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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.08.1898
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1898-08-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18980806029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1898080602
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1898080602
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-08
- Tag 1898-08-06
-
Monat
1898-08
-
Jahr
1898
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Beilage zm Lchzigkr Tagebllitt mi> AHM Nr. N», LRmbeni!, 8. AWst 1888. <Abknö°AusBk.> Königreich Sachsen. r'- Leipzig, 6. August. Die morgen Vormittag 1V/» Uhr in der Alberthalle deS Krystallpalaste« stattsindenbe Trauer feier rum Gedächtniß deS Fürsten Bismarck ist öffentlich und Jedermann ist als Theilnehmer will kommen; eine Eintrittskarte ist nicht erforderlich. Die Logen und der Mittelraum sind zwar zunächst für die Mitglieder der kaiserlichen, königlichen und städtischen Behörden und deren Angehörige Vorbehalten; soweit sie aber bis ll Uhr 20 Minuten, also 10 Minuten vor der für den Beginn bestimmten Zeit, nicht besetzt sind, werden sie für Jedermann zugänglich gemacht. Ein besonderes Programm hat wegen der Kürze der Zeit nicht gedruckt werden können; voraussichtlich wird je ein durch den Thomanerchor auS- gefübrter Gesang der Rede des Herrn Geh. Kirchenrath v. Pank vorauSgehen und folgen. Der gemeinsame Gesang des Liedes „Deutschland, Deutschland über Alles" soll den Schluß der Feier bilden, die ein Gegenstück zu der unver geßlichen Feier des 80. Geburtstages des Altreichskanzlers bilden und sicher ebenso stark besucht sein wird. — Auch in der A. B. L. (Allgemeine Bürgerloge) Leipzig „Zur Eiche" wurde das Ableben des großen Kanzlers durch eine Trauerloge gefeiert. Den warm empfundenen Worten, welche der Meister dem großen Tobten nackrief, folgte die Mahnung, immer fest zu halten an den Errungenschaften und Zielen, welch: der nun Verstorbene, der größte Deutsche, vorgezeichnet hat. * Leipzig, 6. August. Auf ei» Glückwunsch-Tele gramm, welches gestern an Ihre Majestät die Königin Carola anläßlich des Geburtstages nach Jagdhaus Rehefeld von Seiten der freiwilligen SanitätS-Colonne vom Rothen Kreuz zu Leipzig gerichtet worden war, lief folgende tele graphische Antwort aus Altenberg im Erzgebirge ein: „Herrn Oskar Trödler, Führer der freiwilligen SanitätS- Colonne zu Leipzig. Herzlichsten Dank, Carola." -g- Leipzig, 6. August. Herr Oberreichsanwalt vrHamm, der am 15. August einen mehrwöchigen Urlaub antritt, wird m der Zeit seiner Abwesenheit von hier in allen dienstlichen Angelegenheiten von Herrn NeichSanwalt vr. Menge ver treten. -g- Leipzig, 6. August. Die Stadtverordneten hatten s. Zt. die Eingabe der Herren Heine und Genossen in Leipzig-Volkmarsdorf wegen Aufstellung von Bänken auf dem mit Bäumen bepflanzten Platze an der Kirchstraße in BvlkmarSdorf dem Rathe zur Berücksichtigung über wiesen. Der Rath genehmigte hierauf die Petition und beschloß, den nothwendigen Kostenbetrag ins nächstjährige Budget einzustellen. — Ferner ist der Natb dem Beschlüsse der Stadtverordneten beigetreten, für die OrtSkrankencasse nicht 10 000 .6, sondern 15 000 zu verwilligen. Auch dieser Betrag wird in das nächstjährige Budget eingestellt. -g- Leipzig, 6. August. Die königliche Kreishauptmann schaft hat den zweiten Nachtrag zur Armenordnung für die Stadt Leipzig im Verordnungswege bestätigt. — Die Ge währung von Entschädigung für die Legung von Granitplatten in der Weißenfelser Straße ist vom Rathe vorbehält lich der Zustimmung der Stadtverordneten genehmigt worden. — TaS Gleiche gilt von der beantragten Wasserein führung in einige Straßen des den Hauenstein'schen Erben in Leipzig-Connewitz gehörigen Areals. — Bezüglich