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Anzeigen-Preis BezugS-Prei- Abend-Aasgabe WMgcrTlWblM Handelszeitung Amtsblatt Los Nates und des Nolizeiomtes der Zkadt Leipzig 104. Jahrgang Nr. 14S Sonnsden», üe» 28. Mai ISIS vanvr-Stliale verNn: Isrl Luucker, Her-ogi. Biyr. Hofduch- haxdlung, Lüzovftiab« XL <Te.eptzun VI, Ar. 4603). Hauvl-Filtale Lr««drn: Lreiliabc I (Tclevdon 4621). ckr Jntrrat« aul t.'«irzi, und Umgeb»,, d» 8,rlpal«ene bl) mw beeil« PeUlzeil« SS «t, di« 74 mm beeil« «rNumezcU« I »,« »»twänt 30 Neklamen i.SO ^Ui Jnseeale o», Bebbrden » amUichrn LeU »i» 74 rvw breite PeiiljeN« 40 2L «elchLtrtunznqrn Mil L!atz»or1chrisle» an» t» »er Ubendautgab« im Brei!« erbibi Rabatt »ach Laut. Beiiagegrdüde ü p. Laufend exN. Postgebühr. Fest erteilte AuttrLg« kbnnen mcht ,ur»<I- gezogeo werben, ffür da» Crlcheinen an beltlmmken Lagen und PlLtzen wir» lein» Garantie übernommen. Anzeigen-Snaabm«, Eluguftasvlatz », bei ILmilichen Filialen u. allen Annoncen» rlpedttioaen de» Zu- und «»»lande«. 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Zum Fall Langhammer werden wir um Aufnahme folgender Zeilen gebeten: DerDorstanddesNationalliberalen Vereins Chemnitz hat in feiner Sitzung am Freitag einstimmig folgenden Beschluß gefaßt: „Obwohl der Vorstand einstimmig der Ansicht ist, daß Herrn Langhammer durch den Beschluß der Land tagsfraktion oom 10. Mai, der sein Verhalten in der „Tiag"-Angelegenheit als nicht einwandfrei ansieht, Unrecht geschehen ist, hat er doch beschlossen, um seinen Mitgliedern ein klares Bild geben zu können, eine Kommission zu wählen, die dasselbe Material wie die Fraktion prüfen und der Mitgliederversammlung so bald als möglich Bericht erstatten wird." Die Nordlandreise Kaiser Wilhelms! Thristiania, 23. Mai. (Tel.) Wie hier offiziös bekannt wird, tritt Kaiser Milhel n seine dies jährige Nordla Abreise am 4. Juli an. Eine Bestätigung der Meldung von deutscher Seite liegt noch nicht vor. Die Einigungsverhandlungen im Baugewerbe. 0. Berlin, 28. Mai. (Priv.-Tel.) Die Der Hand' lungen wurden heute vormittag im Reichstags gebäude fortgesetzt. Zur Erörterung stand die Akkord frage, bei der aber wiederum unver söhnliche Gegensätze zutage traten. Die Ver handlungen dürsten in die nächste Woche hin ein dauern, falls^ wie beabsichtigt ist, das ganze Arbeitsgebiet auf dem Baumarkt durchgefprochen wird. Rach der Akkordarbeit soll zunächst der Ar beitsmarkt erörtert werden. Die drei mehrfach gc- nannten Unparteiischen betrachten dis gesamten Ver handlungen als eine Aufklärung und Information für sich selbst, um auf Grund derselben später Vor schläge für den Frisdensschluß zu machen. Weiterhin heißt es, falls ihre Vorschläge abgelehnt würden, sei die Anrufung eines Schiedsgerichts beabsich tigt, doch haben bisher dis Arbeitgeber wenig Neigung dazu gezeigt. Preßstimmen zur preußischen Wahlrechtsvorlage. Alle Blätter beschäftigen sich natürlich in Leit artikeln mit der Zurückziehung der Wahlrechtsvorlage. Während die Organe der Linken durchweg freudig ge stimmt sind, in der Erwartung, daß nun etwas Besseres kommen muß, erklären die Organe der Rech ten ihre Befriedigung darüber, daß eine