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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 28.05.1910
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1910-05-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19100528014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1910052801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1910052801
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-05
- Tag 1910-05-28
-
Monat
1910-05
-
Jahr
1910
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DezugS.Prei» D» »»» «k« trü«i «n» kv«»ttcun >»«l »<»>ich tn« H«»« Ebrach«: SO m»»«tt., L.7v^k »lertellätzel «e» »nlen, Nili«le» «. A«- »«-»«ftellen ad«ed»lr: 7L <4 «»tu, ».»» virKrllldri. v«r» »t« *»k: tt»«ch«ll> Dr»iiLl»nL« m>» d« »««Nch«» I»lmi>r» »irnrl>ä»el v>» ^U, «mmü. Ü» aulIchU Vosld«slell-kld. ftrrner m Brlgicn, Ltnimark, d«i> Donanstaat«, Ilaliru. Lurembara. «irdrrlan»». Am» weaen, Oesterreich-l>»garn. Rußland, Schwede«. Schwei» «. Lpantml. 8» alle» übrigen kteaien nur dirrk» durch dl» <ß«icht>t»l!rlle »e« Watte» «rhtttlich. Da« LeivPg«, taaedlatt «rlcheim 2 mal ltgllch, kann» n yelcri«« nur «argen«. Vdonae» e»i»Nm>«bm». AuguNusplatz 8, Hel unteren Drägern, «Vitalen. Lvedtteurmi und Lanabmellellen. Ima» Postämtern und Briefträgern. Ulngalderlauf«»»«»» »er «argmi» «s-ad» lll dar Adendanlqadr L »d. Redaktion ,«d «ekchäfräkeller Johann,«gaste «. Sarnwrechari I46SL I46W. 146V4. Morgen-Ausgabe. 'tlpugtrLagcblait Handelszeitung. Amtrklatt Les Rates und des Volizeiamtes -er Lta-t Leivzig. Anzeigen-PreiS Or Inter-,e au« t/ewlig »no Umqebunq di« Sgetnaltene SO nun breit« Betitel« L 4, dl» 74 Mt» breit« Reklame,eil« l »m> autwärr« ReNamen l.Ä) Jnterale ran Bebbrden «m amtlichen Teil die 74 mm trrtt, Vettt»ril» 40 ch. »eichäir»anlei,en mit B advorlchrtstru an» t» »er Rbendausaade im Preil« erhöbt. Rabatt nach tarck Beilagegebstbr L ». Lautend exkl. Postgebühr. Festerteilt« «ulrränr ttnnen mcht »urstck- aejogen werden. Für da» scheinen an bestimmten Tagen und Pläyen wir» kein« töaranti« übernommen. Innigen, elnnahme, Nugustu-platz 8, bei lämilichen Filialen u. allen Annoncen- Expeditionen de» Zu» und Auslände«. VMivt-Slltale VerNu: <«rl D„licker. Her,ogl. Bahr. Hofbuch» baudlung, Lützotostiaße KT <Tc.«phan Vl., Ar. 4M3). Haupt-Jlllale Lreädenr keestrak« «, l (Telephon 4627). der gesamten Partei gestimmt hätte. Die po- I litischen Folgen aber hätten sich nicht nur auf die eigene Partei erstreckt, sondern natürlich auch das Verhältnis zu den Nachbar parteien beeinflußt, denn es wäre ganz zweifellos bei den nächsten Reichstagswahlen die Verständigung mit der Fortschrittlichen Volks partei überaus erschwert oder direkt unmög lich gemacht worden, wenn die nationalliberale Fraktion im liberalen Sinne diesmal versagt hätte. Es ist eine selbstverständliche Pflicht, der Fraktion dafür zu danken, gerade weil es ihr nicht leicht gewesen sein wird, diese einmütige Haltung zugunsten des liberalen Gedankens zu bewahren. Sie hat sich tapfer an die Seite der Reichstagsfraktion gestellt, die in der Reichs finanzreform ein gutes Beispiel gegeben hat. Das soll den preußischen Nationalliberalen nicht vergessen werden. Man sollte nunmehr aber auch diese gute Gelegenheit nicht ungenützt vorübergehen lasten und sofort eine Verstän digungsaktion der gesamten bürgerlichen