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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.05.1898
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1898-05-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18980511010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1898051101
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1898051101
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-05
- Tag 1898-05-11
-
Monat
1898-05
-
Jahr
1898
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etleii. »v. »o t o. 1.0. « o. t.o. ,.o. w Op b6 w 6p 2ö 0. 0. i. o. «. v. i. o. o i. o. 1.0. ll. lbv.bor;. auen one» 8«r.v87: l6- l866^9S,85 ek.p.I^.98 Di» Morgru-AuSgab« erscheint nm '/,? ^hr, di» Abeud-AuSgabe Wochentags nm b Uhr.^ Re-actton und Erve-Mo«:- JohanneS»asse 8. Die Lr-edition ist Wochentag» »nunterbroch« geöffnet von früh 8 bis Abend» 7 UhL Filialen: Dttv Klemm'» Lortim. (Alfrek Hahn), Universität-stratze 3 (Paulinus»), Lost» Lüsche, UMharinrnstr. 1< Part. u»d König»platz L BezugS'PreiS K> der E>auptexpedition oder den km Siebt» bezirk und den Vororten errichteten AuS- oabestell en ab geholt: vierteljährlich mi zweimaliger täglicher Zustellung in» Haus ü.üO. Durch di« Post bezöge» für Deutschlaud und Oesterreich: viertellährlich S.—. Direkte tägliche Kreuzbandsendung in» Ausland: monatlich 7.SO. Morgen-Ausgabe. clpMcr. TaMaü Anzeiger. AmLsbl-Lt des Königliche« Land- und Amtsgerichtes Leipzig -es Nathes «nd Notizei-Nmtes der Ltadt Leipzig. Unzeigen-Prei- die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Neclam en unter dem Redactionsstrich (4 ga st-alte») bO/^, vor den Aamiliennachrichtes (6 gespalten) 40/^. Größere Schriften laut unsere» Irrt» Verzeichnis. Tabellarischer und ZiffernsciG uach höherem Tarif. Extra-Beilage« (gesalzt), nur mit der Marge».Ausgabe, ohne Postbeförderung 60.—, mit Postbrsörderuug 70.—. Iiunahmeschlnß füe Anzeigen: Abend»Ausgabe: Vormittag» 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Lei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anteile» sind stets au die Expedition zu richten. Druck »nd Verlag von L. Polz in Leipzig. 235. Mittwoch den 11. Mai 1898. 92. Jahrgang. Der Wahlkampf und die Getreidezölle. Den geriebenen Leitern der socialdemokratischen Wahl agitation ist ein Coup gelungen: Die Interpellation wegen zeit weiliger Aufhebung der Getreidezölle übt die gewünschte Wirkung, den Wahlkampf, dem wegen der bestehenden wirthschaftlichen Interessengegensätze die Schärfe ohnehin nicht fehlte, zu einem besonders erbitternden, die Waffen aufreizenden zu gestalten. Es kann leider nicht verschwiegen werden, daß bei diejxr Ge legenheit der bürgerliche Radikalismus sich Hals über Kopf in den Dienst des socialen Radicalismus gestürzt und der frei händlerische Doctrinarismus dem letzteren ebenfalls seine Unter stützung geliehen hat. Vor der Einbringung der socialdemo kratischen Interpellation war im Lager der bürgerlichen Demo kratie so gut wie gar keine Neigung bemerkbar, den Getreide courszettel zum Wahlagitator zu machen, wie die „Sächs. Arb.