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Bezug--Prei- !b« L«tp«ta u»» Ivororr« durch unser« trLaer uni Svedlieure 2m«! ttalich tu« vau« gedrachl: üv monaU., 2.7V »ierteliLhrl Bet untern Filialen u. Au» n-bmefteüen «b^edolk: 7S H 2.TL viertelttdrl. Durch dt« V»ft: tnn«rd«ld Deuilchiano« und der deutschen Kolonien viertelsLdrl. U SO monatl. I.iv ^e autschl. Poftdcslelloeld. ferner in Belgien, Ltnemark, den Lonauslaaten, Italien, Vuremdurg, Niederlande, Nor wegen, Oenerreich-Ungarn, Rußland, Schweden, Schwei, u. Spanien. In allen übrigen Staaten nur direkt durch dt« Geschttttlielle de« Blatte« erdtlllich. la« Leipziger lkaqeblatt rrscheini 2 mal täglich, Sonn- ». Fei riag« nur morgen«. Adonneu ent-Annadme i Bugulkutplatz 8, tri unteren Trägern, Filialen, Spediteuren und Annahmestellen, sowie PostSmteru und Briefträgern. »tniilvectauk'pret« »er Morgen» lulgude Iv der Ndendrusgade 2 Redaktlvn und SelchäftSstellrr Johanniegasse d. rernsprecher: I46SL 148««, 14694. Abend-Ausgabe. 'cipügtr TaMM Handelszeitung. Amtsblatt Las Aales und das Aokizeiamtes dar Stadt Leipzig. Anzeigen-Preis istr Inserate au« Leipzig und Umg«»una d,e kgeivaltene L0 mm breit« Petit^il« 2b dir 7« mm breite Reklameteil« I von autwäri» ilv Reklamen U20 Inserate »an Bebärden amtllchen Lest die 74 mm breite Petitzeil« 40 GeschLftSonzeigen Mit D ahoorlchriften UN» t» der Adenbauigad« tm Breite erhäht. Rabatt nach Tarsi. Beilagegeb^hr b p. Tausend «xkl. Postgebühr. Iesterttiltr Autträg« ktnnen nicht zurück gezogen werben. Mr da« ürscheinen «n bestimmten Tagen und Plätzen wird kein« Äarauri« übernommen. Anzeigen-Annahme: vug«stu*vl«tz 8, dei sämtlichen Filialen u. allen Annonceu- Slpeditivnen de« In- und Surlande«. Vai,pt-ckilt«le verlftti T«rl Dnucker, Herzog!. Vahr. Hofduch- handlung, Lützorostiaße KT (Le:ephon VT. Nr. 400Üj. Haupt-Siltal« Lre-dem Seestraße «, T (Telephon 4621). Nr. NS Monlsg, üen rs. «pril ISIS. 104. Ishrgsntz. PMlkche Nachrichten. Die Vertagung des Reichstags. Wie wir büren, wird der Reichstag voraussichtlich sich erst am 11. Mai, dem Mittwoch vor Pjingsten, vertagen. Nach der mit der Regierung getroffenen Vereinbarung sollen noch verabschiedet werden Wertzuwachssteuergesetz, Kaligesetz, Kolonialbeamten gesetz, Nachtragsetat über Besoldung der Kolonial beamten, Entwurf über die Errichtung eines Kolo nial- und Konsulargerichtshofes, Entwurf über den literarischen Urheberschutz, Stellenoermittlungsgcsetz, ferner, wenn irgendmvglich, der Entwurf über die Entlastung des Reichsgerichts und die kleine Strafprozeßnovelle. Wegen der Arbeiten der 16. Kommission zur Vorberatung der Reichsversicherungsord nung hegt die Regierung den Wunsch, die Arbeiten in der Sommerpause zum Abschluß zu bringen, um das Plenum in die Lage zu versetzen, gleich nach der Wiederaufnahme der Arbeiten die zweite Lesung der Rcichsversichcrungsordnung beginnen zu können, ehe das Haus die Beratung des Etats vornimmt. Es ist vorgesehen, daß die 16. Kommission von Pfingsten ab etwa vier Wochen tagt, um die erste Lesung zu absol vieren, und im Oktober nochmals etwa drei Wochen vor dem Wicderzusammentritt des Reichstags, der für Mitte