Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 02.03.1910
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1910-03-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19100302012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1910030201
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1910030201
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-03
- Tag 1910-03-02
-
Monat
1910-03
-
Jahr
1910
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Lnglanü. * Zu« Lage im Kohlenrevier von SLLwales wird aus London telegraphiert: Trotzdem die Lage in südwalc» offenbar recht bedrohlich ist, erklärte der Agent der Bergleute, John Williams, ein Mit glied de» Unterhauses, in einer Ansprache in Swansea, di« Krisis würde freundschaftlich beige- legt werden, wenn die Unternehmer sich nicht geradezu unverständig verhielten. Die Situation sei nicht so zugespitzt, als man sich vorstclle. — Zn Pent re wurde bekannt gemacht, das, auch die richt dem Verbände der Kohlengrubenbesitzer angehörigen Gruben am 31. März die Arbeit einstellen werden, da es kaum möglich erscheint, dass zwischen den Grubenbesitzern und dem Bergarbetterverbande eine Einigung zustande kommt. Danach erscheint es wahr, scheinlich, daß alle Gruben in Südwales an diesem Tage den Betrieb schließen. Spanien. * Die Konkordatfrag«. Die liberal-spanische Presse versichert, Can al esas habe vom Könige völlig f r «i e H a n d in der Konkordatfrage erhalten. Der Botschafter beim Vatikan sei angewiesen worden, dieZustimmungdesPapsteszu einer Aende- rung des Konkordats einznholen, durch die die Auf. Hebung vieler Bistümer, die Beseiti gung einer großen Anzahl von Klöstern, sowie die Herabsetzung der Bezüge der Bischöfe und Dom herren ermöglicht werden soll. Falls der Papst das Gesuch ablehne, werde die Negierung das Kon kordat kündigen und die Reformen selb ständig durchführen. Türkei. * Eine offizielle russische Erklärung zur Peters burger Zarenzusammenkunft. Wie die Konstanti nopeler ^Turquie" meldet, hat der russische Bot- schafter in Konstantinopel dem Minister de» Aeußcrn gestern erklärt, die Reise des-Zaren der Bulgaren nach Petersburg bezwecke nur die Aufrechterhaltung des Statusquo auf dem Balkan. Griechenlanü. * Zur Lage. Die Theotokisten und die Rh allis- parket nahmen die Neoisionsklaaean, ausgenommen einige Nebenbedingungen, u. a. oiejenigen betr. die Wahlvrüsungen in der Kammer durch den Kassations hof. lieber den Antrag wird im Lause der Woche abgestimmk werden. Ksrakko. ' Die Verhandlungen mit Frankreich. Eine Note der „Agence Havas" bestätigt, daß der Sultan befahl, alleForderungenFrankreichszuersul- l e n. Lin die Art dieser Erfüllung ausdrücklich bezeich nender Brief wurde am 26. Februar an Gaillard abge- schickt. Dieser Brief enthielt noch Abschriften der El Mokri gegebenen Vollmachten, die sich auf die Anleihe und auf die Ueberetnkunft über die von Marokko zu leistende Sicherstellung beziehen. Endlich schreitet der Machscn zur Ernennung eines Ober- grenzkommissarr und erklärt, die türki schen Instrukteure entlassen zu wollen. Letzte Lokal-Nachricht en. Leipzig. 