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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 04.11.1907
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-11-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19071104019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907110401
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907110401
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1907
-
Monat
1907-11
- Tag 1907-11-04
-
Monat
1907-11
-
Jahr
1907
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1. Beilage Montag, 4. November 1W7. Lei-Mer Tageblatt. «r. 30«. 101. Jahr««««. Amtlicher Teil. Der Bau »tu« 140,0 » lange» vetsnschleufe i» »er Gtratze 25 t« Leipzig-Eutritzsch soll an einen Unter- nehmrc verdungen werben. Die Bedingungen und Arbeit-Verzeichnisse für diese Arbeit liegen in unserem Tiefbauamte. Ratbau-, Dachgeschoß, Zimmer Nr. 543 au- und können dort ringefehen oder gegen Entrichtung von 0,5u entnommen werdrn. Angebote sind verschlossen und mit der Aufschrift: „Bau einer Betonschleufe tn Leivzig-Sutritzsch" verleben in dem oben bezeichneten GeschäslSzimmer bis Mittwoch, »en IS November >VO7, II Uhr vorm. portofrei rinzuretchrn. Die Eröffnung der Angebote erfolgt zu dieser Zeit im 2. Oberqeschotz, Zimmer Nr. 426 tn Gegen- wart der etwa erschienenen Bewerber oder deren Bevoll mächtigten. Der Rat bebält sich jede Entschließung, insbesondere da- Recht vor, tämtliche Angebote abzulrhnrn. Leipzig, den 2. November >907. Des Rat» Deputation zum Tiesbauweseu. D. 4. Nr. 1078t, Lide. Nr. 159. KonkursnMe-Bcrkauf. Die Konkursmasse Oe»., Leipzig, Elektrisches Jnfrallationsgeschäft. bestehend au- Werk eug, Vorräten. KontoieinliRtimg, ungefähr im Weite von 250t OX, soll bei annehmbaren Geboten im ganzen verkauft werden. Das GrschäilSlokal, Leipzig. Gerberstraue 48 SO, ist bis zum 6. November 1907 tagtäglich von 9 bis 12 vorm. und 3 bis 5 nachm. zur Besichtigung der Masse geöstnet. Gebote im geschlossenen Kuvert vebme ich in meinem Bureau, Neu markt 3 N. bis zum 7 November 1907 entgegen. 02»S4 Vr. lilitller, Konkursverwalter. Leipzig. Leipziger Angelegenheiten. Leipzig. 4. November. Settgemätze Aagdregeln. Im November erreicht die Jagd ihren Höhepunkt. Von Mitte November ab beginnt auch die Abschußzeit für Ziemer und Krammets- vögel, und es gibt dann in Sachsen überhaupt kein jagdbares Wild mehr, das nicht erlegt werden dürste. Immer und immer wieder ereignen sich in dieser Hochsaison mannigfache Unfälle bei Jagden, und cs erscheint daher wohl angebracht, altbewährte Jagdregcln ins Gedächtnis zurück- ,-prüfen. Schußwaffen, ob geladen oder ungeladen, müssen stets so ge handhabt werden, daß die Mündung der Waffe nie auf den Menschen zeigt, vorzugsweise beim Laden und Entladen. Die Schußwaffe ist zu entladen in bedeckten Räumen, auf Wagen bei der Fahrt, aus der Hand gegeben z. B. an Bäumen, Mauern, Hecken usw. angelehnt, beim Ueber- winden von Hindernissen, z. B. Glatteis, Gräben, Dämmen, beim Zu- 'ommenkommen der Schuhen oder Treiber nach dem Jagen. Di« ge ladene gesicherte Waffe muß an einem festgemachten Riemen so getragen werden, daß die Mundung nach oben zeigt. Es sei hierzu bemerkt, daß geladen« und in Ruh gesetzte Waffen als gesichert nicht angesehen loerden können. Daher sind nur in Ruh gesetzte Waffen in Gesellschaft von Menschen, besonders bei ungeschickten und zerstreuten Jägern nicht zu dulden. Geladene und gespannte Waffen werden getragen unter dem Arm Mündung nach dem Erdboden zeigend oder auf der Schulter, Mündung nach rückwärts, aufwärts