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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 03.02.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-02-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-191002031
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19100203
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19100203
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-02
- Tag 1910-02-03
-
Monat
1910-02
-
Jahr
1910
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Nr. 33. 104. Jahrg. lxb« sich der König gezwungen gesehe«, mit Rücksicht aus Kreta den Wünsche« der parlamentarischen Führer oachzugeden, habe aber die Auslösung der militärischen Liga zu einer abjolutru Bedingung gemacht. Aei»e Spannung zwiscken der Tür-et und Bulgarien. Eine aifijielle ErNärnng. tz Testa, 2. Februar. (Eigene Drahtmelduag.) Die „Alliance Tslögraphique Bulgare* erklärt: Die von mehreren au-wartigeu Blättern veröffentlichten Meldungen über eine angebliche Spannung in den Beziehungen zwischen der Türkei und Bulgarien sow>e über beschleunigte Kriegsvorbereitungen sind vollständig cl fuudcn und tendenziös. DleBeziedungenzwilchenBul.'aricnuudecrTürkcisinc gut und der Handelsvertrag, der demnäckst abge chlosseu werden wird, wirb eine weitere Besestiguug vieler Beziehungen zum Vorteil beider Lände'- bewirken. Bulgarien ist in seiner Politik koniequcut, die aus der gegenseitigen Freundschaft zwischen Ser Türket und Bulgarien beruht. sstue Aeutzcrurig des bulgarische» Gesandten t« Berlin. Dee bulgarische Geiaueie m Berlin, General Nikiphorosf, äußerte sich einem Mitarbeiter der „Jusormalion" gegenüber zu den Gerüchten ü.er die Rüstungen aus dem Balkan wie folgt: Ganz »'»schieden ist der durch die Blätter gebenden Nachricht entgegen, zutrelen, bah die bulgarische Heeresverwaltung aus Grund der gemelveten türkischen Rührigen 20 bis 25 000 Mann Reservisten im Februar einzu,riehen beabsichtige. Es handelt sich lediglich um die Einstellung von Rekruten, die bestimmungsgemäß in Bulgarien, wie üblich Ende Januar bezüglich Anfang Felruar zur Abteilung ihrer Dienstzeit »inberusen werden. Das jährliche Kontingent ist 20-25 000 Mann stark. Im übrigen sind di« Meldungen von einer Trübung ses Verhältnisse- zwischen Bulgarien und der Türkei unrichtig. Die Bezihnngcn zwischen beiden Staaten sind, wie ich erklären kann, lotz'l UNS korrekt, und es liegt kein Grund vor, die» zu bezweifeln. Ucder Len letzten Grenzzwischensall, der sich südlich von Pdilipvchel abspielte und sich al» eine Schiesserei zwischen Leu Greuztrr.pi«» darstrllt, schweben Verhandlungen zwischen den beiden Regierungen. ES ist zu hoffen, daß der Zwischenfall beigelegt wird. Eine ernstere Beden ng wird ihm ledenfalls nicht beiqemessen. Es ist Lies ja nicht der erste und r. glücklicherweise wird es voraussichtlich auch nicht der letzt« Zwischenfall jein, , die ernsten Wünsche, die einer endgültigen Regulierung der Grenze gelte bisher noch nicht zu einer Erledigung geführt baden. In den letzten 5 bis l, Jahren haben gemischte Kommissionen bereits 5 bis 6 mal Len Versuch gemacht sie Grenzen endgültig festzusetzen. Nach kurzer Besichtigung der in Betracht t-Eeudeu Grenzstrecke wurde dann meist die Tätigkeit wieder eingestellt, um Instruktionen der Regierungen abzuwarten. Dadei blieb es dann, so daß Resultate nicht erreicht wurden. Zollte die Türkei rüsten, so würde dies n-ines Erachtens gegenwärtig nur Griechen land aelt-u iöaneu, da die Bedungen zwischen Bulgarien und der Pforte, wie bereits erwähnt, durchaus lo.,'., sind. Deutsche Reich. Leipzig. 