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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 27.01.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-01-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-191001276
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19100127
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19100127
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-01
- Tag 1910-01-27
-
Monat
1910-01
-
Jahr
1910
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Die deutsche Kolonisation im Mittelalter und »lire kttliurellen folgen. (Pädagogische Gesellschaft.) „Nicht als Eintagsfliege atme Zukunft hat Gott die Menschen ge schahen. und wer die ihm geordnete Zukunft genießen will, muh sich dazu starken an der Pergangendeit" sagt Jeremias Gotlkelf. Die Geschichte soll mithin jedem Lebensauell und Lehrmeisterin sein. Mit Recht! Tie reichen Schätze ihrer Pergangcnhcit erhellen die Gegenwart und stärken zu mutigem, festem Schritte in die Zukunft; in ihnen liegt auch die Lösung der Rätsel, d e uns heute noch innerhalb unseres Volkes nach dessen Brauch, Bedarf, Bequemen, nach Recht und Sprache in trauter Heimat, in weitem Lande so vielfach begegnen. Dadurch aber vermag die Geschichte uns in gegen wärtigen Tagen gleichsam heimischer zu machen, inniger mit Land und Leuten zu verknuosen. Freilich, dem nur enthüllt sie ihren Reichtum der unermüdlich scbvrft. Davon überzeugte auch die Ianuarschung der Päda- gogischen Gesellschaft. Herr Rcalschuldirektor Professor Tr. Gut iah r sprach über „Die K o l o n i s a t i o n S b e w e g u n g der Deutschen im Mittelalter und ihre kulturellen Fo l - g e n" und bot damit eigenaesammelte Erlebnisse und interessante Ergebnisse «einer mebr denn fünfzehnjährigen Erforschung eines Werkes urdeuisch.r d'.raft, das Karl Lamprecht bezeichnet als die Großtat des deutschen Volles im Mittelalter, als arm te Eroberung, die je vom deutschen Volke gcma t wurde, vielleicht die ruhmreichste Tai überhaupt, die Deutsche a'S Volk ins Werk gesetzt haben. Redner betont hierbei vor allem den Einfluß auf de Rechts- und Sprachentwicklung und gibt zugleich eine Er klärung der von ihm au« Grund seiner Studien entworfenen Karte der Mundarten Deutschlands, ein treffliches Unterrichtsmittel zur Förderung sprachgeschichtlicher, besonders mundartlicher Kenntnisse in höheren und niederen Schulen, denen doch zunächst die Aufgabe obliegt. Interesse für solche Forschung zu wecken in einer Zeit, da der reg? Verkehr und auch die Schule selbst eifrig bei der Hand sind, die Mundarten zurück- zvdrängen. Einleitend weist Redner auf die Unterscheidung von Binnen- und A u ß e n k o l o n i s a t i o n hin und bebt die bisherige geringe Berück- sjchtigung der Binnenkolonisation von feiten der Geschichtsforschung hervor Fit Parallele zur modernen Kolonisation stellt er nun die Kolonisations- bcivegung im Mittelalter «Sin interessantes Gebiet deutscher Geschieht' tritt im Geiste vor das- Auge. Als bedeutendste Forscher begegnen uns hier August Meitzen und Lamprecht. Während nm Anfänge der Völkerwanderung die germanischen Völker nach West und Süd besonders nach Italien ziehen, dringen in das von ihnen vcrlaisene Gebiet rechts der Elbe Slawen ein und setzet! sich bis zur Saale hin fest. Im 5. und 6. Jahrhundert nach ihrer Zurückflutung ge winnen die