Linken einleiten, um den gerade jetzt sicher auf allen Seiten vorhandenen guten Willen nicht erst er kalten zu lasten. Die Vorlage ist durch die Erklärung des Ministerpräsidenten materiell und durch die Zurückziehung der Resolutionen zur Vorlage auch formell erledigt worden. Es bleibt also jedem unbenommen, am Grabe dieser Vorlage die Hoffnung auf ihre Auferstehung in neuer, besserer Gestalt aufzupflanzen. Denn daß die Wahlrechtsbewegung mit diesem Scheitern der Regierungsvorlage nicht endgültig erledigt ist, das ist so sicher, wie die Erfüllung eines Natur gesetzes. Ob die neue Vorlage nun freilich von dieser Regierung oder einer anderen ein gebracht wird, mag zweifelhaft sein. Aber daß eine neue Vorlage kommt, und daß sie ganz andere Konzessionen dem Volkswillen bieten muß, steht Heu e schon absolut fest. Zu dieser Möglichkeit haben die preußischen National liberalen das Beste beigetragen, und die Wähler schaft wird dieses Faktum gut im Gedächtnis behalten. Dafür sorgt schon die Sozialdemo kratie, die mit Ingrimm das prächtige Argu ment des „nationalliberalen Volksverrats" ihren Händen entwunden und damit ihre schönen Wahlfelle davonschwimmen sieht. * Stlmmungsdllü. o. Berlin, 27. Mai. (Priv.-Tel) Nachdem der Ministerpräsident v. Bethmann Holl weg bald nach 11 Uhr als erster Redner das Wort zur Wahlrechtsoorlage erhalten hatte, deren fünfte Lesung vorzunehmsn des Abgeordnetenhauses Aus gabe war, drängten die Abgeordneten in dichten Scharen nach vorn, um seinen Platz zu umsäumen, aber der Präsident o. Krächer wehrte ab und scheuchte alle auf die Plätze zurück. So bot denn der «aal den Anblick einer schön geordneten Versammlung: die meisten Plätze waren besetzt, und nur an den äutzersten Seitengängen längs der Regierungsestrade sah man einige Abgeordnete stehen. Das ganze Haus war bereit, die Eröffnungen der Regierung entgegen zunehmen. Die Regierung bleibt bestehen bei ryr-.n Herrenhaus-Erklärungen; sie will die Herrenhaus- beschlü'io und nichts anderes. Ein leises gvuvcr- nementales Bravo ertönt. In der Form ist die Er klärung und das ganze Auftreten des Kanzlers schein bar auf größtmögliche Schonung gestimmt. Nach ihm steigt der kleine Herr v. Hcydebrandt (Kons.) dis Stufen zur Rednertribüne hinauf, nimnit aber neben ihr Posten und erklärt auf einen Zuruf an die äußerste Linke- „Ich spreche von dem Platze aus, der mir gefällt." Auch er redet leise, nicht slbars, weit bleiben seine Ausstihrungcn zurück hinter der bekannten Reichsiagsrede aus den Tagen der Reichsfinanzresorm. Man erfährt, daß die Kon- sernativen nicht für den Zentrumsantrag, der die Beschlüsse dos Abgeordnetenhauses wiederherstcllen will, stimmen werden. Also keine Verabredung zwischen beiden? Eine geheime Abmachung mutz doch wohl bestehen, und man wird sich im Lause der Abstimmungen wobt noch zusammenfinden. Konnte man also glauben, daß Herr v. Heydebrandt in dieser Sache Versteck spielte, so rückte er gegenüber der Re gierung offener heraus: das hatte man nicht erwartet. In einer Tinzclsrage. der Dnltelung, diese Festigkeit? Die Konservativen ihrerseits können nicht weiter ent- geaenkommen — wenigstens die Konservativen des Abgeordnetenhauses —, denn, fast scheint Herr o. Heydebrandt das hier zu vergessen, die Konser vativen des Herrenhauses hoben ;a den Negierungs wünschen, die dem Antrag