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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.01.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-01-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189801236
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18980123
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18980123
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-01
- Tag 1898-01-23
-
Monat
1898-01
-
Jahr
1898
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.01.1898
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UeMratoren-Arbeit hak Herrn Eugen Richter noch Niemand abgebrochen. Daß er aber weiter nichts zu leisten vermag, daß rhm jeder Patriotismus, jedes Nationalgefühl im ödesten Doktrinarismus untergegangen ist, beweist er durch seinen „syste matisch geordneten Anhang" wiederum auf'ü Schlagendste. Nicht anders denn mit Achselzucken und Widerwillen kann man die höhnischen Fragen lesen, >vas gehen uns die Seerüstungen von Nordamerika oder Japan an?, und wenn er noch jetzt über daS „Landungsgespenst" und die „Aushungerung" witzelt, wenn er noch jetzt lediglich die Kosten der Kriegsmarine abwägt, wenn er angesichts des klaren Programms der Regierung immer noch munkelt, man wisse nicht, was dahinter noch im Nebel stecke, so kann ein solcher Mann nicht mehr verlangen, daß man ihn ernst nimmt, oder daß, wenn man dies doch thut, die Beschäftigung mit ihm in etwas Anderem bestehe, als in unausgesetztem Kampf und dem rastlosen Bemühen, auch die täglich geringer werdende Zahl seiner Anhänger davon zu über zeugen, daß man es hier mit einer durchaus schädlichen politischen Erscheinung zu thun hat, welcher das Wasser abzugraben als eine patriotische Pflicht erachtet werden muß. Deutsches Reich. /S Leipzig, 22. Januar. Ein Blättchen, dessen drollige particularislische Capriolen von Zeit zu Zeit auch jenseits der Grenzpfähle des Fürslenthums Reuß ältere Linie beachtet werden, die amtliche „Landesztg." in Greiz, fühlt wieder einmal das Bedürsniß, seine unrühmliche Existenz durch eine Kraftleistung antinationaler Denkungsart in Erinnerung zu bringen. DaS genannte Organ begebt dabei unbewußt die köstliche Bosheit, die Gegner der Marinevorlage noch mehr zu compromittiren, indem es seinerseits „scharf" gegen die Marinevorlage „Stellung nimmt". Eine vom demokra tischen Stuttgarter „Beobachter" dem Schlußsatz derLieber'schen Rede „die Waffen entscheiden über die Welt und nickt die Ueberlegenheit der Cultur" ertheilte Erwiderung druckt die „LandeSzeitung" zustimmend an erster Stelle ab und fügt hinzu: „Und möge sich das Centrum der unerbittlichen Wahrheit nicht verschließen, daß es in demselben Maße, wie es den Bestrebungen des modernen Militarismus und Marinismus auch fernerhin seine tbatkrüftige Unterstützung leiht, den Niedergang der deutschen Nation als eines Culturstaates befördert und beschleunigt". Wenn daS Centrum diesem Appell sein schwarzes Herz verschließt, werden die Herren Richter-Haußmann-Singer die Hochachtung der „LandeSztg. für daS Fürstentbum Reuß ältere Linie" unvermindert genießen. Wohl bekomm'S! * Berlin, 22. Januar. Aus kirchlichen Kreisen wird den „Berl. N. N." geschrieben: Der CentrumSabgeordnete vr. Porsch hat in der Landtagssitzung vom 19. Januar erklärt: „der Papst könne nie das Bestreben haben, die Kluft zwischen Katholiken und Andersgläubigen zu erweitern", unzweifelhaft richtig! Aber nur, wenn man fortfährt: viel