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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.09.1898
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1898-09-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18980930014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1898093001
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1898093001
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-09
- Tag 1898-09-30
-
Monat
1898-09
-
Jahr
1898
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Neclamen unter dem Redactionsstrich (4go» spalten) 50^, vor den Familiennachrichte» (6 gespalten) 40^. Größere Schriften laut unserem Preis- veTjeichnitz. Tabellarischer und Ziffernsatz nach höherem Tarif. —— Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderung SO.—, mit Postbeförderung 70.—. —-<»»»!>« Annahmeschluß für Anzeigen: Ab end-Ausgabe: vormittags 10 Uhr. Margen-Ausgabe: Nachmittags 4Uhr. Lei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an Hf« Expedition zu richten. - » Druck und Verlag von E. Polz tu Leipzi«. 92. Jahrgang. s Plagwitz Herr 6r. vrütrwLNN, Zschochersche Straße 7u, Reudnitz Herr IV. k'uAmaim, Marschallstraße 1, - Herr 0. 8okmltlt, Kohlgartenstraße 40, - Herr veiilli. ^Vedor, Mützengeschäft, Leipziger Straße 11, Thonberg Herr ü. Üiiitt8vlt, Reitzenhainer Straße 58, Bolkmarsdorf Herr 6. Xauwauu, Conradstr. 55 (Ecke Elisabethstr.). Arndtstrafre 35 Herr L. V. Llttvl, Colonialwaarenhandlung, BeethovenftraHe 1 Herr Reter, Colonialwaarenhandlung, Brühl 58 6. R. 8edudvrt'8 IsL6kk0l86r, Colonialwaarenhandlung, Frankfurter Strahe (Thomasiusstraßen-Ecke) Herr Otto Rranr, Colonialwaarenhandlung, Löhrstratze 15 Herr Lauarä Leiter, Colonialwaarenhandlung, Nafchmarkt 3 Herr R. 0. 8eRul2v, Nürnberger Gtratze 45 Herr Ll. L. ^.Idreekt, Colonialwaarenhandlung, in Anger-Crottendorf Herr Lodert Orelner, Zweinaundorfer Straße 18, - Connewitz Frau Rlssoker, Hermannstraße 23, - Eutritzsch Herr Rodert Altuek, Buchhandlung, Delitzscher Straße 5, - Gohlis Herr Rodert Bitner, Buchhandlung, Lindenthaler Straße 5, - Lindenau Herr Udert Huäner, Wettiner Str. 51, Ecke Waldstr., Buchbinderei, - Neustadt 8edett's ^nnoneen-Lxpeältlou, Eisenbabnstraße 1, Im Interesse rechtzeitiger und vollständiger Lieferung des Leipziger Tageblattes wollen die geehrten Leser die Bestellung für das IV. Vierteljahr 1898 baldgefälligst veranlassen. Der Bezugspreis beträgt wie bisher vierteljährlich für Leipzig 4^50 ^f, mit Bringerlohn für zweimaliges tägliches Zutragen T 50 durch die Poft bezogen für das Deutsche Reich und Oesterreich-Ungarn 0 In Leipzig nehmen Bestellungen entgegen sämmtliche Zeitungsspediteure, die Hauptexpedition: Johannesgaffe 8, ..die Filialen: Katharrnenpratze 14, Königsplatz 7 und Universitätsftratze S, Rauftfche Gaffe 0 Herr Rrloär. Reeder, Colonialwaarenhandlung, Ranftädter Steinweg 1 Herr 0. Lnselmrmn, Colonialwaarenhandlung, Schützenftratze 5 Herr ^ul. 8odümr(;de», Colonialwaarenhandlung, Westplatz 3» Herr ü. vlttriod, Cigarrenhandlung, Aorkftrahe 3L (Ecke Berliner Straße) Herr R. 1s'. Llotr, Coloniallvaarenhandlung, Zeitzer Sttahe 35 Herr V. Lüster, Cigarrenhandlung, in Nationale Politik in den Ostmarken. -i- Die neue Richtung der Polenpolitik der preußischenStaats-1 regierung, die eine Abwendung vom Caprivi'schen und eine Rück-1 kehr zum Bismarck'schen Systeme bedeutet, ist von der gesummten I nationalen Presse mit froher Genugthuung begrüßt worden. I Und in der That sind es gewaltige Beträge, die in den nächsten I Etat eingestellt sind. Große Summen werden gefordert für ein I neue» Museum in Posen, für da» hygieinische Institut eben daselbst, für den stolzen Bau der