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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 26.04.1910
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1910-04-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19100426018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1910042601
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1910042601
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-04
- Tag 1910-04-26
-
Monat
1910-04
-
Jahr
1910
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BrzuqK-PreiS Mr L«N>»»« «.» Bior» durch »»1er, »rtd« »n» kvediicure >»«t «1«ltch tn« -«»4 «edrechl: »0 ch >»»»»«>.. L.7« ^S »tertellLhri Bei unler» gili«I«i u. >n» »od»ul»elle» ,dc»4»N: 7S ch »»»»tU, t.»i dirrrrllLhrl. Lurch »te »«ft: t«»ertz«ld Lruilchland« und »er deutsche» »»Ionien viertellidrl it.Id monoll. >.<» »»dicht. Poftdeste0,«ld. ferner >» Belgien, Linemark, den Donailsloolen, Italien. Luremdurg, Niederlande, dlor- «egrn, Oesterreich-Ungarn, Sludland, Schwede». Schwer» ». Spanien In allen übrigen Staaten n»r diretl t. rch dt« Ge>chttt«l:ell« del Blatte« erbaulich. La« Ueipzi^ taaedlari ertchr>n> 2 wat tttgtlch, Sana-». Fet riag« nur Margen«, itdonne - «nl-Ännaum,. Sugultudptatz 8, dei unteren irtgern, Filialen, Spediieuren und Nauadmeftellen. sowie PoNLmler» und vrirtlrägrrn It»»«t»»rta»te»r»l« der Morgen, rudgad» Itl der r drndiudqadr S «rdaMon und Gelchätrdütll«! I»hann>«gall« v. «ernwrechrr: >4882. 14«». 14894. Morgen-Ausgabe. KipMtrTllgMM Handelszeitung. Amtsblatt Los Aales und des Nolizeiamtes der LtaSt Leipzig. Anzeigen-Preis tttr Inlerate au» tleipiNg »nd Umgebung dt, «gespalten« SO w» breit» PetitzeN« 2S die 7« uuu drei»« Reklame»,lle I »«, a»«w4rld «) dieklamen UM ^U» Inserate «»» Sebdrden N» »mtltcheu leü die 74 ww breit, Vetiheil» 4l) «eschLItdaniieigen mit V a»vor1christe» UN» in der Lbendauiaad« im Preis« erhöht. Rabatt nach laril. Beilagegebghr L ». Lauieud exkl. Post gebühr. ^ellerteilte dlulrrta« könne» mcht ^urbck- ge»o,e» werde». Für da« Erscheine» »a bejtlwwt«» Lagen und PIö»«a wird kein« Garantie übernommen. Snzeigen-Annahme, Nuguüu-platz Sh dei stmilichen Filtal«» a. allen illnnoncrn- ttrxeditionea de« In» und Äudlande«. Panvt-Siltale LerNn: Carl L»»cker, Herrogl. Bahr. Hostnch- handlung. Lürouistiaß« IL (Le.ephon Vl, Rr. 4V03). Sauvt.gtllal« Lrelbenr See »ratze », t (Teleph»a 4821). 104. Jahrgang Nr. 114 Dlrnstsy, üen 26. April l9l0. Das Wichtigste. * Die Zweite Kammer hielt am Montag eine Abendsitzung ab, in der außer einigen Etatkapiteln die allgemeine Vorberatung über den Ergän zung c e t a t auf 1910/11 erledigt wurde. (Siehe Landtagsber) * Der Reichstag erledigte am Montag eine Reihe kleinerer Vorlagen und Petitionen und nahm die erste Lesung des Entwurfs über Errichtung eines Kolonial- und Konsulargerichts hofe v in Berlin vor. (S. Reichstagsber.) * Da» Luftschiff „Z. II". das sich gestern mittag von seinen Ankertauen losgerissen hatte, ging bei Weilburg nieder und wurde in der Mitte ge knickt. * Das belgische Königspaar stattete am Mon tag der d e u t s ch e n A b t e i l u n g auf der Brüsseler Meltaus st ellung einen Besuch ab. Der König sprach sich