mehr hat er den dringenden Wunsch, die jetzt noch Anders gläubigen reumiithig in den Schooß der römischen Kirche zurückkehren zu sehen. — Im Landtag sagt Herr Porsch: „Ich kann es nicht als richtig zugeben, daß in der (Canisius) Encyclia die Reformation als eine Quelle der Sitten- verderbniß hingestellt wird". — Ich merkt' es wohl, vor Tische las maus anders: In einer vorjährigen Versammlung des Breslauer CentrumSvereins hielt der Priester vr. Fink einen Vortrag über Canisius, in welchem er u. A. sagte: „DaS Gift der Häresie griff immer weiter um sich. Mit der ihnen eigenen Dreistigkeit suchten die Anhänger der neuen Lehr« durch verlogene und verführerische Schriften das übel be- rathene Volk um seinen Glauben zu betrügen. Jene ab- trünnigen Priester und eidbrüchigen Mönche haben rS nicht für uöthig befunden, den Unrath der Sünden und Laster aus dem eigenen zügrllosru Herzen hinauszukehren; im Gegentheil, sie haben zur Beschönigung ihres schändlichen, ausgelassenen Wandels die Glauben-- und Sittenlehre der Kirche gefälscht und Lehren aus gestellt, die aller Zucht und Ehrbarkeit ins Gesicht schlagen. Darum waren sie keine Kirchenverbesserer, sondern Kirchenverwüster, Rebellen und Rrvolutionaire schlimmster Art." Damals sprach Dr. Porsch dem Redner seinen Dank auS für „die wahrhaft katholischen Worte." ES ist doch eine schöne Sache um die doppelte Buchführung — deS Canisius! * Berlin, 22. Januar. Der Reichstagsabgeordnete Con rad Haußmann hat, wie erinnerlich sein wird, durch eine auf dem demokratischen Parteitag vom 6. Januar gehaltene Rede, worin er die deutsche Politik in Ostasien aufs abfälligste beurtheilte und daS Vorgehen Deutschlands mit dem Raub einfall Jameson'S in Transvaal verglich, allgemeine Ent rüstung hervorgerufen und seinen Ruf als Politiker schwer compromittirt. DaS muß ihm doch zum Bewußtsein ge kommen oder — gebracht worden sein. Dena als daS demo kratische Organ deS Landes, der „Beobachter", in einem gleich frivolen Artikel im Namen der „nationalen Würde" die Haußmaun'schen Behauptungen aufrecht erhielt, da erschien, mit 6. 8. unterzeichnet und am Stil als Haußmann'sche Arbeit deutlich erkennbar, folgende Erklärung: „Die Ansicht, daß der deutsch-chinesische Vertrag kaum einen Werth besitze, vermag ich nicht zu theilen; ich vermag auch in der Thatsache, daß der Vertrag die Form des Pachts wählt und nur eine kleine Landstrecke umfaßt, keine Nachtheile zu erblicken. Ter Vertrag ist Werth voll dadurch, daß eine nachträgliche Ge- nehmigung der gewaltsamen Occupatio» erlangt und ausgesprochen ist. Gerade auch wenn man, wie wir Demokraten, die Gewalt grund sätzlich ablehnt, muß man, nachdem durch die Regierung die Besetzung Les Hafens von Kiaotschau Deutschland einmal engagirt hatte, Las möglichst rasche Wiedrreinmünden in die Formen des Rechts für erwünscht ansehen. Es ist die- ein Bedürsniß dem Rechts bewußtsein des eigenen Landes gegenüber, weit mehr als gegen über den anderen Ländern, die durch die eigene Uebung der Occu- pationsmethode jedes moralische Recht zur.Beschwerde verloren haben. Werthvoll wäre aber der Vertragsinhalt auch dann, wenn man aus dem verhältnißmäßig beschränkten Terrain und auS der Form deS Rechts schließen dürfte, daß cs sich wirklich nur um einen terri torialen Stützvunct für den deutschen Handel und nicht um Schaffung eines chinesischen Coloniallandes handeln soll. In diesem Falle ließen sich auch die Aufwendungen auf das Maß