deutschen Stämme im westclbischen Gebiete, vor allem am Rhein, feite, zusammenhängende Siedlungsgebiete Bei der nun erfolgen den Binnenkolonisation treten besonders d e Franken hervor, bedeutsamer aber ist die nach Osten gerichtete, teils kriegerische, teils friedliche d uischc Aiitzenkolonisation. Die ersten bedeutsamen Erfolge in der Lösung dieser „großen deutschen Aufgabe der Eroberung des Ostens" werden auch wich r von dem mächtigen Frankenreiche unter Karl dem Großen errungen. Die Kolonialgrenze wird dann unter den Ottonen weiter vorgeschoben als solche ist seit dem 12. Jahrhundert etwa eine Luftlinie von Kiel nach Triest zn denken. Sie ist gleichzeitig auch eine Wirt schaftsgrenze: das westliche Mutterland weist nur Streubesitz, der Osten dagegen Latifundien auf. Die Zurückwanderung der Deutschen in die einst von ihnen verlassenen Gebiete im Osten vollzieht sich vom 12. bis 14. Jahrhundert Der Grün d ist schlechte wirtschaftliche Lage, Ueberbevölkerung. Die Möglichkeit der Auswanderung liegt in der Aenderung des Wirtschaftssystems: aus der Agrarwirtschaft bat sich die Geldwirtschaft entwickelt. Der Zua selbst ist eine Großtat, an der sich alle Stämme (Franken, Nieder-, Mittel-, Nhcinfranken, Elsässer, Schwaben, Bavern) und alle Stände (Bauern und Bürger, Volk wie Ritter, Laien wie Mönche) beteiligen. Beweis für die Teilnahme aller Stämme sind z. B. in unserer Gegend Ortsnamen wie Beiersdorf, Frankenhausen, Sachsenhausen, Baalsdorf, Horburg bei Schkeuditz u. a. Schutz gewährten den Kolonisten die Ritter. Tie F ü hrung in das Neuland geschah durch Lokatoren. Diese Unter nehmer wurden in den neuen Gründungen fast immer Schultheißen, erhielten meist, wie die Kirche, 2 Hufen Land, während die Kolonisten 1 Hufe (Wald und Sumpf) zur Urbarmachung angewiesen bekamen Zu weilen wurde ihnen auch ein slawisches Dorf nach Entfernung (ojootiv) der Slawen überlassen. Die Urheber der Kolonisation sind weltliche und geistliche Fürsten und Großgrundbesitzer. Mmckgrafen von Meinen rufen Niederfranken in die Leipziger Gegend; Bischof Gerung lisch Vlaminge in die Wurzner Pflege kommen: Wieprecht von Groitzsch siedelt Franken um Lausigk an. Die Siedler zinsen nach einer Anzahl von Freijabrcn dem Grundherrn und der Kirche mäßige Abgaben. Größere Freiheit, selbständiger Besitz wecken in der neuländischen Bevölkerung hohes Selbstgefühl, Selbstvertrauen, eine Energie, die das Neuland zu einem „Lande fast unbegrenzter Möglichkeiten" macht; das damals geleistete .Kolonisationswerk mutet tatsächlich „amerikanisch" an. Auch die Fähigkeit der Anpassung und Verschmelzung tritt unter den neuen Verhältnissen bei den Ansiedlern stärker hervor, man fühlt sich als Bürger eines großen Neudeutschland, füblt sich als Neusachse, „Sachse" schlechthin, als „Teutscher". Ter charakteristische Zug der gesamten Kolonisationsbewegung ist Gleichmäßigkeit, Einheitlichkeit; am deutlichsten zeigt sich da? auf dem Gebiete des Rechts und der Sprache. Wie aus den alten Rcchtsgrundsätzen der verschiedenen Stämme ein neusächsisches koloniales Mischreckt erwächst, das der Hallesche Schöffe und Patrizier Epke von Repgowc im Sachsenspiegel zusammenfaßt, so entwickelt sich auch auf dem neuländischen Boden aus den Idiomen der alten mutterländischen Mundarten eine Mischsprache, das Koloniakdeutsch. Es er folgt eine nachträgliche Ausgleichung (Endosmose) innerhalb der Sprach mischung, besonders durch Nivellierung der Mundarten. Durch die nber- wicacnde Zahl mitteldeutscher Ansiedler erhält der Dialekt ein wesentlich mitteldeutsches Gepräge, es entsteht der ost mitteldeutsche Dialekt. Dieser ist auch die Originalsprache des Sachsenspiegels. Aus dieser Mund art als Volksmundart entwickelt sich weiter die Gesellschafts» spräche, die vornehmere Hofsprache der bürgerlichen Kaufleute jener Zeit, die „lebendig, jugendlich und gänzlich unverbraucht, von keinem Jahr hundert altem Herkommen belastet und geengt" zuerst und zumeist materiell und geistig bahnbrechend gewirkt haben. Durch sie, die selbst in Wien und Prag hoffähig geworden, gelangt jene Sprache auch in die kaiserlichen neu- sächjifchen Kanzleien der Luxemburger und Habsburger, desgleichen in die kurfürstliche Kanzlei der Wettiner. Drum wählt sie Luther als die ge- meinste deutsche Sprache bei der Bibelübersetzung, verbreitet sie und sichert ihren Fortbestand. Das Ergebnis ist hiernach: Unsere neu hoch deutsche Schriftsprache ist ihrem Ursprünge nach eine koloniale Misch- und Gemeinsprache, zu der die deutschen Mundarten das Substrat geliefert haben. Daher sagt K. v. Bahder mit Recht: „In ihr sind die Züge der verschiedenen deutschen Mundarten zusammengefloücii." Weiter aber folgt auch aus feuer Entwicklung, daß unsere Schriftsprache wie zu ihrer Entstehung auch zur Fortentwicklung immer auf die Wurzel, auf die Bolksmundart zurückgreifen muß. Neusachsen umfaßte drei Fünftel des deutschen B.'dens; es halte sich hier infolge der Mischung der Bevölkerung eine neue Kultur hcrausgebildct, durch die das Neuland das Altland übertraf. Seit dem 18. Jahrhundert lat das Neuland angepangen, sich mit dem Mutterlande nach Lebenshaltung, Sprache, Recht, Sitte auszugleichen, ja, dieser Vorgang vollzieht sich noch in unseren Tagen; dadurch werden die Unterschiede beider Gebiete immer un merklicher. Rcicher Beifall lohnte den Redner für seine fesselnden Ausführungen, das Erträgnis cindiingendcr Studien auf dem Gebiete der S edelungs geschichle, besonders aber der Sprach- und Rechtsgeschichic unserer Heimat und unseres Volkes. 81. Die Erziehung zur Persönlichkeit. Kürzlich hielt .Herr Schulrat Prof. Dr. Gaudig im Leipziger Lehrerinncnverein vor einem zahlreich versammelten Auditorium einen Vortrag über die Erziehung zur Persönlichkeit. Zunächst beleuchtete der Redner die geistige Kulturlage unserer Zeit, einer Zeit, in der auf vielen Gebieten die ernstesten Fragen auf tauchen. Auch die Ideale der Erziehung und Bildung haben sich zum Teil überlebt. Aber ein Wort von wunderbarer Zauberkraft kann uns durch kämpfcreiche Zukunft geleiten, kann das Programm der Zulunftsschule bestimmen, das Ziel aller Erziehung — ob Schule, ob Haus — besonders aber der Selbstcrziehung werden, das Wort: Persönlichkeit. Nur eine Erziehung, die darauf hinstrebt, Menschen zu bilden, die „frei von sich selbst durch sich selbst" mit den ihnen urcigens zu Gebote stehenden Kräften das Ideal ihrer Individualität erlangen, kann die Mensch heit für die Zukunft wappnen und ausrüsten. Bei näherer Beleuchtung dieses neu gewonnenen Ideals versäumte der Redner nicht, auch die Einwände zu erwähnen und zu widerlegen, die sich von verschiedener Seite erheben könnten. Tas Ideal ist nickt einseitig ästhetisch — denn es