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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.09.1898
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1898-09-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18980914010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1898091401
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1898091401
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-09
- Tag 1898-09-14
-
Monat
1898-09
-
Jahr
1898
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6870 hier «ingetroffrn. AuS allen Theil«» der Monarchie laufen sehr zahlreiche Trauerkundyebungen, von amtlichen Stellen, LandeSauöschüfsen, Gemeindevertretungen, Körperschaften, sowie auS allen Schichten der Bevölkerung, ein. — Die Leiche der verewigten Kaiserin wird in der Pfarr kirche der Hofburg aufgebahrt werden. Die Kapuzinerkirche ist wegen der Vorbereitungen für daS Leichenbegängniß ge schlossen. * Wien, 13. September. (Telegramm.) Seit gestern kam es hier an verschiedenen Stellen zu Kundgebungen gegen italienische Arbeiter. Mit Rücksicht aus die herrschende Stimmung werden die vom Unternehmen „Venedig in Wien" verpflichteten italienischen Sänger truppen nicht mehr auftreten. — Abends kam es zn Aus schreitungen der Marktweiber auf dem Naschmarkt gegen die bei der Wienflußregulirung arbeitenden Italiener, auf die sie Wasser und Unrath herabgvssen. (Lin Theil des Publikums nahm für die Italiener Partei, trotzdem mußten diese flüchten. Die Polizei machte dem Scandal ein Ende. (Boss. Ztg.) * München, 13. September. (Telegramm.) Zu Be ginn der heutigen Sitzung des Magistrats gab Bürger meister Brunner in einer längeren Ansprache dem tiefen Schmerze der Stadtvertretung von München bei dem Heim gänge der Kaiserin Elisabeth Ausdruck. Die Stadtvertretung sandte Beileidsschreiben an den Prinzen und die Prinzessin Leopold von Bayern und den Herzog Karl Theodor. Außerdem wurde ein Lorbeerkrauz, dessen Schleife die Widmung „Der edlen Kaiserin und Königin Elisabeth von der trauernden Stadt München" trägt, nach Wien geschickt. Eine Abordnung der Stadt wird dem hiesigen österreichisch-ungarischen Gesandten daS Beileid der Stadtgemeinde auch persönlich aussprechen. Ferner wurde beschlossen, die Verlängerung der Franz-Joseph-Straße zum theilnehmenden Gedenken Kaiserin - Elisabeth - Straße zu benennen. Deutsches Reich. Berlin, 13. September. Aus Anlaß der Gruben- -unfälle, welche in der zweiten Hälfte des verflossenen Monats stattgefunden, ist erneut die Heranziehung von Arbeitern zur Grubenaufsicht erörtert worden. Weiteres Material in der Sache ergaben die Darlegungen des Vereins für die bergbaulichen Interessen im Oberbergamts bezirk Dortmund, die sich gegen die Anstellung von Arbeiter- delegirten als Assistenten der Grubeninspection wenden, und andererseits die Denkschrift, die als Entgegnung darauf der Vorstand des deutschen Berg- und Hüttenarbeiterverbandes, wie es hieß, an den Handelsm-nister gerichtet hat. Bei objectiver Prüfung ist diesen Denkschriften zu entnehmen, wie gewichtige Gründe für und gegen die Heranziehung von Arbeiterdelcgirten bestehen. Diese Frage, zumal wo der deutsche Bergbau zum weit überwiegenden Theil doch aus privaten Betrieben besteht, kann nicht kurzer Hand nach den Intentionen socialdemokratischer Organe entschieden werden, die sich für eine Arbeiteraufsicht schlechthin mit einem Eifer erwärmen, der die Absicht deutlich zur Schau trägt, auch diese Einrichtung den eigenen Zwecken dienstbar zu machen und die Bergbetriebe dem Machtbereich des im bestehenden Staate angestrebten socialdmokratischen Staates einzugliedern. Nirgends zeigt sich solches deutlicher als in dieser Frage, und wie schädlich gerade für den Arbeiter und