft gelernt. Ter Sprecher der Reich-Partei veriveist auf die Schattenseite der Diamanten funde. Die gesamte Einwohnerschaft von Südwcst sei vom Bereicherungsschwindel erfaßt. Ter Schwindel müßte eingedämmt werden. In Lüderitzbucht verdiene der einzige Notar täglich Tarnende von Mark. Daß nicht mehr Notare dort seien, liege au brr schlechten Gerichtsverfassung der Kolonie. Kleine Altien-Anteile einzusühren, wäre ganz verfehlt, bann würde der Schwindel noch größer werdrn. Dem Staatssekretär könnten wir nur dankbar sein sür sein Vorgehen. Der kaufmännisch« Geist habe sich bewährt. Unter de» früheren Leitern der Kolonial politik würde nicht so viel erreicht worden sein. Ein Zentrums-, redner betont die Einhelligkeit der Kommission in ihrem Urteil über die Kolonialpolitik. Die Rechte der Kolonialgesell'chast seien unangreifbar; mehr wäre der Gesellschaft nicht atzunebmen geween. Ter FiSkuS lönnie vielleicht al« solcher, z. B. au der Regie beteiligt werden. Auch fei die Mißstimmung wohl verständlich, daß die Schürfer auf den Berkaus ihres Privateigentums gar keinen Einfluß hätten. Die Regie habe zuviel Ueberichuß; auch aus die Bilanz der Rrgiegesellschaft müsse ter FiSkuS Einfluß gewinnen. Ferner habe nicht die Sperre, londern der spätere Vertrag An stoß erregt. Erst habe die Gesellschaft für ganz geringes Gelände, nun plötzlich sür drei Millionen Hektar Gerechtsame gehabt; gewiß lei daS eine Maßnahme gegen den Schwindel gewesen; aber die Suche lei nicht für das große Publikum verständlich. Auch hier hätte ter FiSkuS beteiligt sein müssen. Wie werde eS nun 1911 stehen? Habe die Gejellichast dauerndes Abbaurecht oder nicht? Bei diesem Prozeß habe der Staatssekretär, wie es scheine, ringegriffen. Staatssekretär Dernburg erwidert« hierauf: Die Bergbehörde ist gehalten, auf die Anweisungen de» FiSkuS einzugehen. Ebe di« Klage eingereicht war, ist nach Süeweii telegravdiert, er gebe anheim, den fiskalischen Widerspruch zuruckzuziehen, falls nicht be ondrre Gründe vorlägen. Formell ist die Cperrversügung nicht so, daß sie LaS Lauernde Abbaurecht gewährleiste. In Berlin habe man die andere Auf assung al« Grundlage der Verhandlungen gehabt. Während des Prozeßes sei keine Einwirkung ausgeübt. Der Zentrumsredner erkannte hierauf au, daß legal verminen sei; er hätte nur gewünscht, daß die Presse über die Sach lage richtig informiert worden wäre. Die Verhandlung wurde hieraus vertagt. Dentscher Reich. Leipzig, 14 Januar. * Sächsische Wahlstatistik. Wir erhalten folgende Zuschrift: „Um vielfacher Nachfrage zu begegnen, sollen von dem demnächst in der Zeit schrift des Kgl. Sachs. Statistischen Landesamtes erscheinenden ersten Teil der „Amtlichen S t a t i st i k der sä ch s i sehen Landtags wahlen nach dem Pluralrecht 1909" Sondcrabziige heraestellt werden. Es wird hierin für jeden Wahlkreis die Zahl der Wahlberech tigten, der Wahlbeteiligten und das Ergebnis der Abstimmung nach den volitischcn Parteien nachgewiesen, mit Unterscheidung der Wahlberech tigten und der Wähler nach der Zahl der Zusatzstimmen und mit Angabe eingehender Verhältnisziffern. Ter Preis beträgt 60 Pf. Zu beziehen direkt von v. Zahn L Jaensch, Buchhandlung, Dresden oder durch alle Buchhandlungen." * Der Vorstand der Ortsgruppe Dresden des Hansabundes hielt am 8. Januar unter dem Vorsitz des Herrn Kommerzienrat Grumbt- Dresden eine Sitzung ab. Aus dem von Herrn Dr. März