umfaßt alle Lcbensgebiete — nicht eudämonistisch — es bildet sich ja oft nur im Kampfe mit sich selbst und im Verzicht auf Gliicksmöglichkeiten, nicht aristokratisch — auch der schlichte Geist kann es erfassen — nicht naturalistisch oder gesetzlos — denn unser natürliches Ich wird im „Ich der Sehnsucht" aufgehoben; aufgehoben im dreifachen Sinne: erhalten, vernichtet, cmporgchoben. Welche Wege führen nun zum Persönlichkcitsideal, und welche Mittel stehen namentlich der Schule zur Verfügung, auf dieses neue Ziel hinzuarbeiten? Die Schule der Zukunft wird den Schwerpunkt des Unterrichts vom handelnden Lehrer in die lebendige, srcitätige Seele des Schülers verlegen. Sie gilt es, zu belauschen und zu beobachten, ihre Indi vidualität zu erkennen und zu entfalten — bietet doch jede Unterrichts stunde reiche Gelegenheit zur psychologischen Beobachtung der Schüler. Die Pcrsönlickkeitspädagogik muß, um leichter ihr Ziel zu er langen, daher unbedingt das Wort Selbsttätigkeit auf ihr Pro gramm setzen. Das zurzeit noch häufig angewandte Mittel zur Geistes erregung, die Frage des Lehrers, die im Schüler, während sie ihn zu einem ost unklaren Ziele vorwärtsjagt und drängt, die wertvolle Eigen bewegung, den Trieb zum Fragen hindert und erstickt, steht im schroffen Gegensatz zur Selbsttätigkeit des Schülers, der, fein beobachtend den „Denkreiz" empfindet und dem die Fragen aus dem Unterricht, aus sich selbst hervorquellen. Die Selbsttätigkeit im Dienste des Persönlichkeitsideals muß nun auch besonders die individuelle Eigentätigkeit betonen, die sich in der Arbeitsteilung und Arbeitsvereinigung des Unterrichts er reichen läßt. Die einzelnen Schüler, die bei Selbsttätigkeit im Klassen unterricht ibre Eigenart mehr und mehr kennen lernen, können ihre Kraft an selbständigen Tcilaufgaben üben, die die freitätige Arbeit dec Klasse unter Leitung des Lehrers zu einem Ganzen zusammcnschmiedct. Neben dem Intellekt müssen bei der Persönlichkeitsbildung auch Wille und Gefühl zu ihrem Reckte gelangen. Man überläßt dem Schüler die Zielsetzung und freie Entscheidung, in selbständiger Arbeit lernt er eigenes Kraftgefühl, Spannung und Lösung, Erwartung, .Hoff nung und Furcht kennen. Wie das Persönlichkeitsideal im Leben zur Totalität hinwirkt, so verlangt es im Unterricht Konzentration. Es braucht ein einheitliches Streben und muß auf Welt- und Lcbcnsanschauung hin zielen. Denn Persönlichkeit ist Leben und will Tätigkeit auf allen Ge bieten des Lebens. So muß der Unterricht den Schüler für das Leben vorbereiten, Schule und Leben verknüpfen, er darf nicht in Schul-Jch und Haus-Jch zerfallen. Unsere Zeit bedarf der Persönlichkeitserziehung; denn sie bedarf der Persönlichkeiten. Mangel an Luft und Kraft hindert viele an freier Entscheidung; die „Masse" handelt für sie, die „Masse" denkt für sie. Wir müssen uns vom Masscndenken befreien und zum eigenen Denken und .Handeln gelangen. Keine Nation ist gerade so zur Persönlichkeits erziehung zur Persönlichkeitskultur und somit zum Führer der Mensch heit prädestiniert wie die deutsche. (Eingesandt.) (Für den Inhalt der Einsendung unter dieser Rubrik übernimmt di» Redaktto« autzcr der pretzgesetzlichen keine Verantwortung.) B ruf^wa rt. Ostern naht, und viele Jungen schicken sich an, in das Erwerbs- leben einzutreten. In solcher Zeit ist cs notwendig, daß von berufener