Kaiser-Wilhelm-Bibliothek und sogar für ein BereinshauS. Mögen auch Provinz und Provinzialhauptstadt, wie nnr erfahren, in angemessener Weise zu den Kosten herangezogen werden, bestehen bleibt doch di« That- sache, daß Posen so reichlich bedacht wird, daß e» mit einem Schlage — darüber ist schon jetzt nur ein« Stimme dort — auf ein ganz anderes Niveau de» geistigen und künstlerischen Daseins gehoben wird. Ueber die Dringlichkeit eines dieser Projekte, wir meinen da» sogenannte „Vereinshaus", dessen Zweck wir nicht recht einschen, kann man freilich getheilter Ansicht sein; alle diese Maßnahmen in ihrer Gesammtheit aber tverven den erwünschten Effect haben und in der Landeshauptstadt, die bisher stets der Hauptsitz des polnischen Widerstande» gewesen ist, unzweifelhaft die Deutschen zusammenführen und ihnen zum Siege verhelfen. Damit aber ist der ganze Kampf noch mit Nichten entschieden: «ine so zahlreiche, zum großen Thetle fanatisirte und von welt klugen Pröpsten geleitete Masse, wie die preußischen Polen e» sind, läßt sich nur dann wieder beruhigen, wenn von allen Seiten zugleich zugegriffen wird. Daß die Polen sich auf natürlichem Wege in unverhältnißmäßig schnellerem Tempo vermehren, ist ausgemacht. Will man den Vorsprung ausgleichen, den sie der gestalt haben, so läßt sich da» nur dadurch erreichen, daß man sie planmäßig germanisirt. Da» geschieht einmal unwillkürlich da durch, daß sich viele von ihnen als Sachsengänger und industrielle Arbeiter in den mittleren und westlichen Provinzen Preußens niederlassen. Alle möglichen Veranstaltungen werden nun zwar von der polnischen Tentralleitung au», deren Seele in Posen ist, getroffen, um diese Auswanderer ihrer Nationalität zu erhalten. Gleichwohl werden diese bei längerem Aufenthalte in der Fremde, wofern nur die preußischen Behörden und die Privaten ihre Pflicht thun, langsam Deutsche werden, wofern sie eS nicht vor- ziehien, wa» allerdings nicht selten der Fall ist, nach vorüber gehendem Aufenthalte in der Fremde in die Heimath zurück zukehren. Sehr viel günstiger hingegen sind die Lhancen der polnischen Gewerbetreibenden und Arbeiter, die sich von der I östlicheren Hälft« der Provinz Posen aus excentrisch nach den I benachbarten Landestheilen der preußischen Monarchie aus-1 breiten. Nicht allein Hinterpommern und Schlesien, sondern I auch die Mark Brandenburg müssen diese Invasion über sich er- I gehen lassen. Je näher di« Sprachgrenze ist, desto leichter wird I es der Centralleitung, künstlich nachzuhelfen und dafür zu sorgen, I daß die Verbindung mit dem Hinterlande nicht verloren geht. I Wie planvoll aber zu Werke gegangen wird, da» zeigt vor Allem I der Umstand, daß die polnische Welle den deutschen Netzedistrict,! jenen langen, schmalen Streifen, der den polnischen Herd in Westpreußen von dem in der Provinz Posen trennt, vor Allem trifft. Hi«: in Filehne, in Ezarnikau, in Usch und Bromberg ist der Andrang de» polnischen Elemente» notorisch am heftigsten. Kenner, die den Protest seit Jahrzehnten au» nächster Nähe beobachten, versichern übereinstimmend, daß auffälliger Weise in diese Gegend die intelligentesten Pröpste, Anwälte, Aerzte rc. — zum Theil werden fte au» Oberschlesien,! manchmal sogar unter Zustimmung der preu ßischen Staatlregierung bezogen — fort und fort geschickt würden. Hier gilt es also auch von deutscher Sette die Defensivstellung umsichtig zu verstärken. Die Ansiedelung»« commisston, die erst ßerhältnißmähig spät einen freien Ueberblick über,den polnischen Kriegsschauplatz in seiner weiten Aul dehnung erlangt hat, hat neuerding» (denn Hrrr Präsident Wittenburg, wenn auch ohne staatsmännischen Blick, folgt doch gern verständigen