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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.01.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-01-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189801236
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18980123
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18980123
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-01
- Tag 1898-01-23
-
Monat
1898-01
-
Jahr
1898
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.01.1898
- Autor
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WWWMWMWWW»PWW«EMW- '««d-. - z.PeilUtW LeiMkk ÄBlatt mü AMMl Nr. H, CmtU, N. ÄllillikW8. ,n . '.... . ! -H-I-I . - , , ,„!!>—E—»>—-W——s———— Der Ankauf der GrunWcke am Matthäikirchhofe. Ul. Let»,i>, 22. Januar. Wie bereit« von UN« mitgetheilt wurde, hat der Rath sich nochmal« mit dem Anträge an die Stadtverordneten gewendet, die letzten zwei Hauser an der linken Seite der Kl. Fleischergasse (Nr. 29 und 31), sowie eine Anzahl Grundstücke am Matthaikirchhofe, nämlich die Hauser Nr. 1, 2, 8, 4, 5, 7 und 8, für die Stadtarmeinde zu erwerben. Um nun d,e Leser über die gesammten Grundstückserwerbungen, wie solche seit dem Hervortreten de« kro ratria-Projecte« stattgefunden haben, zu unterrichten, geben wir die nachstehende Skizze hier wieder. MM Die Verwirklichung des Pro Patria-ProjecteS, das auf eine Umgestaltung des ganzen Nordwestviertels der inneren Stadt abzielte, hätte einen Kostenaufwand von rund 22 Mill. Mark erfordert. Vom Rathe wurde dieses Project einer Abänderung unterworfen und nur der Ankauf von 65 Ge bäuden für einen Gesammtpreis von 7 731 300 bean tragt. Auf der vorstehenden Skizze sind die damaligen zum Ankäufe empfohlenen Gebäudecomplexe durch doppelte Umrandung hervorgehoben. Zu diesen mit I—V be zeichneten Complexen treten noch das „Hotel de Saxe" und daS kleine daneben befindliche Grundstück (beide der Leipziger Creditbank gehörig). Die damals ausgearbeiteten Pläne über die projectirten Straßendurchführungen fanden im Allgemeinen beifällige Auf nahme, der Stadtverordneten lehnten jedoch das Project des Rathes ab, weil ihnen die von den Grundstücksbesitzern ge forderten Preise zu hohe waren. Der Rath unterhandelte daraufhin nochmals mit den Grundstücksbesitzern, erzielte auch Herabsetzungen im Betrage von 106 500 denen aber auch Erhöhungen im Betrage von 80 000 gegenüberstanden. Mit einigen Abänderungen (eS wurde noch der Ankauf einiger weiterer Grundstücke be antragt, dagegen war der Ankauf zweier Grundstücke in Weg fall gekommen) gelangte das Ralbsprojcct nochmals an die Stadtverordneten und zwar stellten sich die Gesammtkosten für die zu erwerbenden Gebäude auf 8 421800 -E Die Stadtverordneten beschlossen nun in ihrer Sitzung vom 12. Zuli den Ankauf der Grundstücke Klostergasse Nr. 11 und 13, sowie Kleine Fleischergasse Nr. 1, 3, 5, 7 und 9, lehnten dagegen daS Project in allen seinen übrigen Theilen ab. Die angekauften Grundstücke batten einen Flächeninhalt von 1885 qm. Der Preis stellte sich auf 1 025 000 der Mietbertrag auf 47 415 also 4»/« Procent. (Diese Grundstücke sind auf der Skizze durch den Buchstaben b be zeichnet.) Aus Hesundheitlichen, aus verkehrspolitischcn Gründen glaubte zedoch der Nath, die Verbreiterung der Kleinen Fleischergasse und der südlichen Seite des Mattbäikirchhofes anstreben zu sollen, und es gelangte deshalb im November eine Vorlage an die Stadtverordneten, in welcher der Ankauf der Grundstücke Kleine Fleischergasse Nr. 11—31 (ungerade Nummern) und