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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.09.1898
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1898-09-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18980908018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1898090801
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1898090801
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-09
- Tag 1898-09-08
-
Monat
1898-09
-
Jahr
1898
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P731 ' Volkswirthschastlicher Theil des Leipziger Tageblattes. .»7,.- Vll, für dt«se» Thril bestimmt« fbch M richt« « d« »«autw artlich« Uchüctr« hast«»« U, G. Lau» tu Slip»«» — G»«ch,rtt: uur v« ro-u Uh« vvrin. vüü v« 4—ü Uhr Noch«. Telegramme. * Köln, 7. September. Nach der „Köln. Lolktztg." beschloß der Verkauf-Verein der westfälische» Wasser- u»d Kalk« werke in der General-Bersammlung, den außerhalb de- Verein» stehenden Werken eine Seist »um Beitritt zi» geben «nd di» Be- schlußsassung über die Preisermäßigung resp. über di« Auslösung des Vereins bis zum 14. September zu vertagen, * Bern, 7. September. Die Zeichnungen auf die erste Serie von 20 Millionen der Simplon-Bohn-A»l«ih« betragen 21 856000 FrcS. ES muß also rin« Reduction «rsolgen. Dir Zeichnungen in der Schweiz machen allein rund SO Mill- Frc«. auS. * Montreal, 7. September. Der Bittpräsident der Lana- bischen Pacificbahn erließ ein Rundschreiben an die Bor stände der Concurrenzbadnen, io dem er mittheilt, die Canadische Pacificbahn nehme den von dem BundeSverkehrSamte (luteratats Öumuwres Oomruiseiov) erlassenen Beschluß ohne Ein wände an. Dabei trage sie natürlich Sorge, daß ihre Tarifsätze aus der Grundlage derzenigen stehen, di» für jede andere Route gelten. Die von dem Beschlüsse de» BundeSverkehrSamte- be troffenen Berkchrstarise, hie am 2S. d. M. in Kraft treten und di» Sätze, wie sie vor dem Tarifkrieg« bestanden, so weit thunlich wieder Herstellen sollen, werden von der Gesellschaft gemäb den Bestim mungen des Bundesgesetze- über die Regelung de» Verkehr- zwischen den Unionsstaaten (lvterstato Oomwvrov I»«) aufgestellt w»rden. Leipziger Michaelismesse 1898. (Nachdruck verboten.) SL Puppen und Spielwaaren. Diese Branche ist ge wohnt, aus den Leipziger Messen ganz bedeutende Umsätze zu er zielen; wird doch die tzauptdejchästigung sür diese so weitverzweigte Industrie säst lediglich aus den Messen geholt. Wenn daher einmal die Mestu»isätze weniger belangreich aussallen, wie diesmal, so wird das gleich als ausfällige Erscheinung betrachtet. Man übersteht dabei aber, Vast die diesjährige Frühjahrsmesse der Spiel- waaren-Jndustrie sehr gute Ordres gebracht hat und viel« Weih- nachtssachcn schon damals mit bestellt worden sind. Die Industrie ist in Folge dessen fast überall gut beschäftigt gewesen und ist es zum Theil noch. Unter diesen Gesichtspunkten will das Meßgeschäft betrachtet sein. Deutsche Kundschaft war zahlreich zur Stelle und äußerle sür courante Artikel auch Kauflust, ohne aber sich besonders stark zu engagiren. Vom Auslande waren wenige Einkäufer erschie nen, u. A. je einer aus San Francisco, Warschau, San Remo, ferner aus England, Rumänien, Niederland, Skandinavien. Große Ex- portordres find von keiner Seite gegeben worden und wurden auch kaum erwartet. Der Exportbebarf ist ja bereits zur Frühjahrsmesse überschrieben worden. Die Nachfrage richtete sich vornehmlich aus ein solides Mittelgenre. Relativ gut verkauften sich gekleidete Puppen. Tarin zeigten die Musterläger die gewohnte Reichhaltig keit, und die Hauptplätze der Puppenfabrikation Berlin, Sonneberg, die Pfalz, Ilmenau, Wien mit ihren Erzeugnissen wetteiferten um die Gunst der Käuserschaft. Als Elite der Puppen- Jndustrie dürfte wohl die Pfalz anzusehen sein, denn die dortigen Erzeugnisse sind von einer solchen Feinheit in der Ausführung, daß sie kaum von der Concurrenz erreicht werden dürfte. Unter Ande ren werden von dort Puppen-Trouffeaus geliefert, die wahrhaft luxuriös ausgestattet find. Tie vielen Bestellungen, die hierin eine Firma zur Messe sich geholt hat, sprechen am besten für die Güte der gedachten Erzeugnisse. Den großen Bedarf in Puppen im Mittel genre deckt zur Hauptsache Sonneberg, denn von dort gehen alljähr lich für viele Millionen dieses Mädchen-Spielzeuges in die Welt. Gekauft wurden diesmal mehr mittlere Größen. Angekleidete Puppen und Puppentheile verkauften sich leidlich. Als Neuheit in der Puppenbranche ist die Verwendung des Celluloid zu Köpfen und Gliedern zu erwähnen. Der Vorzug besteht in der Unzerbrech lichkeit und dem leichten Gewicht der betreffenden Puppen. Der etwas höhere Preis der Celluloid-Puppen stand zwar einem größe ren Consum noch hindernd im Wege, doch hat der Artikel sonst eine sehr beifällige Ausnahme