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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 03.03.1910
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1910-03-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19100303022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1910030302
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1910030302
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-03
- Tag 1910-03-03
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Monat
1910-03
-
Jahr
1910
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weilte, kehrte dieser Tage in die Heimat zurück. Er wurde, al» er da» Bauernhaus betrat, weder oom Baler noch der Mutter wiedererkannt. Beim Abend essen erzählte er, daß er ein Sparkassenbuch über 6000 Kronen besitze. Im Laufe der Nacht erdrosselten die beiden Alten den vermeintlichen Gast und fanden auch wirklich da» Sparkassenbuch. Al» die Mörder in dem Buche den Namen de« Inhabers fanden und erfuhren, daßsieihreneigenenSohngemor- det hatten, erhängten sich beide aus Der- zweislung. Di« Ueberschwemmungeu in Nordamerika. New York, 3. März. (Tel.) Von den Nord amerika durchquerenden Pacificbahnen er halten nur die Strecken im Süden den Verkehr unge stört aufrecht. Die Central Pacific, Northern Pacific, Great Northern und die anderen nördlichen Bahnen haben den Verkehr dort e i n g e st e l l t, wo die Linien durch Ueberschwemmungen oder Lawinen gesperrt sind. Schiss in Not. New York, 3. März. (Tel.) Von dem Passa gierdampfer „Lagus" von der Royal Mall Company traf ein drahtloses Telegramm ein, das; er mit dem Dampfer „Republik" in oer Nähe der Bar- negatbucht an der Küste von New Jersey kollidiert sei. Er habe ILO Passagiere an Bord und bitte um Hilfe. Sus Leipzig uuü llmyegenü. Leipzig, 3. März. Wetterbericht der König!. Sachs. Landeswetterwarte zu Dresden. Voraussage für den 4. März. Nordöstliche Winde, meist heiter, kühl, kein er heblicher Niederschlag. Pöhl berg: Vormittags und nachmittags schwacher Nebel, gute Schlittenbahn bis Annaberg, fester, guter Weg. Fichtelberg: Nachts schwacher Nebel, gute Schlittenbahn bis in die Täler hinab, starker, an haltender Reif, Bäume stark mit Rauhsrost behangen. ** Deutschlands Stellung in Wett- und Handels politik. Ueber dieses Thema sprach gestern abend Herr Generalleutnant z. D. v. Wrochem im Hot:l Palmbaum vor der Ortsgruppe Leipzig des All deutschen Verbandes. Der Redner führte eingangs seiner Rede aus, dah in unseren Parlamenten je.^t wobl eine gereizte Stimmung herrsche, die durch die Reichsfinanzreform verursacht sei. Aber es seien gerade dabei auf allen Seiten Fehler geinackt worden, und deswegen solle man nun endlich einmal vergessen lernen. Der jetzige Zustand tönne nur zur Reichs verdrossenheit führen, vor der bereits Bismarck ein dringlichst gewarnt hat. Deutschland ist tue jüngste Großmacht, aber schnell erwachsen. Bismarck hat nach den Kriegen zwanzig Jahre lang Frieden gehalten, trotzdem rhm 1875 unv 1887 zweimal Gelegenheit geboten war, loszuschlagen. Nach seinem Abgang sind wiederum zwanzig Jahre in Frieden vergangen, und in dieser Zeit hat sich Deutschland zu ernem Industrie- und Handelsstaat