Aenderung des alten „bewährten" Wahlrechts vermieden worden ist. Die Regierung kommt überall schlecht weg, weil sie das nötige Zielbewußtsein habe vermissen lasten. Wir zitieren folgende Preßstimmen: Die nationallrberale „Nationalzeitung" schreibt: „Nicht die Unstimmigkeit der Parteien hat die Regierung auf den toten Punkt gebracht, sondern ihre eigene Unklarheit und Schwäche, die sie zaudern ließ, dem Liberalismus seine Rechte gleich von vornherein zukommen zu lassen, auf die er be rechtigten Anspruch hat." Die parteioffiziöse „Nationalliberale Korrespon denz" sagt: „Die Wahlrechtsvorlage ist durch den Ucbermut der Konservativen, die noch zuletzt brüsker denn je den nackten Machtstandpunkt heroorkehrten und jedes Entgegenkommen an den Standpunkt der nationalen Mittelvarteien ablehnten, vereitelt wor den. Der schwarz-blaue Block hat formell einen Sieg erfochten, indem er die Einlösung des königlichen Wortes zuschanden machte und den Bestrebungen der Staatsregierung, die Entwickelung Preußens in moderne Bahnen zu leiten, nichts als Hohn und Spott entgegensetzte. Die nun eintretendc Entwickelung wird die Rechte dieses Pyrrhussieges nicht froh wer den lassen: denn der moralische Sieg gehört denjeni gen Parteien, die noch in der letzten Stunde bis zur Grenze des Möglichen Vermittelungsanträge gestellt haben und sich rn ihren Bemühungen, ein positives Ergebnis zustande zu bringen, bis zum Ende konse quent geblieben sind." Von freisinnigen Preßstimmen seien folgende zitiert: Die „Bossische Zeitung": Eine vernünftige Wahl reform hätte die „rote Flut" eindämmen können. Bei der Schwäche und Energielosigkeit der Regierung und dem Hochmut des schwarz-blauen Blocks wird sie schwellen und steigen." — Der „Börsen- courier" sagt: „Der Sieg Heydebrands, der gestern von ihm mit seinen klerikalen Freunden errungen ist, ist im letzten Grunde einSiegeszeichenfürdie liberale Wahlrechtsdewegung.die nun erstrechtinFluß gebracht werden kann." — Die „Berliner Volkszeitung" gibt ihrer Befriedigung, daß das „reaktionäre Schandprodukt" erledigt sei, sehr leb haften Ausdruck. Die Komödie sei zu Ende, nun erst beginne das ernste Spiel. — Das „Berliner Tageblatt": Wenn diese erste Etappe des Feldzuges um die Wahlreform ein segensreiches Ergebnis ge habt hat, ist es der Nachweis, daß das Endziel auf Umwegen nicht erreichbar ist. Mrt Halbheiten muß aufgeräumt und die Kompromißler müssen kaltaestellt werden. Die freikonservative Presse zeigt sich trost los, weil die schönen Vermittelungsaktionen des Herrn von Zedlitz vergeblich gewesen sind. So be dauert die „Post", daß eine Verständigung auf Grundlage der Herrenhausbeschlüste nicht zustande- gekommen sei. Dadurch werbe der Riß zwischen den früheren Blockparteien nur noch ver tieft. Der Tertius gaudens sei die Sozialdemokratie. — Die „Berliner Neuesten Nachrichten" geben der Meinung Ausdruck, der Ernst der Lage bestehe vor allem darin, daß nicht ein Schimmer der Hoffnung auf eine baldige Rettung aus der gegenwärtigen Zerfahrenheit leuchte. — In der „Täglichen Rundschau" liest man: ,,In der wüsten Sinfonie von widerstrebenden Empfindungen bleibt schließlich eine Dominante: das