gesunden. In Holzspielwaaren (schach teln mit kleinem Spielzeug, Kaufmannsläden und dergleichen mehr), deren Industrie bekanntlich im sächsischen Erzgebirge und einigen thüringischen Orten zu Hause ist, hat das Geschäft ziemlich befrie digt. Ein Blick in die Musterlagcr ließ die erfreuliche Wahrneh mung machen, daß auch bei den billigsten Spielsachen die Herstellung eine saubere und gute ist; die Industrie hat sich entschieden vervoll kommnet. Hervorragende Neuheiten wurden in diesem Zweige der Holzspielwaaren nicht gebracht, aber eine Fülle von Mustern. Die größeren Gegenstände in Holzspielwaaren, wie Spielwagen, Leiterkarren, Kinderschlitten, Pony- und Ziegenbock-Fuhrwerke, Turnapparate, Tivolispielc, Croquets u. a. m., erfreuten sich guter Nachfrage. Das Geschäft in Holzspielwaaren ist jetzt durch die Vertheuerung des Holzes um ca. 10 Proc. etwas beeinträchtigt, da die Verkaufspreise der Spielwaaren eine gleiche Erhöhung nicht gut ermöglichen. In Zinnspielwaaren besseren Genres war diesmal der Umsatz etwas geringer als sonst. Besser verkauften sich Blechspiel- waaren, und von diesen wieder äußerten die automatischen Figuren eine gewiße Zugkraft. Eine ansprechende Neuheit als Zehnpfennig artikel ist der Wunderkreisel („Serpentin"), welcher selbstthätig prächtige Farbencssccte erzeugt. Dieser kleine Artikel dürfte sich bald großer Nachfrage erfreuen. In guter Frage standen Laterna magicas, Dampfkessel-Modelle, mechanische Spielwaaren mit Musik, Kindergewehre, Wagen mit Gespann, Schaukel- und Ziehpferde. Anch Baukasten verkauften sich ziemlich gut. Von den verschiedenen Bc- schSftigungssvielen fand eine Neuheit „Sand-Malerei" die gün stigste Aufnahme und wurde von den meisten Einkäufern mit ausge nommen. Diesem Artikel dürfte «in guter Absatz in dem Weih nachtsgeschäft beschieden sein. Erwähnt sei noch eine weitere Neu heit, der „Niagarafall", bestehend in einzelnen Pappentheilen, die zusammengesetzt werden. In Scherzartikeln brachte der Wiener Platz wieder hübsche Neuheiten. Es sind das bewegliche Figuren, Thiere u. s. w., mit und ohne Musik. Die erzielten Umsätze hielten sich aber diesmal in engen Grenzen, Kindermufikinstrumente verkauften fich leidlich. ' - ' ' Eisenbahnen und Canäle. b. Berlin, 4. September. Im Sommer des vorigen Jahres rief, wie erinnerlich, die außergewöhnlich starke Anhäufung von Eisenbahnunsällcn allgemeine Ausregung und Besorgniß hervor. Es kst jetzt gerade ein Jahr her (1. September 1897), daß der „Neichsanzeiger", die leidige Thatsache anerkennend, die Einsetzung einer Commission zur Untersuchung der Ursachen und zur Abhilfe bekannt gab. Es sind damals schwere Anklagen erhoben worden, daß gerade bei den preußischen Staatsbahnen das Sparsystem und di« allzu starke finanzielle Ausbeutung — die Rente betrug bis 7 Proc., während die Eisenbahnschuld nur mit 3'/, Proc. zu ver zinsen ist — die Hauptschuld an den Unfällen hätten. Diese Vor- würst waren zweifellos zum Theil übertrieben, daß sie jedoch nicht jeder Berechtigung entbehrten, zeigt schon die Thatsache, daß seither bedeutend mehr Mittel aus Ausbau von Gleisen und Bahnhöfen, Materialbeschaffung, Personalvcrmehrung u. s. w. verwendet wor den find. Allerdings wurde seitens der Bahnverwaltung behauptet, daß das ganz außerordentliche, nicht vorauszuschende Anwachsen des Verkehrs Ursache allen Kreuzes gewesen sei. So sprungweise uncontrolirbar ist aber doch der Verkehr nicht gewachsen. Indes ist «S müßig, Leid und Streit aus der Vergangenheit weiter auf zuwärmen. Wir wollen heute mit Anerkennung lieber der That sache gedenken, daß der Sommer 1898 bei gewiß eben so starkem Verkehr ohne Unfall-Aera abgegangen ist, daß Zusammenstöße, Ent gleisungen u. s. w. sich in normalen, nicht weiter bedenklichen Grenzen bewegt haben. Da doch nicht Allez auf Zufall beruht, muß wohl die Staatsbahnverwaltung zur größeren Sicherung der Verkehrs eine segensreiche, aber nothwendige Thätigkeit entfaltet haben. Die Unfall-Aera von 1897 hat aber auch auf unsere ganze DerkehrSpolitik eine schwerwiegend« Wirkung auSgeübt, und man kann beinahe sagen, einen grundsätzlichen Umschwung herbeigesührt. Schon seit einem Jahrzehnt oder länger hatte fich eine mehr oder weniger lebhafte Bewegung zu Gunsten des Ausbaues von Wasser straßen, Canälen u. s. w. geltend gemacht. Sie behielt aber mehr akademischen Charakter, ohne entsprechende Ueberführung in die That. Nun aber wurde seilen» der preußischen Regierung energisch im vorigen Winter der Grundsatz ausgestellt, die Eisenbahnen könnten dem stark wachsenden Verkehr nicht mehr genügen, zur Entlastung müsse ein großes Canalnetz gebaut werden. Dies« Pläne sollen anscheinend noch früher zur Ausführung kommen, al» man anfänglich dachte. Ein vielbemerkte» Kommunique de» .Reichs anzeiger»" vom 4. Januar 1898, welche» betonte, in der preußischen Staot»regierung habe stet» die Ansicht obgewaltet, daß Wasserstraßen und Eisenbahnen sich in keiner Weise ausschließen, fich vielmehr er gänzen, besagt« nämlich: „Wir nehmen an, daß die Staat»regierung an der Absicht festhält, das gesammte Canalproject in der nächst folgenden Landtagtsitzung in der Voraussicht vorzulegen, daß bj» dahin pjr Verhandlungen mit de» Provinzen zu einem an nehmbaren Ergetntß führen werben.