3. Februar. * Der Vorstand des sächsischen latioaalliberalen Landcsvercins hielt, wie die „Chcmn. Alla. Ztg." nochoor der für Donnerstag angesctzleu parteiamtlichen Publikation zu beichten weiß, am Dienstag in Dresden eine Sitzung ab und befaßte sich . a. mit der Prozeßangelcgenhcit des Abg. Langhammer, die er l.rch den gerichtlichen Vergleich für erledigt erachtete. Das Bletiberichtet im einzelnen: „Einstimmig beschloß der Vorstand, den AdgjZangyammer in i e i n e F u n k t i o u als zweiter Vor sitzenderes Landesnereins wieder einzu setzen. Sowohl Herr (ontard als erster Vorsitzender des Landesvcrcins, als auch Abg H einer als Vorsitzender der Fraktion be. grüßten diesen Ausgang mit Fr,den und beglückwünschten den Abg. Langhammer hierzu, der am tzichhomsche Benachrichtigung hin sofort wieder sein Amt übernabz.- '— In der Sitzung wurde ferner noch be schlossen, die I a h r e y a u p t v e r s a m m l u n g des Landesver eins am 13. M >j z in Chemnitz abzuhalten. * Ein letzt,- Wort ru den Schiffahrtöabgabcu. In Berlin haben am Miltwr, oie Vorberatungen der einzelnen Bundcsralsvertreter wegen d. -Schissahrtsabaaben begonnen. Das Plenum des Bundesrats wird.., den allernächsten Tagen abstimmen. Der Verband säch- ii^er Industrieller richtete an den nach Berlin abgereisten Minister des Innern, Grafen Vitzthum v. Eckstädt, das folgende Tele gramm: „Ew. Exzellenz gestatten wir uns, Kenntnis zu geben von un- 'erer an den Hohen Bundesrat gerichteten Depesche und gleichzeitig den wärmsten Dank zum Ausdruck zu bringen für das tat kräftige Ein treten der sächsischen Staatsregiernng gegen die geplanten Schiffabrtsabgaben und die drohende Belastung der gesamten sächsischen Volkswirtschaft." Ebenso wurde ein Telegramm an den Bundesrat gesandt. Es hat folgenden Wortlaut: „Ter Verband sächsischer Industrieller, der 4500 sächsische Jn- dustriebezirke umfaßt, erbebt in letzter Stunde dringend und nachdrücklich Einspruch gegen geplante Schifsabrtsabgaben. Die durch Neichsverfassung gewährleistete Abgabenfreiheit deutscher Stromschisfahrt unterstützt Handel und Industrie bei Rohstossbezug und Warenversand, ist besonders wertvoll für die vom Meere ent fernten Industriegebiete am Oberlauf der Ströme und für deren Verbindung mit den Seehäfen. Wir bitten dringend, den preußi- ichen Gesetzentwurf abzulchnen, der für die sächsische Industrie wie für die ganze Volkswirtschaft schwere Belastung und Schädigung bedeutet. Verband sächsischer Industrieller. Kommer zienrat Lehmann. Dr. Stresemann." * Die sog. ältere Chemnitzer Konferenz sächsischer Geistlicher, die unter Vorsitz des Superintendenten v. Kaiser- Radeberg vornehmlich Geistliche orthodoxer Richtung umfaßt, tagte am Montag und Dienstag in Chemnitz. Für die breitere Oeffentlichkeit von Wichtigkeit sind die Verhandlungen des Dienstags. Nach dem Bericht der „Chemn. Allg. Ztg." standen für diese Sitzung drei Vorträge auf der Tagesordnung. Dcn ersten hielt Pastor L u d w i g - Potschappel über das Thema: „Etliche die Geistlichen betreffende Fragen überdas neue Schulgesetz". Die wesentlichsten Leitsätze waren: Der kon fessionelle Charakter muß unserer Volksschule auch in Zukunft erhalten werden. Die Bestimmungen über di« Ortsschulaussicht müssen geändert werden, dürfen aber ohne Einführung der Oeffentlichkeit des Unterrichts nicht zur Aufgabe de: Ortsschnlaufsicht führen, auch Geistliche vom Amt der Ortsschulaufsicht nicht prinzipiell ausschließen. Der konfessionelle