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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.10.1898
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1898-10-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18981001014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1898100101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1898100101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-10
- Tag 1898-10-01
-
Monat
1898-10
-
Jahr
1898
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Ber«ss-PE V> b« HanpftrpeMv« ob« den km Stadt« beztrk »Ä tz« Borvtten «nicht»»« «ns- «v'kstevkn »bgeholt: vtrrtiljührllch^tLV, Lei zweimaliger tügltcher Latz,Haag ins Hau»^ök.SV. Durch die Post bezogen für Dentschland nnd Oesterreich: vierteljährlich ^ö K.E-. Llnrt» täglich« Kreuzbanbiruduu- tat Auälaatz: monattich 7L0. Li» Pkorg»n-A«»gab« erscheint um '/»? Uhr, tzt« tzübenb-Ansgab« Wochentag« um 5 Uhr. Le-actiou und Ekpebitio«: Iohan«e»nass« 8. Li« Expedition ist Wochentag« ununterbrochen gräsfnet von früh 8 bi« Abend» 7 Uhr. Filialen: Ltt» Memm'« Lorttm. (Alfred Hatz»); UnldersitLtSstraße 3 (Paulinuss»), L-»t» Lösche, Aakharinenstr. 14, Part, «atz kvntg«platz 7. Morgen-Ausgabe. MpMer TagMalt Anzeiger. Amtsblatt des Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Nattzes nnd Nolizei-Ämtes der Stadt Leipzig. Uvreiaen-Preis die 6 gespaltene Petitzeile SO Pfg. Reklamen unter demRedaction-strich l4ge spalten) bO/ij, vor den Familiennachrtcht«« (6 gespalten) 40 Größere Schriften laut unserem Preis, ve^richuib. Tabellarischer und Zisfernsatz nach höherem Taris. Sxtrit-Vetlagkn (gefalzt), nur mit der Morgen-AuSgabe, ohne Postbeförderung SO.—, mit Postbefürdrrung 70.—. Annahmeschluß fnr Anzeigen: Abend-Ausgabe: Vormittag« 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4Uhr. Lei den Filialen und Annahmestellen je eine halb« Stunde früher. Anzeigen sind stets an d?« Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. P olz in Leipzig M Sonnabend den 1. October 1898. S2. Jahrgang. in Urriversitätsstratze 3, Ranftsche Gasse 6 Herr Lrloür. lieber, Colvnmlwaorenhandluny, Remstädter Steinweg L Herr 0. LiiKolmrum, Colonialwciorenhandlung, Schützenstrahe 5 Herr 6ul. 8ottüiizi< Iio», Colonialtvaarenhandlunij, Iah 32 Herr L. Littriol», Cigarrcnhanölung, llaße 32 (Ecke Berliner Straße) Herr IV IV. Xlot«, Coloniallvaarenhandlung, Strafe 35 Herr V. LUster, Cigarrenhandlung, Plagwitz Herr 6i. OrütLinrmn, Zschochersche Straße 7 a, Reudnitz Herr VV. LuKmaim, Marschallstraßc 1, - Herr 0. 8el»mi<1t, Kohlgartenstraße 67, - Herr Lernli. Weber, Atützengeschäst, Leipziger Straße II, Thonberg Herr L. üiintsel», Zieitzenhainer Straße 58, Volkmarsdors Herr 6l. A. Xauiunun, Conradstr. 55 (Ecke Elisabethstr.). Im Interesse rechtzeitiger und vollständiger Lieferung deS Leipziger Tageblattes wollen die geehrten Leser die Bestellung für das IV. Vierteljahr 1898 baldgefälligst veranlassen. Der Bezugspreis beträgt wie bisher vierteljährlich für Leipzig 4 50 mit Bringerlohn für zweimaliges tägliches Zutragen T 50 durch die Post bezogen für das Deutsche Reich und Oesterreich-Ungarn 0 In Leipzig nehmen Bestellungen entgegen sämmtliche Zeitungsspediteure, die Hauptexpeditiou: Johaunesgasse 8, die Filiale«: Katharinenstratze 14, Kömgsplatz V und Universitätsstratze 3, sowie nachfolgende Ausgabestellen: Arndtstrasre 35 Herr L. 0. Littet, Coloniallvaarenhandlung, Beethovenstraste 1 Herr 'klleoä. Iseler, Coloniallvaarenhandlung, Brühl 53 6. R. 8<;lludert'8 ^Lottkolxer, Colonialwaarenhandlung, Frankfurter Straste (Thomasiusstraßen-Ecke) Herr OttoLrrmr, Coloniallvaarenhandlung, Löhrstraste 15 Herr Lüuuril Letrer, Colonialwaarenhandlung, Raschmarkt 3 Herr II. 6. 