der Fahrpreisermäßigung bei Bade reisen sei auf Folgendes hingewiesen. Nicht allein auf den preußischen StaatSeisenbahnen, sondern auf den deutschen Eisenbahnen überhaupt wird mittellosen Personen zum Zwecke des Besuches von Curorten, an denen ihnen der Gebrauch der Bäder oder sonstigen Cureinrichtuugen unentgeltlich oder zu ermäßigten Preisen gewährt wird, die Fahrt in dritter Classe aller Züge zum Militairfahrpreise gestattet und, soweit die Einrichtung von Freigepäck besteht, auch dieses zugestanden. Für die Rückfahrt tritt die gleiche Er mäßigung ein. Diese wird auch für je eine begleitende Person eingeräumt, und zwar auch zur Rückreise nach Ablieferung des Schützlings am Bestimmungsorte, sowie zur weiteren Reise zur Abholung des Schützlings. Zur Fahrt auf sächsischen Staatsbahnstrecken muß ebenfalls ein Ausweis über die Noth- weudigkeit der Begleitung beigebracht werden. Als Ausweise, auf Grund deren die Fahrkarten am Schalter verabfolgt werden, werden verlangt: 1) eine Bescheinigung der Cur- anstalt oder Curverwaltung über die Aufnahme und darüber, daß der Gebrauch der Bäder oder der sonstigen Cureinrich- tungen unentgeltlich oder zu ermäßigtem Preise bewilligt wird, und 2) eine Bescheinigung der OrtSbehörde (Gemeindevorstand) über die Mittellosigkeit mit der Bestätigung, daß die Für sorge anderer Verpflichteter, insbesondere nach Maßgabe der Reichsgesetze über die Kranken- und Unfallversicherung, nicht eintritt. — Am 1. August d. I. waren 25 Jahre verflossen, daß der Eisendreher Herr Hermann Kremser, gebürtig aus Neichenberg i/B., in der Leipziger Schnellpressenfabrik vormals SchmierS, Werner <L Stein ununterbrochen in Arbeit steht. Bon der Fabrikleitung wurden dem Jubilar der Dank zugleich im Namen der früheren Geschäftsinhaber für die bewiesene Anhänglichkeit und die Beglückwünschungen unter Uebcrrcichung eines werthvollen Geschenkes vor dem versammelten Fabrikpersooal ausgesprochen; auch ein Theil der Mitarbeiter hatte ein Geschenk gestiftet. Von der könig lichen KreiShauptmannschaft ist Herrn Kremser, als dem ersten Jubilar in genannter Fabrik, das Anerkennungsdiplom an Amtsstelle überreicht worden. *7* Leipzig, 6. August. (Arbeiterbewegung.) Die Steinetreiber ließen sich in einer am Freitag im .Gosen- thal" abgehaltenen, von 100 Personen besuchten Versammlung über den Stand der Organisation Bericht erstatten. Es gehören darnach fast sämmtliche in Leipzig beschäftigte circa 180 Steinetreiber dem Verband der Bauhandarbeiter an. Zur Deckung eines vom Verband aufgenommenen Darlehns von 10 000 .2 wurde die Erhebung einer pro Mitglied und Monat 25 betragenden Extrasteuer beschlossen. Außerdem soll noch zur Stärkung der Finanzen eine Listensammlung vorgenommen werden. Eine Besprechung der ArbeitS- verhäktnifse in de» einzelnen Colonnen bildete den Schluß der Versammlung. I Leipzig, 6. August. Im Pleißenfluß beim Zoologischen Garten wurde heute Vormittag der Leichnam eines 23 Jahre alten ehemalige» Feuerwehrmannes aufgefunden und polizeilich ausgehoben. Liebeskummer ist vermuthlich der Grund zum Selbstmord, der offenbar vorliegt. —* Verhaftet wurden von der Polizei ein von der hiesigen Staatsanwaltschaft wegen Unterschlagung steckbrieflich ver folgter 40 Jahre alter Kürschner aus Meißens«!- und ein von derselben Behörde wegen Diebstahls gesuchter 29jähriger Schneider auS Haniiiia. — Ein 21 Jahre alter Kellner au- Osterode, welcher zum Nachtheil eine« Restaurateurs in L.