« Nun hat aber am 2. Sep tember in Hannover der Kaiser di« schon anderweitig verbreitete Mittheilung bestätigt, daß der Gesetzentwurf, betreffend den Mittel landcanal (der Rhein, Em», Weser und Elbe verbinden wird), noch in diesem Jahre vorgelegt werden soll. Der Kaiser, der sich schon früher wiederholt al» Freund der Wasserstraßen bekannt, kam dabei zweimal auf di« Sache zu sprechen, die er zuerst eine »große, wichtige Culturaufgabe" nannte; weiter sprach er von der .großen nationalen Unternehmung, die in diesem Jahre den Volksvertretern zur Annahme vorgelegt werden soll»; der Provinz Hannover sprach er für ihre verftändihvollc Mitwirkung seinen königlichen Dank aus. Auf agrarischer Seite ist man, aus ost wiederholten und wider legten Gründen, nach wie vor vorwiegend Gegner von großen Sanalbauten geblieben, weil man fürchtet, daß sie durch Begünsti gung der Einfuhr ausländischer Bodenproducte der heimischen Land- wirthschast mehr schaden al» nützen würden. Vielleicht macht di« neuerliche kräftige Stellungnahme des Kaisers doch einigen Eindruck. Im Uebrigen ist daran zu erinnern, daß auch der LandwirthschastS- minlfter grhr. v. Hammerstetn von jeher ein warmer Befürworter von Canälen gewesen ist. Er erklärte am 12. Februar d. I. im Provtnziallandtag zu Hannover; der Pau de» Mittellandkanal» lieg« sowohl im Jnt«rejs« der Industrie und d«S Handel» al- der Landwirthschast. Die Eisenbahn müsse aus einem Punct ankommen, wo die stets geforderten Tarisermätzigungen nicht weiter gewährt werden könnten. D«r Regultaor für da» jetzige Eisenbahnsystem sei der Bau von Wasserstraßen. Di, Grenz« der Leistungsfähigkeit txr Eisenbahnen zur Bewältigung de» Verkehr» werde erreicht, deshalb müßten Wasserstraßen gebaut werden. In gleichem Sinn« äußerte fich Eisenbahnminister Thielen. — Wie weit die Canal- vläne der preußischen Regierung gehen, ist noch nicht bekannt. Für den Mittellandcanal, der zunächst und hauptsächlich in Betracht kommt, sind die Kosten auf ca. 160 Millionen Mark veranschlagt. Dazu kommen aber noch Anschlußcanäle. Aus der Brüsseler Con- ferenz nannte der preußische Vertreter die Summe von 400 Mil lionen Mark al» für Canalbauten in Aussicht genommen. Fertiggestellt ist in letzter Zeit in Deutschland von großen Canalbauten nur der Norvostsee-Canal (Kaiser-Wilhelms-Canal), der von 1887 bis 1895 gebaut wurde. Er ist allerdings viel mehr zu maritim-strategischen, als zu wirthschaftlichen Verkehrszwecken geschaffen, und sonach sind sein« ungünstigen finanziellen Resultate auch nicht maßgebend für rein wirthschaftliche Canalbauten, wie der Mittelland-Canal. Aber die jetzt wieder erfolgte verhältniß- mätzig schnelle und ganz glatte Durchfahrt der Manöverflotte durch den Canal hat wenigstens bewiesen, daß hier ein der deutschen Technik und Industrie Ehre machendes Werk geschaffen worden und ein guter Befähigungsnachweis für weitere Canalbauten geleistet ist. Spiritus. * Berlin, 6. September. Dir „Voss. Zig." schreibt: Im S p i r i t u S geschäft hat sich die Situation in verflossener Woche wenig verändert. Da» kleine Lager Berlin» ist hauptsächlich in der Hand des S Y n d i c a t s, das damit den Regulator sür die Loconotirungen in der Hand behält, indem es Waare herausgiebt, sobald in Folge zu geringen Angebots eine zu starke Steigerung der Preise droht, und indem eS bas an den Markt kommende Material preiSslützend ausnimmt, sobald es nicht sonstiges Unter kommen findet. Öd die Loconotirungen dadurch wesentlich höhere find, al» sie ohne jenes einseitige Zuthun wären, läßt sich nur schwer Nachweisen, wenn es auch vielfach behauptet wird. Denn Berlin selbst hat «inen großen Bedarf, es hat aber keine Deckung dafür, und wenn solche angesichts so kleiner Landesvorräthe erst im Sommer beschafft werben muß, so werden stet» verhältnißmäßig hohe Preise anzulegen sein. In Folge der jetzigen Loconotirungen kommen von vielen Seiten Anstellungen, die aber schließlich auch nur mäßige Quantitäten über den Bedarf hinaus liefern. Die schon früher erwähnten Klagen über die schwierig« Lage des Spotgeschäfts im Lande halten an. Die Verkaufsstelle des Syndikats nutzt den Vorsprung aus, den sie durch den frühzeitigen und theilweise noch billigen Einkauf großer Waarenmassen ge wonnen. Sie giebt überall da, wo sie Concurrenz hat, den Sprit wesentlich unter bestehenden Preisen, für sie aber wohl noch mit