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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 11.01.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-01-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-191001119
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19100111
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19100111
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-01
- Tag 1910-01-11
-
Monat
1910-01
-
Jahr
1910
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Dienstag, 11. Januar 1V10 Nr. 10. 104. Jahrg Leipziger Tageblatt Theat-r «nd Asnzrvt. Leipzig, 11- Januar. IV. Abonnement-Konzert der Musikalischen Gesellschaft. Von jeher ist Herr Dr. Göhler wider die Stillosigkeit der Programme aufgetreten und hat neben Weingartner, HauSegger, Dr. Batla u. a. nach einem bestimmten Plan znsammengestellte Programme gefordert, deren künstlerische Einheitlich keit auch nicht durch die Solisten zerstört werden dürfe. >111 diese mit bollem Recht erhobenen Forderungen waren im gestrigen vierten Aboum- mentS-Konzerte der Musikalischen Gesellschaft unter Herrn Dr. Georg Göhlerü Leitung durchaus beachtet worden. Und das verdient lorend hervorgehoben zu werden. Im ersten Teil dieses Konzerres wurden Mozartsche Kompositionen im zweiten Werke von Mendelssohn zu Gehoc gebracht, lieber die Berechtigung der Zusammenstellung Mozart-MendelS- sohn gibt Herr Dr. Göhler in der Einleitung des Programmbuche» die nötige Erklärung. Freudig sei anerkannt, daß dem gestrigen Konzert ein sehr schöner künstlerischer Erfolg beschicden war. Schon aus diesem Grunde wäre ein zahlreicherer Besuch zu wünschen gewesen. Turcboängig war ,»u beobachten, doch zwischen Orchester und Dirigent em innigerer Zu,ammen- hang bestand al» sonst. Willig ging eS auf alle Absichten seines Leiters em, der diesmal durchaus nicht einzelne Instrumente in aufdringlicher Wels« gungsprogramms. * Ein drastischer Fall van rücksichtslosem Borgehen einer Zechenver waltung im westfälischen Kohlengebiet wird dem „B. Tgbl." gemeldet. Danach trat am vergangenen Freitag ein großer Transport Arbeiter aus Hobenlalza auf der Zeche „Rheinelbe" an. Die Agenten, die sie angeworben hatten, hatten ihnen 5 Schichtlohn versprochen, während ihnen auf der Zeche erklärt wurde, daß sie nur 3P0 ^l erhalten würden. Die Arbeiter forderten nun unter lauten Drohungen ihre Papiere zu- rück, die sie denn auch am Sonnabend von der Zechenverwaltung, wo ein starkes Polizeiaufgebot zusammengezogen war, erhielten. Sie ver ließen dann unter polizeilicher Bewachung den Zechenhof und fuhren ab, um anderwärts Arbeit zu suchen. Die Erregung der Bergarbeiter über dieses neueste Vorgehen der Zechenverwaltung ist um so größer, als am Ausland. Oesterreich-Nngarn. * Die ungarische Situation. Kaiser Franz Josef empfing den ungarischen Ministerpräsidenten L u c a c s. der über die Arbeiten zur Kabi nettsbildung berichtete. Ter Kaiser behielt sich die Entscheidung vor. Er wird LucacS heute neuerdings empfangen. — Daß die Situation durchaus noch nicht geklärt ist, zeigt folgende Depesche unseres Wiener Korrespondenten' nw. Wien, 10. Januar. (Privattelegramm ) In der ungarischen Krise steht eine Verschärfung in der Haltung der Krone bevor. Wie das „Volksblatt' meldet, wurde Graf Khuen-Heder» varu, der bekannte ungarische Scharfmacher, telegraphisch zum Kaiser nach Wien befohlen. England. * Aus der Wahlbcwegung. Die Liberalen beschlossen, wie uns unser Londoner Korrespondent