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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 27.01.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-01-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-191001276
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19100127
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19100127
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-01
- Tag 1910-01-27
-
Monat
1910-01
-
Jahr
1910
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»ezug-.Prei» s»r und Lor»r»i tmrch »ft« Trtgrr und Spediteure tu« Ha», «edruchi: V0 H monutl., ».70 »irrteijthrl. vei uniern Jilialen u. «»iiahmestellen -bgrholt: 7S monutl.. » LS vterteljLhrl. D»rch dt« Htoft: tnnerd-ld Deuiichtand« und der deutlche» Kolonien »ierteljtbri. 0.00 ^c, monutl. I.i» au«Ick>l. Postdestellaeld. ferner in Belgien, Länemark, den Donanstauten. Italien, Luremdurg, Riederluode, «or» weqen, Oetzrrretq-Ungarn, »uv-nd, Schwede», Schweig u. Spanien. In alleu übrigen Stauten »or direkt durch di, »esch«t»ilelle de« Blatts «rhtltlich. Tu« Leipziger Tageblatt erscheint wich ent. lich 7 mal und Mar morgen». Ilbonuement^lnnalftn« - Buguftutpla» 8g bet unseren Trägern, Filialen, Spediteure» und Annahmestellen, sowie Postämtern uud Briefträger». Di, einzAnc Nummer kostet Ist Nebaktion »»d Seschästästeller Johaunitgaste 8. Serufprechrr: l16S2, l«SSü, l,SSst Nr. 26. UtMgcrTagMM Handelszeitung. Amtsblatt des Rates und des Rotizeiamtes der Ltadt Leipzig. Donnerstag 27. Januar 1910. Anzeigen-'Prcts >tr Fnleraic au« üeipvg uns ^luigebunq dm Saeipalten« Petitzeile 2b iinnnzielle Anzeigen bi) Reklumeu l von autwäNI bl) Rellamen l.2l) »om Ausland SOH, sinunz. Anzeigen 7b»z, Reklamen 1.S0 Inserate v. Behörden m amlilchenTeiliv^. Beilugegrdüdr ^st p. Tausend exkl. Post gebühr. Belchäilsanzeigeu an bevorzugter Stelle >m Preise erhöbt. Rabat! nach Lari Festerteilte Auiträge können nicht zurück gezogen werden. Für da» urlcheincu au bestimmten Tagen und Plätzen wird leine Garantie übernommen Anzeigen-Annahme: Slugustuäplatz 8, bei sämtlichen Filialen u. allen Annoncen- Speditionen des In» und Auslände«. Hauvt»Filiale Berlin llarl Dnncker. Her-ogl. B>»r Holbuch» Handlung, Lützowst aßc II). (Telephon V L. her. -u»)b>. Haupt-Filiale Lreäden: Eeestratze 4, l (Televbon 462l>. 104. Jahrgang. Das wichtigste. * Am heutigen Donnerstag vollendet Kaiser Wilhelm H. sein 51. Lebensjahr. (S. Leitartikel.) * Die Erste Kammer hat unter dem Widerspruch der Regierung den Antrag Niethammer auf Verlegung des Epipl, anias- fefteS gegen 15 Stimmen angenommen. (S. LandtagSbcricht.) * Die Zweite Kammer erledigte am Mittwoch einige Etat» und Rechenschaftssachen. Eine längere Debatte entspann sich über die Anschaffung einer Amtskette für den Rektor der ^orstakadeinie Tharandt. (S. Landtagsbericht.) * Der neue Komet ist gestern auch in Leipzig gesehen worden. (S. Lpzg. Ang.) * Die Lohnbewegung der Bleicherei- und Appreturarbciter im Vogtlande nimmt anAusdchnung zu. (S. Sachsen ) * Der Reichstag genehmigte am Mittwoch die NacktragS- etats für Südmestafrika, erledigte dann einige koloniale Rechnungssachen und ging zur zweiten Lesung des Militär etats über. (S. Reichstagsbericht.) * Die Kommission des Reichstages für den deutschportu- giesischen Handelsvertrag lehnte den Vertrag mit 15 gegen 13 Stimmen ab. (S. Leitartikel.) * Die Justizkommission des Reichstages begann