-Kleinzfchocher vereinnahmte Gelder in Höhe von ca. 40 unterschlagen, wurde deshalb zur Verantwortung gezogen. — Am Donnerstag Nachmittag ist in der Gemeindestrabe zu L-Reudnitz einem Schulknaben rin Packet, schwarze Spitz» enthaltend, von einer uubekannten Frau abge- schwindelt worden. Letztere wird beschrieben als etwa 40 Jahre alt, von mittlerer Gestalt, mit rundem, gesundsarbigrm Gesicht. —* Ja einer Restauration in der Moftkestraße zu L-Plagwitz gerieth in vergangener Nacht der Wirth mit seinem Kellner in Streitigkeiten. In deren Verlaufe schlug Letzterer seinen Principal mit einem Biergla« auf den Kops, was eine erhebliche Ber- letzung zur Folge hatte. Der Kellner kam in Haft. — In der Wnrzner Straße zu L.-Srllrrhausen stießen heute Morgen zwei Wagen zusammen, wobei dem 23 Jahre alten Sohn eine-Holz» Händlers drei Finger der linke» Hand erheblich gequetscht wurde». —* Wegen dringenden Verdacht-, einem Herrn in vergangener Nacht einen Geldbetrag von 170 gestohlen zu haben, wurde eine au« Zetzsch gebürtige, 1g Jahre alte Frauensperson in Hast genommen. — Aus einer Wohnung in der Windmühlenstraße ist gestern Morgen eine Lassette aus Blech, enthaltend einen Geldbetrag von 400 Mark, gestohlen worden. — Ein Unbe kannter, etwa 20 bi- 25 Jahre alt, von kleiner schmächtiger Gestalt, mit blondem Schnurrbärtchen, der sich für einen Telephonarbeiter ausgegeben, ist gestern Nachmittag durch ein Dachfenster in eine in der vierten Etage gelegene Wohnung, in welcher Niemand an wesend gewesen, ringe stiegen, »hat mehrere Behältnisse erbrochen und auS einem solchen einen Geldbetrag, sowie mehrrreLotterie- Loose der sächsischen Landes-Lotterie gestohlen. — Markranstädt, 5. August. Der hier wohnhafte, in Leipzig beschäftigte Arbeiter Winkler war, wie üblich, im Begriff, den Ort seiner Tbätigkeit mittels des früh 5 Uhr 11 Minuten den hiesigen Bahnhof verlassenden gemischten Zuges zu erreichen. Durch einen unglücklichen Zufall wurde der BedauernSwerthe beim Ueberschreiten des Bahngleises am oberen Durchgang deS sich als allgemeines VerkehrShinderniß fühlbar machende» Gitters von der Locomotive erfaßt, zu Boden geworfen und auf schreckliche Weise an Beinen, Armen und theilweise auch am Körper verletzt, so daß sich seine sofortige Ueberführung nach dem Krankenhause noth- wendig machte. ES soll bis zur Stunde noch wenig Hoffnung vorhanden sein, den Verunglückte», welcher verheirathet ist, am Leben erhalten zu können, obgleich sofortige ärztliche Hilfe zur Stelle war. — Döbeln, 5. August. Den ärztlichen Berather des Fürsten Bismarck, Geheimrath Prof. Schweninger, bat bekanntlich am vorigen Freitag eine Irrfahrt nach Döbeln geführt, die dadurch an besonderem Interesse gewinnt, daß sie in die Zeit zwischen der erhofften Wiedergenesun^ und dem Tode des Fürste» Bismarck fiel. Der berühmte Arzt hatte sich nach seiner am Donnerstag erfolgten Abreise von Friedrichsruh nach Sachsen begeben; er war nach einem Nittergute in der Riesaer Gegend gerufen worden und hatte den Berlin-Elsterwerda-Riesaer Schnellzug benutzt, der nach Döbeln und Chemnitz weiterfährt. In Riesa verschlief Prof. Schweninger daS AuSsteigen und kam Vormittags 11 Uhr nach Döbeln. Hier wartete er, bis er Nachmittags 2 Uhr 25 Minuten nach Riesa zuriickkehren konnte. Am Sonnabend verfehlte ibn dann das Telegramm, das ibn erneut nach Friedrichsruh rief, so daß er erst Abends 7 Uhr 50 Minuten von Berlin nach Friedrichsruh abreisen kennte. —* Burgstädt, 5. August. Ein Unglücksfall mit tödt- lichem Ausgang ereignete sich im benachbarten Schweizerthal. Ein IljährigeS Mädchen stolperte in einer Wohnung daselbst über einen Topf mit kochendem Wasser und verbrühte sich dabei die Beine und einen Theil des Unter leibes in so entsetzlicher Weise, daß nach kurzer Zeit der Tod des Mädchens eintrat. — Chemnitz, 5. August. Der Eiscnbahnschasfner Herold, welcher an» Mittwoch Abend gegen 10 Uhr, um seinen Heim weg abzukürzen, über die Bahneinfriedigung am Tunnel eingange an der äußeren Dresdner Straße stieg und herab stürzte, ist heute Freitag Vormittag an den Folgen seiner Verletzungen im Krankenhause, wohin man ihn spater gebracht hatte, verstorben. Derselbe