telegraphiert, Herrn Balfour in der City, obwohl seine Wiederwahl als gesichert gilt, doch einen Kandi daten entgegenzu st eilen, und zwar in der Person von Sir Hugh Bell, einem bekannten Eisenindustriellen Nordenglands. Man will gleichzeitig Balfour dadurch zwingen, die Agitation im Lande zu unterbrechen und nach London zu kommen. Frankreich. * Mißerfolg einer Arbciterproduktiv-Genossenschaft. Aus St. Etienne wird gemeldet, daß das von einer Gruppe von Berg leuten betriebene Bergwerk Tbieux demnächst zur öffentlichen Ver steigerung gelangen werde, da es sich als nicht lebensfähig erwiesen habe. * Rückkehr der französischen Grenzkommission Fourne. Wie der „Petit Parificn" aus Bordeaux meldet, ist an Bord des Post dampfers „LEurope" ein Teil der französischen Mission Fourn e, die die Abgrenzung zwischen Dahomey und Togo vorgenommen hat, zurückgekebrt. Die Beziehungen zwischen den französischen und den deutschen Offizieren seien sehr herzlich gewesen. * Der Gedanke einer Zusammenkunft zwischen Kaiser Wilhelm und Präsident Falliörcs läßt immer neue Gerüchte und Vermutungen auf tauchen. Der „Gil Blas" gibt in seiner neuesten Nummer die angeb liche Acußerung eines in Paris ansässigen deutschen Di plomaten wieder, der sich über eine eventuelle Zusammenkunft Kaiser Wilhelms mit dem Präsidenten Falliäres ausließ. „Gil Blas" legt dem Diplo maten folgende Worte in den Mund: Es hieße den Deutschen Kaiser schlecht kennen, wenn man annehmen wollte, daß derselbe seine Zustim mung zu einer heimlichen Begegnung mit dem Präsidenten Fallieres geben würde. Wenn jedoch der Kaiser eine Zusammenkunft mit dem Präsidenten haben sollte, dann könnte diese nur am Hellen Tage offiziell ohne Heimlichkeit in Berlin oder Paris stattfinden. Die ganze Frage ist noch weit von ihrer Lösung entfernt; immerhin darf man sie nicht in das Reich der Jabel verweisen. Belgien. * Der neue Kurs. Aus Antwerpen berichtet uns ein Privattcle- gramm: „Patriote" meldet: In klerikalen Kreisen herrscht über Neuerungen des Königs Albert äußerste Erregung. Der König hat den Vertretern der Stadt Brüssel gegenüber im ent schiedensten Tone die Einführung der allgemeinen Schul pflicht, einen demokratischen Ausbau des Wahlrechts und durchgreifende Arbciterschuhgesetze als erstes Ziel seiner Regierung bezeichnet. * Das preußische Defizit! Wie die „Berliner Morgenpost" erfährt, weist, trotz aller Anstrengungen, die gemacht wurden, der preußifche Etat ein Defizit von 93 Millionen Mark auf. Die Ueber- jchüsse aus den Eisenbahnen sollen sich nicht gut entwickelt haben. Marokko. * Spanien in Marokko. Der spanische Minister der öffentlichen Arbeiten traf am Sonntag bei den Beni Sikar ein. Er empfing meh- rere Eingeborene, u. a. den Führer der Rebellen, Abdel Kader, und ließ sich von ihnen das Gelöbnis der Unterwerfung erneuern. Der Minister erklärte, es sei der Wunsch Spaniens, zum Wohlergehen der Rifsleute beizutragen, doch werde Spanien auch jede Feindseligkeit zu strafen wissen. Ruhland. * Ein neuer Schlag gegen die Selbstverwaltung Finnlands wird uns aus Petersburg gemeldet: Mit Rücksicht auf den entdeckten großen Wa f fen sch m ugg el nach Finnland und auf die Bombenexplosion in Tammerfors wurde aus Anordnung der Petersburger Negierung die Selbstverwaltung sämtlicher finnischen Gemeinden an der Strecke Petersburg—Wiborg aufgehoben und russische Negierungskommissarc zur Leitung der Kommunalverwaltungcn entsandt. Türkei. '* Das neue Kabinett. Nach dem gegenwärtigen