entwickelt, der heute eine Handelsbilanz von 17 Milliarden aufweise. Trog aller Friedensversicherungen sei an einen ewigen Frieden, den Moltke schon als einen Traum, aber leinen schönen, bezeichnet habe, nicht zu denken. Ietus Volk braucht einmal einen Krieg und der nächste wird nicht durch die Herrscher veranlaßt werden, sondern aus dem Volke heraus kommen. Und dann wehe dem Volk, das kriegsscheu geworden ist. Deutschland braucht keine Ängst vor einem Kriege zu haben; es kann vier Millionen Soldaten ohne die Reserven rns Feld stellen und hat so einen schier unerschöpflichen Brunnen. Redner beleuchtet dann unsere Stellung zu den großen Mächten, deren militärische und Handelspolitik er einer eingehenden Besprechung unterzieht. Er kommt zu dem Ergebnis, daß Deutsch land zusammen mit Oesterreich-Ungarn unüberwind lich sei, aber selbst wenn wir allem stehen und der Nachbarstaat sich neutral verhalte, würde es schwer fallen, uns zu schlagen. Jedenfalls sei keine fremde Macht allein in der Lage, uns erfolgreich gcgcnüb-r- zu stehen, und wir können auch heute noch das Bis- marcksche Wort, daß wir Gott und nichts weiter in oer Welt fürchten, auf uns anwenden. Der Redner sand für seine Ausführungen begeisterten Beifall. An den Vorcrag schloß sich eine Diskussion. * Hedda-Wardegg-Soiree. Frau Hofrat Hart mann wird, wie bekannt, am 7. März, 8 Uhr, im Blauen Saale des Kristallpalastes in der Soiree von Hedda Wardegg initwirken. Nach dem großen Er folg, den die Dame jüngst in Frankfurt a. M. zu ver- iseichncn hatte, ist es gewiß auch für ihre Leipziger Freunde interessant, sich durch Augenschein zu über zeugen. Da der Abend auch durch die Darbietungen der übrigen Mitwirkenden (Hedda Wardegg, Albert Kunze, unser beliebtes Stadttheatermit- glied, am Flügel Kapellmeister Willy Wolf) außerordentlich genußreich zu werden verspricht, ver säume man nicht, sich zeitig genug mit Billetts zu versorgen. Der Vorverkauf findet statt: bei C. A. Klemm, Neumarkt, in der Linckeschen Leihbibliothek. Ritterstraße 4, und bei O. Friedlein, Johannisplatz. * Mysteriöser Borfall. Ein Vorfall, der noch der Aufklärung bedarf, hat sich gestern abend in der !>. Stunde im Johannistal zugetragen. Der JnhabereinesGeschäftsinderTurner- straße, der seinen Weg durch das Johannistal ge nommen hatte, wurde auf dem sogenannten Brun- nenweg von einem Unbekannten von hinten anderPelerineerfaßt, dieer ihm vom Leibe zu reißen versuchte. Auf die Hilferufe des Ueber- fallenen hat der Unbekannte di« Flucht er griffen, nachdem er noch dem Geschäftsmann den Hut, einen schwarzen, steifen Filzhut, vom Kopfe ge rissen hatte. Der Täter ist nach der gegebenen Be schreibung etwa 30 Jahre alt, ungefähr 1,72 Meter groß, von kräftiger Gestalt, hat blonden Schnurr bart, trug grüne Joppe und nach vorn eingedrückte Mütze. Die polizeilichen Erörterungen find im Gange. * Vermißt wird seit dem 28. Februar die Ar- beite rin Anna Hedwig Krause, geboren am 9. Januar 1885 in Möckern, aus ihrer Wohnung in der Reginenstraße in L.