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Bezuqt-Prn» lvr L«tpjta m>» «»ron, durch »»irr» trägrr un» Epetilrur« 2mat ttgllch m« H»u» -rbrachl: vv monatl., L.7U^U »irrteyidrl. vr« onsern Fitialr» u. «iw «lhmküellru -bqrbvli: 7» -- m»natl„ r.rs »lerlrliädrl. Lurch »t« Vok! innkrlmld Lruitchland« und der deutsche» «olonirn vterielitdrl USt» monatl. lFi» aurlchl. Postbrftrllgkld. Frrner m Belgien, Tinemari, den Donaustaaren, Italien, Lureindurg, Niederlande, Nor wegen. OeNerrelch Ungarn, Rußland, Schweden, Schweiz a. Spanien In allen übrigen Staaten nur direkt durch di, «ejchii„l!«lle de« Blatte« erhSUlich. Ta« Leiv,iger Tageblatt erichrmi 2 mal liglich, Sonn- ». Feicriag» nur morgen», iüvonnea enl-Ä»na0n>e. Augutluiplatz 8, tei unteren Trägern, Filialen, Spediteuren und Annahmestellen, sowie Postämtern uao Briesträgern »ingelverkausspret» »er Morgen, iutgabe >0 der ü,dendau»qab« ll ch» Sirdaktton und <S«cchäft»kell«i Johannisgasse 8. Fernsprecher: I4Ü!tL >4688. 1468«. Nr. 137. Abend-Ausgabe. M-WigerTagMaN Handelszeitung. Amtsblatt Les Rates und des Rolizeiamtes der Ltadt §e^ig. Anzeigen-Preis str Inserat« au« Leiv,,g und Umgedunq d>« Sgespalt«ne SO mm breit« Petitzeil« 2b di« 7« mm breit, Keklameteil, l von auswärt» 80 H, R,Namen l.2l) Inserate v»n Bebirden im amtlichen Teil di, 7« mm breit, Petit,eil, 40 4. s>eschäst«anzeigen MU P agvorschristen an» in der Sbendau-aabe im Preise erhöht. Rabatt nach Taris. BeilagegebLbr b p. Tausend extl. Postgebühr. Fester«eilte Anlkräge linnen mchl zurück- gezogen werden. Für da» Erscheinen an belttmmten Lagen und Pläxen wird lein, Garantie übernommen. Anzeigen-Annahme: Nugustustplltz 8, bei jämllichen Filialen u. allen Annoncen- ltkpeditionen de» In» und Au»landet>- Vailpk-Ailtal« Berlin: larl Duncker, Herzoql. Vahr. Hosduch- Handlung, Lützowstiaßeiü. iTe.evhoN VT, Nr. 4608). Haupt-Ltllal« Lre-den: Secitrube ,, I tTelephoa 4Ü2l). /reltsg, »en 20. Msl isio. 104. Jahrgang. politilche llachrichlen. Zur Klage Langhammer kontra Dr. Zoephel. Die „Deutsche Tagesztg." und sächsische konserva tive Blätter wollen erfahren haben, daß in der Streitsache Langhammer kontra Dr. Zoephel der Rechtsanwalt des Herrn Lang hammer, Herr Freigang, Herrn Rechtsanwalt Dr. Zoephel mitgeteilt habe, daß die angekündigte Klage aus Gründen juristischer Art nicht werde er hoben werden. — Dazu erklärt auf eine Anfrage Herr Rechtsanwalt Dr. Zoephel, das sei ein Irrtum. Es sei ihm die Nachricht zugegangen, dasi Herr Rechtsanwalt Freigang zurzeit krank sei und sein Stellvertreter wegen des Umfanges der Materie und sonstiger Ueberlastung mit Geschäften seinem Kollegen Freigang die Behandlung der Angelegenheit Vorbe halten wolle. Eine Erklärung, dasi die Klage nicht erhoben werden solle, liege nicht vor. Besuch des russischen Zarenpaares in Darmstadt. Darmstadt, 20. Mai. (Privattelegramm.) Das russische Zarenpaar wird am 2t. August am hiesigen Hofe erwartet und im Jagdschloß Wolfs- garten Wohnung nehmen. Zur Beisetzung König Eduards. Anlählich der heutigen Beijetzungskeier König Eduards sind nicht in London nur alle Bank häuser und die Börsen geschlossen, sondern auch die grosien Warenhäuser haben teilweise ihren Betrieb eingestellt oder für die Zeit der Beisetzung einzustellen sich entschlossen. Ebenso sind alle öffentlichen Gebäude geschlossen, auch die Schulen feiern. Weiter liegt folgendes Tele gramm vor: London, 20. Mai. (Tel.) Die Geschäfte blei ben heute in den Strahen, die der Trauerzug passiert, geschlossen. Die Ladenbesitzer verkauften Zu schauerplätze zwar gestern abend zu viel niedrigeren