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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 14.03.1910
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1910-03-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19100314025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1910031402
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1910031402
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-03
- Tag 1910-03-14
-
Monat
1910-03
-
Jahr
1910
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Amtsblatt des Rates und des Rokizeiamtes der Ltadt Leipzig. Änzegeu-Preis Utr Inserate au« > eivrig unr> tlmgedung dl« 6gewogene so WM breite Petitreil« 2S 4, die 74 mm breite Sieklainezeil« t «on auswärts iO gz, itiellameu l.Ll Inserate von Bebdrden m amtlichen Teil die 74 wm breite Petitreile 4>i äs. (deichi tSanreigen Mil P apvorlchrilten und in der A^endautgade iui L-reue erboui Nabali nach Lull- Äeilagegebübr ."> v. Tauten» ex!l. Postgebühr. sselterteilte Buttrige können nicht zurück gezogen werden, ssür bas erscheinen au destimmren Lagen uno Plätzen wir» kein« Garantie übernommen Anzeigen-Lnnadmei Auguüuöplay 8, d«> iämllichen Filialen u. allen Bnnoneen- itlpedltionen d«s Zn- und BuSlande«. Haupt-Sillale Berlin; Lari Duucket Her>oul. B vr. Hosduch- hanblung, Lützowlt-ase ick. (Te>evuun V l Nr. Haupk-itilialt Dresden: Seeürahe «, l lTelephon 462l>, 104. Jahrgang Montag, üen März 1910. polltilche Nachrichten. Prinz Heinrich über die englisch-deutschen Beziehungen. Der Ostasiatische Verein in Hamburg hielt am Sonntag im Hotel Atlantic sein jährliches Liebes mahl, an dem Prinz Heinrich, Vertreter deutscher Neichsbehörden, des Hamburger Senats und der Bürgerschaft und etwa 300 Hamburger Kaufleute teilnahmen, die in Beziehungen zu Ostasien stehen. Nach einer längeren Rede des Bürgermeisters Dr. Predöhl hielt Prinz Heinrich eine An- sorache, in der er zunächst zu einer kräftigen Unter stützung der geplanten Zeppelinschen Luftschiffhalle in Hamburg aufforderte, und kam dann auf seinen Be such in London zu sprechen. Prinz Heinrich sagte: „Dankbaren Herzens bin ich von England geschie den. Gastfreundschaft, Liebe und Offenheit sind die Argumente, auf denen das Wesen der englischen Vettern beruht. Ich bin absolut inoffiziell in Lon don gewesen; ich habe aber mit vielen massgebenden Persönlichkeiten gesprochen und kann versichern, das; uns von England eine ehrliche, auf richtige Gesinnung e n t g e g e n g e b r a ch t wird. Ein aggressives Vorgehen liegt den dortigen Regierungskreisen völlig fern, und nichts darf unter bleiben, was geeignet ist, das Vertrauen der beiden Mächte zueinander weiter zu stärken. Die Deutschen haben mit den Engländern draußen in Ost- osien Schulter an Schulter gestanden und die Erfah rung gemacht, daß die beiderseitigen Interessen durch gegenseitiges Vertrauen nur gefördert werden können." Der Prinz schloß seine Rede mit einem Toast auf gute Kameradschaft zwischen Seeoffizier und Kauf mann, die beide kulturelle Aufgaben zu erfüllen hätten. — An den Kaiser wurde ein Huldigungstele- grannn gesandt. Zum Besuche des Reichskanzlers von Bethmann Hollweg in Rom während der kommenden Osterwoche schreibt „Gior- nale d'Iialia", der Reichskanzler werde in Rom ein willkommener Gast sein, da sein Besuch ein neues Zeugnis für die ausgezeichneten Beziehungen zwischen den beiden verbündeten Nationen sei, die sich auf den Dreibundvertrag und das