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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 01.01.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-01-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-191001017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19100101
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19100101
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-01
- Tag 1910-01-01
-
Monat
1910-01
-
Jahr
1910
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»eL«-»Vre« »»«rhald D«ui M»rrU«d«. *i»v- tbngni Stoati» » Ixt uni««» trt««». iülialk». e«xdt«u«« u»d L»nud««vcÜNl. I««« «d Sn«ttrta«r» Lt» «»Ml»« »tu«»«, k»ft« u» ««»»ktt», MI» J»I»an»i»,-sl« S«»w«ch«l l»«L 14>N^ l4«a KMgerTagMaü Handelszeitung. Ämlsbsatt -es Rates und -es Nolizeiamtes -er LLa-t Leipzig. Luzeiqe»-Prri< m» «>1»4rr« SV «eklmm» l.L> »«» >»««»» rv^,«»«». «n»,«^» «,»«»« lld g»««»,». s«-»»«» » »»ui««» r«a«^ VeUa^odNIn d r«»»»» q». V«-» mdühr. *«Ichtn»a»MV» «» 0««r»»gtrr bkrS« o» V«lx «rythL »!«d«ri ««L Lan« Luknto« »»««» «ich, ,llr0L- i«MM» »«ch«« za» d«, t«ch«rnk» «» irUmum» l«D«» «»» BltH« «t» letm «AnauN, üd»n»«m«». >»M,M». Sm,«»»«, L»>,I»»«v!«» Sei Itmrltch«» giltale» » «Le» »,u«n«» Sl»«dM»»«» »«, z» «»» >u»l»»»««. chmch».-«N»l« B«rN» T»rl >»»««,. »NMg». vayr. v^vnch» »»»»!»»«, vk»»Wyi«t« IN lLelevdon VI. «n 4<xH>. Hnnpt-SMal« vrrldim Smürat« tT«l«»»m> «SMj. Nr. 1.1 Vie nLckste Summen ser I-eiprigee 1°2ge- blstteL erscheint ^/egen des ^eujoklk-ssesies und des daraussolgenden Lonniags am Nonlag, sen 3. ^anuai-, moegens. Da» wichtigst«. * Am gestrige» Tage vollzog sich die Einverleibung der Gemeinde» Stünz, Stötteritz, Probstheida, Döse», Dili« »ad Möckera i» die Stadt Leipzig. (S. Lpzg. Ang s * DaS Stadtverorbnetenkollcgium zu Dresden sprach sich für eine Abminderung und NeuauSwahl des für den Unterricht in den evangelischen Volksschulen vorgeschriebenen Memorier st offs sowie für eine Herabsetzung oer Religions stunden aus. lS. Dtschs. R.) * General d'Am ade, der ehemalige französisch« Oberstkomman dierende in Marokko, der se-neS aktiven Kommandos in der Armee ent hoben war, weil er im „Matin" Anstoß erregende Bemerkungen über Politik gemacht hatte, soll im Lause des Januar wiederum in die Aktivi tät zurückversetzt werden und ein Korpskommando erhalten. * Auf der Station Willebadersen (Westfalens stieben zwei Eilgüterzüge zusammen. Ein Zugführer wurde getötet, mehrere Personen sind verletzt. lS. Verm.s * Nach Depeschen aus Neufundland sind dort infolge des starken Sturmes nicht weuitzer als 12 Schiss« ge st raubet; mehrere von ihnen wurden vollständig zerstört. KV Matrosen ertranken. Neujahr. Es gibt wohltätige, fruchtbare Illusionen und deren eine ist eS, daß an jedem ersten Januar ein „seueS Jahr" beginnt. Wir Mensche« sind durch die tiefsten Bedürfnisse r araui angewiesen, zu ordnen. Wir tonnen kein ChaoS ertragen und müssen e- zum Kosmos gestalten. Ein Menschenleben obne Zeiteinichnitte wäre undenkbar und der Gedanke schon erfüllt un- mit Grauen; selbst dec Einsiedler von SalaS y Gomez konnte an dem Ausiauchen und Versinken des Sonnenballs die Dauer seiner Leiden messen. Uns aber rst jeder neue Tag eine Mahnung „Gedenke zu leben!" und den Weisen unter uns ist er eine