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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 03.01.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-01-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-191001036
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19100103
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19100103
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-01
- Tag 1910-01-03
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Monat
1910-01
-
Jahr
1910
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essen n. urrer »07711 12. » .Bitte um üg. Gern n meinen insacheres, rellos und vrrao > das 6 le. i»»» irea.) r, rosig frei von Resultat Grircht- >al Leise verlange ürnderg. tr., Salo- steinw. 7. khestr. 7, 9. Drog. vsrs» Uo Sorten ar.f. Wirte chXousuk- Verrät.xr. klumen-, >ill.,8llb.- qnette. tanken, m-kukrik. »880 2 K. 0»70 lern ipott 030« 0 »ßlik- ilichk »- mid k» n Sie k er, 2V. 0,71» mpt. BezugS.fprei» svr L«tr»ig un» >v»rorr« »ur- miler, Trtgrr und Svedueure in» Hau« gebracht, vv monaN.. L.7V «Nrteytyri Bei unlern giilairn u Annahmestellen adgedolti 7S 2s mmiatl. L.2L ^e vieNeltthri. Lorch dt« »og> Innerhalb Deutschland, un» der deutsche» Kolonien tnerteljthrl. lt.T« monatl. I^eo auSschl Poltdeslellacld ferner in Belgien, DLnemark, den Donaustaaten. Italien, Lurcmdurg, isttederlanb«, istor» wegen, Oesterreich-Ungarn, «tuhlonch Schweben, Echwet» ». Spanten. In allen übrigen Staaten am direkt »nrch die a>eschült«»elle de« Blatte« erhältlich. Da« Leipziger Lagedlan »rlchetni wSchenü- Uch 7 mal and »war morgen» Abonnement-Annahme i Augnstulplatz 8, bet unseren Drägern, »Malen, Spediteure« und Annahmestellen, wwie Postämtern und Bries träger». Lw etnzelvc Stummer kostet Iv sttebakttvn and Trschiftüstrste» Iohannl-gasse 8. Sernwrecher, 1468L i4ö«. I46S4. MciMer TaMlllt Handelszeitnng. Äintsvlatt des Mates und des Molizeiamles der Lladt Leipzig. Anzeiqen-Preis tür Inserat« au» L«p»l, and Umgebung di« Lgelvalten« Petit,et» 2b ch, stnan,teste Anzeigen 10 Reklamen I »on «»«wärt» SV Reklamen t-ll- vom Lu«Iand SV^s, stnanz Anzeigen 7s Reklamen Inserate». Achbrden amilicheaDetlät)^ Beilagegedsthr h o Daulen» «rkl. Post gebühr itleschatt^anzeigen an bevorzngter Stelle IM Preise erhöht Rabatt nach Darti IeNerleilt« Austrig« können nicht zurück gezogen werden. ,^ür da» iirscheinen an bestimmten Lagen und Plätzen wir» kein» Haraiiti» übernommen. Anzeigen-Annahme, Aagustatzplatz 8, bei sämtlichen Wialen a allen Annoncen- ttrpedltionen de» In- nnd Aullande». Haovt-Stltale «erltn Tart Danae« Heriogt. Baur Hosbuch» Handlung, Lutzowstiab« lvt tLelephon VI, Rr. -tooU). Haupt-Stllale Dresden: Serstralje 4,1 (Telephon 4Ü21). Nr. 2. Montag 3. Januar 19l0. 101. Zahrqanq. Das Wichtigste. * Am deutschen Kaiserhofe hat die Gratulationsrour am 1. Januar in der üblichen Weise stattgefunden. sS. d. des. Art.) * Kaiser Franz Josef hat dem österreichischen Ministerpräsi denten Freiherr» v. Bicnerth das Großkreuz des Leopoldordens verlieben. * Chile hat mit Beginn des Jahres 1910 eine Normalzeit cingesührt, die der Zeit in Greenwich genau um 5 Stunden nachgcht. * Das Berliner Sechstagerennen wirrde am Sonntag abend beendet und von Rütt - Clark gewonnen. lS. d. bcs. Art.) Der Atanzlev und die Ostinavkenfrage. Aus Schlesien wird uns geschrieben: „Bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt." Das ist von jeher ein Grundsatz des Zentrums gewesen. Nach ihm hat es sein Verhalten gegenüber dem Fürsten Bülow eingerichtet, nach ihm gedenkt auch seinen Nachfolger zu behandeln. Und da es diesen aus mancherlei Gründen in dem Verdachte hat, dem „feinen Knaben" zu gleichen, den weder das „güldene Gewand" von Erlkönigs Mutter, noch die Arme seiner am „düsteren Orte" winkenden Töchter locken, so hat es ihm un mittelbar nach seinem ersten Auftreten im Reichstage durch den Abg. Frhrn. von Hertling zu verstehen gegebeen, daß es sich seit seiner Verbrüderung mit den Polen im Besitze einer nicht zu unterschätzenden Gewalt fühlt. Dem scharfen Hiebe, den der genannte Abgeordnete aus dem Hand gelenk gegen die Behörden geführt hat, die sich unterstanden, mit Straf versetzungen wider Beamte vorzugehen, die bei den letzten Stadtverord- nctenwablen in Kattowitz für polnische Kandidaten gestimmt hatten, werden bald genug Vorstöße folgen, die Herrn von Bethmann Hollweg überzeugen werden, daß sein Verständnis für Kraft und Willen des Zentrums und seines polnischen Anhängsels auf die Probe gestellt werden soll. Obwohl es bekannt ist, daß Zentrum und Polen so ziemlich alles für gut und recht halten, was ihnen nützt, wollen wir doch die Frage nicht aufwersen, ob die Gesinnungsgenossen des Frhrn. von Hertling über jene Maßregel sich ereifert haben würden, wenn sie erfolgt wäre in der noch gar nicht fern liegenden Zeit, als die oberschlcsischen Polen mit überraschendem Erfolge die Zentrumsmandate bedrohten und den Fürstbischof Dr. Kopp mit Beschimpfungen überhäuften, die die Zen trumspresse veranlaßten, den Angreifern den katholischen Charakter abzusprechcn. Wir wollen auch von der Frage absehen, welche Auf nahme heute beim Zentrum wie bei den Polen ein Regierungsart fände, der den auf nationalem Boden stehenden Vereinen deutscher Katholiken im Osten das Lebenslicht ausblicse oder beamtete Mitglieder dieser Vereine in Stellungen brächte, in denen sie das polenfreundliche Spiel des Zentrums nicht stören. Jedenfalls ist jetzt kein preußischer Landesteil vom Polentum so be droht wie Oberschlesien, dessen wasserpolnischer Bevölkerungsteil ehe dem von keinem anderen an Staatstreue sich übertreffen ließ. Und doch hat in Breslau kein Lcdochowski und kein Stablewski das Feuer großpolnischer Begeisterung entfacht und geschürt. Es wurde aus Posen und aus Galizien berübergetragen und längere Zeit von der Staats regierung für ungefährlich gehalten, weil sie glaubte, der Einfluß des Breslauer Fürstbischofs würde genügen, die Agitation der importier ten Hetzer unwirksam zu machen. Aber gerade die gegen diesen Kirchen fürsten geschleuderten polnischen Stinkbomben und die Wahlnieder lagen des von ihm beschützten Zentrums mußten den staatlichen Be- Hörden die Augen darüber öffnen, daß sie zu lange die Zügel hatten am Boden schleifen lassen und sich der Pflicht, der weiteren Polonisierung Oberschlesiens mit allen ihnen zu Gebote stehenden Mitteln entgegenzu treten, nicht länger entziehen durften. Diese harte Pflicht ist durch die weitere Entwickelung der Dinge in Oberschlesien nicht im geringsten gemildert worden; im Gegenteil. Die letzte Auflösung des Reichstags veranlaßte das Zentrum, auf Ver stärkung zu denken, die es nur bei den Polen finden konnte. Es betäubte den Schmerz der von dieser Seite empfangenen Fußtritte und bot den Verabreiche!