ist 48 Jahre alt und hinterläßt eine Frau mit 8 Kindern im Alter von 7 bis zu 23 Jahren. * Freiberg, 5. August. An Beiträgen für die deutsche Versuchsanstalt für Lederindustrie zu Freiberg wurden für das laufende Jahr von 66 Firmen 2295 ge zeichnet. An dem SpecialcursuS für Officiere des Heeres und der Marine an der deutschen Versuchsanstalt für Leder industrie zu Freiberg, welcher am Montag seinen Anfang nahm und mit Sonnabend zu Ende geht, nehmen ein Oberst vom Bekleidungsamt Dresden, zwei Oberste vom General- commando deS II. bayerischen Armeecorps, ein Oberstlieutenant vom BekleidungSamt München, drei Majore und zwar von den BekleiduugSämtern Dresden, Würzburg, Wilhelmshaven, und drei Hauptleute von den BekleidungSämlern Dresden, Würzburg und München Theil. — In Grund bei Mohorn pflückten am Mittwoch mehrere ausländische Arbeiter ich in unerlaubter Weise Kirschen von den Bäumen, die an den Handelsmann Winkler verpachtet waren. W. beauftragte seinen etwa 20 Jahre alten Sohn, die Diebe zu vertreiben. Derselbe wurde jedoch bei seiner Ankunft von einem derselben, der vom Baume gesprungen war, in die Hand und den Arm gestochen. Zwiscben den Leuten, die hierauf Winkler zu Hilfe eilten, und den übrigen Arbeiter» entspann sich eia Kampf, in welchem die Arbeiter derartig mit Messern umgingen, daß die Feuerwehr zur Unterstützung der Einheimischen herbei gerufen wurde. Sechs Messerhelden wurden dingfest gemacht und von der Gendarmerie der Behörde zugeführt. W. mußte ins Krankenhaus gebracht werden. — Bei dem am 4. August in hiesiger Gegend auftretenden Gewitter schlug der Blitz in daS Hausgrundstück des Bergarbeiters Rudolph in Ober reichenbach und tödtete drei Kühe; in Gahlenz wurde infolge Blitzschlages das Wohnhaus des Gutsbesitzers H. Breitfeld ein Raub der Flammen. — Reichenbach, 5. August. Auf seine Bismarckfeier änn Reichenbach mit Recht stolz sein; sie spiegelte noch einmal so recht getreulich wider, mit welch inniger Verehrung man an dem großen VolksheroS hing. Alle Schichten der Bevölkerung, vom obersten Beamten herab bis zum schlich testen Arbeiter, Vertreter aller Behörden, Schützen-, Militair-, Gesang- und kaufmännische Vereine betheiligten sich an der wohlgelungenen Kundgebung. In feierlichem Zuge ging unter den Klängen des Chopin'schen Trauermarscheö die ansehnliche Gemeinde zum Denkmal, wo nach den, von den vereinigten Gesangvereinen vorgetragenen Lied „Wie könnt' ich dein ver gessen" Herr DiakonuS Ußwald mit weithin vernehmbarer Stimme in gewaltig packender Weise eine Gedächtnißrede sielt, die einen fesselnden Eindruck auf Alle machte. DaS Denkmal war trauerumflort, und von vier schwarzbekleideten Candelabern lohten auS ehernen Gefäßen leuchtende Flammen. Nach dem Liede „DaS treue deutsche Herz" legte der genannte Geistliche noch einen mächtigen Eichenkranz unter bewegten Worten am BiSmarck-Denkmal nieder, und mit dem Liede „Eine feste Burg ist unser Golt" schloß die Feier. u Falkenstetn, 5. August. Unserer städtischen Wasser- eitung werden gegenwärtig abermals neueQuellen auS den v. Trützschler'schen Waldungen in Lohberg zugeführt und wird dieselbe dadurch eine größere Leistungsfähigkeit erhalten. — Plaueu t. V., 5. August. Nach dem Monatsbericht für Juli 1898 der Arbeiter-Colonie Schneckengrün haben daselbst seit deren Eröffnung 3650 Colonisten Aufnahme gefunden. Beim Abschlüsse des vorigen Berichts war der Be tank 45 Colonisten, hinzugekommen sind im Monat Juli 11, abgegangcn 15 Colonisten, demnach sind dort gegenwärtig 41 Colonisten untergebracht, während 79 Plätze unbesetzt sind. Die Colonisten vertheilen sich nach ihrem Geburtsort: auf Königreich Sachsen 31, Schlesien 2, Sachsen 3, Schleswig-Holstein 1, Neuß L. L. 3, Neuß j. L. 1; nach dem Gewerbe sind es: 15 Arbeiter, 1 Cigarrenmacher , 2 Eisengießer, 1 Färber, 1 Gärtner, 1 Hausdiener, 1 Kaufmann, 1 Kellner, 1 Maurer, 1 Musterzeichner, 4 Strumpfwirker, 1 Steinmetz, 1 Schlosser. 