Seite Eltern und Kinder über Vie Aussichten, die sie im wirtschaftlichen Leben und speziell in den einzelnen Berufen haben, gründlich aufgeklärt werden. Besonders notwendig erscheint dies siir den Bureauberus, zu dem immer und immer wieder zahlreiche junge Leute hinströmcn, in der Annahme, hier eine auskömmliche Existenz finden zu können. Tas ist leider eine gefährliche Illusion. Wohl nirgends sind die Aussichten >ür einen Lehrling so ungünstig wie gerade hier. Ter Grund ist in der enormen Lehrlingsziichterei zu suchen, die namentlich in den Bureaus der Rechtsanwälte und Notare blüht. Nach den Erhebungen, die vor einigen Jahren vom Verbände Deutscher Bureaubeamten und einigen anderen Vereinen gemacht worden sind, waren von 6406 Bureau angestellten nickt weniger Ivie 39,25 Prozent Lehrlinge. Im einzelnen wurde scstgeftellt, daß zum Beispiel in Thüringen 4i) Prozent der An- woliSangesiclllen, in der Provinz Sachsen und im .Herzogtum Anhalt >h) Prozent, in Berlin 30 Prozent, in Hambura 40 Prozent, in Dresden 23 Prozent, in Leipzig 47 Prozent und in Chemnitz 01 Prozent Lehr linge waren. Daraus geht hervor, daß die jungen Leute sehr gern als „Schreiberlehrlinge" angenommen werden, namentlich weil sie sehr billige Arbeitskräfte sind und sich mit minimalen Löhnen begnügen. Es ist aber ausgeschlossen, daß diese übermäßig große Zahl junger Arbeits kräne eine dauernde Existenz im Bureauberufe finden kann. Die Mehr zahl ist vielmehr genötigt, späterhin einen anderen Beruf zu ergreifen. Wie gering die Möglichkeit ist, dauernd im Buroauberufe zu bleiben, geht deutlich aus den Statistiken hervor. Nach einer im April 1905 ge- macbteu Erhebung, z. B. waren m den Leipziger Anwaltsbureaus 40 Prozent Lehrlinge, d. h. männliche Angestellte, im Alter von weniger als 17 Jahren. 67 Prozent aller Angestellten waren jünger wie 20 Jahre, 25 Prozent standen im Alter von 20—30 Jahren und nur 8 Prozent waren über 30 Jahre alt. Wenn die Lehrlinge auSgelernt haben, müssen sie sich mit 30, 10 und 50 .kl monatlichen Gehalt begnügen, und wenn sie die Zwanzig überschritten haben, sind sie bereits für den Bureaudienst zu alt, d. h. sie sind dem Arbeitgeber zu teuer. Sie müssen deshalb anderswo unterzukommen suchen. Das aber ist keineswegs leicht. Die Annahme, daß die jungen Leute später einmal in den Staats- oder Kommunaldienst eintreten könnten, ist durchaus irrig. Für die Stellen bei den Staatsbehörden werden die Militäranwärter überall stark be vorzugt, so daß es für die Zivilanwärter ohne höhere Schulbildung scbr schwer ist, mit ihnen zu konkurrieren. Und ähnlich ist cs bei den Ge meindeverwaltungen. Dazu kommt dann noch, daß durch das Inkraft treten der Zivilprozeßordnung am 1. April 1910 die ohnehin schlechten Verhältnisse der in den Anwaltsbureaus beschäftigten Angestellten sich noch mehr verschlechtern werden. Nach alledem sind also die Zukunfts aussichten des Schreibcrlebrlings die denkbar schlechtesten. Alle Eltern seien daher eindringlich aewarnt, ihre Kinder in Anwalts- oder sonstige Bureaus zu blinaen. Sie finden dort keine Eristenz und opfern ihre besten Jugendsahre, ohne etwas Rechtes zu lernen und in einen Lebens beruf hineinznwachsen. Der Verband Deutscher Bureaubeamten (Leipzig). Eine Anre<mnq! Warum wird in unserer Großstadt Leipzig kein Subskriptions-Maskenball veranstaltet, wie solche Bälle sogar