-Eohlis. Die Vermißte ist mittelgroß, von kräftiger Gestalt, hat hellblondes Haar, längliches Gesicht, hellblaue Augen. Bekleidet war fie u. a. mit dunkelblauem Rock, blauer Barchent bluse, braunem Mnterfackett, hellgrauem, mit lila Samtband versehenem Hut, schwarzledernen Schnür schuhen, schwarzwollenen Strümpfen. Letzter« sind „X. gezeichnet. Es wird vermutet, daß sich die Kr. ein Leid angetan hat.--Weiter wird seit 28. Februar vermißt der Postbote Otto Emil Benedikt, geboren am 29. November 1881 in Eutritzsch. Er ent- lernte sich aus seiner Wohnung in der Bogi»law- straße in L.-Dolkmarsdorf unter der Angabe, daß er nach dem Bezirkskommando gehen wolle. Seit dieser Zeit wird er vermißt. Benedikt ist 1,70 Meter groß, mittelstark, hat dunkelblonde» Haar, rötlichen Schnurrbart, volle» Gesicht, blaue Augen, leicht ge bogene Nase. Bekleidet «ar er » a. mit schwarz- und graukariertem Jackettanzug, schwarzen Schnür schuhen, schwarzem weichen Filzhut. * Iva Mark Belohnung. Wie bereits mitgeteilt, ist am Dienstag ein Handwagen mit 17 Stück Wasser messern gestohlen worden. Später wurde der Wagen in der Grassistraße erbrochen wieder aufgesunden, wo 11 Stück Wassermesser gestohlen waren. Auf die Wiedererlangung der fehlenden Wassermcsser und di« Ermittelung des Diebes hat der Geschädigte eine Be lohnung von 100 ausgesetzt. * Ein Zusammenstoß zwischen einer Droschke und einem Motorwagen fand gestern am Roßplatz statt. Beide Wagen erlitten Beschädigungen. * Einbrüche und Diebstähle. Mittels schweren Diebstahls wurde aus einem Pferde st all in der Aeußeren Bayerschen Straße ein noch gut erhaltenes Geschirrzeug, bestehend aus Kumt, Zaum zeug, Doppelzügel und Brusttette, entwendet. — In einer Wohnung in der Turner st raße sind drei Sparkassenbücher mit Einlagen in Höhe von etwa 500 -N gestohlen worden. Der Dieb hat von den Büchern alsbald 320 .«t abgehoben. — In einem Lokale am Augustusplatze wurde ein wert voller, dunkelbrauner Winterüberzieher mit der Firmenbezeichnung „Gustav Liebe, Magdeburg" entwendet. — Einbrecher drangen zur Nachtzeit in ein Restaurationslokal in der Berliner Straße ein und stahlen u. a. einen Geldbetrag, etwa 4000 Stück Zigaretten und eine Anzahl Zigarren. — In der Albert st raße wurde aus einem Grundstück ein Fahrrad, Marke „Constanz", entwendet. — Aus einem Buchhändlerwagen wurde in der llniver- siitätsstraße ein Barpaket, inliegend ein Buch betitelt: „Der Luftschiffer", entwendet. — Ferner wurde in der Kochstraße ein Fahrrad, Marke „Erützner Nr. 2". gestohlen. * Einmieterdieb. Ein Unbekannter, der sich für einen Monteur ausgab, mietete sich bei einer in der Kohlenstraße wohnhaften Familie ein und verschwand unter Mitnahme eines Herrenjackettanzuges auf Nimmerwiedersehen. Der Dieb ist etwa 25 bis 28 Jahre alt, von übermittlerer Gestalt und hat blon den Schnurrbart. * Verantworten mußte sich eine 48 Jahre alte Arbeitersehefrau aus Prossen, die bei einem Rohproduktenhändler in der Naumburger Straße beschäftigt war und diesem nach und nach Putzwolle im Gesamtwerte von 300 -tt entwendete. * In Haft kam ein bereits vorbestrafter, 40 Jahre alter Prooisionsreisender aus Ober lung w i tz, der in einer Kartoffelhandlung Stellung gefunden hatte und dort widerrechtlich Geschäfts gelder kassierte und fingierte Aufträge aufgab. Das unterschlagene Geld sowie die erschwindelte Provision verwendete er in seinem Nutzen. — In Haft kam ferner ein 38 Jahre alter Arbeiter aus L.