erstatteten Geschäfts- und Kassenbericht ergab sich, daß durch die inzwischen erfolgten Neuanmeldungen die Mitglicderzahl der Ortsgruppe Dresden sich auf 3830 beläuft, unter welcher Zahl nur die in Dresden und dessen näherer Umgebung dem Hansabunv angehörigen Mitglieder zusammengefaßt sind. Tie Ortsgruppe Dresden oes Hansabundes ist somit der stärkste Verein, der in Dresden überhaupt existiert. Die weiteren Verhandln»- gen betrafen den Ausbau der Organisation innerhalb der Kreishaupt- mannschast Dresden durch Begründung von Bezirksgruppen, sowie das Verhältnis der Ortsgruppen zu der Berliner Zentralleitung. Gemäß der Anregung des Präsidiums beschäftigte sich die Ortsgruppe ferner mit den gegenwärtig schwebenden Fragen der Schiffahrtsabga ben, der Pensionsversicherung der Privatange stell- t e n und der Frage der Kreditgewährung an die Kreise des Mittelstandes. Ter Vorstand der Ortsgruppe begrüßte die ent schiedene Stellungnahme der sächsischen Staatsregicruug zur Frage oer L>chisfahrtsabgaben und beschloß, ihr für die energische Wahrung des sächsischen Standpunktes in dieser für die sächsische Volkswirtschaft so hoch bedeutsamen Frage den besonderen Tank der in der Dresdner Ortsgruppe zusammengesetzten Kreise von Gewerbe, Handel und Industrie auszu- wrechen. Weiter nahm die Ortsgruppe Stellung zur Frässe der Pen- nonsversicherung der Privatbeamtcn und stellte sich einmütig aus den Standpunkt, für die baldige Durchführung der staatlichen Pensions versicherung einzutreten. Dem Direktorium deS Hansabundes wurde von dieser Stellungnahme der Ortsgruppe Kenntnis gegeben. * « Rückkehr va« der Goltz'! Generaloberst Freiherr von der Goltz wird in ungefähr 14 Tagen auS der Türkei nach Deutschland zurück kehren. * Der Zusammentritt de- Kom-etenzgerichtsbofes. Ueber den Termin de» Zusammentrittes de» Kompetenzgerjchrshofe» in Sachen de» Falles Hellfeld erfährt die „Ins." auf eine Anfrage von beteiligter Seite folgendes: Man kann annehmen, daß der Kompetenzgerichtshof jedenfalls nicht vor Mitte März zusammentreten wird, um sich mit der Materie zu beschäftigen. Drr auf den ersten Blick anscheinend etwas weit liegende Termin sindet aber seine Begründung wenn man sich über den Jnstanzengang und die Behandlung der Sache klar ist. Etwa Mitte Februar wird die monatliche Frist ablaufen, bis zu der die Schriftsätze der Parteien beim Gericht erster Instanz eingegangen sein muffen. Als Gericht kommt das Berliner Amtsgericht in Betracht, das nach diesem Termin entweder mit den eingegangenen Schriftsätzen oder ohne diese das Aktenmaterial dem Oberlandesgcricht zustellt. Wenn auch die Be kanntmachung der Ueberweisung des Materials an den Kompetenz gerichtshof zu einer Zeit erfolgte, die weiter zurücklieat als der 15. Januar, so ist zu bedenken, das; die Zustellung der Mitteilung von der Erhebung des Kompctenzkonsliktes an die Parteien einige Zeit zur Vor bereitung in Anspruch nahm. Hieraus erklärt sich die Festlegung oes Termins auf etwa Mitte Februar. Das Oberlandesgericht hat sich gut achtlich sehr eingehend zu dem Fall zu äußern, wofür dem Referenten zur Durcharbeitung des schwierigen Falles geraume Zeit zur Verfügung stehen muß. Das Gutachten wird dann mit dem gesamten Material vom Oberlandesgcricht dem I u st i z m i n i st e r übersandt, der cs dem Kom- pctcnzgerichtshof überwcist, unter gleichzeitiger entsprechender Benach richtigung