Gefühl der Er lösung aus diesem unschönen Gezänk. Die Heuchelei, mit der man bis zur Verfechtung nackter Partei interessen die Ehre einer Vaterlandsrettung in An spruch nahm, sei gottlob nun vorbei." Die konservativen Blätter sind froh, datz ihrer Partei die Vormacht gewahrt bleibt. Die „Kreuzzeitung" bringt eine Auslastung der konser vativen Parteikorrespondenz, in der es heißt, der wechseloolle Gang dieser Wahlrechtsoerhandlungen habe so recht deutlich gezeigt, wie weise und wohldurchdacht die bisherigen Wahl gesetzbestimmungen sind, und wie schwer es ist, sic durch etwas Besseres zu ersetzen. — Ganz im gleichen Sinne erklärt die „Deutsche Tageszeitung", daß sie von Anfang an der Ansicht zugeneigt habe, daß alle Bemühungen in der Wahlreformfrage schließlich ergebnislos bleiben würden. Die Bestätigung dieser Aederzeugung sei für sie das Hauptergebnis dieses Wahlrechtskampfes. Der sozialdemokratische „Vorwärts" aber triumphiert, daß das Hindernis auf dem Wege der Wahlrechtskämpfer fortgeräumt sei. Eine neue Wahlreform könne und müsse kommen. Zum Befinden der Großherzogin von Baden. Karlsruhe, 28. Mai. (Tel.) Der Bronchial katarrh der Erochherzogin Luise zeigt seit einigen Tagen keine weitere Zunahme. Das begleitende Fieber ist in Abnahme begriffen. Der türkische Thronfolger in Wien. Wien, 28. Mai. (Tel.) Heute abend trifft der türkische Thronfolger in Wien ein. Er wird inkognito einige Tage in Wien verweilen und u. a. auch die Jagdausstellung besuchen. Mitglieder des belgischen Königshauses auf der deutschen Abteilung der Brüsseler Ausstellung H Brüssel, 28. Mai. (Eig. Drahtmeldung.) Zur Besichtigung der deutschen Abteilung der Weltausstellung weilten gestern die Mutter des Königs der Belgier, die Gräfin von Flandern so wie die Schwester des Königs, Josephine, nebst ihrem Gemahl, dem Prinzen Karl Anton von Hohenzollern, auf der Ausstellung, wo die hohen Damen vom Reichskommistar Geheimrat Albert und Geh. Rat Ravens empfangen wurden. Der Besuch dehnte sich ungewöhnlich lange aus, weil die Fürstlichkeiten ein außerordentlich lebhaftes Inter este zeigten und sich viele Einzelheiten erklären ließen. Besonderes Jntercise erweckte die Abteilung für auf Gastspiele gewagt, der Ferdinand Lang. Am liebsten blieb er daheim, innerhalb der blau-weißen Pfähle. — Was für Wundervolles schuf er da nicht alles: Aber seine Glanzrolle blieb doch der Valentin im „Verschwender" gleich hinterher Damian Stutz! in Nestroys „Zu ebener Erde und im ersten Stock", end lich sern unübertroffener Weinbecrl in „Einen Jux will er sich machen". Wie eine Federzeichnung nahm sich diese Charak terisierung des Valentin aus — alles Herbe gemil dert durch die Ruhe, das Vornehme seiner Komik —, er erinnerte ein wenig an den norddeutschen Döring, aber das Kaustische desselben lag ihm fern. — Immer artete sein Zorn in Wehmut aus — die Melancholie Meister Raimunds hatte auch da ihren Einfluß gel tend gemacht. Im „verwunschenen Prinz" von Plötz ist er köstlich. Lola Montez, welche um diese Zeit (1846) gerade in München herumspukt, den alternden König in Fesseln schlägt, die auch beim Theater malträtiert, wie's die Münchner heißen, wagt sich an