zeigend, oder fertig )um Schießen, Mündung nach vorn auswärts. Neber das Schießen gilt als Regel: Man sehe sich nm, ob das Schußfeld menschenfrei ist, und lasse, wo nicht völlige Sicherheit vorhanden, lieber das Wild unbeschossen passieren. Im besonderen gilt diese Regel für das Schießen mit der Büchse, deren Geschosse sehr weit fliegen. Man schieße mit Schrot nicht mehr nach vorn, wenn im Walotreiben die Treiber auf «twa 100 Schritte an den Schützen herangekommen sind. Es empfiehlt sich, diesen Moment ab- blasen zu lassen. In den Feldkessel hinein wird nicht mehr geschossen, sc bald abgeblasen ist. Dieses Signal ist immer zeitig genug zu geben. Man ziele gewissermaßen, ziehe dem Wilde weder durch die Linie der Schützen, noch durch die Linie der Treiber nach und schieß« lieber heraus aus dem Trieb. Es empfiehlt sich bei dielen Waldjagden, daß der Jagdherr nur nach einer Seite schießen läßt. — Zum Schluß sei darauf hingewiesen, daß der Jagdpächter für Jagdunfälle, auch wenn sie durch die Jagdgäfte verursacht werden, haftbar ist. Der etwaige Ner- merk auf der Einladungskarte, daß sich jeder Jagdgast der Jagdordnung zu fügen hat und durch Nichteinhalten für alle Handlungen selbst ver antwortlich ist, enthebt den Jagdpächter nicht seiner Haftpflicht. Den einzigen Schutz bieten hier nur Haftpflichtversicherungen für etwaige Jagdunfälle. * * Ltävtische Bürgschaft für ein 2'/, Mtllionen-Darlehu »er Gemein nützigen Bangefetlschait. Die Gemeinnütze Baugeiell chaft, AktiengesclUchust in Leipzig, hat brlannttich im Jahre 1902 von der Siadtgemeinde Leipzig ein in >2 Baublöcke eingetrilte» Gelände von 81535 Quadratmeter Fläche in Lößniger Flur auf 100 Jahre in Erbbaurecht erkalten. Unter Ver wendung de- Aktienkapitals von 500 000 und eines feiten- der sächsischen Lande-vrrsicherung-anstalt gewährten Hypothekarischen DarlehnS von 1 200000 sind aus dem kleineren Teile diese» Gebiet- in den Jahren 1903—1905 46 Häuser errichtet worden, die rund 400 Wohnungen enthalten. In der letzten Zeit sind nun die Nachfragen nach Wohnungen, etwa im Prelle von 200—240 ^l, bei der Verwaltung der Gelell'chast sehr zahlreich gewesen und beim Jahreswechsel 19,6/07 mußten über 150 Miets lustige obgewieie» werden. Die Nachfrage nach Wohnungen bürste noch außerordentlich steigen, wenn erst das gewante große siäsiische Elektrizitätswerk in unmittelbarer Nachbarschaft der HSwrrkolonie erbaut wirb. Die Gesellichaft hat be-dalb beschlossen, den Rest de- ihr in Erbbaurecht gegebenen Geländes zu bebauen. Es würde das au-reichen zur Errichtung von 84 Ge- bäuven mit etwa 200 vierräumigen, 500 dreiräumigen und 40 zwei räumigen Wohnnagen, also insgesamt 740 Wohnungen. Die Bauzeit soll auf 5 Jahre verteilt werden, beginnend mit dem Jahre 1908. Hierzu bedarf d>« Gesellichaft eine» Kapital- von 2'/, Millionen Mark. Die Lanvesversicherung-anstalt Königreich Sachsen ist nun bereit, auch diel« 2'/, Millionen, gleich den früheren 1200 000 als hypothekarisches Darlehn zu gewähren, wenn die Stadtgemeinde Leipzig, wie sie e- schon bei dem eben genannten Betrage getan hat, wieder die selbstschuldnerische Bürgschaft übernimmt. Nach einarbenber Prüfung aller Verhält nisse, namentlich aber vuter Berücksichtigung des Umstandes, daß an gesunk-eu kleineren Wohnungen in brr bezeichneten Preislage ein großer Mangel herrscht, hat der Rat beschlossen, dem Gesuche der Gesellschaft zu entlprechen. Er schlägt de-balb den Slaütveroidneten vor: Geneigtheit zu erklären, in das durch Aufnahme eine- DarlehnS von 2'/, Millionen Mark feiten- der