-Ztg." sich ausdrückte; auch die Ankündigung, die Inter pellation werde eingebracht werden, wurde auf dieser Seite mit größter Vorsicht ausgenommen. Kaum aber war die Ver handlung der Interpellation vorüber, da war das Eis ge- krochen, und mit den socialdemokratischen Blättern wetteiferten „Freisinnige Zeitung" und „Berliner Tagebl.", die Höhe der Getreidepreise als durch die deutschen Zölle bedingt hinzustellen und rühmend auf die Negierungen Frankreichs und Italiens zu verweisen, welche die Getreidezölle bis Ende Juni auf gehoben haben. Die deutsche Regierung hat sich durch die vor der Thür stehenden Reichstagswahlen nicht abhalten lassen, die sachlich gebotene Entscheidung zu treffen, d. h. eine zeitweilige Aufhebung der Getreidezölle abzuschlagen. Der Charakter der gegen wärtigen Conjunctur als einer vorübergehenden, der Umstand, daß nicht der zur Zeit allerdings ungewöhnlich theure Weizen, sondern der bei Weitem nicht in gleichem Maße gestiegene Roggen für Deutschland die Hauptbrodfrucht ist, ferner die Thatsache, daß nach den vorliegenden Zahlen die steigenden Preise nicht auf einen absoluten Mangel an verfügbarem Lrodgetreide zurück zuführen sind (auch die „National-Ztg." giebt in ihrem Wochen bericht vom 6. Mai hierüber lehrreiche Zahlen), endlich die Erfahrung, daß eine vorübergehende Veränderung der Zollsätze das Brod nicht wesentlich verbilligt, während sie bei der kom menden Ernte den Ackerbau schwer schädigen würde, — das sind die Gründe, welche die Regierung zu ihrer Weigerung, die Getreidezölle zeitweilig aufzuheben, bestimmten. Inzwischen hat die Aufhebung der Getreidezölle inFrank - reich und in Italien eine Wirkung ausgeübt, die das Ver halten der deutschen Regierung durchaus rechtfertigt. Der Welt marktpreis für Weizen und Roggen stieg. Die socialdemo kratische und die demokratische Presse kann das in den Börsen berichten natürlich nicht verschweigen. Um so unehrlicher war es, wenn dieselbe Presse zunächst fortfuhr, im politischen Theile von der Aufhebung der Getreidezölle als von einer That zu sprechen, die den Getreidepreis allgemein ermäßigen müsse. Im Börsenbericht freilich, auch in dem des „Berliner Tageblattes", wurde die preissteigernde Wirkung der in Frankreich und Italien erfolgten Zollaufhebung ohne Weiteres zugestanden; nur für Deutschland machte das „Berl. Tageblatt" eine Ausnahme, indem es die Weigerung der Regierung als Ursache nannte! Die Steigerung des Weltmarktpreises nöthigte aber bald selbst social demokratische Blätter, die Fabel von der allgemein preisdrücken den Wirkung der Aufhebung der Getreidezölle fallen zu lassen. Jetzt hieß es, die Steigerung des Weltmarktpreises durch das Vorgehen der französischen und der italienischen Regierung wäre vorauszusehen gewesen. „Trotzdem werden die „Fran zosen", schreibt die „Sächs. Arb.-Ztg.", „seht viel billigeres Brod haben, weil sie nicht mehr im Getreidepreis den hohen Zoll mit zu bezahlen haben werden". In demselben Sinne äußerte sich die „National-Zeitung". Die Thatsachen aber führen diese Ansicht »ä akgnrctum. Unter dem unmittelbaren Eindruck der Nachricht von der Aufhebung der Getreidezölle fiel allerdings der Preis in Paris um zwei Francs (nicht etwa um sieben Francs, dem Betrage des Zolls, wie die „Sächs. Arb.-Ztg." anzunehmen vorgiebt), bald „aber befestigte sich der Preis wieder derartig, daß die „Nat.