1 Schneider, 1 Schuhmacher, 1 Schmied, 6 Weber, 1 Zimmer mann. Der Zugang betrug in diesem Monat II, der Abgang 15 Colonisten, welche sämmtlich auf eigenen Wunsch entlassen wurden. Außer den nothwendigen Haus-, Hof-, Stall- und Gartenarbeiten, sowie Besetzung der Werkstätten wurden die Colonisten hauptsächlich bei der Heu- und Kleeernte, welche gegen Ende des Monats beendigt wurde, und mit Rübenhacken be schäftigt. Die Berpflegtage betrugen 1355. Dieselben ver theilen sich auf 213 Sonn- und 1142 Arbeitstage, welche sämmt lich in der Colonie geleistet wurden. Am 5. Sonntag nach Trinitatis, den 10. Juli, predigte früh 9 Uhr Herr Pastor Höhne aus Gorbitz in der Colonie. — Bap Elster, 5. August. Eine besonder« schmerzliche Erinnerung an den Tag der Bismarck-Gedenkfeier dürfte sich ein hiesige- Dienstmädchen, die 25jährige Katharina Bauer, bewahren. DaS Mädchen war am Donnerstag be auftragt, die vor einer Villa halbmast gehißte Flagge in Ordnung zu bringen; plötzlich stürzte die schwere Stange um und zerschlug den» armen Mädchen die Unterschenkel, ver ursachte ihm auch noch andere Beschädigungen, so daß eS schwerverletzt ins Krankenhaus geschafft werden mußte. — Bischofswerda, 5. August. Eine Ueberraschung wurde dem 2. Bataillon deS 178. Infanterie-Regiments zu Theil, als eS sich vorgestern Vormittag auf der Eisenbahnfahrt nach Königsbrück befand. Zwischen Putzkau und Schmölln erschien Prinz Friedrich August, der mit seinem Adjutanten Generalmajor v. Carlowitz dem Zuge von Schmölln ent gegengekommen war, und ließ auf freier Strecke den Zug halten. Sodann begannen die Manöver. Es wurde angenommen, daß der Feind von Bautzen her anrücke und die Eisenbahnstrecke zerstört habe, so daß der Zug nicht weiter konnte. Den Feind bildeten zwei Compagnien auS Bautzen, die auf einer Anhöhe Gefechtsstellung eingenommen batten. Das Gefecht nahm nun seinen Anfang. Inzwischen wurde der leere Zug nach Bischofswerda gebracht, von wo aus dann Mittags 1 Uhr die Weitersahrt erfolgte. — Nossen, 5. August. Eine geborene AugustuSbergerin, die aber nicht genannt sein will, hat sowohl ihrem Geburtsort AugustuSberg, wie auch der Stadt Nossen je 1000 geschenkt mit der Bestimmung, daß die Beträge als „Stiftung einer AugustuSbergerin" in beiden Gemeinden verwaltet und die Zinsen je zwei bedürftigen und würdigen Armen in AugustuSberg und Nossen zu gleichen Theilen an Weihnachten jeden Jahres baar auSgezahlt werden sollen. — Meitze», 5. August. Die Elborte von Meißen bis nach Riesa zeigen jetzt ein lebendiges Bild militairischen Manöverlebens, da nicht nur das königl. sächs. Pionier- Bataillon Nr. 12, sonder» auch daS 4. königl. preuß. Pionier- Bataillon aus Magdeburg (Commandeur Major Genöe) und das 10. westfälische Pionier-Bataillon aus Minden (Commandeur Major Metzger) in den Orten einguartiert sind. An Stelle des am Mittwoch durch Sturz vom Pferde leider verunglückten Führers deS sächsischen Bataillons Herrn Oberst Krille tritt der zweite StabSofsicier Herr Major Grahl. Die gesammten Pionier-Uebungen leitet der Jnspecteur der 3. Pionier-Jnspection königl. preuß. Generalmajor Hoff mann. Für Montag ist größeres Manöver in der Nähe von Nieder-Muschiitz in Aussicht genommen; daS Schützen- Regiment Nr. 108 und die 139 er in Döbeln, sowie Reiter» Abtheilungen nehmen daran Theil. — Meißen, 5. August. Bekanntlich hat der BerbandStag der sächsische» dramatischen Vereine in Döbeln be schlossen, eine Gegenpetition gegen die Petition der berufsmäßigen Theaterdirectoren ins Werk zu setzen, welch letztere bekanntlich anstreben, daß den dramatischen Vereinen das Recht zu öffentlichen Aufführungen beschränkt werde. In Folge dieses Beschlusses des VerbandstageS hat der hiesige Theaterverein „Thalia" einstimmig beschlossen, aus dem Verbände auszutreten, da er das Vorgehe» der Theaterdirectoren für gerechtfertigt hält. — Potschappel, 4. August. Nach längerem Kranksein ist gestern eine bekannte Persönlichkeit deS Plauenschen Grundes, Herr Pastor vr. Märker sau., im Alter von 84 Jahren sanft verschieden. 