Matthäikirchhof Nr. 1, 2, 3, 4, 5, 7 und 8 beantragt wurde. Die Grund stücke bedecken eine Fläche von 2008 qm. Der Kaufpreis stellte sich auf 1 141 500der Ertrag auf 52 082 also ebenfalls 4^ Proc. Gegen den früheren Kaufpreis war ein Nachlaß von 41 500 eingetreten. Die Stadtverordneten beschlossen in der Sitzung vom 24. November den Ankauf der Grundstücke Kl. Fleischer gasse Nr. 11—27, zusammen 1113 qm Flächengröße, zum Preise von 622 500 Der Ertrag stellte sich auf 28 649 Den Ankauf der übrigen Grundstücke lehnte das Collegium ab. (Diese Erwerbung ist durch den Buchstaben e bezeichnet.) Nunmehr hat der Rath sich nochmals an die Stadt verordneten mit dem Anträge gewendet, die in der Sitzung b vom 24. November abgelehnten Grundstücke erwerben zu wollen. ES handelt sich bei dem Resttheil (auf der Skizze durch schwarzen Druck hervorgehoben) um eine Fläche von 895 qm. Der Preis beträgt 519 000 der Ertrag 24 433 (Was die Einzelpreise für diese Grundstücke anbetrifft, so sind solche schon in der Abendnummer vom 25. November v. I. in diesem Blatte angegeben worden.) Mit dieser neuerlichen Vorlage ist nun der Verkauf deS Areals am ThomaSkirchhof an die Leipziger Bank in Verbindung gebracht worden. Es ist das der auf der Skizze mit dem Buchstaben » bezeichnete Block, nebst dem dazu gehörigen Gartenareal. Für die gesummte Fläche von 2858 qm ist von der Leipziger Bank rin Preis von 1 600 000 geboten, daS sind 560 für den Quadratmeter. Vom Rathe war, wie aus einer früheren Vorlage hervor geht, eine durchschnittliche Verwerthung von 700 für den Quadratmeter angenommen worden. Doch hat die Leipziger Bank, wie aus einer anderen Stelle derselben Vor lage hervorgeht, thatsächlich nur für das Grundstück der ehemaligen reformirten Kirche und die Restparcelle deS Schulgebäudes am ThomaSkirchhof ein Gebot von 700 für den Quadratmeter gemacht. Das weiter in Betracht kommende Areal scheint der Leipziger Bank also nicht den selben Werth zu haben. Die Differenz zwischen einer Durchschnittsverwerthung von 700 für den Quadrat meter und dem Gebot der Leipziger Bank stellt sich bei dem Gesammtpreise auf 400 000 Eine andere Angelegenheit von nicht minderer Wichtig keit wird noch die Ausschüsse, denen die Rathsvorlage gegenwärtig zur Beschlußfassung vorliegt, beschäftigen. Es ist das die Fluchtlinienfeststellung für die Nord seite des ThomaSkirchhofes. Zur Zeit der Erwerbung der Nordseite des Thomasgäßchens war geplant, die selbe nach ihrer Verbreiterung in gerader Linie nach der Promenade fortzusühren. Soll das geschehen, so würde die Nordseite des ThomaSkirchhofes etwa um 16 m eingerückt werden müssen. Damit wäre ein außerordentlich großer Arealverlust verbunden, der sich rund auf 1100 qm be ziffern läßt. Nun haben sich zwar die Besitzer der Gebäude an der Nordseite der Thomasgafse, welche in dieser An gelegenheit eine Petition an die Stadtverordneten gerichtet haben, damit zufrieden erklärt, wenn die Nordseite deS Thomaskirchhoses bis in die Mitte der Thomasgafse eingerückt wird, allein auch hierbei würden wenigstens 500 qm Areal verloren geben. Bei dem Preisangebote der Leipziger Bank würde dies einen Verlust von rund 300000 Mark bedeuten. Wie man siebt, ist die Entscheidung keine leichte. Viel leicht wird ein AuSweg gefunden, der den Wünschen der Petenten Rechnung trägt, ohne daß der Verlust für die Stadt gemeinde ein zu großer ist. Offener Brief an Herrn Professor Vr. Weigand, Leipzig. Hochgeehrter Herr Professor! DaS Thema Ihres Vortrages: „Die nationalen Be strebungen der Balkanvölker", den Sie am 