Preisen als früher, wenngleich der billigste Platz immerbin noch eine Guinee kostete. Das Wetter war gestern abend und heute früh trübe und schwül und neigte zur Eewitterbildung. Eine zahlreiche Volksmenge stellte sich schon gestern am frühen Abend in den Straßen auf. Mele hatten sich im Hydepark eingesunden, in der Hoffnung, daß sie im Freien übernachten dürften, doch wurden sie um Mitternacht, zur Zeit des gewöhnlichen Torschlußes, ausgewiesen. Die Zahl derer, die die Auf bahrung sich angesehen hat, wird aus 400000 geschätzt. Zn Leipzig haben aus Anlaß der Beisetzungs feierlichkeiten die Reichsgebäude, in Berlin haben alle öffentlichen Gebäude halbmast ge flaggt. Pariser Arzte und der Arbeiter-Sqndikats- verband. Paris, 20. Mai. (Tel.) Dem aus etwa 100 Aerzten bestehenden nationalen Syndikat Italien-Preise. Dialog zwischen Maler und Schrift steller. Don Otto Flake. A., Schriftsteller, erhält in Rom eines Morgens einen Brief aus der Heimat: ein junger Bildhauer seiner Bekanntschaft sah ein, daß er sich erleichtern müsse. Der Ton des Briefes ist so, als stürme der Schreiber persönlich ins Zimmer und als wäre die Zeitungsnotiz, die ihn aufgeregt, noch druckfcucht. Zeitungsnotiz: M., Maler und gemeinsamer Freund, hat einen vierstelligen Rom-Preis erhalten: da es ein Rom-Preis ist, muß er ihn eben in Rom verzehren, und eben darüber kann sich der Bildhauer nicht beruhigen. Er ist unparteiisch genug, nicht zu sagen: Das wäre etwas für mich gewesen, sondern: Das wäre etwas für einen Bildhauer. Man muh daraus schließen, daß nach seiner Ansicht ein mo derner Maler nichts in Rom zu suchen hat. Aber er ist nicht so fanatisch, er sagt nur: ein moderner Maler könne überall sonst unbefangener lernen als in Rom: er zählt die Stellen auf, die ihm paßender erscheinen: Paris, vor allem natürlich Paris, Stadt und Land schaft Paris: Brüssel, Brügge, der in abendlichen Pastellsarben verglühende Hasen Amsterdam: die lyrische, weite Melancholie der Lüneburger Heide; das scharfe, blaue, kalte Licht Norwegens, das in Brünstigkeit verschwimmen wird: der Grünewald, seit ihn Leistikow entdeckte: kurz alles, was musika lischer Akkord, geöffnetes Hintergrundsgefühl, Ueber- gang und Auslösung ist. Die Kunst ist nordländischer geworden, sie liebt das Komplizierte, nicht das Ern- iache, die Stimmung mehr als die Linie, das Un endliche vor dem Geschlossenen. . . . Der Bildhauer lommt, nachdem er über seine Anschauungen keinen Zweifel gelaßen hat, auf den besagten Maler zurück und empfiehlt A., ihn immerhin in Rom aufzu suchen. — A. läßt einige Wochen verstreichen, bis er den Stipendiaten M. eines Abends in den Margherita- siilen, dem großen römischen Variete, antriffi, ganz entzückt über die gepuderte Abendlichkeit eines von Kronleuchtern strahlenden Saales, den Eakewalks durchfluten, dem spaniscbe Tänzerinnen (der Teufel weiß, wie alle diese Weiber den Beruf ihrer Beine entdecken) die Feerien ihrer Deßous vortanzen. Man begrüßt sich, man raubt sich gegenseitig die deutschen Zigarren noch vom Munde weg, erledigt da für soziale Medizin wurde auf sein Ersuchen der Zutritt zur Arbeitsbörse und damit die Aufnahme in den allgemeinen Arbeiter- und Syndikatsverband gewährt. Das Ansuchen war be reits dreimal vergeblich gestellt worden und wurde damit begründet, daß mehrere Aerzte wegen der von ihnen bei Arbeitsunfällen ausgestellten Zeugnisse von den Unternehmern gerichtlich belangt und verurteilt worden waren, und daß der allgemeine Arbeitsverband deshalb die Pflicht habe, die Aerzte zu schützen. Die Wahlen in Bosnien. Zum ersten Male haben in diesen Tagen in den neuangegliederten Gebieten von Oesterreich-Ungarn die Landtagswahlen stattgefunden, lieber deren bis heriges Resultat liegt folgendes Telegramm vor: Serajewo, 20. Mai. (Telegramm.) Gestern be gannen die Wahlen für den neuen Landtag, und zwar mit den Wahlen in den Landgemeinden. 