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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 30.05.1910
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1910-05-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19100530016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1910053001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1910053001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-05
- Tag 1910-05-30
-
Monat
1910-05
-
Jahr
1910
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Dezugs-Prei» Mr LeyHia «» vorvrM d«ch »eche« TrLa«r «nd kprdtle«« tRaltch ms H-e« ,«brach«: 88 ch moaall^ K.78^8 »iertiliLbrl. vel m>I«r» s^üiale» ». Tä» aa-«eft«lle>> »bqebolt: 78 m»«M- Durch »i« Post, «»nvchald r«ulchland» »ad »er d«Sch« Kolonien vierrelKhrl. 8.44 ma»atl. Ipi« aaslchU Poftdrslelloeld. strrarr >n Belgien, Ltn«»-rr. d«n Dommftaate», Jlalien, Lueemdnra, Riedrrlavde, R«, wegen, Oesterreich - Ungarn, «»bland, Schweden, Schwei» ». Spanten. In alle» übrigen Staaten nur dir«!» durch dt» G-ichtNIIitll« dl »lattl «rb-iiUch. la« Leipziger Tageblatt erlchem, 2nM ttglich, Sonn- ». geicrtl« «nr Adonne.i ent-Bnnadm« i AnGukn-vlatz 8, bei unteren Lrlgern, Filialen, Spediteur« und Lnnahmeftellen, tonNe PoftLmter» and veiettrLgera. Itnzeldertanssprat» »er M»««» rutgnb« 18^, der »l»«dau<gabr Ich» Red-ktton nab SrtchäfKstell« Johanntlgaste 8. Sernlrrecher- I46SL l4S«t. I4»M Morgen-Ausgabe. MMerTaMM Handelszeitung. Ämlsvlalt Les Rates und des Rolizeiamtes Ser Stadt Leipzig. 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Der Verlauf ist bisher normal. (S. Letzte Dep.) * Der italienische Minister des Auswärtigen di San Giuliano ist gestern vom Kaiser empfangen worden. Die Mitglieder der chine sischen Studienkommission wurden an Stelle des Kaisers vom Kronprinzen empfangen. (S. Letzte Dep.) * Am gestrigen Sonntag fand in Berlin der erste Bundestag des Bundes der Fe st besoldeten statt, auf dem Reichstagsabgeordncter Naumann über die Stellung der Beamten im Haushalt des Staates sprach. (S. d. bes. Art.) * Taucher haben am Schisfsrumpf der „Pluviose" ein klaffendes Loch und etnen Nitz gesunden. (S. Letzte Dep.) * Die Lauch st edter Festspiele brachten diesmal Opern aus der Zeit Goethes und nahmen einen glänzenden Verlauf. (S. Feuill.) * Der Ballon „Leipzig", der am Sonntag früh 1^9 Uhr vom Sportplatz aus aufstieg, landete mittags 1 Uhr 25 Min. in der Nähe von Mallmitz bei Sagan. (S. Sport.) * Das Erunewald-Rennen (20 000 ^l) ge wann am Sonntag O. Kampfhenkels „Blau strumpf". — Hm Kaiserpreis-Zagd. rennen in Frankfurt a. M. ging Lt. Barthels br. St. „E d d a" unter Dr. Riese als Siegerin durchs Ziel. — Im österreichischen Stuten preis (05 000 Kronen), der am Sonntag in Wien gelaufen wurde, siegte Graf Esterhazys br. St. „LadyLov e". „Lockung" endete unplaciert. — Den Prix Lupin (10 000 Fr.), der in Longchamp zur Entscheidung kam, gewann Baron Gourgauds „Coquille". Der Totalisator honorierte den Sieg a it OSS: 10. (2. Sport.) Die Znüustrie unü -er Staat. Die verwickelten Erscheinungen des Handels und der Industrie induktiv zu erforschen und hieraus Klarheit zu gewinnen über die Stellung der In dustrie im Staat und zum Staat, solchem Zweck ist ein Buch gewidmet, das Dr. Hugo Böttger vor kurzem veröffentlicht hat („Die In dustrie