Landr-oersicherung-anslalt Königreich Sachten zwischen dieier und der Gemeinnützigen Baugeiellschast entstehende Schuldverhält- niS unter denselben Bedingungen wie bei dem früheren Darlehn von 1200000 einzutreten. * Städtischer Beitrag für Sie Echneitzerfachschule. Seit dem I. April 1905 wtro auf Veranlassung unv au- Mitteln der diesigen Schneiderinnung den im dritten Lehrjahre stehenden Schnetderlkbrlingen ein leviglich praktischen Berui-arbeiten dienender Fachunterricht in zwei Kurien von wöchentlich i« zwei Stunden erteilt. Da sich dieser Unlerrtcht bewährt hat, so ist er seit 1. April 1907 auch auf die Lehrlinge de- ersten un» zweiten Lehrjahre» ausgedehnt worden. In Anbetracht der stark gestieqenen Kosten hat rinn die Innung den Rat um einen Beitrag ersucht. Da die »ingevolten Gutachten den Wert te» Fachunterricht- bestätigt haben, namentlich für Lehrlinge bei kleineren Meistern, so Hal ter Rat vo,behältlich der Zustimmung der Stadtverordneten beschlossen, der hiesigen Schneiderinnung vom lausenden Jahre ab bis auf weitere- zu den Kosten de- Fachunterricht- einen lährlichen Beitrag von 200 ^1 zu gewähren. * Wirtschaftlicher Vortrag im Bereit» Volk-Wohl. Der Verein Volkswohl arbeitet unentwegt an der Bildung und Aufklärung des Volkes. Seit 3b Jahren hat er dieses hoh« Ziel verfolgt und Erfolge zu verzeichnen. Auch in diesem Jahr« hat er wieder ein« Reihe populär wissenschaftlicher Vorträge anaekündiat, di« voraussichtlich zahlreich be sucht werden. Neulich sprach Dr. Kühn, der ja auch unseren Lesern als medizinischer Mitarbeiter bekannt ist. Es ist ein erfreuliches Zeichen, daß jetzt im Volk« die Sucht nach Aufklärung in medizinischen respektive hygienischen Dingen ein« stetig wachsende ist. DaS Volk will wissen, wie es seine Gesundheit sich erhält, nicht erst wiederherstellt. Gestern hat nun auch di« Reihe der volkswirtschaftlichen Vorträge begonnen. Es sprach der in Leipzig und weit über seine Grenzen hinaus bekannte VclkSwirtschaftSlehrer Dr. Bernhard Westenberger. Herr Westenberger ist ein geborener Volksredner. Er weiß eine ebenso interessante, wie schwierige Materie — und das ist die Volkswirtschafts lehre — dem großen Publikum genießbar zu machen. Er sprach und wird einige Sonntage weiter sprechen über: „Die wirtschaftliche Ent wickelung des Deutschen Reiches und die daraus hervorgegangenen Lebensfragen der Gegenwart." .Kurz berührte er einleitend die Bedeu tung der Volkswirtschaftslehre. Er hob besonders den Satz hervor, daß ein arbeitendes Volk sich nicht bloß Wohlstand, sondern politische Macht und Freiheit erwerbe. Er betonte besonders die Notwendigkeit, daß im Volke wirtschaftliche Kenntnisse verbreitet werden müßten. Und nun begann er auf eine scheinbare Gefahr in unserem Vaterlande Hinzu wersen: den stetigen Massenzuwachs. Zahlen sprechen! Es werden im Deutschen Reiche jährlich 2 Millionen Menschen geboren; es sterben 1 200 000. Also ein stetiger Zuwachs von 800 000. Ferner eine andere Statistik! Im Jahre 1800 hatte Deutsch land 20 Millionen, im Jahre 1870 38 Millionen und 1905 60 Millionen Einwohner aufzuweisen. Danach würde es 1940 schließlich auf 100 Millionen gekommen sein. Und nun wirft sich di« brennende Frage von allein auf: „Wie wird dieser Nachwuchs leben? Wird nicht alle Existenz in Zukunft viel schwieriger werden?" Diese Frage ist tatsäch- sich eine brennende, denn alle unsere volkswirtschaftlichen Verhältnisse hängen mit diesem Massenzuwachs zusammen. Um nun zuerst ein klares Bild von der wirtschaftlichen Entwickelung eines Volkes zu geben, ging