8<rdulre, Nürnberger Straste 45 Herr A. L. Albreellt, Colonialwaarenhandlung, in Anger-Crottendorf Herr Lodert bireiner, Zweinaundorfer Straße 18, - Connewitz Frau Lieber, Hermannstraße 23, * Eutritzsch Herr Lodert ALner, Buchhandlung, Delitzscher Straße 5, - Gohlis Herr Rodert Aitner, Buchhandlung, Lindcnthaler Straße 5, - Lindenau Herr Aldert I^iuüner, Wettiner Str. 51, Ecke Waldstr., Buchbinderei, - Neustadt Ärkeit'8 Annoneen-Lxpeilitton, Eiscnbabnstraße 1, Tschechischer Terrorismus und Tschechen Propaganda. X. Prag, 29. September. Den Tschechen ist in letzter Zeit ganz außerordentlich der Kamm geschwollen, so daß selbst galizische Polenblätter Be ruhigung«- und Beschwichtigungsartikel an verschiedene Prager Adressen richten mußten. Jetzt stellen nun auch die tschechischen Preßorgane in erhöhtem Maahe alle diejenigen Tschechen an den nationalen Pranger, welche bei Deutschen kaufen, ihre in deutsche Schulen schicken, in deutschen ZeituaKn Mseriren u. s. w. Auch sonst wüthet der nationale Guerillakrieg weiter. In Krumau bei Bud- wei« prügelt« der tschechische Hotelbesitzer Felber den deutschen stuck, meck. Robert Stigler aus Wien durch, der im Felber'schen Gasthause „Zur Rose" mehrere Tage gewohnt hatte. Stigler beschwerte sich bei seiner Abreise beim Wirth über den widerspenstigen tchechischen Hausknecht. Felber nahm aber die Partei seines Hausknechts und Landsmannes, gab dem „frechen Deutschen" ein paar Ohrfeigen und stieß ihn gegen die Brust. Nebenbei bemerkt, hatte Stigler feine Rechnung schon bezahlt und Felber sich nicht gescheut, das Geld deS „frechen Deutschen" anzu nehmen und in sein unentwrihtes tschechisch-nationales Porte monnaie zu stecken. Das Bezirksgericht zu Krumau verurtheilte am 17. September den national-tschechischen Heißsporn Felber zu 25 Gulden Strafe und zur Tragung aller Gerichts- und Advo- catenkosten, eine übrigens verhältnißmäßig geringe Strafe. Am meisten ärgern sich gegenwärtig die tschechischen Blätter, wenn Tschechen noch immer bei deutschen Firmen in Böhmen, Wim rc. kaufen, was die Käufer jedenfalls nicht thäten, wenn sie bei ihren Landsleuten ebenso gut und preiSwerth bedient würden. So greifen di« „Hlasy z Podripska" den tschechischen Turnverein in Laun an, weil dieser in feiner Turnhalle nicht nur deutsche Stühle, sondern — o Grau« — auch Waschbecken von einer deut schen Firma in Wen besitzt. Ferner wird in demselben Blatte der Bürgermeister von Budin angegriffen, weil er zulasse, daß die Budiner Juden „auf der Gasse frech deutsch sprechen und deutsche Blätter abonnirm". „Sollte der Bürger meister zur Wahrung de« tschechischen Charakter« der Stadt Budin nicht entschieden und scharf einschreiten", so schreibt das erwähnte Blatt, „so werden wir uns selbst helfen." Dieser letztere Wink ist wohl deutlich genug. Der „Lucan" in Laun ärgert sich darüber, haß eS in Laun noch so viele Menschen girbt, welche „nicht nur am Abmd, sondern sogar <nn Hellen lichten Lage in den Straßen von Laun laut und provokatorisch deutsch sprechen und dadurch die tschechisch-nattonale Reinheit unserer königlichen Stadt Laun verletzen." Der „Jizeran" in Jung- bunzlau kündigt «ine ProscriptionSliste an, aus der die Namm aller Tschechen aus Jungbunzlau prangen sollen, die ihre Kinder in die dortige deutsch« Schule schicken. Die Prager „Narodny