den Lang nicht heran, er gidt's der fauchenden Katz' ordent lich, die ihren Liebling, die schlechte Komödiantin Thierry, durchaus durchdeißen will. Als Schnüffler in Nestroys „Mädel aus der Vor stadt" (1853) bejubeln die Berliner Lang bei seinem dritten Gastspiel an der Friedrich-Wilhelm-Stadt. — „Dös is fad" wird zum geflügelten Wort. Während der Mustergastspiele in München (1854) leistet unser Künstler gleichfalls Wertvolles. Sein Schüler im „Faust" gesellt sich würdig der Leistung eines Hendrichs (Faust), eines Dawison (Mephisto). Den Jetter im „Egmont" spielt er nnt jenem schalk haften Humor, der ihm eigen ist. Als das Volkstheater am Gärtnerplatz unter königliche Subvention kommt, siedelt Lang dorthin über. Hier entfaltet sich sein eminentes Talent, hier gibt er mit voller Kraft, bis er am 30. August M2 von seinen lieben Münchnern scheidet, nachdem er kurz zuvor, gleichsam vorabnend, als Philosoph Damian Stutzt auf der Bühne die Strophen in seinem Abschiedscouplet eingeschaltet hat: Jetzt sind es halt geradaus schon 55 Jahr, Jetzt sagen s da unten — nun ist cs bald gar — Mit dem alten Vater Lang ist's bald auch herum — Drum bitt' ich mein lieb's Münchner Publikum — Vergiß mein — vergiß mein — vergiß mein nicht." Freund Postart, der stimmgewaltige Mime, aber rief dem Vielgeliebten beim Erabgeleit die herrlichen Worte nach: „Väter werden den Kindern, Kinder den Enkeln erzählen von dir, dem Liebling unser aller, dem guten, herzigen Papa Lang." prokellor vr. Labert Sach -j-. Der berühmte Bakteriologe Exzellenz Professor Dr. Robert Koch ist in Baden-Baden, wohin er sich vor kurzem begeben hatte, um Befreiung von einem Herzleiden zu suchen, im 67. Lebensjahre g e, st o r b e n. Raumkunst, wo Assessor Ha nie! führte, sowie die Untelrichisnbieilung des preußischen Kultusministe riums, wo Dr. Mosch die Erklärung übernahm. In der Maschinenhalle, die in vollem Betriebe war, be sichtigten die Damen zahlreiche Spezialmaschinen und bewunderten vor allem die mächtigen Kraue in voller Tätigkeit. Chefingenieur Fritsche hatte hier die Führung übernommen. In der Eisenbahnadleilung bestiegen die Fürstlichkeiten einen Wagen 4. Klass-», einen Postwagen und einen Salonwagen und sprachen ihre höchste Anerkennung über die Arbeit und Aus- stattung aus. Nach mehr ils dreistündiger Besichti gung verabschiedeten sich die Prinzessinnen und be glückwünschten den Reichskommistar in warmen Worten zu dem großen inneren Erfolg und der glänzenden äusseren Erscheinung der deutschen Ab- teilung, vor allem auch zu der pünktlichen Fertig stellung. Zum Untergang der Pluviöse. Calais, 28. Mai. (Telegramm.) Gestern abend 6 Uhr mußten die Rettungsarbetten, die den ganzen Tag über fieberhaft fortgesetzt worden waren, infolge der heftigen Strömung, die im Kanal herrschte, eingestellt werden. Um Vrll Uhr be gab sich der Admiral Bollue mit dem Marine präfekten an Bord eines Torpedobootes nach derlln- fallstelle, um persönlich den Stand der Arbeiten zu besichtigen. Bis jetzt ist es n 0 ch nicht gelungen, die Hebelkrane der „Pluviöse" an Ketten festzu machen. Paris, 28. Mai. (Telegramm.) Der Marine minister gab einem Vertreter des „Echo de