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4. Vellage. Freitag, 25. Februar 1910. Leipziger Tageblatt. Nr. SS. 104. Jahrgang. Lena Warnstetten. Roman von H. Courths-Mahler. (Nachdruck verboten.) Aber Borkenhagen dachte nicht im entferntesten daran, diese mehr oder minder zarten Winke zu be folgen. Er bemerkte sie nicht einmal. Als nun seine Verlobung mit Lena Warnstetten publiziert wurde, bekam sie erst einmal ihre Schrei krämpfe, die schon diverse ähnliche Enttäuschungen zu begleiten pflegten, und dann erwachte in ihrem Herzen ein grimmiger Hast auf die schöne Lena. Von ihrer Mutter und ihrem Bruder, die beide gleich ihr auf den reichen Freier gehofft hatten, unterstützt, schob sie Borkenhagens vermeintlichen Abfall auf kokette Manöver Lena Warnstettens. Diese drei Menschen haßten in Lena die glückliche Nebenbuh lerin Metas. Weder Lena, noch Borkenhagen hatten von diesen Gefühlen eine Ahnung. War auch Borkenhagen sonst, ehe Lena seine Braut wurde, durchaus nicht allerlei Flirts und Liebschaften abgeneigt — an Meta Sattenfeld hatte er nie gedacht. Was an Ge rüchten über Lena in der Residenz umlief, hatte seinen Ursprung im Salon der Frau Sattenfeld ge funden. Auch heute, bei dem Damenkafsee, war Lena wieder das Opfer verschiedentlicher feindlicher An griffe von Mutter und Tochter. Und es dauerte gar nicht lange, da waren mit ihnen sämtliche Damen empört über Lena Borkenhagen. Man hechelte nochmals ihre „doch sehr unklaren Beziehungen" zu Romitten durch, entrüstete sich über ihren vereitelten Selbstmord, dem man die un lautersten Motive unterschob, und fand cs „un erhört", daß sie jetzt die Festlichkeiten besuchen wollte, obwohl ihre „arme, wahrscheinlich vor Gram über die Tochter gestorbene" Mutrer noch nicht ein Jahr unter der Erde lag. „Und bei alledem hat sie es verstanden, die höchsten Herrschaften für sich einzunehmen." „Ich bitte Sie, meine Liebe — da hat doch selbst verständlich Romitten die Hand im Spiele. Er wird Prinz Ludwig schon bearbeitet haben, dast seine schöne Freundin mit offenen Armen empfangen wird. Er soll ja vor der Abreise der Borkenhagens täglich im Hause verkehrt sein. Mein Sohn ist genau informiert. Natürlich wird dieser Verkehr jetzt fortgesetzt, nachdem sie zurückgekehrt sind." „Aber ich begreife nicht, dast Borkenhagen das duldet", warf eine andere Dame ein. „Bah — der Ehemann erfährt dergleichen immer zuletzt. Vielleicht weist er gar nichts über die Be ziehungen seiner Frau zu Romitten." „Na, wenn eine Braut am Hochzeitstag fast vom Altar weg ins Wasser läuft, das müstte doch dem Bräutigam zu denken geben." „Dorkenhagen ist kein grostes Licht. Wer weist, was sie ihm für eine Erklärung gegeben hat", sagte Meta giftig. Man wutzte ganz genau, woher ihr Groll stammte, aber die Freude am Klatsch siegte über diese Bedenken. „Sie soll wunderbare Toiletten aus Paris mit gebracht haben. Geben Sie acht, meine Damen, sie wird uns alle ausstechen", sagte eine üppige, sehr geputzte Blondine. „Und früher trug sie ein weistes Waschsähnchen, wenn sie einmal eingeladen war." „Za, aber jetzt hat sie das nicht mehr nötig. Solche, in ärmlichen Verhältnissen ausgewachsene Mädchen sind oft später die anspruchsvollsten Frauen." „Einen Pelzmantel besitzt sie, der hat dreißig- tausend Franken gekostet." „Unglaublich, so eine Verschwendung", seufzte ein blasses, sehr schlicht gekleidetes Hauptmannsfrauchen, das erst vor kurzem nach endloser Brautzeit hatte heiraten können wegen Mangels an Ueberslust. „Und ihre Brillanten sollen ein großes Ver mögen repräsentieren." „Borkenhagen hat es ja dazu." „Immerhin, solch einen Aufwand treibt nicht ein mal die Herzogin." „Schließlich übertrumpft sie noch Prinzessin Elisabeth." „Das könnte ihr, trotz ihres Freundes Romitten wirksamem Beistand, übel vermerkt werden, nicht wahr, meine liebe Frau von Sattenfeld?" Diese zuckte die Achseln und sah wie