Schorlcmer über die Dritte- lung zugrunde lagen, zur Annahme verhalfen. Schließlich bezeichnet der konservative Führer die Stellung, auf dis sich nunmehr seine Partei zurück ziehen wird: die geheime Wahl war nur ein Zu- ,eständnis an die brsondsren Zeitumstände, grund- ötzlich wird nach wie vor an der öffentlichen Wahl ejtaehalten. Herr v. Bethmann Hollweg läßt den Handschuh nicht liegen, er nimmt ihn auf, aber er gönnt auch in diesem Augenblick noch den Konservativen und dem Zentrum ein verbindliches Wort. Doch schließlich soll es auch für die Regierung eine Grenze des Entgegen kommens geben. Nun erhielten vier weitere Parteiführer das Wort: Herold (Ztr.), Friedberg (Ratl.i, Frhr. v. Zedlitz (Freikons.) und Fischbeck (Fortschr. Vpt.). Nicht in jeder Beziehung sind diese Reden groß zügig. Friedberg fesselt durch die Klarheit seiner Ausführungen. Die Nationalliberalen, für die er spricht, erscheinen heute völlig einig. Walteten auch über den Wert der Herrenhausbeschlüsse Meinungs verschiedenheiten ob, so sind doch auch diejenigen Ab geordneten, die ihnen wohlwollend geaenüberstanden, zu der Ansicht gekommen, daß diese Beschlüsse einer Ergänzung bedürften und durch die Anträge von der Gegenseite ist vollends die Einigkeit besiegelt: diese Anträge sind für alle unannehmbar. So fühlt denn Friedberg seine Position genügend gefestigt, um zum Angriff überzugehen. Dabei schont er weder den Frhrn. o. Zedlitz, dem er zurust: „Du hast's erreicht, Oktavio!", nämlich das Scheitern der Reform, noch die Ratgeber von links, die von einem Umfall der Nationalliberalen gesprochen hatten. Der Regierung dagegen, wenn er rhr auch nicht als Jasager gegen- übsrlritt, sondern die Vorlage ablehnen will, widmet er ein freundliches Wort und erwartet Besseres von der Zukunft. Auch Herr v. Zedlitz wirft um sich, dre Naticmalliberalen und auch die Konservativen be kommen von ihm allerlei Unangenehmes zu hören, während er die Regierung ungeschoren läßt, de: wiederum von Fischbeck (Fortschr. Vpt.) wegen ihrer anfänglichen Unentschlossenheit der Text gelesen wird. Inzwischen hat sich, wir es bei solchem stundenlangen Beisammensein zu gehen pflegt, eine gemütliche Stimmung eingefunden, und irgendein Wortverjehen des Redners erregt größte Heiterkeit. Der Pole v. Jagdzewski und der Sozialdemokrat Ströbel ver mögen diese Stimmung nicht in tiefen Ernst zu wandel». Nachdem so die Reihe umgegangeir isi, fangt man wieder von vorn an. Ein konservativer Reoner, der schlesische Frhr. v. Richthofen, und der Nativnalliberale Schiffer (Magdeburg) rechnen noch einmal gegenseitig und mit den anderen Faktoren ab. Damit geht die Generaldebatte zu Ende und die erste Abstimmung läßt den Block der Konser vativen und des Zentrums wieder in die Erscheinung treten, so auch weiter bis zu 8 4. Die gemütliche Stimmung hat weiter um sich gegriffen. Als niit anderen Abgeordneten auch Lehnert, der ge fürchtete Sozialdemokral, aufs Wort verzichtet, erhebt sich ungeheurer heiterer Beifall. Dann kommt der Schicksaleparagraph 6. Er behandelt die Drittelung. Hie. rücken wieder die Redner an, Frhr. v. Zedlitz, Friedberg und Borgmann (Soz.). „Geh' in ein Kloster. Ottavio, und verlaß diese sündige Welt!", so muß sich der heute viel geplagte Frhr. v. Zedlitz von Herrn Borgmann zurufen lassen, und das aauzp Hau» amüsiert sich. Ein anderer