04 Mandate gelangten zur Besetzung, davon sind sieben der katholischen, neun der mosle- mi tischen und 18 der serbischen ortho doxen Wählergruppe vorbehalten. Sämtliche serbisch-orthodoxen Mandate fielen der serbischen Na tionalorganisation zu und sämtliche muselmanischen Mandate der moslemitischen Nationalorganisation. Von den 7 katholischen Mandaten gewann die Ka- tholicka Undruga, das ist die kroatische Partei des Erzbischofs Stadler, zwei Mandate. Die übrigen fünf Mandate fielen der Hrvatski Zajednica, nämlich der gemäßigt katholischen Wirtschaftspartei des Vize bürgermeisters Alandic von Serajewo, zu. Zur Kretafrage. Die Kretenser wollen nicht klein beigeben, denn sie haben beschloßen, die muselmanischen Mitglieder der Nationalversammluna nicht zu den Sitzungen zuzulaßen. Folgendes Telegramm unterrichtet über die Lage: Kanea, 20. Mai. (Tel.) Zn der Nationalver sammlung entwickelte gestern der Chef der pro visorischen Negierung, daß diese alle diplo matischen Mittel anwenden wolle, um an der gegen wärtigen Lage nichts zu ändern und an der Pro - tektion der Schutzmächte fest zuhalten. Die Nationalversammlung erteilte der Regierung ein Vertrauensvotum. Venizelos machte Mitteilung von der Warnung des Konsuls, dem Könige der Hellenen den Eid zu leisten, und sagte: Die Mitarbeit der Muselmanen in der Nationalversammlung sei un m ö g l i ch, da man von ihnen annehmen müße, daß sie gegen den kretischen Staat handelten. Die Regierung werde ihnen aber weiter den notwendigen Schutz gewähren, da sie die Muselmanen als Opfer der türkischen Politik betrachte, ohne daß sie sich deßen bewußt seien. Nach langer Debatte wurde beschloßen, die Musel manen zur Nationalversammlung nicht zuzu- lassen. Darauf wurde die Versammlung auf vier zig Tage vertagt. Überfall durch Arnauten. Serajewo, 20. Mai. (Telegramm.) Wie aus Ruda gemeldet wird, hat eine aus 10 Mann be stehende Arnautenbande die österreichische Grenze überschritten und die Ortschaft Mokra Nogo überfallen, die Häuser in Brand gesteckt und geplündert, worauf die Arnauten wieder über die Grenze flüchteten. Eine strenge Untersuchung ist eingeleitet. Neue Truppensendungen nach Albanien. Saloniki, 20. Mai. (Telegramm.) Zwei Trans portdampfer mit drei Bataillonen und der Division Samsun sind hier eingetrosfen und gehen sofort nach Albanien ab. Weitere fünf Bataillone werden erwartet. Das eigentliche Opera tionskorps in Albanien besitzt 35 000 Mann. Es ver lautet, daß sich unter den Truppen viele Kranke befinden. Verhafteter Komitceführer? Konstantinopel, 20. Mai. (Telegramm.) Hier zirkulieren Gerüchte, daß der Führer des alten revo lutionären Komitees, Dr. Beharddtn, der den Thronfolger nach London begleitete, zurück berufen und vor ein Kriegsgericht gestellt worden ist, angeblich, weil er mit den Aufstän dischen in Albanien konspiriert. Tageschranilr. Der Halleysche Komet. Berlin, 20. Mai. (Tel.) Die Frage, ob der Durchgang der Erde durch den Schweif des Halleyschen Kometen tatsächlich gestern früh erfolgt ist, steht n o ch o f f e n. Die Meldungen, die über die gestrigen Beobachtungen vorliegen, widersprechen sich in vielen Punkten. So wird aus Johannesburg tele graphiert: Eine in vergangener Nacht auf der Trans- vaaler Sternwarte angestellte Beobachtung ergab, daß