dabei außerordentlich aner. kennend überdiedeutscheZndustrie aus. (S. Ausl.) * Die Deutsche Abteilung der Welt ¬ ausstellung in Brüssel ist gestern nachmittag durch den Reichskommissar Geheimrat Albert und den Geh. Kommerzienrat Ravene offiziell eröffnet worden. * Die Wahlen zur französischen Deputierten, kammer ergaben, soweit die Resultate bis fetzt vor liegen, einen Sieg der linksstehenden Parteien. (S. Ausl.) * Nachrichten aus Albanien melden eine be drohliche Verschlimmerung der dortigen Lage. (S. Ausl.) Die neueste kolanisteSenlstian. Die neueste Erzbergersche Sensativn, die Idee einer füdwestafrikanischen Kriegssteuer, hat natürlich viel Staub aufgewirbelt und die unterschiedlichen kolonialen Autoritäten auf den Plan gerufen. Undurchdacht und unüberlegt, wie der Erzbergersche Antrag war, sind auch die massenhaften Widerlegungen gewesen. Ueber die bei solchen Angelegenheiten üblichen Schlag worte, wie Vermögenskonfiskation u. dergl., ist niemand hinausgekommen. Neben dem Offi- ziosus waren die Kritiker des Antrags alle miteinander sichtbarlich Interessenten und Nach beter. Objektiv und nüchtern ist keiner von ihnen an die Sache herangegangen — auch die verschiedenen Staatsanwälte nicht, die neuer dings in kolonialen Dingen, insbesondere in Sachen der Kolonialgesellschaft für Südwest afrika, als Privatleute das Wort zu ergreifen pflegen. Gewiß, der Antrag Erzberger ist in seiner jetzigen Gestalt sensationell, vielleicht sogar ungeheuerlich; aber ganz so dumm, wie er hingestellt wird, ist er au tonä nicht. Der ihm zugrunde liegende Gedanke hat ohne Zweifel eine gewisse Berechtigung, und es scheint uns bedenklich, wenn einzelne Parteien des Reichstags ihn kurzerhand ablehnen. Es wäre sogar verdienstvoll, wenn dieser Gedanke von Leuten, die mehr wirtschaftspolitische und steuertechnische Routine besitzen, ernsthaft durch gedacht würde. Die Idee einer Kriegssteuer ist gewiß nichts Ungeheuerliches; das ist alles schon dagewesen. Die Betroffenen hatten im Grunde genommen allemal nichts für den Krieg gekonnt und hatten auch keinen Vorteil davon gehabt, jedenfalls in viel geringerem Maße als die südwestafrikanischen Gesellschaften und sonstigen Kapitalisten. Z. B. wurde bis vor wenigen Jahren — vielleicht heute noch — von den Berliner Bierbrauern eine von den Be freiungskriegen herdatierende Kriegssteuer er hoben, bei der sich sicher nie ein Kausalzusam menhang, sondern höchstens eine fiskalische Notwendigkeit nachweisen ließ. Wir wollen nun nicht einmal behaupten, daß gewisse Land gesellschaften eine moralische Mitschuld an dem Kriege bzw. seiner Ausdehnung oder Dauer tragen, weil sie die übernommene Verpflichtung, da» Land zu erschließen oder zu besiedeln oder Eisenbahnen zu bauen, nicht erfüllt haben. Aber einen Vorteil, teilweise sogar einen sehr erheblichen, haben sie sicherlich von dem Krieg gehabt. Sie selbst hätten das wirtschaftliche Leben in zwanzig Jahren nicht so in Schwung gebracht, wie es der Krieg getan hat. Sie hätten die Eisenbahnen nicht gebaut, die der Krieg notwendig gemacht. Die verschiedenen Debatten in der Budgetkom mission de» Reichstag», soweit man sie nach den vorliegenden kümmerlichen