seine an sich berechtigten Wünsche die socialdrmokratische Hetzerei ist und das Bestreben der socialdemokratischen Leiter, durch Beherrschung blind ergebener Arbeitermassen sich wo möglich zu Herren privater Betriebe zu machen. Sonst wäre eine befriedigende Lösung gewiß bald herbeigeführt, da Arbeiter und Betriebsinhaber doch genau dasselbe Interesse an der Sicher heit des Betriebes haben, die Arbeiter, weil sie unmittelbar ge fährdet sind, die Bctriebsinhaber, weil sie doch für die Unfälle und ihre Folgen aufzukommen haben; denn sie haben ja vermöge der Haftpflicht und der Unfallversicherung die Beträge für die empfangsberechtigten Angehörigen aufzubringen. Gruben unfälle schädigen auch den Betrieb selbst weit mehr und ver ursachen weit höhere Kosten, als eine Reparatur zu geeigneter Zeit. Jedenfalls ist, wie in so vielen socialen Streitfragen, auch in dem vorliegenden Falle nichts ersprießlicher, als auf möglichst objektive und umfassende Aufklärung hinzuwirken. Dafür hat auch die Regierung ihrerseits Sorge getragen. Wie im Februar d. I. im Abgeordnetenhause der Handelsminister Brefeld mittheilte, hat das Verlangen der Arbeiter, an den Revisionsarbeiten der Berginspection betheiligt zu werden, Anlaß gegeben, über ähnliche Einrichtungen in England, Frankreich und Belgien Informationen einzuholen. In Belgien existiren Arbeitervertretungen solcher Art seit etwa zwei Jahren, in Frankreich und England schon seit längerer Zeit. Diese Ar beiten müssen jetzt, nach dem Zeitraum zu schließen, die seit der Einholung der betreffenden Erkundigungen verflossen sind, ab geschlossen sein. Und da sie, schon zufolge der Mittheilungen, die von Fall zu Fall über jene Einrichtung, namentlich in England, bekannt geworden sind, die Klärung über die Zweck mäßigkeit und die socialen Wirkungen jener Einrichtung sicher lich wesentlich fördern werden, so möchten wir empfehlen, ihr Ergcbniß der Oeffentlichkeit zu gegebener Zeit in weitestem Umfange zugängig zu machen. * Berlin, 13. September. Der socialdemokratische Parteitag für die Provinz Brandenburg wurde am Sonntag in Anwesenheit von 70 Delegirten abgehalten. Der Leiter der AgitationScommission, ReichStagSabg. Antrick, streifte in seiner Ansprache die in Aussicht stehenden gesetzlichen Maß nahmen in Sachen des CoalitionörechtS. Auf Vorschlag der Frau Braun wurde einstimmig folgende Resolution angenommen: „Wir protrstlren gegen die Schaffung einer Ausnahmegesetzes gegen die Arbeiter, das den Streik beslrofrn soll, während die Aussperrung und die ost nichtswürdigen Mittel, dir die Unternehmer anwendeu, Berrusserkläruiig, schwarze Liste rc., straflos bleiben." Von den Beschlüssen ist erwähnenSwerth vor Allem der jenige, welcher die AgitationScommission verpflichtet, die Kreise der Provinz Brandenburg, die sich für Detheiligung an den LandtagSwablen entschieden haben, agitatorisch und finanziell zu unterstützen. Beschlossen wurde außerdem, die Frauenagitation planmäßig auf das Land auSzndebnen und eine energische Agitation unter den sogenannten Sachseu- gängern zu entfalten. Die socialdrmokratische Fraction der Berliner Stadtverordnetenversammlung erhielt den Auftrag, baldigst eine Evufercnz socialistischer Gemeindevertrcter ein- zuberusen, um ein gemeinschaftliches Vorgebr» auf cvmmu- nalem Gebiete zu ermöglichen. — Die Gründung einer socialdemokratischen Organisation der Berliner Schlächter gesellen wurde am Sonntag in einer sehr zahlreich besuchten Versammlung beschlossen. (D Berlin, 13. September. (Telegramm.) Wie die „Nordd. Allg. Ztg." hört, wird sich der Kaiser zu den am 17. d. Mts. slattsiudenden Beisetzungsfeierlichkeiten nach Wien begeben. V. Berlin, 13. September. (Telegramm.) Der Kaiser begab sich im Laufe des gestrigen