die Erde bis zum Morgen den Schweif des Kometen nicht passiert hat. Die Lage des Schweifes ist die selbe wie am vergangenen Morgen. Der Schweis liegt stark nördlich von der Ekliptik. Aus Mailand wird berichtet: Professor Ricco vom Observatorium in Katania erklärte dem Korrespondenten des „Corriere della Sera" folgendes: Der Kometenschweif war gestern früh von 2 Uhr 30 Min. bis 3 Uhr 20 Min. sichtbar, aber nicht am östlichen Himmel, sondern am westlichen. Ein Zusam mentreffen mit der Erde ist damit ausgeschlossen. Aus Kopenhagen wird gemeldet: Die hiesige erste Autorität auf dem Gebiet der Astronomie, Pro fessor Strömgreen, ist der Ansicht, daß der Ko metenschweif zu kurz gewesen war, um über die 30 Millionen Meilen hinausHureichen, die ihn im Augenblick des Zusammentreffens von der Erde trennten. Zm Gegensatz zu den Beobachtungen, die den Durchgang bestreiten, stehen die Meldungen der Sternwarten von Florenz, Livorno und Palermo, die behaupten, daß die Erde durch den Schweif des Kometen durchgegangen ist. Die Berliner Astronomen haben ihre Be obachtungen einstweilen eingestellt. Paris, 20. Akai. (Tel.) Aus Teneriffa liegt eine Meldung des französischen Astronomen Mascart vor, nach der die Länge des Kometen schweifes 110 Grad beträgt. Wird der Komet gesichtet? Berlin, 20. Mai. (Tel.) Alle astronomischen Be obachtungsstationen hatten letzte Nacht Ruhe. Für heute abend zwischen 6 und 9 Uhr wird die Möglich keit in Aussicht gestellt, den Kometen zu sichten. Wien, 20. Mai. (Tel.) Auch gestern abend und in den Nachtstunden ist es den hiesigen Astronomen nicht gelungen, den Halleyschen Kometen zu sichten. Vundesfest des C. C.-Verbandes. Weimar, 20. Mai. (Telegramm.) Die Mitglie der des C. C.-Verbandes der Deutschen farbentragen den akademischen Sängerschaften sind gestern in der Stärke von etwa 1000 Mann, viele alte Herren mit ihren Damen, zu dem diesjährigen, alle drei Zahre stattfindenden Bundesfest in Weimar eingetroffen. Die zahlreichen Verbindungsfarben verleihen den reichbeflaggten Straßen ein selten farbenfrohes Bild. Gestern abend brachten die Gäste der Stadt einen glänzenden Fackelzug dar, der in verschiedenen Reden seitens der städtischen Vertretung sowie der Studen tenschaft und dem Absingen studentischer Lieder vor dem Rathause seinen Höhepunkt fand. Nach Beendi gung des Fackelzuges fand ein Begrüßungskommers statt. Heute vormittag wurde in dem überfüllten Hoftheater zu dem heute nachmittag stattfindenden großen Festkonzert Generalprobe gehalten, die einen hochbefriedigenden Verlauf nahm. 600 akademische Sänger nahmen daran teil. Glücklich gelandet. Köln, 20. Mai. lTcl.) Der B a l l o n „B u s l e i" vom Kölner Luftscknfferoerein, der gestern früh um 3 Uhr 5 Min. zur Beobachtung des Halleyschen Ko meten aufgestiegen war, ist gestern abend um 10 Uhr 30 Min. bei Ma rum (Provinz Friesland) bei der Nordsee glücklich gelandet. Der Ballon stieg bis zu 4800 Meter Höhe. Es konnten jedoch keine besonderenBeobachtungen gemacht werden. Lille, 19. Mai. (Tel.) Ein am 18. Mai in Frank furt a. M. mit drei Personen ausgestiegener Ballon, dessen Führer Dr. Boot vom Meteorologischen In- stirut in Straßburg war, ist heute bei L i e v i n n t e - dergegangen. Der Ballon erreichte eine Höhe von etwa 6000 Metern. Die Luftschiffer sollen sehr interessante Beobachtungen gemacht haben. Nachnahmeschwindeleien. Berlin, 20. Mai. (Telegramm.) Ein russisch- polnischer Kaufmann namens Hildebrand betrieb mehrfach Nachnahmeschwindeleien. Besonders benutzte er dazu Hotels in der Provinz. Er wurde gestern festgenommen, als er in seiner