und der Staat", Verlag von I. C. B. Mohr in Tübingen). Den tieferen Ursachen der zum Teil recht unausgeglichenen Wirtschaftszustände will er nachgehen, eine Analyse der gegenwärtigen sozialökonomischen Klagen und For derungen geben, soweit sie praktisch diskutierbcr sind. Der kou eovs ist hier am Werke. Ein Mann von Einsicht und Ernst tritt an eine Frage heran, die der Erörterung und der Klärung wert ist — eine Frage, die ebensosehr ein wissenschaftliches wie ein wirtschaftliches Interesse hat. Denn über den eigenen, immerhin engbegrenzten Wirkungskreis und über das eigene Ge sichtsfeld hinaus treibt es den Wirtschaftenden, zu erkennen, wie er im Betriebe des Ganzen steht und wie sich sein Platz von höherer Warte her aus nimmt. Die Anschauungen, die Dr. Hugo Böttger bei seiner eingehenden Untersuchung vertritt, be wegen sich im wesentlichen im nationalliberalen Kreis. Sein Buch hat trotz aller Solidität des nationalökonomischen Wissens doch den Schwung einer vorzüglichen Darstellungsgabe und die Sicher heit des Herausgreifens des Wichtigsten. Mit einem kurzen Ueberblick über die Entwickelung der deutschen Industrie zur Großindustrie beginnt der Verfasser, schildert deren Einflüsse auf die Be völkerung und ihre Rückwirkungen auf das Staats leben. Die neueren sozialen Ideen werden organisch herausgestaltet und die logische Grundlage für das Anwachsen der staatlichen Intervention ausge breitet. Ein gewisser „Neumerkantilismus" zeige sich so als Ergebnis der Entwickelung, betont der Verfasser, und er läßt ihn zwischen Manchestertum und Staatseinmischung die rechte Mitte halten. Wie sich diese Frage der Staatsintervention trotz Er starkens der Einzelpersönlichkeit bei näherer Betrach tung darstellt, zeigt das Buch dann an einer über sichtlichen Geschichte der Sozialpolitik in Deutschland. Den künftigen Staatsmännern liegt es nach des Ver fassers Meinung ob, „zwischen den drei oder vier Gewalten: Staatsgedanken, Gewerkschaft»- und Fabrik autorität und Persönlichkeitsrechten, die jetzt noch fehlende Vermittelung zu schaffen". Der klareren Bewertung der Persönlichkeit und ihres Wertes für das Staatsleben spricht er überall das Wort, mag er über die Frage de« „Agrar- oder Industriestaats" oder die praktischen Fragen der Industrieprogramme reden, und er gewinnt so einen ruhenden Pol in der Erscheinungen Flucht. Nicht die Machtfrage allein dürfe für die Arbeitgeber- und Arbeitnehmerpolitik maßgebend sein, sondern die Rücksicht auf ihre eigene öffentliche Funktion. So sagt er u. a.: „Die Worte „öffentliche Pflichten" und Staats und Allgemeininteresse sind fast zu unbekannten Begriffen bei den Anhängern der Klassenkampsideen geworden; für diese gibt es eigentlich Pflichten nur gegen die gewerkschaftliche Organisation und gegen die Parteikasse. Verschärft ist die Situation auch dadurch, daß jedes Entgegenkommen des Staates und des Unternehmertums als Schuldbekenntnis aufge- faßt wird." Hier bessere Erkenntnis und bessere praktische Ethik zu schaffen, dienen Böttgers Ausführungen über -ie Jndustrieprogramme der großen Verbände, über die moderne Arbeiterbewegung und über die staatliche Sozialpolitik. Daß eine Gefahr des Ver schwindens des Einzelwillens in dem Zwang der Arbeiterorganisation vorliegt, wird auch hier nicht geleugnet; hier wie dort müsse der