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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 03.02.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-02-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-191002031
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19100203
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19100203
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-02
- Tag 1910-02-03
-
Monat
1910-02
-
Jahr
1910
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Bezugs-Preis sch» Leipzig u»d Borvrl» do«» «0er, Trio« und Speditein, w« H«u» pdrach« r monatl., ».70 »iirtrljährl. »ei unlern Filiale« ». >nnah»eft«Il«i »baeholt: 7» 4 monatl., L.LL vierteljLZrl. Vor ch dir »oft: innerhalb Deeiichiand« und der dotlche» Kolonien Vierteljähei. SSO monatl. ^O autichl. Poftdesiell-eld. Ferner in Belgien, Dänemark, den Donaustaarrn, Ftalieu, Luremburg, Niederlande, Bor wegen, Oesterreich-Ungarn, Rußland, Lqmedt», Schweig u. Spanien. In allen übrigen Staaten n«r direkt durch di« »ejchält,stelle de« Blatte« erhilltlich. Da« Leipziger Tageblatt erscheint wichen»» lich 7 mal und zwar morgen«. Udonnement-Bnnabme r Bugaktntplatz 8, bei unseren LrLgern, Filialen, Spediteuren und Annahmestellen, sowie Postämtern u»i» Briestttgeru. Li« einzelne Nummer kostet 1v Redaktion und LeschäftlAeller JohaoniSgasse 8. Foknsprecher: 14KS2, I4KR. läSSt. npMtr TmMall Handelszeitnng. Ämlsblalt des Nates und des Nslizeiaintes der Ltadt Leipzig. 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Landtagsbcr.) * Die diesjährige Hauptversammlung des national liberalen Landcsvcrcins im Königreich Sachsen findet am 13. März in Chemnitz statt. lS. Dtjchs. N> * Kaiser Wilhelm spendete sür die Opfer der Hoch- wcsserkatastrophc in Frankreich 20000 .kl. <S. Verm.s * Am Mittwoch sand nicht, wie ursprünglich geplant war, eine Plenarsitzung des Bundesrats statt, sondern nur eine Reihe von Sitzungen verschiedener Bundcsratsausschiisse. (S. Letzte Dep.s * Die Türkei hat offiziell die Mächte auf die Haltung der Kreter zur griechischen Situation aufmerksam gemacht. lS- d. des. Art.) * In Kentucky hat sich eine neue schwere Gruben katastrophe ereignet. (S. Vcrm.) DrLttinrntenpolitik. Wir haben neulich an dieser Stelle Dcrnburgs kapitalistischer Politik bis zu einem gewissen Grade das Wort geredet uno darauf hin gewiesen, daß er durch diesen Einschlag in seiner Politik den Kolonien erst den Kredit geschafft habe, den sie zu ihrer Erschließung brauchen. Die neuste Aeußerung dieser seiner Politik geht aber doch über das Maß des Erlaubten hinaus. Wir meinen den Vertrag mit der Kolonial- gesellschaft sür Südwcstafrika, der mit Fug unb Recht von der Budgetkvmmission deS Reichstages glatt abgclchnt worden ist. Man muß sich eigentlich wundern, daß der sonst so kluge Deenburg es wagt:, eine derart — gelinde gesagt — einseitige Abmachung der Kommission zur Sanktion zuzumuten, und man kann nur annehmcn, daß die reich lichen Lorbeeren, die man ihm wenige Tage vorher an derselben Stelle so überaus bereitwillig gespendet hatte, ihm Mut gemacht haben. Er muß aber immerhin das Gefühl gehabt haben, daß dieser Vertrag etwas starker Täbäk war, sonst hätte er ihn nicht der Kritik der öffent lichen Meinung zu entziehen versucht, indem er ihn in geheimer Sitzung und streng vertraulich behandelt wissen wollte. Was in aller Welt — muß man fragen — berechtigt die