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Die bescheidene Person wollte sich natürlich gleich wieder entfernen, aber die Glückwünschendcn umringten ihre Herren derart, daß sie ihr den Ausgang versperrten, und so blieb sie, ein wenig zurücklretend, ruhig hinter ihr stehen, die Augen halb gesenkt, die Hände gefaltet, das Urbild einer aufmerksamen, gut geschulten Dienerin. T-abci spähte sie jedoch angstvoll nach Frau Spätzle hinüber, die niemand zu nennen wagte, und mit der doch jeder, bedeutungsvoll lächelnd, anstoßen wollte — und fuhr plötzlich erschreckt zusammen. Von niemandem in dem Tumult bemerkt, waren zwei Sicherheits beamte eingetreten, die die Türen besetzten, und nun stand Friedrich neben dem Grafen, der nichts Böses ahnend von ihm mehr Sekt ver langte, legte die Hand schwer.auf seine Schulter und sagte laut und scharf: „Meine Damen und Herren! Dieser Mensch hat kein Recht, so zn sprechen, keinen Anspruch auf Ihre Sympathie. Er ist ein gefährlicher Gauner und Betrüger, und ich verhafte ihn hiermit im Namen des Gesetzes." Entsetzt wichen alle von dem Genannten zurück, er selbst aber verlor seine Selbstbeherrschung noch nicht. Mit einem hochmütigen Lächeln sich umwendend, erwiderte er kühl: „Friedrich, was fällt Ihnen ain? Mir scheint, Sie haben den Verstand verloren. Dies ist eine Unver schämtheit und ein übler Scherz." Doch der Ankläger blieb ganz ruhig. „Kein Scherz", sagte er, „son dern bitterer Ernst. Tas werden Sie bald genug einsehcn. Ihre Aus- flüchte nützen Ihnen nichts." „Aber Sie irren sich ganz gewiß", meinte der andere, „ein Miß verständnis liegt zugrunde. Mit allen heiligen Eiden kann ich es be schwören, ich bin der Graf, und die. dort steht, ist wirklich und wahrhaftig meine Mutter!" Dabei deutete er mit Emphase nach dem Erker hin, in dem, für alle sichtbar, die beiden Frauen standen, aber Friedrich rührte das alles nicht. „Ganz recht", meinte er gelassen, „der Graf sind Sic, aber nicht der Gräf Ulli Edendors auf Hohenfelde, für 'den Sie sich ausgebcn, sondern der bekannte Hochstapler Daniel Graf, über den ich, um Sic sicher zu machen, kürzlich eine falsche Notiz in die Zeitung brachte. Auch Ihre Mutter ist hier, das stimmt ebenfalls. Doch nicht die Deutschrussin Madame Boruvicw gab Ihnen das Leben, sondern ihre Kammerfrau, die Hegenscheit, deren uneheliches Kind Sie sind. Von dem längst ver storbenen Vater, einem hochgeborenen Herrn, haben Sie 'die vornehmen Allüren und die aristokratische Erscheinung; von der Mutter, die für Sie arbeitete und sparte, die gute Erziehung erhalten. Sie sind der Schrecken und Fluch il^xeS Daseins geworden. Die Liebe zu Ihnen, vor allem aber die Furcht vor Ihnen, hat die Unglückselige zu Ihrer Mit schuldigen gemacht, und wir müssen sie ebenfalls sestnehmcn, obgleich sie mehr zu bedauern als zu verurteilen ist. Ihre Sachen sind bereits beschlagnahmt. Schott und Schiemeier, tun Sie Ihre Pflicht." Die beiden Leute traten Hinz», um den Betrüger abzuführen, aber noch wollte er sich nicht ohne weiteres ergeben. „Ich glaube, wir sind alle wahnsinnig!" schrie er verzweifelt. „Das alles sind Märchen und böswillige Erfindungen, und man glaubt sic diesem Menschen so ohne weiteres. Wer sind Sie den», Friedrich, daß Sie sich erdreisten, mich anzuklagcn?" „Ter Geheimpolizist Frank Witt, der Ihnen schon lange nachsorschte und Sic bereits als Chauffeur im Auto von Frankfurt hierher be gleitete. Ich dachte mir damals gleich, daß ich auf der rechten Fährte sei." „Das mag sein, aber Vermutungen und Verdachtsmomente sind noch lange keine Beweise. Wenn ich der Graf Ulli Edendoöf nicht sein soll, wer ist es dann?" „Ich!"' erwiderte eine tiefe Stimme vom Ende der Tafel her, und Herr von Oberhof trat vor. Daniel Graf erschrak, aber er sagte voll Spott und Hohn: „Nicht möglich! Sie? Ein alter Mann?" „Das Alter war meine Deckung und Maske." „Dann haben Sie wahrscheinlich anderes zu verbergen. Sie er schienen uns schon neulich in Favorite verdächtig. — Wären Sie wirk- lich der Graf und ich ein Betrüger, hätten Sie mich schon längst entlarvt und nicht bis heute gewartet, nm mit Ihren Ansprüchen hervorzutreten." Oberhof errötete. „Trotzdem tat ich es. Die Gründe für mein Zögern sind privater Natur und ich brauche sie hier nicht darzulegen, aber heute abend noch wollte ich den Betrug zur Anzeige bringen, Ihre Sistierung beantragen. Herr Frank Witt ist mir zuvorgekommen. Fräulein Krapp, die mich von früher kennt, kann cs bezeugen. Außer dem habe ich meine Papiere und als