Listy" bringen einen äußerst scharfen Artikel gegen den tschechi schen Gartenbau-Ingenieur Fiala, weil dieser am 18. September das entsetzliche Verbrechen begangen hat, als Direktor der Prager Gartenbau-Ausstellung auf der Sophirn-Jnsel neben der tsche chischen Eröffnungsrede noch eine deutsche zu halten. Nach den Prager „Narodny Listy" wird diese deutsche Rede des Herrn Fiala als „eine beispiellose Verirrung, für welche es keinerlei Entschuldigung giebt", bezeichnet. Auf welchem Bildungsniveau übrigens so viele tschechische Blätter stehen, davon giebt der Pil sener „Obzor" wieder einmal einen schlagenpcu beweis. Dvr „Obzor" veröffentlichte dieser Tage unter dem T^el „Lucch^z i — Pferfche — Mommsen" eine vergleichende Charakteristik, die für das genannte Blatt selbst in ausreichendem Matze charakte ristisch war und den Beweis erbrachte, was so diele Tschechen blätter unter „Bildung und Seelenadel" verstehen. In zahlreichen Orten Böhmens und Mährens erfolgen jetzt die Einschreibungen der Kinder für die Volksschulen. Da sind natürlich dir Tschechen an der Sprachgrenze besonders eifrig bemüht, den nrugegriindeten tsche chischen PrivatvolkLschulen möglichst viel Kinder zuzufiihren. In Budweis gingen die tschechischen Agitatoren von Haus zu Haus, um für die neue tschechische Privatvolksschule auf der Linzer Vorstadt möglichst viel sechs- bis siebenjährige und jüngere Kinder zu erhalten. Der Aus schuß deS tschechischen Schulvereins ließ obendrein zahlreiche Drucksachenvertheilen, inwelchendenEltrrnmitgetheiltwurde, daß der Schulunterricht an dieser tschechischen Privatvolksschule völl- ständig unentgeltlich sei, sämmtlich« Lehrmittel ebenfalls unent geltlich verabfolgt würden und daß auch der deutsche Sprach unterricht in der Schule eingeführt sei. Trotzdem haben jetzt gerade in Budweis zahlreiche tschechische Familien ihre Kinder in sogenannte deutsche Zahlfchulen geschickt. In Mährisch-Weiß kirchen wurde am 20. September der Hauptmann Ritter von Schrom, der Sohn des ehemaligen Führers der mährischen Tschechen, von einer aufgeregten Volksmenge auf der Straße in- sultirt, weil er sein schulpflichtig gewordenes Kind bei der deut schen Schule angemeldet hatte. UebrigenS haben auch im Bezirke Strakonitz-Pisek, dem Wahlkreise de« jüngst verstorbenen bekannten tschechischen Parla mentariers Baschaty, die Tschechen eine naiionale Niederlage er litten. Dke Gemeinde Strakonitz war an geeigneter Stelle ein gekommen, daß die bisher doppelsprachigen In schriften außerhalb und innerhalb des k. k. Gerichtsgebäudes m Pisek durch ausschließlich tschechische ersetzt werden sollten, weil di« Bezirke Strakonitz und Pisek rein tschechische seien. Das OberlandeSgerichtS-Prästdium in Prag hat aber die Ein gabe -uriickgewiesen. SS In letzter Zeit haben die Tschechen besonders an der sächsisch-böhmischen Grenze mehrfach Vorstöße ver sucht. In Bodenbach an der Elbe, das nur wenige Kilometer von der sächsischen Grenze entfernt liegt, wird sich eine tschechische Genossenschaft zum Ankäufe und zur Erbauung von Zinshäusern bilden. An der Spitze der Genossenschaft stehen eine Anzahl Bodenbacher Staatseisenbahn- und Postbeamte. Boden bach ist bekanntlich fast ganz deutsch. Es wohnen dort nur ein paar Dutzend tschechischer Beamtenfamilien, wozu noch eine kleine Zahl tschechischer Arbeiter, Handwerksgesellen und Dienstmädchen kommt Trotzdem wird das neue Bauuniernebmen der tschechischen Genossenschaft in Bodcnbach ein verhälmißmätzig sehr umfang reiches werden, da besonders