Kolonialverwaltung, über eine An gelegenheit, die so viel Staub oufgewirbelt hat, bei der cs sich um einen der wichtigsten Vermögen-steile unseres Kolonialbesitzes handelt, hinter verschlossenen Türen unter Ausschluß der Ocsfcntlichlcit zu verfügen? Die Oeffentlichkeit hat ein Recht darauf, zu erfahren, wieso und mit welchem Recht die Kolonialgesellschaft den größten Teil der Diamanten funde für sich in Anspruch nimmt, und unter welchen Gesichtspunkten die Rechte andrer Leute, insbesondere diejenigen der Kolonie selbst, ge wahrt werden. Wenn man sich schon nicht aus einen staatssvzialistischen Standpunkt stellen und den ganzen unverdienten Reichtum für den Fiskus in Anspruch nehmen will, was vielleicht nm des lieben Friedens willen das beste gewesen wäre, so darf man doch nicht zugebcn, daß ohne gewissenhafte Prüfung aller in Frage kommenden Interessen in aller Stille ein für allemal die Diamantcnproduktion an die eine Partei in einer Weise ausgeliesert wird, die einer Ueberrumpelung gleichkommt. Die Lüderihbuchter haben sich in blindem Eifer übel vergaloppiert, und es geschieht ihnen ganz recht, daß man auf ihre mehr als formlose „Be schwerde" als solche nicht einging. Das darf aber nicht hindern, daß die ganze Angelegenheit nach allen Richtungen eingehend in voller Oesfcnt» lichkeit untersucht wird. Von sehr kompetenter Seite werden die Rechte der Kolonialy-esellschast nach wie vor angezwcifelt und wenn man auch dem Staatssekretär als Fachmann glauben will, daß cs praktisch und namentlich für die Wahrung der Interessen des Fiskus tas beste wäre, wenn Man die Diamantenproduktion und die Diamantenvcrwcrtung möglichst in einer Hand vereinigt, so darf da-3 doch nicht in einer Form geschehen, die eigentlich in erster Linie die Interessen der Kolonial gesellschaft, diejenigen des Fiskus aber nur mangelhaft wahrnimmt. Dank der amtlichen Heimlichtuerei ist der Vertrag nicht seinem vollen Wortlaut nach bekannt geworden, wir können daher auch nicht auf Einzelheiten eingehen. Wenn sich aber z. B. bewahrheiten sollte, daß in dem Vertrag dem Fiskus von dem Reingewinn der Diamantcnproduk- tion 25 Prozent bis zum Höchstbctrag von nur 8 Millionen gesichert werden sollten, so wäre das allein ein starkes Stück. So wenig man vor zwei Jahren eine Ahnung hatte von dem Reichtum, der in den Dünen der südwestafrikanischen Küste steckt, so wenig kann man auch heute noch den wirklichen Wert der Diamantenfunde übersehen. Wie nun, wenn die Kolonialgesellschaft, was gar nicht ausgeschlossen ist, eines Tages fünfzig, hundert und mehr Millionen aus der Diamantenproduktion ziehen würde? Dann bekäme der Fiskus ganze acht Millionen, dir Berliner Aktionäre der Kolonialgesellschast aber 42 oder 92 Millionen, und man könnte mit Fug untd Recht sagen, daß die Kolonialverwaltung das Vermögen der Kolonie in unverantwortlicher Weise verschleudert habe. Denn, wenn jemand neben der Kolonie als solcher ein moralisches Anrecht an die Diamantenfunde hat, so ist es zunächst die Bevölkerung von Südweft, und dann erst das heimische Großkapital. Es ließ« sich ganz gewiß ein Modus finden, durch Iden die Kolonie, die Bevölkerung und die Kolonialgesellschaft in gleicher Weise zu ihrem Recht kämen. Es wäre doch merkwürdig, wenn Dernburg, der gewiegte Finanzmann, nicht eine, solchen Modus finden und damit den Jnteressenstreit auf dem Dege des billigen Ausgleichs aus der Welt schaffen könnte. Wenn man