-Ztg." den Rückgang als „recht maßvoll" bezeichnet und das „Berl. Tagebl." sich zu dem Bekenntniß genöthigt sieht, „ein Theil" der Zoll ermäßigung sei durch die Steigerung des Weltmarktpreises ab- sorbirt. In Zahlen drückte sich dieses Vcrhältniß folgender maßen aus: Weizen kostete in Paris am 4. Mai 29,76, am 6. Mai 30,46, am 6. Mai 30,60, am 7. Mai 30,27 Francs; Roggen kostete am 4. Mai 21,00, am 6. Mai 21,26, am 6. Mai 21,50, am 7. Mai 21,50 Francs. In Italien beobachtete man die gleiche Erscheinung. Es ist eben so, wie die deutsche Regierung in ihrer Erklärung vom 17. Mai 1891 es darstellte: Die Aufhebung der Zölle führt zu einer Hausse im Auslande, so daß, zumal bei der gleichzeitigen Betheiligung des Zwischenhandels an den Vortheilen der Auf hebung, für den inländischen Consum nur ein äußerst geringer oder gar kein Vortheil erwächst. Ein classisches Beispiel für die Richtigkeit dieses Standpunktes wird auch vom — „Berl. Tagebl." berichtet. Ihm zufolge werde auf das erste Gerücht (!) von einer bevorstehenden Aufhebung der Zölle in Frankreich eine von Berlin aus gekaufte Dampferladung La-Plata-Weizen mit 35 000 Francs Gewinn nach Antwerpen und von dort bereits am nächsten Tage mit einem weiteren Gewinn von 60 000 Francs nach Frankreich verkauft! Wenn in der angezogenen Erklärung der Regierung endlich noch bemerkt wird, der Dortheil aus einer Aufhebung der Zölle sei für den inländischen Consum um so geringer, je höher die Getreidepreise sind, je niedriger demnach das Vcrhältniß des Zolles zu ihnen sich stellt, so erhärtet die Tage desenglischen Getreidemarktes die Richtigkeit auch dieser Ansicht. In England, das bekanntlich gar keine Getreideschuhzölle hat, sind jetzt die Weizenpreise beinahe dreifach so hoch wie vor vier Jahren. Den Thatsachen zum Trotz werden die radikalen Parteien fortfahren, aus der Ablehnung der Suspension der Getreidezölle in hetzerischer Absicht Capital zu schlagen. Um so dringender ist es geboten, einer solchen Agitation durch Aufklärung ent gegenzuwirken ' ' "" Deutsches Reich. * Berlin, 10. Mai. Die gemeldete Absicht des Freiherr« v. Buol, nicht wieder zu candidiren, benützt das officielle Centrumsoraan dazu, um sich über die Geschäftsführung deS bisherigen Reichstagspräsidenten in einer überaus schmeichel haften Weise zu äußern. Die „Germania" schreibt nämlich: „Der Präsident des Reichstages, Frhr. v. Buol, hat, wie der „Bad. Beobachter" meldet, die Wiederannahme einer Candidatur für den Reichstag definitiv abqelchnt. Diese Mittheilung war uns am Sonnabend aus Karlsruhe telegraphisch übermittelt worden, wir glaubten jedochAnstand nehmen zu müssen.dieselbe aufzunebmen. Aller- dings hat Frhr. v.Buol schon vor längererZeit und wiederholt die Absicht geäußert, ein Mandat zum Reichstage nicht wieder anzunehmen, und vielleicht mag LaS auch in den letzten Tagen wieder geschehen sein; wir hoffen indessen, daß Freiherr v. Buol sich, den Wünschen seiner Fractionsgenossen und wohl der gesummten Centrumspartei im Reiche folgend, zur Wiederannahme einer Candidatur entschließen wird. Wir wissen, daß ihm seine richterliche Berufsthätigkeit die bevorzugte Lebensaufgabe ist, und daß die Stelle eines Reichs tagspräsidenten mit hohen Ehren zwar, aber auch mit großer und aufreibender Arbeit und mit manchen Unannehmlichkeiten verknüpft ist. Freiherr v. Buol hat sich nicht zu diesem Ehrenposten ge drängt, sondern die Uebernahme des Reichstags-Präsidiums als ein Opfer betrachtet, das er seinen politischen Freunden und der Centrumssache, nicht minder aber auch dem deutschen Vaterland nicht versagen konnte. Seine kundige, gerechte und unparteiische Leitung der Geschäfte