33 Jahre hatte der nun Verblichene seinem Amte als Pfarrer von Pesterwitz mit großer Hingebung und Pflichttreue vorgestanden, als er im Januar des Jahres 1889 in den wohlverdienten Ruhestand trat. — Schandau, 5. August. In Lebensgefahr geriethen vor einigen Tagen in der sächsischen Schweiz zwei Ausflügler auf dem Fußwege längs der Elbe zwischen Laude und HerrnS- kretschen. Unmittelbar neben ihnen stürzte plötzlich ein ge waltiger Felsblock, der sich auf der Höhe des Rosen- kammS losgelöst hatte, mit Donnergepolter über den Fußweg in die Tiefe. Nur wenige Schritte weiter — und die beiden Touristen wären von dem Steine zermalmt worden. — Dresden, 5. August. Herr Oberfinanzrath Bergk, Mitglied der technischen Abtheilung der Generaldirection der sächsischen Staatseisenbahnen, welcher seit einer Reihe von Jahren an der Spitze des Maschinen- und Werkstättenwesens steht, tritt nach nahezu vierzigjähriger Dienstzeit sicherem Vernehmen nach in den Ruhestand. Als Nachfolger wird Herr Maschinendirector Klien, Vorstand der Maschinen» Hauptverwaltung in Chemnitz, bezeichnet. — Herr Tele- graphen-Director vr. Ulbricht an den sächsischen Staatsbahnen und Professor an der technischen Hochschule zu Dresden, welcher bekanntlich auch die Oberaufsicht über da elektrische Straßenbahnwesen im Königreich Sachse» führt, ist zum Finanz rath ernannt worden. — Dresden, 6. Juli. Auch die Mitglieder der conser- vativen Fraction der 2. sächsischen Ständekammer haben eine Beileids-Adresse an den Fürsten Herbert Bismarck gesandt. s- A Dresden, 5. August. Wohl wenig bekannt dürfte es sein, daß hier ganz in der Nähe von Dresden ein Jugend- und Schulfreund des verstorbenen Fürsten Bis marck lebt, der noch bis in die letzte Zeit im intimsten Brief wechsel mit dem Altreichskanzler gestanden hat. Es ist dies derkönigl.preußische Geh. KriegSrath a. D. Müller, welcher auf dem Weißen Hirsch in seiner Villa lebt. Der alte Herr steht im 89. Lebensjahre und stammt aus Schön hausen. Er ist verhältnißmäßig »och sehr rüstig und be- giebt sich öfter noch selbst nach der nahen Residenz, um seine Geschäfte zu erledigen. Sein Holz sägt und hackt der Greis selbst und diese körperliche Uebung sagt ihm außer- ordeutlich zu. Abends spielt er gern mit seiner ebenfalls schon bejahrten Tochter Cello und Geige, und sein größter Schatz ist natürlich ein ganzer Stoß eigenhändiger Briefe vom Fürsten Bismarck, die er wie seinen Augapfel hütet. Der alte Herr ist selbstverständlich in der Lage, vertrauten Freunden manche interessante Episode auS BiSmarck'S Leben zu erzählen. Zweiter Allgemeiner Deutscher Gartnertag. m. */* Leipzig. 6. August. Auf dem Zweiten Allgemeinen Deutschen Gärtnertage, welcher am gestrigen Abende fein Ende erreichte, wurden ölgende Resolutionen gesagt: 1) Der Zweite Allgemeine Deutsche Gärtnertag erkennt einstimmig Folgendes an: ». Der heutige sachliche AuSbildungSgang des Gärtner- steht nicht im Entferntesten auf der Höbe der Zeit und werden deshalb alle gärtnerischen Vereine und Verbände, insbesondere auch die Gortenbanvereiue ausgefordert, ihr ganzes Gewicht daraus zu legen, daß eine durchaus planmäßige Ausbildung im Gärtnerberuse Platz greift. NlS die zunächst liegenden, überall schon jetzt durchzuführen- den Mittel erachtet die Versammlung b. die Belebung und Einrichtung von gärtnerischen Fach schulen, wo angängig im Anschluß an bestehende allgemeine Fortbildungsschulen, o. eine entschiedene Unterstützung deS VereinSlebenS in jeder Hinsicht, al- unumgänglich nöthig. Ter Allgemeine deutsche Gärtnerlag erachtet es als weiter« Pflicht aller gärtnerischen Vereine, ans die öffentliche Meinung in auf klärender Weise über die wirklichen Verhältnisse des ganzen Gärtnrr- berussstandes riuzuwirken. 