beschränken, das dem europäischen RüstungSzwang entspricht. Daß sich Deutsch lands Handel, Industrie und Capital, für welche in China nicht unwichtige Aufgaben aufzusuchen sind, nach Lage der Verhältnisse noch leichter zu Versuchen in Ostasien ent schließt, wenn für Deutschland die völkerrechtliche und praktische Voraussetzung einer etwaigen Intervention und Unterstützung ge geben ist, läßt sich begreifen. Wenn man das offen ausspricht und anerkennt, wird man das Recht und die verstärkte Möglichkeit haben, gegen colonialschwärmerische und militairische Extravaganzen erfolgreich zu protestiren. Die- zu thun, wird noch lange die Auf gabe der Linken sein müssen, deren energische Warnungen wesentlich dazu beigetragen haben, daß in den unfruchtbaren afrikanischen Colonien nicht mehr deutsches Sleuergeld festgelegt wurde. Dem chauvinistischen Lärm, Len bei der Raubvogelnatur vieler Menschen j.Le Regierung leicht zu entfachen vermag, soll selbstverständlich kein Einfluß auf unsere Auffassung ringeräumt werden." Man erinnert sich, daß Conrad Haußmann sein böseS Wort: „Gottlob, daß wir keine Preußen sind!" nachträglich abzuschwächen für gut fand in: „Gottlob, daß wir nicht regiert werden wie die Preußen". So tritt er auch hier wieder den Rückzug an. Im Rausche des Volkstribunen kennt Haußmann keine Rücksicht, wenn er nur einen recht effectvollrn Schlager hinrinwerfen kann in die ihm zubrüllende Masse. Für einen Mann, der nebenher daS Bedürsniß ühlt, als Politiker ernst genommen zu werden, ist das eine gefährliche Eigenschaft, das beweist auch diese neueste Erklärung des schwäbischen Demokratcnführers. (Hamb. Corr.) V. Berlin, 22. Januar. (Telegramm.) Zur gestrigen Frühstückstafcl bei dem Kaiser und der Kaiserin waren geladen: die Gesandten von Eisendechcr und Graf Wolff- Metternich, der frühere Hofmarschall von Liebenau und der Chef des Marineeabinets. Nachmittags um 3 Uhr machte der Kaiser einen Spazierritt. Heute Morgen hörte er die Vorträge des Chefs des GcueralstabeS und deS Chefs des MilitaircabinctS. Daran anschließend empfing er den General von Keßler. Zur heutigen Frühstückstafel waren geladen die Prinzessin Marie von Sachsen-Meiningen und Prinz und Prinzessin Karl von Hohenzollern. — Prinz Albrecht von Preußen gedenkt morgen aus Braunschweig in Berlin einzntreffen. (-) Berlin, 22. Januar. (Telegramm.) DaS StaatS- lninifterium trat heute Nachmittag 2 Uhr unter dem Vorsitze des Fürsten Hohenlohe zu einer Sitzung zusammen. — Dem Reichskanzler ist auS Neapel folgendes Te legramm zugegangen: „Die aus allen Theilen Deutschlands stammende, verschiedensten Bcrufsclassen angehörige, treu zu Kaiser und Reich haltende deutsche Colonie in Neapel begrüßt die Flottcnvorlage der kaiserl. Negierung als eine Gewähr für des Reiches Größe und Macht, ohne welche sein überseeischer Handelsverkehr sich nicht mit der nöthigen Sicherheit entfalten kann. Möchte unser Reichstag der Vorlage zustimmen, dann wird dem deutschen Bürger auch jenseits der Meere sein gutes Recht und ein Platz in der Sonne zu Theil werden. Nur wenn wir uns auf See zur starken Weltmacht herauswachsen, darf unser Volksthum auf eine große Zukunft rechnen. Der Vorstand der deutschen Colonie in Neapel." — Die Generalcommission der Gewerkschafter in Hamburg hat für die streikenden englischen Maschinen bauer nach der letzten Abrechnung 100 576 gesammelt. — Gegen die Darstellung, welche Herr Klapper in seiner „Agrarztg." von der Entstehung