untrügliches Zeichen den krummen Finger der Edendorfs." Rede und Gegenrede waren Schlag auf Schlag einander gefolgt, die ganze aufregende Szene hatte nur Minuten gedauert. Ehe die Gesellschaft noch recht zur Besinnung kam, war der Hochstapler, um seine Flucht zu verhindern, an den Händen gefesselt worden, und man hatte ihn und Frau Hegenscheit abgeführt, die schluchzend vor ihrer Herrin auf den Knien lag und in tiefer Zerknirschung ihre Verzeihung erflehte. Aber Madame Boruvicw, der man schnell einen Stuhl unter geschoben hatte, war wie gelähmt. Sie konnte kaum denken, noch viel weniger sprechen. Erschreckt starrte sic erst auf den falschen, bann, als Oberhof gesprochen, auf den echten Sohn, und streckte dabei, wie hilfe suchend, die Hand nach Erika aus, die zu ihr geeilt war, sie liebevoll umfing und ihr beruhigende, tröstende Worte zuflüsterte. Man wußte nicht, welche Empfindung bei ihr die Oberhand gewann, ob Schmerz, Entrüstung, Furcht vor bisher ungeahnten Verlusten und Möglichkeiten, ober Mitleid mit der unglücklichen Kammerfrau. Ihr ganzes Wesen war wie in einem Bann, aber dieser Bann löste sich, als Oberhof, der die Binde abgeworfen und sein Haar ein wenig vom Puder befreit hatte, auf sie zutrat, ihre Hand küssen und mit ihr sprechen wollte. Mit einer müden und doch hoheitsvollen Gebärde wehrte sie ihn ab, und vorwurfs voll den Blick zu ihm erhebend, sagte sie zu Erika: „Er hat es geschehen lasten und ruhig mit angesehen, wie man seine alte Mutter betrog. Er hat kein Herz! Ulli, mein Sohn, wenn ich dir Unrecht tat — jetzt sino wir quitt. Den Fremden kann ich verzeihen — dir nicht! Gehe mir aus den Augen, ich will dich nicht mehr sehen!" Das war eine Auffassung, die er nicht erwartet hatte. Ihr Vor. wurs, wenn er auch zum Teil unverdient war, traf ihn tief Er wollte erklären, begütigen, sich verteidigen, aber dia Baronin, die hinzuge- trcten war, zog ihn schnell fort. Leise sagte sie: „Lassen Sie ihr Zelt, die Entdeckung zu überwinden. Sie kam zu jäh, zu unvermittelt Hätte der Detektiv mich ins Vertrauen gezogen, wäre alles anders geworden, aber nun ist es zu jeder Abschwächung und allmählichen Aufklärung z.i spät. Sie erfuhr alles auf einmal und empfindet momentan die Kränkung ihrer Mutterwürde am meisten. Tas gibt sich aber, wenn das innere Gleichgewicht wieder hcrgestellt ist. Geistige und vor allem körperliche Ruhe ist dazu das erste Erfordernis. Ich hoffe, sie gestattet, daß wir sic gleich zu Bett bringen, und Erika schläft bei ihr, bis sie eine neue Kammerfrau hat." Er fügte sich und die alte Dame ließ sich willig hinaufführen, aber oben in ihrem Schlafzimmer brach sie in ein herzerschütterndes Weinen aus. Sie sehnte sich nach ihrer alten Dienerin und Vertrauten, trotz dem diese sie belogen und betrogen hatte, und kam sich verlassen und verloren vor ohne die treue Hegenscheit. Die beiden Damen mußten viel Geduld mit ihr haben, und dabei befanden sie sich beide selbst in höchster Aufregung. Die Baronin fürchtete d-ie unvermeidlichen Folgen des Skandals für ihre bisher so gut renommierte Pension, und Erika teilte ihre Befürchtungen und Sorgen. Zugleich mußte sic aber auch wieder und wieder daran denken, daß Oberhof wirklich mit einemmal jung geworden war und alle Widersprüche sich zu seinen Gunsten auf gelöst hatten. Der Traum, der sie beglückt hatte, konnte sich nun mög licherweise erfüllen, und zwischen den Dornen der Zukunft sah sic auch wieder die Rosen blühen. Die junge Witwe hingegen, die sich still hinweggeschlichcil hatte, war ganz zerschmettert und tief gebeugt. Ihr Triumph hatte nur einige Minuten gedauert, und der Preis dafür war zu hoch gewesen. Was an wirklicher Liebe zu dem falschen Grafen etwa in ihrem Herzen gelebt hatte, wurde nun wieder hinweggebrannt durch eine glühende Schani, und sie bereute es bitter, Lehmanns ernster Warnung zum Trotz die öffentliche Erklärung erzwungen zu haben. Daß diese doppeldeutig und in den Augen des Hochstaplers eine bloße Farce gewesen war, wußle und begriff sie nun, und sie glaubte nie mehr ihr Haupt erheben, nie mehr einem Menschen ins Auge sehen zu können. (Fortsetzung folgt.) dss l-ksusss KSumungs-Ve^lLsuk äs8 ssösammtsn WarsnIaASl's: t-sipLig, Kootdostr. 1 (Luxustusplatr) LSnixl. Lüeks. koklistorant. .Usrroxl. Mond, Uokliskorsnt. ÜVokvIsloßßv, KsnMnsn, llsvlksn, l^vppivkv, Linoleum, Aivksi'eüsn vsl» ka.ba.tt aut äis übliobsn Vonkauksproiso bstnä^t bis ru 30 Verkauf nur §e§en LarrakLunss. Umtausch unci ^U8>vakl86näun§6n können niekt stattünäen.