aber absolut aus praktischen Gründen meint, ohne eine Monopol gesellschaft nicht auskommen zu können, so darf dies u. E. nur in der Form geschehen, daß die Gesellschaft nur einen entsprechenden, wenn auch reichlich bemessenen Unternehmergewinn bekommt, der Fiskus ober den Löwenanteil. Denn die Diamanten gehören der Kolonie, und ihr muß auch der Hauptgewinn zugute kommen. So und nicht anders darf eine gesunde Diamantenpolitik aussehcn. Man muß der Budgetkom mission des Reichstags Dank wissen, daß sie eine offenbare Ungerechtig keit verhindert, und damit der öffentlichen Meinung die Möglichkeit eröffnet hat, Stellung zu der Angelegenheit zu nehmen. Hoffentlich bleibt nun auch der Reichstag bei der einmütigen Meinung seiner Budgetkommission und sorgt sür eine gerechte Entscheidung in dieser nicht nur kolonial-wirtschaftlich, sondern auch kolonial-politisch so überaus wichtigen Angelegenheit. Da der Staatssekretär den der Kom mission vorgclegtcn Vertragsentwurf selbst fallen gelassen hat, und in zwischen auch aus der Plenarkritik an den Kölner Publikationen der Kolonialgesellschast gemerkt haben wird, wie man die Situation be urteilt, kommt hoffentlich doch noch ein akzeptabler Ausgleich der Inter essen zustande. Die Deteviiiaroffizier-Frage. Za den Verhandlungen der Budgelkommiision im Reichstage über die Bildung eines VeterinärosfizierkorpS schreibt uus der Vorsitzende des Tierärztlichen Landesverbandes im Königreich Sachsen, Amtstierarzt Hecker: Nichts kam wohl überraschender sür die deutschen Tierärzte als die Bedenken, welche in der Budgetkommission des Reichstages bei den Verhandlungen über die Bildung eines VeterinärosfizierkorpS am l. Februar geäußert wurden. Seit Jahren sind alle Erwartungen der Tierärzte auf das Veterinäroffizierkorps gerichtet. Sie sind um so begründeter, weil alle früheren Zusicherungen die Umwandelung bereits für den 1. April dieses Jahres in Aussicht stellten. Alle Hoffnungen sind durch den Kommissionsbericht ins Wanken gekommen. Die geäußerten Bedenken bedürfen entschieden einer Widerlegung! Nach den Zeitungs berichten fürchtet der Herr Korreferent der Kommission, daß der Mangel an Vctcrinärofsizieren wegen ihrer Stellung noch schlimmer würde als bei den Sanitätsoffizieren. Grade bas Gegenteil wird eintreten; denn heute hält die VeterinärbeamtensteUung viele junge Abiturienten ab, Militärvetcrinärstndierendc zu werden, eine Stellung, in welcher sie sich nicht als Fisch und nicht als Vogel fühlen. Noch größer ist diese Unlust bei der Reserve! Der schlagendste Be weis sür die Richtigkeit ist Wohl die Tatsache, daß vielsach nicht nur bayrische, sondcn auch sächsische und preußische Tierärzre ihrer Militärpflicht m Baiern genügten, solange dort das Betcrinäroffizier- korpS bestand, gerade weil sie dort Offiziere und nicht Osfiziersbeantte wurden, und weiter, daß viele Tierärzte lieber ihr Jahr bei der Waffe dienen und gedient haben, weil sie eben nicht Offiziere ihres BerukeS werden konnten. Kommt das Veterinäroffizierkorps auch diesmal nicht zustande, dann wollen wir unö durchaus nicht verhehlen, daß in absehbarer Zeit ein fühlbarer Mangel an Veterinären, vor allem in der Reserve eintretrn muß! Denn nach dieser abermaligen Enttäuschung kann man es dem jungen Tierarzt nicht verdenken, wenn er als Ein jähriger dahin streben wird, schon aus gesellschaftlichen Rücksichten Offizier der Reserve statt Offiziersbeamter