Anregungen) diese Situation erkannt. Gerade in den letzten Monaten sind in der Netzegegend einige Er- Werbungen gemacht, aber ganz behoben ist.die Gefahr für da» platte Land hier erst dann, wenn die Netzegegend, wie es in der „Deutschen Zeitung" (Nr. 222 .vom 21. September) von fach- kundiger Seite verlangt wird, von deutschen Lolonistendörfern durchsetzt ist. Wenn wir nun aber in den letzten Jahren in der.Polenpolitik ein« Erfahrung gemacht baden, so ist «» di«, daß in Stadt und Land gleichmäßig gearbeitet werden muß. Gerad« di, Vögte, Gärtnermeister, Inspektoren und Förster, di« auf den von der Ansiedelungscommission angekauften polnischen Gutsherrschaften angestellt waren, streben den Städten zu und begründen sowohl mit ihren Ersparnissen als mit den reichen Zuwendungen aus der schier unerschöpflichen Casie des Marinkowski'schen Vereins neue lebensfähige Geschäfte. Zumal Brom berg, der von Friedrich dem Großen hochherzig gefördert« und gewissermaßen zur Hauptstadt des Netzedistricte» bestimmte zweitgrößte Platz der Provinz, ist der allgemeine Anziehungspunkt. Biele Jahr zehnte hindurch — es braucht nur an seine Rolle 1848 erinnert zu werden — ist Bromberg die Hochburg des DeutschthumS in d«r ganzen Provinz gewesen. Jetzt, wo der gewerUche Ort an der Brahe aus einer Beamtenstadt eine moderne Industrie stadt zu werden im Begriff ist, erlahmt indessen seine Wider standskraft. Will man der überhandnehmenben polnischen Ein wanderung dort kräftig entgegenwirken, so ist das nur dadurch möglich, daß man die wissenschaftlichen und künstlerischen Be strebungen bereitwillig fördert und also die,Deutschen ebenso wie in Posen sammelt und mit den Waffen des Geistes ausrllstet. Eine wohl niemals so glücklich wiederkehrende Gelegenheit, hier ein gutes Stück vorwärts zu kommen, bietet der Augenblick dar. j Die in Posen neu zu errichtende Kaiser-Wilhelm-Bibliothek, die, wie e» in dem Aufrufe heißt, als freie Gabe Alldeutschlands an den Osten gedacht ist, macht,die dortige Provinzialbibliothek, die ohn« die Deposita mindesten» 30 000 Bände zählt, frei. Wa» liegt da näher, als der Gedanke, diesen,Schatz für Bromberg zu gewinnen? Die Bibliothek der „Historischen Gesellschaft für den Netzedistrict", die ihrer ganzen Zusammensetzung nach gewiß, der Bibliothek der Historischen Gesellschaft in Posen entsprechen dürft«, die das Hauptdepositum der bisherigen Posener Pro vinzialbibliothek war, würde die durch den Ortswechsel erlitten« Lücke glücklich ausfüllen. Schon lange aber wird in Bromberg mit Hingabe von der ganzen deutschen Bevölkerung gesammelt für rin Museum, das, wie es prä historische Funde in sich birgt, so auch die zahlreichen Erinnerungen an den letzten großen Krieg umfassen soll. Haben Stadt und Staat den ernsten Willen, sich zu einem schönen Unternehmen die Hand zu reichen, so wäre hier die beste Gelegenheit. Mit geringen Opfern — zwei wissenschaftliche Be amte und zwei Diener genügen vollauf — ließe sich in Bromberg ein« Doppelanstalt (Bibliothek und Museum) Herrichten, die bald I der Mkttrlpunct aller kulturellen Bestrebungen in der für das I Deutschthum so wichtigen zweiten Hauptstadt der Provinz werden würde. So neidlos man auch in Bromberg auf die Förderung sieht, die Posen zu Theil wird, Vie Stimmen, die von der Stadt behaupten, daß sie di« Rolle des Aschenbrödels spiele, fehlen nicht. Nicht selten muß man das bittere Wort hören: ja, wenn b«i uns der Pol« bei der Reichstagswahl durch gekommen wäre, dann würde man sich um uns kümmern und unser« Nothlage begr«ifen. Jeder wahre Staatsmann weiß, daß man im politischen Leben zuerst seine Freunde stützen muß. Möchte doch die preußische Staatsregierung diesem» bewährten