17. Januar in den Räumen des Carola-Theaters gehalten haben, hat auch uns, die hiesigen Serben angelockt, Ihre Meinung darüber zu hören, wohin unter den übrigen Balkanvölkern unser — serbisches Volk strebt. Wir wollen auf die Einzelheiten Ihres Vortrages hier nicht eingeben, sondern erbitten uns nur Ihre gütigen Auf klärungen über folgende Fragen: 1) Welche wissenschaftlichen Belege haben Sie gehabt für Ihre Behauptung, daß der Name Ält-Serbien künstlich von den Serben zum Zwecke chauvinistischer Propaganda erfunden worden sei? 2) Welche wissenschaftlichen Beweise haben Sie gehabt, um zu behaupten, daß dieses Gebiet (Alt-Serbien) dasselbe Land ist, was früher Makedonien wurde? 3) Welche wissenschaftlichen Gründe haben Sie gehabt, die Sprache der Bewohner Makedoniens für bulgarisch und die Bewohner dieses Landes ausschließlich für Bulgaren zu er klären, während doch Jedermann weiß, daß die hervorragenden Merkmale der macedonischen Sprache der bulgarischen völlig fehlen? 4) Womit begründen Sie Ihre Behauptung über große serbische Ausgaben für Propaganda in Makedonien, wenn es sicher ist, daß Serbien für diesen Zweck nichts verwendet, obwohl eS durchaus nothwendig wäre, in Anbetracht der Tbalsache, daß unsere Landsleute in Makedonien den ver schiedensten anderen Propaganden ausgesetzt sind? Sie haben Ihre Behauptungen über die obigen Punkte mit einer Autorisation ausgesprochen, wie es selbst von seilen der chauvinistischen Bulgaren kaum geschehen würde. Zu einer Besprechung der sogenannten „macedonischen Frage" (in der selbst die Bulgaren Alt-Serbien absondern) ist in erster Linie eine sichere Kenntniß der serbischen und bulgarischen Sprache mit allen ihren Dialekten, ferner gute geschichtliche Kenntniß beider Völker mit allen übrigen ethnographischen und ethnologischen Merkmalen erforderlich. Ihre Autorisation in der Beurtbeilung Makedoniens giebt den Uneingeweihten Anlaß zu glauben, daß Sie für Jbre Behauptungen unzweifelbafte wissenschaftliche Belege haben, woran wir unsererseits durchaus zweifeln müssen. Nur dieser Uneingeweihten halber und im Interesse unseres Volkes wenden wir uns an Sie, geehrter Herr Professor, mit diesem offenen Brief und bitten Sie höflich um Antwort aus unsere obengestellten Fragen. Gelingt es Ihnen, diese Beweise zu bringen, so werden Sie sowohl der Wissenschaft als auch allen Serben und be sonders denen in Alt-Serbien und Makedonien einen sebr großen Dienst erweisen, denn dann ist eS Ihnen gelungen, diese von einem Jrrthum zu befreien, in dem sie mehrere Jahrhunderte lang befangen gewesen sind, nämlich, daß sie nicht Serben, sondern Bulgaren sind. Leipzig, den 22. Januar 1898. Die serbischen Studenten in Leipzig. LunK-Verein. Unser Oberlichtsaal enthält nur noch kurze Zeit zwei Sonder» ausstellungen des Professors Ludwig Tettmann-Charlottenburg und von Felix Possart-Neubabelsberg, ferner Gemälde von Cbr. Landenberger, Heinr. Rettig, Paul Höcker, Raffael Schuster-Woldan, Hugo König, Franz Grassel, Jos. Huber, W. Schwill, sümmtlich in München, Lson Pohle-DreSden, Prof. Ludw. Munlhe j- und Prof. G. Papperitz-München; in den übrigen Sälen sind ausgestellt Ge mälde von A. Rasmussen-Düsseldorf, C. Oesterley-Blankenese, Charlotte Gether Leipzig, A. Tavernier-Turin, C. Salzmann-Neu- babelsberg, E. Strecker-Wien, Johann G. DreyLorsf-Kuocke, Aug. Rieper-München, Carl Röchling-Charloltenburg, R. von Voigtlünder- Berlin, R. Sichel-Berlin, Chr. M. Baer-München, Emilie Wenz- Leipzig, Margarethe Simrock-Michael-Charlottenburg, Gertrud