November in Aussicht genommen isl, für die zweite Lesung Zusammentritt. Die Session 1911 soll möglichst abgekürzt werden, um den Parteien Zeit für die Wahlvorbereitungen für den Herbst 1911 zu lasten. Im Reichstagswahlkreise Friedberg-Büdingen, wo infolge des Todes des Abg. Grafen Oriola eine Ersatzwahl nötig ist, fand am Sonntag eine Ver trauensmännersitzung des Bundes der Land wirte statt, in der Dr. Becker-Sprendlingen als Kandidat nominiert wurde. Er soll für den Fall der Wahl reiner Fraktion beitreten. Die Sozial demokraten stellten für die Ersatzwahl den hessi schen Landtagsabgeordneten Dr. Fulda auf. — Und wo bleiben die Nationalliberalen? Die Anträge Erzbergers uud das Zentrum. Entgegen einer Meldung der „Köln. Volksztg." erfahren die „Berl. N. N." von gut unterrichteter Seite, daß die gesamte Z e n t ru m s p a r t ei hinter dem Antrag Erzbergers auf Er hebung einer außerordentlichen Kriegs st euer und endgültige staatsrechtliche Auseinandersetzung mit der Kolonialgesellschoft steht. Der „Köln. Volksztg." ist eine entsprechende Berichtigung von dem Abg. Müller« Fulda zugesandt worden. Verbotener Maifestzug. Frankfurt a. M., 25. April. (Tel.) Die Polizei verbot den für den 1. Mai geplanten Festzug der Sozialdemokraten vom Eewerkschaftshause nach dem Stadtwald. Straßentumult in Breslau. Nach einer am Sonntagabend abgehaltenen Ver sammlung der Demokratischen Vereinigung zu Breslau, in der Dr. Breitscheid referierte, kam es zu Z u s a m m e n st o ß e n zwischen dem Publikum und der Polizei, die blank zog. Es wurden mehrere Verhaftungen vorgenommen. Zum Kampf im Baugewerbe. Mannheim, 25. April. (Tel.) Im Einklang mit den Beschlüssen der großen Zentralverbände hat der hiesige Allgemeine Arbeitgeberverband beschlossen, bei seinen Mitgliedern einen außerordent lichen Beitrag von 1 .11 pro 1000 Iahreslohnsumme anzufordern, um damit die Arbeitgeber des Bau gewerbes zu unterstützen. — Der Allgemeine F a b r i k a n t e n o c r e i n hat an seine Mitglieder ein Rundschreiben gerichtet, worin sie ersucht werden, 1) den Bauunternehmern zur Fertigstellung der ihnen kontraktlich übertragenen Bauarbeiten einen ent sprechenden Ausstand zu gewähren, 2) alle Bau arbeiten in eigener Regie einzustellen und sich auf die unbedingt notwendigen unaufschieblichen Reparatur arbeiten zu beschränken. — Von der Bau- und Maurermeistervereinigung ist eine Kom mission eingesetzt worden, um bei Notarbeiten zu ent scheiden, ob ihre sofortige Ausführung als dringend geboten erscheint. — Im ganzen sind hier von der Schließung der Geschäfte bis jetzt 1805 Arbeitnehmer betroffen, von denen 375 hier ihren Wohnsitz haben. Die Wahlen in Frankreich. Wie wir bereits in der heutigen Morgennummer mitteitten, haben am gestrigen Sonntag in Frankreich die Wahlen zur Deputiertenkammec stattgefundcn. ' Die Gegner der Regierung wollten an diesem Tage gründlich Abrechnung halten, aber die bis jetzt vor liegenden Ergebnisse zeigen bereits, daß von einer be trächtlichen Verschiebung der parlamentarischen Kräfte nicht die Rede sein kann. Abschließendes wird sich selbstverständlich erst nach Feststellung des Aus gangs sämtlicher