Nutzen, ab und sucht sich dadurch die Kundschaft zu erobern, viel leicht wohl auch hier und da einzelne widerstrebende Spritsabriken zum Eintritt in das Syndicat zu zwingen. Man hat hier einmal ein Beispiel, um wie viel gefährlicher für die Allgemeinheit eine Speculation in Waare als eine solche in börsenmäßigen Terminen ist. Letztere mag billige oder hohe Preise dingen, sie berührt niemals das reelle Sprit- geschäst, welches je nach dem Stand der Börsennotiz seine Calcu- lation macht und dadurch seinen, wenn auch kleinen, doch regel mäßigen Fabriknutzen aufrecht erhalten kann. Seitdem man das börsenmäßige Geschäft durch die Vernichtung der Produktenbörse be seitigt hat, ist dir Speculation nicht geschwunden, aber sie hat andere, gefährlichere Wege gesucht. Eine größereAnzahl deutscherSpritfabrikenaflociirt sich, um durch Verminderung der Verwaltung»-, Transport- und CommlssionS- spesen, wie durch Regelung des Ein- und Verkaufs die Rectisica- tionsprämie zu heben. Letzteres ist nicht so einfach und zunächst thatsächlich mißglückt; für die Deckung auf ihre Waareneinkäufe, die angesichts der Anzahl und theilweisen Bedeutung der vertretenen Spritfabriken sehr umfangreiche sein müßen und nach alter be währter Praxis durch gleichzeitige Terminverkäufe gedeckt werden sollten, giebt es keinen Markt mehr, denn dar handelsrechtliche LieferungSgeschäft in Berlin gestattet ein tägliches schnelles Ver kaufen und Decken, ohne nennenswerthen Einfluß auf die Preise, für so große Quantitäten, wie beim Syndicat in Betracht kommen, nicht, und die Gesellschaft wird dadurch, abgesehen von den viel leicht nach gleicher Richtung neigenden Intentionen ihrer intellec- tuellen Leiter, schon von Börsengesctzes wegen zur Spekulation g e - z w u n g « n. Diese Speculation hätte schief auSlaufen können, und sie wird eS auch zweifellos einmal, wenn dieselbe Geschäftshandhabung auch in Jahren großer Production wiederholt werden soll oder muß, und dann ist di« Sprengung deS ganzen Syndicat» nur eine Frage kurzer Zeit; diesmal aber ist di« Speculation gelungen, die Preise sind gestiegen und das Bestreben geht dahin, den Gewinn möglichst schnell zu reallfiren, da Niemand wissen kann, was der Schluß de» September, was der October bringt. Bei Terminspeculation ist die Begleichung eine einfache, ihr Einfluß kurz vorübergehend, bei Waarenspeculation aber greift die Sache tief in das Erwerbs leben ein und schädigt Die am meisten, die fich ängstlich von jeder Speculation fern halten. Da Rohwaare nicht ohne größeren Preis druck in stärkeren Mengen zu verkaufen ist, so wird, wie schon oben gesagt, der Sprit in möglichst starken Posten veräußert. Da die eigen» Kundschaft solche nicht aufnehmen kann, muß die der Concurrenz mit heran, und deshalb wird zu Preisen verkauft, die jeden Wettbewerb auSschließen. Die Stützung de» Berliner Locopreise» ist «in bequemer Präser- vativmittel, durch die billigen Verkäufe nicht auf den Werth de» Artikels überhaupt zu drücken; denn der Berliner Locoprei» ist von außerordentlicher Autorität im deutschen Reiche, nach ihm wird Kauf und Verkauf in allen Theilen der Landes calculirt. Wir haben schon neulich erwähnt, daß wir wünschen müssen, daß die Berliner Loconotiz aus Grund von größeren Verkauf»- und Einkaufrmengen und namentlich auf der Bafi» ansehnlicher, dem Locomarkte im Nothfalle stet» zur Verfügung stehender Lager zu Stand« komm«, wenn fie mit Recht die Wichtigkeit beanspruchen soll, die sie jetzt im Lande hat. Bisher waren die hierin bestehenden Mängel insofern nicht von größerem Uebel, als fich eben alle Welt danach richtete und da» Geschäft fich allgemein auf der Bast» der Berliner Loconotiz vollzog. Nun ist aber hierin rin starkes Loch gerißen. Das Syn dicat macht seine Sprttcalculationen nicht nach dem täglichen Loco preise, e» verkauft zum Theil wesentlich darunter, während die Con- curren, von diesem, noch dazu vom Syndikat selbst zeitweise ge stützten Berliner Locopreise abhängt. Hält diese Situation noch weiter längere Zeit an, so muß zweierlei die Folge sein. Einerseit» muß der Berliner LocopreiS seine Autorität al» allgemeine Regulirung»- und Calculation»- bafi» verlieren, und dann müßen die Spritsabriken, die nicht auf di« Dauer ohne Nutzen oder mit Schaden arbeiten können, sich ent weder ,wang»weise dem Syndicat anschließen, wa» sicherlich bei speculativem Betrieb auch nicht ungefährlich ist, resp. sie müßen ihre Fabrik schließen, oder aber fie müßen ebenso wie dar Syndicat Spekulant«» werden und frühzeitig ihren JahreSdedarf an Roh- spiritu» ohne Deckung einthun. E» find da» Ansichten, di« lricht den Ruin deS ganzen Gewerbe» in Frag« bringen, und wenn man denkt, daß diese speculative Handhabung eine» reellen Geschäft» im Grunde erzwungen wird durch di« Beseitigung einer so kraft vollen