des Reichstage» ist auf allen Seiten des Reichstages rühmend anerkannt worden. Er hat diese Ehrenstelle zum Beifall aller Parteien ausgefüllt. „Man wird vielfach be dauern, daß Herr Buol nicht wieder candidiren will" — fo sagt sogar der socialdemokratische „Vorwärts", obwohl Frhr. d. Buol den socialdemokratischen Rednern gegenüber die Disciplin und parlamentarische Ordnung des Hauses vielfach zu wahren sich ver- anlaßt sah. Würde Frhr. v. Buol auch jetzt wieder durch die An nahme einer Reichstagscandidatur ein großes Opfer bringen, ein größerer Dank würde ihm dafür von Seiten der ganzen Centrums partei zu Theil werden. „Wir müssen unseren vortrefflichen und bewährten Reichstagspräsidenten wieder haben", würde Windthorst in diesem Falle kategorisch erklärt haben, und das ganze katholische Deutschland denkt und wünscht dasselbe." An sich ist eS ja natürlich, wenn bas Parteiorgan seiner Repräsentationsfigur beim Scheiden einen ehrenden Nachruf widmet. Aber die überschwengliche Art, in der eS geschieht, ist doch recht auffällig und geeignet, den Verdacht auf kommen zu lassen, als ob man die stille Befriedigung darüber, daß Herr von Buol künftig nicht mehr in die Lage kommt, sehr wichtige Aeußerungen zu überhören, durch einen Schwall von Schmeichelworten zu verbergen suchte. Denn darüber werden sich wohl auch die CentrumS- männer kaum hinweggetäuscht haben, wie unzulänglich die Präsidialfübrung des Frhrn. v. Buol war. Gegen seine Person dürfte wohl Niemand etwas haben, aber in der Sache würde eS der „Germania" doch wohl reckt schwer fallen, die „alle Parteien" aufzusühren, deren Beifall Herrn v. Buol's Präsidium gefunden haben soll. Wenn das klerikale Blatt den „Vorwärts" citirt, so spricht das eher gegen den Herrn Reichstagspräsidenten als für ihn, denn sein Verhallen gerade den socialdemokratischen Rednern gegenüber hat kaum irgendwo Billigung gefunden und das deutsche Vaterland würve daher zur Noth auf das von Herrn Buol gebrachte „Opfer" verzichten können. Zugestanden mag werde», daß es für daS Centrum überhaupt nicht leicht sein dürfte, einen geeigneten Präsidenten zu präsentiren. * Berlin, 10. Mai. In letzter Zeit ging durch die Presse eine Mittheilung, wonach coloniale Kreise die Hoffnung aus- gesprocken haben sollten, daß der AuswanderungSbeirath bald Erfolge erzielen möchte. Eine solche Hoffnung, meint dazu der „Hamb. Corr.", ist an sich berechtigt, nur darf sie nicht für die allernächste Zeit ausgesprochen werden Der AuswanderungSbeirath ist dem Reichskanzler zur Seite gestellt und soll ihn bei Ausübung seiner Befugnisse auf dem Gebiete des Auswanderungswesens unterstützen. Die Arbeiten des AuswanverungSbeiratbes werden sich haupt sächlich auf drei Gebieten bewegen. Einmal wird er die an den Reichskanzler herantretenden Anträge und Gesuche wenig stens znm Theil in Erörterung nehmen. Hierher gehören m erster Reihe alle Anträge auf Erlaubniß für solche Unter nehmungen, die die Besiedelung eines bestimmten Gebietes in den überseeischen Ländern zum Gegenstände haben. Hierauf werden sich Wohl hauptsächlich die Wünsche aus colonialen Kreisen concentriren, und gerade bei folchen Anträgen ebenso wie bei der Beschränkung oder dem Widerrufe der einen Unternehmer ertheilten Erlaubniß muß der AuswanderungSbeirath gehört werden. Er wirb aber nur dann in eine Erörterung der Anträge eintreten