Stand der Ver handlungen übernimmt der Großwesir Hakki voraussichtlich das Ministerium des Aeußern, Generalissimus Mahmud Schefket das Ministerium des Krieges, der jungtürkische Abgeordnete Emrullah das Ministerium des Unterrichts. Die jungtürkischcn Minister Dschawid, Talaat und Haladiian dürften im Amte bleiben. Die offizielle Ministerliste wird heute erwartet. Nikaragua. * Eine Einmischung Englands in Nicaragua wird dem „Daily- Telegraph" aus New Aork gemeldet. Danach hat Sennor Castrilo, der Vertreter des rebellischen Generals Estrada, der auf den Präsi dentenstuhl der Republik Nicaragua zu gelangen hofft, ein Telegramm aus Blueficlds erhalten, das lautete:, .Englisches Kriegsschiff hat sich in die Schlacht von San Juan del Norte eingemischt: teilen Sie es dem amerikanischen Ministerium des Aeußern mit. Estrada." Die „New Aork World" meldete, daß man in Washington der Einmischung Englands in Nicaragua vorzubeugen suche. Der englische Kreuzer „Scylla" befindet sich seit geraumer Zeit in Bluefields. — Zur Hin richtung der beiden Amerikaner telegraphiert uns unser Korre spondent: Madriz erklärte, daß Zelaya von aller Mitschuld an der Hinrichtung der Amerikaner entlastet sei. Die Hinrichtung sei das Werk von Untergebenen gewegscn, deren Strafverfolgung cingc- leitet sei. ganz ausdrücklich versichert, eS sei unmöglich, daß eine Senkung noch sichtbar wäre, wenn der Spülversatz so gewissenhaft erfolge, wie aus den Tiefbauschächten. Wenn das aber richtig sei, warum wollen dann die Werke keine Garantie geben durch Hinterlegung eines Bergschadenfonds, der doch ihr Eigentum bleiben würde! Einen klareren Beweis dafür, daß man für den Bergbau ein ganz besonderes Sonderrecht oder vielmehr Sondcrunrccht schaffen möchte, kann man nicht mehr verlangen. Nach diesem Grundsätze müßte man nicht nur von allen Industrien, sondern auch von allen Tierhaltern» Eiscnbabngesellschaften, Automobilbesitzern uiw. und nicht zuletzt von den Hausbesitzern selbst verlangen, daß sie zur Deckung des von ihnen mög licherweise verursachten Schadens von vornherein Sicherheit leisten. Man müßte, mit demselben Rechte wie den Bergbau, auch alle anderen Industrien, Tierhalter, Automobil- und Hausbesitzer zu Verbänden ver einigen und von ihnen die Ansammlung von Fonds verlangen. Bekannt lich ist aber selbst die von vielen Seiten verlangte Zwangsgenossenschaft der Automobilbesitzer vom Reichstag abgclehnt worden. Nach den oben erwähnten Anschauungen brauchten sich aber alle diese Industrien usw. durch diese Fondsansammlungcn durchaus nicht beschwert zu fühlen. Denn wenn sic keinen Schaden verursachen, bleibt ihnen ja ihr Fonds unangetastet. Bis heute ist aber noch kein Mensch auf den Gedanken verfallen, an alle diejenigen, die einen Schaden stiften könnten, das son derbare Ansinnen von Schadenfondsansammlungcn zu stellen. Warum gerade für den Bergbau auch in dieser Beziehung eine Ausnahme gemacht werden soll, dafür werden wohl die Rufer im Streite um den Berg- schadcnfonds irgendwelche stichhaltige Gründe auch in Zukunft nicht er bringen können. Von den Ständen darf man aber erwarten, daß sie mit der Regierung das Verlangen einer Gruppe von Interessenten, welches nur den ersten Schritt auf der verhängnisvollen Bahn einer „kasuistischen Gelegenheitsgesctzgcbung" bedeuten würde, ablehnen werden. Spanien. * Politischer Racheakt. Nach einer Blättermeldung aus Madrid ist der Geistliche Julius Celabor wegen eines ihm zugeschriebenen Zeitungsartikels