Suche löschen...
02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 08.03.1910
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1910-03-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19100308020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1910030802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1910030802
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-03
- Tag 1910-03-08
-
Monat
1910-03
-
Jahr
1910
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Abend-Ausgabe 'rinzeigen-Preis MMer TagMaü )öukt Handelszeitung Amtsblatt des Rates «nd des Nolizeiamtes Ser Ltadt Leipzig Haiustr. k-dea SO. Firme»: Pauvt-Sillale Berlin: Karl D»ucker H«r<o^l. B»ir. Hofbuch- Handlung, LuKowstiabe IO. lLrievüou VI, ülr. 4iXü). Hauvl-Atliale LreSden: Leellrake 1 cTelevdon 4621>. lür Inserate au» Veivzig »nd Umaebun, b>« 6gewalten« SO wm breite Petit,eile 25 di, 74 mm breite Reklame»-»« l .4- von auswLrt» 2», Reklamen 1.20 Inserate von Bebbrden >m amtlichen Teil die 74 mm breite Petit,eile 40 H. Selch^l-an^iaen mit P atzvorlchristen un» in der Adendauiaabe in: Piene erböd, Rabatt »ach ^ar>i. Pcilaqeoebüdr 5 p. Tausend exkl. Postgebühr. ffesterteilte Ausrrüge können »ich! lurück- gezogen werden, Iür da« Erscheinen au beillmmie» Tagen un» Plätzen wird leine Garantie übernommen. Ln,eigen-Annahme: Auguftu-vlatz bi, bei sämtlichen Filialen u. allen Annoucen- lt»peL:tionen de« In» und Ausländer. Bezugö-PreiS st, L,ip»ia und lvorort, durch uolere Träger und Sveditmire Smal ttalich in« vau« gebracht: 80 monatl., >.70 vierteljährl. Bei unser» Iilialen u. An« nahmestellen adgelwlt: 78 monatig 2.25 vierteljährl. Lurch »i« ch»k: Innerbald Leulschlandr und der denUAen Kolonien viertellädrl. li.tti ^>s, monatl. 1.20 autichl. Poftdesiellgeld. Ferner in Belgien, Tänemark, drn Tonauslaaten, Italien, Luxemburg, Niederlande, Nor- weaea, Oesterreich-Ungarn, Rußland, Schweden, Schweiz u. Spanien, In allen übrigen Staaten nur direkt durch di« iSeschästtlielle de« Blatter erhältlich. Ta« Leipziger Tageblatt erscheint 2mat täglich, Sonn- u. Fei rtagr nur morgen«. Adonne., rul-Annadmr. Buguttutplatz 8, bei unseren Trägern, Filialen, Spediteuren und Annahmestellen, sowie Postämtern und Briesträgern. Stnzelveckauseprei« der Morgen» aurgabe 10 ü», der itibendiuSgabe L »ä. Redaktion und Geschäftsstelle: Johannirgasse 8. Fernsprecher: 14892. 14698, 14694. Defrsyn schauspielert den Maurice de Fonfögur mit viel Schick, er singt ihn nicht; dasselbe siilt von Alice Bonheur (Franzi), Alice Milet sHelene) und Masra Dhervililly (Friedericke). Wie wäre erst die Auf nahme gewesen, wenn man die Sträusschen Weisen auch hätte singen hören, wie man sie rn Wien oder Berlin hören kann! Die Kritik lobt Straus sehr, weil er humorvoll zu orchestrieren weiß. Man fängt in Paris wieder an einzusehen, dass wenn auch die Operette kein hohes Kunstgenre ist, sie doch tausend mal den Tingeltangel-Revuen vorzuziehen ist, die nach der Berhannung Offenbachs alle Popularität an sich gerissen hatten. Sarah Bernhardt fand in dem italienischen Sensationsstück „La Beffa" von Sem Benelli, in einer guten Versübersetzung von Jean Richepin, noch mals eine ersehnte Hosenrolle. Mit dem vorrückenden Alter der Tragödin betrachtet man jede neue Kreation mehr als Kuriosität wie