an den Minister der auswärtigen Angelegeirheiten als Ver- waltungschcf. Ter Kompetenzgcrichlshos wird in einer öffentlichen Sitzung das Urteil fällen. Vom Vorsitzenden werden zwei Referen ten bestellt. Der Gerichtshof besteht aus kl Mitgliedern, von denen sieben an der Entscheidung tcilzunchmen haben. Im vorliegenden Falle wird in erster Linie die Frage der Zulässigkeit des Koiffliktes und dann eventuell die Begründung desselben geprüft werden. Tie Entscheidung erfolgt in Form eines Urteils. * Ein dentsch-rnssischrr Grenzzwischenfnll. Der deutsche Gutsbesitzer v. Ost seid geriet auf dem Nachhausewege in der Dunkelhüt über die russische Grenze. Kaum hatte er sich einige Schritte sein deutschen Boden entfernt, als er von drei russischen Grenzsoldaten gefesselt und für verhaftet erklärt wurde. Obwohl er sich genügend aus- zuweisen vermochte, wurde er von den Soldaten mit dem Gewehrkolben an Kopf und Füßen blutig geschlagen. Erst am andenr Morgen kau; der Kapitän der Soldaten, der die Entbastung anordnete. Tie Soldaten hatten Herrn v. Ostfeld die Barschaft im Betrage von 200 Mark ge stohlen. Der Gutsbesitzer hat die Hilfe des Auswärtigen Amtes an gerufen. — Hoffentlich denkt man im Auswärtigen Amt bet der Behandlung dieses unerhörten Falles an das Kaiserwort: Oivis «armanus 8uua! * Euic offizielle Recht erttgnug ver Evfinfärl'uug. In einer längeren im „Retcksan,ei.iki" vervsfenilit tcn Auslassung über die Er gebnisse der von amtlicher Seite voigenommeneu Untersuchungen über Vie Gerfütterung mit Eoiin gesärbler Fuitergerue wird m »geteilt, daß am 10. v. M. im Reichsschatzamt eine Beratung natisanv, an der als Sachverständige die Proiessoren Heslter unc Zuntz-Berln, Ebrlich-Kranksurt (Main), Iodlbauer-München, Straub-Fiei- bürg (Breisgau) und Gottlied-H idelberg leilnahmen. Die Sach verständigen waren übereinstimmend der Ansicht, daß eS nach den wissemchajtächen — zum Teil von ihnen selbst ausgeübrten Untersuchungen — als ausgeichUssin zu betrachten sei, daß die Erkrankungen und Todesfälle, die bei ein;elnen Tieren nach der kurz dauernden Verabreichung von mit Eosin ge cirbter Gerste ausgetreten sein toll n, durch das in der Gerste enihaltene Eosin hervorgerufen worden feien. Auch die Bebaup ung, daß insolge der Fütterung der Schweine mit Eosingerste eine Färbung des FleucheS und Fetleö ein treten würde, müsse nach den w ssenlchaftlichen Feststellungen als un begründet bezeichnet werden und noch weniger könne von einer Schädigung insolge des Genusses von Fleisch und Feit mit Eosin gerste gefütterter Tiere die Rede sein. * Zu dem Streit zw scheu Regierung uuv Bischöfen in den Reichs landen Hal ver Allgemeine Deutsche Lehrerverein in seiner Korrespondenz eine Ertlärung veröffentlicht, in der er die Angriffe und Vorwürse des re chöländischen Klerus zurückweist. Die Kundgebung betont, daß der Verein die Volksbildung und Hebung der VoUSschulc fördern wolle, ohne jede konfeffionelle und poUtische Beschränkung dieser Aufgabe. Der Verein betrachte seine Mitglieder als mündig, und er Müsse jede Verantwortung abl-hnen für das, was der einzelne oder selbst Sondeivereine sagen oder tun. Mit dem Religionsunterricht und «einer Methodik beschäftige sich die Oiganilation nicht im geringsten, und sie bearbeite weder eine« G.aubenskovex für Katholiken und Protestanten, noch gebe sie eine« Katechismus für ReickStags- und LandtagSwahleu