des Bundes der Landwirthe gegeben, schreibt die „Cons.Corresp." Folgendes: „Um dem conservativen Führer, dein Herr Klapper aus uns unbekannten Gründen offenbar persönlich übelgesinnt ist, „an den Kragen gehen" zu können, bringt er nicht nur die ungeheuerliche, gar nicht widerlcgenswerthe Behauptung von einer angeblichen „Abbitte" des Herrn v. Manteuffel, sondern auch eine, nach dem berüchtigten „System Bebel" zugeschniltene Darstellung der con servativen Agrarpolitik bis zum Entstehen des Bundes der Land wirthe. .. . Herr Klapper behauptet, der Bund habe ursprünglich als selbstständige Agrarpartei gegründet werden sollen, und nur der Entfaltung des ganzen Einflusses der „untadelig gebliebenen" konservativen Führer sei es gelungen, dies abzuwenden. Die Sache ist aber die, daß, als von Seiten konservativer landwirthschaftlicher Vertreter Anfang Februar 1893 ein Ausschuß unter Vorsitz des Herrn v. Plötz behufs Einberufung einer constituirenden Ver- sammlung der Landwirthe niedergesetzt war, man anfänglich daran dachte, der zu gründenden Vereinigung einen rein conservativen Charakter aufzuprägen, daß dies aber in Folge des Einspruchs konservativer Führer unterblieb. So groß war jedoch das Ver trauen der Letzteren zu der Agrarbewegung, daß dieselben es un- bedenklich sanden, den conservativen „Bauernbund", der damals 50 000 Mitglieder zählte, aufzulösen und in das Lager der neuen Vereinigung hinüberzuführen. Ob dies heute befürwortet werden würde, möchten wir freilich Angesichts von Leistungen wie der des Herrn Klapper bezweifeln." — In den Kreisen der Hamburger Großkaufleule plant man, wie wir der „Schl. Z." entnehmen, für das Jahr 1901 eine große Colonialausstellung. — Die Anarchisten haben für den Genossen Hermann Ruff, welcher nach Verbüßung einer längeren Strafe dieser Tage das Zuchthaus verlassen hat, 400 zusammengebracht. * Königsberg i. Ostpr., 21. Januar. Hier wird bekannt lich die Gegenüberstellung von zwei conservativen Candid aten bei der Reichstagswahl stattsöndep. Die Ultraconservativen, nicht zufrieden mit dem Verhallen deS Grafen Dönboff dem russischen Handelsverträge gegen über, sind entschlossen, den Vorsitzenden des Bundes der Landwirthe, Grafen Dohna-Wundlacken aufzustelle», während diejenigen Elemente, die mit ihrer politischen Ge sinnung noch auf dem Boden der altpreußischen conservativen Traditionen wurzeln, an der Candidatur des Grafen Dönhoff festhalten wollen, der den Wahlkreis Königsberg-Fischhausen seit 16 Jahren vertritt. Schon vor einiger Zeit eröffnete die „Ostpr. Ztg." den Wahlkampf mit Angriffen auf den Grafen Dönhoff. Diesen gegenüber veröffentlicht jetzt Oekonomierath Andersch-Kalgen in der „K. Allg. Ztg." Mittheilungen über die actenmäßig feststehenden Vorgänge auS dem Frühjahr 1894, welche der Abstimmung deS Grafen Dönhoff für den russischen Handelsvertrag voran gingen, um daS Bestreben der „Ostpr. Ztg.", „die Ehre und das politische Ansehen des Grafen zu verdächtigen", als un gerechtfertigt erscheinen zu lassen. Oekonomierath Andersch stellt dar, wie er nach den auf die schlimmen Folgen einer Ablehnung des Vertrags hinweisenden Aeußerungen des Kaisers auf dem Diner beim Reichskanzler vom 5. Februar im Einvernehmen mit dem Grafen Dönhoff die Wähler des Kreises zusammengerufen habe, denen der letztere nachwies, daß er, wie die Verhältnisse lägen, als ehrenhafter Mann sich jetzt weder zur Annahme, noch zur Ablehnung des Handelsvertrages verpflichten könnte. Sollte ihm diese Freiheit nicht gelassen werden, so lege er gern das Mandat in die Hände seiner Wähler zurück. Andere Redner äußerten sich für den Handelsvertrag, insbesondere die Herren Kretschmann-Barsenicken und Magnus-Gr.