« ein Wahlbündnis an, das trotz der Abmahnung eines großen Teils der polnischen Presse am bereitwilligsten gerade in Ober- schlesien angenommen wurde, weil dort die schlaueren Polen sich sagten, daß es den Fürstbischof, der unmöglich gegen Zentrum und Polen an- kämpfen könne, duldsamer gegen polnische Kandidaturen und Agitationen machen müsse. Daß diese Annahme richtig war, zeigte sich sehr bald. Pfarrer Kapitza, der früher Zentrumskandidat gewesen war, durste polnischer Kandidat und Abgeordneter werden; bei der Einweihung der Franziskanerkirche in Panownik hielt der Kardinal eine Rede, in der unzweideutig erklärt wurde, nur die Staatsregicrung trage durch ihre Kurzsichtigkeit die Schuld an der Widerhaarigkeit der Bevölkerung; auf dem letzten Katholikentage in Breslau stimmte der Kirchenfürst nicht nur Beschlüssen, deren Durchführung die polnische Jugend überall in preußi- schen Landen dem verderblichen Einfluß fanatischer polnischer Religions lehrer preisgcben würde, ohne Vorbehalt zu, sondern ließ sich auch die Komödie der Vorführung eines Häufleins scheinbar der Verbrüderung mit den deutschen Katholiken geneigter Polen gefallen. Aber sollten daraus etwa die Behörden für sich die Pflicht herleiten, auch ihrerseits wieder zur Unterschätzung der Polengesabr in Oberschlesien zurückzukeh ren und dem Zentrum und seinem fürstbischöflichcn Protektor die Sorge um die Abwehr dieser Gefahr zu überlassen? Daß daS Zentrum und die in seiner Furcht wandelnden Bischöfe ohne Einfluß auf die innerste Ge sinnung der Polen sind, geht doch gerade daraus hervor, daß sie sich a»s machtlos gegen die wachsende polnische Agitation erwiesen haben. Und die DreSlauer Komödie hätte mit einem Skandal geendet, wenn nicht der Regierungspräsident durch sein Verbot des Gebrauchs der polnischen Sprache die Kolonne Korsanty von der ganzen Veranstaltung ferugc- halten hätte. Und gerade diese Kolonne Korfanty hat in der Umgebung von Kattowitz den stärksten Anhang. Allerdings zieht jetzt gegen sie der Abg. Kapitza zu Felde und wirft ihr vor, durch ihr Verhalten die Preußische Staatsregierung zu neuen Ausnahmegesetzen gegen die Polen zu reizen. Aber damit wird er samt seinem Genossen Napieralski an der großpolnischcn Gesinnung der Kolonne ebensowenig etwas ändern, wie an dem mehr oder weniger stillen und geheimen Trachten der sogenannten polnischen „Versöhnrrngspolitiker". Diese Herren, die den weitaus größten Teil der polnischen Presse gegen sich haben, scheinen zu der Einsicht gekommen zu sein, daß Herr von Kosciclski mit seiner diplomatisicrenden Taktik für das Polentum weit mehr hcrausgeschlagen hat, als die offenherzigeren „Radikalen". Sie zeigen Neigung, einen neuen Versuch mit dieser Taktik zu machen. Den alten Führer aber lehnen sie ab, weil er auf der berüch tigten Lemberger Versammlung die Maske fallen ließ und sich un vorsichtigerweise mit seinen oberschlesischen Erfolgen brüstete. Wer aber auch sein Nachfolger werden mag: er wird im Geiste seines Vor gängers wandeln und großpolnische Ziele lunter der Maske der Staats freundlichkeit) verfolgen müssen, weil er sonst gar bald von seiner Ge folgschaft im Stiche gelassen werden würde. Und trotz alledem soll der neue Reichskanzler und preußische Mi nisterpräsident in Kattowitz die Zügel wieder am Boden schleifen lassen, nur weil das Zentrum