Ostrazismus, die Aechtung des Nichtorganisierten, bekämpft, im Hinblick auf die Gesamtheit die Auswüchse der Zwangsmacht der Organisationen beschnitten werden. Eine Betrachtung dieser schwierigen Fragen des Ardeitskampfes führt den Verfasser dann auch zu einer Kritik des Arbeitsvertrages und den Ver besserungsmaßnahmen in der Art der konstitutionellen Fabrik und dgl., wie namentlich der Tarifgemein schaften, nachdem er zuvor die Politik der Gewerk schaften besprochen hat und dabei sehr genau zwischen den friedvollen Bestrebungen und den oft von sozialdemokratischer Seite kommenden Störungen des gewerblichen Friedens scheidet. Von besonderem Interesse ist das Schlußkapitel des Buches: Was ist zu tun? Gegenseitige An erkennung, kein Terrorismus, Fortschritt der Organi sation, aber ohne Verzicht auf Persönlichkeit und Menschenwürde. Dann positive Förderung und Inter essenausgleich durch den Staat, wozu beispielsweise solche praktische Maßnahmen wie Frachten verbilligung , Eisenbahnbetriebsmittel-Verbesserung, Kanalpolitik, Fürsorge für das gewerbliche Schulwesen gehören, und namentlich die Fort führung einer verständigen Sozialpolitik. Die Einigungsversuche bei Arbeitsstreitigkeiten sind dabei ebenso wichtig wie die Fähigkeit, Machtüberschrei tungen der Organisationen in Schach zu halten. „Die Zukunft gehört jedenfalls der Nation, die die ver ständigsten Unternehmer und die besten Arbeiter hat" — so schließt Dr. Böttger seine Ausführungen, die, selbst wenn man mit ihnen nicht überall ein verstanden sein sollte, immer interessant, ernst und beachtenswert sind. Deutsches Kelch. Leipzig, 30. Mai. * Die Stellung des Abgeordneten Langhammer im Verband Sächsischer Industrieller. Vom Ver band Sächs. Industrieller wird uns geschrieben: „Zn einem Aufsatz der „Post" in Berlin wird die Stellung des Abgeordneten Langhammer als Vorstandsmit glied des Verbandes Sächsischer Industrieller an- >'tzlich der jüngsten Erörterungen über die gegen den Abgeordneten Langhammer erhobenen Vorwürfe be rührt. Um etwaigen unzutreffenden Presseerörte rungen über diese Frage vorzubeugen, bemerken wir, daß der Eesamtvorstand des Verbandes Sächsischer Industrieller bereits wiederholt zu der Angelegen leit des Herrn Lnnghammer Stellung genommen bat, um so mehr als es sich bei den gegen Herrn Langhammer erhobenen Vorwürfen um solche han delt, welche die Wahrung kaufmännischer Ehre be treffen. Die zum Teil völlig widersprechenden Aeußerungen und Mitteilungen über das ^Verhalten des Herrn Langhammer bei Verkauf seines Unter nehmens an die Tapeten-Zndustrie-Aktiengesellschaft haben den Eesamtvorstand in seiner letzten Sitzung zu dem Beschluß veranlaßt, die von Herrn Lang hammer angekündigte Klage gegen die Vorwürfe des Herrn Rechtsanwalt Dr. Zöphel abzuwarten, um nach der in diesem Prozeß auf Grund der unzweifel haften Anschuldigungen des Herrn Dr. Zöphel (? die Red.) wohl bestimmt zu erwartenden gerichtlichen Klarstellung seinerseits zu der Frage Stellung zu nehmen, ob Herr Langhammer sich ehrenrühriger Vergehen schuldig gemacht hat, die ihm die Aus übung eines Ehrenamtes in einer industriellen Körperschaft nicht mehr gestatten. Herr Langhammer hat im übrigen seit dem 14. Dezember 1908 an Vor standssitzungen des Verbandes Sächsischer In dustrieller nicht mehr teilgenommen." * Zum