Woh nung gerade im Begriffe war, den Betrag einer Nach nahmesendung in Empfang zu nehmen. Liebcstragödie. Elogau, 20. Mai. (Tel.) In Zakobskirchen erschoß der Forstaufseher Reimsch seine im Dienste des Grafen Henkel von Donnersmark stehende Braut, weil er glaubte, daß sie ein Liebesverhältnis mit dem Leibjäger des Grafen unterhalte. Hierauf erschoß er sich selbst. bei die Schimpfereien, die man auf allerlei Jtalie- nisch-Allzuitalienisches auf dem Herzen hat, und ver abredet einen Atelierbesuch auf den nächsten Tag. Szenenwechsel: M.s Atelier. Nabe des Spani schen Platzes: auf ein Haus ist noch eine Kabine ge setzt, die Gußeisenwendeltreppe (für beleibte Mäzene unpaßierbar), die zu ihm führt, durchstößt das Dach wie ein Kamin. Aber an schönen Tagen lobt man es, daß dieser windige und windschiefe Kasten aut drei Seiten Glaswände hat. Heute ist ein schöner Tag: flutende Morgensonne, Reflexe von Seiden draperien, die in das durchschienene Gelb eines schützenden Leinwandvorhangs hineinflimmern. Auf dem Tisch bemerkt man die Resultate eines Versuchs, die wundervollen Blumenwelten auf den Stufen der spanischen Treppe zu plündern, und es entspinnt sich folgendes prinzipielle Gespräch. M.: Gewiß, gratulieren dürfen Sie mir zu dem Rom-Preis: ich tue es selber, denn ich bin endlich aus der elenden Sch .... heraus, und ein Minimum an Existenzbedingungen braucht man ja als Künstler. Aber sonst . . . A.: Aber sonst? M.: Wenn der treffliche Mann, der den Preis vor vierzig Jahren stiftete, gewußt hätte, daß etwas wie moderne Malerei kommen würde, so hätte er sicher die Wahl des Ortes dem Stipenda . . . (ver bessert sich) Stipendiaten anheimgestellt. A.: Sagen Sie dem Empfänger; wenn die Fremd wörter schwer sind, muß man cs mit denen halten, die die Sprache reinigen. — Aber Sie wären also nicht nach Rom gegangen? Laßen Sie sich inter viewen: wenn Sie berühmt werden, kann ich immer noch ein Feuilleton aus Ihnen herausschlagen. M.: Nein, sicher nicht. Rom ist unvergleichlich, aber das einzige, was ich davon profitiere, ist, daß ich hier schon im Januar Sonne und Licht habe, das macht lebensfroh. A.: Sie Idealist; und was machen Sie an den fünfundzwanzig Regentagen, die ich hier im Januar zählt'? Gehen Sie dann in die Galerien? M.: Ich denke nicht daran. A: Aber wieso? M.: Weil ich mich davor hüte. Weil für einen modernen Maler, der wie ich aus den ärgsten Schüler jahren heraus ist und schon das letzte Drittel des Weges zu einem vorläufigen Abschluß in Angriff nimmt, weil für der die Meister der vergangenen Jabrhunderte ein Gift wären. A.: Das läßt sich hören. M.: Noch viel mehr, das läßt sich nicht widerlegen. Wir Modernen alle sind so unentfliehbar in eine neue Art des Sehens und Komponierens eingegliedert worden, daß uns nichts übrig bleibt, als auf diesem Weg vorläufig, wie ich eben sagte, weiterzugehen. Wenn Sie ein eigenes Buch schreiben wollen, werden Sie dann Literaturgeschichte treiben? A.: Sie meiden die Galerien, weil Sie sich in einer Arbeit nicht stören laßen wollen? Dann ver stand ich Sie schlecht, ich dachte bereits, Sie stellten ein Prinzip auf. M.: Aber das tue ich auch. Sie haben richtig vermutet. Daß ich zufällig eine bestimmte Arbeit habe, ist nebensächlich. Ich behaupte, es ist in jedem Fall falsch, einen modernen Künstler in jungen Jahren hierher zu schicken: am schlimmsten, wenn er als Anfänger schon in den Bann der Cinguezentisten käme. Stellen Sie sich doch die Verwirrung und die Qualen in einem solchen Menschen vor, der fast daran allein zugrunde geht, daß ihm diese ge heimsten modernen Sinne, der