Religionsunterricht muß während der ganzen Schulzeit, auch während der Fortbildungsschulzeit, erteilt werden. Seinen Inhalt bestimmt die Kirche unter Zuziehung von Schulvertretern, die Lehrmethode die Schule unter Zuziehung von Vertretern der Kirche. Die Aufsicht über den kirchlich-konfessionellen Religionsunterricht in der Volksschule hat im Auftrag der Kirche durch Geistliche zu geschehen, aber nicht durch die Orts- oder Bezirksgeistlichen. Für die gegenseitige Gewisscnsschonung aller Beteiligten ist gesetzliche Sicherheit zu bieten. Bis dahin aber gilt es sestzustellen, ob tatsächlich die Mehrzahl unserer ev.-luth. Konfessions angehörigen hinter den radikalen Forderungen der Neuzeit oder hinter der konfessionellen Treue der Alten steht. — An zweiter Stelle sprach Oberlehrer H e l m-Poffendorf über „Die Behandlung des 2. Artikel sin der Volksschule, seine Vorbereitung durch die biblische Geschichte und seine Verbindung mit ihr." Auf Grund seiner langjähriaen Erfahrungen in der Schule trat er warm dafür ein, daß sich auf Grund des 2. Artikels ein lebendiger, fruchtbringender Reli- .nonsunterrickt geben lasse. Nur verlangte er, darin ein Vertreter der Langschell Sätze, Hinausschiebung des besonderen Katechismusunter- richts, weil dieser den völligen Abschluß des biblischen Unterrichts vorausletze. In diesen aber gebört schon die volle Gestalt Jesu hinein, die zur Anbetung zwingt. Er bot dann eine Verteilung des K^ateckis- musunterrichts aus die einzelnen Jahre nach dem jetzt geltenden Geien. Dem Vortrag fügte er die Skizze einer Lektion an über den Satz: „Ich bin ein verlorener unv verdammter Mensch". — Den dritten Vortrag hielt Pfarrer P i l tz-Lengenfeld über öen „Religiösen Me in o r i e r st o f f". Er bot folgende Hauptgedanken: Religiöser Me morierstoff muß sein. Wir werden aber aus eine Verminderung des- selben eingehen müssen, wenn die Lehrerschaft den Umfang für zu groß erklärt und nur mit Unlust daran geht: daS Maß ist etwa 100 Sprüche und 100 Strophen. In der Auswahl müssen wir uns entschieden gegen die Vorschläge des Sächsischen LehrervereinS erklären. Bei der Aus wahl sind der Inhalt, Glaube, Liebe usw., Form und Verständlichkeit zu berücksichtigen. Bei der Durchsicht und Neuordnung sollen die Wünsche der Lehrerschaft gern berücksichtigt wevden, doch darf der Gesichtspunkt der Lernbarkeit nickt überspannt werden. Nicht zustimmen können wir ober, wenn alle von der christlichen Hcilslchre handelnde» Sprüche als „dogmatisch" grundsätzlich abgelchnt werden. Nack einer Pause begann die Aussprache, die sich aber nur an den ersten Vortrag anknüpfte und gegen 1 Uhr abgebrochen werden mußte. Sie wurde angeregt durch die Forderung des Herrn Superintendenten von Zimmermann- Leipziger TageNatt. Rochlitz. Der gesamte Religionsunterricht in der Schule rst von Staats wegen durch die Kirche zu er teilen. Doch halte zum Schluß Schulrat B a n g-Dippoldiswalde die meiste Zustimmung, als er toarm für die Beibehaltung der Verbin dung von Schule und Kirche cintrot. * Der junguationalliberale Verein zu Leipzig hält am 1b. Februar eine Mitgliederversammlung ab, in der Herr Rechtsanwalt Dr. Leo Burckas über das Thema: „Ist unser Recht und unsere Recht sprechung volkstümlich?" sprechen wird. * * DaS GrotzherzogSpaar von Lachsen-Wetmar ist am Mittwoch nachmittag in Bersin elugetrosfcu. Zum Empjaog waren der Kaiser unv die Prinzessin Eitel Friedrich erschienen. Daö Großherzogspaar nahm >m Schlosse Wohnung. * Verschlimmerung im Befinden des Neichstagspräsidentcu. Im Befinden