anklagend zum Himmel. „Prinzessin Elisabeth ist wohl in dieser Beziehung von großer Toleranz. Sie ist sich, gleich Prinz Ludwig, ihrer hohen Stellung gar nicht so recht bewußt. Das Hobe Paar harmoniert in die ser Beziehung leider nur zu sehr. Wir hatten doch immer gehofft, daß Prinz Ludwig durch seine Heirat etwas exklusiver würde — das scheint nun sehr frag lich. Prinzessin Elisabeth soll sich sogar mit Vor liebe unter das Volk mischen. Und für schöne Men schen schwärmt sie geradezu. Da wird es Frau von t Borkenhagen leicht haben, sich in Gunst zu setzen." „Das müßte man aber verhindern." „Aber wie, meine Liebe?" „Wenn Ihr Herr Sohn Prinz Ludwig einen s Wink gäbe? Er steht doch als Adjutant in hoher > Gunst." „Dazu ist mein Sohn ein zu vornehmer Charakter. Und übrigens ist Prinz Ludwig von diesem Romitten so eingenommen, daß es ein Evangelium ist, was er sagt." „Nun, jedenfalls müssen wir in unserem Be nehmen gegen Frau von Borkcnhagen solidarisch vor gehen, meine Damen. Ich werde sie jedenfalls sehr kühl abfallen lassen." „Ich auch." „Ich auch." „Aber das ist doch selbstverständlich, meine Damen, ein Akt der Selbsthilfe. Man ist es sich selber schuldig, derartige Elemente zu ignorieren, wenn man sie nicht ganz meiden kann." Zn dieser Weise ging cs noch lange fort. Die moralische Entrüstung der Damen über eine Mit schwester, die das Unglück hatte, ihr Mißfallen zu er regen, steigerte sich in eine fömliche Kriegsbereit schaft hinein. Das wurde noch schlimmer, als man am andern Tage erfuhr, dast Herr und Frau non Borkenhagen in Gesellschaft von Heinz Romitten über den Marktplatz gegangen waren und gemeinsam mit ihm im „Rheinischen Hof", dem Elitehotel der Residenz, diniert hatten. Daß dies ein harmloser Zufall sein konnte, glaubte niemand. Und doch war es so. Romitten war zufällig mit den Borkenhagens zusammen getroffen. Diese hatten für die bevorstehenden Fest tage im „Rheinischen Hof" Logis genommen, um nicht immer wieder nach Borkenhagen hinausfahren zu müssen. Lena hatte noch einige kleine Einkäufe zu be sorgen, und als sie mit ihrem Manne aus dem Laden trat, ging Romitten gerade vorbei. Borkenhagen war so vergnügt und gut gelaunt, dast er Romitten zum Diner einlud und keinerlei Absage gelten liest. Lena und Romitten hatten nur einen kurzen Blick gewechselt, aber selbst dieser hatte genügt, sie von der Unvergänglichkeit ihrer Gefühle füreinander zu überzeugen. Romitten wäre diesem gemeinsamen Diner gern entgangen und er wusste, daß das auch Lenas Wunsch war. Aber Borken hagen war so dringlich, daß es unhöflich gewesen wäre, nicht anzunehmen. Da in den kommenden Fest tagen ohnedies ein Ausweichen nicht immer möglich sein würde, gab er schließlich nach. Die drei Menschen ahnten nicht, welcher Klatsch über sie im Umlauf war, und welche neue Nahrung sie ihm gaben durch dieses harmlose Diner im „Rheinischen Hof". Romitten weilte als Gast Prinz Ludwigs in der Residenz. Lena frug ihn, um einen Gesprächsstoff zu haben, nach der Persönlichkeit der Prinzessin Elisabeth. Romitten war ihr bereits vorgestellt worden. Er schilderte sie als eine kluge, zielbewußte Persönlichkeit. Ihre hohen Eeistesgaben und ver wandte Ansichten hatten Prinz Ludwig auf sie aufmerksam gemacht. Das Verhältnis zwischen dem hohen Brautpaar sollte ein fast kameradschaftliches, auf gegenseitige Hochachtung begründetes sein. Während Romitten erzählte, streifte sein Blick zuweilen über Lenas elegante, reizvolle Erscheinung. Ein wehes, heißes Gefühl stieg von neuem in ihm auf. Welche schöne, stolze Frau war aus der schlichten Lena Warnstetten geworden. Die verfeinerte Lebens führung, der sie umgebende Luxus hatte ihre Reize erst vollkommen zur Entfaltung gebracht. Seine Sinne verwirrten sich, wenn er das leise Rauschen der seidengefütterten Robe vernahm, wenn der leise, diskrete Duft, der sie umgab, zu ihm hinüberwehte. Wie gebannt schaute er