am Mittwoch die Beratung der kleinen Novelle zum Strafgesetz buch. Sie verhandelte über ein eventuelles Schächtverbot. * Prinz Ludwig von Bayern hielt am Dienstag in München eine Rede für die Schiffahrtsabgaben. Im Bundesrate wird über die Vorlage am '. Februar entschieden werden. (S. d. bcs.Nrt.) * Zahlreiche deutsche, österreickssschc und schweizerische Ge lehrte, darunter 13 aus Leipzig haben eine energische Kundgebung gegen die russische Gewaltpolitik in Finnland er lassen. (S. Dischs. R.) * Die Anhaltische Synode nahm eine Regierungsvorlage an, dir im Interesse von Handel und Verkehr die FestIegung deS Oster- termins befürwortet. * Das Hochwasser in Frankreich ist, neuesten Nachrichten zufolge, noch immer im Steigen begriffen. Die deutsche Botschaft in Paris steht 2^h Meter unter Wasser. (Weiteres s. d. bes. Artikel und Letzte Dep.) Dem Ttaisev. Tas deutsche Volk bringt dem Kaiser zum Geburtstag seine innigsten Wünsche dar. Mit freierem Herzen, «IS seit langer Zeit. Am 27. Januar deö vorigen Jahres hallten die Novemberereiguisse noch zu stark in uns nach, als daß wir unS zu einer reinen und ungetrübten Stimmung er beben konnten. Heute lönnen wir dem Wesen des Kaisers volle Ge- rcchtigkeit widerfahren lassen, soweit dies dem zeitgenössischen Urteil überhaupt möglich ist. Bor allem empfinden wir ein Gesühl der Dankbarkeit für daS, waS der Kaiser in jenen Novembertagen getan und nicht getan hat. Es ist jetzt klar, daß er damals auch solche Vor würfe auf sich nahm, die formell nicht berechtigt waren, daß er Verkennung und Kritik ertrug, um der Natron schwere innere Kämpfe zu ersparen. Er hatte alle Mittel an der Hand, um sich von dem Vorwurf zu reinigen, daß er damals — gerade damals — un- lonstitntionell gehandelt habe, und mancher andere hätte vielleicht nur daran gedacht, das eigene Bild vor der Nation leuchten zu lassen. Wilhelm der Zweite verzichtete aus solchen Versuch; er ertrug eS sogar, daß der Kanzler, der ihm so unendlich viel zu danken batte und der in jenem Augenblick der eigentlich Schuldige war, ihn nicht genügend deckle, die Zusammenhänge nicht klar genug der Nation vor die Augen trachte. Diese Resignation muß den stolzen Mann viel gekostet habe», unv er hat in jenen Tagen und seit jenen Tagen bewiesen, daß kluge, staatsmännische Mäßigung ihm nicht fremd ist. Das Ver- lprcchcn der Zurückhaltung, das er damals gab, Hal er gehalten, und wir dürfen sagen, daß die Novembernebel gewichen und jene trüben Tage uns allen zum Segen gediehen sind. Seitdem ist die Klage nicht mehr laut geworden, daß das Reich doppelköpfig regiert, daß die aus wärtige Politik deS Kanzlers von der des Kaisers durchkreuzt werde, und für eine Fronde, wie sie damals natürlich und notwendig war, ist heute im Deutschen Reiche kein Raum mehr. Wilhelm der Zweite hat es mit seltener Selbstzucht vermieden, in absolutistiiche Belleitäten zurückzufallen, und er hat die berechtigten, und unberechtigten, Empfindlichkeiten der Nation seitdem sorgfältig zu schonen gewußt. Er hat, indem er dies tat, im Interesse seiner Dynastie, aber auch im Interesse des ganzen deutschen Vater landes gehandelt, und wir haben ihm für seine Selbstbeherrschung dankbar zu sein. Daß eS ihm nicht leicht geworden ist, diesen Sieg über sein Temperament zu erringen, das ist uns von Männern, die ihm nahe stehen, versichert worden. Der Kaiser hat in jener schweren Zeit manchen Tag in tiefster