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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 04.05.1910
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1910-05-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19100504026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1910050402
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1910050402
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-05
- Tag 1910-05-04
-
Monat
1910-05
-
Jahr
1910
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ISIS Abend-Ausgabe BezogS-Prei» urer. tm»ull. Amtsblatt des Nates und des Nolizeiomtes der Ltadt Leipzig 104. Ishrgsng Nr. 122 Mttwoch, üen 4. Mst 19 lv m »tt. »»kt INllll. r>i'n- en 8').^ V6!)S tt 18 »«77« - Frctiag luS Svt-I. Iden (S. - ipann. »ollhauS. >relschmer. leinen. Zollhaus, öslein. ngier. trautmann. lfaller. Uchler. Srba. »nta. dleute usw. en, Berlin 0. '0. Verschlimmerung der Lage in Dünkirchen. Paris, 1. Mai. (Tel.) Aus Dünkirchen wird berichtet, das; dort zur Aufrechterhaltung der Ordnung -1000 Soldaten eingetroffen find. Die Zahl der Aorttütt ried Schulz. Aus ständigen beträgt 12000 . Die meisten Läden, insbesondere auch die Banken, sind geschlossen, da die Geschäftsleute ernste Ruhestörungen befürchten. Biele Straßen wurden von den Truppen abgesperrt, die auch den Hafen und die Be festigungen besetzt halten. Der Straßenbahnverkehr ist vollständig eingestellt worden. Die Reichstagsersatzwahl für Usedom-Wollin, die durch den Tod des freisinnigen Abgeordneten Dr. Delbrück notwendig geworden ist, wurde auf den 9. Juni angesetzt. cker «SS7 ö ö 1 Uhr. Sclpzt^Weil: ds. Hofschau- ! Raub der Iven Basser- Preisej: Ter Vom Wertzuwachssteuerentwurf. Die Reichstagskommission zur Vorberatung des Zuwachssteuergesetzes hat ihre Beschlüsse der ersten Lesung entgegen sonstiger Gewohnheit der Kommission herausgegeben und will damit den Interessenten die Möglichkeit geben, ihre Wünsche zu diesen Beschlüssen kundzugeben. Die Beschlüsse der Kommission dürften wohl im allgemeinen Anerkennung finden, da sie die Härten der Vorlage beseitigt haben. Die hauptsäch lichen Aenderungen sind die folgenden: Es wird nur der unverdiente Wertzuwachs besteuert, den Er werbskosten treten die Aufwendungen des Besitzers in liberalerer Weise hinzu, als die Vorlage empfahl, die Steuersätze werden dadurch vermindert, die Steuersätze sind bedeutend heruntergesetzt worden (statt 15—36 v. H. nur 10—30 v. H). Für jedes Jahr der Besitzdaucr wird vom Steuerberrag 1 Prozent nachgelassen und ein weiterer Ausgleich für den sinkenden Wert des Geldes geschaffen. Das Gesetz soll erst am 11. April (nicht am 1. April) 1911 in Kraft treten, so daß alle zur Quartalswende abge schlossenen Kaufverträge nicht unter das Gesetz fallen. Das Zuwachs st euergesetz wird voraus sichtlich am Sonnabend zur zweiten Plenarberatung im Reichstage gestellt werden. Parlamentarisches Diner beim Statthalter in Strabburg. Straßburg (Elsaß), 4. Mai. (Tel.) Bei dem Kaiserliche Statthalter und der Gräfin Wedel fand gestern ein parlamentarisches Diner statt, zu dem Staatssekretär Zorn von Bulach, die Untersraatssekretäre Petri, Mandel und Köhler sowie fast sämtliche Mitglieder des Landesaus- kchusses erschienen waren. Mährend der Tafel brachte der Statthalter einen Trinkspruch auf den Kaiser aus, in dem er des jüngsten Aufenthaltes des Kaiscrpaares in den Reichslanden gedachte und in Erinnerung brachte, wie sie in diesen Tagen alle Zeugen dessen gewesen seien, wie wohl sich der Kaiser auch diesmal wieder in diesem Lande gefühlt und welches besonoere Vertrauen er offenkundig in die treue Gesinnung der Bevölkerung gesetzt habe Friedberg—Büdingen. 