Paris" folgende Erklärung: Es ist unrichtig, daß das Unterseeboot „Pluviöse" von der Stelle gerückt wurde infolge der starken Strömung. Wenn auch die Strömung in der Tiefe, in der die „Pluviöse" liegt, zeitweise ganz erheblich ist, so dürfe man auch nicht vergessen, daß die „Pluviöse" eines der schwer sten Unterseeboote ist, da es weit über 450 Tonnen wiegt, und daß eine solche gewaltige Masie nicht leicht von der Stelle gerückt werden kann. Immerhin befinden wir uns vor großen Schwierigkeiten. Die Taucher konnten fest stellen, daß das Schiff seiner ganzen Länge nach auf dem Mcresgrund, und zwar in horizontaler Lage ruht. Ferner konnten sie feststellen, daß eine große Oeffnung in der Flanke des Schiffes vorhanden ist. Die Aufgabe der Taucher ist nunmehr, die Kabel, an deren freiem Ende Gewichte hängen, an den Hebelösen der „Pluviöse" zu befestigen, um das Schiff in die Höhe zu heben. Es ist dies eine schwie- Mit Robert Koch starb wiederum ein deutscher Gelehrter von Weltruf dahin, einer der Größten im Reiche der Wissenschaft. Seine grundlegenden Lehren, die Ergebnisse seiner Forschungen, fanden weit über Deutschland hinaus in allen Kulturländern begeisterte Anhänger und — Gegner. Koch hat sich nicht ge scheut, die Epidemien, denen seine Forschungen gal ten, an ihren Herden zu studieren, und mehr als ein mal wagemutig sein Leben aufs Spiel gesetzt. Seine Wissenschaft war ihm alles, sie bedeutete ihm mehr, als sein eigenes Leben. Robert Koch stammte aus dem Hannöverschen. Er ist am 11. Dezember 1843 in Klausthal rm Harz geboren, in Göttingen hat er Medizin studiert und als Assistent am Allgemeinen Krankenhause zu Ham burg jein erste praktische Tätigkeit als Arzt ausgeübt. 1866 ließ er sich dann als 23iähriger praktischer Arzt in Langenhagen bei Hannover nieder, verlegte seine Praxis aber bald nach Rackwitz in Posen und kam 1872 als Physikus nach Wollstein. 1880 berief man Dr. Robert Koch als ordentliches Mitglied in das Reichsgesundheitsamt, ernannte ihn zum Regierungs rat, drei Jahre darauf zum Geheimen Regierungs rat und betraute ihn mit der Leitung der deutschen Lholeramission nach Aegypten und Indien. Damals entdeckte er den Kommabazillus als Träger des Choleragiftcs. Im nächsten Jahre ging Koch als Cholerakommissar nach Frankreich und wurde im Jahre darauf zum ordentlichen Univcrsitätsprojesjor und Direktor des hygienischen llniversitätsinstituts in Berlin ernannt. 1801 übernahm er noch dazu die Leitung des neuerrichteten Institutes für Infektions krankheiten, die er bis 1901 in Händen hielt. 1896 unternahm Koch eine längere Reise nach Kapstadt, um hier die Rinderpest zu studieren. Koch wurde bereits 1890 zum Ehrenbürger der Stadt Berlin ernannt und oom König von Preußen durch Berufung in den Staatsrat ausgezeichnet. Seine letzte große Auslandsreise unternahm er als Leiter der vom Deutschen Reiche zur Erforschung der 2 ch l a f k r a n k- heit nach Ostafrika entsandten Expedition. 1908 wurde Robert Koch zum Wirklichen Geheimen Rat mit dem Prädikat Exzellenz ernannt. 