Nachmittags von Berlin nach Potsdam zurück. Um 6 Uhr Nachmittags unternahm der Kaiser einen Spazierritt. Heute Morgen hörte der Kaiser den Vortrag des EhefS des MilitaircabinctS Generals v. Hahnke und empfing darauf den Generaldirector der königlichen Museen, Wirklichen Geheimen Rath vr. Schöne, und Prosessor Nielh, später den Fürsten zu SolmS-Baruth. — Der Kaiser hat der Wittwe des verstorbenen Vice admirals z. D. Klatt am Tage der Beerdigung desselben folgende Beileidsdepesche gesandt: Fea» Admiral Klatt, geb. Nueter, Stralsund. Oeynhausen, Villa Strube, 9. September 1898, 7 Uhr 5 Minuten. Ich bin durch den Tod Ihres Ge mahls tief betrübt und spreche Ihnen meine aufrichtige Teil nahme aus, welche mich um so mehr erfüllt, als mir die lang jährigen großen Verdienste, die allseitig immer an erkannte hervorragende Tüchtigkeit und die außer gewöhnlichen Charaktereigenschaften des Verewigten be kannt sind und immer in dankbarer Erinnerung bleiben werden! Möchte das Vaterland und die Marine auch ferner solche Männer haben, deren Selbstlosigkeit, Treue und Hingabe für alle Zeiten als Muster dienen können! Gott stehe Ihnen bei und helfe Ihnen Ihren schweren Verlust tragen. Wilhelm I. k. — Wie einer vom französischen Minister des Auswärtigen an seinen College» vom Handelsministerium gerichteten Mit theilung zu entnehmen ist, ist zwischen den Regierungen Frank reichs, Deutschlands, Belgiens und der Niederlande eine Vereinbarung, betreffend die Sicherung des gegenseitigen Schutzes der Handelsmarken und der HandelS- intcresscn ihrer bezüglichen Staatsangehörigen in China, abgeschlossen. — Einen 2 Millionenfonds zur Abwehr von Streiks wollen sich, wie die „Germania" meldet, die Bäckermeister Deutschlands schaffen. Die Obermeister sämmtlicher Bäcker innungen sollen demnächst zu einer Conferenz zusammenberufen werden, um über die Bildung des großen Streik-Abwehrfonds zu berathen. — Die preußische Landesversammlung der nationalliberalen Partei, die am nächsten Sonntag in Berlin stattfindet, wird nach der „National!. Corr." stark besucht werden. Der Ausschuß zur Vorbereitung der Tages ordnung der Versammlung hält heute seine entscheidende Sitzung ab. Der Berathung des Wahlaufrufs wird eine Bericht erstattung über die Lage in den einzelnen Provinzen und Wahl kreisen vorausgehen. — Der frühere Landtagsabgeordnete Bueck, General- secretair des Centralverbandes deutscher Industrieller, will nicht wieder candidiren. „Wir glauben nicht zu irren", bemerken zu dieser Nachricht die „Berl. Pol. Nachr.", „wenn wir diesen Entschluß auf den Umstand zurückführen, daß die bevorstehende Legislaturperiode des Hauses der Abgeordneten sich mit de: Zeit deckt, die dem Ablauf der Handelsverträge vorhergeht. Diese Zeit wird sehr große An forderungen an Alle stellen, die berufen sind, die Inter essen des deutschen Gewerbesleißes, und besonders der deutschen Industrie, zu vertreten." — Der Cultukminisler vr. Bosse ist in Berlin wieder ein getroffen, ebenso ist der Staatssecretair des Reichsschotzamts, Frhr. v. Thielmann, bierber zurückgekehrt. — Der hiesige königlich rumänische Gesandte Beldiman ist vom Urlaub nach Berlin zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder über nommen.