8t. Darmstadt, 4. Mai. (Priv.-Tel.) Der natio nalliberale Ausschuß im Wahlkreis Fried- bera-Büdingen hat in seiner gestrigen Sitzung be schlossen, mit den Vertretern des Bundes der Landwirte und der Fortschrittlichen Vollspartei in Verbindung zu treten und den Versuch zur Aufstellung einer gemeinsamen Kandidatur zu machen. Der Kandidat soll ein Mann sein, der fest auf dem Boden der Erhaltung der landwirtschaftlichen Schutzzölle steht. Zum Tode des Abg. Sieber. Der gestern abend in Dresden infolge Schlag anfalls verstorbene konservative Abg. Sieber (Liebau) wurde am 4. April 1861 in Ronneburg (S.-A.) geboren, hat also nur ein Alter von 46 Jahren erreicht. Er war Eigentümer des Ritterguts Liebau bei Jocketa im Vogtlands. Als Vertreter des 44. länd lichen Wahlkreises (Plauen-Auerbach) war er im Landtage Nachfolger des früheren konservativen Ab geordneten Lekonomierats Zeidler (Oberlosa), der im vorigen Herbst eine Kandidatur nicht wieder an genommen hatte. Bet der Wahl am 21. Oktober v. I. wurde Siebert mit 5390 Stimmen gewählt. Von seinen Gegenkandidaten erhielten der nationalliberalc Post sekretär Rausch (Plauen) 2371, der Sozialdemokrat Irin sch er (Plauen) 2653 Stimmen, 13 Stimmen waren zersplittert. Da der' Vorsprung der Konser vativen nur rund 350 Stimmen beträgt, ist es nicht ausgeschlossen, daß es bei der Nachwahl zu einer Stichwahl lommt. Roosevelts Reise nach Lhristiania. Kopenhagen, 4. Mai. (Tel.) Die Stadt Kopenhagen gab gestern zu Ehren Roosevelts im Rathause ein Festmahl, an dem 300 Gäste teilnahmen. Um 9 Uhr abends reiste Roosevelt nach Lhristiania ab. Zur Lage in Albanien. Konstantinopel, 4. Mai. (Tel.) Nach der offi ziellen Verlustliste des Kriegsministcriums wurden bei den Kämpfen am 30. April, die mit der Besetzung von Katschanik endigten, 3 Offi ziere und 24 Soldaten getötet sowie 5 Offi ziere und 89 Soldaten verwundet. Die Rebellen verloren 500 Tote, unter ihnen den Führer Id riß Sefor. Gestern fand ein Kampf bei Morowabala statt, in dem die Rebellen in die Flucht geschlagen wurden. Die Albanesen, die in Djakowa eingedrungen waren, wurden zerstreut. politische Nachrichten. Aus der Ersten Kammer. 1». Dresden, 4. Mai. (Priv.-Tel.) Die Erste Kammer stimmte heute ohne Debatte dem mit Dekret 24 vorgelegten Entwurf eines Gesetzes über Erlaß. Stundung und Nachforderung von Einkommen- und Ergänzungs steuern zu. Ebenso wurden debattelos nach Refe raten des Rittergutsbesitzers Dr. v. Wächter gemäß der Regierungsvorlage bewilligt die Kapitel 22, 23, 32 und 33 des Etats, das sind Zivil liste, Apanage, Eesamtministerium und Staats rat sowie Kabinettskanzlei. Ferner wurden aus Titel 32 des außerordentlichen Etats 373 000 -4t zur Erweiterung des Bahnhofs Wiesenbad in Ileber- einstimmung mit der Zweiten Kammer gemäß der