Mahnung, „gut" (im christlichen Sinne) oder „schön und gut" (im hellenischen Sinne) zu leben. Die Jugend, die an den Tod nicht glaubt, die wohl vom Sterben hört, aber in sich selbst nur das Wachsen, nicht das Ver fallen fühlt, sie genießt, wie Geibel sagt, „i eS Daseins reinste Pflanzen wonne", und „Morgen wieder lustig!" ist dal einzige Motto der Jüng linge und Jungfrau,», die nicht allzu hart von materieller Not bedrückt werden und vom Pessimismus der Zeit nicht angekränkelt sind. Wir Aelteren aber fühlen, wie da» Leben Tropfen für Tropfen in den Ozean der Ewigkeit rinnt „Und sieh, eS schleicht in unser» Sinn Et« banger, nie gekannter Geiz, Ein süßer Geiz, der Stunden zählt Und jede prüft auf ihren Glanz; O sorgen daß un« keine fehlt Und gSme' na« jede Stund« ganz." Und i» diesem Sinne ist der NeujabrStag ei» Fest der Aelteren, der bewußt Lebende», während da» Weihnachtsfest ein Fest der Kinder, der unbewußt Lebenden ist. Während am Weihnachtsabend auf un» nur em Abglanz der kindlichen Frevde fällt, dürfen wir am Silvester abend den Jüngeren sagen: „Ihr mögt Pfannkuchen essen und Punsch trinke», aber ihr könnt nicht, wie wir, mit sehende» Augen auf da« üeue Jahr blicken. Ihr ahnt nicht, welche furcht baren und liebliche« Bilder sich aus unserer Iris male«. Fast sind wir versucht, da« Jahr nach Heidenart zu vergöttlichen und anzubeten, und Michelangelo und Raffael, zum Schaffen verbunden, vermöchten nicht, im Antlitz dieser Gottheit Schrecken nnd Verheißung, Grauen und Anmut, so, wie ihr Wesen e« fordert, zu Vereine«!" Die Jungen aber würde« daun «inen Augenblick inaebalten, ihr muntere« Geplauder würde verstummen, sie würde« un« staunend lausche«, dann aber würde ei« Backfisch, dem sich über der klaren Stirn da« braune Haar mutwillig kraust, mit eiurr LachkaSkate den Zauber brechen. „Kommt, Kinder, laßt Onkel reden, Bleigießen ist amüsanter!" Und so bleibt dem Philosophen, von dem die Jugend sich spöttisch abwendet, »icht« andere« übrig, al«, mitten im Lärm allein, über seinem Punsch- gläScheu eia wenig »achzufinaea: Den Zweck «eine« Leben« werde ich heute nicht mehr ergründen; dazu ist mei» Geist zu schwach und der Punsch zu stark. Goethe — wie Taine ihn nennt psr» «t promotour cka tont-« loa läsen mockern« — glaubte a» ei» Fortleb«, «ach dem Tode, forderte, drß die Natur ua« eine, höhere» Wirkungskreis »um Schaffe» «weise. Bi«marck wurzelte im Lhristeatu«. Und wer sich sei»e« Nichtwissen« bescheidet und jeden »ach sei»« Kaff«, selig werde» lägt, hat de» dritte« große» Deutsch«, der Neuzeit, de» alte» Fritz, « seiner Seite. Auf dieser Welt ist s, «aeudlich viel zu tu», daß »an sich der metaphysische» Spekulation» wohl «tschlag« u»d sie dm« überlass« kau», die eme Sonnabend 1. Januar 1910. 104. Jahrgang. innere Stimme gebieterisch zu diesen Gipfeln emportreibt. Soll man aber diese Welt verdammen, die so wundervolle Menschen sah wie Wolfgang, den Liebling der Götter, und Otto den Groß«, den märkischen Titanen? Gewiß dürfen wir nicht vergessen, daß wir Menschen der Not, der leiblichen wie der seelilchen, unterworfen sind, aber Hölderlin hat das tröstende Wort gesprochen, das uns der Bitterkeit, der Ver zweiflung entreißt: „Der Not ist jede Lust entsprossen, Und unter Schmerzen nur gedeiht DaS Liebste, was