— Der deutsche Genrrolconsul Freiherr v.Wangen heim ist vom Urlaub nach Warschau zurückgekehrt und hat die Geschäfte des dortigen Generalconsulats wieder übernommen. — Der deutsche Consul Freih. v. Seckr» dorsfist vom Urlaub nach Prag zurück gekehrt und hat die Geschäfte des dortigen Consulats wieder übernommen. — Der preußische Gesandte in Hamburg, Graf v. Wolff- Metternich, ist von dort hier eingetroffen und im Hotel Bristol abgestiegen. Dort hat auch der österreichische Gcneralconsul Graf Oppenheim aus Köln Wohnung genommen. — Im Hotel Continental hat der österreichische Generalkonsul in Havanna, Berndes, Wohnung genommen. — Der Legationsrath und Kammerherr, frühere Ministerresident Gras Kleist ist nebst Ge mahlin aus Wendisch-Tychow angekoniinen und im Hotel Kaiserhof abgestiegen. * Kiel, 13. September. (Telegramm.) Commodore Poe und die Commandanten des englischen Schul geschwader« sind heute von der Prinzessin Heinrich zur Frühstückstafel geladen worden. * Lanzi«, 12. September. Die Eröffnung des Danziger Freihafen-Bezirks findet zum 1. April 1899 statt: * Posen, 13. September. (Telegramm.) Der 24. deutsche Iuristentag hgt sich dahin ausgesprochen, daß die Deportation für Deutschland als Strafmittel nicht geeignet sei; rin Versuch mit der Deportation sei nicht zu empfehlen. * Broulber«, 12. September. Die „Ostd. Presse" schreibt: Die Ansiedelungscommission kaufte aus deutscher Hand das Gut Oletschin bei Welnau, welches fast in polnischen Besitz llbergegangen wäre. Dadurch wird die Schaffung einer größeren Besiedelung, mehrere Dörfer umfassend, in dortiger Gegend ermöglicht. Aus dem gleichen Grunde bemüht man sich im Kulmer Kreise weiteren Besitz zu erwerben. Dort sind die beiden Güter Blandau und Plonkowo, welche über 9000 Hektar umfassen, schon im Eigenthum der Commission. Dieses Ver fahren, thunlichst mehrere Ansiedelungen um eine Stadt zu legen, ist «in Ergcbniß der bisherigen Erfahrungen, das allein ein dauerndes Gedeihen der Colonien gewährleistet. Die Dcutscl-rn müssen in ansehnlicher Zahl beieinander wohnen. * Remscheid, 13. September. Dem Vorstande der Ort s- krankencasse Remscheid war am 6. Juli von der Aufsichts behörde verboten worden, Frau vr. Gisela Kuhn alsCassen- ärztin zu beschäftigen. Trotz dieses Verbotes hatte der Vor stand die Dame jedoch in einer Bekanntmachung vom 8. d. M. als Cassenärztin weiter aufgeführt. Wegen Nichtbefolgung der Anordnung der Aufsichtsbehörde sind die Vorstandsmitglieder in eine Geldstrafe von 10 eventuell zwei Tagen Haft ge nommen worden, zudem wurde ihnen die weitere Anstellung und Beschäftigung der Dame als Cassenärztin sowie jegliche Ho- norirung aus Cassenmitteln aufs Neue verboten und ihnen im Falle der Zuwiderhandlung eine neue Geldstrafe von 50 oder eine Haftstrafe von fünf Tagen angedroht. Die Aufsichtsbehörde hat sich Vorbehalten, noch zu erwägen, welchen weiteren Gebrauch sie von den durch 8 45 des Kranken-Versicherungsgesetzes ihr ver liehenen Rechten machen wird. Die von den Arbeitgebern ge wählten Vorstandsmitglieder der Allgemeinen Ortskrankencasse, August Becker und Wilhelm Sassenhausen, haben im Einver- ständniß mit dem stellvertretenden Vorsitzenden Schäfer, der zur Zeit verreist ist, ihr Amt als Vorstandsmitglieder in Folge der jüngsten Vorgänge niedergelegt. - * Weimar, 12. September. Gestern Abend begann hier die Hauptversammlung des Centralverbandes von Ortskrankenkassen im deutschen Reich, dem die größten Cassen Deutschlands angehören. Der wichtigste auf der Tages ordnung stehende Gegenstand ist die Frage der Vereinigung der gesummten Versicherung, der Kranken-, Unfall-, Jnvaliditäts- und Altersversicherung. Heute wurde die Hauptversammlung durch Commerzienrath Schwabe-Leipzig eröffnet und vom Oberbürgermeister Pabst begrüßt. Es wurde zunächst eine Reihe von Anträgen zum Krankenversicherungsgesetz erledigt. Darunter befand sich ein solcher auf Ausdehnung der Ver sicherungspflicht auf Hausgesinde, Handlungsgehilfen rc. Ver treten waren 32 Cassen mit 852 219 Mitgliedern. Zum Ort der nächsten Versammlung wurde Hannover gewählt. (M. Ztg.) * Köln, 12. September. Nachdem bereits einige katholische Vereine besondere Sammlungen veranstaltet haben, ui» „der finanziellen Nothlage des Papstes zu