des greisen Neichs'.agspräsidcnten Grafen Stolberg ist im Laufe des Dienstags eine Wendung zum Schlimmeren eingetrcten. Namentlich am Nachmittag verschlechterte sich sein Zustand so bcsorguis- crrcgenL, daß die behandelnden Aerzte telephonisch an das Krautenlager berufen wurden. Tic Aerzte konnten jedoch das Krankenlager ba>o wieder verlassen. Trotz der sehr ernsten augenblicklichen Situation Hessen die Aerzte, den Patienten am Leben zu erhalten. * Der Zcntralvorstand der Nationalliberalcu Partei wird am Sonntag, den 13. März, zu einer Sitzung in Berlin zusammenrrercn. * Nochmals: Die Interpellation wegen der Bcamtenmaßregclungen. Die „Natl. Korr." schreibt: Die nationalliberale Interpellation wegen Ser Beamtenmaßregelungen in der Provinz Posen scheint manchen Leuten recht unwillkommen zu sein. Fortgesetzt begegnet man in kleri kalen und konservativen Blättern allerlei Anzweifelungen und mehr oder minder malitiöscn Bemerkungen. Neulich glaubte die „Kreuzztg." sogar den Ernst der Interpellation bezweifeln zu dürfen. Demgegenüber möchten wir doch feststellen, daß die nationalliberale Fraktion des Reichs tages alle Mittel der Geschäftsordnung benutzen wird, um die Inter pellation so bald als möglich auf di« Tagesordnung zu bringen. * Schnckmann will ooch g hcn! Dem Gouverneur von «Lckuckmann bereitete, wie den »Hamb. Nachr.* ein Privattelegramm auS Wmdhuk meldet, die Bürgerichast bei seiner Rückkehr einen herzlichen Empfang. Herr von Schuchmann erllärte, er beabsichtige, von ieincm Posten zurück- zu treten, unv werde am 8. Februar vie Heimreise «»treten. * Neber „Herrn von Oldenburg und die Konservativen" lesen wir in der „Natl. Korr." eine durch Druck hervorgehobene, also parteiamtliche Kundgebung zu den jüngsten Vorgängen, die sich in vielen Punkten mit den vorgestern hier veröffentlichten Ausführungen des Abg. Dr. Junä deckt. Diese Erklärring weist zunächst darauf hin, daß das konservative Pronunziaunento zu dem Falle Oldenburg in der „Kons. Korr." bedenklich nachhinkt. Dann aber wird weiter gesagt: „Bedauerlicherweise wird jedoch gleichzeitig der Versuch gemacht, das Auftreten des Herrn von Oldenburg als möglichst harmlos hmzustcllen. Der Sinn seiner Aeußerring sei lediglich eine drastische und humoristische Kennzeichnung der äußersten Pflichten militärischer Disziplin gewesen. Man mag dies Herrn von Olden- bürg glauben, denn er sagt es ja selbst. Er hat offener Neigung und Talent zu solchen Scherzen. Nur liegt gerade darin, daß Herr von Olden burg als Objekt seiner „humoristischen" Betrachtungsweise die Neichs verfassung erwählt hat, dasjenige, was verständigere Männer im Reichstage und draußen im Lande verletzt hat. Mit ernsten Dingen soll man eben nicht scherzen. Tut man es trotzdem, so beweist man. daß man solche Dinge selbst nicht ernst nimmt und keinen Respekt l>at vor Emp findungen anderer. Man verstecke sich nicht dalunter, daß sich im Reichstage zunächst ein Gelächter erhoben haben mag. Dieses Gelächter hat höchstens der Person des Herrn von Oldenburg gegolten, verlvandelte sich aber bald in Zorn und Empörung über den „Witz", den Herr von Oldenburg sozusagen aus dem Sattel zu machen für gut befand, insbesondere als man sah, wie die Parteigenossen jenes Ritters vom humoristischen Geiste ein „Sehr richtig" ertönen ließen und nach dem stenographi schen Bericht sogar wiederholten Beifall zollten, daß Herr v. Oldenburg von dem Schauplatz seiner Taten mit der geschmackvollen, zudem Herrn Groeber nachempfundenen Redewendung abtrat: „Adieu, meine