der Redner auf das Jahr 1805 zurück. Er zeigt«, daß sich das wirtschaftliche Leben damals in einem viel engeren Kreise bewegt hatte. Er schilderte den damaligen Welthandel, der nur für di« großen Plätze in Betracht gekommen war. Im übrigen gab es nur einen Kleinhandel. Er schilderte die damals bestehenden 38 Zoll- und Mautsysteme; dann das Wirtschaftsleben der Stadt und die damalige Landwirtschaft, die sich bis in die Stadt hineinzog. Auch die Hauswirtschaft war zu jener Zeit eine ganz andere. Die Hausfrau war ebenfalls Produzentin. (Brot- backen, Spinnen usw.) Mit dem „goldenen Boden' des Handwerks standes sah es damals nicht so herrlich aus, als man es sich jetzt einzu reden sucht. Er dominierte allerdings damals wie kein anderer. Auf 1000 Einwohner kamen 50 Handwerker. Dann kam der Redner auf di« sogenannte alte gute Zeit zu sprechen, die doch eine recht arme war. Damals kamen auf den Kopf 12 Kilogramm Fleisch; heutzutage kommen 41 Kilogramm. Auch Napoleons heilsamen Einflusses auf Deutschlands wirtschaftliche Entwickelung wurde gedacht. Und zuletzt des großen Friedrich Lists reformatorischer Tätigkeit. — Der klare, allen verständ liche Vortrag fand allgemeinen Beifall. Den nächsten Vorträgen Dr. Westenbergers werden all« mit gesteigertem Interesse entgegensehen. Variete Battenberg. Eine fesche Soubrette. Englisch natürlich und dann auch „Excentric"! Sie nennt sich Nelly Palmay und gefällt. Und dann noch eine Engländerin, Miß Naskins nennt sie sich. Sie hat gut dressierte Affen. Die turnen wie die besten Akro baten. Beachtenswerte Rivalen finden sie — als Akrobaten! — in den Franklin und Eros, die einen großartigen Acrobatic Melange- Act aussühren. Und dann kommt sonniger, lachender Humor auf die Bühne. Fritz Brand, der Komiker tritt auf. Er singt das politisch, satirische Lied'oom Schlaraffenland. Die neueste Politik kommt darin vor: Harden-Moltkeprozeß; Eulenburg, Bülow. Dann bringt er eine famose Reichstagsverhandlung und zuletzt natürlich, die Weiber! „Alles wegen der Weiber!" Und nach ihm treten — Kontorsionisten auf. Was das ist? Kein Fremdwörterbuch verrät dies. Kein Philologe kann's deuten. Es ist eines jener modern lateinischen Ausdrücke, die zebn Kommentare gebrauchen, wenn man sie fick klar machen will. Wir lächeln über das Küchenlatein des Mittelalters. Ueber das Reklame- Artisten-Latein der neuesten Zeit aber möchte man weinen. Alle Wörter auf ol — Lactagol, Glättol usw. — oder auf in — Glättolin, Trinkin usw. — sind Mißgeburten der Sprachhölle. Was nun Kontorsionisten sind. Dasselbe für das Auge und die Glieder wie das Wort für die Zunge. Sie verstehen ihre Glieder geradezu auf unglaubliche Weise zu verrenken. Keiner macht's dem „Genaro L Theol-Trio" nach. Dos ist Kunst! Das ist eine Sopbistik der Glieder. Aus einem Men schen wird ein Molluske, ein Polnp, ein — nein, die Naturgeschichte kennt solche Wesen nicht! Wenigstens in Brehm" findet sich keinS dieser Art. Und nun kommt die Verrenkung des WitzeS: die Burleske; die Groteske! Mark Twainscher Humor ins Gymnastische übertragen. Amerikanische Ercentries in tollster Laune. Tbe Pollos nennen sie sich. Die Geschichte mit dem lebenden Stuhl ist eine Mark Twain- sche Humoreske auf der Brettl-Dühne dargestellt. Aber nun folgt etwas HocharistokraiischeZ nach dem Plebejischen. Hohe Schule! Zirkus, be stehend aus drei Personen und zwei Pferden. Ein Jockei-Akt. „Her- mann Althoff Trio" heißt er. Alles ist großartig, nur eins ist verfehlt: unser alter guter Naschmarkt als Hintergrund. Bombay wäre besser gewesen. Das