auf ihre schönen Hände, an denen ein Brillantring funkelte. Sie zerlegte zum Dessert mit anmutigen Bewegungen einige Früchts und reichte sie den Herren. Beide küßten ihr dankend die Hand und Borken hagen streichelte dieselbe noch außerdem im glück lichen Desitzrecht. Lena errötete bei dieser Be wegung bis an die Haarwurzeln und zog die Hand hastig zurück. Romitten hatte ein würgendes Gefühl im Halse, wenn er Borkenhagens glückstrahlendes Gesicht sah. Er war froh, als er sich nach dem Dessert unter einem schicklichen Borwand verabschieden konnte. Lena war sehr still, als er gegangen war. Da aber Borkenhagen in Plauderstimmung war, fiel es ihm nicht auf, „Gib nur acht, Lenchen, wenn du morgen bei der großen Cour in den Saal trittst, das wird sein, als wenn ein königlicher Schwan sich unter eine Gänse herde mischt." Sie zwang ein Lächeln in ihr Gesicht. „Sehr schmeichelhaft ist dein Vergleich nicht für die Damen der Residenz." „Aber desto zutreffender. Sie sind alle zusammen neidisch auf deine Schönheit, Lenchen, das habe ich heute bei den einzelnen Besuchen gesehen. Die Damen waren alle kühl bis ans Heiz hinan und ließen sich doch nicht das kleinste Fältchen an deiner Toilette entgehen. Das ist blasser Neid, darauf kenne ich mich aus." „Wir Frauen sind nun einmal kleinlich", er widerte Lena entschuldigend. „Du — dabei mußt du aber meine Frau aus nehmen, darum muß ich sehr bitten." „Nein, auch die nehme ich nicht aus, Franz. Die ist so kleinlich, daß sie sich ein wenig vor all diesen Festen fürchtet!" „Aber, Lenchen — warum denn fürchten? Franz Borkenhagens Frau braucht sich vor nichts und nie mand zu fürchten." Sie seufzte leise. „Weißt du, warum die Damen alle so kühl waren?" frug sie beklommen. „Nun?" „Weil sie nicht vergessen haben, daß — nun, du weißt — jene Stunde nach Mutters Tod — der See —" Er faßte erschrocken ihre Hand und wurde ganz blaß. „Lenchen — aber Lenchen — wie kannst du so etwas denken? So schlecht wird wohl niemand sein, dich deshalb auch nur scheel anzusehen." „Zch habe so das Gefühl, Franz." Er streichelte ihre Hand. „Mein liebes, liebes Lenchen — sie sollten es nur wcrgen. Die dummen Puten, was wißen die vom Leben. Wenn es wirk lich so wäre, Lenchen — du würdest dich doch nicht grämen darum?" „Zch nicht, Franz. Aber wenn man es dich fühlen ließ, daß deine Frau einmal etwas getan hat, was aus dem Rahmen fällt . . ." Er lachte erlöst auf. „Wenn dich weiter nichts drückt, mein Lenchen, dann kannst du ruhig sein. So eine Frau, wie du. paßt überhaupt in keinen Rah men. Je weniger dich die Gänse verstehen, je stolzer bin ich auf dich. Bist du nun ruhig?" „Za, Franz, ganz ruhig. Zch habe ja dich. Du bist mein treuer Schutz und Hort." Seine Augen glänzten. „Wenn du mir so etwas Liebes und Gutes sagst, dann könnte ich vor Freude wie ein Schulbub losheulen, Lenchen. Za, vergiß das nie, dein treuer Schutz und Hort, darauf bin ich stolz. Wehe dem Menschen, der es wagen würde, dir zu nahe zu treten!" Sie schüttelte lächelnd den Kopf. „Nur nicht so kriegerisch, Franz." Er lachte. Aber es war ihm sehr ernst gewesen mit seiner Versicherung. Nun griff er ein anderes Thema auf. „Weißte, Lenchen, der Romitten ist doch im Grunde ein ganz netter Kerl. Man muß ihn nur näher kennen lernen. Was würde ein lirliriislt null zsMü plimpeiMlrkS. 2 kkä. 40 ?tx. ^l lrvarrkrot. Brbült cken Beld osten unck «Uv Online geannck. oirrs Xu baden tu allen besseren Aabrnngainlttvl- Kesebäkten Betp/iga unck ckvr Vororte. Iirx8l«IIet8t»l»ril< nii<l littlillinll«» Beiprig-^. Tel. 3998. ÜtänckigesBager in asraut. reinen, (ter Vereinigten Lauerstoüwerke lk. w. b. II., Berlin. 8okortigo Bieker,mg jsäer go- wUosekten Llenge litr teedn. n. bvgien. Xweebo. — Bager in bester tzaaliUlt. „7,» Ü.8.S.N. ncnun ?8 Vierr^iiacier Vierr>üncker Vierrzüincter kB »ZA PS Moderne Labrreuge .. 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