Niedergeschlagenheit, in Gebet und Selbst prüfung verbracht, und augenscheinlich hat er eS sehr tief empfunden, daß sich damals die ganze Nation einmütig gegen die persönliche Politik auf lehnte. Er wußte ja, daß diese persönliche Politik von den besten Intentionen geleitet war, wußte, wie heiß sein Herz von jeher für die Große deS Vaterlandes schlug, und konnte sich auch dem strengsten Urteil gegenüber darauf Hemsen, daß er zum mindesten manche nützliche Anregung gegeben habe. Und im Anschluß an diese Selbstschätzung wird man ihn auch am gerechteste» charakterisieren können. Der Kaiser ist im weientlicken ein Anreger, eine initiatorische Natur, lieber die Schule, über die Sozial politik, über die Landesverteidigung hat er vieles BeherzigenSwerie ge sagt, und er hat ost die Richtung gewiesen, in der wir gehen müssen. Wenn ihm die Kraft nickt ward, jeden Plan bis zu seiner letzten Ver wirklichung rurchzusühren, wenn er sich selbst in universalistisckcn Be strebungen zu viel lat, so dürfen wir nicht ihn allein mit der Sckulv be lasten. Wir brauchen nur nach Amerila hinüberzublicken, um zu erkennen, daß dorl eine ähnlich veranlagte Persönlichkeit ähnlich wirkte und manchmal äbnlich teblgriff. Auch der Präsident Roosevelt ist ein Anreger gewesen; leine legislatorischen Unternehmungen sind fast alle gescheitert oder sie frnd unoollend t geblieben. Das liegt nicht allein daran, daß sie nicht hm» länglich durchdacht waren; eS liegt au der ungeheuren Eniw ckelung des modernen Staates an sich. Die Fülle der Ausgaben, die heute aus einem leitenden Manne lastet, macht eS ihm eben unmöglich oder dock falt un möglich. mehr zu tun, als den Weg zuweilen. Wir sehen heute, daß menschliche Krast nickt mebr imstande ist, daS Amt, das Bismarck einst für sich selbst zu- rechtjckuitt, ans usüllen. Es ist eine Notwendigkeit, der wir gar nicht mehr zu entrinnen vermögen, den Reichskanzler zu entlasten und entweder die Kompetenz der Staatssekretäre zu erweitern oder andere Hilfs faktoren zu schassen. Daß nun der Kaiser, der sein eigener Kanzler, lein eigener KnegSminister und womöglich an dieser oder jener Zentral stelle sein eigener Botschafter sein wollte, nickt imstande war, alle feine Pläne mit Koiisegnenz bis zu ihrem letzten Ende durchzujühren, das ist nur natürlich. Er hat sich über die Grenzen menschlich.r Krajt getäuscht. Man darf eben Wesen unv Wirken eines sterblichen Menschen nur nach dem Worte Shakespeares bemessen: „Nehmt alles nur in allem." Wenn wir so versuche», den Kaiser in dem organischen Zusammenhänge seiner natürlichen Anlage zu sehen, so müssen wir eine ganze Reihe liebens- unv bewundernswerter Züge an ihm entdecken. Wir dürfen hoffen, raß das Band, das Fürst und Volk umschlingt, sich niemals wieder lockern wird, und dürfen Wilhelm dem Zweiten Gerechtigkeit wider fahren lassen, indem wir ihn preisen, ohne den Borwurf des Byzanti nismus fürchten zu müssen. Noch ist dem Kaiser hoffentlich eine lange Spanne Zeit beschicken, und wir wünschen ihm, baß alle die Verheißungen, die in jeuier reichen Begabung liegen, zu Deutschlands Freude sich herrlich erfüllen mögen. Es lebe -er Kaiser! Vev Deutsch-Portugiesische Handels vertrag in der Ttoininission gefallen * Berlin, 26. Januar. sPrivattelenramm.s Dieses Ergebnis hatte man in den Kreisen des Reichstages nicht erwartet, da die Freunde des Vertrages gerade in den letzten Tagen sich außerordentlich