Regierungsvorlage bewilligt. Alsdann folgten eine Reihe Eisenbahnpetitionen, über die gleich falls Dr. v. Wächter referierte und die lediglich lokales Interesse boten. Auch diese wurden in Ueber- einstimmung mit der Zweiten Kammer erledigt. Ferner wurden einige Etatüberschreitungen bei den Kapiteln Staatseisenbahnen, Einnahmen der allge meinen Kassenverwaltung und Pensionen nachträg lich genehmigt. Sroth. Schäfer. Bellerman«. Thiede. Wolffram. Schulz«. Faber. Schäfer. Riechen. König. Wöyel. Lortner. Wtnlerberg. Norden. üler. Volk. Marü in portitz bei Thekla. Leipzig, 4. Mai. Im benachbarten Portitz b e i T h e k l a hat sich heute nacht ein räuberischer lieber fall er eignet, der den Tod der überfallenen Per son, der in den 70er Jahren stehenden Witwe Eismann, zur Folge halt e. Wir konnten bereits heute morgen in der achten Stunde durch Extrablätter darüber folgendes bekannt geben: Vergangene Nacht in der 11. Stunde sind in Portitz bei Thekla zwei Einbrecher verscheucht worden, als sie in die Behausung der in den 60er Jahren stehenden Witwe Eismann einzudringen versuchten. Die Täter sind später offenbar zurückgekehrt, denn heute in den frühen Morgenstunden ist die Witwe Eismann ge fesselt und tot in ihrer Wohnung aufgefun den worden. Alle Behältnisse sind durchwühlt, doch hat bis jetzt nicht festgestellt werden können, was fehlt. Noch im Laufe des Vormittags hat die Leipziger Polizei zwei Verdächtige verhaftet. Gleichfalls durch Extrablätter meldeten wir über diese Verhaftungen: Heute morgen gegen s^10 Uhr wurde in der Brandenburger Straße in einem Stellenvermittel- lungsbureau der Stallschweizer Ernst Arthur Schwinger, geboren am 13. Juni 1888 in Frei berg als dringend verdächtig, die Tat in Portitz be gangen zu haben, verhaftet. Bei seiner Verhaftung unternahm er einen Fluchtversuch, konnte aber wieder festgenommen werden. Schwinger war bis jetzt in Portitz in Stellung und kürzlich entlassen worden. Ein zweiter Stallschweizer, an scheinend ein Komplice, wurde ebenfalls fest - genommen. FrfterteUu «lullet«« ktune» nicht »urtlck- ae»og«a werden. Für da« tirlchetne» »» bestimmten lagen und Pltge» wird lein« Laranti« übernommen. «nzrtgen. «nnahme, Auguftusplutz H dm Itmrltchen Filiale» a. allen ilnnoncea» itMedUionen da« Ja- and UutlandeL »aupr.dlttal« Bern»! I«rl D» acker. Her,»gl. Sa»r. Hofbuch- handtnng, Lü»»ioftiast« l<1 (le.evt^n VI, Rr. «ÜXY. H«»»t.StII«lr Lre4d«»r Saestrab« a, l (Telephon «SA). Mr L«N>z>g am» Vorort« durch unter« trtaer und Spediteur« 2m«I »«glich in« Hau« gedracht: VO F monatl., t.70^« viertel»ährl Bei untern Filiale» u. Lu» nahmejlellrn adgebolt: 7S H monatl^ ».lS oierteliöhrl. Lurch die »oft: luuerdald reuiichland« und der deuNche» »otonien vierrelltdri lt.IS monatl. t^i« aultchl. Postdestellgcld. Ferner >n Belgien, Dänemark, den Donaustaaten. Italien, ilnremdurg, Niederlaud«, Nor wegen, Oesterreich- Ungarn, lttuhland, Schweden, Schweiz u. Spanien In alle» übrigen Staaten nur direkt durch bi« GelchL>t«l!