können, wenn solche nickt blos vor liegen, sondern auch bereits vom Reichskanzler bezw. der zuständigen Behörde geprüft worden sind. Bisher hat aber darüber noch nichts verlautet, daß Jnteressenkreise solche Anträge gestellt haben. Sodann wird der Auswanderungs beirath dazu berufen sein, wichtigere Fragen auf dem Gebiete des Auswanderungswesens, die vom Reichskanzler selbst gestellt werden, zu beantworten. Nun ist daS Aus wanderungsgesetz erst Anfang April in Kraft getreten und erst vor ganz kurzer Zeil die Liste der concessionirten Unternehmungen veröffentlicht worden; da ist klar, daß Fragen solcher Art vom Reichskanzler bezw. dem Reichs amt deS Innern noch gar nickt aufgeworfen sein können. Man wird doch erst einige Erfahrung unter dem neuen Gesetz machen müssen, ehe man mit weitergebenden Plänen vor den AuswanderungSbeirath tritt. DaS dritte Gebiet, aus dem der letztere thätig fein wird, betrifft eigene von ihm selbst zu stellende Anträge. Auch diese können sich erst im Laufe der Zeit und auS den Beobachtungen, die über die Wirkung des neuen Gesetzes gemacht sind, er geben. Kurz, welches Gebiet der Thätigkeit des Auswanderungs- beiratheS man auch betrachtet, man hat jedenfalls nicht er warten können, daß er schon jetzt befruchtend auf daS AuS- wanderungSwefen im ^Allgemeinen und auf die Auswanderung nach bestimmten überseeischen Gebieten im Besonderen hin wirkte. Erst einige Erfahrung wird hier über ein richtiges Vorgehen Aufklärung bringen. Ueberstürzung ist in Ans- wanderungSfragen vor allen Dingen zu vermeiden. S Berlin, 10. Mai. (Telegramm.) Wie der „Reiche anzeiger" meldet, ist dem UnterstaatSsecretair des Aus wärtigen, Freiherrn v. Richthofen, der Rothe Adler-Orden 2. Clasie mit Eichenlaub verliehen worden. D Berlin, 10. Mai. (Telegramm.) Die zweite Division deS KreuzergefchwaderS, bestehend aus „Deutsch land", „Kaiserin Augusta" und „Gefion", ist mit dem DivisionSchrf Prinz Heinrich am 9. ds. MiS. aus Kiautschou nach Taku in See gegangen. Der Kreuzer „Prinzeß Wilhelm" ist mit dem Geschwaderchef Vice- Admiral v. Diederichs aus Kiautschou nach Nagasaki in See gegangen. — Um die Zeit der Reichstagswahlen herum sollen der „D. Tagesztg." zufolge Landwehrübungen stattfinren. DaS Blatt schreibt darüber: Es soll beabsichtigt sein, den Jahrgang 1889 zur Hälfte am 1., zur Hälfte am 16. Juni zu einer vierzehntägigen llebung einzu ziehen. Wir halten es, vorausgesetzt, daß die Nachricht richtig sei, für selbstverständlich, daß diese Uebungen, wenn es irgend vereinbar mit dem Dienste, aufgehoben oder hinausgeschoben werden. Die Fernhaltung unserer Landwehrleute von den Wahlen würde höchst ungünstig wirken. Ebenso halten wir es für geboten, daß die Officiere Les Beurlaubtenstandes, die zur Zeit des Wahltages ein- gezogen sind, entweder, soweit möglich, von der Uebungspslicht befreit oder doch wenigsten» für die Zeit um Len Wahllag beurlaubt werden. Es würde wesentlich zur Beruhigung beitragen, wenn das K-iegsministerium sich entschließen wollte, «nstprechcnüe Bckann» machungen zu erlassen. — Eine Massenpetition gegen die Begünstigung der Gastwirt he hinsichtlich der Sonntagsruhe wird der „Berl. B.