Wahlen sagen lasten. Im all gemeinen ist der Wahltag trotz des außerordentlich leidenschaftlichen Wahlkampfs verhältnismäßig ruhig verlaufen. Nur.aus einigen Orten werden ernste Zusammenstöße berichtet, und in dem Orte Cognac wurde sogar ein Mitglied des dortigen Wahlbureaus erschossen. Wir lasten die über den Verlauf des Wahl tags berichtenden Telegramme hier folgen: Paris, 25. April. (Tel.) Bis früh 4 Uhr waren 531 Wahlergebnisse bekannt. Gewählt wurden 49 Republikaner, 138 Radikale und Sozialistisch radikale, 1l unabhängige Sozialisten, 30 geeinigte Sozialisten, 35 Progressisten, 13 Nationalisten, 18 Konservative und Liberale. 207 Stichwahlen sind erforderlich. Unter den wiedergewählten Deputierten befinden sich Cochery, Caillaux, Vriand, Pelletan, Klotz, Simyan, Lruppi, Dejeante, Guesde, Beaure gard, Thierry, Eroustau, Graf de Mun, Berteaur, Georges Leygues, Pierre Dupuy, Marquis de Dion, Abbe Gayraud, Basly, Jules Roche, Amedcs Reille, Theodore Ncinach, Etienne, Massabuau. In die Stichwahl kommen Zevaes, Graf Eontaut-Biron, Iaures, Graf Boni de Castellane, Delcasse. Die Republikaner gewannen 8 Sitze und verloren 1, die Radikalen und radikalen Sozialisten gewannen 9 Sitze und verloren 15, die unabhängigen Sozialisten gewannen 1 und verloren 1 Sitz, die geeinigten Sozialisten gewinnen 6 und verloren 2 Sitze, die Konservativen und Liberalen gewannen 3 und ver loren 4 Sitze, die Progressisten gewannen 3 und ver loren 4 Mandate. Paris, 25. April. (Tel.) In einer in der Nacht zum Sonntag auf dem Montmartre abgehaltenen, von dem sozialistischen Kammerkandidaten Rouanet cinberufenen Wahlversammlung feuerten mehrere Personen Revolver schüsse ab. Rouanet wurde mißhandelt und ver letzt. Ferner drangen einige Personen in die Rc- daktionsräumc der sozialistischen „Humanite" ein, prügelten die Diener, zerschnitten die Tele- phondrähts und richteten auch sonst mehrfachen Schaden an. Nach einer Meldung aus Cognac wurde ein Mitglied desWahlbureaus von einem Wähler erschossen. Cognac, 24. April. (Tel.) Das hier von einem Wähler getötete Mitglied des Wahlbureaus ist der Bürgermeister von Eraoille. Dem Ver nehmen nach ist die Tat nicht auf politische, sondern auf Gründe privater Natur zurückzusübren. St. Etienne, 24. April. (Tel.) Zn der Gemeinde ChambonFougsrolle« wurde während der Feststellung des Wahlresultats ein Angriff auf das Gemeindehaus verübt, der die Gen darmerie zum Einschreiten veranlaßte. Fünf Gen darmen wurden verletzt. TssrschraM. „Villa Romana". Von hochgeschätzter Seite erhalten wir folgende Information: In Darmstadt fand Ende vergange ner Woche die Jury der Ausstellung des Deutschen Künstlerbundes für Malerei und Plastik statt. Die Ausstellung war mit über 1200 Werken sehr gut beschickt. Es können aber leider nur zirka 400 Auf nahme finden. Der Jury fiel noch die Verteilung von je einem Preis „Villa Romana" (bestehend in einjährigem Aufenthalt in Florenz, Atelier, Woh nung und 2000 Eeldbeihilfet zu. Es lagen 126 Be werbungen vor. Der Preis für Malerei fiel mit allen Stimmen der Juroren an Otto Höge-Wei- mar. Außerdem kamen E. R. Weiß-Berlin, Carl Hofer- Paris, A. Faure - Stuttgart, P. Rösler- Dresden in engste Wahl. Der Preis für Skulptur fiel an Karl A l b i k e r - Ettlingen. Es kamen darin noch in enaste Wahl Elkan-Rom, Stephany- Dresden. W a l d s ch m i d t - Berlin. — Die äußerst lebhafte Beteiligung an der „Villa Romana"-Be- werbung (zu den vorliegenden 126 kommen noch 81 bei der graphischen Ausstellung in Hamburg) beweist, wie sehr sich diese Institution in der Künstlerwelt ein gebürgert hat. Es wäre sebr zu wünschen, daß sie von der Kunstwelt mehr Unterstützung zum besseren Aus bau erhielte. Ein Studentenheim in Berlin. Berlin, 25. April. (Telegramm.) Zur Jubelfeier der Berliner Universität wurde gestern von einem vorberatenden Komitee beschlossen, dieGrün - düng eines Studentenheims in der Nähe der Universität in die Wege zu leiten. Jubiläum der Wiener Philharmonie. Wien, 25. April. (Telegramm.) Die Phil harmonie beging gestern die Feier ihres 50jäh rigen Bestehens. Die Feier wurde eingeleitet mit einem Festkonzert, dem der Kaiser beiwohnte. Raubmord. Petersburg, 25. April. (Telegramm.) In Suchum in der Nähe von Baku beraubten und er mordeten nach behördlicher Annahme Anarchisten den Fürsten Alexander Bebütow. Große Schneefälle in Amerika. New Port, 25. April. (Telegramm.) Starker Frost hat den ganzen Westen mit ausgiebi gen Schneefällen heimgesucht. In vielen Ge genden ist die Ernte schwer geschädigt. Die Zentral staaten berichten über dieVernichtungder gan zen Fruchternte. Der Schaden wird auf Hunderte von Millionen berechnet. Sos Leimitz unü Umsetzen». Leipzig, 25. April. Wetterbericht der Kgl. Sachs. Landes-Wetterwarte zu Dresden. Voraussage für den 26. April: Lebhafte südwestliche Winde, bedeckt, kühl, Regen. Pöblberg: Matter Sonnenuntergang, Abendrot. Fichtelberg: Nachts schwacher Nebel, schwache Schneedecke nur auf dem Berge, glänzender Sonnen untergang, Abendrot. * Auszeichnung. Die Kgl. Kreishauptmannschaft Leipzig hat dem seit 23. April 1885 ununterbrochen in der Spezialfabrik für den Bau von Drahtseil bahnen von Adolf Bleichert L Co. in L.-Gohlis, Kaiser-Friedrich-Straße 34, beschäftigten Schlosser Karl Friedrich Wilhelm Werner in L.-Klein zschocher eine Belobigungsurkunde ausgestellt, die ihm Neuestes unü Allerneuestes von Gabriele S'Annunzin. Gabriele d'Annunzio weilt seit einiger Zeit in Paris und erschien dort vor einigen Tagen auf einer von der Herzogin von Eallese veranstalteten Soiree: das wäre nun weiter nichts Wunderbares, wenn die Herzogin von Eallese nicht zufällig die Gattin des vielgenannten Poeten wäre, die Gattin, von der er schon seit vielen Jahren getrennt lebt, weil er in seinem starken Liebesbedürfnis mit einer Frau nicht auskommen kann und gern noch andere zarte Bande knüpft. Der Umstand nun, daß Gabriele frei und offen im Hause seiner „Gewesenen" erschien, gab so fort Anlaß zu der sensationellen Meldung, daß der Dichter sich mit seiner Gattin vollständig ausgesöhnt habe und wieder mit ihr zusammenleben wolle. Als Kuriosum verdient noch erwähnt zu werden, daß man den Liebling der Musen, dessen Schädel so glatt und blank ist wie eine Billardkugel, in Paris mit einer semmelblonden Lockenperücke gesehen haben will. Alle