«lle de« Blatte« erhältlich. Da» lleipziger Tageblatt ertchein, 2 mal täglich. Sonn. i». F«> nag« nur morgen«, llldonn«.. enl-lllnnaum«. Buguttnsplatz 8, hei unteren Trägern, Filialen. Spediteuren und Lnitahmrstellen. fowie Postämtern und Briefträgern linzalderkanfepret« »er Morgen» »usgad« 10 der »dendludqade ä Redaktion und GetchäftäkeLer Jodannidgalie 8. gernivrecher: I«8SL l«Sl», 1«NL lick) auch Jagoszenen und Pflanzenornamente. Sie sind gewiß von guter, aber nicht feinster Arbeit. Wahrscheinlich wurden sie für Export nach Europa fabriziert und von Pilgern und Kreuzfahrern nach Hause gebracht. Im Louvre-Museum in Paris und im Historischen Museum in Stockholm gibt cs ein paar „Oliphanten", die einander sehr ähnlich sind. Andere besitzen die Museen in Kopenhagen, Pest, Berlin, Wien und Prag. Von diesen und noch anderen Stücken werden entweder die Originale oder photographische Abbildungen in München ausgestellt werden. Ts ist zu hoffen, daß eine zusammensassende Arbeit, ein „Corpus oliphantorum", nach der Aus stellung Zustandekommen wird. vr. p. ^.rne. * Ein Herakleskopf aus Pergamon ist in die Ber liner Stulpturensammlung gelangt und wird in den omtli^en Berieten oi-s den Königlichen Kunst sammlungen genauer beschrieben. Es ist ein kolossaler Kopf aus parischem Marmor, der, in drei Stücke zer- schlaaen, in die byzantinische Mauer am Südabhange des Stadtberges verbaut aufgefunden worden ist. Nur die Nasenspitze ist etwas bestoßen, im übrigen ist der Kopf recht güt erhalten. Er gehörte zu einer Statue, deren Aussehen aus seinem Charakter noch zu er schließen ist. Herakles ist dargestellt kurzhaarig, bärtig, mit einem Antlitz von gewaltig bewegten Formen; die Stirn ist stark mooellicrt, die Nase springt weit aus den tiefen Augenhöhlen vor, der Mund mit den vollen Lippen ist ein wenig geöffnet. Der Blick der Augen ist aufwärts gerichtet und der Ausdruck von einer schönen Schwärmerei beseelt. Dieser Kopf ist ein gutes Beispiel aus der langen Reihe künstlerischer Versuche, die Gestalt des Herakles nicht nur als Muster körperlicher Kraft darzustellen, sondern auch seinen Charakter zu erfassen und den Helden in mehr oder minder heftiger Gemüts» beweaung wiederzugeben. Hier wird er im Bewußt» sein seiner Taten heiter genießend daraestellt. Der Held saß wohl auf einem Fels, den sein Löwenfell be- deckte; in den Händen mag er die Keule und den Decher gehalten haben, der ihn nach der Mühe labt«. Der Kopf gehört in die hellenistische Zeit, in der nach dem Vorgang des Lysipp die Auffassung von dem Helden als einem bärtigen Manne wieder gebrauch- kicher wurde. Die Ausführung der dekorativ recht wirksamen Arbeit ist einer Kolossalstatue, die man am besten au« einiger Entfernung betrachtet, angemessen. Werke verraten zweifellos diese Leidenschaft. Aber später, zumal in letzter Zeit, bin ich zur Antike zu rückgekehrt. Ich suche unablässig, mein Erfassen der Natur ruhiger zu gestalten. Unser Streben muß sich nach olympischer Heiterkeit richten. Es wird stets in uns genug von der christlichen Furcht vor dein Mysterium bleiben." * Mesopotamische Kunst. „Die mesopotamische Sprache ist eine wunderbare Sprache", läßt der grcßc dänische Komödiendichter Holberg einen von seinen Helden einmal äußern. Dasselbe könnte man auch von der mesopotamischen Kunst behaupten, wie sie sich in der Zeit des Kalifates um 1000 n. Chr. offenbart, aber in viel ernsterem Sinne. Wenig hat man bisher über diese interessante Kunst