-V o l k m a r s d o r f, der bereits wegen Sittlichkeitsverbrechens vorbestraft ist. Der Unhold verging sich wiederum in der schändlichsten Weise an einem Kinde. — In Haft genommen wurde ein 25 Jahre alter Arbeiter von hier, der von einem hiesigen Händler 30 Ztr. Kartoffeln unter Vor spiegelung falscher Angaben abgenommen und den Erlös in seinem Nutzen verwendet hatte. Sus Sschlen. * Riesa, 3. März. (DieSächsisch-BLH mische Dampfschiffahrts-Eesellschaft) eröffnet ihren Betrieb auf der gesamten Strecke Lertmeritz» Mühlberg am 19. d. M. i. Lhalhcim i. 3. Mär,^ (Die Lohnbewe, gung der Schneiderge Hilfen) nimmt nun ernstoFormenan. Die Meister lehnten den vor gelegten Lohntarif wie jede Verhandlung mit der Eehufenorganisation ab, worauf die Gehilfen die Kündigung einreichten. i. Raschau, 3. März. (SelbstmordoderUn. glücksfall.) Gestern vormittag wurde am Recken des Freitagschen Vetriebsgrabens die Leiche der 20jährigen Tochter des Arbeiters Hütler auf-, gesunden. Ob die Bedauernswerte Selbstmord be gangen hat oder einem Unglück zum Opfer gefallen ist, konnte noch nicht aufgeklärt werden. * Mikkel, 3. März. (Unbegründeter Mordverdacht.) Wie die „Bautzener Nachr." melden, soll die Aufnahme des Tcubestandes in bezug auf den Todesfall des hiesigen Administrators v. Bergoffsky ergeben haben, daß ein Mord nicht vor liegt. * Zittau, 3. März. (Sittlichkeitsatten tat.) Als sich zwei Mädchen im Alter von 17 bis 20 Jahren von Zittau nach dem Lämmchen in Poritsch begaben, wurden sie von einem Manne, der sich am Fußwege hinter einem Birkenbusch ver borgen gehalten batte, angefallen. Das ältere Mädchen wurde von ihm auf eine Wiese geschleppt, wo er sein Vorhaben zur Ausführung zu bringen ver suchte. Die jüngere Begleiterin der Ueberfallenen stieß laute Hilferufe aus. die vier auf dem Fußwege befindliche Männer herbeiriefen. Der Täter ließ jetzt von seinem Opfer ab und ergriff die Flucht. Obgleich sofort seine Verfolgung ausge nommen wurde, gelang es ihm, zu entkommen. — Nach einer anderen Meldung soll es sich bei diesem Uebrrfall um einen Handtaschenraub handeln. Sus Ssihlens Umgebung. --- Eisenberg, 3. März. (In falschem Der. dacht) Die Voruntersuchung gegen den Lehrer Peschel inTautenharn, der sich nach Angaben der Schulkinder sittlich an ihnen vergangen haben sollte und deshalb verhaftet worden war, ist ge schlossen worden, nachdem sich hrrausgestellt hat, daß die Angaben der betreffenden Kinder erfunden waren. -4- Kahla, 3. März. (Eine unsinnige Wette) ging ein hiesiger Porzellanmaler ein. Er wollte die sog. Mühllache durchwaten, nöriaenfalls durchschwimmen. Als er daran ging, sein Vorhaben auszufüyren, wurde er von der Strö mung erfaßt und die Saale abwärts getrieben. Da man ihm nicht zu Hilfe kommen konnte, mußte er ertrinken. Sein Leichnam konnte bisher noch nicht geborgen worden. * Sangerhausen, 3. März. (Zugzusammen- ft o ß.) Ein von Nordhausen kommender Güt« rzug fuhr auf einen im hiesigen Bahnhof zur Abfahrt nach Halle bereitstehenden Eüterzug auf, wodurch mehrere Wagen entgleisten und beschädigt wurden. Per- sonen sind zum Glück nicht