das Bedürfnis fühlt, mit früheren Gegnern sich zu vertragen, sie vor seinen Wagen zu spannen und mit ihnen Herr der Situation zu werden? Nur um der Machtgelüste des Zentrum willen soll er eine neue Auflage der berüchtigten „Versöhnungsära" ver anstalten, die den Polen so große Vorteile und dem Deutschtum in den Ostmarkcn Nachteile brachte, die noch heute nicht verwunden sind? Die giftige Wut, mit der das Zentrum die Vereine deutscher Katholiken im Osten verlästert und verfolgt, beweist jedenfalls, daß ihm der eigene Vorteil, die eigene Macht weit über dem Vorteile des Deutschtums in den Ostmarkcn steht. Und ein geradezu groteskes Verlangen ist es, daß Herr v. Bethmann Hollweg in den stürmischen Ankämpfern gegen die in Kattowitz in Anwendung gebrachte Maßregel die Männer erblicken soll, die ihm die Richtschnur seiner Polenpolitik vorschreiben dürfen! Seit mehr als elf Jahren ist in den Ostmarken ein preußischer Ministerialerlaß in Kraft, in dem es wörtlich heißt: „In den Provinzen gemischtsprachiger Bevölkerung und nationaler Gegensätze legt die Ausgabe der Staatsregierung, das deutsche National- nnd preußische Staatsbewußtsein in der Bevölkerung zu stärken und lebendig zu erhalten, auch den Beamten des Staates nnd der Gemeinden, einschließlich der Lehrer, besondere Pflichten auf. . , > Es liegt ihnen ob, durch ihr Vorbild den vaterländischen Geist zu kräftigen und die daraus gerichteten Bestrebungen der deutschen Bevölkerung zu unterstützen." Dieser Erlaß spricht ja nicht ausdrücklich von Reichsbeamten und kann nicht von ihnen sprechen, aber ganz selbstverständlich ist es, daß ihnen nicht erlassen werden kann, was Staats- und Gemeindcbeamten zur Pflicht gemacht wird. Gott sei Dank, daß wir noch nicht so »weit sind, daß die Beamten Ministerialerlasse unbeachtet lassen, weil sie beiden Parteien mißfallen! Es handelt sich um die ungcichwächtc Aufrechterhaltung des Erlasses, der jetzt, nachdem das Zentrum drückende Schulden bei den Polen gemacht bat und diese bei guter Laune erhalten muß, nötiger ist als je. Es handelt sich darum, daß Herr v. Bethmann Hollweg trotz aller offenen und versteckten Drohungen sich nicht vor dem Gcßlcrhutc beugt, den das Zentrum vor ihm aufrichtct, um zu erkennen, was cs ihm weiter zutrauen und zumuten darf. Es handelt sich darum, ob für ihn Zen trum und Polentum „Trumpf" sein sollen oder ob er eingedenk ist und bleibt jener Worte, die sein Kaiser und König am 4. September 1902 im Landhausc zu Posen sprach, die aber nicht allein für die Pro vinz Posen, sondern auch für Schlesien Geltung haben: „Ich bin es der Arbeit meiner Vorfahren schuldig, dafür zu sorgen, daß diese Provinz unauflöslich mit der preußischen Monarchie verknüpft, daß sie stets gut preußisch und gut deutsch bleibe." Die Nerrj ihvsfeiev in Berlin. Das leichte Frostwetter am Ncuiahrsmorgcn hatte die Straßen Ber- lins nach den letzten Regentagen säubern helfen, und so fand sich auch mit dem anbrechendcn Tag, als die Kaiscrstandarte, die Königsstandarte und die Kurbrandcnburgische Flagge auf den Zinnen des Schlosses cmpor- sticgen, eine gewaltige Menge Schaulustiger im Lustgarten und beim Kaiser-Wilhelm-Denkmal cin, die ,bis zum Beginn des großen Weckens auf etwa 12—13 000 Personen anschwoll. Tie Reveillc wurde von den Spiellcnten der 2. Garde-Jnsanteric-Brigade und der Kapelle der Garde- Füselicre ausgeführt, während