-Ztg." zufolge von den Tabak- und Cigarren- händlerveremen Deutschlands dem neuen Reichstag übermittelt werden. Es soll hauptsächlich dagegen Protest erhoben werden, daß, während die Cigarrcnhändler zum Schließen ihrer Läden gezwungen werden, in Gast- und Schauk-Wirlhschaflcn Tabak und Cigarren den ganzen Sonntag hindurch unbehindert ver kauft werden können. Der Consum von Tabakfabrikaten in den Gast- und Cafö-Häusern Hal durch die bisherige Hand habung der Sonntagsruhe eine künstliche Steigerung erfahren, welche die Cigarrenhändler um so mehr schädigte, als sie den Wirlhen Gelegenheit bot, Tabak und Cigarren mit Um gebung aller Mittelspersonen direct von den Fabrikanten zu beziehen. — Am 16. und 17. Mai d. I. findet im Architektenhause in Berlin die VI. Conferenz der Centralstelle sür Arbeiter- Wohlfahrts-Einrichtungen statt. Aus der Tagesordnung steht am Montag, den 16. Mai, die Wohlfahrtspflege im Kreise. Ueber den allgemeinen Theil wird der kgl. Landrath Siegert-Uslar reseriren; über die Stellung der Geistlichen zur Wohlfahrtspflege im Kreise Pastor Apel-Odagsen; über Wohnungs fürsorge im Kreise kgl. Landrath Berthold-Blumenthal; über das Sparcassenwejen im Kreise kgl. Regierungsrath Ur. zur. Seidel- Wiesbaden; über Kranken, und Reconvalescentenpflege im Kreise kgl. Landrath vr. Heydweiller-Altena; über Belehrung und Unter haltung im Kreise Kreisschulinjpector Pfarrer Dieckmann-Audenhain und über die ländliche Haushaltungsschule Decan o. D. Muller-Runkel. Am Dienstag, den 17. Mai, soll über die individuelle Hygi eine des Arbeiters verhandelt werden. Das allgemeine einleitende Referat hat Prof. Vr. Albrecht-Groß-Lichterfelde übernommen. Ueber Wasch- und Badeeinrichtungen in gewerblichen Betrieben vom hygieinischcn Standpunkt wird der königliche Regierungs- und ir zlart SS Illilark VS0SV8. »0. » 0. k-o »v. »0. «.o. «.o. «v. «.v. Fettillrton» vr. Hans Meyer's neue Kilimandscharo- ErpeLMon. Heute, am 11. Mai, ist ein halbes Jahrhundert seit der Entdeckung des Kilimandscharo ver flossen. Der Zufall fügte es, daß der Entdecker des jetzt den Deutschen gehörenden Berges ein Deutscher war, der im Jahre 1876 im Alter von 56 Jahren verstorbene Missionar Rebmann, ein geborener Württemberger. Rebmann kam im Jahre 1846 im Auftrage der englischen Church Missionary Society nach Ostafrika und errichtete dort zusammen mit seinem deutschen Amtsgenossen Krapf, einen um die Erforschung Afrikas verdienstvollen Mann, die Missionsniederkassung Rabai bei Mombas. Auf einem Zuge in das Innere entdeckte Rebmann am 11. Mai 1Ä8 den Kilimandscharo, von dessen Existenz schon lange vorher unbestimmte Nachrichten an die Küste gelangt waren. Eine Besteigung des Berges selbst lag nicht im Plane des Missionar»; er kehrte nach Rabai zurück und unternahm noch in demselben und im folgenden Jahre zwei weitere Vorstöße zum Kilimandscharo, wo er schließlich aus geplündert wurde. Auch Krapf bekam den Berg bald darauf auf seiner Entdeckungsreise zum Kenia zu Gesicht. Er schätzte seine Höhe auf etwa 4100 m. Beide Forscher behaupteten, der Kilimandscharo sei ein Schneeberg; die Eingeborenen hielten das Weiße auf dem westlichen Gipfel für Silber und erzählten, ein Dschagaafürst habe einmal einige Leute hinaufgeschickt, um davon zu holen; da» Silber sei ihnen aber durch den Trug der bösen Geister unter den Händen zerronnen. In Europa zweifelten die Geographen an der Schneenatur de» Kilimandscharo, und es gelang erst im Jahre 1861 und 1862 dem Baron von der Decken, Rebmann'» nächstem Nach folger am Berge, diese Zweifel zu beseitigen. Auf