gegenseitige Vertrauen der beiden Regierungen gründeten. Der Reichskanzler werde beim König, der Königin und der Regierung den allerherzlichsten Empfang finden. Rom, das bereits so glücklich ist, dem ehemaligen Reichskanzler Fürsten von Bülow Gast freundschaft gewähren zu dürfen, entbiete dem jetzigen Reichskanzler, von dem es weiß, daß er von den besten Empfindungen Italien gegegenüber beseelt sei, einen herzlichen Willkommengruß Die nächste Scerechtskonferenz. Ursprünglich war der Zusammentritt der Dele gierten der an der Internationalen Seerechtskonfe renz beteiligten Staaten seitens der belgischen Regie rung für den Monat April in Aussicht genommen worden. Wie die „Inf." erfährt, hat die belgisch« Regierung dre Regierungen benachrichtigt, daß die Konferenz erst im Monat Juni geplant ist. Es han delt sich um eine Fortsetzung der bereits im vorigen Jahre tagenden Konferenz, die nicht geschlossen, sondern nur vertagt wurde. Den Gegenstand der Beratungen bildeten die beschränkte Haftung des Reeders, die Schiffshypothekcn und Schiffsprivi- lexien Expräfident Roosevelt nimmt in den amerikanischen Zeitungen wieder die erste Stelle ein. Die Blätter haben ein Vermögen ausgegeben und Berichterstatter nach dem Nil und nach Cbartum entsandt. Fast in allen Zeitungen er scheinen an leitender Stelle Berichte über die Fest lichkeit, die Roosevelt am Freitagabend auf dem Nil dampfer, mit dem er sich nach Chartum begibt, den amerikanischen Journalisten gegeben hat. Er unter hielt sich mit den Journalisten namentlich über die Antitrustbewegung und über die politische Entwick lung Amerikas und der übrigen Staaten sowie über die Stellung Amerikas gegenüber den europäischen Staaten. Roosevelt war sehr aufgeräumt und stellte den Journalisten sehr geistreiche Fragen. Nach dem Diner hielt Roosevelt mit vielem Humor einen Vor trag über seine Reise. Den Nordpolfahrer Peary nannte er den größten Triumphator unter den For schern. Die englischen Korrespondenten waren in Chartum zurückgeblieben und wurden später von ihren amerikanischen Kollegen ausgelacht, daß sie die sem Feste nicht beigewohnt haben und nunmehr an gewiesen seien, sich Berichte über Roosevelt über New Park zu verschaffen. Neues aus Marokko. Paris, 14. März. (Telegramm., Der Korrespon dent des „Matin" in Tanger will aus angeblich vor züglicher Quelle erfahren haben, daß die Stämme der Zaers, der Zaiens und der Zemmurs, einem Aufruf des Kaid Muhamed Nhanni folgend, sich in einer Stärke von etwa 4000 Mann versammelt und beschlossen hätten, die Kolonne des Generals Meunier an der Grenze des Schaujagebietes an zugreifen. Die Stämme betrachten die jüngsten unbestraft gebliebenen Uebersälle auf die Franzosen in der Nähe des Lagers von Bouillot als eine Nieder lage der Franzosen, und wollen nunmehr die angeb lichen Erfolge durch eine Offensive ausnutzen. Alle einberufenen Krieger sind mit Waffen und Munition reichlich versehen. Die Stämme kaufen Pferde zu jedem Preise auf. Paris, 14. März. (Telegramm.) Aus Casa blanca wird berichtet, daß die Unruhen im Süden des Schaujagebietes fortdauern. Der Kaid der Beni Menking, der von seinen eigenen Leuten und den benachbarten Stämmen bedrobt wird, erbat vom General Meunier Hilfe zur Wiederher stellung der Ordnung. Die französische Be hörde antwortete, daß ihre Weisungen es nicht gestatten, außerhalb der Schaujagrenze einzugreifen. Japan und Amerika. New York, 14. März. (Telegramm.) „New Port World" bringt