in viel kleineren Städten als Leipzig stattfinden? Die Veranstaltung könnte alljährlich zu einem guten Zweck sein, wie z. B. der „Armenball" in München. Wünschenswert wäre es daher, wenn für den nächsten Winter ein Komitee die Sache in die Hand nähme. (tteschir rführer und Polizei. In einer von Geschirrführern aller Branchen besuchten Versamm lung wurde kürzlich eine Resolution angenommen, in der die zuständige Behörde aufgcsorderk wird, das Vorgehen der Sicherheitsorgane, wie in letzter Zeit gehandhabt, einzustellen. — Wie naiv diese Zumutung ist, wird jeder einigermaßen mit den Verhältnissen Vertraute und objektiv Urteilende einsehen. Gerade die Berkehrsordnung der Stadt Leipzig stand in letzter Zeit, wie auch ganz zutreffend im Stadtverordneten kollegium ausgcfuhrt wurde, nur auf dem Papier. Jeder Geschirr führer fuhr nach seiner eigenen, manchmal recht eigenartigen Methode. So sei z. B. nur eine einzige Uebcrtretung herausgcgriffen, deren Aus führung hier als ganz selbstverständlich angesehen wurde und die man auch jetzt noch sehr oft beobachten kann: das Einbiegen aus einer Straße nach links in eine andere. Dies soll nach der VO. in einem großen Bogen geschehen. Verwendet man aber nur kurze Zeit auf Beobachtung, so kann man in den meisten Fällen bemerken, daß die Geschirre — auch die Handwagen — eine kürzere oder längere Strecke, bevor sie einbiegen, auf der linken Seite fahren und dann in kurzem Bogen, dabei ost dicht an die Bordkante fahrend, in die andere Straße nach links einbiegen. Daß durch solches Fahren die meisten Zu sammenstöße erfolgen, auch Passanten in Gefahr kommen, an- eventuell umgefahren zu werden, ist wohl einleuchtend. Nach Erfahrung des Einsenders sind leider sogar Beamte des Sicherheitsdienstes der Mei nung, daß es Fälle geben könne, wo solches gerechtfertigt sei; so z. B. wenn auf der rechten Seite der Straße, in die das Geschirr ciubiegen will, ein Motorwagen der Straßenbahn entgegenkomme. Bei einigem Nachdenken wird man finden, wie falsch diese Ansicht ist. Der betr. Geschirrführer hat eben dann ans der rechten Seite der Straße zu warten, bis der Straßenbahnwagen vorüber ist. Gerade hier in Leipzig ist das geschilderte Fahren zu einer wahren Manie geworden und ist so eingewurzelt, daß es im gewöhnlichen Getriebe des Verkehrs vollständig unbeachtet bleibt. Wenn die Behörde nun scharf dagegen einschreitet, so tut sie es nur im wohlverstandenen Interesse des Ver kehrs, und von feiten des Publikums sollte man den ausfiibrenden Be amten alle Unterstützung angcdeihen lassen. Anstatt solche eingangs erwähnte Resolutionen zu fassen, würde es für die Geschirrfiihrer sehr empfehlenswert sein, sich mehr als bisher mit den Vorschriften der VO. vertraut zu machen. X. MmatoMMsetitz VoMbruM des ßsukLlisn MleMiÄiis von» 21 r»l8 etn8Ol»Iie88Ue1» 28. vr., »dencks 8V, vdr m ä r Uldentkslle i>vs ü VorDnnig neuerter ledemler LieiMcker 2! imt«r irvklvitnax v»» lillittüriiia8lle. ^us dem lodalt sei orverhhllt: t. ^dt. ItnUkninedv, r„88>8ol»« «»»«> »»gUnol»« Stapcllauk eines Schiffes cker „Dreackoongbt"-XIasse, Unterseeboots oto., ferner: Di« erosse Duttsportvocbo m Keims, Lin- nnck Tveickocksr. 2. .Itzt. I1ei80i»»n»i-nin». Sturm im (lolt von Liscaxa. Dapplancks Vogelbergc. Im Land 6er Kittornaodtmonne, kismeer etc. 3. lickt. «ter «Ivut.eU»» lUsrli.»