kennt wenigstens kein Leipziger. Und nun die Elitenummer, bei der nicht serviert werden darf: Mizi Gizi! Ich habe sie vor einem Dutzend Jahren gesehen. In Breslau. Da be- gann sie ihre Laufbahn. Ein pikantes, liebenswürdiges Wesen in fri scher, kecker Jugendblüte. Und jetzt? Ich möchte nicht gern als plumper Schmeichler gelten. Aber sic ist noch dieselbe. Sie ist um ein Dutzend Jahre älter geworden, aber nicht alt. Und doch ist sie älter, d. h. gereifter geworden als Künstlerin. Ihre Brettlkunst ist meisterhaft geworden. Ihr Eouplet von der Ansichtskartenkollektion macht sie zu einem weiblichen Otto Rcutter. Zum Schlüsse treten die drei Gebrü der Wille mit dem Akzent auf dem deutschen E auf. Sie leisten als Handeguilibristen Großes; als Kopieauilibristen aber geradezu Großartiges. Der American Biograph bringt lustige und rühr, selige Szenen ans der Welt, wie sie ist und wie sie nicht ist. Das ist das Programm des Battenberg-Varieh-. * Dem Andenken Paches! Am Gebäude der 22. Bezirksschule in L.-L i nd en au, der Wirkungsstätte des vor etwas mehr als Jahres frist Heimgegangenen Direktors Pacht, des verdienten FortbildungS- schulmannes, hat der „Deutsche Verein für Fortbildungsschulwesen" eine Bronzetasel mit dem Bildnisse des Verewigten anbringen lassen, um so Zeugnis abzulegen von der Anerkennung, die man ihm in deut schen Landen zollt. Gestern mittag wurde dieses Erinnerungszeichen enthüllt und der Stadt übergeben. Zu der Feier hatten sich die Familienangehörigen Paches, ferner als Vertreter der königlichen und städtischen Behörden Bezirksschulinspektor I>vr. Müller, Siadtrat Dr. Magier, Geh. Rcgierungsrat Dr. Häpe, Stadtverordnetenvor- steher Dr. Rothe, sowie viele FortbildungSschulmänner von nah und fern, Vertreter des Gewerbes usw. eingefunden. Die Vereine, denen Pache im Ortsteile angehört hatte, waren durch Fabnendeputationen vertreten. Die Feier wurde eingeleitet durch Gesang einer Vereinigung von Fortbildungsschullehrern unter Leitung des Lehrers Johannes Wagner. Dann bestieg Fortbildungsschuldirektor Scharf aus Mägde- bürg die am Gebäude errichtete Estrade; in beredten Worten schilderte er die Verdienste Paches, der ein Propagandist und Heerführer im Kampfe für das deutsche Fortbildungsschulwesen gewesen sei und mit überzeugunastreuem Idealismus für dasselbe gewirkt habe. Der Redner enthüllte sodann die Gedächtnistafel und übergab sie im Namen des „Deutschen Jortbildungsschulvereins" in die Obhut der Stadt Leipzig. Im Auftrage des Rates übernahm Stadtrat Dr. Wagler das Erinnerungszeichen und führte etwa folgendes aus: „Nennt man die besten Namen, wird auch der seine genannt" — dieses Dichterwort, an- gewendet auf die Männer, die im Kampfe um die Entwickelung des deutschen Fortbildungsschulwesens in vorderster Reihe stritten, wo sei es besser am Platze, als am gegenwärtigen Versammlungsorte, ange- sichts der ehernen Tafel, die die Züge des verewigten Schuldirektors Pache so getreu wiodergebe. Möge auch seine allenthalben stark zur Be- tätigung geneigte Persönlichkeit auf dem Gebiete der Kommunalpolitik, der Kirchen, und Schulpolitik, wie das in derlei Verhältnissen natürlich sei, nicht immer der erhofften ungeteilten Zustimmung begegnet sein, so lei doch so viel gewiß, daß Pache als Führer der deutschen Fortbildungs schulmänner sich einer begeisterten Gefolgschaft erfreut habe, die er zu manchem Siege führte. Sein Verdienst sei es, wenn zahlreiche deut.me Städte, die ihre Landesgesetzgebung dazu nicht zwinge, auf Grund der Reichsgewerbeordnung freiwillig die