1905 war er Träger des Nobelpreises für Medizin. Zahllose Orden aller Staaten wurden dem großen Gelehrten für seine unvergänglichen Verdienste um die Ausbil dung der bakteriologischen Wissenschaft verliehen, zahllose gelehrte Gesellschaften in allen Kulturstaaten ernannten ibn zu ihrem Ehrenmitglied. Koch war auch Gencralarzt-1. Klasse ü In srritv des preußischen Sanitätskorps. Seine Werke über Milzbrand, Tuber kulose, Lepra, Rinderpest. Bubonenpest, über die Tsetsekrankheit, das Texasfieber, tropische Malaria und das Schwarzwasterficbcr waren der Grund- und Eckstein einer neuen Wissenschaft. Exzellenz Koch stand im 67. Lebensjahre. Bis zu letzt war er mit einer großen Arbeit über Heil methoden bei Tuberkulose beschäftigt. Nun nahm ihm der Tod, dem er oft getrotzt, die rastlose Feder aus der Ha"8 Gewaltige Forscherarbeit hat den Namen Robert Koch unsterblich gemacht. Lerülnsnü Lang. (Geb. den 28. Mai 1810.) Von Fr. Katt. Ein Stück alten Münchens rollt sich vor unserem Geiste auf, wenn wir an den Liebling der Münchner, den alten Papa Lang denken, besten aristokratische Komik weit über 50 Jahre hinaus das Theater publikum dieser Hauptstadt in Entzücken versetzte. Ferdinand Lana, dieser wunderbare Interpret, des süddeutschen Volkshumors, Raimundsche Kunst, Raimundsche Volksseele verkörpernd, hat seit seinem Dahinscheiden, am 30. August 1882, keinen eigent lichen Vertreter in seiner feinen Komik, die ihm eigen war, gefunden. Kein Enmassier, wie Gustav Raeder, wußte er in seinen Rollen Wahrheit wiederzugeben, jene schöne Wahrheit, welche niemals in Possenreitzerei aus artet, die sich immer in den Grenzen höchster Kunst hält. — Noch im hohen Alter, wenn man diesem kleinen, wohlbeleibten Greis im grauen Rock, den glänzenden schwarzen Zylinder aus dem Kopf, auf der strahe begegnete, mutzte man sofort, da geht einer, der nicht so ist wie viele. Etwas Schalkhaftes blitzte in den braunen Augen, — Papa Lang war eben ein echter, rechter Komödiant, aber einer von denen, die noch die große Zeit mit erlebt hatten, da ein Eklair, ein Uespermann, ein Urban, vor allen Dingen die große Sophie Schröder, dem Münchner Hoftheater einen Weltruf verschafften. Unser Tausendsassa Lana stammte aus einer alten Künstlerfamilie. Musik und darstellende Kunst reich ten sich da die Hand. War doch sein Vater der kurfürstliche Violinist und Kapellist Theobald Lang, der mit dem pracht liebenden Kurfürsten Karl Theodor aus Schwetzingen nach München gekommen war (1783—1826), seine Mutter, die berühmte Sängerin Regine Hitzelberger, die durch die Fülle ihrer prächtigen Stimme, die glänzende Koloratur, förmlich blendete. Fürsten und Könige, sogar der gewaltige Kaiser der Franzosen, Napoleon, verehrten diese gottbegnadete Sängerin, was Wunder, wenn der Sohne es in sich fühlte, jenen seltsamen Rausch, als solchen kann man es wohl be zeichnen, ein Künstler zu werden, nicht Musiker, wie der Vater, ein Komödienspieler, wie der große Eklair, den er in einer silbernen Ritterrüstung als Balduin von Eichenhorst in Kotzebues „Kreuzfahrern" so glühend bewundert hatte. Dieses am 28. Mai 1810 in München geborene Bürschlein wartet denn auch seine Zeit ab, wird eine Art Komödiantenlehrling bei dem stimmgewaltigen Heldcnspieler Urban, und debütiert am 7. Juli 1827 auf der Bühne des