2) Der heute versammelte Gärtnrrtag erklärt r- al- unumgäng lich nöthig, daß seitens Les Allgemeinen deutschen Gärtner-Vereins energisch gegen die Ausbildung von Lehrlingen auf Lehranstalten gearbeitet und ein« gesetzlich« Regelung der Frage mit aller Energie betriebe» wird, da die nicht genügend praktisch ausgebildeten jungen Leute meist das, was die aus den Lehranstalten ausgebildeten Gehilfen, welche eine praktische Vorbildung erholte» haben, zur Ehre schassen, wieder illusorisch machen. 3) Wir beantragen, daß die Allgemeine Deutsche Gärtnerzeitung wissenschaftliche und wtrthschastlich« Artikel zu gleichen Theilen zu briugen und für die Gchilfenorganisation mit allen Kräften ein- zutreten hat. 4) Die Versammlung beschließt, sich den Schutzzollbrstrebungen deS Deutschen HandelSgärtnervereinS anzuschlteßen und mit allen Kräften für die Erlangung eines Grenzzolles einzutreteo. 5) Der Allgemeine Deutsche Gärtnerverein unterstützt de» Schutzzoll dahin, daß alle gärtnerischen Product«, wie Blumen, Bäume, Zwiebeln, Samen, Knollengewächse und Gemüse, einem ent sprechenden Schutzzoll unterworfen werden. 6) Der Zweite Allgemeine deutsche Gärtnertag zu Leipzig erkennt den Allgemeinen deutschen Gärtnerverein (nicht socialdemokratiicher Richtung) alS die einzige Organisation an, welche berufe» ist, die Interessen aller geschäftlichen, nicht selbstständigen Gärtner mit aller Kraft und Energie erfolgreich wahrzunrhmrn, und fordert derselbe alle dein Allgemeinen deutschen Gärtnerverein noch fernstehende Vereine und Gärtner auf, diesem Vereine brtzutreten und in diesem zu wirke» für das Wohl des gesammten deutschen GärtnerstandrS. Ferner verpflichtete die Versammlung die Anwesenden, in ihren Kreisen für die Weiterverfolgung der in nachfolgende» Resolutionen ausgestellten Puncte Sorge zu tragen. 1) Der Zweite Allgemeine deutsche Gärtnertag erklärt sich so lange gegen die Errichtung einer Hochschule für Gärtner, bi« eine Reform des allgemeinen gärtnerische» Schulwesens eingetretea ist. Er hält die Errichtung eines Lehrstuhles für Gartenkunst a» einer andere» Hochschule vorläufig für genügend. 2) Die Aufnahme in eine Hochschule soll nur von gärtnerischen Zeugnissen abhängig gemacht werden. Die Gartenbaulehrstellen sind nur von Herren zu besetzen, welche durch ihre wissenschaftliche und praktische Thäligkeit den Beweis der Befähigung geliefert hoben. Die Besuchszeit soll ein Jahr nicht überschreiten. Die praktische Arbeit ist wegzulassen oder aufs Aeußerste zu beschränken. Vermischtes. ----> Pest, 5. August. In Podhorello erdolchte ein Schauspieler aus der offenen Bühne angesichts des PublicumS auS Eifersucht seine Frau. Der Mörder wurde verhaftet. ----- Luzern, 5. August. Gestern Nachmittag stürzten von der Ostseite deS Stanzer HornS die Touristen Moritz Guggenheim auS Baden im Argau und Emil Bloch aus Bruck im Argau ab. Ersterer war todt, letzterer, welcher sich während des Absturzes an Wurzeln festhalten konnte, wurde gerettet. („Kl. Journ.") Vach Schluß der Vedattion eingegangen. Die in dieser Rubrik mUgetheillen, wahrend de« Drucke« eiagelaufenen Telegramm! Haden, wie schon au« der Ueberschrist ersichtlich, der Redaction nicht vorgelegen. Dies« ist mithin sllr Berstilmmelungrn und unverständliche Wendungen nicht ver antwortlich iu machen. * Hamburg, 6. August. In der vergangenen Nacht zer störte ein Großfeuer den provisorischen Schuppen 46 mit dem Oswald-Quai, in dem große Mengen verschiedener Kauf mannsgüter lagerten. Vier Züge Feuerwehr und