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Nr. SS. 104. Istrrgsng. Leipziger Tsgebistt. /reitsg, 25. /edrusr 1910. anderer für Aufheben davon machen, wenn er von e!'c,n Prinzen so ausgezeichnet würde? Er ist so still und bescheiden. Wirklich, ich habe ihn früher sehr unlorschätzk." „Za, er ist ein rechter Mann, Franz." „Hoffentlich sehen wir ihn diesen Winter öfter bei uns." Lena preßte unter dem Tisch die Handflächen fest ineinander. Sonst schien sie sehr ruhig. „Du mußt ihn aber nicht dazu animieren, Franz. Er ist keine gesellige Natur. Man muß ihn seine Wege gehen tüssen." (Fortsetzung folgt.) (Auf Wunsch wird der Anfang dieses Romans neu hinzutretenden Abonnenten kostenlos nachgeliesert.) vom Doktor Lilendsrt. Von Euftav Uhl. Es scheint, als ob heute das schöne Lied vom Doktor Eisenbart nicht mehr so viel gesungen wird, als vor einem Menschenalter. Aber das ist wohl nur vorübergehend. Die harmlosen Verse um schließen nämlich so viel Humor und Stimmung, daß sie nur neu entdeckt zu werden brauchen, um wieder in Mode zu kommen. Aber wenn auch das Lied vom Doktor Eisenbart, der die Leut' nach seiner Art turiert, nicht mehr so viel gesungen wird, sein Name ist nach wie vor in aller Leute Mund. Freilich auch nur der Name, denn wer weiß von ihm selbst etwas? Und doch war er vor nur zwei Jahrhunderten ein Mensch, den von den Alpen bis an die Ostsee, von Straßburg bis nach Breslau die Liebe und Ver ehrung von Hunderttausenden trug, und den ganz Deutschland betrauerte, als er, noch in der Blüte seiner Zahre, plötzlich starb. Doktor Eisenbart war ein Zabrmarktsarzt, wie es deren Ende des XVHI. Jahrhunderts noch viele gab. Doktor war er gar nicht. Aber Arzt und Doktor waren damals und sind noch heute im Vollsbewußt- sein identisch. Die zünftigen Aerzte seiner Zeit wagten sich nur ungern an größere chirurgische Ope rationen. Ein medizinischer Professor der Universi tät Helmstedt berichtet, daß in seiner Vaterstadt Frankfurt a. M. kein einziger Medikus und Chirur- gus Bruch-, Star- und Blasensteinoperationen unter nommen habe. Gerade diese waren aber eine Spezia lität des Doktor Eysenbarth — so schrieb er seinen Namen —, und so ist es verständlich, daß er von kranken dieser Art vrel Zulauf hatte. Johann Andreas Eysenbarth ist im Jahre 1661 in dem kleinen bayrischen Flecken Viechtach geboren. Zn dem benachbarten Regensburg hat er wohl einige Zahre das Gymnasium besucht, denn er zeigt sich in den von ihm herrührenden Reklameschristen unv Briesen als ein einigermaßen gebildeter Mann. Dann ging er zu dem Okulisten — so nannte man die nicht studierten Augenärzte — Biller in Bamberg in die Lehre, dem er bei seinen Operationen Hand reichungen tat und mit dem er die Jahrmärkte be suchte. Bereits nach wenigen Zabren, etwa 168-1, machte er sich dann selbstständig, uno schon im Zahre 1686, also kaum 25 Zahre alt, erhielt er von dem Fürsten von Sachsen-Altenburg-Eotha ein Privileg zur Ausübung der Praxis als Stein- und Bruch- 'chneider und als Okulist. Zn den nächsten Zahlen erwirkte er sich ähnliche Patente für Sachsen-Weimar, das Erzbistum Erfurt, das Kurfürstentum Sachsen und das Königreich Hannover; außerdem war er Königlich Großbritannischer und Kurfürstlich Braun schweigischer Landarzt. Seit dem Zahre 1617 führte er auch den Titel eines Königlich Preußischen Hof rats — aber diesen Titel hatte er nicht verliehen be kommen, sondern für 200 Reichstaler gekauft, was oa- mals ganz gebräuchlich war. Eysenbarths Auftreten auf den Messen und Märkten hat man sich etwa so zu denken, wie heute das der Besitzer von „anatomischen Museen", die ja ebenfalls von Stadt zu Stadt ziehen. Eysenbarth er warb zunächst gegen eine wohl nicht unbedeutende Gebühr von dem Magistrate einer Stadt bas Recht, seine Bude aufstellen, Kuren ausführen und Medika mente verkaufen