gewußt, aber allmählich beginnt sich Licht auch über die künstlerischen Erzeug nisse des oberen Euphrat- und Tigrisgebietes zu ver breiten. Es stellt sich dann heraus, daß die klassischen Traditionen sich hier in ziemlich nahem Anschluß an die sossanidische Kunst Persiens weiter sortentwlckelt Haven, aber ohne besonderen Einfluß von feiten des byzantinischen Kunstaewerbes. In den Sammlungen des bekannten Kunstforschers Dr. F. Martin gibt es ein großes Gefäß aus Bronze in erhabener Arbeit. Die Dekoration besteht aus konzentriscken Kreisen rings um die Mitte, wo viermal zwei Pfauen und vier Blumenoasen dargestellt sind. Dann kommt ein Krers mit Fischen, weiter einer mit Arkaden — ab wechselnde Spitz- und Rundbögen, noch ein Kreis mit Blattranke und schließlich wieder einer mit Rund bogen. In den Bögen gibt es überall verschiedene dekorative Pflanzen. Drese Anordnung mit Rund bogen findet man in dem neuerdings so berühmten syrischen Schlosse Kusejr Amra und auch in sehr frühen Koranen. Die Pfauen mit ihren etwas al- gestutzten Schwänzen erinnern nicht wenig an Vögel der sassanidischen Kunst. Das merkwürdige Gefäß, das eine Fülle von Pflanzenmotiven auszuwcisen hat, wird in diesem Sommer dem Publikum zugänglich werden bei der Ausstellung von Meisterwerken mohammedanischer Kunst in München. Erzeugnisse mesopotamischer und syrischer Kunst sind auch sicher die großen Elfenbeinhörner, ,F)liphantcn" die man in mehreren europäischen Museen und Privatsamm- lungen sehen kann. Hasen, Löwen, Steinböcke, Vögel, Greise und verschicdene andere Tiere sind auf ihnen dargestellt, meistens von Kreisen umschlossen, schließ- Theater, Kunst unü Mllenlchsst. * Berliner Theater. Man schreibt uns aus Berlin: In Reinhardts „Kaminerspielhaus" ist jetzt das Ensemble der Wiener ,,Hölle" eingezogen. Die Gäste debütierten mit drei Einaktern, von denen der erste — Gustav Meyrinks „Albino" — durch seine gespenstische Bizarrerie mit Recht abstieß. Der mystischen Einleitung folgte Leo Falls Allwiener Singspiel „Brüderlein fein", ein Vormärzidyll, das mit einfachen Motiven arbeitet und, da Karl Ziegler und Emmy Patko für ihr altes, verliebtes Ehepaar eine hübsche, warme Stimmung fanden, mit lebhaftem Beifall ausgenommen wurde. Dann kamen ein paar Pierrotlieder Karl Zieglers und schließlich Alfred Polgars und Egon Friedells Groteske „Goethe", die mit vielem Witz den Uebereifer der Literar historiker verspottet, die über alle Daten ihrer viel studierten Dichter noch besser Bescheid wissen als einst die Dichter selbst . . . Egon Friede!!, der den über seine hyperklugen Kommentatoren erstaunten und er grimmten Goethe recht erheiternd gab, brachte zum Epilog des Abends ein paar originelle Allenberg- Anekdoten vor, die herzlich belacht wurden. Unter den Chansons wurden die Klernigkeiten Mischa Dignaus am meisten beklatscht. * Direktor Reinhardt vom Deutschen Tbeater in Berlin hat, wie uns aus Parts genieldet wird, jetzt definitiv mit Madame Rissane abgeschlossen, daß sie ihm ihr Theater für ein Gastspiel überläßt: vom 21. bis 30. Mai wird er mit seinen ersten Darstellern täglich in Pari» spielen, und zwar „Ein Sommer nachtstraum", „Der Kaufmann von Venedig", „Ham let", „Faust", „Die Räuber", „Gespenster" und Wildes „Salome". Dekorationen und Kostüme werden die selben sein wie in Berlin. An allen Nachmittagen finden Aufführungen der erfolgreichen Pantomime ^Sumurnn" mit den Schwestern Wiesenthal statt. — Bei der sehr ermutigenden Aufnahme, die im Vor jahre die Düsseldorfer Direktrice Dumont in Paris fand, darf man Reinhardt wohl einen materiellen und zweifellos einen künstlerischen Sieg voraussagen. » Da, Werk de. Elfjährigen. Aus Wien meldet der Berliner „Börs.