heraus. Kundgebungen auf religiösem Ge biete erlasse sie niemals. Dagegen wolle sie die Bildung des LehrerstanveS heben, chm eine entsprechende Stellung im Staate geben und die Leitung und Beaussichtigung der Schule Fachmännern überlassen wissen. Zum Schluß wird hingewlesen auf die nationale Bedeutung des Allgemeinen deulichen LebreroereinS; denn der Zusammenschluß der Volksbitoner aller deutschen Gaue müsse zurückwirien auf den vater ländischen Gerst und den cainheitSgcdanken. — Weiter wird gemeldet, daß die Akten über den Konflilt zwilchen der Regwrung und den Bsichösen am 11. d. M. nach Berlin geschickt worden sind. Im übrigen »st erneut mit Bedauern feslzustcllen, daß va« Antwortschreiben des Statthalters immer noch nicht veröffentlicht worden »st. * Zu ver Sitzung Ver Kommission ves Reichstages für Ven vcutfch- portuglifischen Hanuetövertrag erklärte Staalöiekrelär Delbrück am Dienstag der Kritik mehrerer Abgeorcneten gegenüber, die Gesamlsituation sei von den Unterbänvlern richtig bewertet worden. Unsere Interessen lägen wen ger in ver Höbe der Zollsätze als in der Meistbegünstigung. Die Portugieseche Negierung habe sich m einer Zwangslage befunden und schlechterdings keine anderen Zollsätze gewähre» können. Ei« Zollkrieg würde Deutschland schlechter nellen als die in Portugal mit ihm lon- kurrie, enden Länder. Es wurde aver von fast allen Setten gegen ven Vertrag der schärfste Widerspruch erhoben. Die Beschluß fassung wurde aus nächsten Donnerstag vertagt. * Gegen den portugiesischen Handelsvertrag. Der Bund dH In- dustriclten hat, wie bereits mitgcteilt, in seiner letzten Vorstandssitzung zum portugiesischen Handelsverträge Stellung genom men. Infolgedessen hat der Bund der Industriellen der am 12. Januar zusammcngctretencn Reichstagskommission zur Beratung des Handels vertrages mit Portugal eine Eingabe unterbreitet, in der namens großer Zweige der verarbeitenden und an der Ausfuhr nach Portugal in hohem Maße beteiligten Industrie Deutschlands die Bedenken gegen die Annahme des dem Reichstage vorliegenden Deutsch-Portugiesischen Handelsvertrages vargelegt sind. * Ter Zeiuralauvschntz vcr Freisinnigen Volkspartet tritt am Sonnabend, den 15. Januar, nachmittags 5 Ui>r im Reichstage zu sammen, um über die Fusion zu berate». Die Verhandlungen weiden auch am Sonniag noch fortgesetzt. * Die Rrichsfinanzrrform in der bayrischen Abgeordnetenkammer. In der bayrischen Kammer der Abgeordneten führte bei Gelegenheit der Etats beratung Ministerpräsident Freiherr v. Podewils über die Stellung der bayrischen Negierung zur Reichsfinanzreforin auS: Bayern babe immer den Standpunkt vertreten, daß einerseits Masscnaitikel, anderseits der Besitz hcrangezogen werden müsse, und datz man an der E>b- anfallsteuer nicht Vorbeigehen tonne. Der seinerzeitigen Erklärung ocS RcichsschatzsekrelärS habe die Annahme zugrunde gelegen, datz man ohne die Erbanfallstcuer die nötigen Mittel nicht aufbringen könne, was sich aber doch späterals möglich erwiesen habe, wenn auch nicht in ganz befriedigender Form. Die bayrische Regierung habe sich sachlich an der Reform mit besten Kräften beteiligt. Einer Einführung direkter Reichsstcuern habe sie nicht zustimmen können, wenn sie nicht ihren von jeder eingenommenen Standpunkt preiögeben wollte, und das Festhalten dieses Standpunktes könne ihr niemand verargen, er müßte denn das Föderatioprinzip preisgebcn. Es