Terminbörse, wir fie dl» Berliner war, und wie sie un bedingt zur reellen Handhabung de» gesammten Spiritu»- und Epritgeschäft» nothwendig ist, so wird man wieder einmal die außer ordentliche Schädlichkeit de» DörsengesetzeS erkennen. Wenn ganz besonder» die Berliner Interessenten sich beklagen über die hier geschaffen« Situation, so haben fie zum Theil selbst an dieser Schuld. Sie war«» zur Zeit genügend gewarnt, und es hätte gar nicht so großer Tbatkrast bedurft, um die nothwendige» Gegenmaßregeln zu treffen, Über die wir un» hier nicht weiter aus lassen wollen. Aber weder Fabrikanten noch die EommissionS- kirmen waren unter einen Hut zu bringen, und heute hat die Ver kaufsstelle, di« meist bei ihren im Berliner Markt zur Aussührung gelangenden Loco-Einkaufs- und handelsrechtlichen Lieferungs geschäften gar nicht selbst heraustritt, eine Anzahl hiesiger Commis- fionaire hierzu zur Verfügung. Daß alle diese Verhältnisse mit der allgemeinen PreiSfituation deS Artikels viel zu thun hätten, ist nicht anzunehmen. Bisher war das Interesse des Syndikats am LieferungShandel Wohl kem grobes, in dieser Woche schien es aber, als ob Mitglieder deßelben der hiesigen Verkaufsstelle ihre Septemberkäufe übertragen hätten und daß da» Syndicat selbst September zukaufte, so daß immerhin nicht unmöglich ist, daß dadurch größere Mengen seitens der Verkaufsstelle noch zu fordern sind. Die gegenwärtigen hohen Preise aber begründen in den sehr kleinen Vorräthen Deutschlands, und es gehen die Meinungen dar über sehr auseinander, ob dec September schon eine sonderlich starke, ins Gewicht fallende Production bringen wird. Das Auf geld de» September hat fich voll behauptet, der Oktober aber lag verhältnißmäßig schwach und ist sein Mehrwerth gegen November etwas zusammengegangen. Befestigend wirkt« hier auch die fort gesetzt stramme Haltung Hamburgs, das in Folge fehlender Aus landsofferten und winziger Bestände für seinen Export in den ersten Monaten der n«u«n Campagne möglicher Weise aus deutschen Spiritu» angewiesen ist. Al» Kuriosum sei «rwähnf, daß unsere Brenner durch anonyme Postkarten aufgemuntert werden, schon am 16. September mit dem Betriebe zu beginnen, daß anscheinend also Interessenten ver suchen, auf diese Weise den Lauf der Dinge zu ihren Gunsten zu wenden. ' Vermischte-. Leipzig, 7. September. *— Leipziger V«rein»brauerei. Wi« un» mitgetheilt wird, hofft dir Verwaltung für das abgelaufene Geschäftsjahr die- selbe Dividende wie für da- Vorjahr vertheilen zu können. Für 1896/97 wurden 15 Proc. vertheilt. *— Ueber denGeschäftsgang in dertzerren- stoffbranche im Geraer Jndustriebezirk. Ter „Leipziger Monatschrist für Textil-Jnvustrie" wird aus Gera u. A. geschrieben: Was die Geschäftslage anbelangt, so läßt sich nicht ver kennen, daß in die gesammte Herren st offbranche etwas mehr Leden gekommen ist. Zwar ist es den meisten Kunden jetzt noch zu zeitig, schon den Frühjahrsbedarf zu decken, und wie gewöhnlich wird da! Gros der Bestellungen erst in den Monaten September bis December einlaufen, aber überall, wo die Collectionen bis jetzt vorge legt wurden, sind umfangreiche Musteraufträge ertheilt worden. Die Kundschaft selbst steht der Entwickelung des Geschäfts mit guten Hoffnungen entgegen. In Stapelwaaren ist in den letzten Wochen verschiedentlich gekauft worden, da die Fabrikanten in Folge der be deutenden Wollhausse nun in kurzer Zeit daran gehen müßen, «rhöhte Preise zu beanspruchen. In Folge des vorherigen schlechten Ge schäftsganges haben aber die Händler noch ziemlich groß« Vorräthe, so daß hierdurch die Kauflust gedämpft wird und selbst der Anzug einer Hauff« in den Stoffpreisen diesmal das Geschäft nicht derartig beieben kann, wie dies sonst schon oft der Fall gewesen ist. Die Kundschaft hat durch das in den letzten Saisons allzu reichliche An gebot und die gegenseitige PreiSdrückerei der Lieferanten verlernt, eine Preiserhöhung für möglich zu halten. Es wird sogar jetzt noch häufig versucht, die alten Preise beim Einkäufe von Stapel waaren noch weiter herunterzudrücken; allerdings soll es in letzter Zeit auch nur beim Versuche geblieben sein, da di« Verkäufer in Anbetracht der nun wohl mit Bestimmtheit eintretenden Hausse fest aus Preis halten. Erfreulich für die Lage unserer Herrenstoss industrie ist die von Saison zu Saison stattfindenbe Vergrößerung des Absatzgebietes. Während im Anfänge nur mit den Grossisten der deutschen Großstädte, wie Berlin, Frankfurt a. M., Leipzig, Aachcn, Cöln a. Nh. u. s. w. gearbeitet wurde, zählten jetzt auch die Detailleure der Provinzialstädte in stetig wachsender Anzahl zu den Kunden unseres Bezirk». In den Exportverhältnissen ist in Be zug auf Herrenstosfe in dem anfangs rasch ausblllhenden Handel nach Amerika, Skandinavien und Dänemark leider ein Umschwung eingetrelcn, seitdem