2. März. " Des wrtisnalliberale Verein zu Leipzig hielt gestern abend, im Börsenrestaurant seine General versammlung ab. Herr Professor Dr. Branden burg eröffnete die Versammlung mit der Begrüßung der Anwesenden, und begrüßte besonders die erschie nenen Landtagsadgeordneten Nißschke, Schieb- ler, Beda und Singer. Generalsekretär Dr. Westenberger erstattete darauf den Jahres bericht. Danach hat sich der Mitgliederstand wieder erfreulich gehoben. Es waren am 31. De zember 1909 3277 gegen 2713 Mitglieder vorhanden, die sich bis zuin gestrigen Tage noch auf 3452 Mit glieder erhöhten. Aus dem Kassenbericht, den Herr stadtrat Nagel erstattete ging hervor, daß die Kassenverhältnisse ein im wesentlichen befriedigen des Ergebnis zeigen. Die Landtagswahlen haben 14 000 aus der Kasse des Verein» erfordert. Vor der Vorstandswahl wurde der langjährige, verdienst volle Vorsitzende, Kommerzienrat Theodor Habe- nicht auf Antrag des Vorsitzenden, Professor Dr. Brandenburg, zum Ehrenmitglied ernannt. Darauf wurden in den Vorstand folgendeHerren wiedergewählt Eisenbahnassistent Franz Bauer, Prof. Dr. pdil. Erich Brandenburg, Realschuloderlehrer Max Goldacker, Direktor Alwin Herrich, Geh. Med.- Rat Prof. Dr. Friedr. Hoffmann, Justrzrat Dr. jur. M. d. R. Johannes Zu «ich Großbuchdindereibcsttzer Albert K ö l l n e r, 'Ingenieur David Magnus, Fabrikbesitzer Ernst Mathesius, Stadlrat, priv. Kaufmann Philipp Nagel, Amtsrichter, Dr. jur., M. d. H. K„ Johannes Rudolph, Reichsgerichts rat Dr. jur. Heinrich Sievers, Rechtsanwalt Dr. iur. Paul Tscharmann, Kaufmann Max Werckert, Generalsekretär Dr. phil. Bernh. Westenberger, Rechtsanwalt Dr. jur., Georg Zöphel, und folgende Herren neugewählt: Lehrer Oskar Herm. Bräunig, vrakt. Arzt, Dr. med., Wilhelm Kühn, Ober-Telegraphenassistent Ar- thur Otto, Kaufmann Hermann Pielert, Für den Landesausschuß wurden 33 Delegierte ge wählt. Hierauf hrelt Landtagsabgeordnerer Nitzschke einen Vortrag über die Tätigkeit des Landtags. Er ging hierbei des näheren auf die Anträge, besonders der nationalliberalen Fraktion ein und beschäftigte sich namentlich mit der Reform der Ersten Kammer, ferner der Reform der Landes brandversicherungsanstalt usw. Er übte dabei an der stark konservativen Haltung der Negierung scharfe Kritik, die allerseits Zustimmung fand. Nach einer Skizzierung der Stellung der nationalliberalen Par tei gegenüber den anderen Parteien schloß er mit der Hoffnung, daß die Regierung sich doch noch zu einer freundlicheren Haltung gegen die national, liberale Partei entschließen werde. (Lebhafter Bei fall.) Mit Dankesworten des Vorsitzenden an den Redner wurde darauf die Versammlung geschlossen. Letzte Depeschen unü Fernlprechmelünngen. Bon der Mittelmerrrcise des Königs von Sachsen. Korfu, 1. März. (Eigene Drahtmeldung.) Der König von Sachsen ist heute hier ein getroffen. Er nahm im „Hotel d'Angleterre" Woh nung. Kaiser und Hansabund. st. Berlin, 1. März. (Priv.