auf der Straße von politischen Gegnern überfallen und solange mit Stockschlägen mißhandelt worden, bis er bewußtlos liegen blieb. Sein Zustand ist besorgniserregend. * Zum Waffenschmugges in Spanien. Zu dem Wafsenschmuggcl in Katalonien wird noch erklärt, daß seit einiger Zeit wieder Waffen und Munition über die Grenze nach Katalonien eingeschmuggelt worden sind. Die Waffen seien für Don Jaime bestimmt. Eine strenge wegen, Oesterreich-Ungarn, Rumänien, Schweden, die Schweiz, Spanien usw. Es gibt somit kaum ein Gebiet der Erde, über das nicht Anfragen eingelaufen und beantwortet wären. Von den 2786 An fragenden, die ihr Alter angaben, waren 428 weniger als 20 Jahre, 1695 zwischen 20 und 30, 498 zwischen 30 und 40, 139 zwischen 40 und 50 und 26 über 50 Jahre alt, und von den 3423 Fragestellern, die Angaben über ihren Personenstand machten, waren 2524 ledig, 874 verheiratet und 25 verwitwet. Nach dem Berufe waren unter den Anfragenden am stärksten die Kaufleute, Handwerker und Landwirte vertreten. Von den Anfragen bezeichneten sich 606 als mittellos, während über 1000 zum Teil über recht erhebliche Summen verfügten; z. B. 66 über 10 000 .E, 20 über 15 000 20 über 20 000 .tk, 11 über 25 000 L, 24 über 30000 11 über 50 000 .X, 4 über 60 000 .<(, 3 über 100 000 ,4l, usw., bis zu 300 000 I hinauf. Von den Anfragen kamen aus Preußen 2887, und zwar aus Brandenburg mit Berlin 1367, aus der Rheinprovinz 411, Westfalen 200, Sachsen 171, Schlesien 136, Hessen-Nassau 125, Hannover 112, Schles- Wia-Holstein 95, Ostpreußen 81, Pommern 72, Westpreußen 63 und Posen 53. An der Spitze der übrigen Bundesstaaten steht das Königreich Sachsen mit 316, es folgen Bayern mit 247, Baden mit 172, Württem- berg mit 136, Hamburg mit 135. Elsaß-Lothringen mit 124, Hessen mit 52, Braunschweig mit 33, Oldenburg mit 28, Anhalt mit 24, Sachsen-Koburg-Gotha mit 18, das Großherzogtnm Sachsen mit 14, Sachsen-Altenburg mit 13, Bremen mit 12, usw. Aus den deutschen Kolonien kamen 9 Anfragen, aus dem Auslande 173, davon 77 a»S Oesterreich-Ungarn, je 16 aus den Vereinigten Staaten von Amerika und aus England usw. Die Zentral-Ausknnftsstelle für Auswanderer erteilt kostenlos schriftliche und mündliche Auskunft. * Die freisinnige Fusion! Im Reichstagsgebäude war am Sonntag mittag eine Delegiertenversammlung der Freisinnigen Vereinigung zu sammengetreten, um zu der liberalen Fusion und zu dem von dem Vierer ausschuß beschlossenen Einigungsprogramm Stellung zu nehmen. Die Deutscher Reich. "eipzig, 11. Januar. * Die Zweite Kammer des sächsischen Landtags beginnt am heutigen Tage ihre Sitzungen nach den Weihnachtsferien. Deputationssitzungen fanden bereits am Montag statt. Auf der Tagesordnung der Plenar- sikung für Donnerstag steht neben einer Anzahl Berichte der Rechen- scha'tsdeputation die Vorberatung des Gesetzes über die Landcsbrand- versicherungsanstalt. Am Mittwoch werden die sozialdemokratischen Anträge über die Arbeitslosenversicherung und die Einsetzung eines sozialen Ausschusses zur Beratung gelangen. Man rechnet damit, daß die Landtagsverhandlungen insgesamt bis Anfang Mai währen werden. * Das Bundesrecht steht über Preußen! Geheimer Hofrat Dr. Otto , , ... - Mayer, Professor des öffentlichen Rechts an der Universität Leipzig, fuhrung des Ankunftsstcmpels allgemein erklärt in seiner soeben bei Mohr in Tübingen unter dem Titel „Schiss- I sifr insbesondere I fahrtsabgaben II. Kritische Bemerkungen zum Entwurf eines Reichs gesetzes, oie