diese Länder mehr und mehr selbst fabriziren. Jedoch erlangen unsere Qualitäten sür das Exportgeschäft nach Süd amerika über Paris und Hamburg wachsende Bedeutung, wenngleich der Absatz nach dort besonders in letzter Zeit auch den Schwankungen unterworfen war, wie sie das Exportgeschäft nun einmal mit sich bringt. Auch im Orient und in Egypten verschaffen sich die hiesigen Fabrikat« nach und nach Eingang. Wenngleich das Geschäft nach dort, besonders nach dem ersteren Lande, sich auch oft nicht so glatt abwickelt, wie wir cs bei feinen Hamburger Häusern u. s. w. gewöhnt find, so sind diese Länder doch sür unsere Industrie sehr schätzbare Absatzgebiete, deren Werth als solche, falls nicht unvorhergesehene Ereignisse eintreten, fich jedenfalls noch bedeutend erhöhen wird. * BrrliU, 6. September. In seinem neuesten Situations bericht schreibt der „Confect." über die allgemeine Ge schäftslage wie folgt: DaS Herbstgeschäst befindet fich im Großvcrkehr augenblicklich in höchster Blüihe. Las Platzgeschäft ist äußerst lebhaft; der Versandt hat den größten Umsang des Jahres angenommen. Die Nachfrage, die augenblicklich in allen Branchen herrscht, soll nicht als ein Symptom wieder auflebender geschäftlicher Thätigkeit aufgesaßt werden. Wir haben stets um diese Jahres zeit lebhaftesten Verkehr gehabt; eS muh aber doch hervorgehoben werden, daß mit mehr Vertrauen als sonst eingckauft wird, Laß die Bestellungen mit mehr Zuversicht als sonst ertheilt werden. Man meldet aus den meisten Jndustriecentren gute Lage von In dustrie und Handel und einen vielversprechenden Anfang des Herdst- geschästS. Die gleichen Tendenzen kommen auch im auslän- dischen Geschäft zur Geltung. Wenn auch in England und Amerika die daselbst immer noch herrschende große Hitze den Ge- schästsumfang beeinträchtigt, so muß doch andererseits hervorgehoben werben, daß andere Länder, besonders die Tonauländer, Holland, die Schweiz, Italien, Norwegen und Schweden, Dänemark u. s. w., «inen über die normalen Verhältnisse hinauSgehenden, weit größeren Bedarf gezeigt haben. Auch Südamerika hat wieder etwas stärker in den Markt eingegriffen. Die Amerikaschwärmer möchten wir darauf aufmerksam machen, daß selbst, wenn die Zölle auf den alten Stand herabgesetzt werden würden, eine Zunahme der Einfuhr kaum in Betracht zu ziehen wäre. Di« Industrie in den Vereinigten Staaten ist in fast allen Textil- und ConsecrionS-Erzeugnisscn so erstarkt, daß der Import europäischer Erzeugnisse nie wieder die frühere Höhe erreichen kann, wogegen der Export Amerikas stetig steigt. Ter Export im Juli d. I. stellte sich aus 72 486 853 Doll., der gleichzeitige Import auf 50 674 366 Doll.; für die ersten sieben Monate des lausenden Kalenderjahres kann Nordamerika eine Gesammtausfuhr in Höhe von 317 132 861 Doll, und eine günstige Handelsbilanz in Höhe von 243 204 089 Doll, verzeichnen, und diese vermehrt sich durch die günstige Handelsbilanz sür die Zeit vvm 1. Juli 1897 bis 1. Januar 1898 um 314 015 700 Doll. — Das Detailgeschäft hat Dank der kühlen Witterung früh zeitiger eingesetzt, al» erwartet werden konnte. Doch von großem Verkehr ist noch nicht die Rede. Das bessere Publicum kauft einige Modeneuheiten. — Das Fabrikgeschäft befindet sich immer noch in den Uebergangszeiten von einer Saison zur andern. Man ist theilweise noch für Winter beschäftigt, theilweise sammelt man die neuen FrühjahrSordreS ein. Zu einer verstärkten Inanspruch nahme der Production liegt augenblicklich keine Pcranlaßung vor. Di« Fabriken haben den Hauptbedarf ihrer Kunden befriedigt. ES werden wohl noch Nachbestellungen erwartet, auf große Umsätze rech net man aber nicht mehr, soweit die Befriedigung des Herbstconsums in Frage kommt. Ta» Fabrikationsgeschäft scheint sich überhaupt momentan in einer eigenthümlichen Lage zu befinden. Man kann in ein und derselben Stadt ebenso viele Firmen das Geschäft loben wie beklagen hören. Es will un» fast scheinen, daß diejenigen Fir men, welche das inländische und europäische Geschäft bevorzugt haben, augenblicklich im Vortheil find gegenüber solchen Fabrikanten, die bisher nur dem Überseeischen Geschäft ihre Aufmerksamkeit ge schenkt haben. 