die Trompeter der Garde-Kürassiere von der Galerie der Schloßkuppel bliesen. Um 8 Uhr 2 Minuten traf auf dem Anhalter Bahnhof Prinz Rupprecht von^ Bayern mit seinem persönlichen Adujutanten Rittmeister Grafen Friedrich von Pappcnhcim ein und fuhr zum Schloß, wo er die Tcrrassenwohnung bezog. Ter Kaiser traf bald nach 9 Uhr vom Neuen Palais Her im Automobil in Berlin ein, die Kaiserin um 9 Uhr 22 Min. mit Lvnderzug auf dem Potsdamer Bahnhof, von wo sie im Galawagen sich nach dem Schlosse begab. Während die Majestäten im Schlosse dir Ncujahrswünschc des Königlichen Hauses und der Hof staaten entgegennahmen, erfolgte die große Anfahrt der FürsUichkcsten, der Generalität, der Staatswürdenträgcr und der Hofchargen. Die Schloßgardc-Kompanie formierte sich, die Galawachen der Gardedukorps und die sogenannte Leibgarde der Kaiserin rückten an. Um 10 Uhr begann in der Schloßkapelle der f e i e r l i ch e Go t t e s- dienst. Es versammelten sich die Mitglieder des hoben Adels, der Reichskanzler in Tragoncrunifvrm lzu der Hervorhebung der Uniform des Kanzlers dürste das Wolffsche Telegraphenbureau, das diesen Be richt verbreitet, sicher besonders beauftragt worden sein. D. Red.) und die Bevollmächtigten zum Bundesrat, die Generalität und Admiralität mit den Gcneral-Deldmarschällen Grafen Haesclcr und von Hahnke an der Spitze, die Ritter des Schwarzen Adler-Ordens, die Kommandeure der Leibregimcnter, die Staatsminister, Staatssekretäre, Wirklichen Ge heimen Räte und die Räte 1. Klasse, sowie die Präsidien deS Reichstages und beider Häuser deS Landtages. Die Hofgeistlichkeit stand am Altar. Der Domchor, geleitet von Professor Rüdel, stimmte o anpprBn den 98. Psalm an (Länget dem Herrn ein neues Liebst als der Hof unter Vorantritt der Pagen und der Herren deS großen Vortritts seinen Ein zug hielt. Die Majestäten nahmen dem Altar gegenüber Platz, die ge nannten Fürstlichkeiten ihnen zur Seite. Nach Gemeindeaesang und Liturgie, die der Bläserchor begleitete, sang der Domchor „Herr Gott, dn bist unsere Zuflucht für und für." Oberhofprediger v. Dryander predigte über das vom Kaiser ausgesuchte Tcxtwort Ev. Johannis I, V. 4 „In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Men schen." Was uns das neue Jahr bringe, wüßten wir nicht, aber was wir zu tun hätten, daran sei kein Zweifel. Und in das Gelübde unsere Pflicht in Liebe zu tun, schlössen wir dann auch das der Treue für unseren Kaiser und sein Haus und unser Vaterland ein. Ter Gottesdienst schloß mit dem Niederländischen Tankgebct. Unter den Klängen des „WilhelmuS von Nassauen" begab sich sodann der Hof in feierlichem Zuge nach dem Weißen Saale. Hier begann bald nach 11 Uhr die Gcatula- tions-Defiliercour beim Kaiserpaar, während die Leibbatterie des 1. Garde-Feldartillerie-Regiments im Lustgarten Salut schoß. Der Kaiser und die Kaiserin traten vor die Stufen des Thrones, neben dessen beiden Thronsesseln zwei Leibpagen Wache hielten; der Kronprinz und die anwesenden Prinzen traten rechts, die Prinzessinnen links neben den Thronhimmel. Geleitet vom Obcrslkämmcrer Fürsten Solms-Baruth und dem Oberholmarschall Grasen Eulenburg defilierten die zur Cour be fohlenen Herren nach den Klängen dec Musik. Ter Kaiser reichte dabei dem Reichskanzler Dr. von Bethmann Hollweg die Hand. An die Cour schloß sich der Empfang der Botschafter, die in ihren Staatskarossen