Betrachtungen, die an die blonde Perücke und an den Besuch bei der herzoglichen Ehegattin geknüpft wur den, scheinen aber wieder in Nichts zu zerrinnen. Ein intimer Freund des Dichters zerstört den schönen Traum: „Eine Wiederversöhnung mit der Gattin ist gar nicht nötig" so äußerte er sich einem Mitarbeiter der Turiner „Stampa" gegenüber, „da von einem eigentlichen Zerwürfnis zwischen den beiden Ehe gatten nicht die Rede sein kann. Sie leben nicht mehr zusammen, das ist richtig, aber das will durch aus nicht sagen, daß sie einander feindlich gesinnt waren. Im Gegenteil! Fragen, die die Erziehung der aus der Ehe hervorgegangenen Kinder betrafen, brachten es mit sich, daß die beiden gesetz lich getrennten Eheleute sehr oft miteinander korre spondierten. Einer der Söhne, Verciero, lebt gegen wärtig in Zürich, wo er sich das Ingenieurdiplom erworben hat: die beiden andern sind in Rom: Gabriellino als Schauspieler am Argentina-Thearer und der andere als Angestellter der „Navigazione Italia". Die Söhne verkehren mit Mutter und Vater gleich freundschaftlich, und der Dichter selbst be sucht ferne frühere Frau weit öfter als man glaubt. Die beiden haben sich in Rom sehr ost getroffen, ohne daß man viel Geschrei darum machte. Daß die Herzogin sich an ihre Vergangenheit sehr gern er- innert sieht, wird dadurch bewiesen, daß sie sich in Paris auch jetzt noch Frau D'Annunzio nennen läßt.. Weshalb hätte also Gabriele nicht an einem Empfange im Hause seiner Frau teilnehmen sollen? Ich weiß, daß der Dichter jedes seiner neuen Werke zuerst der Herzogin schickt, daß er ihr zu Geburtstagen gratuliert usw. Trotzdem ist von einer Wieder vereinigung nie die Rede gewesen, da beide Eheleute mit dein gegenwärtigen Zustand ganz zufrieden sind . . ." Fragt man nun aber neugierig, was den Dichter diesmal nach Paris geführt hat, so kann man auch darauf eine erschöpfende Antwort bekommen. Als Gabriele vor einiger Zeit in dem Seinebabel auf tauchte, wurde er sofort von ganzen Scharen von Journalisten überlaufen: man wollte von ihm über die verschiedensten Dinge Auskunft haben, über die Tarnowska, über „Chantecler", über Roosevelt usw. Der „Intransigeant" aber folgte heimlich allen Spu ren des Meisters und hat nach heißem Bemühen herausgebracht, was der große Dichter in Paris unternimmt: „Seit drei Wochen", schreibt er, „sieht man Herrn D'Annunzio überall — bald ist er bei Rostand, bald bei Sarah Bernhardt, bald in den Hallen, in welchen die lenkbaren Luftschiffe liegen. Wir können nun als ganz sicher mitteilen, daß er die Absicht hat, sechs Wochen, ja vielleicht sogar ein Jahr bei uns zu bleiben, um hier Studien für einen neuen Roman zu machen. Er will die eigenartige Pariser Schneiderwelt erforschen, die großen Mode warenhäuser besuchen, die großen und kleinen Arbei terinnen und vor allem die „Anprobierdamen" in der Nähe sehen usw. Die hübschen „Mannequins" inter essieren ihn ganz besonders. Prächtig gekleidet und gleichgültig oder zerstreut ins Leere schauend, stol zieren sie wie Fürstinnen vor der Kundschaft einher.. Sie stellen ihren schönen Körper zur Schau, und das Modellkleid, das sie tragen, wirkt auf ihrem Leibe