Trefftz-Leipzig, Fr. Courtens-Brüssel, H. W. MeSdag-Haag, Fr. Marlin-München, Hellmuth Rätzer-Weimar, ferner eine Collection Studien, Zeichnungen, Aquarellen von Clise Mahler-Rothenburg am jT-, eine gleiche Collection von P. Müller-Callnbcrg-Dresden und Skulpturen von Joses Mngo-Leipzig. Kunst-Gewerbe-Museum. - Im rechten Flügel des Erdgeschosses erregen noch immer die hier ausgestellten Textil-Arbeiten einer norwegische» Dame, Fräulein Nini Gulbranson, Aussehen und Bewunderung. Diese norwegischen Webereien besitzen die Vorzüge, welche allein solche kunstgewerbliche Arbeiten ersrenlich machen: neben einem sest aus geprägten, kräftigen Stil, der gleichermaßen auf nationaler Eigen art und auf dec eigenthümlichen Technik beruht, die größte nahezu unverwüstliche Solidität, die gleichermaßen der Technik und dein angewandten Material zu verdanken ist, und im Zusammenhang damit eine äußerst vielfache Verwendbarkeit. Daß die norwegische Weberei auf uralten Traditionen be ruht, wird durch die literarische Ueberlieserung, noch deutlicher und instruktiver durch Ueberbleibsel alter Arbeiten bewiesen, die bis in das 12. Jahrhundert zurückdatirt werden können. Ter skandi navische „Hausfleiß", der in Len nordischen Ländern auf jede Weise neu belebt und gefördert wird und dem wir beispielsweise die Wiederaufnahme des Kerbfchniites ver danken, hat sich auch der textilen Kunst wieder bemächtigt: in Schweden wie in Norwegen weben jetzt Frauen und Töchter gerade auch der wohlhabenden Gesellschaft ihre Wandbehänge, Kissenüber züge und Aehnliches wieder selbst. Doch sind die norwegischen Webereien verschieden von den schwedischen, im Stil sowohl, wie in der Art der Herstellung. Während man in Schweden vorgebeugt an horizontalen Wcbstühlen arbeitet, sitzt die Norwegerin frei und gerade vor den« aufrechtstehenden Webstnhl. In ihren Grund zügen ist die Technik weder ganz eigenartig, noch allzuschwer zu lernen; sie besteht nach I. Lessing's Definition im Wesent lichen „in einer, Art von Stopfarbeit auf flehender Kette, in deren Garnfüden der mustcrbildende farbige Wollfadeu hin- und hergeführt wird, bis er den beabsichtigten Farbenfleck ge bildet hat". Es ist klar, daß diese Farbenflecke bei primitiverer Handhabung der Technik „treppcnartige" Umrisse zeigen müssen, und ebenso leicht verständlich, daß einfachere Arbeiten vor Allem geometrische Muster haben werden. Daneben gingen aber schon früher figürliche Darstellungen einher, die zeigen, was diese Kunst richtung trotz der Beschränkung ihrer Mittel immer noch leisten kann. Es ist aber auch Frl. Gulbranson gelungen, gerundete Umrisse statt der ausschließlich „getreppten" zu erzielen, und was sie in dieier Hinsicht geleistet und ausgestellt hat, Muster mit Blumenmotiven und Landschaftliches, wie z. B. den tiefblauen See mit weißen Schwänen, ist ebenso eigenartig wie anmuthig. Man giebt bei diesen norwegi schen Webereien vielfach den einfacheren Mustern den Vorzug; ihnen bleibt ja auch bei aller Schlichtheit linearer Motive der Reichthum der Farbe. Freilich die tiefglühende, gesättigte Farbenpracht und Harmonie orientalischer Teppiche leuchtet uns nicht aus Len nordi schen Webereien entgegen. In demselben Raume, wo die Erzeugnisse nordischer Webkunst ihre Aufstellung gefunden haben, ist auch die herrliche Samm lung von Kunstjchmiedearbeiten zur Schau gestellt worden, deren vorläufige leihweise Ueberlasfung das Kunstgeiverbc-Museum dem freundlichen Entgegenkommen ihres Besitzers Herrn Georg Müller (Alwin Zjchiesche Nachf.) verdankt. Sie umfaßt, in sechs Gruppen