- Llanövcr cker LaUons „Oross", ,?arseval" uack „Zeppelin". Segelregatta in Oorv«. t. äckt. Ilolaot«!» I Nn,8. Leden nnck Drvidoo in Tanga. Kino kndrt ckurek das Lsanibm lebirge, Ur»ralck-8«olleri'eo, Stromscbnellen ete. Lio IVilcken beim Liseu adobau. Ls kommen «nssekliesslteh Icdvocke vilcker rar Vorlvdrnnx. kinlrlttspreis«: l'eservlerte numeriert« kltitrv (nur im Vorvork.uk .n cker DescbLktsstvIIe örübl 23, I-, kür Mitglieder nnck kremcke) lilk. 1.—. 1. 1'l.tr 75 ktff 2. L1.tr 50 kkx. Dio Kitglieckevablen gegen Vorzeigung idrer Ujtxliecksk.r1e, aber- nur im Vorverk. t «m cker Oesedittttttelle krlldl 22, I., dl» n»ekm. 5 Odr: 1. ri.t- KO r»kx. 2. ri»t- »0 rrx. cker ^deockkasso ».HIo» »ucd ckio ilitgliocker volle kreise. ^uskükrlickes l'rogramm mit erliiuternckem Tert 10 Kkg Fn ckcn Nachmittagen cker Vorkllbruogstag« 2'/, nnck k'/. Udr »rercken ckio leickeo Lilcker cken Schillern cker diesigen Schulen gezeigt, ^n Stelle cker Zlllitärmusik tritt bei ckioaon Vorführungen LrkILronx cker Lilcker ckurek sack- v ständige kiockner. Xu diesen Kaedmitt»?»-Vorführungen vvrckev Karten kür c.rvacbsevo k KO nnck kür Kinder d 20 kkg. in beschränkter Aird! .uaeveobon. .In <bn Vorfibrnvgstagon ist die 8escbLtt«teIIe auch über geöffnet. nehmen entgegen: e »rildl 22, k, ck e S»»U, dl er, ke«oi»rkt ZK. ««»»» ». X. 8. 0. V. Ule in Leiprig veilen den Angehörigen des kl. L. 8. 0. V. erlaubt sieb unterfertigter 8. 0. ru dem am 8onnndenck, cken 29. cknnn.r 1910, im k.ukmLnnlseden Verelnskanse stattünckeocksn 8. D. H»t8orlL«»ii»uer8 goriemevck einrulacken. »«r 8. O. Li» I v»8 ». L. prL8t<N«r»i»6« Oorp» H»urtu^t«. I. IVUrsig X X »- >. n,. Oeffcntliche Versammlung Montag, 31. d. M., abends 8V< Uhr, im Saale der Alten Handelsbörse, Naschmarkt. Voi'li'sg öee fesu ?rok. Knulrvndei'g sUreurnaok): Die sittliche Erziehung -er Jugend und die Alkoholfrnge. , Danach freie Aussprache. Leipzig, 26. Januar 1910. ,4°« vrrtrksvkrkin des D. Vereins gegen den Mttzdrauch geistiger «etränke. — Leipziger Ortsgruppen des «vg. D. Krauenveretn», des D. Frauenbundes und des D.-epang. Frauenbundes. — Leipziger Lehreriunen-Berein. (Oft- und Wrstprenßen). rrr». Jeden Freitag abend» 8 Uhr Versamm lung im Krtzftal - Palast, 1. Etage, Glockenzimmrr. Land-lrutr willkommen. Lnr a»8 V«l»r»rt8t«g«8 8vti»er «Ie8 ILsiner» gucket beute, Donnerstag, den 27. ckavuar, mittags 12 Oki l*»r«>l«»ii8gal>e> auk dem klatro vor dem Reichsgericht statt. Die Otürierkorps sind 11.4b cingetrokken. ^nrng: karackeanrng (lllantel). »»e« Hausbcsitzerverein beiprix-vst. Nach der in der Generalversammlung vom 21. Januar d. I. stattgefundenen Neuwahl von 6 Vorstandsmitgliedern unv darauf erfolgten Konstttuirung setzt sich der Borstand de» Vereins wie folgt zusammen: Sedmlckt, O.rl, priv. Kaufmann und Stadtrat, Vorsitzender, Starke, kernd., Oberlehrer, vellv. Vorsitzender, Schumann, Kaul, Prokurist, Schriftführer, lllledaells, kelndolck, Oberlehrer, stellv. Schriftführer, «tiger, Herrn., Rentier, Kassierer, Deser, krnst, priv. Echnridermeister, stellv. Kassierer, Loge, <l»rl, Kaufmann, Il.nke, Otto, Prokurist, Illlltu» Herrn., Lithograph, z V-Nla«!. .i<«»ekim, krieckr., Fabrikant und Stadtverordneter, i ktetrsed, llitirttn, Kaufmann, Kühle, O.rl, Musikallenverleger, ) Leipzig, den 27. Jannar 1910. -»14» O» Sehmlcki, Vorsitzender.
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