Grundsätze Rechnung tragen und dementsprechend ihre Maßregeln treffen. Deutsches Reich. L. Berlin, 29. September. (Die Beamten und die Consum vereine.) Eine oft gehörte Klage erhebt beute die „Deutsche Tageszeitung", indem sie die bedrängte Lage deS gewerblichen und kaufmännischen Mittelstandes gegen über stellt dem Streben der Beamtenkreise, sich zu Consum- vereinen zusammenzuschließen. Das Organ de« Bunde» der Land- wirthe bemerkt nicht ganz mit Unrecht, daß der Beamtenstand sich dadurch in den geschädigten Kreisen geradezu verhaßt mache. Da« kann allerdings nicht Wunder nehmen angesichts von Ver hältnissen, wie die „Colonialwaaren-Zeitung" sie beispiels weise für die Stadt Posen darlegt. Die Posener Beamten- ! Vereinigung erzielte im Jahre den außerordentlich hohen Umsatz von LdL 233 der Umsatz an Maaren betrug 377 K84 -ck, der an Brod 163 798 Der Verein zahlte eine Dividende von 8 Proc. und vertheilte an die Mitglieder de« Ausschusses der Waarenabtheilung noch 800 In dem Vor stande dieser Beamtenvrreinigung saß ein OberregierungSrath I al» erster Vorsitzender, ein OberlandeSgerichtSratb als stell« I vertretender Vorsitzender, ein Eisrnbahnsecretair al« Schatz- I meister u. s. w.; kurz, eS sind alle Beamtengattungen in I ihm vertrete«. Die „Deutsche Tagr-ztg." erklärt e« nun für I di« Pflicht der Regierung, hier einzugreifen und zu erklären, I daß sie da» Vorgehen der Beamten in der gedachten »Richtung entschieden mißbillige: „Eine solche Erklärung, I im preußischen Abgeordnetenhaus« und im deutschen Reichs ¬ tage abgegeben, würde ihre Wirkung nicht verfehlen, und eS wäre sehr wünschenSwertb, wenn bei der nächsten Tagung der Parlamente diese Frage einer gründlichen Erörtrrun unterzogen werden würde." — Sicherlich würde eine derartige Erklärung von Einfluß sein, aber verhindern würde sie die Bildung von Beamten-Consumvereinen keineswegs. ES wäre auch nicht ausreichend, wenn die fragliche Erklärung der Regierung sich nur auf die Beamten erstreckte: die Officiere schädigen durch den Osficierverein den gewerb lichen Mittelstand ihrerseits relativ in deniselben Grade, wie die Beamten durch die Beamten-Eonsumvereine. Di« Officiere zahlen aber im Gegensätze zu den Beamten von ihrem Gehalte keine Steuern. Befürwortet man daher, wie die „Deutsche Tageszeitung", ein Eingreifen der Regierung in Bezug auf die Beamten-Eonsumvereine, so ist ein solches Eingreifen in Bezug auf den Osficierverein erst recht geboten. Daran bat die „Deutsche TageSztg." jetzt ebensowenig gedacht, wie früher bei ähnlichen Anlässen. Kommt eS zur parlamentarischen Erörterung dieses Gegen standes, so muß unseres Erachtens deS Officiervereins gerade in erster Linie gedacht werden. Wer Militair- forderungen der Regierung grundsätzlich mit dem größten Wohlwollen prüft, kann nut Fug den Anspruch erheben, daß die Angehörigen deS Heeres von den gewerblich thätiaen BevölkerungSclassen sich nicht wirlhschaftlich abschlicßen. Die bayerische Armee, die durch den Prinz-Regenten vom OfficiervereinSwesen ferngehalten wird, darf in diesem Puncte der preußischen zum Muster dienen. Isi Berlin, 29. September. Zu den gebräuchlichsten Mitteln der Socialdemokratie zur Verhetzung der Arbeiter gehört die Behauptung, daß die Industriellen auS „Profilwuth" die Arbeiter an den jetzigen günstigen Erträgen ihrer Unternehmungen nicht theilnehmen lassen wollten. Die unlängst im „Reichsanzeiger" mitgetheilten Daten über dieLöhne derpreußischen Bergarbeiter im Jahre 1897 gewähren die Möglichkeit, diese Behauptung an der Hand der Thatsachen auf ihre Begründung zu prüfen. Sehen wir nnö zu diesem Zwecke die Zahlen für den OberbergamlSbezirk Dortmund an, in dem