als Kunstgenuß; die Opern gläser spüren nach der Schminkemaille, mit der sich die ewige Sarah ihre immer unbeweglichere Jugend maske zu kneten pflegt. „Es ist ganz unerhört, was sic noch bei diesem Alter zu leisten vermag!", rufen alle aus. Es ist aber auch ganz unerträglich, wenn man sich auf den Standpunkt der wirklichen Bühnen kunst stellt. Mitunter hört man zwar noch etwas von der früheren Silberstimme, aber zumeist, im Affekt, tut das heisere Geschrei der alten Frau den Ohren weh. Wie vernünftig wäre es, wenn Sarah sich jetzt in der Zurückgezogenheit ihrer früheren Riesentriumphe erfreuen würde. Ihr Vermögen er laubt ihr das leider nicht. Die „Beffa" litt unter Sarahs Darstellung der Hauptrolle, war aber zu grausig und von zu geschickter Mache, um völlig die Wirkung zu versagen. Oari L-asim. * . ' * Tod de« Harfenvirtuosen Zabel. InPeters. bürg starb vor einigen Tagen der hervorragende Harfenvirtuose Albert Zabel, dessen Hände frei lich schon seit mehreren Jahren nicht mehr die Saiten zu rühren vermochten. Albert Zabel wurde im Jahre 1835 in Berlin geboren; kein Geringerer als Meyer- beer interessierte sich für das musikalische Talent des Knaben, das schon sehr früh zutage trat: er ver mittelte ihm freien Unterricht in der Berliner Ko niglichen Musikschule, die Zabel als Zehnjähriger verließ, um mit Gungl eine Konzerttournee durch Deutschland, Ruhland, England »nd Amerika zu ab solvieren. diese Tournee dauerte drei Jahre lang. Von 18-18 bis 1851 bekleidete Zabel die Stelle eines Solisten an der Berliner Oper. Er kam sodann an die Kaiserliche Italienische Oper in Petersburg, nach deren Schließung er zum Solisten des Balletts der Petersburger Oper ernannt wurde. Zugleich erhielt er im Jahre 1862 einen Ruf als Professor an das Petersburger Konservatorium; hier hat er im Ver lauf seiner Lehrtätigkeit so manchen bedeutenden Vir tuosen herangebildet. Mit seinen berühmten Zeit genossen Dawydow und Wurm hat Albert Zabel auf Kunstrcisen Europa nach allen Richtungen der Wind rose durchquert und überall die größten Triumphe ge feiert. Vor neun Jahren zwang ihn seine an gegriffene Gesundheit, die Lehrtätigkeit einzustellen. Eine nicht geringe Bedeutung hatte Zabel auch als Komponist; er hat mehr als -10 Werke für die Harfe geschrieben. Einige seiner Kompositionen bedeuten Glanznummern in der nicht großen Harfenliteratur, so „Margarete am Spinnrad", „Am Springbrunnen" und anderes. * Prof. Edmund Ruete s. Gestern verschied in Bremen im 42. Lebensjahre Prof. Edmund Ruete. Ruete hat sich besonders durch seine gehalt vollen Uebersetzungen aus dem Englischen hervor getan, von denen besonders seine metrischen Ueber- trcgunaen von Burns und Browning hervorzuheben sino. Ruete hatte sich im vorigen Jahr« ins Privat leben zurückgezogen, nachdem er zuvor längere Zeit Lehrer an der Bremer Hochschule gewesen war. * Ein Denkmal für Edouard Rod. In Nyon, der Heimatstadt des kürzlich verstorbenen bekannten französischen Schriftstellers Edouard Rod, haben sich eine Anzahl von Freunden des Verschiedenen versam melt und den Plan gefaßt, Rod ein Denkmal zu setzen. Ein Komitee ist begründet worden, um die Vor arbeiten sofort zu beginnen. Aus Frankreich, der Schweiz und aus anderen Ländern Europas, in denen Edouard Rod zahlreiche Freunde und