-Tel.) Auf das De- arüßungstelegramm des Eesamtausschuffe» des Hansabundes an den Kaiser lief von diesem folgende Antwort bei dem Vorsitzenden des Hansabundes, Geheimrat Rießer, ein: Ich habe den freundlichen Gruß des Gesamtaus- schufses des Hansabundes für Gewerbe und In dustrie gelegentlich seiner ersten Tagung gern ent gegengenommen und danke bestens für den Aus druck treuer Anhänglichkeit. Wilhelm I. R. Au» der Justizkommission des Reichstages. irrst. Berlin, 1. März. (Privattelegramm.) Die Justizkommission des Reichstages verhandelte bei der fortgesetzten Beratung de: Strafrechtsnovelle heute zunächst über Anträge der Sozialdemokraten und des Zentrums, die dahin gingen, die Bettelei aus Not straflos zu lassen. Die Anträge wurden namentlich mit dem Hinweis darauf be kämpft, daß die Behandlung der Bettelei ein großes soziales Problem sei, das nicht nebenbei ge legentlich einer engdegrenzten Strafrechtsnovelle ge löst werden könne. Sie wurden schließlich absie- lehnt. Darauf trat man in die Verhandlung über den Erpresserparagraphen. Hier lagen Anträge de» Zentrums und der Sozialdemokratie vor, die den Begrcss der Drohung «inengen wollen. Be kanntermaßen wird nach dem geltenden Recht unter Drohung bei der Erpressung die Androhung irgend eines Nachteils verstanden. Dte Abänderung», anträge fassen die Drohung kasuistischer. Zu einer Abstimmung kam es noch nicht. Darlehen für die Ueberjchwemmten Frankreichs. A Paris, 1. März. (Eigene Drahlmeldung.) Die Deputierrenkammsr ha: heute den G iseg- entrrurs angenommen, durch dm die Bank von Frank- reich ermächtigt wird, den Uederschwemmten unverzinsliche Darleben bis zum Gesamt betrag« von 100 Millionen Franken auf 5 Jahre zu gewähren. Verjüngung des französischen Offizierkorp». Paris. 1. März. (Eigene Drahtmeldung.) Die Kammer nahm bei der Beratung des Finanzgesetzes' eine Bestimmung an, nach der der Kriegsminister ermächtigt wird, jedes Jahr 100 Offiziere zur Dis- Position zu stellen, um so eine Verjüngung des Offizierskorps herbeiznführen. König Eduard al» Friedenssürft. London, 1. März. (Eigene Drahlmeldung.) Der König hat heute abend im Buckinghampalast die Erzbischöfe von Canterbury und Pork und viele Mitglieder der beiden Kammern gelegentlich der Einberufung der Kirchen-Provinzen Canterbury und Pork empfangen. In seiner Ant wort auf die an ihn gerichtete Ansprache sagte der König: Die Anerkennung seiner Bemühungen um die Erhaltung des Weltfriedens erfülle ihn mit Freude, er sehe, daß mit der fortschreitenden Ge sittung der Einfluß der christlichen Lehre aufdie Seelen zunehme und daß die Menschen in immer wachsendem Maße die Liebe zum Frieden in ihre Herzen pflanzen. Von ihm aber hänge Ge sundheit, Glück und der Fortschritt aller Nationen ab. Er bete beständig, daß das Land von den Ge fahren und dem Elend eines Krieges bewahrt bleiben möge, da in dieser neuen Zeit ein Krieg den Untergang von Millionen herbeiführen würde. Er danke Gott für die Erhaltung guter Be ziehungen und freundschaftlicher Gefühle zwischen den Großmächten. Selten in der Geschichte sei der Wunsch nach Frieden so weit durch das ganze Reich verbreitet gewesen. Die Ruhe der Kolonien sei durch den Abschluß der südafrikanischen Union ge fördert worden. Dies sei in einem Lande geschehen, wo sie während so langer Zeit schwer gestört war. Nun werde sein Sohn die vereinigten Kolonien be suchen, um das Siegel unter eine Versöhnung zu setzen, an der holländische und britische Untertanen treu gearbeitet hätten. Besuch des Königs Peter am Zarenhofe. F* Petersburg, 1. März. (Eig. Drahtmeldung.) Die Ankunft des Königs von Serbien in Petersburg wird zwischen dem 21. und 27. d. M. er wartet. Der König wird außer