in zwischen ins Schlot; eingefahrcn waren, sowie der Staatsminister, dec kommandierenden Generale und der Admirale. Später begaben sich der Kaiser und die Prinzen nach dem Zeug haus hinüber, vom Publikum mit Hochrufen begleitet. Vor dem Zeug haus stand eine Ehrenkompanie des Alexander-Regiments. Im Zeug haus sand die Nagelung und Weihe der neuen Fahnen der 3. Bataillone des 5. Hannoverschen Infanterie-Regiments Nr. 165 und des 2. Ober elsässischen Infanterie-Regiments Nr. 171 sowie des 2. Nassauischen Pionier-Bataillons Nr. 25 statt. Nach der Paroleausgabe fdie Parole lautete „Königsberg—Berlin") nahm der Kaiser militärische Meldungen und die Rapporte der Leibregimentcr entgegen und nahm den Parademarsch dec Ehrenkompanie irnd der Salntbat'terie ab. Nach dem Frühstück empfing der Kaiser das Direktorium der Königlichen Por zellan-Manufaktur. Nachmittags fuhr er bei den Botschaftern vor. Abends fand beim Kaiscrpaarc im Königlichen Schlosse Familientafel für die in Berlin anwesenden Fürstlichkeiten statt. Um 8 Uhr war im Königlichen Opernhause auf Allerhöchsten Befehl ThöLtre paro ange sagt. Gegeben wurde Donizettis „Die Tochter des Regiments" unter musikalischer Leitung von Kapellmeister Blech. Dec Kaiser und die Kaiserin verblieben über Nacht in Berlin. Deutsche» Reich. Leip Za, 3 Januar. * Berichtigung. DaS Königlich Sächsische Stak frische LandeSamt ersucht uns um Aufnabmc folgender Berichtigung: „T.e in dem Artikel „Sächsische ParlamentSwoche" in der Numnicr des Leipziger Tageblatts vom 20. Dezember 1909 ausgesprochene Auffassung, das'an daS Mini sterium deS Innern zur Beantwortung der FleischteUirnngS-Jnterpellakion gelieferte statistische Material sei dem Statistiichen LandcSamte vom Bunde der Landwirte geliefert worden, ist unrichtig." * * Admiralwechsel i« der Hochseeflotte. Nach Beendigung deS Ikebungs- jahreS im Herbst erfolgt regelmäßig ein Wechsel in einzelnen Kommando- stellen der Hochseeflotte. Im Herbst dieses Jahres übernahm Admiral v. Holtzendorff die Führung der Flotte, Vizeadmiral Pohl das Kommando als Chef des 1. Geschwaders und Kapitän zur See Koch das Kommando als zweiter Admiral der Aufklärungsschiffe. Im Frühjahr 1910 tritt an zwei Kommandostellen ein Wechsel ein. Konteradmiral Gühler, der seit dem Herbst 190b zweiter Admiral des 2. Geschwaders ist, wurde mir der Führung d?S ostasiatischcn Kreuzergeschwaders beauftragt; an seine Stelle tritt der Chef der Zcntralabteilung im Reichsmarineamt Konteradmiral Bachmann. Kapitän zur See Koch (Reinhard) ist zum Direktor der Marincakademie ernannt worden; er gibt sein Kommando als zweiter Admiral der Auf- klärungsschisfe an den bisherigen Direktor der Marincakademie Konter admiral v. Dambrowski ab. * Neber Vas Inkrafttreten der französischen Zolltarifnovclle schreibt die Zentralstelle für Vorbereitung von Handelsverträgen: „AuS dem nunmehr vorliegenden Wortlaut des von oer französischen Deputierten lämmer angenommenen Gesetzes ergibt sich, daß in den Text nachträg lich noch eine Bestimmung über den Termin des Inkrafttretens ein- geicboben ist. Die Zolländerungeu treten danach am 31. März 1910 in Kraft." * Richtigstellung. Von den Gcbr. Mannesmann wird uns ge schrieben: „In den Weihnachtstagen sind in einigen Zeitungen Behaup tungen ausgestellt worden, die sich den Anschein der Offiziösität geben und die durch Entstellung der tatsächlichen