Anhänger hatte, sind viele Zustimmungen eingetroffen, so daß die Aus führung des Planes nur noch eine Frage kurzer Zeit ist. * Svante Arrhenius über die Marskanäl«. In jüngster Zeit ist der Streit über das Sein oder Nichtsein der Marskanäle mit erneuter Heftigkeit ousgebrochen. Dem großen Publikum ist nur die eine Theorie bekannt, nach der die Marskanäle Werke der Jngenieurkunst der intelligenten Marsbewohner sind. Demgegenüber verteidigt jetzt Svante Arrhenius, - der berühmte schwedische Physiker, die Theorie, nach der die Marskanäle Spalten sind, die den Spalten der Erdkruste entsprechen, mit denen sich die Wissenschaft in letzter Zeit wegen des Zusammen hanges mit den Erdbeben beschäftigt hat. Als schlagendes Beispiel zeigt Arrhenius in der „Deutsch. Revue" an der Hand einer Karte der Erdbeben spalten in Sizilien und Kalabrien die überraschende Ähnlichkeit der Netzwerke von geraden Linien. Lowell hat gegen diese Theorie eingewendet, die Marskanäle seien viel zu lang, um als Erdbeben spalten gedeutet zu werden. In der Tat mißt die längste bekannte Erdbebenspalte auf der Erde 600 Kilometer, während zum Beispiel der Kanal Phison 3620 Kilometer lang sein soll. Für Arrhenius unterliegt es jedoch keinem Zweifel, daß die gerade, fast nordsüdlich verlaufende Westküste von Südamerika zwischen Arica und der Magelhaenstraße ebenfalls eine gewaltige Spalte ist. Ihre Länge be trägt 3600 Kilometer. Die anderen großen Spalten auf der Erde sind deshalb nicht bekannt, weil sie zum Teil unter dem Meer, zum Teil aber in Gegenden verlaufen, die noch nicht von kultivierten Völkern be siedelt sind. Die größere Länge der Spalten auf dem Mars erklärt Arrhenius daraus, daß der Mars in seiner Veränderung weiter vorgeschritten ist als oie Erde, außerdem aber aus den abweichenden physika lischen Bedingungen, die für seinen Aufbau gelten. Entdeckung eines Palastes aus neolithischer Zeit. Ungemein merkwürdige Entdeckungen haben die Ausgrabungen des Franzosen E. Courty zu Tiahuanaco, einem 3850 Meter hoch belegenen Orte in Bolivien, ergeben. Dort hat Courty bei seinen Ausgrabungen eine Monumentaltreppe gefunden und unter dem Erdboden eine zweite Anlage, deren Mauern mit Skulpturen von Menschcnköpfen geziert sind. Ferner fanden sich dort drei große Götierbilder, deren eines sechs Meter hoch ist und einen Indianer darzustellen scheint. Courty hat zahlreiche Kanäle zur Abführung der Regenwasser entdeckt. Ferner hat er drei in Not und Weiß ausgemalte Säle ausge graben und zahlreiche kleine Götterbildchen gefunden, die an die Darstellungen des Oriris erinnern. Was die Deutung dieser Entdeckungen augeht, so hält Courty die aufgesundenen Anlagen und Werke, ähn lich wie die in Pucatan, für Reste indianischer Ur kulturen aus einer neolithischen Epoche. Kenn zeichnend für diese Kulturen ist die Herstellung schöner Töpfereien, auf denen das gleich,zeitige Leben geschildert wird. Theater, Kunst unü Wissenschaft, psriler Theater. (Don unserem Korrespondenten.) „Nove de Nalse", die berühmte Operette „W a lze rt ra u m" von Oskar Straus, hat soeben im Theater Apollo Lehars „Lustige Witwe" ubgelöst, die es zu 260 Aufführungen gebracht hat und wohl noch viele weitere erleben wird. DerErf 0 lg des „W alzertraum" war, wenn möglich, noch größer als der der „Lustigen