-Cour.": Die im Ministerpräst- dium-Palai« durch die Gattin des Ministerpräsiden ten Baron Bienerth zum erstenmal öffentlich, zu Zu der Mordtat — die Frau Eismann ist von den beiden verhafteten Einbrechern Schwinger und Ziegenhenne erstickt worden — erfahren wir noch folgendes: Heute morgen 6 Uhr wurde der Name des frühe ren Stallschwerzers der Witwe Eismann, Schwin ger, dem hiesigen Polizeiamte von Portitz herein gesagt und es muhte angenommen werden, daß dieser Schwinger zu der Tat m Beziehung stand. Es wurde daher auf alle Polizeiwachen und Stallschweizer bureaus eine dahingehende telephonische Mitteilung gemacht. Der Oberwachtmeister Grabe der 2. Polizei wache am Kristallpalast trat, als er diese Mitteilung erhalten hatte, mit der Wache auf die Straße hinaus, um die in seinem Bezirke stationierten Schutzleute dementsprechend zu instruieren, als ein Mann an ihm oorüberging, den er, einer plötzlichen Eingebung fol gend, auf gut Glück anhielt und nach seinem Namen frug. Kaum hatte der Unbekannte — es war der gesuchte Schwinger — seinen Namen genannt, als ihm auch schon Oberwachtmeister Grabe auf den Kopf zusagte, erseiderPortitzer Mörder. Schwinger brach fassungslos zusammen und legte sofort dem Oberwachtmeister Grabe ein Geständnis ab. Das Stallschweizerbureau von Birnbaum am Kristallpalast, das heute morgen gleich den anderen Stallschweizerbureaus, wie schon erwähnt, Mittei lung vom Polizeiamte erhalten hatte und ersucht wor den war, wegen aller vorsprechenden Stallschweizer dem Polizeiamte Kenntnis zu geben, ließ heute mor gen ernen Schutzmann holen, als ein Mann, namens Friedrich Zregenhenne, um Arbeitsvermitte lung ansprach. Auch Zregenhenne wurde festgenommen « und legte, als ihm nachaewiesen war, daß er mit Schwinger zusammengewesen, ein Geständnis ab. Der Tod der unglücklichen Frau ist, wie inzwischen festgestellt worden ist, dadurch herbeigeführt worden, daß die Mörder ihr einen Knebelin den Mund gesteckt und den Kopf mit Kissen so dicht und so lange bedeckt haben, bis sie erstickt ist. Unser sofort nach Portitz entsandter Berichterstat ter meldet uns noch folgende Einzelheiten: Ueber die Ausführung der Tat ist zu berichten, daß die beiden verhafteten Verbrecher bereits in der Nacht vom Montag zum Dienstag einen Einbruch versucht Haden. Durch das Hinzukommen eines Dorfbewohners namens Kluge wurden sie jedoch gestörtundflüchteten. Auch ein Schutz mann sah die Einbrecher, konnte sie jedoch in der Dunkelheit nicht erkennen und verfolgen. Gestern nacht sind die Verbrecher, die bei der Frau Eismann Geld vermuteten, durch ein Parterrefenster des Grundstückes, die Frau wohnt in der ersten Etage, eingestregen, und durch die Speisekammer des dort wohnenden Oberschweizers Fickler in das Treppen