Herren." Es genügt für die nationalliberale Fraktion, die alles tveitere getrost der Beurteilung des deutschen Volkes überläßt, hiermit fest zustellen, daß sie solche Witze über ernste Dinge als un passend ablehnt. Handelte es sich doch eben um unsere Rcichsver- fafsung, für die mich unsere deutschen Fürsten ihr Wort verpfändet haben, an der Spitze der Fürst des Staates, dem wir im wesentlichen das Deutsche Reich verdanken. Vielleicht denkt schließlich auch Herr von Oldenburg ein- mal darüber nach — und es wäre wünschenswert, wenn ihm bei dieser Operation von nahestehender Seite etioas geholfen würde —, ob es schick lich war, gerade den König von Preußen, der zugleich Deutscher Kaiser ist, in seinen „Humor" hineinzuziehen " Zum Schluß heißt eS: „Die Ab stimmung über den Ordnungsruf an Herr» Ledebour beweist — »nie kaum hervorgehoben zu werden braucht — nichts zu gunsten des Herrn von Oldenburg. Auch nichts zu gunsten des Herrn Vizepräsidenten, den ein widriges Ge schick berufen hatte, gerade in jenem Momente zu amtieren. Auf guten Ton im Hause wird die nationalliberale Fraktion immer halten. Der Um stand, daß die Herren von Oldenburg und Kreth, di« Arm in Arm ihr Jahrhundert in die Schranken fordern, beide ebenfalls einen Ordnungsruf zum mindesten verdient hätten, verbessert die Situation des Herrn Ledebour nicht. Es bleibt zu wünschen übrig, daß man diese Wahrung guter Form im Hause auch auf der rechten Seite ebenso ernst nähme. Aufgabe des Präsidenten wäre eS gewesen, dafür zu sorgen, daß der Respekt vor unserer Verfassung nicht ungestraft verletzt wäre. Durch ein würdiges Eingreifen von der Stelle aus, die als Hüterin der Ordnung berufen ist, hätte der ganze bedauerliche Vorfall für verständig denkende Männer viel an Schärfe verloren. So bleibt die betrübende Erinnerung, daß das Präsidium in einem entscheidenden Momente versagt hat. * Die sozialdemokratischen Protcstversammlungen gegen den Abg. von Oldenburg. Mit der Tagesordnung „Junker und Reichstag" hatte die sozialdemokratische Parteileitung in Berlin zu Dienstagabend drei 'Versammlungen einberufen. Die Säle waren vor Beginn der Versamm lungen überfüllt, so daß polizeiliche Absperrungen vorgenommen werden mußten. Besonders stark war der Andrang in der Koppcnstraße und in der Müllerstraße. Die Tansendc, die keinen Einlaß mehr fanden, ver hielten sich, solange die Versammlungen stattfanden, ruhig, so daß die zahlreich zu Fuß und zu Pferde aufgebotene Schutzmannschaft keine Ver anlassung zum Einschreiten hatte. Als die Versammlungen ibr Ende erreicht hatten, versuchten die Versammlungsbcsucher mit den Genossen auf der Straße sich zu Zügen zu formieren. Gegen einen aus 2000 Per sonen sich zusammensetzenden Zug gingen 150 Schutzleute, als er sich durch die Müllerstrabe nach der Friedrichstraße bewegte, mit blank gezogenem Säbel vor, zersprengten ihn und nahmen zahlreiche Sistierungen vor. — Die sozialistische Presse Münchens kündigt eine Interpellation im bayrischen Landtag an, die sich mit der im Reichstag Süddeutschland zngefügten Beleidigung des Herrn v. Oldenburg befassen soll. * Zur Wahlrechtsreform in Preußen. Wie die „Neue Pol. Korr." hört, wird die Wahlreformvorlage die wichtige Konzession der di rekten Wahl bringen, modifiziert durch die Berücksichtigung von Bildung und Besitz. Die geheime Wahl (soll wohl heißen: öffentliche Wahls bleibt unverändert und ebenso die bisherige Bezirks einteilung. Im Abgeordnctcnhause ist beabsichtiat, etwa 1 bis 2 Wochen nach der Einbringung der Wahlrcchtsvorlage die