8. VV. L. Vergleichend« Zahlen über die Ge flügelzucht in Preußen und Amerika. Wieviel noch zur Hebung der Geflügelzucht in Preußen geschehen muß, kann man au» der letzten Viehzählung ersehen, und ist e» interessant, im Gegen sätze hierzu die riesige Gewinnzisser Amerikas in Betracht zu ziehen. Amerika erzielte im Jahre 1896 einen Gewinn von 290 Mill. Toll., somit höher zu berechnen al» die Ernte vieler seiner Feldproducte und selbst der seiner Schweinezüchtung. Hingegen reicht der Ge- flllgelstand Preußen» mit 3,75 Mill. Gänsen, 1,5 Mill. Enten und 31 Mill. Hühnern lange nicht hin, um unser eigene» Bedürfniß zu decken, denn eS kommen diesen Zahlen nach auf 100 Köpfe der Be völkerung 11,61 Gänse, 4,80 Enten und 95,42 Hühner. Es wurden daher vom Jahre 1892 bis 1896 jährlich etwa für 105 Mill. Mark und im Jahre 1897 sogar sür 130 Mill. Mark an Geflügel, Eiern und Bcttfevern au» dem Au-lande etngeführt. Eine conttnuirlich« Steigerung erfuhr di« Eiereinfuhr vom Jahr« 1894 bi» inel. 1SS7, und zwar von 68,5 Mill. Mart im Jahre 1894 aus 85,6 Mill. Mark im Jahre 1897. Auf einzesührte» lebende» Federvieh entfiele» im Jahre 1897 23,4 Mill. Mark gegen 16,9 im Vorjahre Ei sollen dies« Zahlen bereit» an maßgebender Stelle Veranlassung gegeben haben, geeignet« Maßnahmen zur Hebung der Geflügelzucht, zu ergreifen. Ziegelwerke Artern, G. m. b. H. In dem Sub- haftationstermine zum Verkaufe der Gebäude der Gesellschaft wurde nur ein Höchstgebot von 142 000 erzielt, während die hypotheka rische Belastung 157 000 -4k beträgt. Der Termin blieb zunächst re sultatlos. Natürlich erfolgt der Zuschlag, wenn di« betr. Hypo thekengläubiger ihre Forderungen nicht selbst auSbieten. L* Drsfa», 7. September. Entlang der vom diesigen Staats- bahnhose nach Leipzig zu führenden Bahnstrecke ist jetzt aus jeder Seite der zweigleisigen Hauptliuie ein weitere- Gleis zur Aus führung gelangt. Diese beiden neuen Gleise werden al- Industrie gleise benutzt weiden und sollen einerseits für Zuführung und Ab holung von Wagen nach dem Holzlaaerplatz von Tuchmann L Co., der Schultheiszbrauerei lBcrlin-Tessau), sowie der Radegasier Schmalspur bahn dienen, andererseits sür die Zuckcrrafsinerse und die ca. 2 km vom Bahnhof entfernte neu errichtete Berlin-Anhaltische Actien-Maschinen- fabrik, deren theilweise Verlegung auS dem Complere zwischen Franzstraße und Mulde geplant ist, und gleichzeitig mit Ingebrauch nahme der Industriegleise in Ausführung kommen wird. Es werd«» durch diese Gleisherstellung die Hauptgleije wesentlich entlastet, da dieselben bisher benutzt wurden zur Bedienung dieser Etablissement-, welche zum Theil einen sehr starken Wagenverkehr haben. *— Bredower Zuckerfabrik, Actien - Gesellschaft, Bredow. Die Rübenfläche betrug in 1897/98 wie im Vorjahre 3200 Morgen. Geerntet wurden pro Morgen durchschnittlich nur 141 Ctr. gegen 177 bezw. 164'/, in den beiden Vorjahren, dagegen war die Qualität der verarbeiteten Rüben «Ine bessere. Ihr durch schnittlicher Zuckergehalt erhöht« jsich von 13,02 Proc. der letzten Campagne auf 13,98 Proc. Trotzdem ergab die Verarbeitung ein weniger günstige- Resultat al- in den früheren Jahren, was zum Theil aus die abnormen Witterung-Verhältnisse im letzte» Winter zurück- geführt wird, die die Haltbarkeit der Rüben in den Mieten beein trächtigte, zum Theil aus die Verwendung künstlichen Dünger-. Die Campagne wurde am 1. October eröffnet und am 21. December beendet. Di« verarbeitete Rübcnm«nge betrug 452 340 Ctr. (im Vorjahre 636 280 Ctr.), di« daraus erzielte Rohzucker-Production 58 583 Ctr. (77 982). An Rückständen wurden gewann«» 10 347 Ctr- Melasse und 234 492 Ctr. Rübenschnitzel, Im laufenden Jahr« sind 3000 Morgen niit Rüben bestellt, wovon etwa 76 Proc. eine nor male, 16 Proc. eine mittelmäßige und 8 Proc. eine geringe Ernte erhoffen lassen, während üh»r dir Qualität »och nichts gesagt werden könne. *— Vom oberschlesischen Steinkohlenmarkt berichtet die „Bresl. Ztg." u. A.: Im Monat August war der Steinkohlen- absatz ganz besonders günstig, weil die Sommervreis» zum letzten Mal in Anrechnung kamen. Alle Händler waren daher bestrebt, so viel wie möglich noch Vorrath anzuschaffen. In der zweiten Hälfte deS Monats wurden täglich durchschnittlich 5770 Waggons versandt gegen 5649 in der gleichen Zeit 1897- Da- lausend« Quartal weist gegen da» Vorjahr wiederum «in« beträchtliche Steigerung des Absatzes auf, die Bereinigung oberschlesischer Kohlen- producenten wird demnächst ein« Erhöhung der Förderziffer ein- treten lassen. Auch im September gestaltet sich der Versandt recht rege, die Bestellungen gehen auf alle Sorten so umfangreich ein, daß nicht nur di« gesammte Production glatt abgesetzt wird, sondern auch die etwa noch vorhandenen Bestände aus den Weg a«bracht werden können. -- Nach den bi-hrr bekannt gewordenen Resultaten ist der Kohlenreichthum Oberschlesiens noch größer, al- man an genommen hatte, auch hoben die neuesten Untersuchungen ergeben, daß die früheren Annahmen bezüglich der Lagerung der Flötze unrichtig waren. Z Aus dem Riisengebirgr wird angekündiat, daß die landes polizeiliche Begehung der Strecke Peter-dors-Lande-grenze voraussichtlich im October erfolgen wird. Der Bahnbau Schmird«- berg-Landeshut wird sich verzögern, da die Ueberuahme der Verpflichtung zur unentgeltlichen und lastenfreien Hergabe de- er forderlichen Grund und Boden- weder von Schmiedeberg, noch von Hirschberg bedingungslos und uneingeschränkt