Berichten beurteilen kann, hat keine Klarheit in die verworrene Sache gebracht, eher noch größere Konfusion, und man weiß nicht, wie die Sache enden wird. Dernburg ist natürlich eifrig bemüht, die Mög lichkeit einer Verwirklichung solcher Ideen, die seine Kreise stören könnte, auszuschalten. Er bestreitet dem Reichstage das Recht, Steuern in den Kolonien einzuführen, und bezeichnet den Versuch dazu als einen Eingriff in die Rechte des Kaisers. Der Staatssekretär scheint unser Ko lonialrecht nicht genauzu kennen, denn sonst müßte er wissen, daß neben dem Verordnungsrecht des Kaisers auch der gesetzgeberische Akt möglich ist. Wenn davon bisher noch wenig Gebrauch gemacht worden ist, so ist es um so mehr Zeit, daß dies jetzt gegenüber der autokratischen Politik Dernburgs in unserer zurzeit wichtigsten Kolonie geschieht. Er tut dem Kaiser einen schlechten Gefallen, wenn er ihn gegenüber unfern kolonialen Lands leuten gewissermaßen für allerlei Maßnahmen verantwortlich macht, die für die Zukunft der Kolonie von entscheidender Bedeutung sind. Wir sind gewiß dem Verdacht nicht ausgesetzt, einseitige Bewunderer Erzbergerscher Einfälle zu sein oder Zentrumsvorstöße gegen Dernburg gutheißen zu wollen. Aber es will uns scheinen, daß man das Gute nehmen soll, wo man es findet. Wenn Regierung und Reichstag sich nicht dazu entschließen können, die alten unter ganz andern Verhältnissen entstandenen Land verträge aufzuheben oder zu modifizieren und damit einseitiger Bereicherung auf Kosten der Allgemeinheit einen Riegel vorzuschieben, so müßte sie immerhin dem Fingerzeig, der in dem Erzbergerfchen Antrag liegt, ernste Be achtung schenkci Natürlich mitrc der Gedanke ^ so auszuarbeiten, daß eine Hemmung produk tiver wirtschaftlicher Arbeit vermieden wird und die Belastung des Besitzes in Südwest afrika vor dem Grundsatz sozialer Gerechtigkeit bestehen kann. Dann wird sich auch die ver wunderte Frage Dernburgs, er sehe nicht ein, warum die Vermögen unter 3M 000 Mark von der angeregten Kriegssteuer frei bleiben sollen, von selbst beantworten. Die Leute mit Ver mögen unter 300000 Mark find in Südwest afrika eben meist Farmer, die mit ihrer Arbeit dauernde Werte schaffen. Darüber wird nach Schluß der gegenwärtigen Kommissionsverhand lungen noch allerlei zu sagen sein. Namentlich soll dann auf die materielle Seite der Kriegs steueridee noch näher eingegangen werden. Hiermit seien nur ein paar ernsthafte Gedanken in die Debatte geworfen. * Die Budgetkommission hat am Montag ihre Beratung über den Antrag Erzberaer fort gesetzt^ nachdem vorher StaatAekretär Dernburg die Erundzüae des neuen Vertrags mit der Kolonialgesellschaft darlegte, über dessen Bedeu tung in unserer heutigen Handelszeitung einige Bemerkungen zu finden sind. Ueber die Kom- misfionssitzung liegt folgender Bericht vor: In der Budgetkommission des Reichstags er klärte am Montag Dernburg, daß ein neuer Vertrag mit der KolonialgeseNschaft für Südwestafrika nach den von der Budget kommission bei der Vorlage des nichtgebilligten Vertrages gegebenen Richtlinien abgeschlossen sei. Danach bleibt das früher nicht gesperrte Gebiet, das nach dem früheren Vertrage gleich