haus gelangt und haben dann den Einbruch ver übt. Dabei ist die Frau Eismann erwacht, und nun haben die Einbrecher, um die Frau unschädlich zu machen, ihr einen Knebel in den Mund ge steckt und sie gefesselt. Dann haben sie der Frau ein Kopfkissen über das Gesicht ge deckt, so daß sie erstickt ist. Von dem herbei gerufenen Arzt wurde als Todesursache Herzschlag sestgestellt, der eben durch die Erstickung eingetreten ist. In der Wohnung waren alle Behälter durch wühlt, doch haben die Einbrecher nichts er- ripMcrTagMM Handelszeitung. wohltätigen Zwecken veranstaltete Aufführung der Pantomime „Der Schneemann" durch das Hofopern- dallett brachte dem elfjährigen Komponisten Erich Wolfgang Korngold (dem Sohn des bekannten Musikkritikers Korngold von der „Neuen Freien Presse") einen sensationellen Erfolg. Die graziös pikante, geistreiche, die kühnste Harmonik ausweisende Musik machte Furore. Das feinsinnige, exklusive Auditorium rief den überraschend virtuos selbst begleitenden Komponisten stürmisch. Baronin Bienerth erntete berechtigte Huldigung für Vermitt lung dieses Wunderwerkes. * Berlin als Mufikzentrum. Von Jahr zu Zahr wächst die Bedeutung, die die deutsche Reichshaupt stadt im Musikleben der Welt einnimmt, und immer größer wird das Heer der Ausländer, das nach Deutschland kommt, um hier die musikalische Aus bildung zu suchen. Nun wird aus Paris berichtet, daß der bekannte amerikanische Gesangspädagoge Clark, der bisher in Paris seinen Wohnsitz hatte, sich entschlossen hat, der neuen Entwicklung der Dinge zu folgen und nach Berlin Lberzusiedeln. Er begründet seinen Entschluß damit, daß er seit zwei Jahren auf merksam die Bewegung verfolge, die den Schwerpunkt des musikalischen Lebens von Paris nach Berlin ver lege; Deutschland und Oesterreich seien nun weitaus das günstigste Feld für emporstrebende Gesangs talente. In Frankreich gibt es nur 12 oder 15 Opern, während in Deutschland und Oesterreich dem begabten jungen Sänger 80 oder 90 Opernhäuser offenstehen. In Frankreich sei es längst unmöglich geworden, den Gesangstalenten Gelegenheit zur Entfaltung ihres Könnens zu schaffen, während auf den deutschen Bühnen bereit» mehr als 120 amerikanische Sänger künstlerisch wirken. Mit einer Schar von 36 jungen amerikanischen Sängern wird Clark im Juni in Berlin Wohnsitz nehmen. * Rodin« künstlerisch«« Glaubensbekenntni«. In der Pariser „Revue" veröffentlicht Rodin einen interessanten Artikel, in dem er Aufschlüsse über sein künstlerisches Schaffen gibt. Er sagt darin: „Ich habe mein Leben lang zwischen den beiden großen Richtungen der Bildhauer, zwischen der Auffassung des Phidia« und der Michelangelos, geschwankt. Ich bin von der Antike ausgegangen, aber al» ich aus Italien kam, war ich plötzlich von der Gewalt des großen florentinischen Meister» gefangen, und meine Anzeigen-Preis Nlr Jnleraie au« l.-ewüi- und Um,«du»« d>« 6,«matten« »0 mw deett» Pettt,««« 2L H, ti« 7« miu »rett« Sleklame«etl« l va» »u«»LN« uo Reklame» 1.20 ^U» guter«»« »»» veddrde» m auilU-«, Leü dU 7« uw» der»»« Pettr»<ttl« «tt S>eILLtt«an,e,a«n mtt Hla»l>»r1LriNr» ,u» t» »er >b,ildau«aad« <m Prell« erd«»». Radau «ach lari». Seilaargrd^dr b u«
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