Fall Merkel veröffentlicht nun auch der Abgeordnete Dr. Kaiser eine neue, wohltuend kurze Erklärung, in der er seine früheren Behaup tungen aufrechterhält. Da wir die langen Aus führungen des Abgeordneten Merkel nicht abgcdruckt haben, können wir auch die Erwiderung des Abge ordneten Dr. Kaiser nicht wiedergeben. * Ueber di« Marschroute der Nationalliberalen schreibt die parteioffiziüse „Natl. Korr.": „Der treff liche Freiherr von Zedlitz und Neukirch wird sich deshalb, wie bereits im Abgeordnetenhause, so auch hier noch den aufrichtig gemeinten Rat gefallen lassen müssen, seine Hände von Dingen zu lassen,zu denen er nicht berufen ist. Er hat sich offenbar zu wohl gefühlt, weshalb er in Elberfeld aufs Glatteis ging. Wer aber Maklerdrenste leisten will, soll ehrlich vorgehen, selbst wenn diese Dienste von niemandem gewünscht werden. Die Behauptung des frcikonservatwen Führers, in der natronalliberalen Partei habe eine radikale Strömung das Uebergewicht erlangt, und es werde dort das Nationale hinter das Liberale gestellt, ist indessen so plump und unbeholfen, daß es fast zu grob wäre, sie unehrlich zu nennen. Octavio von Zedlitz hat seine große Zukunft hinter sich, weil er seit Jahr und Tag den geeigneten Moment verpaßte. Er renommiert mit „zwei Leitsternen" der freikonser vativen Partei: Unterstützung der deutschnationalen Politik Bismarcks und Sammlung der versprengten nationalen und patriotischen Elemente. Za. wo war Hcrr von Zedlitz mit seinen Leit sternen denn, als es 1909 galt, die vom schwarz-blauen Block zersprengten Nationalen zu sammeln, als für die freikonseroative Partei der historische Moment gekommen war, durch flammenden Aufruf die nationale Reinheit des Konservatismus zu erzwingen und die Rechte auf ein Grüppchen agrarisch-reaktionärer Jnteressenpolitiker zu reduzie ren? Damalshat Frh r. v. Zedlitzgeschla- f e n; die Freikonservanven blieben das schlappe Appendix der Hochkonservativen, das sie von jeher waren. Und nun möchte der vielgewandte Fiasko- Politiker den — Nationallrberalen die Marschroute vorschreiben, die er für die eigene Partei nicht finden konnte? Der Abg. Frhr. v. Zedlitz besitzt doch Weltklugheit genug, um zu wissen, daß die Frei konservativen auf die Nationalliberalen viel mehr angewiesen sind, als umgekehrt. Diese werden, dessen möge er sich vergewissert halten, ihren eigenen Weg gehen und deshalb Aufdringlichkeiten von der Hand weisen, wann immer und von wem auch sie kommen mögen." — Das ist kräftig, aber gut gesagt. * Militärische Sprachenkundige. Von der Heeres. Verwaltung sind — wie eine Meldung der „Mil.-pol. Korr" besagt — vor kurzem neue Vorschriften an alle Truppenteile ergangen, die das Studium fremder Sprachen für die Armee einheitlich regeln. Die alten Bestimmungen aus dem Jahre 1906 erstreckten sich nur auf den Beoarf an Dol metschern für den Mobilmachung? fall, während die jetzt ausgegebenen Direktiven in ganz allgemeiner Weise die nach Möglichkeit von allen Vorgesetzten zu fordernden fremden Sprachkenntnisse in den Osfizierkorps behandeln und zum umfassenden Studium anrcgen. In Zukunft wird halbjährlich mindestens einmal, und zwar im ganzen Heere am gleichen Tage, die Bearbeitung von gegen früher wesentlich erschwerten Prüfungsaufgaben er folgen, die von der Kriegsakademie in Berlin zu stellen sind. Diese Prüfung erstreckt sich auf die mündliche und schriftliche Befähigung, als Dolmetscher zu dienen. Reisebcihilfen in fremde Länder zur Sprachenerlcrnung sollen zukünftig eigentlich nur dann noch gewährt werden, wenn es sich um Sprachen handelt, in denen Mangel an genügend gut versierten Offizieren herrscht. * Die Feldunifolm im Kaisermanöver. Von einer unterrichteten Stelle erhält die „Mil.