Jortbildungsschulpflicht begründe- ten; ja der Heimberufene habe hier und da im Deutschen Reiche seine letzten Ideale, die Tagesfortbildungsschule im eigenen.Heim mit Haupt- amtlich angestcllten Lehrern, in einem Maße erreicht gesehen, wie dies zurzeit nicht einmal allenthalben im Königreich Sachsen, dem Vater- lande der deutschen Fortbildungsschule, der Fall sei. Doch werde man auch hier in den von ihm gewiesenen Bckhnen wandeln müssen. An Stelle einer etwa in der Schuloula aufgestellten Büste habe der Fortbudungs- schulverein richtig sein Bildnis vor die Ocfsentlicbkeit gestellt, da V^e eine in den westlichen Vororten volkstümliche Persönlichkeit gewesen sei. An dieser Stelle werde sein Bildnis die Erinnerung an ibn lebendig erhalten, seine Mitarbeiter und Nachfolger im Berufe des Fortbil- dungsmannes aber aneisern, gleich ihm für das Wohl dieser Schul gattung zu streben. Mit dem Ausdrucke des Tankes für die pietätvolle Gabe übernahm Redner hieraus das Bildnis in das Eigentum der Stadt, d-ssen treue Pflege -usichernd. Abermaliger Gesang der Fort- dildungsschullehrer („Wie könnt' ich dein vergessen") schloß die schlichte eindrucksvolle Feier. Erwähnt sei noch, daß die vorzüglich gelungene Bronzetafel von unserem heimischen Medailleur Professor iul Sturm gefertigt und in der Bildaießerei vonPirnerLFranzin Dresden-Löbtau gegossen worden ist. * Der Ratgeber bei der BernsSwahl für die weibliche Jugend Leip zigs, herausgegeben vom Leipziger Lehrerinnenverein, wird jetzt wiedei mit behördlicher Genehmigung in den Schulen verkauft. Tas Hcn kostet nur 10 Pfa. Der Inhalt ist: Häusliche Berufe, Krankenpflege und verwandte Berufe, Gewerbliche Berufe, Kaufmännische Berufe, Fernsprechgehilfin, Lehrberuf, Wissenschaftliche Berufe, Kunst und Kirnstaewerbe. Der Abschnitt: Gesundheitliche Gefahren in verschiede neu Berufen wurde von Leipziger Äcrzten bearbeitet. Der wichtige Ab schnitt über die Kranken». Invaliden- und Unfallversicherung, soweit sie erwerbende Frauen angeht, wurde von der Nechtsschutzstelle für Frauen zusammengestellt. Ueber Unterrichtsanstalten, Vereine, Heime gibt das Heft ebenfalls Auskunft. — Es ist gewiß eine Empfehlung für den Rat geber, daß seit seinem Erscheinen 1904 schon 9000 Hefte verkauft wurden. Den Verkauf von einzelnen Heften haben freundlichst über nommen: Verein zur Arbeitsbeschaffung für Bedürftige, Gewand gäßchen, Kaufhaus, Laden 19; Verein für Arbeitsnachweis, Münzgassc Nr. 24; Buchhandlung von Gräte, Ecke Universitäts- und Schillerstraßc; Papierhandlung von Brause, Kurprinzstraße 13. -r. Raucher in Nichtraucherabteilen. Eisenoahnreiscndc in Nicht raucherabteilen haben selbstverständlich Anspruch darauf, daß in diesen Abteilen nicht geraucht wird. Neuerdings ist Klage geführt worden, daß — insbesondere bei starkem Personenverkehre — Reisende mit brennen der Zigarre usw. in Nichtraucherabteilen Platz genommen und das Rauchen auch dann fortgesetzt haben, als sie darauf aufmerksam gemacht wurden, daß dies unzulässig sei. Die Sächs. StacnSbahnverwaltung bat deshalb das StationS- und Fahrpersonal erneut angewiesen, gegen derartige Zuwiderhandlungen unbedingt und entschieden einzuschreiten. Es liegt deshalb im Interesse der Reisenden, sich den getroffenen An ordnungen zu fügen, wenn sie sich nicht der Bestrafung aussehen wollen. * Milchmerkblatt. Im Buchhandel ist vor kurzem ein im Kaiser ¬ lichen Gesundheitsamt bearbeitetes Milchmerkblatt erschienen. In diesem werden knapp und allgemein verständlich die Milcherzeugung und der Milchvcrbrauck, die Zusammensetzung der Milch, ihre Bedeutung für die Gesundheit der Menschen, ihre Gewinnung und Behandlung, ein schließlich der zuweilen vorkommenden Milchfehler besprochen. Zum Schluß wird auch die Herstellung von Butter, Käse, Kefir, sowie dir Gewinnung des Kumys (ans Stutenmilch) und der kondensierten Milcd erörtert. Das Merkblatt ist im Verlage von Julius Springer, Ber lin >7. 