sechste und siebente für die unglaubhaften Zusammenhänge und Ueber- gänge, wachsen müßen, — und nun soll er noch der reifen und vernichtenden Wucht und Größe der Meister erliegen? A.: Sie haben recht. Auswahl und Verteilung ist ja die ganze Pädagogik. M.: Es freut mich, daß Sie mir beistimmen. A.: Wenn ich Sie recht verstehe, meinen Sie, daß also ein moderner Künstler erst dann mit einem ernsthaften Studium der großen Toten beginnen sollte, wenn er seinen eignen Abschluß gefunden hat? M.: Sagen wir genauer, wenn die Grundlagen seiner Persönlichkeit feststehen, wenn er von einer andersgearteten Kunst nicht mehr überwältigt wer den kann. A.: Sehr gut. Er wird sie dann erst richtig ver stehen und durchdringen. M.: Diese ganzen Ueberlegungen werden Ihnen, dem Schriftsteller, ferner liegen als mir, dem Maler. A.: Seien Sie nicht voreilig gestatten Sie, daß ich lebhaft widerspreche. Im Gegenteil. Was Cie vorhin den unentfliehbarcn Zwang, nach moderner Art sehen zu müßen, nannten, ist uns sicherlich noch viel stärker Bewußtsein geworden. M: Huldigen Sie auch dem alten Hochmut der Literaten? A.: Und Sie der Empfindlichkeit der Maler? Wenn es Ihnen Spaß macht, laßen Sie sich sagen, daß die hochmütigsten Literaten, die im allgemeinen einzig eine bessere Erziehung voraus haben, eben darum weit unerträglicher sind als die — dümmsten Maler. Wir stehen ja intim genug, um uns der gleichen nicht übelzunehmen. M.: Gewiß nicht. Und nun berichten Sie, was Ihnen in Rom an Gedanken gekommen ist. A.: Zuerst, daß es mir so wenig wie Ihnen geeilt hat, meine Bildung zu „vertiefen". Winckelmanns Rausch von der Antike, die er neu entdeckte, kennen Sie. Goethe fand, als er von der Juno Ludovisi zurückkam, das sei seine erste Liebschaft in Rom ge wesen. Wenn Sie ins alte Cafe Greco gehen, wird man Ihnen vom ersten Ludwig von Bayern erzählen, der als Kronprinz hier lebte und sich so römischem Wesen hingab, daß er später seine Hauptstadt Mün chen in römischem Stil aufbaute. Sehen Sie- das können wir nicht mehr, uns so in die Antike und Renaissance hineinversetzen, daß wir ihre Schöpfung noch einmal erleben. M.: Und wie stellen Sie sich zu den Malern? A.: Das ist sehr interessant. Die eigentliche Klassik beider Zeitalter, der Höhepunkt, in dem alles formvollendet, Distanz, fast Kälte ist, bleibt uns un interessant. Aber was uns. uns, uns interessiert das ist zweierlei, die angekündigten Vorgänger, also in der Antike die primitiven Töpfereien mit ihren Be malungen, in der Malerei die sogenannten Prä raffaeliten, und sodann die Nachfolger, d. h. die Auf lösung und Zersetzung: das sind Dinge, die unerschöpf lich sind, denn in ihnen ist Bewegung, Gärung, Psycho logie, sehr viel Seele. Das berührt uns verwandt. Und wenn Sie das einmal begriffen Haden, dann be trachten Sie auch den klassischen Höhepunkt mit ganz andern Augen. Eines Tages stehen Sie vor einem Palast Bramantes und bewundern nicht mehr, wie die Professoren und Reisebücher verlangen, die edle Strenge und die Reinheit des Stils, sondern da ist Ihr Auge so scharf geworden, daß Sie überall schon das angedeutet finden, was man als die Zersetzung im Barockstil bedauert. In diesem Augenblick ge wannen Sie ein menschlicheres Verhältnis zur klassi schen Kunst: Sie entdeckten auch in ihr den geheimen, unzulänglichen Punkt, von dem der Verfall notwendig ausgehen wird. — Aber wir wollen keine Kunst geschichte treiben, sondern feststellen, daß wir einer Meinung sind. M: So müssen Sie eigentlich mit sehr intimen Stimmungen hier spazieren gehen. A.: Ja, mit sehr gesättigten. Wenn man Kunst