seiner ersten Besteigung, 1861, kam von der Decken mit dem englischen Seo- logen Thornton zwar nur in eine Höhe von 2500 m; auf der zweiten aber, 1862, auf welcher ihn Kersten begleitete, erklomm er eine Meereshöhe von 4300 m. Zwar war man damit noch nicht an die Schneegrenze gelangt, doch erlebte man unterwegs einen Schneefall, und das Aussehen des westlichen Gipfels ließ mit Sicherheit auf eine Eis- und Schneekoppe schließen. Kersten berechnete die Höhe dieses Gipfels zu 5700 in und Thornton sprach die Vermuthung aus, es müsse sich oben ein Krater befinden: der Kilimandscharo sei ein erloschener Vulkan. Bis zur Grenze des ewigen Schnees kam im Jahre 1871 der englische Missionar New. Der schottische Geologe Thomson, welcher während seiner Reise zum Baringosee den Berg in geologischer Hinsicht genauer untersuchte, erhob Thornton's Vermuthung zur Gewißheit. Nach ihm ist der östliche Gipfel, der Mawensi, der ältere Vulkan, der später durch die Ausbrüche des westlichen, des Kibo, zerstört worden sei. Diese Theorie gilt im Ganzen noch heute, nachdem unser trefflicher Afrikaforscher Vr. Hans Meyer beide Gipfel erstiegen. Dies glückte ihm nach einigen, seit dem Jahre 1887 unternommenen Versuchen im Jahre 1889. vr. Hans Meyer bestimmte die Höhe des Kibo, auf dem er den 2 Kilometer im Durchmesser haltenden Krater auffand, zu 6010 in, die des Mawensi zu 5360 m. Den höchsten Zacken des Kibokraterrandes nannte er „Kaiser-Wilhelm-Spitze". Oben enthüllte sich ihm eine großartige Eiswelt. Nachdem also die Bezwingung des afrika nischen Riesen, des Kilimandscharo, im Jahre 1889 durch vr. HanS Meyer und L. Purtscheller glücklich gelungen war, durfte man sich der Hoffnung hingeben, daß besonders alpin geschulte Reisende sich bemühen würdcy, auf der gewonnenen Grundlage weitere Forschungen über diesen höchsten Gipfel Deutsch Ostafrikas und auch des ganzen Con- tinents anzustellen, um so mehr, als auch zu touristischen Leistungen die Umgebung geradezu einladen mußte. Während aber der Kenia und Runssoro in der Zwischenzeit wiederholt, auch von Deutschen, begangen und theilweise bestiegen worden sind, ist am Kilimandscharo seit 1889 auffälligerweise Niemand wieder in die Eisregion vorgedrungen, wenn auch einige unter den zahlreichen Besuchern des Gebirges den Versuch gemacht haben. Von 1893 bi» 1894 war in Moschi eine wissenschaftlich« Station errichtet, deren Leiter Professor Wollens und vr. Lent sich um die Erforschung der Bergabhänge ein be sonderes Verdienst erworben haben. Ersterer um die pflanzen geographische, Letzterer um die topographische und geologische. Leider sind bei der Ermordung vr. Lent's dessen Tagebücher verloren gegangen. Es hat nun unser Mitbürger, der Kilimandscharobezwinger vr. Hans Meyer, den Entschluß gefaßt, selbst wieder eine Expedition nach dem Kilimandscharo anzutreten und die Lücken der Erforschung, welche bei seiner ersten Besteigung übrig geblieben sind, so weit wie möglich auszufüllen. Ihn wird der Münchener Maler und Hochalpinist Ernst Platz begleiten. Vor Allem erscheint vr. Hans Meyer die genaue Er forschung der Nordseite des oberen Gebirges wichtig, da nur einmal, durch Lent, Wollens und Johannes, eine Umgehung desselben ausgefllhrt wurde, deren Ergebnisse aber durch den Verlust der Lent'schen Tagebücher an Bedeutung ver loren haben. Im Einzelnen ist eine Untersuchung de» alten