-pol. Korr." folgende Angaben: Bei jedem Armeekorps wird eine Insanteriedioision nebst den zu ihr gehörigen Kavallerie- und Feldartillerietruvpeu sowie ein Teil der übrigen Kavallerie die neue Feldunisorm tragen. Beim 17. Armeekorps ist dis 35. Division hierzu de- stimmt worden. Die Bespannungsaoterlungen der Fußartillerie, die als schwere Artillerie des Feld heeres an dem Kaiscrmanövcr teilnshmen, erscheinen in der bisherigen Uniform, da sie durch ihre stets verdeckten Stellungen der Sicht des Gegners entzogen und genügend davor gesichert sind, sich durch ihre dunklen Uniformen zu verraten. Die in Feldgrau ausrückenden Truppen tragen die Kriegsbekleidung nicht nur während der 3 Kaisermanövertage, sondern auch schon während der vorangehenden Brigade- und Divisionsmanöver. Bei den Kaiserparaden wird die bisherige Uniform und Aus rüstung angelegt. Die Kriegsbekleidung beschränkt sich bei allen Waffengattungen auf den Feldrock und die Feldhose. Feldgraue Mützen, die zumeist nur im Quartier oder Biwak aufgesetzt werden würden, ungeschwärxtes Schuhzeug und graue Mäntel werden nicht ausgegeben. Dagegen kommt das weiße Lederzeug der Fußtruppen, soweit cs bei den Grenadieren noch getragen wird, in Fort fall und wird durch schwarzes ersetzt, das die anderen Znsanterisregimenter leihweise hergeben. Bei den in Feldgrau ausrückenden berittenen Truppen wird das verräterische weiße Bandelier mit der Kartusche abgelegt. Tie weißen Sabelkoppel, die bei dem Fehlen von Beständen durch schwarze nicht ersetzt werden können, werden auch zur Feld uniform im Kaisermanöver getragen: durch Schwärzen würden sie unbrauchbar werden. Di.» Offiziere der beritten Waffen reiten gleichfalls ohne Bandelier und Kartusche. Diese Maßregel dürfte jedoch nur eine vorläufige sein, weil man zurzeit einen Ersatz für das weine Mannschafts- und das silberne und goldene Offizicrsbandelier noch nicht hat. Später wird dieses Ausrüstungsstück jedenfalls in unscheinbarerer Ausiibrung auch zur Felduniform der Kavallerie, der Feldartillcrie und des Trains gehören, vielleicht in der Form eines Patronengürtels wieder anstnuaien. Die in der neuen Kriegsbekleidung ausriick-nden Truppen und ihre Manövergegn-r können nun in den bevorstehenden langdauerndcn und straprzenrcichen Stellungskämpfen der diesjabriaen Kaistrtage am eigenen Leibe und durch eigenen Augenschein prüfen, inwieweit die Feldunisorm kricgsbranchbar. d. h. in diesem Falle praktisch, widerstandsfähig und un auffällig ist. * Eine neue Einheitsfignallatern« für die Eisen- bahnverwaktung. Wie der „Ins." mitgeteilt wird, sind die seit längerer Zeit betriebenen Arbeiten zur Gewinnung einer neuen Einheitsfignallaterne, die von der preußisch-hessischen Staatseisenbahnvsrwal- tung im Verein mit der Firma F. F. A Schulze- Berlin oorgenommen wurden, zum Abschluß gelangt. Es handelt sich um Signallaternen sowohl für Hauptsignale wie Vorsignale