verletzt worden. Der Zu- sammenstoß soll aufunrichtigeErteilungder Einfahrt zurückzuführen sein. » Weißenfels, 3. März. (Unter dem Ver dacht de« betrüae rischen Bankerott«) wurden hier di« Schuhfabrikanten Karl Krause und Richard Sckmidtverhaftet. ---- Hof t. 8. März. (Bon einer Loko motive erfaßt und sofort getötet) wurde «stern nachmittag im nahen Oberkotzau der 70jährige Sattlermeister Ernst Fach, al» er vor dem ein fahrenden Bamberger Personenzuge noch schnell über die Gleise gehen wollte und zu diesem Zweck eigen mächtig die Schranke öffnete. Die Lokomotive des heranbrausenden Zuges erfaßte den alten Mann und schleuderte ihn zur Seite, wo er tot liegen blieb. Serichtslasl. sd. Thorn, 2. März. Graf Pfeil vor dem Kriegsgericht. lFortsi) Zur heutigen Sitzung waren die gerichtlichen Schreib sachverständigen, Eerichlssekretär Gestwieckt (Thorn) und Direktor Meyer (Berlin) erschienen. Sie haben Schriftvergleichunaen zwischen der Hand schrift des Grasen, der Gräfin und des Detektivs Eräger angestellt. Es handelte sich zunächst darum, festzustellen, ob die Nota der Firma Rosenthal von dem Grafen oder der Gräfin herstammt. — Sachoerst. Eestwiecki kommt zu dem Schluß, daß die Quit tung von der Hand der Gräfin geschrieben sein müsse. — Direktor Meyer meint, daß die Person, oie die Quittung gefälscht hat, es darauf abgesehen habe, dabei die Schrift einer Buchhalterin oder dergleichen nachzuahmen. Es sei große Wahrscheinlichkeit für die Annahme da, daß die Quittung von der Gräfin herrühre. Der Gras komme als Schreiber nicht in Betracht. — Im Anschluß daran werden die Sach verständigen über den anarchistischen Drohbrief und dessen Schreiber gehört, der an den Abgeordneten v. Richthofen gelangt ist. — Die Sachverständigen finden keine Aehnlichkeit der Handschrift des Briefes mit der Handschrift des Grafen, dec Gräfin oder des Detektivs Eräger. —Hierauf wird als Zeuge der Bureaubeamte der Kruppschen Werke, Grelle (Essen-Ruhr), der bei dem wrasen in Hagenau Reit knecht war, vernommen. Er erklärt, daß es zwischen dem Grafen und der Gräfin verschiedentlich zu Streitigkeiten gekommen sei. Der Zeuge erzählt den Vorfall, wo die Burschen die Zeit verschlafen chatten und der Graf sie daher zur Rede stellte. Er be streitet, daß er vabei die Mistgabel genommen und auf seinen Herrn losgegangen sei, erinnert sich aber, daß die Gräfin infolge des Wortwechsels im Morgen rock herbeieilte, und daß der Graf ihr zurief: „Hol' mir den Degen! Hol' mir den Degen!" Die Gräfin wollte ihn beruhigen, der Graf habe ihr aber eine Ohrfeige gegeben. Daß der Streit sehr laut war, schließt der Zeuge aus oem Umstand, daß die Leute auf der Straße stehen blieben. Der Zeuge ist dann vom Schuhmachermeister Kaselitz gerufen worden, weil dieser sich um ihn sorgte. Als der Zeuge hörre, daß die Ehe oer Gräfin geschieden sei mit der Be gründung, daß sie ihre Kinder mißhandelt habe, fiel rhm das auf, da sie eine gute, stille Frau war. Der Zeuge erklärt weiter, daß auch ihn der Graf mehr mals an der Kehle gefaßt und zu Boden geworfen habe. Einmal sei dabei sein Kragen zerrissen, wo für ihm der Graf zwei neue gab. Auf die Frage, weshalb er denn da noch in den Diensten