wohlhabende Tschechen im rein tschechischen Sprachgebiete sich bereits zur Zeichnung von An teilscheinen mit höheren Beträgen verpflichtet haben. Das Ende der spanischen Eolonialmacht. Zum Zusammentritt der Pariser Friedens- Lonferenz (1. October). B In dem vielen häuslichen Leide, das die Franzosen gegenwärtig zu erdulden haben, mutz ihnen der Zusammentritt der spanisch-amerikanischen Friedensconferenz in Paris wie ein Sonnenblick erscheinen. Richten sich doch die Augen der Welt endlich wieder einmal auf die viils lumröre, um einen historisch wichtigen Vorgang zu verfolgen. Wer die Eitelkeit der Franzosen kennt, weiß, wie glücklich sie darüber sein werden. Freilich sollte gerade diesmal dem Frohgefühl« das Em pfinden der Wehmuth und des Mitleids beigemischt sein. Ist eS doc> «ine Schwesteniation, deren Degradirung zu einer Macht dritten oder vierten Ranges durch den Pariser Kongreß sanctinnirt wird Auf diesem Congresse wird Spanien, von dem aus vor 400 Jahren dir neue Welt entdeckt wurde, seines letzten Besitzes in Amerika endgiltig verlustig gehen. Es gebührt sich wohl, daß man in diesem Augenblicke sich daran erinnert, wie ungeheuer noch vor 100 Jahren der spanische Besitz in Amerika war und wie nacheinander die Colonien dem Mutter lande verloren gingen. Ein Theil des Südens der Vereinigten Staaten, ein großer Theil der mittelamerikanischen Insel gruppen, Mexiko, der Norden, der Westen und der Südosten Südamerikas gehörten den Spaniern. Im Jahre 1763 büßt Spanien Florida «in, daS es allerdings 1783 zurückerhält, um es 1819 endgiltig aufzugeben. 1795 verliert es seinen Antheil an San Domingo; 1801 büßt es Louisiana «in, 1802 Trinidad. 182L sagt sich Mexiko von Spanien los, 1820 bildet sich aus den Staaten an der Slldweftküst« d«s Golfs von Mexiko die Republik Columbia; schon vorher, 1816, hatten sich Argentinien und Uruguay von Spanien losgesagt; 1818 wurde Chile un abhängig, und 1824 machten sich Peru und Bolivia frei. So war für Spanien nur noch Cuba und Puerto Rico übrig ge blieben. Diese beiden Besitzungen konnte es trotz wiederholter Losreißungsversuche noch sieben Jahrzehnte hindurch behaupten: jetzt ist die Stunde gekommen, in der auch dieser letzte Besitz in Amerika den Spaniern verloren geht. Fast noch schmerzlicher für Spanien ist der Verlust der werthvollen Philippinen. Denn wenn auch auf dem Friedens- Congresse Spanien in dem Besitze eines TheileS dieser Insel gruppe bleiben sollte, so bedeutet das doch nur eine Galgenfrist. Denn einerseits wird der merthvollste Theil der Gruppe von dem zweiten S ist di' spänffche'Herrschafk M stkN?.Eing:dorenen der Philippinen so verhaßt, daß an neuen Aufständen ans dem Spanien ver bleibenden Theile und an der schließlichen Losreißung auch dies:S Theiles wohl nicht gezweifelt werden kann. Eins aber ist noch trostloser für Spanien als der factische Verlust seines Colonialbesitzes: die Art und Weise, in der sich das spanische Volk mit dem Verluste seintr Machtstellung ab findet. Gewiß waren das Preußen von 1806 und noch mehr das Frankreich von 1870 von Fäulniß angefressen. Aber dec fürchterliche Schlag, den die beiden Scaaten in den für sie un glücklichsten Kriegen erlitten, diente nur dazu, ihre Energie anzuspornen. Der Verschiedenartigkeit des Volkscharakters enk- sprechend äußerte sich 'die Anspannung der letzten Kräfte, und, nachdem auch diese vergeblich gewesen war, die Bemühung, zu neuen Kräften zu gelangen, in verschiedener Weise. Leidenschaft liches Aufbäumen in Frankreich, stiller Zorn in