-Holstein, die beide, der erstere im Kreise Fischhansen, der letztere im Kreise Königs berg, damals Vorsitzende des „Bundes der Landwirthe" waren; beide sprachen auch für die dem Grafen Dönhoff zu ge währende Freiheit betreffs seiner persönlichen Abstimmung in Sachen dieses Handelsvertrags. Schließlich wurde der Antrag: „Dem Reichstagsabgeordneten sür Königsberg.Fischhausen Herrn Grafen zu Dönhoff-Friedrichstein auszugeben, ganz nach eigenem Ermessen und ohne Rücksicht auf frühere, deu conser vativen Wählern resp. dem Bunde der Landwirthe gemachte Zusagen seine Stimme über den russischen Handelsvertrag abzu geben", von der Wählcr-Bersammlung gegen nur 4 Stimmen an genommen. „Dieses sind", so schließt Oekonomierath Andersch seine Mittheilungen, „die actenmäßig festliegenden Thatsachen, wie sie sich damals abgewickelt haben. Dieselben beweisen au daS Evidenteste, daß Graf TönhoffiFricdrichstein in loyaler und offenkundiger Weise die Ansichten der Wähler seines Wahlkreises betreffs des deutsch-russischen Handelsvertrages eingeholt hat, um bann nach reiflicher Prüfung und unter ausdrücklicher Zustimmung der oben erwähnten Wähler versammlung seine Stimme nach bestem Wissen und Gewissen abzugeben." * Kiel, 21. Januar. Unter den Arbeitern der StaatS- werften, welche leider zu nicht geringem Theil mit den Socialdemokraten mitlaufen, ist eine Bewegung im Zuge, deren Signatur durch die Parole: „LoS von der Social demokratie!" gegeben sein dürfte. Den äußeren Anlaß zu dieser Schwenkung soll daS Interesse jener Arbeiter an dem Zustandekommen der Marinevorlage gegeben haben. Dem „Berl. Tagebl." wird hierüber geschrieben: „Die Leiter der Bewegung sind vorzugsweise Vorarbeiter uni Lieger der Werft. Ob hinter den Führern ein ansehnlicher Bruch- theil der Werftarbeiter steht, wird die beginnende Wahlbewrgung zeigen. Im benachbarten Gaarden fand am Sonnabend eine antifocialistische Versammlung statt, an der sich gegen 300 Personen betheiltigten. Fast dir Hälfte der Anwesenden rrcrutirte sich auS den Reihen der Socialdemokratie. Nachdem eine längere Diskussion stattgefunden und die Socialdemokraten daS Local verlaßen batten, beschlossen die Versammelten, einen Candidaten gegen Herrn Legten aufzu st eilen und einen antisocialdrmokrattschen, soge nannten nationalen Arbeiterverein zu bilden." Hoffentlich bleibt dieses Vorgehen nicht vereinzelt. * Hamburg, 21. Januar. In der gestrigen, äußerst zahl reich besuchten Hauptversammlung de» Journalisten- und Schriftsteller-BereinS Hamburg-Altona wurde, dem „Hamb. Corr." zufolge, in eine eingehende Besprechung d«S iekannten Falles Rantzau-BrunS eingetreten. ES wurde chließlich die nachstehende Resolution einstimmig angenommen: „Die Hauptversammlung de« Journalisten- und Schriftsteller- vercinS sür Hamburg-Altona vom 20. Januar erklärt dos Benehmen deS Grasen Rantzau gegen den Inspektor Bruus für eine Beleidigung deS grsammten Preßberufes; sie protcstirt energisch gegen diese Ueber- Hebung, schließt sich der säst ausnahmslose» Vcrurtheiluug des Ver haltens deS Grasen Rantzau iu der deutschen Presse ihrerseits an und beauftragt de» Vorstand, von dieser Resolution dein Vorstände des Verbandes deutscher Journalisten- und