Erhebung von Schiffahrtsabgaben betreffend" erschienenen Abhandlung, daß die von Preußen vorgeschlagenen Zweckverbände zu ge meinsamer Abgabenerhebung auf den deutschen Wasserstraßen, da sie, wie bekannt, als Zwangsorganisationen gedacht sind, eine scharfe Waffe in der Hand Preußens seien, um in ganz Deutschland seine Wasser straßen- und Abgabenpläne auch gegen widerstrebende Bundesstaaten durchzuführen. Die oberen Uferstaaten, wie Baden und Sachsen^ deren Volkswirtschaft unter dem Schutze von Zollverein und Reichsversasfung auf der Grundlage einer abgabenfreien Wasserstraße sich eingerichtet hat, sieht er in einer wahren Notlage, denn der Äeichsverband schließt alle Repressalien aus, mit denen sonst ein Staat sich wehren kann. Das hat den Verfasser zur Prüfung der Frage veranlaßt, ob denn überhaupt dem Widerspruch dieser Staaten ungeachtet der Entwurf zum Reichsgesetz er hoben werden könne. Damit berührt die Sache, wie Mayer sagt, die Grundauffassung von Natur und Wesen des Reiches und wird zum Prüf stein für bie deutschen Regierungen, wie sie sich dazu stellen. Es gehört nach Mayers Auffassung, die sich hierin auf Ausführungen Labands und Hänels zu stützen vermag, zum Wesen des BundEaates, daß seine Gesetzgebung nicht dazu benutzt werden kann, um zum Sondervorteil der Mehrheit eine Minderheit in ihrem Rechtsstande zu benachteiligen. Dies braucht nicht so weit zu gehen, baß die Mehrheit die Länder der Minder- beit unter sich verteilt, wie man dies schon als Musterbeispiel ausgedacht hat. Das Prinzip kann auch auf andere Weise verletzt werden. Wenn irgend einmal, so ist dies jetzt der Fall. Der preußische Entwurf entzieht zwar formell allen Bundesstaaten gleichmäßig den gegenseitigen Schutz wider die Erhebung von Schiffahrtsabgaben. In Wirklichkeit aber er leidet Preußen keine Rechtseinbuße, da es ja infolge seiner inneren. Politik die Schiffahrtsabgabeti gerade will und jenes Schutzes nickt be-' darf. Volenti non ckit injuria. Aber ganz zweifellos werden anderen Staaten, so besonders Baden und Sachsen, schwere Rechtseinbußen zuge fügt. und dies ist eben, unter dem höheren Gesichtspunkte des Bundes rechts betrachtet, materielles Unrecht, zu dessen Herbeiführung sich das Reich gegen den Willen jener Staaten nicht verstehen darf, selbst wenn sich im Bundesräte weniger als 14 Stimmen gegen die von der Mehrheit erstrebte Verfassungsänderung zusammenfinden sollten. Diese Ausfüh rungen verdienen die ernsteste Beachtung. * Die Landeskonferenz der sächsischen Bergarbeiter fand in Lugau am Sonntag im „Gasthaus zur Sonne" statt. Aus allen Revieren Sachsens waren Delegierte, insgesamt zirka 50, anwesend; außerdem waren noch ungefähr 1000 Bergarbeiter erschienen, die den Verhand lungen mit Interesse folgten. Vom Bergarbeiterverband waren an wesend die Herren Kautzsch und Strunz-Zwickau, sowie der Reichstagsabgeordnete Sachse-Bochum und die Landtagsabgeordneten Drcscher-Gersdorf und Krause-Lugau. Krause referierte über „die Rechtlosigkeit der Arbeitervertreter im sächsiscken Bergbau" und Sachse über „die Sichcrheitsmänner im sächsischen Berggesetz, und was fordern die Bergarbeiter von denselben". Die Referenten rügten das Vorgehen der sächsischen Grubenverwaltungen gegen die gesetzlichen stellten sie den Entwurf des dem etzes als vollständig ungenügend stcmpels erhalten. Zum zweiten Gegenstand der Tagesordnung wurde cs als erwünscht bezeichnet, Absendern von Paketen auf be sonderen Wunsch die Möglichkeit der