eingetheilt, eine Kunstepoche der Schmiedekunst von 600 Jahren, vom 12. bis zum 18. Jahrhundert, und bietet in übersicht lichster Anordnung Thor-, Thür-, Schrank-, Truhen-, Kasten- und Vorlegeschlösser, weiter Schlüssel, Bänder für Thüren, Truhen, Kasten, Schränke, Thore und Fenster, dann Thürklopfer, Zuzieher, Zugringe, Schlüsselschilde und Thürdrücker. Endlich treten kleinere geschmiedete Oberlichtgitter, Treppengilter, Wandarme, Werkzeuge, geschmiedete Basen, Aufsätze, Blumen, mit einer einzig in ihrer Art dastehenden Sammlung verzierter Nägel und Schraubenmuttern hinzu. Kein Zweig des älteren Kunstgewerbes hat so viel Original- denkmäler hinterlassen, als die Schmiedekunst des 16. bis 18. Jahr hunderts. Das Stilgefühl, welches den Meistern der älteren Periode innewotmte, die Freude unserer Vorfahren am Zierrath sorgten dafür, daß olle die Schmiedearbeiten, die man für das Haus innen und außen brauchte, des Schmuckes nicht entbehrten. Diese Kleinkunst aber stand wieder im Bann der Architektur, die für sie tonangebend in der Stilerfindung, tonangebend in der Stilsührung wurde. Wir können dies auch in der Georg Müller'schen Sammlung ganz deutlich verfolgen. Was sie für Leipzig ganz besonders werthvoll und interessant macht, Las ist ihr reicher Inhalt an vorwiegend Leipziger Kunslerzeugnisjen aus vergangenen Jahrhunderten. Diese eisernen ehrwürdigen Zeugen des Kunstfleißes früherer Jahrhunderte stammen zumeist aus längst ver schwundenen Leipziger Bauten; Proben deutscher Schmiedekunst sind darunter. Sie verdienen es, eingehender gewürdigt zu werden. Das soll in Kürze geschehen. V. LI. Am heutigen Sonntag findet im Vortragssaal des Grassi- Mufeums der zweite Vortrag in diesem Winter statt. Herr Or. Jean Louis Sponsel, Directorialassistent am königlichen Kupserstich-Cabinet in Dresden, spricht über Hosfeste und Fest bauten vor Entstehung des Zwingers. Mit diesem Vortrag ist eine interessante Ausstellung von Zeichnungen, colorirten Original- Entwürfen, Kupferstichen und Photographien verbunden, die sich auf Festveranstaltungen des Dresdener Hofes und die Anlage des Zwingers beziehen. Im grünen Zimmer des ersten Stockes wird heule die bereits angeküudigke Ausstellung von Werken von Prof. Otto Eckmann-Berlin eröffnet. Eckmann hat sich, nachdem er eine Zeit lang der Malerei obgelegen, seit einigen Jahren ganz der Förderung des Kunsthandwerks gewidmet und steht gegenwärtig be- kanntlich unter den Vorkämpfern für die moderne Bewegung im Kunstgewerbe und unter den Entdeckern neuer Ornamentformen in erster Reihe. Es muß für alle Kunstfreunde von Interesse sein, ein umfassenderes Bild vom Streben und Schaffen dieses vielseitigen und rastlos thätigen Künstlers zu gewinnen. Eckmann hat bisher hauptsächlich drei Zweige des Kunsthandwerks befruchtet: das Buch gewerbe bez. die Buchornamentik, die Schmiedekunst und die Bild- und Teppichwirkerei. Dir ausgestellten Arbeiten geben von diesen drei Richtungen in seinem bisherigen Schaffen einen vollen Begriff. Die Ausstellung enthält zunächst eine größere Reihe von Originalentwürsen für Äuchornamente, Bucheinbände, Titelblätter, Initialen, Bücherzcichen, Ankündigungen und dergleichen, sowie eine Anzahl ausgrsührte Bucheinbände, Titelblätter und eine reiche Collection von Vorsatzpapier«!!. Diese Gruppe wird ergänzt durch eine Serie von Nummern der Münchener Zeitschrift „Die Jugend", in denen Zierstücke von Eckmann enthalten sind, sowie durch einige figürliche Bleistiftskizzen (hauptsächlich Portraitsludien) und durch verschiedene Farbenholzschnitte