ein Telegramm aus Zokohama, wonach der Minister des Aeußeren, ErafKomura, er klärt hat: „Ich kann bestätigen, daß die Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und Ja pan absolut nicht unbefriedigend sind. Die Interessen der beiden Mächte in Ostasien kolli dieren durchaus nicht. Es ist absurd, von einem K r i e g e zu sprechen , ein solcher wäre ein Ver brech e n. Ich habe die Hoffnung, daß der zwischen beiden Mächten geschlossene Akkord treu inncgehalten wird." — Solche Versicherungen sind zwar an erkennenswert, aber ein sicheres Mittel gegen kriege rische Verwicklungen sind sie nicht. Streik in Chicago in Sicht. Wie in Philadelphia so rühren sich die Eisenbahn arbeiter auch in Chicago. Nach den letzten von dort eingetroffenen Nachrichten scheint der Ausbruch eines Streiks unvermeidlich zu sein. Chicago, 14. März. (Tel.) Der Präsident des Verbandes der Lokomotivführer und Heizer teilte den Direktoren der Eisenbahnen zwischen Chicago und der pazifischen Küste mit, daß ein Streik unvermeidlich sei, wenn die Streitfrage nicht einem Schiedsgericht unterbreitet würde. Chicago, 14. März. (Tel.) Die Forderungen der Lokomotivführer und Heizer finv abgelehnt wordeir Tageschranik. Ertrunken. Berlin, 14. März. (Tel.) Auf dem Müggel see kenterte gestern ein Ruderboot. Die beiden Insassen ertranken. Zugkollision. Graz, 14. März. (Telegramm.) Gestern nacht um 1 Uhr fuhr in Kanischa bei Pettau ein Eilzug in einen Personenzug, 15 Personen wurden ver wundet. Eine Liebesgeschichte mit tragischem Ausgang. Sofia, 14. März. (Tel.) Eine Liebesgeschichte mit tragischem Ausgang hat sich in der Donaustadt Rustschuck zugetragen. Ein lOjähriges türkisches Mädchen verliebte sich in einen jungen Bulgaren. Die Eltern des Mädchens waren jedoch gegen die Verbindung, weshalb das Mädchen zu den Eltern des Bräutigams flüchtete. Die Eltern des Mäd chens forderten dessen Herausgabe, die vorgestern er folgen sollte. Der größeren Sicherheit wegen wurde die Türkin nach dem Polizeikommissariat gebracht. Der Bräutigam und sein Anhang erstürmten jedoch die Polizeiwache und entführten das Mädchen. Es wurde Militär herbeigerusen, welches den Stadtplatz umzingelte und von der Menge die Herausgabe des Mädchens verlangte. Die Menge antwortete mit Steinwürfen und verwundete durch Revolverschüsse vier Soldaten leicht und den General schwer. Hierauf gaben die Trup- pen zunächst eine blinde Salve ab und als die Menge immer noch Widerstand leistete, eine scharfe Salve. Die Wirkung war verheerend. 15 M c n schen blieben auf der Stelle tot, 30 wurden schwer verletzt. Sus Leipzig Mlü llmgegenü. Leipzig, 14. März Wetterbericht der Kgl. Sächs. Landcswctterwa?tr zu Dresden. Voraussage für Dienstag, den 15. März. Nordwestliche Winde, wolkig, kühl, nachts Frost, zeitweise Regen; im Gebirge Schnee. Pöhlberg: Schwache Schneedecke bis Annaberg, glänzender Sonnenaufgang, Himmelsfärbung gelb. Fichtelberg: Nachts schwacher Nebel, gute Schlittenbahn bis Oberwiesenthal, starker, anhalten - der Reif. * Erne neue Milchverkehrsordnung für Leipzig. Der Rat hat beschlossen, das jetzt geltende Regulativ vom 4. Juli 1900, den Milchverkauf in Leipzig be treffend, durch eine neue Milch verkehrsarm nungzu ersetzen, um damit vielfachen Wünschen aus dem Publikum wie auch solchen aus den Kreisen der Landwirte und Händler zu entsprechen. Nach den neuen Bestimmungen darf Haushaltmilch nur eingeführt, seilgehalten, verkauft oder sonst in Verkehr