Etatsberaiung m unterbrechen und die erste Lesung der Wahlvorlage vorzunehmcn. In der Zwischenzeit sollen die Fraktionen zu der Vorlage Stellung nehmen, so daß die erste Lesung erst gegen dcn 17. Februar stattfinden wird. Die Wahlrechtsvorlage wird einer besonderen Kom mission überwiesen werden, die ihre Arbeiten vor Anfang März nicht beginnen kann und sie, da aiff eine sorgsame Prüfung der Vorlage Be dacht genommen werden wird, frühestens Anfang Mai unter Berück sichtigung der dreiwöchigen Osterferien beenden kann. Die Etats- beratung wird durch die Wablrechtsvorlagc mindestens acht Tage unter brochen werden, so daß man damit rechnet, dcn Kultus- und Effcnbahn- ctat erst »ach Ostern in der ersten Aprilhälfte in zweiter Lesung verab schieden zu können und dcn Etat nach Absolvierung der dritten Lesung gegen dcn 25. April dem Herrenhause übermitteln zu können. Das Herrcnhausplennm kann dcn Etat frühestens in den ersten Maitagcn absolvieren, ihn also erst kurz vor Pfingsten verabschieden. Die zweite Lesung der Wahlrcchtsvorlage dürfte im Plenum des Abgeordneten- Hauses vor Pfingsten kaum stattsivden, da das Haus nach Er ledigung des Etats erst die alljährlich einznbringcnde Ciseribahnanleide- vorlage erledigen wird. Unter diesen Umständen läßt es sich noch nicht Lberseben, ob die Wahlrechtsvorlage noch vor der in Aussicht ge nommenen Vertagung verabschiedet werden kann, zumal alles von der Gestaltung der Vorlage in der Kommission abhängen wird. * Tie Frage der Feuerbestattung in Prentzen. Die Budget kommission de- preußischen Abgeordnetenhauses erledigte am Mittwoch den Eiat vcs Innern. Wegen der Feuerbestattung erklär!« der Minister, die Regierung verfolge die Angelegenheit. Zunächst soll aber abgewartet werden, welche Stellung die Parteien zu dem dem Hause vorliegenden Initiativantrag «»nehmen werden. Donnerstag, 3. Februar ISIS D Ausland baden Ki bis zu de und nach der Gedc und erst war cs d iaugs Le: und zur Von der dcn Deu seiner Vc 'einen A Aufscklies Eisenbah faßten, K die Aus» diese Aw Absakgeb geleistet ! einzelnen gestern i Vortrag, der über Frau D Begrüß» aus, daß da an du auSgcstel Jetzt, ua ?. L deputatioi Bericht e Entwurf u n t e r st empfiehlt hat, sie t habung d der Kra Die P< Ltmb von Oi beruI beruhe, Os schluß e Abgg. Schwas Au Ne Ta Lerrdar «er offizicr ' hiesigen »urch v i st e n zu habe, fchligte ihm, Fri wollte ih Zucker g, Opiumti dabei lac sahrloS i aber die ständigen ander. ! Opiumti: sich die txruptete die Wirki gewesen nrzt herk Sanität? worden s Munen; Hkugmö der die 1 Un dem Ki in eine sind so! meister Prüf M eye abteilu, st c ch u Angekio gung N Prusckk Untergl folgt zu bandlur sind K, v. Ei! 118 Pe dem Al geklagte Zeuge Jahre 1 luminci erschien, daß in l Unregcl der Sa, Angeleg insofern < unterstütz: unfähigkei gleich zu , abqelehnt. bringen, 1 im Inter de« Reich der beant tativn aei und Fälle sehe, so d wurde vor frage, ob sicher, No sonders ii deputatior Personal- da» Jahr Schweden. * Verlängerung des deutsch-schwedischeu Handelsvertrages. Die schwedische Negierung brachte im Reichstage eine Gesetzesvorlage, be treffend die Verlängerung des deutsch-schwedischen Handels vertrages ein. Scichsi?ehev Landtag. Zweite Kammer. 31. öffentliche Sitzung. Uuber. Nachdruck verboten. 