zu dürfen. Alsdann ließ er in der am Orte gelesenen Zeitung über sich berichten. So liest man in der „Stettinischen Ordinairen-Post- ZeUung" vom 9. Zuni 1716: „Notifikation. Star gard, den 8. Zuntt. Es ist auf Verlangen vieler Patienten allhier angelanget der im gantzen Rö mischen Reich wohl bekandte Operator Herr Eisen bartl), in Magdeburg wohnhafft, welcher wegen seiner vortrefflichen medicinischcn und chirurgischen Wissenschafften, von Sr. König!. Maj. in Preußen, und König!. Maj. von Engelland zu dero wirklichen Land-Arzt allergnädigst angenommen. Dieser Herr Eisenbarlh ist wegen seiner an allen Orten glücklich verrichteten medicrnisch- und chirurgischen Euren in großem Aestim. . . Den 6. dieses hat er einen Stock blinden Mann, und den 7. noch eine blinde Persohn allhier in Präsenz vornehmer Herren wiederum sehend gemacht. Logiret zu Stargardt in Oldehoffs Hause." Aehnliche Berichte folgten in der „Stettinischen Ordinairen Post-Zeitung" in den nächsten Wochen noch mehrfach, bis am 29. August endlich der Zweck oicser Mitteilungen ersichtlich wird durch die Be merkung, „daß obgedachtcr Herr Doktor Eisenbarrh chistcns nach Stettin kommen und sich eine Zeitlang daselbst aufhalten wird". Die Neugier war erregt, und wenn der Wunder doktor dann eines schönen Tages „mit großer Pracht", wie ein Zeitgenosse versichert, in die Stadt einzog, so dräng.c sich alles, den berühmten Mann zu sehen. War nun ein „theatrum" aufgestellt, so mußten Musikanten einen Höllenlärm vollführen, auch suchte ein Clown, oder, wie man zu jener Zeit sagte, ein ,Zcan Potage oder Pickelhering", die Heiterkeit des Publikums durch seine Sprünge und Witze zu er regen, bis sich die Menge vor der Bude staute. Dann schwieg plötzlich die Musik, und Eysenbarth erschien auf der Bühne, in Allongeperücke und wallendem Talar, gravitätisch einher7chreitend. Er verneigte sich und begann: „Hochgeehrteste Herren, ich bin der berühmte Eysenbarth." Und hierauf folgte eine mit dem ganzen Aufgebot marktschreierischer Beredsam keit vorgetragene Aufzählung der unglaublichen Wunderkuren, die er schon ausgeführt habe. Wieder und immer wieder versicherte er dabei, daß er alle Krankheiten „nach einer ganz besonderen Art" be handle. Eysenbarth war ein schöner Mann mit klugem Eesichtsausdruck. Es sind von ihm mehrere Por träts bekannt. Das schönste ist ein wunderfeiner Kupferstich von dem berühmten Leipziger Meister Bernioeroth. Ließ sich jemand anlocken, Eysenbarths Bude zu betreten, so wurde er hier durch livrierte Diener in Empfang genommen, die ihm die Spezialmedika mente des Wunderdoktors für teures Geld aufzu schwatzen hatten. Er führte drei Universalmittel, einen „Balsamischen Haupt-, Augen- und Eedächtnis- Sviritus", eine „Tinctura contra Talculum L mor- bum scorbuticum" und ein „Balsamisches Pflaster". Der „köstlich approbirte" Spiritus diente „zur Stärkung des Gedächtnisses und den mit Schwindel behafteten Personen"; er war bei Blödigkeit des Gesichts eine „sonderliche Conscrvirung und Stär kung", beförderte „bei Eatharrhcn und Schwcng leiten des Haupts deren Nesolnirung", auch konnte „bei Sausen und Klingen der Ohren nichts Köstliche res gesunden werden" und gegen Mundfäule, Schar bock und Hohlwerden der Zähne gab es nichts Besse res. Zum Schluß rühmt dann Eylenbarth von diesem „Balsamischen Haupt-, Augen- und Gcbächtsnis- »piritus", daß er „in allen sowohl innerlich als äußerlichen Ursachen, zustoßenden Abkräfften, Herfiens-Aengsten usw. durch Anriechen uird Anstrei chen sehr wirksam ist zur Erquickung und Recolli- girung der Lebens-Geister und Kräfte. Weilen denn nun dieser Spiritus wegen seiner bey sich führenden volatisch aromatisch und Balsamischen Particularum die Visciditäl Feuchtigkeiten zertheilet, janguinem gleichsam Lalsamiret und die Lebens-Geister confor- tiret. Als ton man