Schriststellervereine in Frankfurt a. M. Kenutniß zu geben mit dem Ersuchen, den Verbands- vereinen hiervon Mittheiluug zu machen." rli. Rudolstadt, 21. Januar. Der Landtag nahm heute einen Antrag deS Abg. Richter-Rudolstadt an, die StaatS- regienmg zu veranlassen, dem jetzigen Landtage, zum Mindesten aber dem nächsten eine Vorlage, betr. AlterS- zulagen für alle Beamtencategorien, besonders für die Gymnasiallehrer, vorzulegen. Ferner wünscht der Landtag eine Vorlage zur Revision deS LandeScreditcassen- gesetzeS, weil die eingetretenen Verluste in der Haupt sache auf die Mängel dieses Gesetzes zurückzuführen seren. * Wiesbaden, 21. Januar. Das Co mit 6 für Nationalfeste auf dem Niederwald ist hier zusammen getreten; eS bildete den Finanzausschuß, ernannte zu dessen Ehrenvorsitzenden den Viceadmiral Mensing, zum Vorsitzenden den Buchdruckereibesitzer Metz-RüdeShcim. Alle Gemeinden von Frankfurt bis Köln solle» aufgefordert werden, zum Garantiefonds Beiträge zu zeichnen. (Voss. Ztg.) * Mannheim, 21. Januar. Zu den winterlichen Noth- standsarbeiten haben sich ca. 800 Mann angemeldet, von denen 450 zu dem Erdauöhub in der östlichen Stadterweite rung eingestellt wurden. Da laut der „Frkf. Ztg." in erster Linie die Nothstandsarbeiten nur für Leute, die den Unter- slützungSwohnsitz erworben haben, bestimmt sind, so werden nach Bewältigung der Erdarbeiten nur diese Arbeitslosen berücksichtigt werden. * Kaiserslautern, 22. Januar. (Telegramm.) Beider Reichstags-Ersatzwahl Homburg-Kusel erhielten Schmidt (nat.-lib.) 6667, Lucke (Bauernbund) 3647, vr. Jäger (Centrum) 3582 und Ehrhart (Soc.-D.) 839 Stimmen. ES ist somit eine Stichwahl zwischen Schmidt und Lucke erforderlich. * Saarbrücken, 21. Januar. Landgericktsrath Ku le rn an n-Braunschweig ist von seiner Candidatur zu Gunsten des Bürgermeisters Ness-St. Johann zurückgetreten, dessen Parteirichtung unbestimmt ist. * Stuttgart, 22. Januar. (Telegramm.) Der „Staats anzeiger für Württemberg" meldet: Sicherem Vernehmen nach wird das KönigSpaar mit der Prinzessin Pauline am 26. d. Mts. sich nach Berlin zur Theilnahme am Ge- burtSfeste des Kaisers begeben. Oesterreich-Ungarn. * Prag, 2l. Januar. Die vor einigen Tagen ofsicivS angekündigte Ernennung eines deutschen ConsulS für Prag wird mit jedem Tage dringlicher. Beweis dafür u. A. die Thatsache, daß der Bankdircctor Markus, in dessen Wohnung vorgestern Abend eine tschechische Pöbelrotte eiu- brechen wollte, deutscher Reichsbürger ist. So wie ihm kann es unter den gegenwärtigen Verhältnissen jedem Angehörigen der zahlreichen rcichSdeutschen Colonien in Prag, die den Kern der dortigen Evangelischen Gemeinde bilden, ergehen. Bon» böhmischen Landtag. Prag, 22. Januar. (Telegramm.) Statthalter Couden- Hove beantwortet die Interpellation betr. Las Verbot Les Tragens von Vcreinsabzeichen und erklärt: Er halte vollkommen den be reits ausgesprochenen Grundsatz aufrecht, Laß das Farben tragen ein statutarisches Recht det deutschen Verbindungen fei, und daß die Ausübung dieses Rechts ke'pen Grund zur Aufregung der Bevölkerung, geschweige denn zu Gewcltthätigkeiten bilden könne. Die Behörde habe dieses Princip mit einem großen Aufgebot geschützt, wo- bei sich zahlreiche Vorfälle abgespielt hätten. Der Statthalter giebt eine amtliche Darstellung einzelner Vorfälle aus diesen Anlässen und hebt hervor, daß die Erregung sich von Tag zu Tag steigere und eine Gefahr für die öffentliche Ordnung und Sicher- hcit