gehe nicht an, die bayrisct)« Regierung sar eine Konstellation verantwortlich zu machen, der gegenüber Fürst Bülow nicht länger im Amte bleiben zu können glaubte. Die verbündeten Re gierungen haben in Bülow den Meister der auswärtigen Politik gesehen. Die bayrische Regierung habe die Finanzhoheit der Einzel staaten gewahrt und sei sich der Verantwortlichkeit bewußt, die sie als zweitgrößter Bundesstaat zu tragen habe. Der diplomatische Ausschutz werde künftig zu normaler Tätigte» berufen sein. Der neue Reichskanzler babe sich zu dieser Zusage seine« Amtsvorgänger« rückhaltlos bekannt. Die Besorgnis, datz der Ausschuh die einheitliche Leitung der auswärtigen An gelegenheiten beeinflussen könne, sei geschwunden. * Maffrnausweisnngen »on Tschechen au« Schlesien. Zahlreichen Tschechen im Riesengebirge ist die bevorstehende Ausweisung angekündiyt worden. Nach der „BreSl. Ztg." find die Au»weisungen sehr umfangreich und weitgehend, sogar Tschechen, die in Breslau schon viel« Jahr, wohnen, deutsche Mädchen geheiratet und Familien begründet haben, sind aukgesordert worden, binnen kurzem Preuhen zu verlassen. Der Grund der tschechischen Massenausweisungcn soll in der Unterstützung antideutscher pol nischer und grobslawischer Bestrebungen liegen. Italien. » Italiens Dank für Deutschlands Hilfe. Da« große HilfSwcrk Deutsch- lanbö sür die Opfer von Messina hat in Italien großen Eindruck hervor gerufen und die Italiener daran erinnert, Deutschlands Freundschaft wieder einmal hoher zu bewerten als es mitunter sonst geschehen ist. Man ist voü des DankeS sür die deutsche Hilfe. Die Königin von Italien hat an die deutsche Kaiserin nachstehendes Telegramm gerichtet: „Tie Beendigung der Arbeiten des deutschen Hilfskomitees für die in Sizilien und Kalabrien durch das Erdbeben Geschädiaten gibt mir Gelegenheit, Eurer Majestät die Bezeiguun meiner lebhaftesten Dankbarkeit sür die Förderung zu wiederholen, die Eure Majestät dem zugunsten der Opfer des Erdbebens mit so viel brüderlicher Fürsorge durchgeführten LiebcSwerk gewährt haben. Ich lütte Eure Majestät den Ausdruck dieser Gesinnungen, die der König teilt, genehmigen zu wollen. Elena." — „Tribuna" und „Giornale d'Jtalia" veröffentlichen den Bericht der Schlußsitzung de» deutschen HilfS- koinilecö für Italien. Die „Tribuna" schreibt dazu: „Die Ziffern allein find schon ein so klarer Beweis einer Brüderlichkeit, die niätS un versucht läßt, sich zu offenbaren, so daß jede» Wort, ihre moralische Be deutung h.'rvorznhcbcn, überflüssig erscheinen kann. Wir würden uns aber einer Pflichlvergeffenbeit schuldig machen, wenn wir diesem uns aus Bcrlin kommenden Dokument inniger Freundschaft nickt ein Zeichen unserer wärmsten Tankbarkeit folgen ließen Politische Bündnisse haben, wie schon die Ansicht Bismarcks war, immer etwas Hinfälliges in sich und können von den Ereignissen überholt werden. Die Bündnisse des Gefühls haben abe-' unzerstörbare Kraft." — „Giornale d'Jtalia" sagt: „In der wich tigen Sitzung, nach der sich daS deutsche Hilfskomitee auflöste, finden wir den Ausdruck der ganzen Sympathie der großen deutschen Nation sür unser Land von Kaiser Wilhelm bis zum einfachsten Bürger wieder. Von der Kaiserin, die das verdienstvolle Werk protegierte bis zu den mil leidigen deutschen Frauen, die dessen Seele waren, gab da? ganze Tentsch- land ohne Prahlerei und ohne Lärm den Leidenden Italiens