neben den äußerlichen Gebrauch, solchen auch innerlich in Schmcrtzen des Magens, in Grimmen, in Durchlauff un andern Accidentisn von 7, lO .1 60 Tropffen in Wein oder andern bequämen Vchicolo einnehmen." Bei so hervorragenden Eigenschaften dieses Wun- derspirilus kann es nicht wundernehmen, daß sich Eysenbarth davon das Lot mit einem Halden Ta »er bezahlen ließ! Das zweite Universalmittcl Eysenbarths, die „Tinctura", bewirkte nach der Versicherung des Er finders „eine vortreffliche Reinigung des mensch lichen Geblütes und erwärmt es und macht es subtil, sobald es verstockt und kalt ist". Außerdem tat "s „bei allen Stein-Schmerzen in Nieren, Lenden und Blasen wundersame Proben". Von dieser „apro- birten Stein-Tinktur" wurde das Lot für 8 Groschen verkauft. Das „Balsamische Pflaster" endlich, Eysenbarths drittes Universalmittel, „diente bei allen offenen Wunden, bei verbrannten und erfrorenen Gliedern; auch zerteilte es das geronnene Blut, verhütete Apostemata und konnte auch mit gutem Succeß vor dos Schwinden der Glieder gebraucht werden". Wer von Eysenbarths Medikamenten kaufte, er hielt einen großen Zettel, in dem ihre verblüffenden Wirkungen gerühmt wurden. Zch habe aus diesen Zetteln, von denen sich eine ganze Anzahl erhalten hat, einige der kräftigsten Schlagworte mitgeteilt. Der Medizinhandel wurde, wie ich schon sagte, non Eysenbarths Dienern besorgt; der große Mann selbst betätigte sich nur in Operationen aller Ar:, an die sich die zünftigen Aerzte meist nicht heranwagten. Um dies in das gehörige Licht zu setzen, wurden Reklamezettel unter das Volk verteilt, in denen eine Anzahl seiner aufsehenerregenden Wunderkuren aus der letzten Zeit mitgeteilt waren. Eysenbarth kün digte dabei an, daß er bereit sei, „auch denen gor armen Blinden und Gebrechlichen unb Gottes Willem zu heissen, wenn sie sich gleich anfangs melden". Fand sich nun ein Armer, der sich umsonst heilen lassen wollte, so lud der Wunderdoktor die einflußreichsten Persönlichkeiten der Stadt ein. sich von seiner Kunst zu überzeugen und führte die Operation unter den Augen einer größeren Versammlung aus. Glückte diese Overatiön, so konnten sich alle Zuschauer gar nicht genug tun, den Ruhm des großen Heilkünstlers laut zu verkünden. Der Sicherheit wegen ließ sich Eysenbarth seine Erfolge auch wohl noch von der hohen Obrigkeit bezeugen. Nur Schwindler ist der berühmte Doktor Eysen barth auf keinen Falk gewesen; er war sicherlich besser als sein heutiger Ruf. Das beweist die Kabinetts ordre, die König Friedrich Wilhelm I. von Preußen an die Regierung in Magdeburg erließ: „Seine König!. Maj. in Preußen usw. Unser allergnädigster Herr befehlen Dero Magdeb. Rearc- rung hiermit in Gnaden, dem dortigen Oculisten Eysenbarth. sobald Er wieder daselbst wird an gelanget seyn, in Dero höchsten Nahmen anzubefehlen, sich alsofort nach Stargard zu begeben, Woselbst Er sich beym Obristen Lieutenant Von Gräbnitz vom Borckschen Regiment, als welcher einen Schaden an» Auge bekommen, angeben und seinen äußersten Fleiß unwenden soll, solchem wieder zu Helffen. Signatum, Berlin, den 7. Febr. 1716. Fr. Wilhelm - Ob es Eysenbarth gelungen ist, das Augenleiden des Oberstleutnants von Gräbnitz zu heilen, wcrß man nicht; wenn aber der König von Preußen ihm so offiziell als möglich die Behandlung eines höheren Offiziers überträgt, so deutet dies doch wohl darauf hin, daß das Spottlied — das übrigens erst fast hun dert Zahre nach seinem Tode entstanden ist — nicht ganz an die richtige Adresse gerichtet sein kann. De: „Doktor" Eysenbarth war ein Marktschreier und Retlameheld, oas ist ganz sicher; aber ebenso sicher ist, daß er einer der geschicktesten und erfolgreichsten Operateure seiner Zeit gewesen ist. Seit dem Zahre 1704 hatte sich Eysenbarth in Magdeburg angekauft, wo er bis zu seinem Tode mit seiner