so verführerisch und verlockend, daß die feiste Kundin zugleich mit dem Lurusstoff die elegante Körperlinie der Trägerin zu kaufen glaubt. Die „Mannequins" von einem Künstler wie D'Annunzio geschildert, die berühmten Pariser Frauenschneider, das Reich der Mode von der Feder eines solchen Dichters be schrieben — das muß schon ein sensationelles Werk ergeben ..." * Zm Verein Leipziger Musiklehrerinnen hielt am Sonntagvormittag Frl. Dr. phil. Olga Stieglitz einen Vortrag über „Programmusik". Der finanzielle Gewinn der Veranstaltung war für das Altersheim Deutscher Musiklehrerinnen in Bonn (Julius-Langen. bach-Stist) bestimmt. Die Rednerin legte den Schwer punkt ihrer Betrachtung weniger auf das Aesthetische. als aus das Historische, versuchte nicht das Gebiet der berechtigten Programmusik abzustecken und andernteils das darüber hinaus nur problematisch Bleibende zu kennzeichnen, sondern gab eine Aus- , 'hung derjenigen musikalischen Werke, die für die Frage der Programmusik prominent geworden sind. Dabei wurde ebensowohl auf die ältesten Muster fran zösischer wie deutscher Herkunft verwiesen. Aus allen Ausführungen der Dame sprach eine gründliche Kenntnis des geschichtlichen Stoffes, der ja gar nicht so leicht zu übersehen ist, sprach zugleich das Vertraut sein mit den wichtigsten in Betracht kommenden Er scheinungen der neueren und neuesten Zeit. Daß, soweit es sich um Darstellung von Naturvorgängen bandelt, gerade die Wasierschitderung eine bedeutende Rolle in der Programmusik gespielt hat, wurde von der Rednerin betont und motiviert. Neben der Sachkenntnis, die den Vortrag auszeichnete, war es die rhetorisch-flüssige Art, die angenehm daran be rührte. Etwas zu weit ging die Behauptung, im Grunde genommen sei alle Musik Programmusik. Im übrigen aber war kaum ein Punkt, über den man hätte anderer Meinunq sein müssen als die Rednerin, die von ihrem nicht zahlreichen, doch aufmerksam folgenden Publikum durch lebhaften Beifall geehrt wurde. Auch die praktischen Belege zu dem Vortrug, die Frl. Claus mit mehreren Klavierstücken und ein junqer ungenannter Bassist mit Wiedergabe einer Arie aus Haydns „Schöpfung" boten, fanden dank bare Anerkennung. —t. * Magdeburger Theater. Man schreibt uns aus Magdeburg: „Der Kronprinz", eine dramatische Historie von Herrn Anders-Krüger. — Die erste Aufführung der dramatischen Historie aus der Jugend Friedrichs des Großen im Magdeburger Stadttheater bedeutete für den Verfasser keinen vollen Erfolg. Trotzdem war die Aufnahme durch das Publikum freundlich Die literarische Bewertung des Werkes kann füglich ausscheiden, es hat darauf keinen An spruch. Es handelt sich um die Zusammenstoppelung bekannter Vorgänge aus der preußischen Hofgeschichte, die teils auf Wahrheit, teils auf Dichtung beruhen. Die krasse Gegenüberstellung von Vater und Sohn wirkt nicht glaubhaft. Der Verfasser steht hier einer Aufgabe gegenüber, der er nicht gewachsen ist. Im übrigen geben die einzelnen Bilder, als solche sind die Akte anzusprechen, das bekannte Milieu wieder: Der überstrenge und polternde Friedrich Wilhelm I., der weiche und schwärmerische Kron prinz-Dessauer und