gebracht werden 1) als Vollmilch, d. i. die durch vollständiges Ausmelken wenigstens einer Kuh gewonnene Milch, der nichts binzugesetzt und von der nichtsweggenommen und die auch sonst nicht v.r ändert ist und wenigstens 3 Prozent Fett enthält, 2) als Magermilch, d. i. Milch, deren einzige Veränderung darin besteht, daß ihr das Fett ganz oder teilweise entzogen ist. Ueber verbotene Milch heißt es sodann: Es ist verboten, Hausha-t- milch einzuführen oder in Verkehr zu bringen, 1) die krankheiterregende Keime enthält, 2) die in dem Maße Schmutz enthält, daß bei halbstündigem Stehen eines halben Liters in einem durchsichtigen Glasgesäß ein Bodensatz beobachtet werden kann, 3) der fremdartige Stosse irgendwelcher Ar! zugcsctzt worden sind, 4) die von kranken oder infolge von Krankheit abgemagerten Kühen stammt, 5) die von Kühen stammt, die mit einer die Beschaffenheit de: Mitch ungünstig beeinflussenden Arznei behandelt werden, 6) die von frischmelkenden Kühen stammt, so lange sich beim Kochen in ihr noch Gerinnsel zeigen (Kochprobe), 7) die bitter, schleimig, übelriechend, außergewöhnlich gefärbt ist oder Eiter, kranke Drüsen gewebe, Blutreste oder Blutgerinnsel enthält, 8) die sonst gesundheitsschädlich oder verdorben oder ver fälscht ist. Weiter soll eine Anmeldepflicht ein geführt werden, d. h. wer Haushaltmilch gewerbs mäßig einführen oder in Verkehr bringen will, hat dies spätestens 14 Tage vor Beginn des Gewerbe betriebes beim Rat anzumelden. Ueber persön liche Erfordernisse wird gesagt, daß Personen, Theater, Kunst unü kvillenlchaft. Dem Gmjg-Iungen. Zum 80. Geburtstag Paul Heyses, 15. März. Von Georg Busse-Palma. Sonst bangt man zu verlieren. Wenn man so Alten sieht — Heut darf man gratulieren Mit fröhlichem Gemüt! Die Jugend, nicht verflogen. Hat »m Versteckspielscherz «ich ia zurückgezogen Bei dir nur in das Herz. Wer noch mit achtzig Jahren Sein Ruder so regiert, Kann noch Jahrzehnte fahren, Eh Charon ihn entführt! Und wenn er endlich leise Auch deinen Nachen dreht, Dann bleibt von dir, Paul Heyse, Noch immer — der Poet! — — Sus üem Dresüner Muvkleben. Man schreibt uns aus Dresden: Das fünfte Hofthcatertonzert der Serie 8 brachte die Urauf führung des Phantasiestückes für großes Orchester „Aus den Gärten der Semiramis" von Bernhard Selles. Die Gärten der Semiramis sind zweifel los kein übler Gegenstand für ein phantastisches Orcbesterstück, denn sie galten im ganzen Altertum als eines der sieden Weltwunder und haben ko nel äust und Leid, Pracht und Ueppigkeit, Liebe und Grausam, keit gesehen, daß es einen modernen Komponisten reizen muß, mit all den glühenden Farben des neu zeitlichen Orchesters ein Tonbild dieser versunkenen Herrlichkeit zu malen. Wenn Sekles in dieser Hin sicht manches schuldig bleibt und den musikalischen In halt seines Stoffes nicht vollständig ausschöpft, so liegt das hauptsächlich daran, daß er den Orient nicht aus eigener Anschauung zu schildern scheint, sonvsrr seine Stimmungen nur erkünstelt. Im einzelnen ist viel Schones in dem Werke, das Erwachen des Lenzes in den duftigen Garten ist geschickt gemalt, ebenso der Einzug der Herrscherin, das Tanzfest und die An- f bctung der Sonne — aber dem Ganzen mangelt die zwingende Gewalt der Stimmung. Unter Hoftapell- meister Hermann Kuh schbach, den wir in dieser Saison als Konzertdirigenten aufrichtig schätzen lernten, erfuhr die Neuheit eine so vorzügliche Wiedergabe, daß ein freundlicher Erfolg