des Grafen geblieben sei, erwidert der Zeuge, der Graf sei nach her wieder ganz gut gewesen. Aus seinen weiteren Aussagen geht hervor, daß kurz vor der Flucht der Gräfin eine Komtesse in das Haus eintrat, die dem Personal die herrschaftliche Bedienung beibringen sollte. Mit dieser Komtesse habe sich die Gräfin nicht gut gestanden. Sie habe viel im Hause kom mandiert, das Personal sei froh gewesen, als sie wieder davonging und der Gräfin das Kommando überließ. Eine oerartige Behandlung, so schließt der Zeuge, wie sie der Gras der Gräfin zu teil werden ließ, habe ich niemals wieder gesehen. — Zeugin Fräulein Bosch, Büfettiers in Straßburg, ist als Ibjähriges Kindermädchen in die Dienste des Grasen getreten. Sie hat wiederholt heftigen Streit zwischen dem Ehepaare beobachtet. Der Angeklagte habe sich nicht viel um die Kinder bekümmert. Ueber die Vorgänge im gräflichen Hause haben sich manchmal die Straßenpassanten unterhalten. — Der folgende Zeuge, Leutnant Hans Wolf v. Schütter, hat, in Jauer in derselben Konipagnie wie' der Graf ge standen. Der Graf habe öfter mit ihm über seine Eheverhältnisfe gesprochen. Nach der Flucht der Gräfin habe ihn der Graf nach Breslau zum Rechts anwalt Armor geschickt, der die Adresse der Gräfin besaß. Dieser erklärte aber, daß die Gräfin nicht mehr zurückkehren werde. Später begleitete der Zeuge den Grafen bei den verschiedenen Besuchen, die oieser bei den Zeugen im Ehescheidungsprozeß machte. Der Graf habe sich geäußert, er wolle nicht gern allein mit den Zeugen verhandeln, damit man ihm nicht später einen Vorwurf machen könne. Der Zeuge ist mit dem Grafen zunächst zu dem Zeugen Bode gegangen, der sie aber kurz abgefertigt habe. Zu der Zeugin Frida Klamp ist der Zeuge allein geganyen. Er habe sie gefragt, ob sie gesehen habe, daß dre Gräfin ihre Kinder mißhandelt habe, und habe sie ferner aufgefordert, nur die reine Wahrheit zu sagen. Die Klamp erklärte, sie wisse von nichts, er habe aber den Eindruck gehabt, als wolle sie nichts saßen. — Dorf.: Die Zeugin Klamp hatte den Eindruck, dah Sie sie zu beeinflussen suchten. — Zeuge: Nein, ich bin nur in kameradschaftlicher Weise für den Grafen tätig gewesen. — Die Zeugin Klamp wiederholt, daß sie sich durch die Art und Weise, wie der Zeuge zu ihr sprach, beeinflußt ge fühlt habe. — Zeuge: Ich hatte diese Absicht nicht. — Die nächste Zeugin, Frau Scheffke, war Köchin beim Grafen. Auf di« Frage, weshalb sie den Dienst verließ, antwortet sie: Ich bin eigentlich auch aus gerückt. — Berhanolungsf.: Weshalb? — Ze ugin: Die Frau Gräfin wollte mich gern in ihren Dienst haben. Im einzelnen bekundet sie die selben Vorgänge wie die vorhergegangenen Zeugen. Sie weiß, daß di« Gräfin geprügelt wurde und vaß der Graf, nachdem die Gräfin fort war. eingehend mit den Angestellten sprach. Die Zeugin schließt: Es war Stadtgespräch in Jauer, daß der Graf miß trauisch und gewalttätig war. Was der Bursche Zensen sagte, oas war immer richtig, die anderen Dienstboten mußten sich fügen, der Graf stand völlig unter seinem Einfluß. (Forts, folgt.) Sport. 8 Der Leipziger Ruder-Verein von 1878 (E. v.) veranstaltet sein Kostümfest am Sonnabend, den 5. März, in den Räumen des Bootshauses. — Die nächste Monatsversammlung wird am Sonnabend, den 12. März, abgehalten. 