der Deutschen Prags überhaupt bedeute. So hätten am 19. d. M. Bormittags nicht weniger als hundert Mann Sicherheilswache, ein halbes Bataillon Infanterie und eine Schwadron Dragoner aufgeboten werden müssen, um die am „Graben" spazieren gehenden Couleurstudenten zu schützen. Am Abend desselben Tages habe das Aufgebot verdoppelt werden müssen. In den letzten Tagen hätten deshalb die Garnison und die Sicherheitswache in ständiger Dieustbereitschast stehen müssen. Er, der Statthalter, zögere nicht, neuerdings zu erklären, daß er dieser Erregung keinerlei Berechtigung zuerkennen könne, weil er in dem Tragen von Vereinsabzeichen irgend eine Herausforderung oder Verletzung anderer Nationalitäten nicht erblicke, allein die Erregung sei einmal vorhanden gewesen, und es hätten außerordentliche Maß- nahmen getroffen werden müssen, um Ausschreitungen vorzubeugen. Großbritannien. Britische Flottcnliga. * Gegenwärtig entfallet die britische Xav^ leugne (Flotten liga), welcher die angesehensten Männer des britischen Reichs ohne Unterschied der politischen Richtung angehören, eine außerordentlich große Thätigkeit. Die Vorgänge in Ostasien, in Kreta, sowie die vermehrten Kriegsschiffsbauten bei fast allen Großmächten werden diesmal von der Liga natürlich zur Begründung besonders hoher Anforderungen benutzt. Der „Army and Navy Gazette" zu Folge gehen ihre Forderungen zu Gunsten einer sür alle Zwecke voll ge eigneten Flotte so weit, daß sie das Maximum dar stellen, was ein verständiger Mensch überhaupt noch als erreichbar sich wünschen könne. Die Liga schlägt vor, daß England jetzt den Bau von sechs modernen Schlacht schiffen als Anfang einer Gruppe von mindestens zwölf Schiffen derselben Classe beginnen solle. Dann sollten vier 24-Knoten-Kreuzer zu den bereits in Bau befindlichen drei 23-Knoten-Kreuzern, vier Panzerkreuzer von 22 Knoten und zehn Kreuzer zweiter Classe gebaut werden, um der früher von Admiral G. Hornby vorgeschlagenen Kreuzerzahl nahe zu kommen. Auch sollte dem vermehrten Bau von Torpedo booten bei anderen Staaten durch Vermehrung der Torpedo- bootSzerstörer Rechnung getragen werden. Die „Armv and Navy Gazette" meint dazu, daß daS ein ganz schönes Bauprogramm für den neuen Etat sei, bezweifelt aber, daß der erste Lord der Admiralität Mr. Goschen angesichts der Rückstände im Bau, die durch den Streik der Maschinenbauer veranlaßt seien, in der Lage sein werde, alle diese Bauten vorzuschlagen. Außer verschiedenen anderen Anforderungen in Berug auf Neupanzerung der besten älteren Panzerschiffe, EinrichtungeinerstaatlichenPanzerplattenfabrik zu Pembroke und Wünschen nach besserer Ausbildung von Mannschaften rc. vertritt die Liga noch als dringend nöthig die möglichst baldige Erhöhung deS Etats der Seeofsiciere um fünfhundert Lieutenants. In England beunruhigt man sich zeitweise über daS Schicksal des Lande», wenn dessen Zufuhr an Brodstosf durch Krieg mit den Hauptländern der englischen Kornzusuhr, mit Rußland und Nordamerika, oder durch Krieg mit einem von beiden und Mißernte in dem andern Lande stark vermindert würde. Vie Zustimmung findet ein von Mr. Marston in seinem Buch „>Var, Kamine rrnck our Dovclsuppl):" (Krieg, HungerSnoth und unser NahrungSmittelvorrath) gebrachter Vorschlag, durch große befestigte Kornmagazine, die einen aanzen Jahresimport an Getreide dauernd ballen sollten, solchen Gefahren vorzubeugen. Auch da» Buch von Mr. Charles Gleig „^Vlien all men starve" (Wenn