zustande kam und der anwesende Komponist einem Hervorruf Folge leisten konnte. Eine andere Uraufführung war in einem Konzert des Bachmann-Trios zu verzeichnen. Es handelte sich dabei um ein Klavierquartett D Moll aus der Feder von Dora Pejacsevich, einer ungarischen Kom tesse, die über Klangsinn und glattes Formtalent ver fügt, aber Tiefe der Empfindung und Eigenart des Ausdrucks noch rermissen läßt. Doch fand die Neu heit eine freundliche Aufnahme. — Das Leipziger Gewanohausquartett der Herren Wallgandt, Wolschke, Herrmann und Klengel hat nun seinen zweiten, gemeinsam mit dem Dresdner Kluvier- virtuosen Emil Kranke veranstalteten Zoklus von Kammermusilabenden erfolgreich beendet. Das kunp- lerische Ergebnis war noch bedeutender als in der vorigen Saison, und da auch die Anteilnahme des Publikums ständig stieg, so darf man hoffen, daß die Kammermusikabende der ausgezeichneten Leipziger Künstler in Zukunft zu einer dauernden Einrichtung werden mögen. Daß ihre Art des Quartettspiels be reits befruchtend auf die hiesigen Kammermusik vereinigungen einyewirkt hat. ist nicht zu verkennen. Das Kgl. Opernhaus soll in diesem Sommer einem durchgreifenden Umbau unterzogen werden. Vor allem müssen die maschinellen und Bühnenein- richtungen des nun schon über 30 Jahre alten Hauses unter Berücksichtigung der neuzeitlichen Technik er neuert werden, wozu sich eine Tieferleaung der Sohle des ganzen Gebäudes nötig macht. Auch im Zuschauer raum, den Wandelgängen und Treppenhäusern sind umfangreiche Auffrischungen dringend nötig. Die Opernfcrien werden infolge dieses Umbaues drci Monate, von Ende Mai bis Ende August, dauern. Die Gesamtkosten werden aus 1^ Millionen Mark berechnet, wozu der Staat als Eigentümer des Hauses l'/r Millionen zahlt, während der Rest, verstärkt um eine ansehnliche Summe für laufende Erneuerui aen, von der königlichen Zivilliste zu tragen ist. Das Opernhaus ist bekanntlich nach Plänen Gottfried Sempers erbaut und im Jahre 1878 in Betrieb gr- I nommen worden. 8. Ovissier. Bom Hoftheater zu Weimar. Von unserem Mitarbeiter in W e i m a r wird uns geschrieben: Die laufende Spielzeit des Hoftheaters bringt außer einer Anzahl Neueinstudierungen und Erstaufführungen trotz vorgeschrittener Saison noch zwei Urauffüh rungen. In den ersten Tagen des April wird das dreiattigc Drama des Erfurter Schriftstellers Ludwig Rohmann „Im Burgwinkel in Szene gehen, während etwas später (voraussichtlich im Mai) das Musikdrama von Cornelis van Osterzee „Das Ge löbnis" die Bühnenprobe bestehen soll. Unter den Erstaufführungen, welche in der restierenden Spielzeit noch über die Bretter gehen werden, befinden sich eine Anzahl bedeutender Äühnenwerke, so u. a. „Elektra" von Strauß, „Erde" von Schönherr, „Des Pfarrers Tochter von Streladorf" von Dreyer, „Ein Nachtlager Corvins" von Nisse! und „Robins Ende", komische Oper von Künecke. Eine Art künstlerischen Experi ments wird die Hofbühne wieder einmal zum bevor stehenden Osterfest veranstalten, indem sie den ersten Teil des „Faust in der Bearbeitung von Karl Weiser und mit der Musik von Felix Weingartner neu einstudiert in Szene gehen läßt. Das Experiment liegt darin, daß Intendanzrat Gelling das gesamte erste Tagewerk — Weiser bezeichnete die beiden Faust teile als erstes und zweites Tagewerk, indem er die ganze Ausführung auf zwei Tage mit je zwei Ab schnitten verteilt —, aus das Weiser eine Nachmittag- und Abendvorstellung verwendet, mit