Erlangung einer Einlieferungs bescheinigung zu schaffen. Das von der Postvcrwaltung hierfür in Aus sicht genommene Verfahren und die Erhebung einer Gebühr von 10 Pf. für jede Bescheinigung, die zutreffendenfalls mehrere zu einer Paket adresse vereinigte Pakete umfassen kann, wurde gebilligt. Den dritten Beratilnasgegcnstand bildete oie Behandlung der C h i f f r e b r i e f e. Es wurde als unerwünscht bezeichnet^ die Benutzung von Chiffren auszuschließen oder aus volljährige Personen zu beschränken. Die Ein führung von Postlagerkarten zwecks Aushändigung von Chiffrebriesen an bestimmte Personen fand Zustimmung. Postlagerkarten sollen bei jedem Postamt für dort abzuholende Driefsendungen gegen eine Gebühr von 25 Pf. auf die Dauer eines Monats ausgestellt wer den. Die Karten werden nicht auf bestimmte Namen ausgestellt, der Antragsteller braucht sich über seine Person nicht auszuweisen. Tie Postlagerkarte wird aus der Vorderseite von dem Postamt vollzogen uno mit einem Abdruck des Dienststempels versehen, die Gebühr auf der Rückseite in Freimarken verrechnet wie bei den Postausweiskartcn. Eine längere Erörterung entspann sich über Punkt 4 der Tages ordnung, die Erörterung der im P o st n a ch n a h m e v e r k c h r her vorgetretenen Mißstände. Die Arbeitsleistung der Postverwaltung soll dadurch erleichtert werden, daß für eine Einziehung von Nachnahmen auf Karten und Paketen Formulare obligatorisch eingesührt würden, die aus der Nachnahmekarte beziehungsweise der Paketaüresse und einer daran anhängendcn Postanweisung bestehen. Die Formulare sollen in hellbrauner Farbe in der Größe der Postanweisung und Paket adresse hergcstcllt werden; die Postanweisung wäre vom ^lösender der Nachnahmesendung vor der Auflieferung auszusüllen. Die Formulare sollen bei den Postschaltern zum Preise der einfachen Formulare, also ohne Bezahlung für die angehängte Postanweisung, zum Verkauf gestellt werden. Jedoch soll cs auch angängig sein, die Formulare einschließ lich der Nachnahmepostanweisungen im Wege der Industrie herzustellen. Am zweiten Tage wurde über den Wegfall des A n k u n f t s st e m p e l s verhandelt. Die Vertreter der Post führten aus: Die Postverwaltung habe den Angaben der Handelskammern, die den Ankunftsstempcl ins besondere der Kontrolle wegen reklamierten, volle Würdigung zuge wendet. Sie habe aber nicht weiter gehen können, als den Ankunfts stempel bei Ein schreib- und E i l b r i e f s e n d u n g e n, die so wieso einer besonderen Behandlung bedürften, wieder cinzuführen. Be sonders wurde noch darauf hingewiesen, daß in Deutschland die Zwischen räume zwischen Ankunft und Aushändigung, sowie zwischen Auflieferung und Absendung erheblich kürzer seien als in andern Ländern, und oaß dieses für das Publikum günstige Verhältnis nur weiterbestehen könne unter Aufgabe des Ankunftsstempcls. An diese Darlegungen knüpfte sich eine längere Debatte, in Verlauf deren ein Teil der geladenen Ver treter ihrem abweichenden Standpunkt Ausdruck gab und Wiederein- 7"' i oder für einzelne Bestellungen .nsbesondere für das flache Land, forderte, während andere Vertreter den Schwerpunkt auf die möglichst frühzeitige Aushändigung der Sendungen legten. Die Reichspostverwaltung nahm von den Mitteilungen Kenntnis und behielt sich die Prüfung und Stellungnahme vor. Zum Schlüsse wurde noch mitgeteilt, daß vom 15. d. M. ab F e n st e r b r i e f e auch nach dem Auslande zugelassen werden. * Die Verhandlungen wegen Ankaufs des