von seiner Suite wahrscheinlich vom Ministerpräsidenten und vom Mi nister des Aeußern begleitet werden. O Unfall oder verbrechen? — Bautzen, 1. März. (Eigene Drahtmeldung.) Der in der Mitte der dreißiger Jahre stehende Ad ministrator des Rittergutes Milkel, Karl v. Ber go f f s k y, wurde im nahen Walde mit einer Schuß verletzung tot aufgefunden. Es bestehen Zweifel, ob ein Unglücksfall oder ein Verbrechen vorliegt. Die Uuterschlagungen de« Oberlandesgerichtsrats Greiner. ** Bamberg, 1. März. (Eia. Drahtmeld.) Die Untersuchung gegen den Oberlandesgerichtsrat Greiner aus Kronach ist jetzt abgeschlossen. Es hat sich nach den amtlichen Feststellungen ergeben, daß Greiner seit 30 Jahren ein« Summe in der 9 ö h e v o n 137 000 unterschlagen hat, davon sind durch Verwandte Greiners 97 000 gedeckt worden. Der betrügerische Oberlanüesgerichtsrat ist in vollem Umfange geständig und behauptet, mit seinem Gehalte nicht ausgekommen zu fern. Ei» Erpressungsversvch «m Zeppelin. st. Stuttgart, 1. März. (Prio.-Test) Die hiesige Strafkammer verurteilte den 65 Jahre alten Uhr macher Lange wegen versuchter Erpressung und Beleidigung, begangen an dein Grafen Zeppelrn, zu 5 Monaten Gsmnpnis Lange bä te versucht, Zeppelin durch Drohungen zu bewegen, ihm seine Er findung eines starren Systems abzutausen. Bei der Verhandlung wurde festgestellt, daß der Angeklagte sein System erst 1898 zum Patent angemeldet hac, während Zeppelin bereits 1897 ein Patent auf sein System erhielt. Schweres Automobilunglück. Bordeaux, 1. März. (Eigene Drahtmcldnng.) Der frühere argentinische Minister Carlos Matchwitz ist durch ein Automobilunglück auf der Fahrt von Biarritz nach Bordeaux ums Leben gekommen. Seine Gattin, die ihn begleitete, erlitt einen Bruch des Schlüsselbeines. hübschen Ling Chang, das Schwein, aus Rache er mordet und beraubt hatte. Als die Polizei Fo er wischte, faß er gerade in Paradiescsunschuld auf einer schönen Wiese, inmitten vieler Herrlichkeiten, die er sich für Ling Changs Ersparnisse angeschafft hatte. Kein Leugnen half da; denn die Beweise für jein Verbrechen waren gleich zur Stelle: „Wieder war es das Gefühl, dem Fo zum Opfer fiel. Denn sorgfältig in sein Lendentuch etngewickelt, fand man Ling Changs Augen und die übrigen fehlenden Ge- iicktsteilc. In einer sentim-ntalen Laune batte Fo diese Dinge an sich genommen, damit Ling Chang tn seinem neuen zenseitigen Dasein nicht allzu schön aussähe." Und neue Figuren, alle in vollendeter Plastik, jede von einer seltsam eigenen Melodie in ihrer Vitalität, tauchen auf Das Erlebnis eines See mannes, der in Singapur von einem Gauner be schwindelt wird und ganz nackt und verarmt in dieser prächtigen Hölle steht, dis ihn eine Bordellwirtin, die schöne Arabella, reitet. Als beide Abschied von einander nehmen, streicht durch das zärtliche Bild das große Weltgefühl Jensens, das so herrlich und so ergreifend ist. Dann sind wir auf Sumatra, b ' Mrs. Almeida, einer Mutter, der das Fieber sechs Kinder geraubt hat. Immer eins nach dem andern. Und sie fürchtet, daß der „graue Mann", die Halluzination der Aermsten, nun auch noch ihr letztes Kind holen wird, die üppige, schöne Sussie. in die sich ein hol ländischer Arzt verliebt, als aus ihrer Kindheit das Weib