1'. Dresden» 2. Februar. Präsident Dr. Vogel eröffnet die Sitzung um 10 Uhr 10 Wn. Das Haus zeigt schwache Besetzung, der Tribünenbcsuch ist uur mäßig. Am Regierungstische: Kultusminister Dr. Beck und Kommissare. Sekretär Anders verliest die Eingänge zur Registrandc, dann tritt man in die Tagesordnung ein. Punkt 1 und 2 betreffen: Rechenschastssachen. Als Berichterstatter beantragen die Abgg. Sieler-Nothenkirchen i. V. sNatl.j und Schreiber-Meißen (Mittelst.!, die Etatübcrschrcituugen der den Kap. 91, Universität Leipzig (28121,85 und 2187,50 ^(>, sowie 77, Bergakademie Freiberg, 77a, allgemeine Ausgaben für den Bergbau, und 78, Land-, Landeskultur- und Altersrentenbauk, nachträglich zu genehmigen. Debattelos und einstimmig genehmigt das Haus die De- putcrtiousanträge zu beiden Punkten. Zu Punkt 3 beantragt: Abg. Däbritz-Nischwitz (Kons.s im Namen der Jinanzdeputation bei Kap. 10, Braunkohlenwerk Leipnitz, die Einnahmen mit 102 900 zu genehmigen, die Ausgaben mit 71300 zu bewilligen. Abg. Glcisberg-Grimma (Natl.! bemängelt, daß, trotzdem die An lagen auf dem Werk Leipnitz zur Förderung größerer Mengen Kohle ausreichten, geringere Erträge in den Etat eingestellt worden seien. Er äußert die Vermutung, ob hier vielleicht Rücksichten aus die Boruacr Konkurrenten maßgebend gewesen seien, und ob diese Rücksichten auch bei Ablehnung der Querbahn Borna—Großbothen maßgebend gewesen seien. Man möge den dort in der Nähe befindlichen industriellen Werken bessere Absatzgelegenheit schaffen, eveut. durch Anlage von Jn- dustriegeleiscn, die auch dem Braunkohlcnwerk Leipnitz zugute kommen würden. Geh. Rat v. Seydewitz weist die Annahme des Vorredners zurück, daß die Regierung das Eisenbahnprojekt Borna —Großbothen auS Rücksicht auf Konkurrieren der Kohlenproduzenten unfreundlich be handelt habe. Im Gegenteil: sie habe Vorarbeiten vornehmen lassen, die in diesem Winter zu Ende geführt würden. Geh. Reg.-Nat Dr. Wahle bestätigt die Ausführungen des Vor redners. Die Bergwerksverwaltung sei über das Bahnprojekt gar nicht gehört worden. Nach weiteren Ausführungen der Abgg. Dr. Hähne! sKons.j und Langhammer (Natl.), sowie des Geh. Reg.-Rats Dr. Wahle wird das Kapitel gemäß dem Deputationsantrage bewilligt. Zu Punkt 4 beantragt: Abg. Müller-Zwickau (Soz.j im Namen der gleichen Deputation, bei Kap. 14, Staatliches Fernheiz- und Elektrizitäts werk Dresden, die Einnahmen nach der Vorlage mit 203 000 F zu genehmigen, die Ausgaben mit 183 917 zu bewilligen. Abg. Lrnke-Ncugerödorf sSoz.s bemängelt die niedrigen Löhne der Heiz er,'die einer Ausbesserung dringend bedürften. Geh. Rat v. Seydewitz erklärt, es sei richtig, daß die Löhne niedrig seien. Die Negierung sei aber gern bereit, die Angelegenheit wohl wollend zu prüfen, im übrigen sei der Andrang zu den Stellen trotz der niedrigen Löhne sehr groß. DaS Kapitel wird hierauf bewilligt An Punkt 5 stellt ebenfalls Abg. Müller-Hwickau sSoz.s den Antrag, bei Kap. 15, Münze, die Einnahmen mit 17 485 .<( nach der Vorlage zu genehmigen, die Ausgaben mit ebenfalls 17 485 ^l, darunter 3450 künftig wegfallend, nach der Vorlage zu bewilligen. Abg. Klcinhempel-Kleinwilkau (Natl.s wünscht, daß bei diesem Kapitel die Einnahmen und Ausgaben im Etat spezialisiert und nicht nur der Ncberschuß als Ertrag eingestellt werde. Abg. Dürr-Leipzig (Jreikoni I erwähnt die neuen 25-Pf.- Stücke und erklärt sie für eine sehr unglückliche Einrich tung. Hierauf wird das Knpitel antragsgemäß bewilligt. Zu Punkt 6 stellt Abg. Döhler-Crimmiffchau sNatl.) den Antrag für die Finonzdepu- tation ä., bei Kap. 17, L a n d e s l o t t e r i e, nach der Vorlase di« Einnahmen mit 50 204 000 .tl zu genehmigen, die Ausgaben mit 45 540 361 .