Luftschiffes „Parseval 3" durch die Militärverwaltung stehen unmittelbar vor dem Abschluß. Die Militärverwaltung hat sich dazu entschlossen, den „Parseval 3" zu erwerben. Der Kaufpreis beträgt rund 270 000 Beim Abschluß der Verhandlungen wird im allgemeinen zu berücksichtigen sein, daß die Ballonhülle, die durch die zahlreichen Probefahrten etwas verbraucht ist, nach dem Ankauf erneuert werden muß. Die Kosten der neuen Hülle schätzt man auf 70000 .E. * Das Ergebnis des Postschcckverkehrs 1909. Von dem Postscheck ¬ verkehr liegt jetzt das Ergebnis des ersten vollen Jahres vor. Der Umsatz hat bei den Scheckämtern des Neichspostgebictes in dieser Zeit bei den Gutschriften wie bei den Lastschriften fast je 5 Milliarden Mark erreicht. In der Zeit vom 1. Januar bis Ende Dezember 1909 wurden bei den Postscheckkonten 4942 Millionen Mark gutgeschrieben und 4878 Millionen Mark zur Last geschrieben. Das Gesamtguthaben der Kontoinhaber betrug somit Ende Dezember nahezu 64 Millionen, im Monatsdurchschnitt fast 74 Millionen. Bei den Gutschriften wie bei den Lastschriften überwiegt immer noch der Barverkehr. Die Zahl der Konten beträgt jetzt 36 427. z * Die Zentral-Auskunftsstelle für Auswanderer in Berlin 9. Schellingstraße 4, hat im vierten Vierteljahre 1909 ll. Oktober bis 31. Dezember) in 4455 Fällen Auskunft an Aüswanderungslustige er teilt, und zwar in 3448 Fällen schriftliche und in 1007 Fällen mündliche. Beantwortet wurden insgesamt 6794 Anfragen über die verschiedenen . Auswandcrungsgebiete. Davon bezogen sich 3214 auf die deutschen I sind. Die Waffen seien für Dor Kolonien, und zwar auf Deutsch-Südwestafrika 1213, Deutsch-Ostafrika s Untersuchung ist bereits eingeleitet. 677, Kamerun 286, Togo 238, Samoa 69, Deutsch-Neuguinea 51, die Karolinen. Palau, und Marianen 39, Kiautschau 39 usw. Unter den fremden Auswanderungsgebieten steht Südbrasilien mit 1749 Anfragen an der Spitze; dann folgen Argentinien mit 498, die Vereinigten Staaten von Amerika mit 425, Mittelbrasilien mit 216, Kanada mit 174, Queens- land mit 151, Chile mit 113, Brasilien im allgemeinen mit 83, England mit 47, China mit 39, Neu-Seeland mit 37, Britisch-Südasrika mit 35, Niedcrlänbisch-Jndien mit 33, Zentralbrasilien mit 32, Paraguay und Rußland mit je 28, Frankreich mit 25, Mexiko mit 24, Nordbrasilien mit 23, Aegypten mit 22, Bolivien mit 20, Äestaustralicn und Uruguay mit je 18, die asiatische Türkei, Japan und Neu-Südwales mit je 17, Südaustralien mit 16, Britisch-Jndien und Kuba mit je 15, die euro päische Türkei und Peru mit je 13. Der Rest verteilt sich auf Kolum bien,Ecuador, Guatemala, Haiti, Honduras, Panama, San Salvador, Venezuela, Westindien, Abessinien, Algier, Französisch-Westafrika, Britisch-Oftafrika, die Goldküste, die Kanarischen Inseln, Belgisch- Arbeiter- und Kasscnvertreter. Ferner stellten sie "den Entwurf des dem s Konäo, Madeira, Marokko, Mosambik, Süd-Nigerien, Sansibar Fran- Landtage vorgelegten sächsischen Bergggesetzes als vollständig ungenügend I zosftch-Ostindlen, die Philippinen, Siam, Sibirien, Niederlandisch-Neu- hin. Schließlich gingen zwei Resolutionen ein, die zur Beratung gestellt I gumea, Tasmanien, Viktoria, Guam, Tahiti, die Cook-, Fidschi- und wurden. Die eine Resolution verlangt, den Landtagsabgeordneten SandwichAnseln, Belgien, Dane^mark, Jtalien^die^ Niederlan^Nor- Krause-Lugau zu beauftragen, beim Ministerium des Innern anzu- ' " fragen, ob es bereit sei, eine Deputation der sächsischen Bergarbeiter