Hilfe zu kommen", eröffnet nunmehr auch die „Kölnische Volks zeitung" zu gleichem Zwecke eine besondere Sammlung. * Hildesheim, 12. Septeinber. In der letzten Sitzung machte Stadksyndikus Götting Mitthcilung von der dem Ober bürgermeister Struckmann anläßlich der Anwesenheit des Kaisers in Hannover zu Theil gewordenen Auszeichnung, daß ihm gestattet ist, bei besonderen Anlässen die goldene Amtskette zu tragen. Der Bürgervorsteher-Wortführer be glückwünschte den Oberbürgermeister Namens des Collegs, wofür derselbe seinen Dank vussprach; er hob dabei hervor, daß in früheren Zeiten die Bürgermeister Hildesheims ein äußerliches Zeichen ihrer Amtswllrdr getragen hätten, doch sei dies schon lange nicht mehr der Fall. In den alten Provinzen würden allerdings von den Bürgermeistern einer Anzahl Städte der artige Amtsketten getragen, in der Provinz Hannover mache Hildesheim den Anfang damit. * Ulm, 12. September. Die Vereinbarungen zwischen der Stadt Ulm und den einschlägigen Militairbehörden wegen Entfestigung des Stadtkernes, das heißt Nieder legung der Hauptumwallung, haben insofern zu einem definitiven Abschluß geführt, als die Ueberlassung des freiwerdendcn Festungsgeländes ohne die für die Militair- oder Eisenbahn verwaltung noch benöthigten Strecken principiell zugestanden ist. Frankreich. Trcyfuü-Affairc. * Paris, 13. September. (Telegramm.) Der „Matlu" er« zählt, Präsident Faure habe im gestrigen Ministerrathe zum Er staunen der Cabinetsmitglieder die Ansicht deS KrlegsministerS Generals Zurlinden unterstützt und eingehend die Gründe auSein- andergefetzt, warum er dir Revision deS Dreysus-Processes für unmöglich halte. Der Ministerpräsident Brisson und die anderen Minister hätten darauf erklärt, daß unter solchen Umständen dem Cabinet nichts Anderes übrig bliebe, als seine Entlassung zu nehmen. Auf Veranlassung des Präsidenten Faure, der seine Manöverreife nicht hätte absagen wollen, sei die Entscheidung ver schoben worden. Die Thatsache, daß der Kriegsminister den Präsidenten nicht begleitet, wird dahin auSgelegt, daß Jener sich bereits als zurnckgetreten betrachte. Wie verlautet, hält die mit der Prüfung der DreysuS-Acteu betraute Eommissio» de« Justiz ministeriums die Revision de« Processe« für uuab- weislich, seitdem sie in das Protokoll der Geständnisse Henry'S Einsicht genommen hat. (Wiederholt.) * Pari», 13. September. (Telegramm.) DaS Ministerium ist vollkommen zerrüttet, und wenn «S nicht gestern nach dem achtstündigen Ministerrath in Trümmer gegangen ist, so ist die» bloS dem BerlrgenhritSantrag Sarrien'S zu ver danken, der eine neue Vertagung deS Wiederaufnahme beschlusses verlangt«, da rr die Dreysuspapiere weiter prüfen müsse. Ueber den Verlauf der überaus stürmischen Minister- rathSsitzung wird amtlich Schweigen beobachtet, man kennt ihn aber dennoch, mindestens in den großen Zügen. General Zurlinden erklärte, das Wiederaufnahmeverfahren dürfe nicht stattsinLen; bestehe man darauf, so trete er zurück. Brisson fand darauf zum ersten Mal entschlossene Töne; rr erinnerte Zurlinden an die Begründung, mit der Cavaignac sein Portefeuille nieder legte, und bemerkte, wenn Zurlinden nach Cavaignac'S Briefe ein gewilligt habe, dessen Nachfolger zu werden, so habe dies doch nur bedeuten können, daß er einen anderen Standpunkt einnehme als sein Vorgänger. Der KriegSmini st rr antwortete sehr erregt, er habe nur auf dringende Vorstellung Faure'S eilige- willigt, ins Cabinet einzutreten, ob man denn wolle, daß er General Mercier verhaften lasse, wie er eS thun müsse, wenn man der Sache auf den Grund gehen wolle? Brisson rief darauf: Mercier und jeden andern Schuldigen, denn wir haben die Pflicht, die Republik von tödtllchen Krankheitsstosfcn zu reinigen. Weiter