Witwe"; das so abgestumpfte Publikum der Pariser Generalproben zeigte sich entzückt, ließ sich in jedem Akt die schönsten Walzerduette zwei und dreimal wiederholen und applaudierte so ausdauernd, daß der Vorhang nach jedem Aktschluß sechs- oder achtmal in die Höhe gehen mußte. Oskar Straus, der selbst diri» gierte, strahlte vor Vergnügen. Denn wer da weiß, wie mausetot die Operette seit zehn Jahren in Frank reich ist, wie vergeblich alle Versuche waren, sie wieder ins Leben zurückzurufen, und wie schwer es heute ist, ein anständiges Operettenensemole zu sammenzubringen, der vermag ganz den Triumph der österreichischen Walzergoldschmiede zu verstehen! Impresario Sliwinsky hatte den Mut besessen, die den Lehar, Straus usw verschlossenen Tore der Pa riser Festung aufzusprengen: Er riskierte eine halbe Million Franken dabei, ucH sich von Pariser Theater- lennern einen glänzenden Fallit voraussagen und bat jetzt gewiß bereits einige hunderttausend Franken verdient. . . . Direktor Franck, der als Letter des Gymnase jetzt wieder mit Batailles „Vierge solle" unerhörtes Glück hat, stakid Sliwinsky zur Seite und sorgte für eine Ausstattung, wie man sie bei Operetten in Paris noch nicht gesehen hat. Das französische Textbuch des „Walzertraum" wurde von Lanrof und Chanzel bearbeitet, „mit mehr Pfeffer als Salz , wie der Kritiker des „Echo de Paris" richtig sagt: die etwas groben Witze Lanrofs passen nicht gut in die burleske Hofgeschichte. Die Darstellung war besser wie die der „Neune joyeuse", wenn auch Sänger und Sängerinnen durchwegs mit famosem Spiel und viel gutem Geschmack über ihren Mangel an Stimme Hin wegtäuschen mußten. Einen stattlichen Anteil am Erfolg hatte der humorvolle Paul Ardot in der Rolle des Prinzen Lothar, über dessen groteske und doch elegante Bewegungen weidlich gelacht wurde. Henry M13 vuri-benllq. ev !ldok 17. « Xr. 375, oläeo Kava. ««.— LO Ltilcli. llr. es 104. Jahrgang Diensts-, üen 8. Mürz 1910. osss Ms! er- >on 4160. re. zu überlassen. Es wird wahrscheinlich einPistolen- duell stattfinden, dessen Einzelheiten heute noch festgesetzt werden. ^vskllllltei k.o.poterr. »»ton. ük ii. beben. lo)äkr. ete. aust-ttel-eä. TSi-lcr, ^rqr. 1863. Fächer; nn 7. Avril, iokmlckt. »or»»L Die Vorlage über das Reichskolonialgerickt. Zur Frage der Schaffung eines selbständigen Reichskolonialgerichts erfährt die „Inf", daß der an gekündigte Gesetzentwurf schon in nächster Zeit den Bundesrat beschäftigen und dann dem Reichstag vor aussichtlich noch vor Ostern zugehen wird. kolaistr, sileinweg, traben in ! «»vor Pearys Beweise. Washington, 8. März. (Tel.) Peary lehnte es ab, einem Unterausschuß der Marinekommission des Kongresses seine Beweise für die Erreichung des Nordpols zu unterbreiten, indem er hin wies auf den Kontrakt, den er mit einer Verlags anstalt abgeschlossen habe. Der Unterausschuß hatte die Beweise in Verbindung mit einer vom Kongreß beabsichtigten Auszeichnung Pearys erbeten. Kundgebungen für Wetterlö. Der von der Gräfin Wedel so auffällig ausge zeichnete Franzosenfreund Wetterlo ist in Paris von den Studenten gefeiert worden. Ein Telegramm be richtet: Paris, 8. März. (Telegramm.) Der elsässische Abgeordnete Wetterlo war gestern auf der Durchreise in Paris anwesend. Er war Gegenstand einer Sym pathiekundgebung seitens der Pariser Studenten. Diese statteten ihm einen Besuch ab und überreichten ihm eine Bronze st atue, wo durch sie die Sympathie der französischen Jugend aus drücken wollten. Juwelendiebe. 