einigen Kürzun gen aus eine vierstündige Abendvorstellung kompri miert. Man darf gespannt fein, wie Gelling die Auf gabe ohne wesentliche Schädigung des Zusammen hanges und des Totaleindruckes löst, zumal wenn man in Rechnung zieht, daß die Weisersche Einrichtung auf das innigste mit der Weingartnerschen Musik, die wesentlich über den Rahmen einer bloßen Begleit musik (leider) hinausgeht, verwachsen ist. Mit großer Genugtuung darf man begrüßen, daß das großartige, vor zwei Jahren von ersten Künstlern angefertigte Bühnenmaterial — die Gesamtaufführung erforderte damals ca. 110 000 -4t — wieder einmal aus den Depots hervorgeholt wird und das Riesenwerk wenig stens teilweise seine Oster-Auferstebung feiert. — Das Hoftheater wird bestimmungsgemäß Mitte Juni seine Pforten schließen und am 21. September — voraus sichtlich mit dem „Fliegenden Holländer" — wieder geöffnet werden. * Die Chantecler-Epidemie. Ob Edmond Rostand Ursache hat, mit dem Bühnenerfolge seines „Chan- tecler" zufrieden zu sein, mag zweifelhaft sein; aber daß er auf dem Theater der Mode einen großen und ziemlich unerwarteten Augenblickserfolg errungen hat, steht außer aller Frage. Dom Chantecler-Hut. vom Chantecler-Schleier ist bereits berichtet worden, aber damit ist die Epidemie, zu der das Stück Rostands Anlaß gegeben hat, und die augenblicklich die Welt der Mode in Paris beherrscht, noch längst nicht erschöpft. An der Spitze marschiert die Gattin des Dichters selbst, die einen neuen Muff „Chan tecler" lanciert hat. Er hat die Gestalt eines färben prächtigen Hahnes in geduckter Haltung, dessen stolz erhobenes und mit einem leuchtenden Kamme ver sehenes Haupt zuerst in die Augen fällt. Der Chan- tecler-Sonnenschirm, dessen Dach gleichfalls der Vcr herrlichung des Rostandschen Dramenheldcn dient, zeigt als geschmackvolle Bordüre auf lebhaft gefärb tem Seidengrunde eine Reihe hintereinander her eilender Hähne. Der Chantccler-Etrumpf zeigt als Dekor eine Girlande krähender Hahnenköpfe. Die Chantecler-Hausschuhc haben an der Stelle, wo früher Schnallen saßen. Eulcnköpfe, und die Ehan- tecler-Hutnadeln enden in Hasen- und Affenköpfen und den Köpfen der anderen bei Rostand vertretenen Tiere. Ferner gibt es noch Chanlecler-Servictten ringe und sogar Chantecler - Kaminuhren, deren Hauptziel ein krähender Gockel ist. Natürlich Ha- Paris auch schon Chantecler-Diners erlebt, bei denen die Gäste die einzelnen Charaktere des Dramas dar stellten, und weiter sei noch berichtet, daß man an der Seine auch schon einen Chantcclcr-Tanz kennt. Der Vorsitzende der Pariser Tanzlehrerakademic hat nach dem „Journal des Döbats" nicht geruht, bis er auch seinerseits dem berühmten Dramatiker Ehre angetan hatte, und er arrangierte die „Chanteclerctte". Sie besteht aus fünf Touren und beginnt mit einer Pro menade des Herrn Hahns um die Frau Henne. Bald gehts langsamen Schrittes mit taktmäßigen Be wegungen des Kopfes dazu, bald wieder schneller unter heftigem Schlagen der Flügel. Dann umkreist der Hahn seine Partnerin, klappt mit den Flügeln und beschleunigt seine Schritte. Die Henne ahmt ihm nach und kratzt mit den Krallen den Boden. Punkt 1: Frau Henne duckt sich, der Hahn nimmt einen An lauf, seine Partnerin fliebt vor seinem Ungestüm, aber nicht zu schnell, und flattert um ihn erregt mit den Flügeln. Punkt 5: Beide begeben sich an einen andern Ort und setzen da das Spiel weiter fort.
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