24, Monbijouplah 3, erschienen und von dort oder sonst durch den Buchhandel zu beziehen. Aus starkem .Kartonpapier gedruckte Erem- plare kosten einzeln 10 Pfa.^ 50 Exemplare 4 100 Exemplare 7 .4, 1000 Exemplare 60 ^4. Behörden und gemeinnützige Körperschaften kön nen Abzüge des Merkblattes in beschränkter Anzahl vom Kaiserlichen Gesundheitsamt unentgeltlich erhalten. * Stiftung-fest. Am Sonnabend, den 2. November, veranstaltete der Männergesaagverein „Hoffnung" in Reudnitz im „Scblotzkeller" zur Feier seines 38. Stiftung-feste- eia Konzert. Mit den lenzeSfrokeu „Maicniag" und „Waldesrauschen", zwei Cdören. die in wunderbarer Weise zu Gehör kamen, führte sich der Verein in vornehmer Art ein. Aus gleich künstlerischer Höbe stan) die Vortragsweise der folgenden Cböre ..Sommernacht", „tzerbstlied", „Im Winter" usw. Man ist da- beim Männergrsangverem „Hoffnung" unter der erfolgreichen Leitung des Herrn Heybey auch gar nicht anders gewöhnt. Er brberrscht da- reiche, ihm zur Verfügung stehende Stimmenmaterial fo vortreff lich, weiß so viel herouSzuholen, daß es eine Lust und rin Genuß war. sich in diesem sange-fcoken Kreis aushalten zu können. Die musikalischen Darbi-iungen durch da» Leipziger Tonlünstlerorchesler vaßten sich dem gesanglichen T-'l in würdiger Form an. Nach dem Konzert fand ein Ball statt. * Männervortrag HauS Wegener. Heute Montag, abends (49 Uhr, spricht Hans Wegener, der Verfasser des Buches: „Wir jungen Männer , in einem vom Verein zur Hebung der öffentlichen Sittlich keit veranstalteten Vortragsabend (nur vor Männern) über das Thema: „Dcrs Geschlechtsleben und der jung« Mann". Bei der zu erwartenden starken Beteiligung dürfte eS angebracht sein, sich einen reservierten Platz zu sichern. — Korten dazu t 50 Pfg. sind in der Hinrichsschen Buchhandlung, Grimmaische Straße 32, und an der Kasse zu haben. * OSkar Wilde-Abend. Heute abend findet im Saale des „Hotel d« Prusse" der angezeiate Oskar Wilde- Abend statt, und zwar wird der Königliche Hofschauspieler Paul Wieck« aus Dresden seinen Vorträgen folgendes Programm zugrunde legen: 1. Teil: Bruchstücke aus prokrurckis", Ballade von, Zuchthaus zu Reading. Gedichte in Prosa („Der Schüler", „Der Meister". „Der Künstler", „Der Heiland"). 2. Teil: Märchen („Die Rose und di« Nachtigall", „Der ergebene Freund", „Die bedeutende Rakete"). Nachwort (Aufzeichnungen Andre Gides, eines Freundes des Dichter-, über di« letzte Lvidenszeit Oskar Wildes). * HnnVert Jahre Leipzig. Im Festbureau, da» der Verein Leipziger Presse für sein am 8. November im Zeniraltbeater siattfindendeS Presse fest in der Gottschedstraße 21 eröffnet bat, herrscht jetzt mittao- von 1t bis 1 Uhr regeS Leben. ES werden Eintrittskarten abgrholt, Tomdolaqaben abgelie ert usw. Aus alle Anfragen, besonder» wegen der anzuleaendrn Kostüme, wird dort bereit- willigst Au-kanft erteilt Reben den künstlerisch wertvollen Spenden für lic Tombola sind auch Gaben von bedeutendem materiellen Wert gestiftet worden, so Passepartout» für den Palmenaarten. sür den Zoologischen Garten und für die Kammerkonzerte de- Windersteinorchester». Ein Freund de-Vereins Leipziger Presse bat eine Freifahrt Hamburg-London und zurück