Vorgänge den Zweck verfolgen, die klare Rechtslage zu verwirren und gegen unsere Konzessionen Stimmung zu machen. Wir sollen unter Heimlichkeit gegenüber der deutschen Regierung unsere Konzessionen lediglich mit einigen Gcsctzesparagraphen umrankt haben, um den Anschein eines Gesetzes hcrvorzurufen. Dies ist univahr. DaS Gesetz, auf dem unsere Konzessionen beruhen, ist in der Zeit von Oktober 1906 bis März 1907 von der deutschen Regierung unter Zuziehung der bergtechnischeu Abteilung des Handelsministeriums Punkt für Punkt ansgearbcitet und dann dem Sultan Abdul Aziz zur Unterzeichnung vorgclcgt worden, nachdem unsere Negierung die Ileber- zeugung gewonnen hatte, daß die AlgeciraS-Aktc dem Sultan das Recht gibt, selbständig ein Berggesetz zu erlassen. Bei dieser Ausarbeitung bat Herr Reinhard Mannesmann ans gemeinsamen Wunsch des damaligen Sul tans und der deutschen Regierung, alfo nicht heimlich, als berg technischer und landeskundiger Sachverständiger mitgewirkt. Diesem deut schen Gesetzentwurf bat der Bevollmächtigte von Abdul Aziz zugestimmt. Die schriftliche Vollziehung durch den Sultan wurde nur durch daS Bom bardement von Casablanca und die sich daran anknüpfendcn Ereignisse ver hindert. Nack der Tbronbesteigung Muley HafidS nabmcn wir im Juni 1908 unsere Bemühungen wieder aus, daS mit der deutschen Regierung ausgearbeitete Berggesetz zur Unterzeichnung zu bringen. Noch bevor wir im Oktober 1908 die Annahme dieses Entwurfes mit unwesentlichen Abweichungen und damit die Legalisierung unserer Konzessionen durch Muley Hasid erreichten, hatten wir die deutsche Regierung von unseren Bemühungen unterrichtet, ohne daß die Regierung Einwendungen erhoben hätte. Unmittelbar nach der Unterzeichnung des Berggesetzes durch Muley Hasid wurde dem Vertreter des Deutschen Reiches in Fez in Gegenivart eines Bevollmächtigten des Sultans der Jnbalt des Berggesetzes mitgetcilk und zugleich unsere Konzessionsurkunde deponiert. Im Dezember 1908 überreichten wir ferner dem Reichskanzler einen ausführlichen Bericht über unsere Tätigkeit in Marokko, gleichzeitig mit der deutschen Uebcrsctzung deS marokkanischen Berggesetzes und unserer Konzessionsurkunde. Somit ist der Vorwurf, wir Patten Vinter dem Rücken unserer Regierung uns Rechte gesichert, ebenso haltlos, wie die Verdächti gung, unsere Konzession sei lediglich mit ein paar Paragraphen umrankt. — Zweiten? werden wir verdächtigt, wir bätten zunächst die Negierung veranlaßt, den Beschluß vom 20. August 1908 herbeizuführen, nach welchem obne Mitwirkung des diplomatischen Kord» kein Berggesetz erlaßen werden dmkte, und gleichzeitig heimlich beim Sultan Muley Hafid den Erlaß des Berggesetzes voin 8. Oktober 1908 durcvgeseät. Demgegenüber stellen wir fest, daß der erwähnte Beschluß des diplomatischen Korps in Tanger ergangen ist. ohne daß ein darauf hinzielender Antrag von uns vorlag oder Nur den geringsten Einfluß auf ibn gelebt hätten; wir haben von der Ecistenz dies-k Beschlusses überhaupt erst lange nach Erlaß des Berggesetze« Kenntnis erhalten. — Drittens wird bebauptet. dir von unö beige- brachten NechlS-Gutachten verübten auf einseitiger Information. Dem gegenüber konstatieren wir, daß nach übereinstimmender Feststellung der europäischen VölkcrrechtSlehrer für die Beurteilung der Gültigkeit des Berg«
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