Münchner Hoftheaters als Aegisth in Voltaires „Merope", der dann Rollen folgen, wie Fridolin im „Gang nach dem Eisenhammer", Alonzo („Preziosa"), Paris („Romeo und Julia"), Lorenzo tm „Kaufmann von Venedig", Kosinsky in den „Räu bern", Florizel im „Wintermärchen". — Recht und schlecht spielt er sich als Naturbursch' ein, — etwas Geniales erreicht unser Nand'l dadurch nicht. — Aber I Menschen kopieren, heut aussi machen, wie s die I Münchner nennen, das kann die Krott, der Lang; das soll ihm zu späteren Ruhm verhelfen. — In diese Zeit fällt eine lustige Geschichte, die Lang, den Luf tikus, er hat bei seiner Jahresgage von 200 Gulden immer Schulden, dem alten König Ludwig näher bringt. Man feiert im Gasthaus zum grünen Baum das 50jährige Jubiläum der alten Kramer. — König Ludwig erscheint als Ueberraschung und hält der würdigen Künstlerin die Augen zu, — sie soll erraten, wer da ist. „Jesses, das ist gewiß der Lang", ruft die Krä merin, „er kopiert die Majestät halt prächtig." „Oho — ich bitt' mir's aus, Lang — aber schön. — mir red' ich denn, — heraus mit der Ansprach." „Der Kabinettsrat Riedel soll einmal herauf kommen." „Riedel, schicken Sie doch morgen dem Hofschau spieler Lang aus meiner Kabinettskaste 200 Gulden." Die Stirne des Allergnädigsten rötete sich be denklich. „Oho, was macht er da für Allotria'? Na, er hat mich so trefflich kopiert. Da soll er eine Extra gag' haben." Lang, der Hallodri, hatte diesmal fein spekuliert. Auch das Tragische blieb bei dem jungen Künstler nicht aus. Am 25. November 1835, er hat in „De- mmselle Bock", dem lustigen Schwank, eine Meister leistung in der Charakterisierung des jüdischen Bankiers Heinfeld geschaffen, wird er auf der Rück kehr vom Theater an der Haustür des elterlichen Heims von Mörderhand durch einen Dolchstoß schwer verletzt. Trotzdem der Unterleib geschlitzt ist, das warme Blut durch die Pantalons sickert, hat er noch die Kraft, sich die vier Treppen hinauszuschleppen. Doktor Casanova, der Leibarzt des ehemaligen Vizekönigs von Italien, Eugen Beauharnais, stellt ihn nach langwierigem Krankenlager wieder her. — Am 9. Juni hat er ein außerordentliches Benefiz: das Publikum beglückwünscht ihn aufs herzlichste. Im April hatte Raimund in München gespielt. Für Lang wurde dieser Komödiant eine Offenbarung. Ein leuchtendes Vorbild ward ihm dieser feinsinnige, die Volksseele aushorchende Künstler, dessen drama tische Zauberphantasien entzücken, dessen meisterhaftes Spiel Lang berauscht. Gerade das Einfache im Spiel des Wiener Poeten zieht ihn an, so und nicht anders will auch er auf der Bühne wirken, ein Seelenbe- schwörer, ein Dolkshumorist im edelsten Genre werden. Als er dann in Wien all die Größen der drama tischen Volkskunst schauen darf — Raimund, Korn- theuer, Menzel Scholz —, wird's ihm klar: sein Feld liegt auch da, es muß nur tüchtig beackert werden -r- heim kehrt er. Als er am Fastnachtsdienstag 1833 als Staberl auftritt, jubeln ihm die Münchner zu. Seitdem ist der Lang eine große Nummer worden, bis zu seinem Dahinscheiden, am schönen Starnberger See, ein feiner, guter Künstler, kein Possenreißer. Zürich, Berlin, Hamburg, — so weit hat er sich