und für Wärtersignale, für welche nunmehr bestimmte Einheitsausführungs formen festgesetzt worden sind. Bemerkenswert ist, daß als Brennstoff das Petroleum beibehalten wurde, und zwar kommt der hauptsächliche Verbrauch von russischem und österreichischem Petroleum in Frage. Dies geschieht nicht nur aus wirtschaftlichen Rücksich ten, sondern auch deshalb, weil eine vollkommen ge nügende Lichtwirkung hiermit erzielt wird. Bei den Signalmastlaternen ist der vordere Strahlen werfer doppelt so groß wie der Hintere ausgebildet worden, während bei den Wärtersianallaternen dies nicht möglich ist, da sie sowohl für Signale nach vorn wie nach rückwärts verwendet werden. Als Brenner ist für die Haupt- und Vorsignale der lOlinige Rund brenner beibekalten worden, der in der Stunde etwa 25 Gramm Petroleum verbrennt und ffür die Wärter laternen ist wie bisher der 8linige Brenner bestimmt worden, der 18 Gramm Petroleum in der Stunde verbraucht. Der Behälter des erstgenannten Brenners saßt ra. 440 Gramm, so daß die Lampe eine Brenn dauer von rund 17 Stunden entwickelt. Der Be hälter für die Wärterlaternen faßt 290 Gramm und reicht 16 Stunden aus. Bei den Proben wurde der verbesserte Kosmosbrenner der vorgenannten Firma als der beste anerkannt. Ilm aber auch andern Fir men den Wettbewerb bei Lieferungen möglich zu machen, wird die Verwaltung den Schulzeschcn Brenner nicht vorschreiben, sondern nur eine gleiche Lichtstärke verlangen. Dagegen hat man für die Signallaternen die Reformzylinder für Petroleum brenner vorgeschrieben, da diese sich für die üblichen Vetroleumsorte» am besten bewährt haben. Die Lampe mit dem lOOlinigen Rundbrenner (System Schulze) und RcformZylinder hat, wenn sie ohne Laterne frei aufgestellt wird, eine Lichtstärke von über 15 Hefnerkerzen. Diese Lichtstärke wird als Mindest maß vorgeschrieben. Für die Wärtersignallampen mit 8linigen Rundbrennern usw. soll die Lichtstärke min destens 10 Hefnerkerzen betragen. Eine weitere Neuerung besteht in der Vergrößerung der Hohl spiegel bei den Signalmastlaternen, wodurch die Licht stärke auf der einen Seite (dem Zuge entgegen) bei gleichem Petroleumverbrauch wie früher durchschnitt lich auf das Doppelte gesteigert wird. Bemerkenswert ist auch, daß für die Laternen der Wärtersignale mit gleichgroßem Strahlschirm nach beiden Seiten bei Fensterglasscheiben eine Lichtstärke von mindestens 220 Hefnerkerzen vorgeschrieben ist. Auch dies ist eine ganz bedeutende Veroesserung gegen früher. Be züglich der farbigen Signale rot, grün und gelb kam man zu dem Resultat, daß zu den roten Blenden ein tiefes Rot gewählt werden muß, ferner wurden die gelbgrünen Gläser zweckmäßiger befunden als die ilaugrünen. Besonderer Wert wurde auf Sturm- icherheit gelegt, zu welchem Zwecke eingehende Ber ücke auf der Eebläseeinrichtung der badischen Eisen- mynverwaltung in Karlsruhe gemacht wurden. Trotz der Verbesserung der Signalmasrlaternen wird sich ihr Preis infolge der Lieferung in größeren Mengen verringern, für die Wärtersignallaternen ist eine er mäßigte Erhöhung des Preises zu erwarten. * Ueber Mission und Kolonialpolitik in den deut ¬ schen Schutzgebieten hat v. Carl Mirbt im Som mer 1909 im Hamburger Kolonialinstitut eine Reihe von Vorträgen gehalten, die jetzt in erweiterter Ge stalt in Buchform erscheinen. (Verlegt