Preußen. Waö aber erlebt man in Spanien? Hat sich auch in der Zeit der schwersten Niederlagen das spanische Volk in seiner Begeisterung für Stiergefechie irgendwie stören lassen? Hat es sich jetzt nach der Beendigung des Krieges zu etwas Anderem aufgerafft, als zur Beschimpfung unglücklicher Generäle, die von der Regierung im Stich gelassen worden waren? Und die Negierung selbst? Sie findet schon eine Befriedigung darin, daß es ihr für d-nr Augenblick gelungen ist, wieder Mittel flüssig zu machen, mit denen sie über die momentanen Schwierigkeiten Hinwegkommen und eifrigen Parteigängern dazu verhelfen kann, als Friedensunterhändler in Paris sich einen guten Tag zu machen. Denn das widerliche Bild, das die spanischen Z:- stände bieten, wird dadurch charakteristisch ergänzt, daß selbst bei dieser beschämenden Gelegenheit nicht von der Gepflogenheit abgegangen wird, eifrige Parteigänger oder Verwandte der regierenden Männer durch Uebertragung reichbesoldeter Sine- curen zu belohnen, während Diejenigen, di« für das Vaterland ihre Haut zu Markte getragen haben, betteln gehen können. Und das spanische Volk sieht sich diese Dinge ruhig an und — amüsirt sich weiter bei seinen Stiergefechten. Diese Indolenz des spanischen Volkes ist viel trostloser noch, w Hat einer dreißig InV »orgber, Go ist «r schon so »nt wie tobt; »acht, «ine der feite«« de« Dichter auf ibren Schild und er wurde «inrr der modernen Litrraturkönige, und die Literaturgeschichten, die ibn früher auf halben Seiten erledigt, widmeten ihm jetzt ganze Druckbogen. Einige modern» Berliner Novellen, die er ge schrieben, gaben den äußeren Anlaß dazu, den Ausschlag jedenfalls ein« lieben-würdig« Persönlichkeit, die sich fröhlich unter di, junge» Stürmer und Dränger mischte, vielleicht mit stillen Vorbehalte», jedenfalls aber, ohne an dem neuen literarischen Evangelium herumzunörgeln. Dann wurde in seiner Familie «in« literarisch» Centralstelle für di« Modern« begründet: die buchhändlerisch» Firma Fontane verlegt, dir erfolgreichsten Erzählungen, Roman« nnd Streitschriften d-, jüngsten Richtung. Theodor Fontane ist ein Sohn der Mark Brandenburg, welcher er eine.s» liebevoll eingehende Schilderung gewidmet hat; er war am 8V. Decemher l81S in Neu-Ruppin ge- bare«; er hat in seinen Wanderungen gerade keiner Vater stadt et» Denkmal gesetzt und ihre Chronik eingehend be handelt. Er besuchte daß dortige Gymnasium und später die Gewerbeschule in Berlin, um sich dem Studium de» Naturwissenschaften, besonders der Chemie zu widmen nnd später einen entsprechenden praktische» Leßensberus zu «r- grafen. Gr wollt« 1840 in Leipzig dies« Studien sortft^en do^ Dichter auf diesen ersten Erzeugnissen seiner Muse, bis er in höherem Alker als Romanschriftsteller auf einem neuen Gebiete des Schaffen» sich zu anerkannter Bedeutung aufschwang. Seine Lyrik vereinigt in den ersten Gedichten den knappen, kurzathmigen Ton der Percyballaden mit dem kurz ange bundenen soldatischen Commandotvn, wie er zu den Helden der preußischen Walhalla paßt; seine Ebrenlieder erinnern an die Rückrrt'schenj den Ziethen, den Sevdlitz, den alten Dessauer verherrlicht er m markigen, schlagbasten Strophen, oft mit kräftigen Refrains. Wendet er sich später aus der Epoche des alten Fritz unserem Jahrhundert und semi« utzte» RuhmeSthaten zu, besingt er di« Schlachten hei Düppel vud Königgratz, »Kaiser Blanchebart* und »I»ng-Bi«n,arL*, so hat zwar sein« Muse nicht mehr di« altfritz'g^ Derbheit, sie aiebt bisweilen di« soldatisch« Kürze «ch; doch