großen Mawensi-Kraters, der tektonischen Verwerfungen im Nordwesten des Kibo, sowie eine topographische Aufnahme des ganzen nördlichen Gebietes, ins Auge gefaßt. Auch der Frage der einstmaligen Vergletscherung des Kilimandscharo soll be sondere Aufmerksamkeit gewidmet werden. Nachdem von meh reren Reisenden in den südamerikanischen Tropen, wie W. Sievers und F. Regel, auf alte, in verhältnißmäßig geringer Höhe vorkommende Glacialspuren aufmerksam gemacht worden ist, und nachdem, namentlich im afrikanischen Tropengürtel, am Runssoro von Scott Elliott und am Kenia von vr. Gregor» ähnliche Beobachtungen gemacht worden sind, kann eine hieraus bezügliche genauere Durchforschung des höchsten afrikanischen Gebirges Aufschlüsse von weittragender Bedeutung verheißen. Die hier nachzuweisenden ehemaligen Klimaschwankungen könnten für manche bisher unaufgeklärten Verhältnisse, wie Ver breitung der Pflanzen- und Thiergattungen in Ostafrika, Auf klärung liefern. Am tiefsten reichen die Gletscher des Kilimand scharo an der Süd- und Westseite des Kibo, deS höchsten Gipfels deS Kilimandscharo, hinab, so daß Untersuchungen, welche vr. Meyer dort anstellen will, auch hier am ehesten Erfolg versprechen. Es giebt außerdem von der ganzen Nordseite des Kilimand- scharo-Gebietes noch keine Karte, während eine solche von der Südseite durch die topographischen Aufnahmen von vr. Hans Meyer, Baumann und Höhne! bereits vorliegt. — Anfang Juni gedenkt nun vr. Hans Meyer von Leipzig aufzut-rechen. Seine Expedition, welche aus rund sechzig Eingeborenen be stehen soll und nur ihn und Ernst Platz als die einzigen Europäer einschließt, nimmt von Tanga aus ihren Weg nach dem Kili mandscharo zunächst über das Bergland Nsambara, das vr. Hans Meyer im Jahre 1880 zuerst mit vr. Baumann erschlossen hat. Es ist seitdem ein Hauptplantagen gebiet geworden, vr. Hans Meyer wird hier die Erfolge deutschen Unternehmungsgeistes aus eigener Anschauung kennen lernen. Voraussichtlich dürfte die Expedition MitteAugust am Kilimandscharo angelangt sein. Sie wird sofort nach der Hochregion aufbrechen und dort während der Monate August und September verweilen, während welcher Zeit aus gedehnte wissenschaftliche Arbeiten vorgenommen werden. Für die erste Hälfte des October plant vr. Hans Meyer eine Umgehung des ganzen Gebirges im unteren Gebiete des Kilimandscharo. Die englische Uganda-Eisenbahn soll dann Vr- Hans Meyer und seinen Be gleiter von Moschi aus, wohin vom Kilimandscharo nur vier Tagereisen zu marschiren sind, nach Mombassa zurückführen. Mitte November dieses Jahres gedenkt vr. Hans Meyer wieder in Leipzig zu sein. Erfreulicherweise ist es ihm diesmal — im Gegensatz zu früheren Jahren — gelungen, die gejammte Ausrüstung seiner Expedition an Zelten, Geräthen, Instru menten, Waffen rc. in Deutschland zu beschaffen, ein guter Beweis von der Leistungsfähigkeit der deutschen Industrie auch nach der Seite der Tropenausrüstung. Die Sicherheit im Kili- mondscharogebiet ist gegenwärtig eine wesentlich höhere ge worden, nachdem Hauptmann Johannes es verstanden, dasselbe zu pacificiren und in Ordnung zu halten. Möge ein günstiger Stern der neuen Expedition vr. Han» Meyer's leuchten, mögen deutscher Wissenschaft weitere Errungen schaften zum Segen der kulturellen Welt daraus entspringen! V. Ll.
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