bemühten, für dessen Annahme Stimmung zu machen. Man kann diese Auffassung verstehen, da es unzweifelhaft einzelne Firmen und Unternehmungen gibt, für die ein Unglück- kicher Zollkrieg fwobei aber noch gar nicht fcststeht, ob es zu einem Zollkrieg kommt und ob ein solcher für die deutsche Industrie un glücklich verläuft, oder ob nicht vielmehr Portugal in seiner Ausfuhr dermaßen darunter zu leiden hätte, daß es zum Nachgeben gezwungen würdej, verderblich ivirkcn könnte. Dahin gehören einmal diejenigen Importeure, deren Geschäft hauptsächlich auf Portugal zugcschnirten ist, und diejenigen SckiffahrtSinteresscnten, die den Schiffsverkehr mit Portugal in Händen haben. Auch in Lissabon selbst wogt der Kampf für und gegen die Annahme des Vertrages hin und her und von beiden Seiten gehen den Mitgliedern des Reichstages Tag für Tag zahlreiche Drucksachen zu. Man sprach davon, daß einzelne Abgeordnete in ihrer Stellungnahme wankend geworden wären. Dazu kam, daß die Ne gierung die Zwischenzeit benutzt hatte, um noch eine Konzession aus Portugal herauszuholen, und zwar die in einem Notenwechsel sest- gclegte Versicherung, daß die Zollsätze der Tabelle erst dann in Kraft treten sollten, wenn ein neuer allgemeiner Zolltarif von den portugiesischen Eortcs angenommen worden wäre. Um die offizielle Notifizierung dieser Stellungnahme der portugiesischen Negierung zu erhalten, war die Abstimmung bis zum heutigen Vormittag hinaus geschoben worden, und da die Diskussion selbst geschloffen war, war nur die Formalität zu erfüllen, eine Erklärung des Ministerialdirektors von Körner über die Zustimmung der portugiesischen Regierung zu dieser Bestimmung entgcgenzunehmen, um alsdann zur Abstimmung zu schreiten. Ihr Resultat war die Ablehnung mit 15 gegen 13 Stimmen. Wie sich die Abstimmung im Plenum gestalten wird, läßt sich noch nicht Voraussagen, doch sind die Aussichten der Regierung für das Plenum etwas günstiger als sic für die Kommission waren. Man rech net für die Vorlage 70 konservative und sreikonservative, 30 ZentrumS- 15 freisinnige, 55 sozialdemokratische und 15 nationalliberale Stimmen, insgesamt also 215 Stimmen. Ein Fraktionszwang wird von keiner Partei ausgeübt werden, da die Ansichten über den Vertrag auch inner halb der einzelnen Fraktionen sehr geteilt sind, so ist z. B. der freikon servative Abgeordnete Linz ein entschiedener Gegner des Vertrages, ebenso einzelne konservative Abgeordnete, und der freisinnige Abgeord nete Buddebcrg steht im Gegensatz zu seinem Fraktionskollegen Dove, der den Vertrag annehmen will, während Buddeberg ihn für äußerst schädlich ansieht. Jedenfalls darf die intensiv sachliche Behandlung dieses Handels vertrages vorbildlich genannt werden für künftige Erörterungen. Tie Regierung ist bisher vom Reichstag viel zu sehr verwöhnt worden. Sie rechnete mit der geringen Sachkenntnis des Reichstages und nahm es früher schon beinahe als Rücksichtslosigkeit auf, wenn ein Vertrag an eine Kommission verwiesen wurde. Die sachkundigen Ausführungen der Industriellen und der Industrie nahestehenden Abgeordneten bei Beratung dieses Vertrages haben ihr jedenfalls gezeigt, daß sic in Zu kunft mit solchen debattelosen Genehmigungen nicht zu rechnen hat und daß beinahe ohne Unterschied der Partei die Auffassung vorherrschend ist, daß jede unangebrachte Schwäche bei derartigen Verhandlungen ver mieden werden muß. Auch die Frage der