auch wenn sie weihevolle Töne »»schlägt bleibt ft» ihrem volk-thümlichen Grundzug getreu. Di« Heimath der Percyballaden, das romantische Schott land, hatte ihn «lch mehrfach, 18L2und 1855, zu Reisen über den Eanal gelockt, deren Ausbeute nicht blos Sckiilderung^ au» Eng- land nnd Schottland in mebreren Rriseschristen waiWnderu vie »vch s«ine Poefl« befruchteten. In der Thal ist e» nächst der preußische» Geschichte die englische, welcher er haupt sächlich seine poetische» Stoffe entnahm. Schon früher hatte er in harmlos ansprechender und gewandter Form, in er greifender Weis« und in gefälligen Rhythmen den Tragödien stoff der schönen Rosamunde lyrisch episch bebandelt; nur. Word« Mari» Stuart eine Heldin seiner Balladen; über ne Schlachtfelder der weißen und rothea Rose wanderte s«in« FaeelHatsn. Theo-or Fontane. AvS dem Seniorenconvent der siebzigjäbrigen Literatur veteranen ist vor Kurzem und dicht vor ThvreSschluß, «he da» Jahrzehnt der stebenzig Jahre von dem nächstfolgenden ab- arlöst wurde, einer ver liebenswürdigsten auSgeschiedeo, Lheodor Fontane, und zwar durch »'nen plötzlichen Tod, der «m f» überraschender kgm, al-Fontaa, bi» dahiu sich frilchen und heiteren LebrnSnmth bewahrt hatte und an keiner das Leben gefährdenden Kgankhtit litt. Wie beliebt er b« der Berliner viterattergemeinde gewesen und zwar bei den Alte» und Jungen, da» beweist der Nachruf in alle» Blättern, m den sich kein «iuzigrr Mißlaut mischt«. Ma» spricht von einem -obanaiötrieb der Liede, man kann »och von »ine« Johan»j»- trieb des Ruhme» spreche»; e» jsi kein« Frage, Fontane ist in seinem letzten Jahrzehnt berühmter geworden, al« er in de» früheren Jahre« gewesen, wo «r als tüchtiger Patriot und al» ein Sanger trefflicher Balladen in tzsn Registern) der Literaturgeschichte geführt wurde und al« langjähriger Schauspielkritiker der „Hessischen Zeitung" sich de» Ruf rttter-' ltchn Gesinnung ««d hoher Unparteilichkeit erworben batte. Dach letzt ans ei»m»l hoben die Junge», welch« sonst den Ache» gegenüber di« Weisheit des Soettze sch« Vacralaaren« Schrift über Friedrich Christian Scherenberg eine eingehende Schilderung gegeben. Der später so gefeierte Dataillendichter, mit dem sich Fontane lange Zeit in demselben Fahrwasser bewegte, war ebenso Mitglied de- „Tunnels", wie der schon damals etwa- fossile Hohenstaufrndichter Ernst Raupach, der Kunstbistoriker Franz Kugler, der gewandte, vielseitige Louis Schneider. Die meist«» durch Berlin durchreisenden oder kurre Zeit sich in der preußischen Residenzstadt aufhaltrnde» Dichter besuchten den „Tunnel", um dort ihre neuesten Er zeugnisse von der graus»m«n, etwa» altväterischen Kritik »er setzen zu lassen. Außer den Theeabenden, wo die Salon damen zu Gericht saßen, gab e« in jener Zeit, ehe die vor märzliche politische Bewegung weiter um sich griff, zahlreiche derartige literarische Vereine, von denen Fontane in dem Gedicht „Lebenswege" singt: Blutjung« vaare, Ltubente», Lieutenant», Referendare, Nona gab'» nicht, den «rlieb da« Gedicht, U»d ich »ar et. Nein»« «echenltcht, Go stand e», al« an», 40 wir schriee», «wr ach, wo btft du, Lonne, qebttü,«- Dio erst« kleine Sa«ml»ng Fontmee'ftb«, Gedicht« «schien 1850: «Männer und Helden", dan» «i» BalladoneyNns „Van der schäm« Ros»»n»dr"; Gedichw zmrft itzt,, »,u, ver- mehrt» Auflage» 1875 »nd 188». Doch die spät«»« Nachlese bst bl, Vbvstogmmi« d«, »Gicht, «ich» »«'ändert und lange Jahrzehnt« hindnrch beruht« der Rah« Fontane'« als
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