gestiftet, und die Ostasrika-Linie zwei Karten für eine Freifahrt nach Neapel. Gute Reise den glücklichen Gewinnern! Jahn, Wilhelm I. und vi-marck. Vom Ausschuß der Deutschen Turner schaft sind zur Aufstellung in der großen Nische deS JahnmuteumS in Freyburg a. Unstrut drei große Bronze-Büsten beschaffen worden und zwar die ces Turn vater Jahn, die des Kaber Wilhelm 1. (Bepaebüste) und die Fürst Bismarcks leb. »falls BegaSbüstr). Die Büsten sind für wenige Tage zur Besichtigung bei Carl B. Lorct, ThomaSring l3, ausgestellt und jeder, der deutschen Sinn hat, ist zur Besichtigung eingeladen. * Paritätischer ArbeitSaachwei- Leipzig. Im Oktober wurden in der männlichen Ableitung 130 Arbeit-lole aus dein Vormonat übernommen, 1371 neu eingeschrieben Insgesamt wurden 1174 Perwarn verlangt, davon 90 nach auswärts. Vermittelt wurden 1012 Personen, davon 83 nach auswärts In der weiblichen Abteilung wurden 108 Arbrit-Ioie au- dem Vormonat übernommen, 1494 ueu eingeschrieben. Die Zahl der verlangten Personen be trug 1743, davon 18 nach auSwärt». Vermittelt wurden (einschl. 10 nach aus wärts) in-gcsamt 1349 Personen, darunter 164 Dienstmädchen. * Leipziger Ballsbureau (össintlich gemeinnützige Rechtsauskunftsstelle, Grimmaischrr Steinweg 15, 1.). Im Oktober wurde 122 selbständigen Pei- sonen (darunter 97 weiblichen) und 356 Arbeitern (darunter 97 weiblichen) in 539 Fällen Rat und Auskunft erteilt. Von den Au»kü»steu betrafen: 71 ArbeiiS- und Dienstvertrag-recht (einschl. HairdkungSgehilsenrecht), 71 soziale Versicherung-- gesetzgebung, 173 bürgerliche- Recht, 19 Gemeinde- und Staatsangelegenheiten, 8t zivilrechtliche Angelegenheiten, 70 öffentlich-rechtliche Angelegenheiten. 44 straf rechtliche Angelegenheiten und 10 Verschiedene-. Ausgesucht wurde daS Bureau von durchschnittlich 19 Prrwneu täglich. * Ja» Asyl für mäunliche Obdachlose haben in der Zeit vom 26. Ok tober bis 2. November 105 Personen vorgesprochen; davon wurden 101 ausgenommen und 4 znrückgewiesen. A«» der Umgegend. * Grotzzschocher-Winharf, 3. November. (Sparkasse. — Steuer deklaration.» Bei der hiesigen Sparkasse wurden im Monat Oktober 755 Ein lagen im Betrage von 108 445 75 bewirkt, während 391 Rückzahlungen in Höh« von 1l3 469,15^l erfolgten. Au»qrstrllt wurden 76 neue Bücher, erloschen 61 Bücher. Die Einlagen werden mit 3', Proz. verzinst. — Die den Ein wohnern zugestellten EinkommensteuerdeNarationrn sind bei B rlust des Reklamation-rechtes bi- spätesten» den 2l. November beim Gemeindeamt ein- zurrii'en. Lt. Markrouftibt, 3. November. (DerschönerungSverein. Sparkasse. — Einbruch. — Wahl.) Der rührige Verschöne- rungsverein hat unter dem Vorsitz deS Bürgermeisters Ott eine wesent liche Verschönerung unserer Stadt bewirkt. Um weitere Projekte zur Verwirklichung zu bringen, soll eine HauSkollekte Aum Besten der Ver- einskasse vorgcnommen werden. Durch einen Beitrag von mindestens 1 .4 wird die Mitgliedschaft erworben. — Die Stadtsparkassc verein nahmte im Oktober ,n 749 Fällen 154 626H9 .4 und zahlte auf 452 Kim- digungen 167 775,13 F zurück. Gegen 99 erloschene Sparbücher wurden 76 neue ausgestellt. — In der Marienstraße wurde «in frecher Ein- bruchSdiebstayl bewirkt. Diebe, welche mit den örtlichen Verhältnissen gut vertraut sein mußten, stiegen vom Hofe auS in eine Parterre- Wohnung, stahlen einen kostbaren Pelzschmuck, zwei seidene Biust«, sonstige Kleidungsstücke und entkamen unerkannt. — Die Gemeind« Göhrenz hat den Gemcindevorstand Döhler znm Ortsrichter gewählt.
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