mein Herz genossen, Der holde Reiz der Menschlichkeit." Gewiß, jeder Tag bringt Greuel, und wir dürfen vor ihnen das Auge nicht verschließen; ab.r jeder Tag bringt auch heroische Taten der Entsagung und des Opfe> muteS. Liebe und Treue sind auch heute noch kein leerer Wahn. Eine Zeit, in der ein Dichter die germanische Welt beherrschte, der da sagte: „Dichten heißt Gerichtstag über sich selbst halten", eine solche Zeit kann nicht sittlich verwahrlost sein. Viele vou uns tragen nur die Maske des Skeptizismus, weil sie da- Pathos scheuen, glauben aber im Herzen inbrünstig an die Zukunft des deutschen Volkes. „Aus ihm", sagte Immer mann, „haucht es mich an w>e der Duft der aufgerissenen schwarten Äcker cholle im Frühling und ich empfinde die Hoffnung ewigen Keimens, Wachsens, Gedeihens auS dem dunklen segenbrütenden Schoße." So sprach dieser kernige, deutsche Mann und bat damit seinem Volke, unserm Volke den schönsten NeujahrSgrug gespendet. Varon -e Schoen. Da- ganz Unglaubliche ward hier Ereignis. So recht geeignet für die Silvesterstimmung des deutschen Volkes kommt eine Bestätigung, die Herrn von Schoen, res Deutschen Reiches Staatssekretär der auswärtigen Angelegenheiten, im schönsten blau-weiß-roten Lichte zeigt. Es wird vou der Täglichen Rund chau ausdrücklich be'räftigt, wie daS „Reich" und aadere Z itungea bereit- als uvglaubwüidige Meldung verbreitet batte», daß der deuttche Staat»« ekretar von Schoen Visitenkarten mit dem Aufdruck Baron de Schoen im Gebrauch hat und solche Kuriositäten im Verkehr mit Abgeordneten des deutschen Reichstag« benutzt. DaS Blatt verbürgt sich für diese Nachricht mit dem Bemerken, daß ihm lelbst eine solche Karte vorgelegen habe. Ld dien, Laron äo Sodosn! Der 1895 in Neu-Guinea ermordete deutsche Reitende, glühende Patriot und glänzende Schriftsteller Otto Eblers erzählt uns in einem semer frischen, anschaulichen und instrultiven Reiiewerke, wie eS ihn stets mit wahrem Ingrimm erfüllt habe, daß deutsche Beamte kaiserlich deutscher Botschaften oder Gesandtichaften französische Visitenkarten im Gebrauch hätten. Mit der ihm eigenen drastischen Ausdruckeweise sagte er ungekähr: Er ließe sich lieber die Zunge auSr.ißen, als daß er seinem ehrlichen deutschen Namen durch fran zösische Sianaturen höheren Glanz zu verleihen suchen würde. Er höbnte schon über den Mangel an Nationalgesühl wie an Stil, denn etwa« GeflicktereS, als den französischen Baron vor einem im Franzö sischen direkt unaussprechlichen deutschen Namen kann man sich ja schwerlich denken. Was hätte der brav« EhlerS aber erst gesagt, wenn er eS hätte erleben müssen, raß ein deutscher Staatssekretär sich Baron de Schoen nennt. Es ist ein Dokument der VolkSoerlruruung. Es ist eine Mißachtung deutscher Kultur. Und eS ist ein Schlag ins Ge sicht aller Menschen, die von sich und ihren Nebenmenschen Takt und Haltung als unerläßlich verlangen. Der Mann wäre in Frank- reich wie in England einfach unmöglich, und wir verstehen »icht, wie ein deutscher ReickStagSabgeorvneter eine solche Karte empfangen kann, ohne sie unter Protest zurückzuschicken. Wie der deutsche SkaatSietretär Baron de Schoen französische Interessen sorgsam betreut, haben wir schon bi» zum Ueberdruß oft bei der Besprechung seiner Marokkopolitik