«, darunter 5500 künftig wcgfallend, zu bewilligen. Ohne Debatte wird das Kapitel mit 43 gegen 20 sozialdemokratische Stimmen bewilligt. sFiuanzminister Dr. v. Rüger ist in'wischen im Saale erschienen.! Punkt 7 und 8 betreffen zwei Eisenbah »Petitionen, über die für die Financkeputation L referiert: Abg. Nitzschke-Leutzsch sNatl.s, und beantragt, zu 7: die Petition der Stadtgemeinde Penig, betr. Erbauung einer Eisenbahn zwischen Penig und Limbach, auf sich beruhens» lasse»; zu 8: * Die Bürgerschastswahle« in Hamborg. In den allgemeinen Wahlen zur hglbschicytigen Erneuerung der Bürgerschaft sind nach vor läufiger Berechnung gewählt worden: 5 Mitglieder der Rechten, 8 der Linken, 4 des linken Zentrums, 10 der Partei der Vereinigten Liberalen und 9 Sozialdemokraten. In einem Landbezirk wurde ein Mitglied der^ Vereinigten Liberalen gewählt, während in drei anderen Landbezirken Stichwahl zwilchen Mitgliedern der Partei der Vereinigten Liberalen und denjenigen des Zentrums bzw. der Rechten stattsindct. Oesterreich-Ungarn. * Slowenische Obstruktion. Aus Graz wird telegraphiert: In der Dienstagsitzuug des Landtags setzten die Slowenen bei der Be ratung des Lanbesvoranschlags mit Obstruktion ein, um ihrer Unzufriedenheit mit der Behandlung d:r nationalen Fragen Ausdruck zu geben. Die Slowenen hielten lange Reden in slowenischer Sprache. Die Sitzung, die Montag vormittag 10 Uhr begonnen hatte, dauerte 14 Stunden lang. * Stellungnahme der Stadt Pest znr neuen Regierung. Der Magistrat der Stadt P e st beschloß, von der Zuschrift der Negierung über ihren Amtsantritt Kenntnis zu nehmen. Die Stadtverordneten versammlung ,st diesem Magistratsbeschlussc bcigetreten mit dem Zu sätze. daß dem Beschlüsse des Abgeordnetenhauses, die Steuern zu ver weigern und einen ncttivnalcn Widerstand zu organisieren, keine Folge geleistet werden soll. * Verhaftung eines russischen Spions. Im Sokol wurde, wie uns ein Privattclegramm aus Lemberg meldet, unter dem Verdachte der Spio nage ein Russe namens Iwan Nowosiolow verhaftet. Er gestand, im Auftrage des russischen Kricgsministers nach Galizien entsendet worden zu sein, um die Dislolationsverhältnisse in Galizien auszuipähcu. Nowosiolow, der sich als Soldat der russischen Grenzwache ausgab, ist nach Vorgefundener Korrespondenz aktiver russischer Offizier. — Gerade jetzt, zur Zeit der österreichisch-russischen An näherungsversuche wirken solche Spwnageaffären besonders peinlich. Frankreich. * Vermehrung der Eisenbahnverbindungen zwischen Frankreich und dem Elsaß. Die französische Kammer setzte am Mittwoch die Beratung des Etats der öffentlichen Arbeiten fort. Im Laufe der Diskussion forderte der Abg. Schmidt den Bau einer Eisenbahn von Saint-Diä nach dem Elsaß. Der Redner legte die Notwendig- keit engerer Verbindungen zwischen Frankreich und dem Elsaß dar. Tie Verteidigung des Landes würde durch diese Linie nicht ge fährdet werden. Minister Millerand erwiderte, die Entscheidung über dcn Durchbruch vcr Vogesen hänge nicht von ihm allein ab, sondern auch von dem KricgSminister, dem er die Akten unterbreitete. Niederlande. * Das Nordsceabkomme«. Auf eine das Nordseeabkommcn betreffende Anfrage des Senators van Heekkeren erklärte der Minister des Acußern, er lehne es entschieden ab, einen Versuch zur Er- langung einer Zusatzbcstimmung znm Abkommen zu machen, d^c die Erklärung enthalten solle, daß England und Dcutsch.land im Falle eines Krieges die Integrität der Niederlande achten würden. Die Integrität der Niederlande sei durch das Abkommen selbst hin reichend geschützt.
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