stellt sich auf die Tribüne und fragt in das Haus hinein: „Soll ich reden?" Als ihm entgegentönt: „Rein!", verläßt er mit leichter Handbewegung den Platz. In der Abstimmung falb:» sämtliche Anträge. Die Konservativen haben osi ihrem Drittelungsantrcg nicht das Zentrum zum Bundesgenossen, sondern zur allgemeinen Heiterkeit nur die Sozialdemokraten. Das Zentrum hat ebenfalls für seinen Antrag nicht die Unterstützung der Konservativen. Also hier bricht der schwarz-blaue Block auseinander. Das konservativ klerikal: Kompromiß kommt nicht zustande. Wie nunmehr als letzte Fassung der Herrenhausbeschluff über dre Drittelung zur Abstimmung gestellt rrsird erheben sich die Freikonservarioen geschlossen und dte Nationallibcralen zum größten Teil. Damit ist auch der Herrenhausbeschluß gefallen, und man steht vor einem großen Loch. In dieses Loch tritt — man gestatte den Ausdruck — der Ministerpräsident mit der Erklärung: Die Re gierung legt leinen Wert auf die Weiterberatung der Vorlage. Lautes Bravo auf der Linken erschallt, aber kaum lann es der Ministerpräsident noch hören, denn er hat sofort den Saal verlassen. Der amtierende Vizepräsident Dr. Porsch beraumt die nächste Sitzung an. Die Abgeordneten verlosten langsam den Saal Die Beratung der wichtigen, nunmrhr ge scheiterten Vorlage ist vor sich gegangen, ohne daq von der neuen Einrichtung der Hauspolizei Gebrauch gemacht werden nutzte. Das ist ein kleiner Trost. Semlches Keich. Leipzig, 28. Mai. * Zuständigkeit des Reichsgerichts. Aus Berlin wird uns berichtet: Das am^Freitag ausgegebene Reichsgesetzblatt veröffentlicht das Gesetz über die Zuständigkeit des Reichsgerichts vom 22. Mai 1918 und das Gesetz über die Rechtsanwalts ordnung von demselben Datum. * Im Reichstagswahlkreise Dresden-Neustadt wird, nach der „Frkf. Ztg", die Fortschrittliche Volks Partei voraussichtlich Dr. Dohrn aus stellen, für den wahrscheinlich auch die Natio- nallioeralen stimmen, denn nur unter dieser Bedingung wird die Partei von einer eigenen Kan didatur in Dresden-Altstadt, wo das Mandat des Natronalliberalen Dr. Heinze durch den Sozial demokraten Dr. Gradnauer stark aefährdet ist, ab sehen. Es ist fraglich, ob der sozialdemokratische Ab geordnete Kaden, der jetzt das Mandat in Dresden- Neustadt besitzt, sich wieder ausstellen läßt, da er sich von einer Erkrankung nicht genügend erholt hat. Die Antisemiten wollen den Glasermeister Wetz- lich wieder aufstellen. Angeblich tragen sich auch oie Konservativen mit der Absicht einer eigenen Kan didatur in diesem Wahlkreise. * Zu den angeblichen Aeußerunpen des Abg. Merkel über die „Hegemonie Oesterreichs" veröffent lichen jetzt die „Dresdn. Reuest. Nachr" recht inter- essante Mitteilungen. Wie erinnerlich, waren die dem Mistster Grafen Vitzthum in den Mund gelegten Bemerkungen offiziös dementiert worden. Dem- gegenüber teilen die „Dr. N. N." mit, daß der Abg. Merkel zu drei Landtagsjournalisten seinerrett folgendes gejagt habe. ,Hch mache Ihnen hier wich- tige Mitteilungen für die Oesfentlichkeit, gebe Ihnen mein Ehrenwort, daß alles so ist. wie ich es Ihnen hier oortragc, und stehe für die Rich, tigkeit der zur Veröffentlichung empfohlenen Angaben mit meiner Person ein." Die drei Jonri a> listen waren nicht wenig erstaunt, als dann die Gc schichte mit der möglichen Hegemonie Oesterreichs kam. Einer