zu empfangen, um der Regierung mitzuteilen, wie die Rechte der sächsischen Bergarbeiter von einzelnen Werksbesitzern illusorisch gemacht werden. Tie zweite Resolution verlangt, daß der Bergarbeiterschutz und die Äcrggesetzgebung durch Neichsgesetz zu regeln ist. Auch soll die Gruben- kontrblle durch praktisch geschulte Bergarbeiter erfolgen. Der Gesetz- entwurf, betreffend Einführung von Sicherheitsmännern, wird als un genügend anerkannt. Die Bergarbeiter verlangen, falls eine genügende Grubenkontrolle ausgeübt werden soll, daß aus der Belegschaft frei ge wählte (mit Kuvertwahlj Arbeiter als Kontrolleure fungieren sollen. Auch sollen sie zu )eder Zeit ein« B«sahrung der Grube vornehmen können. Weiter wird verlangt, daß auf je 2000 Arbeiter der Belegschaft ein Kontrolleur kommt, der außerdem vom Staat besoldet wird. Jeder großjährige Arbeiter, der 5 Jahre unter Tage und mindestens 3 Jahre als Hauer oder Zimmerling im Kontrollbezirk tätig war, soll wahl berechtigt, letztere beiden sollen wählbar sein. Die Wahl soll auf zwei Jahre stattfinden, auch soll eine Wiederwahl zulässig sein. Das Mini sterium und die Ständekammern sollen den Gesetzentwurf nach obigen Forderungen umarbeiten. Nachdem noch Vertreter der verschiedenen sächsischen Reviere verschiedene Beschwerden vorgebrucht hatten und beide Resolutionen einstimmig angenommen worden waren, wurde die Konferenz vom Vorsitzenden Jakob-Gersdorf abends nach 6 Uhr ge schloffen. * Politische Diskusfionsabende. Der nächste politische Diskussions abend des Nationalliberalen Vereins zu Leipzig findet Freitag, den 14. Januar, abends ^9 Uhr, im „Rittcrstein", Ritterstraße 5, statt. kratie und ihr Programm sprechen. I gu^schich beschlossenen Einigungsprogramm Stellung zu nehmen. Die * I Versammlung erklärte sich einstimmig mit der Fusion einverstanden, * Der Kaiser nahm am Montagvornnttag im Neuen Palais den I beschloß jedoch einig« Abänderungen an verschiedenen Punkten des Eini» Vortraa des Chefs des Zivilkabinetts entgegen. I gungsprogramms. * Die chinesisch« Marine-Studienkommisfio- traf am Sonntagabend * Ein drastischer Fall van rücksichtslosem Vorgehen einer Zechender- in Essen ein. Sie wurde am Bahnhof von Herrn Krupp von Bohlen I valtung ,m westfalischen Kohlengebiet wird dem „B. Tgbl. gemeldet, und Halbach empfangen. * An der Postkonferenz, die am 7. und 8. d. M. in Berlin statt ¬ fand und über die wir schon Einzelheiten berichteten, nahmen auf Ein ladung des Staatssekretärs des Reichspostamts 22 Staatsbürger teil; davon 11 Vertreter des Handels und der Industrie, 5 Vertreter der Landwirtschaft und 6 Vertreter der Handwerks» und Gewcrbekammern. Die als erster Punkt der Tagesordnung vorgesehene Mitwirkung des Publikums bei der Ausfüllung von P o st e i n l > e f er u n g s s ch e i n e n , — fand, wie dem von der Reichspost ausgegebenen Bericht zu entnehmen I um anderwärts Arbeit zu suchen. Die Erregung ist, allgemeine Billigung. Es ist beabychtigt, zu diesem Zweck be- I dieses neueste Vorgehen der Zechenverwaltung ist . sondere Posteinlieserungsscheine in Schwarzdrnck herzustellen und den I Sonnabend eine Anzahl einheimischer Arbeiter aus dem ZechenarbcitS- Jntereffenten kostenlos zu überlassen. Die vom Publikum ausgefertig- I nachweis in Gelsenkirchen sich meldeten, ihnen aber gesagt wurde, eS sei ten Posteinlieserungsscheine beider Art sollen einen Abdruck des Arges- I »keine Arbeit" für sie vorhanden.
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