der Reserve zu werden. Alle diese Kräfte sind aber im Falle eines Krieges für das Veterinär wesen, dem ein großer Teil der Schlagfertigkeit unserer Kavallerie und Artillerie und der Verpflegung aller Truppenteile obliegt, verloren! Und wie steht es mit den Bedenken bezüglich der Stellung der Rittmeister zu den Veterinären? Es ist hier nicht der Platz, über militärtechnische Fragen zu streiten. Nur das möchte ich hier kurz jagen: wenn der berufene Vertreter des Militärs, der Herr Kriegs minister, wesentliche Bedenken nicht hegt, dann dürften sie für den Inaktiven oder gar Laien auch zu beseitigen sein. Wir wollen doch stets eingedenk sein, daß der Offizier wie der Veterinär-, offizicr alle Anordnungen trifft im Interesse der Schlagfertigkeit unseres HcereS. Nicht persönliches Interesse, sondern der militärische Geist soll doch entscheiden. Doch weiter! Daß den einen oder den anderen der älteren Herren Veterinäre der Osfiziersrock etwas beengt und er lieber das be quemere Kleid des Offiziersbeamten trägt, glaube ich gern, Loch das sind Ausnahmen. Vielleicht auch Befürchtungen von Leuten, die mit der natürlichen Entwickelung ihres Berufes nicht mitgegangen sind. Die weitaus größte Mehrzahl der deutschen Tier ärzte erwartet das Veterinärosfizierlorps und hofft von der Mehrheit der Herren Reichstagsabgeordneten, daß sie diesem Wunsch im Interesse unseres Heeres und des tierärztlichen Standes zustimmen, besonders da die Mebrforderung im Etat nur einen Tropfen der Gesamtausgaben — eine halbe Million — beträgt. Warm danken wir Tierärzte dem Herrn Kriegsminister für sein Eintreten. — Wir glaubten Regierung und Reichstag in dieser Frage einig und geben die Hoffnung auf eine Einigung nicht aus! Das Abläufen -es Huniqnennats. Aus Berlin wird uns geschrieben: Gelegentlich wird jetzt auf das bevorstehende Abläufen des „Jahrfünfts" hinaewicscn. aber man hört nichts von einer weitreichenden politischen Aktion zur Schaffung einer neuen Grundlage sür den F r i c d c n s st a n d des Heeres. Das letzte Jahr des Ouinquennats, das Etatsjahr 1910 auf 191 l, bedeutet naturgemäß den Höchststand der Präsenz. Er beträgt '-05 8:N Mann ausschließlich Offiziere, Unteroffiziere, Beamte und Einjährig-Frei willige. Dieser Höchststand wird erreicht durch Schaffung eines sächsi schen und eines preußischen Kavallerieregiments am 1. Oktober 1910. Bis zum 1. April 1911 muß dann eine neue gesetzliche Grundlage sür die Präsenz gelegt werden. Man darf wohl annehmen, daß noch im Herbste des lausenden Jahres dem Reichstage ein neues Gesetz über die Präsenz vorgelegt werden wirb, das dann schon im Etat sür IM 1/12 seine Wirkungen äußern würde. Ob man wieder eine Frist von fünf Jahren wählt, läßt sich noch nicht sagen; jedenfalls hat sich die Aus stellung eines Planes sür längere Zeit bewährt. Nach allem, was bis- her verlautet, beabsichtigt die Heeresverwaltung nicht mit großen Neu forderungen hervorzutreten. Von militär-technischer Seite wird frei lich darauf bingewiesen, daß in großen Orqanisationsfragen noch die Formierung der dritten Bataillone in 28 Jnsanterieregimentcrn und eine gleichmäßige Dotierung der Divisionen mit Feldartillerie der Er ledigung harre. Das Fehlen der dritten Bataillone ist eine empfind liche Lücke, aber es ist nicht wahrscheinlich, daß sie bei der Neuregelung der Friedenspräsenz ausgefüllt wird. Es gibt zwei Divisionen, bei denen noch je ein Feldartillerieregiment