Familie als wohlhabender Mann wohnte. Auf einer seiner vielen Geschäftsreisen wurde er am 11. November 1727 in der Stadt Münden von einer Krankheit befallen, die ihn nach fünf lasen schon dahinrasfte. Dort ist sein Leichenstein noch heute zu sehen. Lultige Lcke. Zurückgegeben. A. (zu B„ der im Dunkeln, ohne zu grüßen, an ihm vorbeigegangen ist): „Na, Sie haben mich wohl für 'n Laternenpfahl gehalten?" — B.: „Nee, mein Lieber, dazu sind Sie mir oben nich hell genug!" Annonce. Ein grüner, sprechender Papagei na mens Lora ist entflogen. Der Wiederbringer erhält 2000 Schweigegeld. Mißverstanden. Nathan Traubenstock aus Kolo- mea, der zum erstenmal ins Ausland gereist ist, den Meldezettel, der ihm im Hotel gereicht wird, aus füllend: Name: N. Traubenstock. Geboren: Za. Geschäft: So so. („Fliegende Blätter".) * * * Humor des Auslandes. „Hallo, Bill! Na, du siehst aber blaß und mager aus, Bill! Was ist denn los? Krank gewesen?" — Also begrüßte ein lustiger Bruder einen Freund, den er seit Wochen nicht ge sehen hatte. Bill fuhr sich müde mit der Hand über die Stirn: „Nein", antwortete er, „ich bin nicht krank gewesen — die Arbeit ist schuld. Arbeit von 10 Uhr morgens bis 9 Uhr abends mit nur einer Stunde Pause. Das denk' dir mal — das denk' dir mal!" — „Donnerwetter!" versetzte sein Freund. „Und wo arbeitest du? Und wie lange bist du schon da?" — „Zch bin überhaupt noch nicht da", entgegnete Bill und stöhnte laut. „Zch fange morgen an!" Cora: „Und du hast während des ganzen Masken balles mit deinem eigenen Mann geflirtet und hast es nicht gewußt?" — Dora: „Za, wirklich, aber er war so reizend und nett zu mir, wie sollte ich ihn da wiedererkenncn?" („Zllustrated Bits".) Zeit vielen Satiren ist die Schädlichkeit des Ksffesxenusses jedermann bekannt. — Kaffee schmeckt bekanntlich xut nur in starken äufxüssen, 5smsn Tee ist aber von clem herrlichsten Lroms und tieschmack, selbst nock in der stärksten Verdunnunz. — Vie heutige kinsnrlsze rwinZt rüdem nock dis meisten Pamilien, ikren Kaffee mit 2ukilfenakme von Kaffeerusatr und künstlichen Katteesorten ru bereiten, xanr abgesehen von clem riesigen tzuantum cler verfälschten Kaffees, clie clem harmlosen Käufer okne sein wissen für schweres 6eld verkauft werden. / T^/zzzzr/ ----- 59 6zs 69 Tsssezz Hostel -ss. 7.79, s/so / Tasse /(a//ee cs. 2 / /^/zzzzck Lszzzszz Tee — 7599 Tsssezz kostet -lt. 5.—, s/so / Tasse Lszzzszz Tee 9.2 7^/Fre /^szzzz/ze ^ozz 5 /^ez'sozzezz 6z»srzc6/ «Köc/kezz/Z/c/k 75 Tsssezz — 7^/s T'/zzzzck — -4s. 7.65 7Vz» Xs/Zee ^zzze /^szzzz/ze ^ozz 5 T^ezvozzezz L/'arzc/kZ p^oc/rezz^/zc/k 75 Tsssezz — */ro T'/zzzzr/ — -ss. 9.75 Tüz» §szzzszz Tee 8amsa Tee ist also sacbiveisbar xam auüerordevtlicb viel billiger und sparsamer als selbst der scblecbteste Kaktee. Tee ist eine indische TeemiscbunA, clie nach vielen Versuchen für den deutschen Oesckmack besonders rusammenZesetrt wurde. 8amso Tee ist scNon tL Lea kleinste» Packungen von 10 lpk^. erNLIMcN. — Wenn man früher ein 10-pfA,-Päckchen l'ee kaufte, erhielt man rwar viel Teedlättsr, aber nur 6 dis 8 lassen schleckten Tees. Mack einxebenden Versuclien und vnlersnekunZen de8 bekannten vereidigen LlkemillerS vr. jeserLvd entbült eine ^«?U.-packunZ 8amsn Tee 30 Uv. llerr vr.jeserick bat die äLULTväs Hvvtrvüv von SamanTee übernommen. Verlange» Sie 8aman?ee, Leun er vereinigt LLUIKLett mit LostUckein Wokl^eackmack. blur eckt mit untenstehender Lckutrmarke in Packungen von 10 und 20 Pfennig, i/, und Pfund und in modern dekorierten ^etallbücksen von Pfund in rwei (Zualitäten. Iv T-eipriy in 130V 6urcb Plakate kenntliclien QescliLkten erliLltlicli. Wo nickt ru liaben, liefern wir direkt. Z^llZemeine leeimport Oesellscliakt Serii» 8036, »ar-er 8ir. 33. iMvlnvsrtrsiuQSk Oscar Winckler, T-eipriN. 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