der drei Journalisten H it sich infolge des Dementis an den Abg. Merkel gewandt mit der Frage, wie er sich dazu verhalte, daß die Hegemonie geschickte als erstunken und erlogen bezeichnet werde. Daraus habe der Abg. Merkel dem betr. Journalisten in einem merkwürdigen Brief geantwortet, in dem es heißt: , „Ich habe Ihnen und Ihren beiden Kollegen kein Wort und keinen Satz aus den vertraulichen Mitteilungen der Finanzdeputation K mitgeterlt, sondern, nur im ganzen meinen persönlichen Ein druck geschildert, der auf das Vorhandensein eines sperifisch sächsischen Partikularismus bedauerlicher weise hinauslief. Ich habe nicht aus Worten des Ministers zitiert, sondern nur gesagt. Wenn man so etwas mit anhören muß, kommt man veinohe auf den Gedanken, als glaube man in solchen Köpfen noch an die Möglichkeit einer späteren Wiederherstellung dec Hegemonie Oesterreichs in Deutschland." Nun heißt es allerdings an einer weiteren Stelle noch in dem Brief, Herr Merkel „könne dem Minister bezeugen, daß der Minister Aehnliches in der Finanzdeputalion K nicht einmal angcdeu- tet, geschweige denn gesagt habe'. Woher Kat aber dann Herr Merkel den Eindruck gehabt, daß dieser ungeheuerliche „Gedanke an die Möglichkeit einer Hegemonie Oesterreichs in solchen Köpfen noch ge glaubt" werde? Die „Dresdn. N. N." schreiben dann noch zum Schluß: „Für diesen vollkommenen Wider spruch wird Herr Merkel keinesfalls eine befriedigende Lösung geben können. Unerhört ist es, daß ein säch sischer Volksvertreter mit so ernsten Dingen in einer Weise spielt, die nur dazu dienen kann, die sächsischen Interessen in andern Bundesstaaten auf das empfind lichste zu schädigen. Man kann es keiner Fraktion übelnehmcn, wenn sie mit solchen Politikern reinen Tisch macht." " Abg. Merkel versendet an die Presse eine reich lich lange Antwort auf die „Erklärung" des Abg. Dr. Kaiser über das Zustandekommen des Kommff- stonsberichts in der Angelegenheit Langhammer. Da diese Antwort in formaler Beziehung die gebotenen Grenzen nicht innehält, und da in der ganzen Sache die Fraktion ihre Entscheidung bereits gefällt und ihr Votum veröffentlicht hat, halten wir es nickt für nützlich, die Kundgebung des Abg. Merkel ao- zudrucken. * * Der Kaiser leidet an einem Furunkel an der rechten Hand, in der Gegend des Handgelenks; er ist deshalb genötigt, di« Hand zu schonen. — Rach einer anderen Version ist der Kaiser an der einen Hand ge schnitten worden. Wie verlautet, ist die kleine Operation des Kaisers durch einen Insektenstich notwendig geworden, der eins ziemliche Schwellung heroorries. Um jeder Gefahr einer Blutvergiftung vorzubeugen, ist dre Geschwulst, die ganz unbedeutender Natur ist, geschnitten worden. Der Kaiser, der sich in Behand lung des Generalarztes Dr. von Jlberg befindet, kann die Hand ohne jede Störung gebrauchen und darf ausgehen. Wegen dieser leichten Erkrankung ist der Besuch in Altmadelitz beim Bankier Delbrück, der für Freitag anaesagt war, aufgegeben worden. Das Befinden des Kaisers ist rm übrigen vorzüglich * Zur Begrüßung San Giulianos. Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt in einem Begrüßungsartikel zu der Ankunft des italienischen Ministers des Aeußern: „Marquis di San Giuliano fft hier einer sym pathischen Aufnahme siche:, die den freund schaftlichen und vertrauensvollen Beziehungen des Deutschen Reiches zu den, verbündeten Italien ent spricht, wie der hohen Achtung, die seiner Person in Deutschland entgegwigebracht wird. Wir heißen den hervorragenden italienischen Staatsmann herz lich willkommen." * Noch eine Erfindung. Das „Echo de Paris" läßt sich aus London Angaben über eine Unterredung des Kaisers mit dem König Georg telegraphieren, die sich mit Persien beschäftigt haben soll. Wie die „T. N." nach Erkundigung an zuständiger Stelle feststcllen kann, sind auch diese Angaben erfunden. Der Kaiser hat mit dem König überhaupt nicht über poli tische Fragen gesprochen. * Das Kammcrgerichtsgutachten über die Hellseld- Angelegenheit. Wie die „Inf." erfährt, ist das Gut achten des Kammergercchtes über die Hcllfcld-Aiige- legenheit jetzt fertigacsteNt worden und wird in aller nächster Zeit dem Justizministerium zugehen. Letz teres hat nur eine formaljuristische Prüfung an dem Schriftstück vorzunehmen und kein Ober^uiachten ab zugeben. Es ist also zu erwarten, dag das Justiz Ministerium demnächst das Gutachten an den Kam petenzgerichtshof überweist und gleichzeitig dem Mi nister der Auswärtigen Angelegenheiten hiervon Mit teilung macht. Die Ueberweisung an den Kompetenz gerichtshof ist zunächst nur ein formaler Akt, da er nicht in Permanenz tagt, sondern erst zusammenbe rufen werben muß. Die Bearbeitung des Gutachtens lag dem 8. Zivilsenat (Senatspräsident v. Linsingen) ob, nachdem das amtsgerichtliche Gutachten über den Rechtsstreit eingegangen war. * Die Reichstagskommisjion für die Reichsver- sicherungsordnnng begann ihre Arbeiten und nah»: u. a. zu 8 14 einen Zentrumsantrag an, nach dem die Vertreter der Arbeitgeber und der Ver sicherten nach den Grundsätzen der Verhältnis wahl gewählt werden sollen. * Der Seniorenkonvent des preußischen Abgeord netenhauses tritt, wie verlautet, Sonnabendvormittag zusammen, um sestzustellen, welche Vorlagen noch er ledigt werden sollen. Man hat nicht oie Absicht, noch lange zusammen zu sein. Voraussichtlich wird der Schluß der Session in den allernächsten Tagen erfolgen. * Di« Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiff brüchiger hielt am Freitagvormittag in München ihre 4-1 Hauptversammlung ab, zu der Vertreter aus allen Küstengebieten und von vielen Binnenbezirks vereinen erschienen waren. Nachdem der Vorsitzende, Nebelthau, die Versammlung begrüßt batte, sprach PrinzLudwig von Bayern feine herzlichsten Glück wünsche für die Gesellschaft aus. Aufgabe des Ver- eins fei nicht nur, in der Seenot Befindliche zu retten, sondern auch für die Hinterbliebenen der aus See verunglückten Rettungsmannschaften zu sorgen. Alle Bestrebungen, welche das Deutsche Reich angehen, klr. 14S. Das Wichtigste. »In Möckern bei Leipzig versuchte gestern der 18 jährige Drogistenlehrling Köhler die 51jährige Wirtschafterin Dathe zu er- morden und zu berauben. Als sein Plan scheiterte, beging er einen Selbstmordversuch. (S. d. bes. Art.) * Nachdem daspreußischeAbgeordneten- Hans sämtliche Abänderungsanträge zu 8 8 der Wahlrechtsvorlag« (Drittelungsbezirke) und sodann gegen die Stimmen der Natronalliberalen und Freikonservativen den Paragraphen selb st abgelehnt hatte, erklärte der Minister präsident namens der Staatsregierung, daß diese auf die Weiterde ratung des Gesetzentwurfes keine« Wert mehr lege. Hierauf wurde di« Sitzung