beleuchte» müssen. Daß er in seiner Vorliebe für Frankreich jedoch sogar bi» zur Gallisierung seine« Namen« geht, ist entschied« ein Zeichen von Konsequenz, für die er da« Großkreuz der französischen Ehren legion reichlich verdient. Diese Dekoration würde sich neben dem ihm kürzlich verliehenen Roten Adlerorden 1. Klaffe mit Eichenlaub ganz außerordentlich harmonisch ausnehmen. Wir wissen nicht, wa« der Baron de Schoen al« Erklärung (eine Entschuldigung gibt e« nicht) für diese Groteske »»führen kann. Vielleicht will er nur seine alten Bestände an Visitenkarten au- seiner Petersburger Diplomatenzeit auf brauche«, denn Sparsamkeit ist ja neuerdings nicht nur eine Bürger tugend, sonder» auch in hoben Kreisen sehr beliebt (wie folgende« Inserat au« der letzten Mitiwochnummer der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" zeigt: „Eine gut erhaltene Staatümiuister-Uniform mit voll ständigen Zubehörteilen zu verkaufe». Offerten unter 0. T. 5979 an Haasenstein <k Vogler, A.-G., Berlin iV. 8.") Wir möchten bei dieser Gelegenheit doch an eine Episode erinnern, die den Baron de Schoen schon bei den Novemberereigniffe» de« Jahre« 1998 in tragikomischer Pose zeigte. Damals wurde der Leiter der Geschäfte unsere« Ar-wärtigea Amte« »ach «onate- langer ErholnngSzeit, während der auf dem Balkan alle« drunter und drüber ging, während der auch die böse Geschichte mit dem Manu skript de« „Daily-Telegraph"-Jaterview« in seinem Ressort passierte, gerade in dem Moment von einem starken Unwohlsein befall«, al« da« deutsche Volk in niegesehmer Erregung über die Führung feiner Geschäfte aufwallte. Und Baron de Scho« zog sich zu neuer Erholung zurück und ließ den Fürsten Bülow, ließ den Kaiser in der Brandung. Wir glauben selbstverständlich, daß dem Baron de Schoen in jenem Augenblicke nicht wohl war, glaub« ganz bestimmt an sein Unwohlsei«, nur meine» wir, daß man al« deutscher Staatssekretär in solchem Augenblicke »icht unwohl werd« darf. Da« Recht hat zu solcher Zeit nur der Privat- man«, und e« fleht ja jedem Beamte», auch de« höchst«, jede Stunde frei, Privatmaan zu werde«. Die Folgen der Silvesterfeier. Ich befand mich gerade in Nicaragua, als Dr. Kramcrc das Erd beben von Messina arrangierte, das den russischen Matrosen Gelegen heit gab, den Dreibund ins Wanken zu bringen, der sich durch Dr. Friedjungs Nachforschungen in den geheimen Archiven des Ministe riums des Aeußern so glänzend bewährte. Vergebens macht Roiegger das österreichische Herrenhaus daraus aufmerksam, daß leder einzelne Pair selber etwas geben und nicht erst warten soll, bis sich einige kleine Jmpairs zusammentun, um 2 Mille für einen Baustein zu sparen. Da die amerikanischen Mitgiften mit einem Ausfuhrzoll belegt werden, so wird für den Schulverein noch weniger übrig bleiben, als vom Vermögen König Leopolds, der nur die Baronin Vaughan bar ausbezablt hat, während die Gläubiger der Prinzessin Luise erst in dreißig Jahren ab gesunden werden. Dagegen wollen sich bereits in fünf, spätestens aber rn zehn Jahren die Zionisten endgültig nach Palästina begeben, unter der Bedingung, daß Präsident Dr. Pattai, der es nicht erwarten kann, sie hinführte. Der Weg ist noch nicht sichergestellt: man unterhandelt bereits mit Zeppelin und Parseval; die Reformzion.sten