Mitarbeit der betroffenen Kreise wird auf feste Grundlagen gestellt werden müssen, wenn die R> 4 gierung nicht befürchten will, mit zukünftigen Verträgen eine ebensolche sachliche Niederlage zu erleiden, wie sie die Beratung des deutsch-por- tugicsischcn Handelsvertrages schon jetzt darstellt, auch wenn er noch im Plenum mit einer kleinen Mehrheit angenommen werden sollte, da selbst diejenigen, die den Vertrag als das kleinere Nebel gegenüber einem Zollkrieg ansehen, sich doch darüber klar sind, daß der Vertrag selbst sür Deutschland außerordentlich ungünstig ist. Prinz Lndwin von Bayern nnd die Schiffahrtsabgaben. Es ist bekannt, daß sich Prinz Luewig von Bayern auS ganz be- stimmten Gründen sür die Eiufübrung der Schiffahrtsabgaben bekennt; nicht minder bekannt ist aber auch, daß er im Gegensatz zu een preußi- ichcn Ministern diesen Gedanken ohne fe^e Schärse, die eine Schädigung des ReichSaeran'cnS zur Folge haben würde, propagierte. Heute lieg! e ne neuer Beweis sür diese rücksichtsvolle Behandlung des strittigen Problems durch den bayrischen Thronfolger vor. In der am Dienetai ab gehaltenen Hauptversammlung der Sekiion München des bayrischen Vereins zur Hebung der Fluß- und Kanalfchiffahrt in Bayern wurde auch über die Frage der Erhebung von SchiffakrtSabzaben gesprochen. Dabei hielt Prinz Ludwig von Bayern eine Rede, in der er u. a. sagte: „Man baue die Wasserstraßen nicht zu dem Zwecke, um den Verkehr zu unterbinden, sondern um ihn zu fördern. Es sei drmgenv zu Würstchen, daß io vorgegangen werde, daß die disseniierendcn Staaten sich nickt mrt Reckt beschwert fühlen. Da kann man aber helfen. Wir sind in Bay rn in einer verfchiedenartigen Lage. DaS rechtsrheinische Bayern ist in hohem Grade interessiert, daß die Mainkanatisierung zustande kommt, das linkürbernilche Bayern aber steht auf einem ganz anderen Standrunltc, unv von feinem GesickiSpunlte ans mit Recht! Es sagt sich, wir haben die Wasser straßen schon, wir wollen möglichst ohne fede Abgabe den Verkehr mit der See behalten. Denselben Standpunkt nehmen Baven, Sachsen und Hessen ein. Gegen diese Staaten wollen wir nicht arbeiten, unv wir wünschen, daß auch diese Staaten einen Vorteil haben. Wir in Bayern wollen nicht, raß wir in A'chaffenburg enden und die Württemberger nicht in Heilbronn. Wenn der Rhein bis in den Bodensee schiffbar gemacht wirs, io hat gerade der südliche Teil von Baden einen sehr großen Vorteil von der Rheinichisfahrt, den es jetzt nicht hat. Wenn in Sachien die Saale und die Elster ausgebaut werden, so ist Leipzig an geschlossen, und daS ist gewiß von großer Bedeutung. Achrstich stebt eS mir Hessen, wenn die Lahn kanalisiert wird. Es sollen durch die Jnterefsengemeilstchast all' die großen Siromaebiele samt ihren Nebenflüssen an das Großschiffahrtsnetz allmävlich anseschlofsen werden. Wir tuen den ersten Schritt und es ist dringend zu wünschen, daß aus diesen ersten Schritt die anderen folgen. Trachten wir, das große Werl möglichst schnell auszusühren, und zwar so, daß nickt eine Uneiniakeit zwischen den deutschen Slaalcu ent steht, sondern daß diese Staaten, wenn sie auch momentan glauben, daß sie geschädigt werden, in Zukunst doch Vorteile daraus erwarten können." Wir erkennen an, daß hier die Frage der Schiffakrtsabgaben von einem Abgabcnfreund endlich einmal leidenschaftslos erörtert wird, ver mögen aber dock nicht einzusch.n, weshalb wegen der Stromverbesserungen