8 Nationales Wettfliegen. Für das inDresden am 1. Osterfeiertag stattfinoende nationale Wettfliegen sind bis Nennungsschlutz 41 Ballons aenannt worden. Der Sächsische Verein für Luftschiff fahrt, der Veranstalter dieses aeronautischen Ereig nisses erster Ordnung, weiht mit diesen Festlickkeiten seinen neuen Füllplatz auf der neuen Raorenn- vahn in Dresden-Reick ein. Dieser Füllplatz, in nächster Nähe der Gasanstalt gelegen, bietet mit seinen Anlagen die Möglichkeit, eine große Anzahl Ballon» gleichzeitig zu füllen. Infolge des günstigen Gas druckes gehen die Füllungen in sehr kurzer Zeit vor sich. Letzte Nachrichten. Erst« Kammer. (Die Reform de» Religionsunterricht» in der Volk»- Mule.) k. Dresden, 3. März. lPriv.-Tel.) Die Erste Kammer verabschiedete heute zunächst den Etat der Volksschule. Hierbei kam es zu einer längeren Debatte über den Religionsunterricht an den Volksschulen. Graf Tastell zu Taste ll, Ober- Hofprediger Dr. Ackermann (Dresden). Graf Schönburg-Glauchau und Bischof Dr. Schäfer machten einen Vorstoß gegew die Reform des Religionsunterrichts in der Volks schule im Sinne der Zwickauer Thesen der Lehrer schaft. Oberbürgermeister Dr. Keil (Zwickau) er klärte die Thesen für die Wünsche der Lehrerschaft für berechtigt und bestritt dem katholischen Grafen Schönburg das Recht, sich in di« Interna der evangelischen Landeskirche einzu mischen. Kultusminister Dr Beck erkannt« die Notwendigkeit einer Reform des Reli gionsunterrichts an, meinte aber, daß eine Zurück- drängung dieses Unterrichts in der Volksschule nicht erfolgen dürfte. Die Gegner der Zwickauer Thesen, namentlich Graf Castell-Eastell, be tonten besonders, daß diese Thesen nicht dem Geiste evangelischen Christentums entsprächen und eine Ge fahr bedeuteten. Die Sitzung dauert fort. Aus der preußischen Wahlreckitskommission. (Ablehnung der öffentlichen Wahl für die Wahl männer.) VI? Berlin, 3. März. (Eigene Drahtmeldung.) Die Wahlrechtskommission des preußischen Abgeord netenhauses hat heute in zweiter Lesung den kon servativen Antrag auf Einführung deröffen t- lichen Mahl auch für die Wahlmänncr mit 15 gegen 13 Stimmen der Konservativen und Freikonservativen abgelehnt. Streik deutscher KunstgewerbeschAer in Prag. I. Prag, 3. März. (Priv.-Tel.) Die hiesigen deutschen Kunstgewerbeschüler sind heut«, in den Streit getreten wegen fortgesetzter par teiischer Behandlung. Sie wurden wegen ihrer Nationalität ungerecht klassifiziert und er hielten kein, selbst von Deutschen gestiftetes Sti pendium. . Generalstreik in Philadelphia. G* Philadelphia, 3. März. (Eigene Drahtmeld.) Der Zentralverband der Arbeiterorganisationen ver kündete gestern abend den Generalstreik, in den aus Sympathie mit den streikendenStraßen- bahnern eingetreten werden soll, und setzte den Be ginn auf Freitag Mitternacht fest. Die Arbeiter führer erklären, daß 188 888 Arbeiter in den Streik eintreten würden, falls die Bahngesellschaften sich nicht zur Einsetzung eines Schiedsgerichts bereitfinden lassen. * Parseoalluftschiffe in Berlin. c>. Berlin, 3. März. (Priv.