erwacht. Wie eine schwere Blume des Südens, die narkotisch duftend die Knospenschalen sprengt. Der Arzt überläßt Sussie dann einem Neger, weil der Triumph über diesen zu billig wäre. Die prachtvollste Novelle dieses intensiven Buches, da» den ganzen Tropenalanz lebendig in sich aufge sogen hat, ist wohl „A Kov", dte Erzählung von George Bantam, jüngstem Assistenten bei der Ma schine eines großen Europadampfer», der auf dem Jangtsekiang vor Hankow löschte. Ein Liebesaben teuer dieses „Echraubeniungen". Ja, Mr. Bantam hatte sich in ein Lbinefenmädchen verliebt, als er «ine» guten Tages durch die Mongolenstadt bum melte. Das Weibchen saß hoch oben in einem Pa lankin von uralter, kostbarer chinesischer Arbeit, guckte wunderlieblich durch die Ebenholzluke von durch brochenem Schnitzwerk, in der ein Schein von rosen roter Seide lag. Sie hatte Perlen im Haar, auf einem ihrer winzigkleinen, weißen Finger steckte ein langes Goldfutteral. Und Mr. Bantam hielt sie für eine Prinzessin: sie war aber nur eins von den vielen kleinen, gelben Schlitzangenmädchen der Oviumbor- dell« von Hankow. Aber, was tat das? Mr. Ban tam »ar verliebt. Er folgte dem schwankenden Pa- lanttn burch die Stadt, über der bald der Mond stand, der dem entblößten Hinterteil eines Chinesen glich. Hier kommt es nun auf die künstlerisch einzig, artige Schilderung der Chinesenstadt an. Man be achte die unerhörte Plastik, in der Jensen sein Gebild entstehen läßt: „Inzwischen war es in den tiefen Straßen, in denen die Dunkelheit brütete, fast Abend geworden, während der Novemberhimmel noch blaß blau und klar darüberstand, von phantastischen Dach linien und Giebeln eingefaßt. Drinnen in den Häusern, in den seltsamen Läden oder Höhlen, rn den Löchern in Len Mauern, hinter düsteren Jalousien, überall wurde jetzt Licht augezün- det, rote, qualmende Psenniglichter oder däm merige Papierlaternen. Und die tausend hän genden Schilder, die die Straße zu einer Art ver zaubertem Wald machten, glotzten mit ihren lotrechten Reihen von vergoldeten öoer blutroten oder blauen Chinesenbuchstaben wie Geheimschriften. Schließlich verwandelte sich die oespensterhafte Beleuchtung und der Laut von unzähligen, schleichenden Filzschuhen und die seltsam grinsenden Gesichter, die im Schatten ein- und ausglitten, zu mystischen, jahrtausendalten Szenen auf einer unterirdischen Bühne, mit Kulissen ans lackierten Schildern und mit Greueln, die sich in Blutbuchstaben vermummt hatten. Der dicke, warme Gestank, der sich aus vielen verschiedenen Quellen vermischte, aus dem rauchenden Abfall der Gassen, aus dem Dunst der Häuser, von Essen und Menschen. Kräutern, Tee, Fleisch, Tabak, vereinigte sich zu einem schwefligen Gas, oas sich wie aufge wühlte Schwermut aufs Gemüt legte, wie eine Ahnung, daß man. sich in der Hölle befände. Und da bet war alles in Bewegung, alle gingen, alle hatten zu tun, die Zeit ging, die Dunkelheit nahm zu, der Himmel veränderte seine Farbe, überall wuchs und starb es in dem Sumps. Ein noch lebende» Aas von einem Hund erhob sich aus dem Rinnstein und fiel wieder nm, ohne Beachtung zu finden, knochendürre Bettler saßen in dem beißenden Mist und waren vor Hunger eingeschlummert, und neue Menschen kamen und gingen, und die Scharen