bei Mohr in Tübingen, 287 S., 6 bzw. 7 D Mirbt gibt als erster eine zusammenhängende Darstellung des gesamten evangelischen und katholischen Missionswesens in den deutschen Kolonien nach seinem Bestand und seinen Leistungen. Der leitende Gesichtspunkt ist dabei die Beziehung der Mission zur Kolonialpolitik. Mirbt bespricht mit wissenschaftlicher Gründlichkeit und Objektivität und zugleich in allgemeinverständlicher Form alle wichtigen Probleme, an deren Lösung Mission und Kolonialpolitik interessiert sind. Was er über die Arbeitsmethode der Mission ausführte, ist geeignet, viele, aus unzureichender Kenntnis der tatsächlichen Verhältnisse stammende Vorurteile zu er schüttern und der allgemeinen Verständigung zu dienen. Mirbts Eesamtausfassung geht dahin, daß Mission und Kolonialpolitik durchaus selbständige Größen sind, die beide ihre besonderen eigenartigen Zwecke verfolgen, in ihren Interessen aber vielfach zusammentreffen. Kein Freund unserer Kolonien sollte an diesem bedeutsamen Buche achtlos vorüber gehen. Kuslanü. DelterrelH-Ungarn. * Die Handelsverträge mit den Valkanstaatcn. Der Budgetausschuß hat den Voranschlag des Han delsministeriums sowie eine Resolution angenommen, in der die Regierung aufgefordert wird, die Han- delsvertragsverhandlungcn mit Serbien, Bulgarien und Montenegro zu beschleunigen. Han delsminister Dr. Weiskirchner betonte, es werde sein stetes Bestreben sein, auf einen endlichen Ab schluß der Handelsverträge mit den Balkanstaaten mit allem Nachdruck hinzuwirken. /rsnkrelül. * Das Programm der Regierung. Unter den Mitgliedern des Kabinetts ist ein vollkommenes Einverständnis über das der Kammer oorzulegende Programm erzielt worden. Es wird versichert, daß die Regierung sich für die Listenwahl mit entsprechender Vertretung der Minorität sowie für Verlängerung der Dauer der Mandate aus sechs Jahre aussprechcn werde. Die Mandate sollen in Dritteln erneuert werden. Andere Gesetzentwürfe sollen sich beziehen auf das Beamtcnstatut, Verwal tung?- und Justizreform, Arbeitsvcrträge, und aus das Flottenprogramm. Schließlich will die Regierung gemeinsam mit dem Senat eine Finanzreform ausarbeiten auf Grundlage des von der Kammer an genommenen Einkommensteuergesetzes. Erster Bundestag ües Bundes der Mtbelolüelen. t'. Berlin, 29. Mai. Im Großen Saale des Lehrer-Vercinshauses fand gestern und heute der erste Bundestag des Bundes der festbesoldeten Beamten statt, zu dem zahlreiche Delegierte von Beamten und Beamtinnen aus allen Teilen Deutschlands erschienen waren. Die Dcle- giertenversammlung stand unter dem Vorsitz von Otto (Leipzig), dem zweiten Vorsitzenden, da dem ersten Bundesvorsitzenden, dem Provinzialschulsekre tär Huick (Berlin) von seiner vorgesetzten Behörde, dem Präsidenten des Provinzialschulkostcgtums, der Urlaub zur Teilnahme an der Tagung verweigert worden war. Gestern wurden innere Bundes angelegenheiten erledigt und Beratung der Bundes satzungen vorgenommen. Heute mittag fand-elne sehr zahlreich besuchte öffentliche Bundesversamm lung statt. Der Vorsitzende, Provinzialschulsckretär Huick (Berlin) eröffnete die Versammlung mit einer kurzen Begrüßung und schloß mit einem drei fachen Hoch auf den Kaiser, die deutschen Bundes- fürsten und die freien Städte.
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