wird erzählt, Bourgeois habe sich entschlossen auf Brisson'» Seite gestellt, während Lockroy, TIllaye und Verger für Zurlinden Partei genommen hätten. Faure, der den Vorsitz führte, sei lange stumm geblieben, habe jedoch schließlich zum allgemeinen Staunen das Wort genommen, nm sich mit größter Entschiedenheit gegen das Aufnahmeverfahren auszusprechen, was zur Folge gehabt hätte, daß Brisson ihm mit aller Deutlichkeit die unausbleibliche Wirkung seiner Politik aus- einander setzte. Heute wird versichert, Brisson unterhandle mit General Bruyöre wegen Uebernahme des KricgSportefeuilles und habe bereits BruySre'S Einwilligung. Inzwischen wurde (wie ge meldet) duPaty de Elam gestern zur Verfügung gestellt; dies ist eine sehr milde Maßregelung, die Niemand befriedigt; für die Schuld, deren Anerkennung sie bedeutet, ist sie eine völlig unzu reichende Buße. (Voss. Ztg.) * Paris, 13. September. (Telegramm.) Ministerpräsident Brisson berieth sich heute Vormittag lange Zeit mit dem Justiz minister Sarrien. (Fortsetzung in der 1. Beilage.) Lei Hisrsrr- unä Llnsviileiäsir, Llruenx-riss unck kickt, bei Ontnrrksn ctcr null VaräsLrurg-s-Organs rvirck von Lrrtt. ^uluritLten Lalvalor mit uusgereicknetein Krlolgö empkoklen. ^LrntrviIrvuLv LWvekMr kkLekmek! iMktö VeräLillicliXöit! tot cksr Sa/^s/or-yos//so-//>scc/oo //» Fpse/ee. Lmi Ml K LiÄ (MMss L (!«.) IMi, xexr. 1877, 8eti1ettvrstrn88v 3, ertll. H.u8küaftc üb. lnrm. ock. krivatpers. ck. In- u. -lusl.; besorgt tüobt. u. solv.^ckr. alt.Lraned., smv.Liim. v.Oelck. u. A.Leck. tk.KLka.all. kl. scknellLgut pstsntbüresu. SKcK-ieipLiS Kausen Sie nur vr. Ddompsou's Ssitsapulvor, das beste, billigste und bequemste Waschmittel der Welt, und achten dabei genau auf den Namen „Ldr. ri>oi»z»8«»i» » und die Schutz marke „8vUrv«u". Urbcrall vorröthig. Ärl SvdrSävr L vo 8vUI»88x«88v X». II. 6l'ö88le /^U88l6»UNg von kelMdtiillA-keMtiillSkii. tHL88eUIo88ere!. OL8-Xoed- M MüppMte. M ÜM-l>M»ciit. der Muldenseite. Majestätisch erhebt sich bei Rochlitz der Roch litzer Berg, 180 Meter über der Mulde, 351 Meter über dem Meeresspiegel. Die Aussicht vom Friedrich-Augüst-Thurm, der am 18. Mai 1860 eingeweiht wurde, ist aus Rochlitzer Porphyr quadern erbaut, gehört zu den schönsten des Sachsenlandes. In nächster Nähe blickt man in die grotesken Steinbrüche und schaut auf Rochlitz und Wechselburg nieder. Weiter schweift das Auge aber nach der Augustusburg und den Höhen des Erz gebirges, nach der Hohburger Schweiz, dem Oschatzer Collm, dem Petersberg bei Halle und dem Brocken im Harz. Auf einem breiten Waldwege gelangt man nach Wechselburg, das von der Mulde umflossen wird. Bekannt ist Wechselburg durch seine romanische Schloßkirch«, die aus Rochlitzer Porphyr erbaut ist und an der Kanzel weltberühmte Skulpturen aufweist. Hier endet unser Manövergelände im Süden. Weit selrener als dieser Theil des Muldenthales wird die im Manövergebiet liegende Strecke des Thales der Freiberger Mulde von Sermuth bis Siebenlehn besucht. Und doch ist dieser Theil ebenso reich an landschaftlichen Schönheiten, «benso reich an ge schichtlichen Erinnerungen. Man kann im Thale der Mulde hinwandern, aber auch, was ich immer vorgezogen habe, durch den prächtigen Thümmlitzer Wald auf Röda und Gorschmitz loS- steucrn und über diese Ortschaften schließlich auf der Chaussee Leisnig erreichen. Wir wandern durch eine anmuthige, obstreiche Gegend und sehen schon von Weitem das Leisniger Schloß Mildenstcin auf hoher Felsenwarte thronen. Das erste Schloß soll hier 922 durch Heinrich den Finkler nach Beseitigung einer alten Slawenburg erbaut sein. Ein runder Thurm stammt noch von diesem ältesten Bau. Wiederholt wurde Leisnig von den Hussiten belagert und leistete tapferen Widerstand. Im