schlichen davon, es flutete in den Gassen wie von einem bläulichen Teig von Chinesen, Chinesen . . ." Am Schluß taucht Jensen selbst wieder auf. Sein Blick fliegt über kommende Generation. Symphonisch jubelt eine große Rassenidee auf. die Idee von einem Zukunfts- menschentypns, den Europa und Asien zeugen. Die letzten Novellen führen uns in die Milieus von Texas-Cowboys, von New Parker Bauern fängern und New Parker Zeitungsjungen. Und vor diesen kleinen, elektrisch geladenen Newsboys, die in dem überschäumenden Straßengewimmel von den tollsten Gefahren umlauert, so wahnsinnig tapfer ihre Ausruferarbeit verrichten, schreit Jensen auf: „Das aber Ist just de« Mensch der Zukunst: einer der »er« rückt ist und es ertragen kann." Noch einmal wir belt New Port in seiner ganzen Ungeheuerlichkeit an uns vorüber, noch einmal bezwingt Jensen, der Meister, ihre ganzen riesenhaften Dimensionen. O, er gehört zu denen, die uns zu revolutionieren ver mögen. Man liebt ihn, der tiefsten Ehrfurcht voll. Er schreitet als ein ganz Großer in die Zukunft hin über. Jensens Werke sind im Verlag von S. Fischer (Berlin) erschienen. * * Künstlerisches Preisausschreiben. Der Verlag der erst seit einem Jahre bestehenden Lehrmittel zeitung: „Lehrmittelmarkt, Fachblatt für den gesamten Lehrmittelhandel und Schul bedarf", der mit dem 2. Jahrgang durch Ankauf der verwandten Zeitschrift „Schule und Technik" eine Einigung beider Zeitschriften herbeigefuhrt hat, schreibt iur Erlangung einer geeigneten Tnelzeichnung einen beachtenswerten Wettbewerb aus. Das Preisrichteramt hierzu hat übernommen: Herr Pro fessor Dr. Klinger und Herr Professor Bruno Hl-roux, Leipzig, deren Bedeutung auf künstlerischem Gebiete unfern Lesern hinreichend bekannt sind. Für die beste Lösung wird ein 1. Preis von 400 und ein 2. Preis von 200 .4! bar ausgezahlt, darüber hinaus können weitere Entwürfe nach Vereinbarung angekauft werden. Das Recht der Beteiligung an dem Wettbewerb ist unbeschränkt und Probenummern des Lehrmittel-Marktes stellt der ausschreibende Ver lag Josef Wichterich, Leipzig, Augustusplatz 4, kosten frei zur Verfügung. Bon ihm können auch die näheren Bedingungen bezogen werden. * Der Watteau der Kaiserin. Wie au« Paris gemeldet wird, behauptet der Generalinspektor der schönen Künste Armand Daqot im „Matim' daß das im Besitze des Deutschen Kaisers befindliche Gemälde von Watteau „Enseigne de Gersatnt" nicht echt sei. Das Gemälde befindet sich in der französischen Ausstellung in Berlin. Man behaustet auf französischer Seite, daß sich das Original in Parts befinde. Dayot macht immer hin einige Vorbehalt«, daß ein Irrtum seinerseits nicht ausgeschlossen sei. — Demgegenüber äußert sich Artur Kampf in der „B. Z. am Mittag dabin, daß es gar keinem Zweifel unterliegen kann, daß das Bild von Watteau» Hand stammt. * Ein neuer Anstauschprofessor. Aus Cam bridge (Massachusetts) meldet ein Telegramm: Pro fessor Dr. Münsterberg von der Havard-Uni versität ist zum Austauschprofessor für die Ber liner Universität ernannt worden. Große Ueberschwemmung in Holland. L Amsterdam, 1. März. (Eigene Drahtmeld.) Seit gestern abend sind viele Ortschaften am Ufer de« Maa, i n Ge f a h r; di« Vag« istkriti sch. Die Hochöfen und die Fabriken in der Nähe