in japanischer Manier, di» zu dem Schönsten, was der Künstler geschaffen hat, gehören. Die Ausstellung enthält weiterhin eine Anzahl eigenartig reizvoller, zuni Theil vergoldeter, schmiedeeiserner Beleuchtungskörper (Stand-, Wand- und Hängeleuchter für elektrische Glühlampen), die nach Ent- würfen von Eckmann auSgeführt sind. Den Beschluß bilden drei größere und einige kleinere seiner farbenprächtigen Bildwirkereien, die der Künstler nach feinen Entwürfe» in Scherrebeck aufertigen läßt, sowie zwei ebenda hergestellte Teppiche. Den Eckmann'schen Arbeiten sind drei der besten Bildwirkereien der Norwegerin Frl. Nini Gulbranson und einige Lüstresayencen von Kähler in Naestved (Dänemark) beigesellt. - Lrykall-pal-st. ' p. Leipzig, 22. Januar. Seit einigen Tagen ist im Theater Varis ts Les Krystall-Palastes wieder ein Wechsel im Künstler personal eingetreten und sieben neue Debüts sind so glücklich ver laufen, daß man wieder einem trefflichen, interessanten Ensemble gegenübersieht. Die „vier Stars", zwei männliche und zwei weibliche „Sterne" erfreuen durch elegant ausgeführte Evolutionen an drei hängende» Seilen mit Ringen. Sie arbeiten gewandt und sicher und entwickeln bei den verschiedenen Experimenten ebensoviel körperliche Geschmeidigkeit wie Kraft. Die Ge schrot st erDelSano sind ein Paar Prima-Ballerineu, die es namentlich im Spitzentanz zu einer ganz hervorragenden Virtuosität gebracht haben. Sie wissen mit unglaublicher Routine alles „auf die Spitze zu treiben", d. h. auf die Fußspitze und im Costümwechsel entwickeln sie eine Fixigkeit, die impontren muß. Im Astley-Trio prüsentiren sich uns die bekannten musikalischen Excentriques, die in keinem Artisten - Ensemble fehlen wollen und dürfen. Sie biete» manches Neue bei ihren Vorführungen, so daß man ihnen gern seine Aufmerksamkeit schenkt. Daß sie „aus den Fingern zu saugen" verstehen und zwar sogar musikalische Klänge ist nichts Neues, denn solche musikalisch gebildete Finger haben wir auch bei anderen musikalischen Clowns schon gefunden, wohl aber ist die Scene aus dem Lande etwas Originelles, Las große Heiterkeit er weckte und vielen Beifall fand. Sie haben eine Kuh vor sich, an welcher sie Töne melken, ja die sämmtlichen Geräthjchaftcn des Kuhslalls verwandeln sich unter ihren Händen in Musik instrumente eigener Art. Diese „Poesie Les KuhstallS" ist neu und eine glückliche Erfindung. Auch im Schellengeläute sind die Künstler Virtuosen. Etwas unverständlich war es uns nach dem Programm, was wir uns unter einem „Americain-Biograph" vorstellen sollten. Die betreffende Nummer besteht in der Vor führung lebender Photographien, die jetzt überall eine große Nolle spielen. Wir sehen den brausenden Niagarafall vor uns, wir wohnen der Taubenfütterung auf dem Marcusplatz in Venedig bei, wir nehmen an einem Hindernißreiten, am Büffelfang, am AuS- rücken der Feuerwehr Theil, beobachten die Besucher des Kölner Domes, wie sie nach Beendung des Gottesdienstes aus den Portalen strömen, und was dergleichen wirksame Bilder mehr sind. Zweifellos sind auch bei Lieser Serie lebender Photo graphien Aufnahmen gewählt, welche das Auge fesseln. Ein internationales Gesangs- und Tanzterzett bilden die Joyeuse's Gazelles, die englisch, französisch und russisch singen, elegante, charakteristische Nationalcostüme tragen und auch im Tanz eine reizende Leichtfüßigkeit entwickeln. Die Soubrette Gretchen Lorrn, zu der sich später noch die Liedersängeri» Martha Uhlmanu gesellt hat, während sie bei den ersten Vor stellungen den Sologesang allein