dreißigjährigen Kriege erbaute es 1645 General Königsmark, und die Schweden lagen bis zum westfälischen Frieden im Schlosse. Eine wunderbar schöne Aussicht genießt man vom Schloßberg, wie vom „Hotel Bellevue", das seinem Namen Ehre macht. Etwa eine Stunde wandert man der Mulde entlang nach Kloster Buch, den Ruinen eines 1192 gegründeten und 1539 säcularisirten Mönchsklosters. In der Nähe liegt der schattige Schecrgrund (Bahnstation), der als Sommerfrische besucht wird. Der Weg bis Döbeln am rechtenUfer der Mulde bietet jetzt wieder reizend; land schaftliche Abwechselungen. In zwei Stunden ist man in Schweta und steht abermals vor einem Einigungspunct zweier Flüsse. Hier mündet die Zschopau in die Mulde. Die Zschopau gehört «twa von Schweta das Ringethal zum Manövergcbiet. In mannigfachen Krümmungen verfolgen wir die Zschopau bis Waldheim, einem industriereichen Ort, dessen stattliches Schloß seit 1716 zur Strafanstalt umgewandelt wurde. Im Jahre 1813 fanden hier verschiedene Gefechte statt, weil die von Napoleon verfolgten Verbündeten sich nach der Schlacht von Lützen über Waldheim zurückzogen. Von dem Siegesthurm auf dem Wach berg reizender Fernblick ins Zschopauthal. Die Strecke von Waldheim bis Ringethal ist die interessanteste des Zschopau- thales. In etwa z Stunden erreichen wir Kriebstein mit seinem hochgelegenen stolzen Schloß, das «inen fast schaurigen Blick in das tiefe Flußthal thun läßt. Die Sage von den Weibern von Weinsberg hat ein Pendant in derjenigen der Weiber von Krieb stein. Wie jene Justinus Kerner, so hat diese Herman Sem- mig in Balladen verherrlicht. In dem nahen Kriebethal liegt der Napoleonstein, der den Punct markirt, wo Napoleon nach der Schlacht bei Lützen über die Zschopau ging. Von Kriebstein wendet man sich nach Ehrenberg, zu dem Raubschloß und der idyllischen Lochmühle, und kommt durch Hermsdorf in einer Stunde nach Ringethal. Bei Ringethal liegt eine alte Burg, die ebenfalls als „Noubschloß" bezeichnet wird, und von ihr aus bietet sich weiter eine der schönsten Aussichten, die unser Sachsen land aufweist. Von Ringethal richtet sich die Tour nach Mitt weida. Das Zschopauthal ist wildromantischer als das Mulden thal. Es verhält sich zu diesem, um einen landschaftlichen Ver gleich anzustellen, etwa wie der Harz mit seinen grotesken For mationen zu dem lieblicheren Thüringer Wald. Verfolgen wir daS Thal der Freiberger ilstulde weiter, so kommen wir von Schweta, wo Schiefer gebrochen und auch Achat gefunden wird, auf einem prächtigen Wege nach Keuern und bald nach Döbeln, wo sich die Mulde theilt und die Stadt in ihre schützenden Arme nimmt. Die Strecke von Döbeln bis Nossen ist die schönste des Thales der Freiberger Mulde. Döbeln, in alter Zeit Dobelyn genannt, ist eine uralte Stadt, aber durch Feuersbrünste so heimgesucht worden, daß man einen alterthümlichen Eindruck jetzt kaum noch gewinnt. Genußreich ist die Wanderung auf der Höhe über Hermsdorf, Ulrichsberg, wo die Striges einmllndet, und Troischau nach Roßwein. Auch Roßwein hat in Folge zahlreick^er Brände den Charakter einer alten Stadt eingebüßt. Ein schöner Thalweg bringt uns in kurzer Zeit nach Alten-Zella, wo sich die Ruinen des berühmten Klosters befinden, das das Erbbegräbniß der sächsischen Fürsten von Otto dem Reichen bis Friedrich dem Strengen enthält. In einer halben Stunde ist von hier Nossen erreicht, dessen Schloß, „die Veste Nuzzin", von steilem Felsen heruntergrüßt. Die Tour führt dann außerhalb unseres Manövergeländes nach Freiberg. Wenden wir uns nach Rochlitz zurück. Von hier führt «ine bequeme Straße nach Geithain und Frohburg, wo wir ins Thal der Wyhra gelangen, die mit der Eule bei Zössen den Anschluß an die Pleiße erreicht. Bescheidener sind