von Maastricht sind überschwemmt. Biele Arbeiter müssen daher feiern. In Maa st richt selbst ist der 8 chaden groß. Hunderte von Häusern stehen nnter Wasser. Neues Steigen der Seine. Pari«, 1. März. (Eigene Drahtmeldung.) Die Seine ist in den letzten 24 Stunden um 40 Zenti meter gestiegen und steigt weiter, ebenso cir Marne. Der Quai d'Auteuil ist überschwemmt. Letzte Srnrürlsnachrichten. ? Beuthen, 1. März. (Eigene Drahtmeldung.) Da» Oberschlesische Roheisensyndikat hat beute eine Umwandlung in das Ostdeutsche Roheisensyn dikat beschlossen, welcher auch das Eisenwerk „Kraft" beigetreten ist. Das Ostdeutsche Rohrisensyndik rt, welches durch den Beitritt des Kraft-Werkes Kne sehr erwünschte Kräftigung erfahren hat, beschloß seine Verlängerung bis 1911. 8 Charlotte (Nordkar), 1. März. (Eig. Drahtm) Die Chadwich-Hoskins-KcscNschaft, die größte Baumwollspinnerei hier, mit einer Million Spindeln, hat eine Einschränkung des Betriebes ange ordnet. * Hamburg, 1. März, 6 Uhr. Zucker markt Rübenrohzucker I. Produkt Basis 88'/,> Rendemeut neue Usance frei an Bord Hamburg per 50 Kilo März 14,15, April 14.475, Mai 14,65, Augnst 14,725, Oktober 11,675, Dezember 11,725. Unregelmäßig. * Prag, 1. März. Zucker Aussig Landungs platz 33,15—33,25. Ruhig. Havre. 1. März, 3 Uhr Wolle stetig. März 192, Dezember 187. Havre, 1. März, 6 Uhr. Baumwolle schwach. März 90"ä, April 91, Mai 90',4, Juni 90, Juli 89?i, September 85^, Dezember 77ib. Februar 77. * London, 1. März, 5 Uhr. (In Pfund Sterling. 1 Kupfer fest (stetig), Tagesumsatz 800 (700) r, 59.12/6 (59.11/3), 3 Monate 60.10/— (60.8/9), Maklerschluß preis 50.12/6 bis 59.13/9 (59.8/9 bis 59.11/3), best sslected 63.5/— (63.5/—), elektrolytisches 62.—/— (62.—/—), zweiter Hand strong sheets 72 (—). Zinn willig (schwach), Tagesumsatz 900 (600) t, Straits 148.5/— (149.—/—), 3 Monate 149.15/— (150.12/6), englisches 147.—/— (147.10/—). Blei matt (matt), spanisches 13.3/9 (13.5/—), englrsches 13.12/6 (13.12/6). Zink matt (ruhig), gewöhnliche Marken 23.3/9 (23.3/9). März — (—), besondere Marken 23.15/— (23.15/—). gewalztes deutsches 26.15/— (26.15/—). Quecksilber unverändert. * Lissabon, 1. März. Wechsel auf Paris 597. Goldagio loA. ' cvnvon, 1 MLrz. Oele. Baumwollöl loko 31 1 z <t, ke'noi «oio 33 - il- ü, Mal-AuguN 32 « 4 <1, Hebr.- Ävrtl Z2 «— <>. Nüvöl. raikinieries lot» Lö - 6 4. Müdol !oko braun mal,-'' 76 » Z >i. Mai-August 2b « —4. Terpentins lato 41 - 6 < Mai.Iuni 41 » 4 <1. " ldnll, t Mörz O el e. Leinöl loko 32» 1"» >>, Frbruar- Nprll ZI - 7'!, - - Mat-August ZI - 1<i» <t. New Pork, 1. März. Fondsbörse. «Schluß.) »reulr oor >rr s ueui I voruer a-elv-iarl Si 2» 2» Loutsv.a Iaido 152-i, 151"» do. Zinsrate sür ietzteTarl v Tag 2 21. MtssouriKansaS and Tepas 431. 43 Wechsel » Lonv M Tag« S. N echscl a.Lvnd 4,65-co 4.S4.8S Missouri Pacific N. ?). Ssntr. L Hub>o»-0itv. 71'1» 122". 71 121'5 L. Tran«', do Bari« Ltchi 4.S7 40 Stb's 1.87.4V Slb^ N. A. Ontario and -Seilern 451 45 do Berlin Liciu 451. NorsoU a Weil 1001.«, T. Silber v«r Nnz« 501 Benninivanta Nond. Bae 7« 7Z1 Readina do. I. preierrek Soun, Pacific Louihern-Kailw coui. Sdar. lbbl» 84 Alchtlon.Top.a. S.stk-com.Sd do. preserrer 1031. 115'- 103'i. 12b1. 24--e 12b'. 