fünf Fähr dampfer bewältigten in fünf Stunden den Brand des Schuppens und die Güter sind sämmtlich verbrannt. Der Schaden wird auf 1 Million Mark geschätzt. Die Entstchungsursache des Feuers ist nicht bekannt, doch wird eine Selbstentzündung an genommen. Der am Schuppen entlöschte Packetfahrtdampfer „Bolivia" erlitt nur geringen Schaden, da es gelang, ihn nach der anderen Seite zu schleppen. * Bremen, 6. August. Auf eine vom Präsidenten des Senats Namens des Senats und der Bürgerschaft an den Kaiser aus Anlaß des Todes des Fürsten Bismarck gerichtetes Bei leidstelegramm ist die folgende Drahtantwort ein getroffen: „Potsdam, den 3. August. Bürgermeister vr. Pauli, Bremen. Dem Senate und der Bürgerschaft Bremens danke Ich herzlich für den Ausdruck treuer Theilnahme an der großen Trauer, in die Ich mit dem gesammten Deutschland durch daS unerwartete Hinscheiden des Reichskanzlers versetzt bin. Wilhelm v R. R. Braunschweig, 6. August. (Privattelegramm.) Der Kaufmann Karl Göcke auS Braunschweig ist auS dem Lüneburger Unter suchungSgefängn iß auSgebrochen. Göcke verübte über hundert Wechselfälschungen und andere Be trügereien. — Die nächste Anthropologen-Versamm- lung findet in Lindau statt. * Karlsruhe, 6. August. Unter dem Vorsitze des Ober bürgermeisters vr. Schätzler hat sich hier ein ComitS zur Errichtung eines Bismarck-Denkmals gebildet. VV. Wien. 6. August. (Prioattelegramm.) Der Kaiser hat dem preußischen Hofcellisten Heinrich Grünfeld in Berlin das goldene Verdienstkreuz mit der Krone verliehen. * Paris, 6. August. Das „Journal" giebt die Nachricht wieder, der Untersuchungsrichter Bertulus habe die Unter suchung gegen Esterhazy und Frau Pays eingestellt. Dem „Matin" zufolge wird die Anklageschrift gegen Oberst Picquart heute oder morgen unterzeichnet werden, Picquart werde jedoch sofort die Nichtigkeitsbeschwerde erheben. "Madrid, 6. August. Salmeron hatte gestern eine längere Unterredung mit dem Ministerpräsidenten. Nach der Unterredung äußerte er einem Berichterstatter gegenüber, er habe Sagasta erklärt, daß er seine Meinung im Parlamente sagen werde. Des Weiteren tadelte Salmeron die Auflösung der Cortes. — Im Ministerrathe erstattete der Ministerpräsident Bericht über seine mit verschiedenen Politikern in den letzten Tagen gepflogenen Besprechungen. Ein Beschluß wurde nicht gefaßt. — Der Finanzminister verlas einen Gesetzentwurf, betr. die Vermehrung der Banknoten und die gleichzeitige Vermehrung der Garantien. — Eine amtliche Drahtnachricht aus Santiago besagt, diespanischenSoldaten seien infolge des Mangels an Lebensmitteln entkräftet, auch hätten sich durch den Aufenthalt in dem engen, ihnen von den Amerikanern angewiesenen Lager Krankheiten unter ihnen immer mehr ausgebreitet. Es gebe augenblicklich 8000 Kranle, diejenigen ungerechnet, die in den Krankenhäusern lägen. Die Sterblichkeit betrage täglich 14. Die Heilung der Wunde des Generals Linares nehme einen regelmäßigen Verlauf. * Mcsfina, 6. August. Heute früh 2 Uhr 33 Min. wurde hier ein starkes Erdbeben verspürt, das fünf Secunden an hielt. Der Erschütterung folgten noch drei andere schwächere Erdstöße. In der Stadt herrscht großer Schrecken. Ein Schaden ist nicht angerichtet worden. * Konstantinopel, 6. August. („Wiener Telegr. Corresp.- Bureau".) Nach Consularberichten hat eine Gendarmerie- ablheilung im Distrikte Ablat (Vilajet Tiflis) bei Nach forschungen nach Waffen und revolutionairen Schriften Aus - schreitungen gegen Armenier verübt. Dagegen ist die Meldung von Plünderungen durch Kurden bisher nicht be stätigt. verantwortlich i. Vrrtr. für Deutsche» Reich: vr. H. Wagner, für Ausland, Feuilleton, Kunst und Wissenschaft und Vermischte«: V. Schleutzster, für Sachsen: V. Tasti, sämmtlich in Leipzig.
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