die verkehrbelastenden Abgaben eingeführt werden sollen. In der Ersten Sächsischen Kammer ist unseres Erachtens in triftiger Weise der Nachweis er bracht worden, daß die Stromregulierungen auch aus Etalömstleln der einzelnen an Verbeffcrungen des Stromlaufs interessierten Staaten bezahl! werden können, wie sie bisher z. B. von Sachsen für die Elbe auch tatsächlich reichlich bezahlt worden sind. Die Hauptver>ammlung des Bayrischen Kanalvereins hat übrigens über den Gegenstand ziemlich lange und leb haft debattiert. Ein Referat des Kommerzienrats Lechner batte die Debatte ringele,lei; an dieser beteiligten sich außer dem Prinzen Ludwig die Münchner Professoren Lotz und Brentano, v. Mayr uns Günther, sowie verschiedene Landtagsabgeordnete und Regierungs vertreter. Schließlich wurde folgende Kompromißresolution ein stimmig angenommen: „Die Versammlung erblickt in der baldigen Erledigung des vor liegenden Gesetzentwurfs betreffend die Erhebung von Schisfahrts abgaben unter der Voraussetzung seiner Ergänzung durch Bestimmungen, welche ernste Bedenken zu be seitigen geeignet sind, eine kräftige Förderung der Interessen der bayrischen Binnenschiffahrt, da von ibr die Kanalisierung des Mains bis Aschaffenburg abbängt. Der Ausbau dieser Strecke ist aber als der Anfang aller weiteren Kanalbauten in Bayern und als die unerläßliche Voraussetzung sür die Ausführung der größeren Projekte zu betrachten. Die Versammlung erwartet von den durch die SchissahriSabgaben auszubringenden Mitteln, für deren sack- gemäße Verwendung die im Entwurf vorgesehenen Zweckverbänte Gewähr leisten, eine wesentliche Förderung der bayrischen Kanal- vrojekte. deren baldige Durchführung für die weitere wirtschaftlrcke Entwicklung unseres engeren Vaterlandes eine dringende Notwendig keit ist.' Der Wortlaut dieser Resolution berechtigt zu der immerhin freilick schwachen Hoffnung auf einen Einspruch Bayerns im Buneesraie gegen die Sckisfahrtsabgaben, wenn die .ernsteren Bedenken' der Gegner der Schiffahrtsabgaben nicht durck sorgfältig formulierte Be stimmungen behoben werden können. Am 2. Februar fällt über Sein oder Nichtsein der Abgaben im Bundesrat die Entscheidung. Staats minister Graf Vitzthum v. Eckstädl wird sich zu dieser Sitzung nach Berlin begeben, um persönlich im Bundesrat den Antrag Sacht ens auf Ablehnung der Vorlage über die SckiffahrtSabgaben zu verirrten. Wir wünschen dem Vertreter Sachsens bei seinem für die heimische Volkswirtschaft außerordentlich wichtigen Vorgehen guten Erfolg uud hoffen zuversichtlich, daß Sachsen im Verein mit Baden, Hessen unv den thüringischen Staaten am Ende mit ihrer Ablehnung durchdringen werden. * Leider werden, wie uns ein in letzter Stunde rintreffende» Tele gramm zeigt, nicht alle thüringischen Staaten den ablehnenden Standpunkt Sachsens teilen. AuS Meiningen erhalten wir folgende Drahtnackrickt: Meiningen, 26. Januar. Auf eine Anfrage über die Stellung, die die merningiiche StaatSregierung gegenüber der von Preußen ge planten Einführung der SchifsahrtSabgaben aus den natür lichen Wasserstraßen einnimmt, erklärte SlaalSminrster v. Zille in der heutigen Sitzung deS Landtages: Tie SiaatS- regierung Werve dem Anträge Preußens im Bundesräte , »stimm en, da er sür Sacksen-Meiningen einen großen Vorteil bedeute; denn einmal sollen die Abgaben auf dem ganzen Strom in gleicher
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