falls gesperrt werden sollte, offen. Es wird dort eine Eebübr von 2 Prozent zugunsten der Kolonialgesellschaft erhoben. In dem gesperrt gewesenen Gebiet oleibt die Sperre aufrechterhal ten, um das Eindringen fremden Kapitals zu ver hindern. Die Diamantgesellschaft gibt nach einer Vorzugsdividende von 6 Proz. dem Fiskus eine Gewinnbeteiligung von 31 , Proz. Damit steigert sich die Nettobelastung der Diamantgesellschaft aus 73V« Prozent gegenüber 55 Prozent bei der anderen Gesellschaft und 91'/« Prozent bei der Diamantgesellschaft, die dem Fiskus zusließen. Der Staatssekretär fügte hinzu, dies ser sicher ein günstige» Ergebnis, mehr sei aoer auch in den wochenlangen Verhandlungen mit der Gesellschaft nicht zu erzielen gewesen. Abg. Semler (Natt.) führte aus: Die Dia mantenregie ist ein besonderes Verdienst de» Staatssekretär», ebenso die Sperre der Diaman tenfelder. Der neue Vertrag des Staats sekretärs müsse von der Kommission unterstützt werden, sonst kompromittiere man den Staats sekretär und die Kommission selbst. Abg. Lattmann (Wirtjch. Dgg.) führte aus: Es handle sich nicht um eine dauernde Steuer, sondern um einen einmaligen Betrag. Der Grundgedanke seines und des Antrages Erzberger sei durchaus berechtigt. Aba. von Liebert (Rpt.) verwarf alle drei Anträge. Abg. Freiherr von Richthofen (Kons.) fand den freisinnigen Antrag noch weniger annehmbar als den Erzbergers und kündigte eine Resolution an, die eine andere Lösung der Frage bezwecke. 2lbg. Ledebour (Soz.) erklärt den Grund gedanken Erzberaers für richtig, ebenso den des freisinnigen Antrags, die Schuld dem Schutz gebiet zu überweisen, oder sie müßte durch eine Wertzuwachssteuer getilgt werden. Diese An regung legt Redner in einem Antrag vor. Abg. Erzberger trat nochmals für seinen Antrag ein, verwahrte sich energisch gegen den Vorwurf, er habe einen Schritt gegen den Kaiser unternehmen wollen, und sagte: In dein Antrag Lattmann erblicke er eine Verbesserung seines Antrages; er streite für die Allgemeinheit und den Fiskus, das möge man beachten. Staatssekretär Dernburg erklärte, er habe den Kaiser nicht in die Debatte gezogen, sondern ihn lediglich als Institution, als Rechtsträger erwähnt. Nach den neueren Erklärungen Erz bergers habe er keinen Anlaß, den Vorwurf aufrecht zu erhalten, daß dieser eine Konfiskation herbeiführen wolle. Nach fünfstündiger Sitzung vertagte sich die Kommission auf Dienstag vor mittag. Z. n. vernichtet! Wie wir bereits gestern mittag durch Aushang und auch in unserer gestrigen Abendausgabe meldeten, hat sich das Luftschiff „Z. II," das seit Sonntag mit tag dei Linter in der Nähe von Limburg verankert lag, gestern um ,2 Uhr mittags infolge des heftigen Windes aus seiner Verankerung losgerissen und ist in nordöstlicher Richtung führerlos davongetrieben. Etwa 20 Kilometer von Limburg entfernt, in der Nähe der Stadt Weilburg, ging das Luftschiff nieder und blieb mit seinem Hinteren Teil in einer Baumgruppe hängen. Der Hintere Teil des Luftschiffes ist vollständig zerstört. Der Easinhalt ist zum größten Teile entwichen. Das Unglück ist also allem Anschein nach durch Ver sagen der Verankerung, die schon vor der Katastrophe rn einer Meldung als recht leicht charakterisiert wurde, eingetreren. Es ist ja für den Fernstehenden nicht schwer, nach der Katastrophe die Verankerung zu kritisieren, besteht aber nicht anderseits bei derLandung eines Luftschiffes, das durch seine Dimensionen dem Winde so große Angriffsflächen bietet wie „Z. ll", die Hauptforderung, für eine absolut sichere Ver ankerung zu sorgen? Die Erfahrungen der Kata strophen des französischen Luftschiffes „La Patrie" und des Z.