fahren mit einem Wrightflieger oder mit einem Bleriotschen Monoplan. Die streikenden Pariser Ballerinen können inzwischen warten: sie haben ge schworen, ihr in der Luft befindliches linkes Bein nicht früher herunter» zuholen, als bis Cook den unwiderleglichen Nachweis geliefert hat, daß er den Nordpol erstiegen hat. Dasselbe Kunststück kann die Flora büste nicht zustandebringen; sie ist zwar auch mit einer alten Weste aus gestopft, aber sie wurde ohne Beine geschaffen, sie hat noch kürzere Beine als die Lüge. Seitdem Berlin sie den Engländern so teuer bezahlt hat, ist eine sichtliche Einschränkung des deutschen und des englischen Flatten- Programms zu beobachten, was als der erste feine Zug in der Politik Bethmann Hollwegs verzeichnet werden darf. Kann nian also di, eng lisch-deutsche Krise als beigelcgt betrachten, so gilt doch nicht daS gleiche von der Äurgthcaterkrise. Hätten wir nicht den Tod Wildcnvrucks. Liliencrons, Gottschalls und Karl Böttchers zu beklagen, so wären nach vier Kandidaten mehr für diesen Hofratsposten genannt worden, für welchen Cesare Lombroso, der Verfasser von „Genie und Wahnsinn" der richtigste Mann wäre. Daß auch er tot ist, schadet nicht» da er fest versprochen hat, sich seinen Verehrern nach dem Tode zu zeigen: etwas mehr Geist kann ja dem Burgtheater nicht schaden. Etwas weniger Leib hat König Eduard in Marienbad bekommen, wesbalb man wieder anfängt, die Röcke geschlossen zu tragen. Für die Türkinnen iss vs so- gar Vorschrift, denn die türkische Polizei versteht, trotzdem si« nch c r- lüngt hat, in diesen Dingen keinen Spaß und gibt der Majorin von Schönebeck keine Heiratslizenz. Der Prozeß dieser Frau ich webt eben noch immer wie der Prozeß Kestranek-Wahrmund. bei dem eS wohl auf ein Gutachten des Prof. v. Ehrenfelk über die Sexualethik der Frau Odilon unkommen wird. Die schwarze Dame spielt eben überall eine Rolle, namentlich bei den Weißen. Sie war di« Veranlassung, daß Don Manuel keine englische Prinzessin geheiratet, sondern lieber in Paris Zyankalipillen genommen hat, wodurch in Oporto eine ungeheure Ueber- schwemmuna hervorgerufen wurde, so daß Paris neunhundert Millionen sür seine Verschönerung auszuyeben beschlossen hat. Das gleiche beab sichtigt Dr. Lueger, indem er eine Walhalla auf dem Kahlenberg -u er bauen gedenkt, in welcher avs erster der Raubmörder S»crnickel auf gestellt werden soll, falls es wahr ist, daß man ihn endlich gefangen bat. Aber eher wird der Major Dreyfus Koadjutor des Wiener Kndinals, als Direktor Zickel Mitglied des Vereins zur Hebung der Sit lichkcit gefallener Mädchen, wenn er's nicht schon ist. Die Ausschreitungen der Suffragettes in England deuten wenigstens daraufhin, daß der hun dertste Geburtstag Gladstones würdig gefeiert wird, denn es ist dem Nachwirken des großen Staatsmannes zu danken, daß Abdul Hamid den Schlüssel zur Deutschen Reichsbank verloren hat. die sich bei dem verstorbenen Geheimrat Mendelssohn durch die Beschlagnahme des russi schen Depots revanchiert hat. Diese Skandalgeschichte gehört 'n die Blauen Briefe von Peter Ganter, die Gerhart Hauptmann aus feiner letzten Tournee so erfolgreich vorgelesen hat, wie der selige Rezitator Alexander Strakoscb. Kein Wunder, daß er auch die nev'.'te römische Komödie