erfolgt ist. Z Die Errichtung von Getreidelagerhäusern ist in der Provinz Schlesien noch immer nicht erfolgt. In R.usalz war die Eröffnung für den 1. September beabsichtigt, ist aber unterblieben, weil die Rentabilität nicht sür gesichert gilt, oder vielmehr nach den neueren Berechnungen ein Zuschuß von 4000 ^l jährlich er forderlich erscheint, wenn der Umsatz selbst 100000 Ctr. erreichen sollte. Diesen Zuschuß aufzubringen hat sich aber noch Niemand bereit gefunden. *— Gesellschaft für GaSindustri« in Augsburg. Die pro 30. Juni abgeschlossene Bilanz «rgiebt einen Reingewinn von 843 034 (gegen 828 379 i. Borj.). Der Aufsicht-rath wird bei der am 20. October stattfindenden General-Bersammlung be antragen, 435 714 für rin« Äesammtdividende von 130 pro Actie (wi« im Vorjahr) zu vertheilen, die aufgelaufenen Unkosten des Baucontos von 81 688 in voller Höhe abzuschreiben, dem Unterstützungsconto sür Angestellte, Arbeiter und deren Hinter bliebene 15 000 .^> zu überweisen, der Dividendenreserve 25 000 gutzuschreiben, dem Amortisationsfonds 230 000 zu überweisen und den verbleibenden Rest von 55631 aus neue Rechnung vorzutragen. X Von der böhmischen Grenze, 6. September. Die im Dorfe Thonbrunn an der Localbahn Asch-Roßbach gelegene Baumwoll- spinn er ei ist vor einigen Jahren von Herrn Schmelzer in Werdau angckauft worden und erfreute sich stets eines gutes Geschäftsganges, so daß sie bereits durch einen Erweiterungsbau vergrößert werden mußte. Durch sie hat sich überhaupt die Bauthätigkeit daselbst ge- hoben. — Die Baumwollwebereien in den böhmischen Industrie orten klagen schon seit längerer Zeit über flauen Geschäftsgang. *— 3'/,proc. Reggio.Loose. Bor mehreren Tagen wurde gemeldet, daß die Stadt Reggio in Calabrien ihre Zahlungen ein gestellt habe. Für Deutschland hatte diese Nachricht insofern In teresse, als bekanntlich die Reggio-Loosanleihe von 1870 zum Theil in Deuischland uniergebracht worden ist. Von der im Ganzen 13,28 Millionen Francs betragenden Anleihe in 109000 Loosen ä 120 Frcs. wurden seiner Zeck 6558 Stücke mit dem deutschen Stempel versehen. Die LvoS-Anleihe war seiner Zeit gemeinschaftlich von der Stadt und der Provinz Reggio ausgenommen worden, und zwar entfielen davon drei Viertel «auf die Provinz und ein Viertel auf die Stadt. Nack italienischen Blättern hat die Provinz Reggio an den Monte di Pieiä in Mailand, welcher den Dienst der Anleihe besorgt, am 3. d. M. 240 000 Lire gezahlt auf Grund ihres Dreiviertel-Aniheiles an der Loosanleihe; die Stadt Reggio aber, welche im Begriff ist, ihre Schulden zu unificiren, hat die Zahlung ihrer Quote verweigert und wünscht dieselbe hinauszuschieben bis zu der Zeit, in welcher di« neu« Anleihe abgeschlossen sein wird, über die sie mit der Cassa Drpositi e Prestiti verhandelt. In Folge dessen wnr der Monte di Pietä genöthigt, die Zahlungen sür den Dienst der Anleihe zu suspendirrn. Dazu bemerkt die „Frkft. Ztg.": Wenn diese Darlegung dem Sachverhalt entspricht, würde eS sich also nicht um eine endgiliige Zahlungseinstellung, sondern nur um eine zeitweilige Unterbrechung deS Dienstes handeln. Immerhin sollten die deutschen Zahlstellen (in Berlin die Deutsche Bank, in Frankfurt a. M. die Allgemeine Eliässische Bankgesellschast) Schritte thu», um die Interessen der Loosbesitzer zu wahren und di« baldige Wiederaufnahme der Zahlungen zu veranlassen. 8 Salpeter-Industrie. Am 25. August laufenden Jahres hielten die Salpeter-Producenten in Jquiqur ein« Versammlung ab, in welcher über eine Convention für die nächsten fünf Indre vcr- handelt wurde. Von 47 anwesenden Producenten waren 46 für und nur einer gegen da» ProductiouS-BtschrSukungs-Project, während 14 Producenten nicht vertreten waren. Die eine ablehnend« Stimme war die der soeben erst in Betrieb gekommenen Allianca-Lompagnie, deren Directoren in London aber einer Combination günstig gegen überstehen. In Folge der in Jquique gepflogenen Verhandlungen, die indessen kaum vor Ende deS Jahres zum Abschluß gebracht werden können, werden Preise sür nächstjährige Abladungen bereits höher gehalten. Es ist im Uebrigen kaum zu bezweifeln, daß es wieder zu einer Productionsvereinbarung kommen wird, La die Producenten bci den jetzigen verlustbringenden Preisen in ihrer Existenz bedroht sind. *— Westaustralische Goldminen. Nach dem Monat-- bericht der westaustralischen Minenkammer betrug im Juli d. I. das producirte Gold 76 980 U. im Werihe von 292 524 lk argen 80 749 U. im Werthe von 306 849 L im Juni und 83 347 U. bezw. 316 718 P im Mai d. I. Von der Ausbeute entfallen 1750 U- auf die Associated G. M., 1200 U. auf Great Boulder Main Reef, 2596 U. auf Great Boulder Perseverauce, 6518 U. ans Great Boulder Proprietary, 3000 U. aus Hanna»'« Brownhill, 8874 U.
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