den Beweis großmütiger Herzlichkeit. Von diesem Werk wird ein dauerndes Dokment in den Kinderasylen und Armenhäusern, ein noch dauerhafteres abc in dem Herzen eines jeden Italieners bleiben." Spanien. * Offiziere als Demonstranten. Aus Madrid wird uns telegraphiert: Infolge von Kundgebungen, die eine Gruppe von Offizieren am Mittwochabend vor dem Hause einer militärischen Zeitung wegen deren Kritik an den Auszeichnungen für die Teilnehmer an den Käinpfen in Marokko veranstaltet hatte, hat die Regierung folgende Maßregelungen erlassen: Ter Stadtkommandant von Madrid ist seines Amtes ent hoben worden. Alle Korpskommandeure sind, soweit ihnen unterstellte Offiziere an den Kundgebungen teilgcnommen haben, zur Disposition gestellt worden. Mehrere Offiziere, die die Demonstranten ansübrten, sind nrit Festungshaft bestraft worden. Die übrigen Demonstranten wird dieselbe Strafe treffen, sobald ihre Persönlich keit festgestellt ist. — Im übrigen ist aber die Regierung gewillt, die Armee gegen die zum Teil sehr heftigen Angriffe einzelner Blätter zu schützen. Ein Privattrlcgramm meldet uns hierüber: Die Regierung hat beschlossen, d--n Feldzug, der von gewissen Blättern gegen die Armee wegen ihrer Ope rationen bei Melilla begonnen wurde, zu bekämpfen. Gegen die Urheber derartiger Mitteilungen soll gerichtlich vorgegcmgen werden. Türkei. * Die Meldungen von angeblichen Differenzen zwischen orutschen In- strukteuren und türkischen Offizieren stellen sich erfreulicherweise als voll- ständig erfunden heraus. Sie gehören zu jenen Machenschaften, die daS freundliche Verhältnis Deutschlands zur Türkei untergraben sollen und natürlich von dem Pariser Blatt sofort aufgegriffen und weiterverbreitet wurden. Dem kurzen Dementi, das wir bereits unter den letzten Nachrichten in einem Teil der Auflage unserer gestrigen Nummer wiedergeben konnten, folgt heute ein ausführlicheres durch das Wolsfsche Telegraphisct-e Bureau: Konstantinopel, 13. Januar. Die von hier nach Europa gelangten Meldungen über angebliche Zwischenfälle zwischen türkischen Offizieren und deutschen Instrukteuren erweisen sich als eine der zahlreichen Erfindungen, mit denen ein Teil der Liegen Presse gcgcn Deutschland zu arbeiten sucht. Diesen tendenziösen Mel dungen gegenüber ist frstzuktellen. daß das gute Einvernehmen zwischen den deutschen und türkischen Offizieren durch krinerlei prrsSnlichc Tiffr- renzer- getrübt ist. Von der Wertschätzung, deren sich die deutschen Instrukteure, besonders General Jmboff, erfreuen, legt eine Aenßerung de» Großmeisters der Artillerie am besten Zeugnis ab: Der Großmeister der Artillerie N a s»r.r Pascha sprach sich bei Zurückweisung der Verdächtigungen gegen die deutschen Instrukteure in wärmsten Worten über die persönlichen und militärischen Ugenschaften Imhoff» au» und versickerte, daß die Offiziere und Militärschüler Imhoff lieben und verehren. Die Türkei hätte von Imhoffs Wirken sehr großen Nutzen. * DaS neue Kabinett. Der Scheck ül Islam Sahib Nollah, der sich im letzten Augenblicke weigerte, in da» neue Kabinett einzutretcn, wurde zum Präsidenten des Bakus» und de» AppellationSgerichts Ulema RuSni zum Scheck ül Islam ernannt. Senator Scherif Haidar über nahm daS Evkafministerinm. Der Sultan empfing den Grotzwesir Hakli Pascha, der das Programm des Kabinett» darlegte. Am Nachmittag fand auf der Pforte in üblicher Weise die feierliche