fehlt; hier dürste die Er- gänzung kaum aufzvschieben sein. In der Armee wird vielfach die Um wandlung der Sechs- in die Vier-Geschütz-Batterien. bei Beibehaltung der Gefamtgeschützzabl, gewünscht. Diese Umformung würde eine Ver mehrung der Kaders, der Offiziere und Unteroffiziere bedeuten, die aber, wie anaedcutet, in der Präsenz nicht vermerkt werden würde; doch scheint man in den leitenden Kreisen des deutschen HeereS nach wie vor der Meinung zu sein, daß die Batterieeinteilung zu. sechs Geschützen größere Vorteile bietet als zu vier. Eine Formation-änderung ist mit- hin nicht zu erwarten. Dagegen werden Forderungen sür die techni- scheu Waffen, die sich übrigens im Parlamente von alters her lebhafter Sympathie erfreuen, kommen. Es gibt da einige Formationen, die noch nicht etatisiert sind: die Mannschaften der 3. Kom anie des Lusffchisfer- bataillons bestehen aus Kommandierten, und ebenso die der Funker abteilung bei jedem der vier Telegraphenbatailkme. Auch die Bildung der den Infanterieregimentern zugeteilten Mnchinengewehrkompanicn, die zuerst auch eines eigenen Etats ermangelte», wird durchgesübrt und ihre Organisation auf eigene Füße gestellt werden müssen. Dazu er- heischen noch Wünsche anderer technischer W ffen, so der Feldartillcrie und des Trains. Befriedigung. Alles in "em genommen wird, nach den bisherigen Entschlüssen, eine „große" Vorlage nicht herauskommen. Die Lage auf -cm Balkan. Der Balkan, das ewige Sorgenkind der Mächte, ist wieder einmal sehr unruhig geworden. Als riesenh-'ter, gefahrdrohender Schemen taucht das Balkangespenst vor w- auf. Gerüchte und Mut maßungen verdichten sich bereits zm Kriegsgeschrei, als würde es nur des geringsten Anlasses lvürfcn, und der aeffirchtete Brand auf dem Balkan lodert in hell» Flammen empor. Glückliche:- weise ist eS so weit noch nicht gekonnt". Darf mau sich den Ernst der Lage auf dem Balkan auch nrcht vihehlen, so ist doch an den Aus bruch eines Krieges zunächst nichr zu glauben. An den Mächten wird es liegen, mit starke. Hand drohendes Unheil ans dem Balkan zu verhüten. Das „Karnickel", das diesmal c'Hefaugen hat, ist Griechenland. Die inneren Wirren, die sich schon seillängerer Zeit bemerkbar machten, konnte die Regierung auf legalem Wei nicht beseitigen. Der Militär bund, die ewig revoltierende Nebenrecirung, erzwang als mächtigster Faktor des Königsreichs die Einbernsng einer Nationalversammlung, und die Krone mußte wohl oder übel nachgeben. Diese an und für sich griechische Angelstnheit erhält aber inter nationale Bedeutung durch die Haltng der Kreter, die an der griechischen Nationalversammlung teiluhmen wollen, ja deren Ab geordnete bereits in Athen eingetroffen sind, ".ach dem, was hierüber bekannt geworden ist, hat die griechische ReaierungRe Kreter an ihrem Vorhaben bisher nicht gehindert, ja die Machthabern Athen scheinen die Hoffnung zu hegen, daß auf diese West, die Ver einigung Griechenlands mit Kreta erfolgen kor.te. Eine Teilnahme der Kreter an der griechischen Nationalversammlungmirde natürlich einen Konflikt heraufbeschwören, und es liegen denn schon Meldungen vor, nach denen die Türkei eine, solche a'S oasus dotr. betrachten würde: Die Stellung der Türkei zur Haltung der Kreter. m. London, 2. Februar. (Privatte!.) Die Blätter melden aus Konstantinopel: Die Pforte be schloß, in der Zulassung kretischer Teputterter zur griechischen Nationalversammlung