8. März. (Telegramm.) Für 5000 sind der Gattin des Kommerzienrates aus Schlachtensee abhanden ge- Bei ihrer Abreise nach Italien packte ie: 1R)9er >e Hübner, arben, ga- .2 St. mit mit Hahn butter pr. Uapbau, iSästesienj. »«»71 Der Fall Chiesa! Nom, 8. März. (Telegramm.) Der Ehrenrat, der gestern in der Affäre Chiesa-Fecia zusammentrat, erklärte die durch Chiesa erfolgte Beleidigung desEenerals Fecia als überausschwer und beschloß demgemäß, die Waffenwahl dem Be leidigten und aus Billigkeitsgründen die Festsetzung der Kampfbedingungen den Zeugen des Geforderten Ganz wie bei uns! Die jüngste Post aus Südwestafrika brachte u. a. auch die Berichte über die Feiern von Kaisers Ge burtstag in der Kolonie. Da lesen wir nun zu unserem großen Erstaunen in der in Swakopmund er scheinenden „Deutsch-Südwestafr. Ztg." über eine auf fällige Begleiterscheinung der dortigen Feier fol gendes: „Eine Schulfeier fand in diesem Jahre nicht statt, dagegen begann um 6 Uhr das große Fest- essen, zu dem — das erstemal — derBürger - meister eingeladen hatte. Seinem Rufe hatte die Bevölkerung der Stadt gern Folge ge leistet. Fast 60 Herren, soviel wie noch uie bei einem Festesten, waren erschienen, leider keinBe - am ter! Es ist außerordentlich bedauerlich, daß auch die Einführung der Selbstverwaltung Grund zu Zerwürfnissen gibt, die nur in reinen Aeußerlichkeiten fußen. Der Eemeinderat leggr^L »asti Maß kicher !t verbrauch '» stulolen dollstän- 0« Beauf- leckcnr und >g warm, glich , 111. Et., w. d. II., Ptftr. !>. aiigciteUt. Der Generalstreik in Philadelphia. Die Pariser Ausgabe des „New Pork Herald" ver breitet folgendes Stimmungsbild über die Streiklage in Philadelphia: Der Generalstreik beginnt immer größere Ausdehnung anzunehmen. Die Ar-beiter der Textilindustrie haben sich mit den streiken den Straßenbahnern solidarisch erklärt. Die Zehnerkommission gestattet den Bäckern, den Führern von Milchwagen, den Gastwirten und den Arbeitern von Fabriken, in denen Lebensmittel hergestellt werden, die Arbeit fortzusetzen. Es geht das Gerücht, daß die Behörde die Frage diskutiert habe, ob man nicht den Zehnerausschuß fest nehmen sollte. Die Regierung der Vereinigten Staaten hat einArtillerieregiment nach Phila delphia geschickt, um die Münze und andere öffent liche Gebäude zu schützen. Der Einnahme ausfall für die E i s e n b ah n ge se ll- schäften während des Streiks beträgt bis jetzt eine Million Dollars. In einem Vorort von Philadelphia wurde Dynamit unter die Straßen bahnwagen geworfen, wodurch mehrere Personen ver letzt wurden. Die Polizei nahm zahlreiche Verhaf tungen vor. Der erste Tag des Generalstreiks ist verhältnis mäßig ruhig verlaufen. Die Tore der Mehrzahl der Fabriken sind geschlossen. Auf den Straßen sind Straßenbahnwagen selten. Automobildroschken über haupt nicht zu finden. Es ist unmöglich, augenblick lich eine genaue Zahl der Streikenden anzugeben. Die Führer der Bewegung erklären, daß wenigstens 150 000 Mann sich den ausständigen Straßenbahnern angeschlosten haben. Ein weiteres Telegramm aus New Pork berichtet: Die Streikenden von