nahezu die Hälfte der Gesammt- zahl der preußischen Bergarbeiter beschäftigt ist, so finden wir, daß die im Ganzen rund 171 000 Mann starke Belegschaft der dortigen Kohlenzechen in dem Berichts jahre im Durchschnitt 160 auf den Kopf mehr verdient hat, al» 1895. Das macht im Ganzen einen Mehr verdienst der Kohlenbergleute von rund 27>/s Millionen in zwei Jahren au». Darauf beschränken sich die Vortheile aber nicht, welche jenen Arbeitern aus der günstigen Lage deS Bergbaues erwachsen sind. Zunächst hat sich in dieser Zeit auch die Zahl der Arbeiter sehr stark ver mehrt. Unter Zugrundelegung der für 1896 auf 1897 an gegebenen Zahl der neueingestellten Arbeiter und deS Durck- lchnittSverdiensteS für 1895 mit 968 berechnet sich in Folge der Vermehrung der Arbeiter eine weitere Steiaerung der 1897 im Bergbau gezahlten Löhne um rund 25 Millionen Mark gegenüber dem Jahre 1895. Allein in dem westfälischen Kohlenrevier sind daher im Jahre 1897 nicht weniger al« 52 Millionen Mark mehr an die Arbeiter gezahlt worden al« zwei Jahre vorher, und zwar ohne Verlängerung der Arbeitszeit und ohne wirthschaktliche Kämpfe irgend welcher Art. Daß diese Vermehrung der Löhne im Ganzen wie im Einzelnen auch nicht unerhebliche indirecte Vortheile für die Arbeiter infolge der dadurch bedingten höheren Bei träge der Arbeitgeber zu der Unfall- und Invalidenver sicherung, wie zu den Krankenkassen nach sich zieht, bedarf der näheren Darlegung nicht. CS ist daher durch jene auf amtlichen Erhebungen beruhende Statistik der Arbeitslöhne im Ruhrkohlenrevier der unwiderlegliche Beweis geliefert, daß auch den Arbeitern die günstige Lage de« Kohlen bergbaues reich« Früchte trägt, vatz ihnen die Früchte von selbst und ohn« Kampf züfallrn und daß sir an dem Fortbestand« drr guten Eonjunctur genau so interessirt sind, wir die Arbeitgeber. Nickt ein Interessengegensatz besteht in dieser Hinsicht zwischen Unternehmern und Arbeitern, viel mehr die vollständigste Harmonie der Interessen. Wer di« günstige Entwickelung de- Kohlenbergbau,« zum Stocken oder aar zum Rückgänge brächte, würde daher den Arbeiter genau so schädigen, wie den Arbeitgeber, wäre genau so ein Feind der LebenSinteressen der Arbeiter wie derjenigen der Arbeit geber. Giebt r« aber eine größere Gefahr für di« gedeihliche Entwickelung eine- GewerbSzweigeS, als wirthschaftliche Kämpf« zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern? Und giebt eS demzufolge gefährlichere Feinde der wahren Inter essen der Arbeiter als diejenigen, welche zur Erlangung poli tischer Macht oder Erhaltung einer einträglichen Stellung im Parteidienste die Arbeiter in wirthschaftliche Kämpfe hinein zuhetzen trachten? ö. Berlin, 29. September. (Privatte leg ramm.) Der Berliner „Börs.-Ztz." wird versichert, daß die Einberufung de» Reichstages von der Rückkehr des Kaisers aus dem Orient abhänge, da der Monarch beabsichtige, den Reichstag persönlich zu eröffnen. L. H. Berlin, 29. September. (Privattelegramm.) Der Berliner Polinuen-Beretn St. Josef hat sich wegen innerer Zwistigkeiten aufgelöst. — Auf di« von der Duisburger Handelskammer angeregte gemeinsame Beschwerde der Handelskammern zu Barmen, Bochum, Dortmund, Düsseldorf, Mülheim a. d. Ruhr und Solingen, sowie deS Vereins der bergbaulichen Interessen im OberbergamlSbezirk Dortninnd zu Essen, deS Vereins zur Wahrung der gemeinsamen wirtbsckaftlichen Interessen in Rheinland und Westfalen zu Düsseldorf und der Nordwestlichen Gruppe de- Vereins deutscher Eisen- und Stahlindustrieller zu Düsseldorf über die Störungen deS Fernsprech verkehr- im Industriegebiete durch die elektrischen Straßenbahnen ist nach der „Köln. Ztg." der Handels kammer in Dui-burg