von Hugo Salus in sein Programm aufnimmt, der im Haag bei der Geburt der Prinzessin Juliane assistiert hat Das Ergebnis rührte den Grafen Sternberg so, daß er sich den Riffkabylen anschloß und ein Nilpferd anstiftete, Roosevelt in Lebensgefahr zu bringen. Der ameri kanische Expräsident entging dem Anschlag des Koreaners vermittelst der Tauernbahn, die ihn noch rechtzeitig an den Bodensee brachte, wo er Fritz Mauthner zum Neujahr beglückwünschte, weil die Leipziger Uni versität den jüngsten Bankdirektor in Oesterreich zum Doktor promo viert hatte. Und alle diese Menschen wollen zu Neujahr ein Trinkgeld von mir und ich bin doch an der Kieler Werftaffäre ganz und gar nick», beteiligt! Ich habe Kiel nur einmal gestreift, als ich nach Kopenhagen fuhr, aber Meißner Porzellan ist auch sehr schön. Ich pflege e? in Wrschowih zu kaufen — endlich, endlich, bin ich bald zu Hause and kann aufwachen und mir di« Augen klar reiben, und brauche nur jene Per sonen mit Trinkgeldern zu bedenken, die mich jahrüber am wenigsten in Anspruch genommen haben. Deutsche» Reich. Leipzig, 1- Januar. * Der sächsische Luntztaz wird nach Ablauf der Feiertagszeit wieder zu seinen Beratung« zmammentreten und zwar hält die Erste Kammer bereit- am 7. Januar eine Sitzung ab, in der sie sich mit verschiedenen kleineren Vorlagen, die von der Zweiten Kammer erledigt sind, beschäftig« wird. Die einzeln« Fraktion« der Zweiten Kammer beginn« ihre Arbeit auch in den erst« Tag« de- Januar, so tret« die Nationalliberalen bereit- am 4. Januar zu'ammen. Am 19. Januar beginnen dann die Deputationssitzung«, worauf am 11. Januar vormittag» 10 Uhr die öffentlichen Sitzungen wieder au>- geaommen werden. In der erst« Sitzung solle» eine Anzahl Etat kapitel und Kapitel de» Recheuschaft-bericht» erledigt werden, während für die Sitzung am Mittwoch, d« 12. Januar, dre Vorberatung eines von sozialdemokratischer Seite eingebrachten Anträge» betreffend die Einrichtung einer Arbeitslosensürsorge in Aussicht stebt. Weiter werden in der ersten Woche voraussichtlich »och weitere Kapitel de« Etat» zur Erledigung kommen. Am 28. Januar findet i» Siändehanse ei» großer parlamentarischer Abend statt. * Wechsel t» h-heren Brrwaltu«tz»steU«. Der König von Sachsen hat den Legativn«rat Dr. Wach vom Ministerium de« Auswärtigen zum AmtShauptmanntnOschatz ernannt. — Sicherem Vernehmen nach ist der Hilfsarbeiter im Ministerium de« Innern OberrrgierungSra' Dr. Keller vom 1. April ab al« vortragender Rat in das Ministerium de« Kultus und öffentlichen Unterricht« berufen worden. * Die Fra« de« Religionsunterrichts tm Dresdner Stadtverordne te» kollegi»». Am Donnerstag verhandelte da« Dresdner Stadtver- ordnetenkollegium über das Schreibe» des Rate«, betr. die Abminde rung de« religiösen Memorierstofses für die evangelisch« Volksschulen und die Herabsetzung der Zahl der ReligionSftnnden. Der Referent, Stadtverordneter und Landtagsabgeordneter Hett»er, schlug folgen de« Gutacht« vor: „Kollegium volle beschließ«: 1s da« Kultusministerin« »nter Ueberreichung de» bisher einaegangenen Material« z» ersuchen, 1s eine Abm i nb eru ng und NeuauSwabl de« sür den Unterricht in d« evangelischen Volksschule» vorgeschriebe»« religiös« Memo-
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