die Reize des Wyhra- thales als die der Mulde und Zschopau, und doch ist die Wande rung durch das Streitholz nach Kohren, Sahlis, Gnandstein und zurück über den grauen Wolf nach Frohburg lohnend genug. Das Frohburger Schloß diente 1813 dem Kaiser von Rußland, aber auch dem König Murat zur Wohnung. Wir befinden uns schon auf dem großen Plane des Befreiungskrieges. Am 8. Oktober 1813 fand hier ein Gefecht zwischen Franzosen und Russen statt. Kohren ist bekannt durch die Ruine des zwei- thürmigen Schlosses Chorun, in dem einst Kunz von Kaufungen nach seiner Frevelthat übernachtete. Das alterthümliche Schloß Gnandstein thront auf einem Porphyrfelsen und ist berühmt durch seine Burgcapelle mit werthvollen Bildern von Lucas Cra nach, in welcher auch Luther gepredigt hat. Ueber Borna und Lobstädt kommen wir aus dem Thal der Wyhra in das der Pleiße und damit auf ein Manöverfeld, das einst den großen Befreiungskampf gegen den Tyrann von Frank reich auskämpfen sah. Hier wandern wir durch die schönen Niede rungen der Pleiße, die von mäßigen, lieblichen Höhenzügen be gleitet werden. Wir gelangen über Rötha, Rüben, Zehmen, Erobern, Crostewih, Markkleeberg nach Leipzig, oder von Zehmen auf die Wachauer Straße nach Magdeborn, Göhren, Gülden gossa, Liebertwolkwih, Probstheida und von da nach dem gleichen Ziele. Weiter westlich liegt das Manöverfeld im Elsterthal, wo man über Pegau, Wiederau mit stattlichem Schloß, Zwenkau, Gaschwitz u. s. w. Leipzigs Mauern erreicht. Alle diese Gegenden werden von Leipzig aus häufig besucht und bedürfen hier keiner eingehenderen Schilderung. Im Norden Leipzigs wird das Parthethal manövrirt. Wir haben seinen Schönheiten erst kürzlich an dieser Stelle einige Ausführungen gewidmet. Die Strecke von Thekla bis Taucha ist die fesselndste der Partie. Ihre Reize fallen nicht sofort ins Auge, aber der stille Beobachter entdeckt sie und gewinnt sic lieb. Im Osten Leipzigs ist eine lohnende Wanderung im Manövergclände die üb«r Borsdorf und Zweenfurth nach Leucha und Brandis. Sie ist größtentheils recht sonnig, aber um so prächtiger ist dann der Waldweg von Brandis über den Kohlen berg durch den Naunhofer Wald nach Naunhof und Lindhardt und den Höhen von Großsteinberg, di« einen weiten Blick in das Gelände gestatten. Weniger bekannt, aber genußreich ist die Partie von Dahlen aus durch die Dahlener Heide, den Reudnitzer und Sitzenrodaer Forst. Es ist eine der schönsten Waldpartien, die ich kenne. Man kann sie ausdehnen bis nach Schildau oder Belgern. Jenseits von Dahlen nimmt uns wieder der Hubertusburger Wald mit Wermsdorf und Hubertusburg auf, von wo aus man die Wald wanderung bald bis Mch Oschatz fortsetzen kann. Mächtig ragt der alte Collm in die Lüfte, weithin sichtbar, der Beherrscher der Landschaft. Vom Albertthurm genießt man eine gewaltige Aussicht. Man sieht bei klarem Wetter den Königstein, Dresden, Meißen, Augustenburg und den herrlichen, sich weithin erstrecken den Hubertusburger Wald. Das Hubertusburger Schloß, in welchem jetzt die Heilanstalt untergebracht ist, wurde von August dem Starken erbaut und ist berühmt geworden durch den hier geschlossenen Hubertusburger Frieden, der dem siebenjährigen Krieg «in Ende machte. Das prächtige Jagdschloß Wermsdorf stammt aus dem Jahre 1688. Wer den Bewegungen der Truppen im diesmaligen Manöver gelände folgt, kommt so in die gesegnetsten Gegenden unseres engeren Vaterlandes. Sind die Schönheiten, die sich ihm offen baren, oft auch nur schlichter Natur, so wilder auf seinen Wan derungen, ergriffen von d«n mannigfachen, lieblichen Bildern, die vor seinen Augen auftauchen, bewegt in de» Dichters Ruf einstimmen: „Gott sei mit Dir, mein Sachsenland!"
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