Verlesung de« Hand schreiben» über die Ernennung de» Großwesir» und de» Scheck ül Islam statt. DaS Handschreiben gibt dem Wunsch de« Sultan» Ausdruck, datz unter Wahrung de» Scheriatgesetze» und de« verfaffungamäßiaen Regimes schnellstens Gesetze und Maßnahmen zur größeren Kräftigung der Eintracht unter den verschiedenen Bevölkerungselementen und zur Sicherung de« moralischen und materiellen Fortschrittes und Wohlergehens des Vaterlandes erlassen werden sollten. Kanada. * Deutschland in der kanadischen Flottendebatte. Die kanadische Re gierung hat bereits seit längerer Zeit ihr Augenmerk auf die Schaffung einer eigenen Flotte gerichtet. Der kanadische Premierminister Wilfried Laurier hat nun im kanadischen Parlament einen entsprechenden Gesetz, entwurk cingebracht, wobei Laurier mitteilte, daß die Regierung in der Schöpfung einer Flotte auf derselben Basis wie bei der Organisierung seiner Bürgerwehr Vorgehen werde. Der Gesetzentwurf steht den Bau von zwei Kreuzern der „Briftol"-Klasse, drei solcher der „Boadicea'-Klasse und sechs Stromkreuzern V-». Die Ausgaben für die Flotte im laufenden Jahre werden auf 600 000 Pfund (12 Millionen Mark) veranschlagt. Nun befinde, sich aber im kanadischen Parlament eine sehr starke Opposition, die nicht jo ohne weiteres für die Flottenpläne der Regierung zu haben ist. Deshalb hielt nian eS für nötig, die deutsche Gefahr in ihren grellsten Farben heraufzubeschwören. Ein Telegramm meldet un» hierüber: Ottawa, 12. Januar. (Telegramm.) Premierminister Laurier brachte im Parlament ein Gesetz über die Verteidigung zur See ein, in dem eine Aufstellung der ständigen Flottenreserve und der freiwilligen Truppen vorgesehen ist. Für den sofort zu beginnenden Bau einer Flotte von 11 Kreuzern sollen im Rechnungsjahr 1910 drei Millionen Dollar auögeworfen werden. Der Premierminister erklärte, Kanada würde, falls England mit irgendeiner Macht Krieg führen sollte, seine Kriegsflotte dem König zur Verfügung stellen. Im weiteren Verlaufe der Beratung über da» dem Parlament eingebrachte Gesetz über die Verteidigung zur See führte Borden (Führer der Opposition) aus, er halte den Krieg mit Deutschland für durchaus möglich. Deutschland habe die Suprematie zu Lande, wie sie Großbritannien zur See habe, und wenn die Deutschen sich als größere Rasse erwiesen, wenn sie mehr Reichtum an Hilfsmitteln, mehr Wissen, höhere» Organisations talent, aufrichtigen Patriotismus und mehr Selbstaufopferung hätten als die Briten, dnnn seien sie auch berechtigt, dir Ersten zur See zu sein, wie sie e» jetzt zu Lande find. Solange aber, fuhr Borden fort, da» Blut unserer Vorfahren rot in unseren Adern fließt,würden wir einer Herausforderung mit einem Herzen entgegcntreten, das nicht weniger fest wäre, als das war, mir dem unsere Vorväter den» Angriffe der spanischen Armee stand hielten. Die Suprematie Deutschland« zur See würde da« Ende dr» britischen Reiche« bedeuten. Wenn Kanada sich selbst treu bleibt, dann wird es am Tage der Prüfung für das britische Reich nicht fehlen, sondern stolz, kraftvoll und entschlossen in der vordersten Reihe stehen. Wir haben genügende Hilfsmittel. Ich hege da» Vertrauen zu unserem Patriotismus, daß wir ohne unnötiges Zögern eine Flotte oder wenigsten» einen Dreadnought bauen. Ta« ist unsere Pflicht gegenüber dem Lande und dem ganzen Reiche."
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