Alles verhungert) behandelt dasselbe Thema. Die Xavy leagno hat jetzt einen Preis von 25 Pfund Sterling für die beste Schrift ausgesetzt, welche mit nicht mehr al» 10 000 Worten die wahrscheinlichen Folgen für Groß- iritannien schildert, wenn eS im Kriege mit zwei Mächten ersten Range» sich befände und der Brod- rrei- auf mindestens 1 Schilling für das einzelne Brod in die Höhe ginge. Es soll dabei angenommen werden, daß die ocranlschen Kabel schon vor der Kriegserklärung zerstört seien. Die Xav^ league billigt in einer früheren Besprechung den Vorschlag Mr. Marston'S durch Riesen magazine der Gefahr der HungerSnoth vorzubeugen. Wenn eine derartige Gefahr ausgeschlossen sei, folgert Mr. Marston, önne die englische Politik weit freier ihre Ziele verfolgen als »isher. Er nennt die Anlage dieser Magazine direkt eine Bedrohung der ganzen Welt. Von der Verwirklichung dieser Pläne ist man in England jedoch noch recht weit ent- ernt, da der ganze Kornhandel dadurch leiden würde und die Kornkaufleute recht stark im Parlament vertreten sind. * Loudon, 22. Januar. (Telegramm der „Voss. Ztg.") Heute findet wieder ein Ministerrath zur Besprechung der ostasiatischen Lage statt. Die Morgenblätter bezeichnen die Lage als sehr ernst, meinen aber fast übereinstimmend, eine Kriegsgefahr werde erst eintreten, wenn nach etwaigem Scheitern des englischen Anleihevorschlags China mit Rußland ein Uebcreinkommen treffe, das dem britischen Handel die Thore schließe. Der „Daily Telegr." schreibt, in bestunterrichteten Kreisen werde allgemein empfunden, daß unbedingtes Vertrauen in die Politik des britischen CabinetS gesetzt werden müsse. Die Erklärungen Balfour'S,Hicks-Beach'S und Chamberlain'S.dievon den Oppositionsführern gebilligt würden, machten eS vollkommen klar, daß jedwede Entschließung der Regierung die Unter stützung des ganzen Landes finden würde. Man glaube, wenn diese Thatsache im AuSlande allgemein bekannt werde, so werde eine bessere Stimmung entstehen, und mit etwas gutem Willen auf beiden Seiten die Schwierigkeit in einem Compromiß enden, zumal wenn verstanden werde, daß Eng land kein Gebiet begehre. * Lublin, 21. Januar. (Telegramm.) Bei der Unterhaus-Ersatzwahl für den zum Richter ernannten Unionisten Kenny wurde der Unionist Campbell mit einer Majorität von 144 Stimmen gegen den Nationalisten Grafen Plunkett gewählt. (Fortsetzung des Textes in der I. Beilage.) 6rö88tss Ll»8t68 Hotel 0vut8od1avä8 Central-Hotel, Berlin. 5V0 wimmer von 3 — 25 M. 8^ 6egenUber Oentralbahnhok Driedrieiistrasse. "WW Lire« S» 5. Fernspr. 1998. tliiiulek- ui«I Vertzelirriimtziielite». In diesigen Dermatologischen Kreisen beschäftigt man sieb vielfach mit der interessanten Draxe, ob das Haar farben zweckdienlich sei. Hervorragende Autoritäten, so in der „Dermatologischen Oesellscbaft" unter Vorsitz Drotessor Dassar's haben zu diesem, weite Kreise interessirenden Oexenstände Ltellunx genommen. ^ucb der bekannte Dermatologe Dr. Daul Richter liielt ein längeres Referat über UaarkärbunA. Rs ist festxostellt, dass , siel» /.um Darben für das menscb- licbo Haar am besten von allen bis.jetzt zu diesem Zweck ver wendeten lllitteln eignet, um die natürlieben Darben blond, braun und schwarz wieder zu erzielen. Oeneral vertrieb: 3. D. Lcbwarzloso Löhne, Rerlin, Llarktxrafenstrasss 29, ferner durcb alle besseren Dartumerie- und Ooitt'our-Oesebäflo zu beziehen. 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