-Tel.) Dem Vernehmen nach wird in der nächsten Zeit auch „Parseval 1." nach Berlin kommen. „Parseval V" bzw. dessen Gondel mit der motorischen Ausrüstung soll auf der Motoren- und Motorbootausstellung in den Aus stellungshallen am Zoologischen Garten in Berlin ausgestellt werden. Schwerer Zusammenstoß auf einer Kleinbahn. Mansfeld, 3. März. (Eigene Drahtmeldung.) Heute morgen nach 8 Uhr sind auf der Strecke zwischen Kloster-Mansfeld und S ch l ö ß - MÄ'ti'81" feld zwei Wagen der elektrischen Kleist, infolge dichten Nebels zusammengestoß e n. Ein Wagenführer wurde schwer verletzt, drei weitere Beamte und drei Fahrgäste erlitten leichtere Verletzungen. Der Schadenist bedeutend. Hinrichtung. — Bromberg, 3. März. (Eigene Drahtmeldung.) Heute morgen wurde hier der Wirt Josef Nyka aus Kamsdorf, der wegen Ermordung seiner Schwieger mutter zum Tode verurteilt worden war, hinge richtet. Duellierende Professoren. O Pest, 3. März. (Eigene Drahtmeldung.) In Eportes hat zwischen dem Dekan der dortigen Rechts akademie Dr. Miecleff und dem Professor Rez wegen politischer Streitigkeiten ein Säbelduell staitgefunden. Miecleff erhielt einige scharfe Hiebe über Brust und Gesicht. Mißstände in einem russischen Jrrenhause. F Petersburg, 3. März. (Eigene Drahtmeldung.) In einem großen städtischen Jrrenhause sind unerhörte Mißstände aufaedeckt worden. Es wurde u. a. fest gestellt, daß über 100 Kranke in eiskalten Zimmern auf der kahlen Diele ohne Decken schlafen. Da» Lawinenunglnck auf der Great Northern-Bahn. — New Pork, 3. März. (Eigene Drahtmeldung.) Bei dem Lawinenunglück auf der Great Northern-Bahn im Kaskadengebirge sind, wie nunmehr feststeht, SO Personen «ms Leben gekommen. N»»Itei Z. Lltirr. 2 vdr 45 Hin. »sekitettiea kendsieeeeeilesd. LommerdM v,sm»tt<il,s KM vseucds KM EonI, vseiUnss KM «»liaMM LMMzueen k,t»s,d.inl.k,nild. koeeieok« KM Uienes keninesein lübMos kl.k.-e.vnlssxslib. Kcdentenz iieend. fs»n«>,«n lomdesksn KÜ-d« tneloiiss keiiimos» Leneiir 175.75 1SV2°s 183.75 kpenisn 141,- Unilairs UnilaiE 7üsM ksinr Ueinsicd «>s»okee-^isn keiodeenleid« 4 cdiee».,. 88 -lepenss 1907ss koeeeo 212.25 ivsionlbednen >80,2c UesiöionelMn 117.25 MIIelmsosdM 137,60 kenns^seni» ^58,2' ksinr Uemsiod 'M 128.0 — isüsiisnio»» — .Unxer Ksone» 119,7bkoodl>m«s 1ht,5l) 23-1.0Union — lUMniodenM 182,75 illd«s5.ii»«ndii>i>d. Lc. k«s>. ktsurd. Uemd. PMsNrkN Urne» vemolscd. Uosiiii. UosU ksnemit-lsuet lkieon 133,- I0d«s« lieeninck. 140,3 ?dSnu 81.2b!k>i,m. 8I,d1 135,6c k°m«M«s 133.75 iüeirMircde» 124.50 Mipenes 84.75 - - 98.25 91.40 105.50 --22.9O 184,75 190.50 215.50 200.40 141.40 -66.75 10b.?7> 180.2b 264.30 177.5 KMecd-Ued«seso — OE 184.40 245,— Siemens « U,!ei:«238,Z., 218,40 KMMN HE !lZ4,'/S - ILse.IEI.UnIes.-155.60 213.60 !v«,seinen « — 171.60 LeUveaed. 110,25! 146.L2 !17! v> 1245.10 214.- 18475 W 175.75 91.50 163.75 98.22 12050 141.37 10675 W tten» Lrmplzcd. «s. k-si. KIs„rd. keteled. ini.UMd. 1KÜL«s Lose«, ksseiecd« KM M»e«s üeksEMi k,s>>«e,s komdM«s i.e»«mi»i!s»os Iseet k-Ml« likei». »Ulk Ikiesii > LI,mens t k»!««» . i-eeieck-vedeses« - i IE. IksliMo»« 212^255«">>^I»»n>, 197.2kiKMeM? Oeenk. 258-25 Kemd. kM«I!MI I8Z.37 ««iök. 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