-Luftschlffes bei Echterdingen, dessen Ersatz nun auf die gleiche Weise gescheitert ist, haben das gelehrt. Ueber das Unglück erhalten wir noch folgende Depeschen: * Frankfurt (Main), 25. April. (Eig. Drahtm.) Wie der Inspekteur der Berkehrstruppen dem Kor respondenten der „Frankfurter Zeitung" aus Limburg gemeldet hat, vermochten zwei Kompanien den Z 11 nicht zu halten. Das herrenlose Luftschiff ging nach 20 Minuten am Tunnel bei Weilburg nieder. Personen wurden in Limburg nicht verletzt, bei der Landung anscheinend auch nicht. * Weilburg, 25. April. (Eig. Drahtm.) Das Luft schiff ist mitten durchgebrochen und hängt in den Bäumen, die auf dem Webersberge stehen. Die Unteroffizierschule und die Feuerwehr sperren ab und versuchen den Ballon zu verankern. Soeben ist ein Extrazug von Limburg mit Hilfsmannschaften ein getroffen. * Weilburg, 25. April. (Eigene Drahtmeldung,) Nach einer neuen Meldung ist das Luftschiff „Z. li" in der Mitte geknickt. Es wird beabsichtigt, die noch unbeschädigten Vallonetts zu entleeren und das Gerippe auseinanderzunehmen. Der Zustrom der Neugierigen zur Unfallstelle ist enorm. Aus Diez ist Militär eingetroffen und hat die Absperrung übernommen. >0^ Weilburg, 25. April. (Eigene Drahtmeld.) Das Luftschiff „Z. II" hatte schon während Les ganzen Vormittags auf seinem Landungsvlatz bei Limburg mit starken Böen zu kämpfen gehabt. Kurz vor 1 Uhr wurde es in der Flanke von einer besonders heftigen Böe gefaßt, die eine Geschwindigkeit von ca. 18 Sekundenmetern gehabt haben dürfte. Die Stahltrossen, mit denen das Luftschiff verankert war, rissen, und vergeblich bemühten sich die Bewachungs mannschaften, das Luftschiff zu halten. Um ein Un glück zu verhüten, mußten die Mannschaften zum Los lassen des Luftschiffes aufgefordert werden, das sofort bis 200 Meter Höhe aufstleg und vom Wrnde in der Richtung auf Weilburg sörtgetrieben wurde. Um 1 Uhr 20 Mrn. wurde das Luftschiff von Weilburg aus gesichtet; es flog aus das Odersbacher Feld zu und man hatte den Eindruck, als wollte das Schrff dort landen. Plötzlich, wahrscheinlich durch einen nach dem Boden zu gerichteten Windstoß, wurde das Luftschiff in das Lahntal hinabgedrückt. — Hinter Weilburg erhebt sich fast senkrecht über der Lahn und der Eisenbahnlinie der Weberberg, gekrönt von einem Kurhaus, mit einem Eartenpavillon. Der felsige Abhang des Weberberges ist mit Obst- und Tannenbäumen bedeckt. Das Luftschiff wurde hier auf den Bahndamm hinabgedrückt, wobei die Tele- graohendrähte zerstört wurden. Es erhob sich dann wieder, um auf den äußersten Gipfel des Weber berges geschleudert zu werden. Der Hintere Teil des Luftschiffes mit dem Steuer blieb an dem Pavillon hängen, während