24 Balttm. a. Ovtc N2"r 11,1. do. prekerred 651 65 r?anar> Vacisic 174 .er ,82'!» Union raciilc Ikücr 188 «iyesap. a. Odic 24 vo. prescrrcd 44-r 76". Lblcago, M iw. and St. Pani Tcnv ZIloGr pr. 1451, 781. 145-i. 7S'i- Wabaid prefer Ämalaam Lopp 47'« 77». etrie Railroav coin S areS do. I.preierred 24'« 4S1 -inacondalZopp Uni«. Sl. Steel Lorv.com.SH. 501. 33 444, 81». I'iiinoir Tenlr 142 14^ rreterreo 120».i 120 * New Port, 1. März. (Eigene Drahtmeldnng.) Dos Geschäft an der heutigen Börse wickelt« sich bei der Eröffnung überwiegend zwischen der berufs mäßigen Spekulation ab. Die Grundstimmung war bei ruhigem Verkehr fest. Die Umsätze hielten sich aber in engen Grenzen. London war per Saldo in geringem Maße Abgeber in Sta.hltrustwerten. Einer dann entsetzenden leichten Abschwächung folgte eine stärkere Ermattung infolge größeren Drucks von Abgaben, besonders in Union Pacific und Reading Da aber keine Hausseware herauskam, konnte sich die Haltung wieder befestigen. Einige Speziali täten stiegen auf Manipulationen. Die Er klärung einer 6prozentigen Extradividende seitens der Lake Shore and Michigan Southern-Bahn war von anregendem Einfluß, hauptsächlich für New Pork Central-Werte. Eine gute Stütze fand die feste Grundstimung in den Januar-Nettoeinnahmen de: Southern Pacific und Union Pacisic-Bahn. Bei ersterer wiesen sie eine Zunahme von 800 000 Doll, und bei letzterer 155 000 Dollar auf. Ge rüchte über eine Besserung im Stahl- und Eisenhandcl kamen Stahltrustwerten zustatten. Am Nacknnittage war das Geschäft ruhig und beschränkte sich auf Urnsätze der Tagesspekulation. Schluß fest. Aktienumsatz 500 000 Stück. Ne» York, 1. März. Produktenbörse. (Schluß.) ! neun , oorner deuir vorder >wrt,r» willig loto Uiip,er Standard loko 13.— l3,— Mat 1231- — viiru ll ,>oun. Zull September 1151, 1231. 1161: drv Nor-lhern ^tadlsaneucn 18,371. 1S.371, Tez.iw-er Il.atv willig — in New Nori vaiimwollelolc 28.- 14.85 28.— 14,45 Mai 75 M.r, 14.61 Juli N 4,50 7b». Mal 14.65 14,61 Seplember Mehl Spring wdral ciearS 4,50 August m New Orl.lolv Schmalz, West. 1.3,71 14'» 14.4b 14'» »etrrchriracht Petroleum, «red» valnnce» 11. 1.40 §'S4 l'i. Stcam Rode L Brotb uaftre, sair Ric 13.80 14,05 QM » Stand, whtt. ^,90 Nr. < 8»» 8"» rinarr Miliz 6,40 tzii>» 32.621 32,75 Juni 7.10 705 Chicago, 1. März. Produktenbörse. (Schluß., beule vorher yeme roroei roeize« willig ihor> 13.37-. 13,50 l3.2SV. Mai 1141- IIS»,. ! elear 13.37', Jull «kalt willig 1071- tObl. Pari Mat Schmeinczu. 24.471, 24.5a Ma, 651. 661. s «attr m Westen 5400t 1400t 67000 Schmal» Ma! Zuli Wi 13 20 13.171 ?>avo»t.Lhlcaqc I 35000 Truck uud Verlag dr» Lei»,«,«, Tagrdlattr» L. Pal» Ja». ». Nueschdach tu «et»««» Ldesredaltrur: »»,>> Eqted«. Verantwortlich« Redalleur«: Für MolitU Ir. «. «Lacher, lokal« und sllidsl'che Angelegenheiten, Tuge-chrontk und Permtscht«» S. ». Buttlar, da» Feuilleton S. Hehrend, Musik E. Eeguttz, «pari und «ert«t»saol I. Haars,l». gar dl« handrchzeitung A. lktrchrach. Für de« gnierotemell Hau» HLckmau». LLmlltch tu Leipzig. Zuschriften sind ni»t persönlich zu adre'sleren. sondern an den Verlag, die «edottiun oder dle GeschostSftrll« des «eipziger Tageblattes zu richt«». Di« v,rli«He»b« N»»«r >»f«tzt » Grit«.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)