repräsentiren mußte, ist zwar keine Emmy Krockiert und wie die schneidigen Soubretten sonst heißen, aber ihr Auftreten hat Anmuth und sie wird sich sicherlich noch die Gunst des Publicum erobern, wen» sie etwas schärfer beim Vortrag pointirt. Otto Reutter ist dem Ensemble treu geblieben. Mit Recht. Er ist ein Humorist ersten Ranges, der alle Zeitereig nisse schnellstens seinem Humor dienstbar zu machen weiß, der mit seiner Nordpolfahrt wahre Lachsalven hervorrief. Daß er sofort auch Professor Schenk's Entdeckung occupirte, wer wollte es ihm verargen? Sir Black mit seinen Experimenten aus dem Nieder rad und Mulambark's acht Araber mit ihrem Pyramidenbau und den kühne» Kreijeldrehungen sind ebenfalls von früher dem Ensemble verblieben. Die Letzteren haben neuerdings ihre Vor- tührungen durch akrobatische Kunststücke auf einem hohen Postament vermehrt. Die Vorstellungen verdienen fleißigen Besuch, denn sie werden wiederum von einer auserlesenen Künstlerschaar bewirkt. Literatur. Von Philipp Reclam's Universal-Bibliothek erschienen soeben Nr. 3761. 3762. Des Freiherrn Friedrich von der Trenck Merkwürdige Lebensgeschichte. Herausgegeben und mit einer Einleitung versehen von vr. Adolph Kobut. — Nr. 3763. 3764. Friedrich Rückert's Gedichte für die Jugend. Aus gewählt im Einverständnis mit dem Dichter, von Ferdinand Scheler. Herausgegebeii von Carl Friedrich Wittmann. — Nr. 3765. Adolph Rosse, „Sein Skalabend". Schwank in einem Auf- zug. Soufflierbuch mit einem Tecorationsplan und mit der voll ständigen Regiebearbeitung. — Nr. 3766. Gustav Fischer- Lhmann, „Der Privatdetektive". Dramatischer Scherz in einem Aufzug. Sousflierbnch mit einem Decorationsplan und der vollständigen Regiebearbeitung. — Nr. 3767. Rens Descartes, Abhandlung über die Methode des richtigen Vernunstgebrauchs und der wissenschaftlichen Wahrheitsforschung. Uebersetzt von Or. Ludwig Fischer. Mit dem Bildniß Rens Descartes. — Nr. 3768. Opern bücher 38. Band. Konradin Kreutzer, „Das Nachtlager von Granada". Romantische Oper in zwei Aufzügen. Dichtung nach Kind's gleichnamigem Schauspiel von Karl Johann Braun, Ritter von Braunthal. Vollständiges Buch. Durchgearbeitct und berausgegeben von Carl Friedrich Wittmann. — Nr. 3769. 3770. Tausend und eine Nacht Aus dem Arabischen übertragen von Max Henning. VI. Band: 218.—294. Nacht. Preis jeder Nummer 20 ** * * » Zeitgemässe Reform im Juitizwescn. An praliischen Fälle» erläutert. Erscheint in zwanglosen Heften. Heft 2: Wechselrecht und Wucher. Tie Form im Rechtssystem. Herausgeber Rcchlsanwali Kuhlmann in Hagen i. W. Verlag von Hermann Risel L C o., Hagen i. W. (50 Psg). Bericht über die Frequenz im Asyl für männliche Obdachlose. 'Thalstraße dir. 28, in der Zeit vom 15. bis 22. Januar 1898. Nacht vom Borge. Ausge- Zurück- sprachen noinmen gewie^ir 15. Jan. zum 16. Jan. 74 73 I 16. - - 17. - 52 51 I 17. - . 18. - - - - - 79 7? 18. - . 19. - 76 76 — 19. - . 20. - - - - - 82 7" 20. - - 21. - - - - - 76 7ü — 21. - - 22. - M . . . 79 77 518 509 v Ml! -äkldk 78 W. bis Alk. 18.85 p. Meter — ab meinen eigenen Fabriken — v. 75 ?sgs.—18.35 ,, M. 1.35— 11.65 „ „ 1.95—9.80 sowie 80siW2l'26, W8I888 u. tÄl^lgö UkssllöllEk^ 8k!ll6 v. «5 Psg. bis Mk. 18.65 p. Met. — in Leu modernsten Ge weben, Farbe» und Dessins. An Private Porto- und steuerfrei iuS Hans! 86iäen-0sma8t6 Zeiten-SL8lkleil1ei' v Robe Zeillen-foulsräs bedruckt v. Mk. 1.35—18.65 83ll-8eicl6 „ „ 13.80—68.50 8ei(!sn-6l'6NLk1me8 „ 95 k*fge.— 5.85 8e'lüen-86ngslin68 per Meter. 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