der vordere Teil, der über den Berg hinausragte, in der Mitte abgeknickt wurde. Das Schiff senkte sich dann über den Abhang des Berges hinunter nach dem Tal zu. Der Ballon ist zerstört. E» waren sofort die Weilburger Unteroffizierschule, Gendarmerie, Polizei und Feuerwehr zur Stelle, um Hilfe zu leisten und das von allen Seiten herbei - strömende Publikum von der Unglücksstelle fernzu halten. Auch die Luftschiffoffiziere mit Major Neu mann an der Spitze waren von Limburg herüberge kommen, um die Leitung der Bergungsarbeiten zu übernehmen, welche voraussichtlich 5 bis 6 Tage er fordern werden. Mit der Demontierung des vor deren Teils ist bereits begonnen worden. Die vordere Gondel ist schon beseitigt. Die Motoren sind intakt geblieben. Es handelt sich um ein reines Natur ereignis, um einen vergeblichen Kampf gegen die Elemente. Alle Vorsichtsmaßregeln waren getroffen, und es ist in dieser Hinsicht nichts versäumt worden. Aber Menschenkräfte konnten hier nichts ausrichten. Personen wurden nicht verletzt; es ist niemand zu Schaden gekommen. Weilburg, 25. April. (Eigene Drahtmeld.) Der Zustand des „Z. II" zeigt, daß der Hauptstoß bei der Strandung am Weberberg die Mitte des Schiffs getroffen hat, wobei es vollständig breitge drückt wurde und infolgedessen durchgebrochen ist. Der abgebrochene Teil des Luftschiffs ist mit Aus nahme etlicher Verbiegungen in seinem Eerivve voll ständig intakt geblieben, ebenso der Hintere Teil, der auf den Bäumen und dem Dach des Pavillons des Kurgebäudes aus dem Weberberge aufsitzt. Unver sehrt sind auch die beiden Gondeln mit Einschluß der Motoren und Instrumente. * * * Das zerstörte Luftschiff, der Ersatz für das am 5. August 1908 bei Echterdingen vernichtete Luftschiff Les Grafen Zevpelin, weist in seiner Konstruktion zahlreiche Verbesserungen und Neuerungen auf gegenüber seinem verunglückten Vorbild. Er zeigt lechzehnkantige Form, ist 136 Meter lang und hat 13 Meter Durchmesser. Das Aluminium gerippe ist in 17 Zellen mit Ballonetts geteilt und faßt 15 000 Kubikmeter Wasserstofsgas. Die Steuer flächen sind gegenüber seinem Vorbild vom Leibe des Schiffes fortgenommen und weiter rückwärts über den Körver hinausgestellt worden. Die Hinteren Propeller haben nur zwei Flügel, sind aber ent sprechend größer als die dreimaligen. Die Pro peller haben eine Umdrehungszahl von 900 in der Minute. „Z. II" hat zahlreiche Probe- und Der- suchsflüge glücklich vollbracht. Ein Unfall passierte dem Luftschiff schon im Juli v. I., wo es auf der Rückfahrt von Bitterfeld bei Göppingen durch Auf fahren auf einen Baum Havarie erlitt, die indessen bald ausgebessert werden konnte. Ole LuMchiMotten ües Zn- unü lluslsnües. Die Wiederaufnahme der Kölner Luftschiff manöver trifft zeitlich mit zwei Interpellationen im französischen Senat und in der russischen Duma zu sammen, in denen sich die Unruhe des Auslandes über die raschen Fortschritte und den systematischen Ausbau der deutschen Luftschissflotte ausspricht. Der ziffernmäßige Beleg gibt zunächst den Interpellanten offenkundig recht; denn die deutsche Heeresverwaltung verfügt gegenwärtig über 7 Luftschiffe von zusammen 54 700 Kubikmeter Easinhalt und