Buddenbrock, Trommelwirbel und Gamaschendienst, die Flucht des Kronprinzen und die Hinrichtung Kaltes. Am Schluß ehrliche Ver söhnung zwischen Vater und Sohn, von denen sich jeder selbst bezwingt. * Münchener Theater. Man schreibt uns aus München: Herbert Eulenberg wurde von seinen Freunden als eine Hoffnung für das deutsche Drama bezeichnet, lckon vor mehreren Jahren, als hier in einer geschlossenen Dereinsoorstellung sein Stück „Ein halber Held" durchfiel. Seit diesem Tag ist er eine Hoffnung geblieben und mit seinen Stücken weiter durchgefallen. Für die eingefleischten Litera tursnobs ist das ja allerdings ein Beweis echter Künstlerschaft: ein Autor, der mit seinen Stücken Erfolg hat oder gar Geld verdient, ist nach ihrer Auffassung überhaupt kein Dichter. Es kann einer wohl ein Dichter sein, ohne daß er ein Dramatiker ist, und dann entstehen Trauerspiele wie „Leiden schaft", das man im Ncsidenztheater zwar freundlich auf nahm, gegen das sichjedoch bei den letzten beiden Akten ein sehr deutlicher Widerspruch geltend machte. Das dramatisch Gewollte in diesem Stück ist nicht eigent lich dramatisch, weil es in uns nicht Töne zum Mit- ilingen bringt und wir für die stark hysterische Heldin nicht Mitleid fühlen, das zur Auslösung dramatischer Wirkungen in uns unerläßlich ist. Dabei sind die Charaktere, wenn sie auch durch einen großen Aufwand äußerlicher Mittel gezeichnet sind, in vielen Fällen unklar und unwirklich, und die ganze Handlung ist zu gesucht, um unserem modernen Empfinden Interesse abzugewinnen. Irene, die Tochter eines Gutsbesitzers, verläßt ihre Eltern, um einem bei ihnen einquartierten Leutnant zu folgen und mit ihm zu leben. Dieser Leutnant will aber sein ungebundenes Leben nicht aufgeben, er will sich sein Leben nach seiner Fusion gestalten, trotzdem er Irene liebt. Als nach dem Tod der Mutter der seine Tochter abgöttisch liebende Vater kommt und den Leutnant bittet, Irene die Ehre wieder zu geben und sie zu heiraten, fertigt dieser den alten Mann mit der Erklärung ab, daß er seine Freiheit nie mals opfern werde, und Irene, vor die Wahl zwischen Vater und Geliebten gestellt, folgt dem Geliebten. Das bringt dem Vater den Tod, den er sich durch Rotspon in einer einzigen Szene antrinkt. Jetzt tut der Leutnant das, was er eigentlich schon hätte gleich tun können, er heiratet Irene, die nun von ihm verlangt, daß er nur ihr allein gehören dürfe. Er verspricht es ihr, aber kaum hört er. daßin irgendeinem Bauernwirtshaus gefiedelt und getanzt wird, so vergißt er sein Versprechen und durchtollt die Brautnacht mit anderen Frauenzimmern. Irene erkennt, daß sie ihm niemals das sein könne, was er ihr ist und erschießt sich. Schon aus dieser kurzen Skizzierung wird man leicht die Schwächen dieses Trauerspieles erkennen, das gewiß eine Reihe poe tischer Schönheiten aufweist, das aber überall die Straffheit der Handlung und die Konzentration der Idee vermißen läßt — Forderungen, deren höchste Erfüllung doch eigentlich erst den Dramatiker aus machen. Die Darstellung stand nicht auf der ge wohnten Höhe, mit Ausnahme von Fräulein Lossen, die als Irene dem Dichter mitschaffend zur Seite stand. LI. Ik.