folgende Antwort des Staatösccretairs v. PodbielSki zugegangen: „Die Schwierigkeiten, die dem Betriebe der Fernsprechanlagen dort und anderwärts au» der Nachbarschaft elektrischer Straßen- bahnen erwachsen, werden sich in ausreichendem Maße nur durch Uebergang zum reinen Doppellettungssystem für die Fern- iprechieitungen beseitigen lassen. Ich bin bereit, baldigst Schritte behufs etatsmäßiger Bewilligung der sehr erheblichen Summen zu thun, die die allmähliche Durchführung dieses Systems erfordert. Ich möchte indeß nicht unterlassen, schon jetzt zu bemerke», daß ich die Maßregel, die mit einer ausgedehnten Umwandlung des ober irdischen Leitungsnetzes in ein unterirdisches verbunden sein muß, nur dann für ausführbar erachte, wenn gleichzeitig die Rechte der Reichs-Telegraphenverwaltung an der Benutzung der öffentlichen Wege gesetzlich sichergestrllt werden." — Zu den Erörterungen über den Kampf gegen die Waarenhäuser schreibt das Blatt des kaufmännischen und gewerblichen HilfSvcreinS für weibliche Angestellte unter der Ucberschrift „Eine Gefahr": Ob man mit den Bestrebungen der kleineren und mittleren Ge werbetreibenden, einen lästigen Wettbewerb zu beseitigen, einver standen sei oder nicht, eine Maßregel, die zur Bekämpfung der Waarenhäuser vorgeschlagen wird, müßte von allen nur einiger maßen vernünftig denkenden Menschen auf alle Fälle verworfen werden, nämlich die steigende Besteuerung nach der Zahl der An gestellten. ES ist der Vorschlag gemacht worden — und wenn die Handlungsgehilfen nicht laut und scharf dagegen Einspruch er heben, wird er zur That werden —, daß die Waarenhäuser und die Detailkaufleute mit einer Sondersteuer zu belegen seien, di« nach der Anzahl der beschäftigten männlichen und weiblichen Gehilfen bemessen wird. WaS wäre die Folge einer solchen Maßregel? Ersten- würde die Zahl der Angestellten ver ringert, um zu sparen, d. h. also die Ansprüche an die Arbeitszeit und Arbeitsleistung der Angestellten würden sich wesentlich erhöhen. Zweitens würde der Geschäftsinhaber selbstverständlich versuchen, die Gehälter seiner Gehilfen und Gehilfinnen herabzudrücken. Bei dem Ueberongebot von Arbeitskräften wäre dieS leicht durchzusetzen. Man erreicht mit einer solchen Personalsteuer also nur, daß der GeschästS- nhabrr sich an den eigenen Angestellten und mittelbar an der Ge- ammtheit der Angestellten schadlos hält, d. h. diese tragen die Kosten und die Rentabilität des Geschäfts, dem man den Garaus machen wollt», wird nicht verringert. Sache der kaufmännischen Vereine und Verbände wird eS fein, an den maßgebenden Stellen ihren WarnunzSruf erschallen zu lassen, damit solche schließlich die All gemeinheit schädigenden Maßnahmen nicht getroffen werden. — Genosse vr. Lütaenau giebt sich Mühe, die zrollenden „Genossen" zu besänftigen und feine Prllgel- »«tracktungen al« ganz unschädlich hinzustellen. Er schreibt drr „Volks-Ztg.": „Dortmund, »en 27. September 1898. Sehr geehrter Herr R,dacteur! Zum zweiten Male bringt die „Volks-Ztg." heute eine mich be treffende Notiz, die ich richtigstellen möchte. Ich soll neuerding« für di» Prügelstrafe schwärmen. Da« hat einen geringen thatsächlichen Kern; ich hab« di« Frag« aufgeworfen, _>b nicht ein Hrrostrat durch die Androhung einer Tracht Prügel von der Ausführung einer ver- brecherischen That obgeschreckt werden kännte. F«rner soll meine Gesundheit «rschüttrrt sein; auch do« ist insofern richtig, al« ich eit gestern an einem Schnupfen leide. Mehr kann ich mit bestem Willen nicht concediren. Elfstündige tägliche Arbeitszeit beweist wohl auf der «inen S«it« für meinen Gesundheitszustand und ent»
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