rund 60 Mann Tragfähigkeit (den offiziell noch nicht abgenommenen „Z. III" mitgerechnet über 8 Schiffe zu 69 800 Kubik meter und 75 Mann), wogegen das Gesamtvolumen aller übrigen militärischen Luftschiffflotten zusammen genommen nur 39 350 Kubikmeter ergebt. Davon entfallen — nach beendetem Umbau von „Colonel Rcnard" und „Liberte" — 18 500 Kubikmeter mit 35 Mann Besatzung auf die vier französischen Ballons, von denen jedoch „Lebaudy" und „Ville de Paris" ihres Alters wegen nur noch als Schulschiffe Ver wendung finden können. Die übrigen Staaten — Rußland. England, Oesterreich, Spanien — sind fast ganz aus den französischen Import angewiesen; einzig Italien hat sich in seinem „I bis" einen eigenartigen und entwicklungsfähigen Ballontyp zu schassen ge wußt. Der numerischen Ueberlegenheit gesellt sich — was wichtiger ist — die qualitative: sämtliche Welt rekorde werden von den deutschen Schiffen gehalten — der Schnelligkeitsrekord mit 59-Kilometer-Stunde von „M. III" (gegen 54 Kilometer des „Z. III" mit versuchsweise eingebautem dritten Motor und vor aussichtlich auch der „Liberte" und des „Colonel Re- nard" nach durchgcführtem Umbau; 51 Kilometer des „P. III" und „I dis". 48(4 Kilometer der Zeppe lin-Schiffe und des „Clement-Bayard"); der Dauer rekord mit 38 Stunden ununterbrochener Fahrt von „Z. II" s„M. II" I6V2, „I bis" 13'/, Stunden); der Entfernungsrekord von „Z. III" (Friedrichshafen- Berlin und zurück: „P. III" Frankfurt—München und zurück; „I dis" Bracciano—Neapel und zurück); der Höhenrekord von dem verbrannten „Z. IV" in der Nacht vor Echterdingen mit 1850 Meter („P. I" 1600, „Z. I" 1500, „I bis" 1300 Meter); an Zahl der Fahrten steht zwar, dank ihrem Alter, die „Ville de Paris" mit 80 obenan, sie dürste aber noch im Ver laufe der Kölner Manöver von „P. III" überholt werden, der bereits in dem einen Jahre 1909 67 Fahrten von 5200 Kilometer mit insgesamt 600 Personen Besatzung hinter sich gebracht hat. Der Vorsprung Deutschlands, an und für sich un bestreitbar, erfährt indessen aus verschiedenen anderen Gesichtspunkten Einschränkungen, die nicht ohne prak tische Bedeutung sind. Die privaten Lenkballons ein bezogen, die nach dem Dorbilde der Marine als Hilfs kreuzer in Betracht kommen, hält Frankreich mit 11 Fahrzeugen von 36100 Kubikmeter und 70 Mann Tragfähigkeit, 10 Neubauten — darunter 4 militä rischen — und (Ende 1910) 13 Hallenstationen Deutschlands mit 15 Schiffen von 92 300 Kubikmeter und 130 Mann, 9 Neubauten von 94 000 Kubikmeter und 16 Hallenstationen schon Halbwegs die Wage, und die für den nächsten Etat vorgesehenen Aufwendungen von 20 Millionen Franken stellen selbst die 9 170 000 Mark Deutschlands im Jahre der Zeppelin-Spende, die Frankreichs 954 000. Oesterreichs und Englands 100 000 K um das Zehn- und Neunzigfache überboten, weitaus in den Schatten. Allerdings gehen einige der französischen Schiffe in fremde Länder, von denen England 5, Oesterreich 4. Italien 3, Rußland 2. Bel gien und Japan je einen Ballon auf Stapel haben. Weiterhin ist es die Frage, ob die einseitige lleber- legenheit Deutschlands nicht durch den Vorsprung der
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