Philadelphia hielten gestern abend im Labor-Lyzeum eine Versammlung ab. Nach dem Schluß kam es aus der Straße zu Aus- schreitungen und ernsten Zusammen stößen zwischen Polizei und Kundgebern. Der Kampf dauerte etwa eine halbe Stunde. Diele Verletzung'«! n sind vorgekommen, 30 Per sonen wurden fe st genommen. Die „Phila delphia Mail" schätzt den bisherigen Schaden aus zirka zehn Millionen Dollars. Major v. Schönebeck aus dem Leben zu schaffen. Schweres Automobilunglück. Berlin, 8. März. (Telegramm.) Ein schweres Automobilunglück, bei dem vier Per sonen verletzt wurden, ereignete sich gestern auf der Berlin—Magdeburger Chaussee zwischen Glienow und Plessow. Einem in schnellem Tempo fahrenden Auto kam ein Lastfuhrwerk entgegen; der Chauffeur wollte ausweichen; dabei geriet die Steuerung in Unordnung. Das Auto fuhr in einen Graben, kam aber aus diesem wieder heraus und prallte mit voller Gewalt gegen einen Baum, so daß es voll- ständig zertrümmert wurde. Die Insassen wurden in weitem Bogen herausgeschleudert. Einer trug mehrere Beinbrüche davon, oin zweiter einen Rippenbruch; die beiden andern kamen mit Hautabschürfungen davon. Der Chauffeur blieb unverletzt. hatte beschlossen, daß der Bürgermeister der jungen Stadt in diesem ihrem ersten Lebensjahre die Kaiserrede halten solle. Der Vorschlag des Herrn Bürgermeisters, man solle sich damit einver standen erklären, daß Bürgermeister und Bezirksamtmann, der die Rede früher stets gehalten hat, von jetztababwechselnd an Kaisergeburtstagen sprechen, wurde gewiß auch dem Standpunkt des Bezirksamtmanns gerecht. Leider glaubte jedoch der Herr Bezirksamtmann, durch das Eingehen auf die Vorschläge des Bürger meisters dem Ansehen der Behörden etwas zu ver geben, kurz, da keine Einigung zustande kam, fehlte bei der Feier tatsächlich das ganze Beamtentum. Die Folge wird nun wohl sein, daß es mit der gemeinsamen Feier für immer vorbei ist." Wenn so etwas bei uns in der Heimat vorkommt, so nimmt das nicht weiter wunder, weil wir der Beispiele an bureaukratischer Engherzigkeit und Emp findlichkeit übergenug haben. Daß aber auch die junge Kolonie unter derartigen Rückständigkeiten zu leiden hat, ist um so beklagenswerter, da dort Ver stimmungen aus derartigen Gründen sehr schädliche Folgen haben können. Herr Dernburg wird gut tun, dem um Minderung seiner Würde so arg besorgten Bezirksamtmann von Swakopmund den freundlichen Rat zur Dämpfung seiner Empfindlichkeit zu geben oder für einen Personenwechsel zu sorgen, damit die Befürchtung nicht in Erfüllung geht, die das Swakop- munder Blatt im letzten Satze des hier zitierten Be richtes ausspricht. Die österreichischen Kaisermanöoer. Wien, 8. März. (Telegramm.) Die diesjährigen Kaiser Manöver werden nicht, wie ursprünglich beabsichtigt, in Südungarn, sondern in Galizien und dem angrenzenden Teil der ungarischen Karpathen stattfinden. politische Nachrichten. Nationalliberale undFortschrittliche Bottspartei. Die parteioffiziöse „Natl. Korr." beglückwünscht an leitender Stelle die Freisinnigen zu der voll zogenen Einigung, indem sie u. a. sagt: „Die Zeit war allgemach erfüllet. Das Trennende — wir haben's hier mehr als einmal auseinandergesetzt — war geringfügig geworden; die Unterscheidungs merkmale verblaßt. Daneben aber wurde die Stel lung