eine Krtegsursache zu erblicken und falls sie erfolge, sofort griechisches Gebiet besetze» zu lassen. Türkische Sküstungen. Daß dir Pforte einem Eingriff in ihre Rechte sofort scharf enl- gegentrelen wird, geht aus den Rüstungen hervor, die entgegen alle» Dementis türkischerseits betrieben werken. * Saloniki, 2. Februar. (Telegramm.) Den letzten Anordnungen zufolge ist die Einberufung der Reservisten des dritten Korps >ür eine vierwöchige Uebung erst Ende Februar durchzuführeu. Tic au -er griechischen Grenze befindlichen befestigten Punkte solle» auf Weisung des tzriegs- ministeriums dnrch Genieoffiziere besichtigt uns ihre Instandsetzung und eventuelle Verbesserung sofort in Angriff genommen werden. n. Petersburg» 2. Februar. (Privattelegr.) Hiesige diplomatische Kreise erhielten die Nachricht, daß die türkische Flotte, welche Aegypten und Malta besuchen sollte, sich nach Kreta begibt, um die Insel zu beobachten. Die Kretafraqe und die Mächte. In korrekter Weise lenkt die Türkei offiziell zunächst das Augenmerk ter Mächte auf die sich vorbereitenden Ereignisse und ersucht um ent sprechende Maßnahmen zur Verhinderung eines Konflikts: 2 Konstantinopel, 2. Februar. (Eig. Drahtm.) Nach Informationen der Pforte wurden die türkischen Bot schafter von ihrer Regierung beauftragt, die Aufmerksamkeit der Kretamächte auf die Folgen einer etwaigen Beschickung der griechischen Nationalversammlung durch die Kreter zu lenlen und sie zugleich zu fragen, welche Maßregeln sie zu treffen beabsichtigten, um diese Eventualität zu verhindern. Authentisch verlautet, daß zwischen den Kretamächten Verhandlungen schweben, um die ffntsendung der kretische» Delegierten hintanzutzaltcn. Uebcr die Kretafrage und die Mächte schreibt das „Echo de Paris" : Die Kreter scheinen nicht gewillt zu sein, den mäßigenden Ratschlägen der Mächte Gehör zu schenken. Das stände ihnen frei. Sie werden aber auch alle Folgen ihrer abenteuer lichen Politik zu tragen haben. Diese Politik wird not gedrungen entweder zu einer Wiederbesetzung Kretas durch die europäischen Schutzmächte oder zu einer neuerlichen türkischen Besetzung führen. Diese Möglichkeit wird bereits von den vier Schutz mächten in Erwägung gezogen. Darüber dürsten sich die Kreter keiner Selbsttäuschung hingeben. Griechische Besorgnisse. Eine Untcrrebnng mit König itzeorg. lt. London, 2. Februar. (Privattel.) In einem Gespräch mit dem Athener Korrespondenten der „Tim eS" drückte König Georg seine schweren Sorgen über die Ver fassungsänderung aus, zu dec er seine Zustimmung geben mußte. Der Grund, aus dem man sich entschloß, die Nationalversammlung ohne die in der Verfassnng vorgesehenen Bedingungen eines Beschlusses von zwei Parlamenten einzuberusen, sei die Besorgnis, daß die Kreter sich an den Wablen beteiligen würden, wenn man nochmals eine Kammer wählen lasse. Nach dem Zu sammentritt der Nationalversammlung werde ein ganzes Jahr lang keine Kammer tagen, so daß die Regierung, falls gesetz geberische Schritte nötig seien oder auswärtig« Verwicklungen eiutrrten, obne Autorität sei. Auch würden sich den Ver handlungen über die unter den jetzigen Umständen unumgängliche ausländische Anleihe ernste Schwierigkeiten entgegenstellen. Die Regierung könne daher vielleicht dazu gezwungen sein, allen Verwick lungen durch die Erklärung der Diktatur zu begegnen. Dessenungeachtet,
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