geschloffen. (S. Leitart. u. Sitzungsber.) * Die gestern in Berlin begonnenen Eini- gungsverhandlunge» im Baugewerbe find auf heute vormittag vertagt worden. Nach dem offiziösen Tommunigus find di« Anssichten aus eine friedlich« Beilegung zurzeit ziemlich gering. (C. d. bes. Art) * Der König von Dänemark nahm die Demission des Ministeriums Zahle an. (S. Ausl.) * Fürst Nikita von Montenegro will aus Anlaß der bevorstehenden Jubiläumsfeierlichkeiten Montenegro zum Königreich erheben. (S. Letzte Dcp.) * Ströme haben das Wrack der „Pluviöse" versetzt, dessen Hebung noch immer nicht ge lungen ist. Man muß immer mehr damit rechnen, daß die gesamte Besatzung umgekommen ist. (S. d. bes. Arr.) * In Newmarket (Grafschaft Cork) ist es er neut zu blutigen Zusammenstößen zwischen den Anhängern Redmonds und O'Briens gekommen. (S. Ausl.) * Der Dickster Julius Wolff ist erkrankt. (S. Feuill.) Oss Scheitern üer prentzilchrn Wahlrechtsreform. Man darf den 27. Mai den Schicksalstag der preußischen Wahlrechtsreform nennen, denn an diesem Tage hat es sich im preußischen Abgeord netenhaus begeben, daß die Vorlage in der Herrenhausfassung, die von der Regierung in spiriert war, keine Mehrheit fand, und daß der Ministerpräsident erklären mußte, die Regierung lege auf die Weiterberatung keinen Wert. Aber man wird den Tag deshalb noch lange nicht einen Unglückstag heißen dürfen. Viel mehr halten wir dieses Scheitern des ganzen Reformversuchs für die vorläufig beste Lösung. Konservative und Zentrum zusammen hätten der Vorlage zur Annahme verhelfen können. Da aber das Zentrum durch die neuen Dritte- lungsbestimmungen für die Urwahlbezirke sich geschädigt fühlte, wohl auch glaubte, darin eine Zurücksetzung erblicken zu müssen, da sie ganz offenbar zu dem Zwecke eingebracht waren, die Nationalliberalen für die Majorität zu ge winnen, so fanden es die Konservativen für opportun, dem Zentrum zuliebe nicht für diese Paragraphen der Vorlage zu stimmen. Viel leicht hat sie dabei auch der Gedanke be einflußt, daß eine Brüskierung des Zen trums praktisch zwecklos sei, da die erhoffte Abschwenkung der Nationalliberalen doch nicht zu erreichen war. Und damit ist das wichtigste politische Ergebnis dieser ganzen Affäre bereits ausgesprochen, nämlich daß die preußischen Rationalliberalen standhaft ge blieben sind und sich nicht zur Zustimmung haben bewegen lassen. Es ist heute nick mehr so wichtig, zu untersuchen, welcke Motive dabei mitgesprochen haben. Sollte wbei den grund sätzlichen liberalen Beden^n die .taktischen Erwägungen der unabwendbaren Fo> en einer anders gerichteten Entscheidung schwer in die Wagschale gefallen sein, so schadet das gar nichts. Im ganzen Lande Preußen, ja im zanzen Deutschen Reiche ist eine so starke St > nung gegen die Reform der preußischen WaU ^chts- oorlage in nationalliberalen Kreiscn ent standen, daß auch die prer-stihe Kammer fraktion sich diesem Drucke >ihat entziehen können. Mit Ausnahme der 'yarf umgrenzten Einflußsphäre der rheinisch-w stnilisch.'n Groß industrie hat der gesamte Nati nallibrraliemus sich gegen die Zustimmung gestemmt, and es wäre eine unheilvolle Zerrüttung ,n den eigenen Reihen unausbleiblich gew en, wenn die Fraktion gegen diesen deutlichen Willen Sonnadenü, üen 28. Mal 1910. 104. Jahrgang.
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