der gesondert Marschierenden immer schwerer; denn wir leben nun einmal in der Epoche der Zu sammenballungen und großer Körper. Darum darf, wer in diesen für Bürgertum und Liberalismus nicht gerade erfreulichen Zeitläuften wirken und Einfluß gewinnen will, sich den Luxus von Quisquilien und Haarspaltereien nicht leisten. Muß vielmehr die Kraft haben, über Unbeträchtlichkeiten, über Meinungsver schiedenheiten im Detail hinwegzusehen, um desto gewichtiger für die größeren Zwecke sich einzusetzen. Einen Teil dieser Kraft haben die drei linksliberalen Gruppen durch die am Sonntag vollzogene Einigung bezeugt und man kann nur hoffen, daß die Zeit das begonnene Werk fortsetzen, und daß sie die in manchem Stück und mancherorten vielleicht noch ein wenig divergierenden Elemente ab schleife und vollends zueinanderführe. Wir jedenfalls wünschen eine solche Entwicklung. Wie wir überhaupt mit dem neuen Partei gebilde f r eu n d n a ch b a r li ch zu verkeh ren wünschen. Zu internen Kämpfen innerhalb der liberalen Schichten sind unsere Tage schlechterdings nicht angetan. Und je mehr die Reibungsflächen sich verringern, desto bester." Tsgeschromk. Zum Allensteiner Ofsiziersdrama. Berlin, 8. März. (Tel.) Wie das „B. T.' fährt, ist der Frau von Schönebeck, die sich noch immer im Charlottenburger Gefängnis in Untersuchungshaft befindet, gestern abend die 30 Seiten umfassende A n- klageschrift zugestellt worden. Die Anklage stützt sich fast ausschließlich auf die Angaben des Hauptmanns v. Soeben, der der Angeklagten unter dem Wcihnuchtsbaum auf ihr ausdrückliches Verlangen einen Schwur abgelegt haben soll, den Berlin, Juwelen Albrecht kommen. . , , Frau Albrecht ihre Schmuckfachen selbst in ihren Koffer. Bei der Ankunft in San Remo fehlten sie. Der Koffer war unversehrt. München, 8. März. (Telegramm.) In einem Juwelierladen schüttete eine fremde Dame, während ihr für etwa 50 Schmuckjachen verpackt wurden, der Geschäftsinhaberin Salzsäure ins Gesicht, ergriff das Paket und fluchtete. Mord und Selbstmord. Düsseldorf, 8. März. (Prio.-Tel.) In Elber feld führte heute früh der in den 20er Jahren stehende Kutscher Lehmhaus einen Mord und Selbstmord aus. Er versuchte zuerst die 25jährige Elise Wilke zu erschießen und warf sie dann aus dem Fenster, so daß der Tod sofort ein trat. Lekmhaus erschoß sich darauf selbst. Die Tat ist aus Rache geschehen, weil die Wilke den Lehm haus wegen eines Sittlichkeitsverbrechens bei der Polizei angezeigt hatte. Große Feuersbrunst. Senf, 8. März. (Tel.) Gestern vormittag brach im Benzinlager der Luminage-Eesell- schäft, das zwischen der Eisenbahnlinie Eaux-Vives und der Straße von Frontcnez gelegen ist, Feuer durch die Unvorsichtigkeit eines Klempners aus, welcher mit dem Löten von Zinkfästern beschäftigt war. Das Feuer gewann rasch an Ausdehnung. Große Vorräte von vollen Petroleum- und Benzin fässern, die außerhalb der Fabrik aufgestapelt waren, explodierten mit starken Detonationen. Der Brand dauerte abends noch fort. Auch die benachbarten Straßen waren auf eine Strecke von mehreren hundert Metern mit Feuer bedeckt, weil brennende Flüssig keiten sich dahin ergossen. Personen wurden nicht verletzt. ^bsiltrv Iletelvd. ÜMIl. «3717 tsanzüqe zgnßch.S.l. »04S77
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite