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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.08.1898
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1898-08-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18980825012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1898082501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1898082501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-08
- Tag 1898-08-25
-
Monat
1898-08
-
Jahr
1898
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j. Beilage z. LeWger Tageblatt mb AWW Nr. W, Tannnsiag, N. AWst M. MgeMUbe.) ^«SSESSSSSSS—ssssssssss—sss^sss-ss—ssssss—ss-s—s-^—^^^—s——-—-^—.u» ._! . ! >.. sess kvulv kennen ru Verben-8elbvn. Wettsutti-Suv /Vs» sss/SM» F»^0FR>F»t DUF»«ss «f»G VVR»t8vI»« 8p«rt-L»rS»u AI. HV. LLr««8V- I^«lV^88tr»88S Sl«. S4. AM«»Z»FFF«D»» SF»v^t^»/tLFF»FS^ «F- X ^s^b/Fcki« Frn Solw» »uroUrer«, Costüme bestens empfohlen. Für tadellosen Sitz und gediegene Ausführung wird garantirt. Reclamen. n»uvn-MI»a«»Sn kmil keekvrt A«el>s., Sk HeuinknIlK S8, Lüde cker «ekUIorstrnsne, ewpüeült Abvnlaettei» m Vr«nerI»Lt«n kttniilien-MkIiiMM. vis Verlobung^ ibrer Tocdter Lugenlo mit Herrn XLreck kedneiäer, Rekersnäar beim Ldnixl. Xmtsg;oriokt klauen i. V., deekrt sied anrursigeen LeipriL Xusust 1898. Xw«le vorv. Xmtsriodtor Ookdnrckt ssd. Rüssler. Leins Verloduns mit krLuloin Lugenle Oekknrckt, zünMten koobter äes ver storbenen Xwtsriodters Herrn krost Oelcbnrckt uock seiner krau 6emadUn Amalie svd. Rüssler, beedrs icb mied an- ru^eixen. klauen, Xusust 1898. XLreck Kebneläer, Rekerenäar. Mxiinilmn kqjskM8k> Itt» k»j»k«Mx xeb Itzeintviavi» Verwiiblte. Irtdiir üeMameli Itt« lleMnreieii xeb vbetrlol» VerwLKIte. I^eipris-Xeustaät, äen 23. Xuxust 1898. Statt jeder besondere» Meldung! Die Geburt eines kräftigen Mädchens zeigen hocherfreut an Leipzig, Funkenburgstraße 16, 22. August. Leo AlbeSheiur und Frau Bertha geb. Hofmann. Vie slüelllivbv Lieburt eines Lüvdtorvdvns beekron sieb »ususoisen. Rsipsis, lUbnisstrasss 7. , 24. Xusust 1898. Lari Rauterbaeb unä krau Luise s«d. Untre. Durch die Geburt eine- Mädchens wurden hoch erfreut Leipzig, 23. August 1898. und Frau geb. VmtAtbchmÄvr. Rach bange», schwerem Leiden ver schied gestern Abend 7 Uhr meine gute, liebe Gattin und unsere Mutter Fm Maria öunßv geb Itr»IrttL8v1i. Dies zeigt ttesbetrübt an L.-Pla«»itz. vmrt ^a»s« Ä i« Namen der Hinterbliebenen. Berlobt: Herr Ferdinand Eckner in Tanna mit Frl. Bertha Goßmann in Stelzen. Geboren: Herrn Julius Böttcher in Großenhain eine Tochter. Herrn Oberfinanz rath vr. Wahle in Freiberg ein Sohn. Gestorben: Frau Henriette Thüinmel geb. Wolf in Freiberg. Frau Emilie Cäcilie Franz geb. Kreher, pens. Hebamme in Erbis- dorf. Herr Hermann Hartmann, Handels mann in Niederlommatzsch. Herr Friedrich Hermann Klotz in Großröhrsdorf. Herr Emil Uhlemann in Pirna. Herrn Arthur Roscher's in Annaberg Sohn Willi. Herr Karl Ernst Streller, Privatmann in Frankenberg. Herr Johann Gotthelf Eduard Lehmann, Gast- Wirth und Fleischermeister in Zittau. Herr Friedr. Julius Fabian, Kaufmann in OlberS- dorf. Herrn Karl Louis Müller'S in Mee rane Sohn Albert. Frau Christiane Möbius in Riesa. Herr Franz Oskar Zschätzsch, Restaurateur in Rie,a. Frau Amalie Siegel geb. Kemter in Bautzen. Herr Andreas Traugott Schuster in Seidau. Herrn Jakob Richter's in Bautzen Sohn Kurt. Frau Marie Martschink in Bautzen. Herr Ludwig Taubert, Bürgerschullehrer in Plauen i. B. Frau Caroline verw. Herold geb. Eckner in Plauen 1. B. Herrn Ernst Keffel'S in Tannen bergsthal Sohn Charley. Die Beerdigung unseres lieben guten Sohnes, Bruders uns d Schwagers, de- welcher am Sonntag, den 2l. d. Mts., Mittags '/,12 Uhe seinen Tod durch Ertrinken in der Mulde bei Grimma fand, findet Freitag , den 26. August, Nachmittags 5 Uhr vom Trauerhause, BolkmarSdorf, Ra/öet 28, nach dem Friedhöfe zu Schönefeld statt. Vt« tr»u«ru<ivi» Utoterl »Itebeueu. Am 23. August verschied nach schwerem Leiden im hiesigen Krankenhause unsere liebe Schwester und Tante krau verv. vr. wett. lieubeek Md. iiSriiix. Die Beerdigung findet am Freitag Vormittag '/-9 Uhr vom Krankenhaus« aus statt. Event, zugrdachte Älumenspenden erbitten nach Neuschleußig, Jahnstraße 8. Die trauernden Geschwister. vaurrtUb»ä,SHM»WM°.LL^ Irtlsvts-irttnsta«!»«. LSiinnisvk« n. Ri t»L«t«r. 8tatt dvisonäerer Leuts Llorssn entschlief sankt im 84. lebenswahre wein inuis ssliebter Llano, cksr Oderlallckesssrlehts-krllsiäent a. v. Lnxvll kreiderr V«» ke»iiIieu-ff»re»ll»SL Oläendurs, äen 23. Xusust 1898. Isickorv kreitrall von Reanlleu-Llarconna^ Svd. von 8vkletter. vis Resrttisuns kackst am kroitas, cksn 26. ck. Ll., Vormittags statt. -'M- nlt. 28 H»ttdäiliirekk»s 28. Eigene Geschirrhaltcrei. Großes Sargmagazin. die tiestrauernden Hinterbliebenen: krleckriek Ladertcorn, Aeckvls Laberkorn, Olga Rertseker geb. lladerkorn, LVauck» lladerüorn, Lrast Rertseber. Di« Berrdigung findet Sonnabend Vormittag 10 Uhr von der Capelle des Südfriedhofs aus statt. Heute Nachmittag "/«b Uhr verschied nach längeren Leiden sanft und ruhig in ihrem 49. Lebensjahre meine liebe, unvergeßliche Frau, unsere gute, treusorgrnde Mutter und Schwiegermutter Fra» Ilielllii Ilmen »üdel'Itttl'li geb. KIni. Um stille Theilnahme bitten Leipzig, Albertstraße 22, I., am 24. August 1898. MM« v-SsvItzlKG gl » Schwimmbassin, Damen: Montag, M!ittivvch,So>liiabeud 2-'/.5U. LILS»» IvdIMSwKL» Wannenbäder: Dienstag, Donnerstag, Freitag ".9—11 Uhr. Russische.Rcch.-irische.Bankdamvf-u.Svecial-Cur-Bädrried. Form. Manaae. Damen: l-4Nin. LvlpÄsor voorMLMKst Teleph. Amt 1,237«. tzM l-Lrl '.Lcleph. Amt 1,237«. dRsrlLtlisllvnntrwsn« L4 u. ILLuts« »I,»tL S, vorm. langjähriger Eonduetsährer „Lmm lirlvelvu", empfiehlt sich zur Ausführung von Beerdigungen aller Art wich dem vom Rath der Stadt Leipzig sestgestellten Tarif und erbittet gütige Aufträge nur direkt im Evntor oder in der Wohnung Bayerische Stratze Nr. 64, parterre. Für die vielfachen Beweise der Theilnahme an dem schweren Verluste, den wir durch den Heimgang unseres theueren Gatten und Vaters, des AmtSgerichtSseeretairS a. D. Anton Fev-nran- Wolf, erlitten haben, sagen wir allen Freunden und Bekannten des Entschlafenen und der Familie auch an dieser Stelle unseren aufrichtigen Dank. Leipzig, Dresden, Grimma, den 14. August 1898. Vie trunerncken Hinterbliebenen. Temperat. des Srchlvimmbasnus. Damen „IsVIIIAIII-vü! VI« BlL«, Liv DienStag, Donnerstag, Sonnabend von '/.9 lk««so. biS'/,11. Montan. Mittwoch. Freitag». '/.'2-5 U. MAS««« Tewperutnr ckes^OO Dame». Monr .Mtttw.,Freit.'/,2-öNacqm. 8ebviwwd»»sin IO . DirnSt.. Donnerst.. Sonnab. l Bor» al Temperatur cke, YOO Damen: Dieu§t.,Donncrst., Sonnab.'/,!<- iWvDIlRLvLIUIo,U,8vbviwmbLssin kiv -'/,li. Montug, Mittw., Freitag ".2-5 l! Blüchcrstr. 18. Rufs. Dampf-, irisch-röm., Kastendamps-^ HI vLLSTllUSw IVSwTL, Sand- und Wannenbäder. KrstftallklarcS Wasser. Freitag: Kartoffeln u. Möhren mit Schweinefl. T.^B. Krieger. AjSs tstAltjzlsk II. s . Weißkraut u. Kartoff. mit Schöpsenfl. D. B. Möley. Reue Leipziger Spetse-Anft., Zeitzer Str. 43/45. Donnerstvg: Saure Rindskaldaunen. 45. Generalverjammlunz -er Katholiken Deutschlands. VI. Unberechtigter Nachdruck verboten. ? 8. u. 8. Lrefeld, 23. August. Generalverfammlnng des katholischen BolkSveretnS. Wie alljährlich, so hielt auch diesmal der 180 000 Mitglieder zählende Volksverein für das katholische Deutschland seine Generalversammlung gleichzeitig W dem Katholikentage ab. Die Versammlung war von ca. 3006sNitgliedern besucht. Unter den Ehrengästen bemerkt« man die Meihbischöfe vr. Fischer und vr. Schmitz, Köln, die Reichs- und Landtagsabgeordneten vr. Bachem-Köln, Euler-Bensberg, Landgerichtsrath Gröber- Heilbronn, Karl Trimborn-Köln, Müller-Fulda, Herold, Stötzel-Essen und ferner den Fürsten zu Loewenstein, Capuciner- pater Auracher, Hofcaplan vr. W^rthmann-Freiburg i. Br., Fabrikant Brandts-M.--Gladbach, Präses Mkhler-Regens- burg u. A. m. Fabrikant Brandts-M.-Gladbach eröffnete die Sitzung mit einer längeren Begrüßungsansprache, in d«ren Ver lauf er sich eingehend über die Zwecke und Ziele des Volksvereins verbreitete. Der Verein sei geschaffen worden, um di« positive und praktische Socialreform in jeder Beziehung zu fördern und dafür zu sorgen, daß das Volk den ihm zustehenden Antheil an den materiellen und geistigen Gütern, welche die stets fort schreitende Entwickelung auf allen Gebieten bringe, erhalte. Durch Schaffung guter Volksbibliotheken, Begründung von landwirtschaftlichen, gewerblichen und Bau - Genossrnschaften, durch Belehrung und Unterhaltung und schließlich durch die Arbeit am Einzelnen suche der Volksverein für seine Ideen Propaganda zu machen, und der bisherige Verlauf der Arbeit beweise, daß man sich auf dem richtigen Wege befinde. (Stürm. Beifall.) AuS dem vom Gmeralsecretair vr. Pieper-M.-Glad- bach erstatteten Berichte ging eS hervor, daß die Mitgliederzahl des Vereins im vorigen Jahre um ca. 1000 gestiegen ist und jetzt 180336 zählt. Dieselben Vertheilen sich wie folgt: Rheinland 58 876, Westfalen 31919, Hannover 10198, Hessen-Nassau 8501, Provinz Sachsen 326, Brandenburg 1376, Pommern 52, Westpreußen 1430, Ostpreußen 1069, Posen 190, Schlesien 4296, Hohenzollern 2258, Bayern 19012, Königreich Sachsen 215, Württemberg 21275, Baden 10670, Hessen-Darmstadt 3770, Oldenburg 2267, Braunschweig und Elsaß-Lothringen 2389. Während in früheren Jahren vielerorts die Abwehr der Social demokratie im Vordergründe der Vereinsthätigkeit stand, ist Im Jahre 1897 daS Hauptgewicht der Thätigkeit auf die Förderung der Socialreform zum Besten der einzelnen Erwerbsstände ge legt worden. In Flugblättern und in Volksversammlungen wurden die Fragen der socialpolitischen Gesetzgebung wie der genossenschaftlichen Selbsthilfe zur Besserung der wirthschaft- lichen Lage der Arbeiter, Landwirthe, Handwerker, Gewerbe treibenden behandelt. An vielen Orten wurde die Gründung von Arbeiter- und Bauern-Vereinen, Handwerker-Innungen, landwirthschaftlichen und gewerblichen Genossenschaften an geregt und vorbereitet. Ebenso wurden sociale Vortrags- und Diicutir-ClubS gegründet, die Errichtung von VolkSbibliotheken wie socialer Wohlfahrtseinrichtungen gefördert. Auch im Ge meinde- und Staatsleben entfalteten Vertrauensmänner und Mitglieder de» VolkSvereinS ein vielseitige» sociale« Wirken. An Druckschriften wurden 2Z Millionen (bi» End« 1897 über haupt 17 Millionen) Drucksachen ausgegeben. Ein polnische» Flugblatt über die neue Arbeitergesetzgebung wurde in 100000 Exemplaren unter den polnischen Arbeitern in Rheinland und Westfalen verbreitet. Zur Vorbereitung der GewerbegerichtS- wahlen wurde «ine Anleitung herauSgegeben. Die socialwissen schaftliche Bibliothek de» Verein» zählt 3000 Bände. Die Zahl der Volksbureau» stieg auf 25. Redner schließt seinen Bericht mit der Aufforderung zur weiteren Unterstützung de» Bolktverein», der dem Centrum, bez. seinem Officiercorp» im Reich»tage, die Schaaren von Soldaten schaffen solle, die nothwendig seien, um da» katholische Volk zu sammeln, zu organisiren und socialpolitisch zu schulen, damit es seinen großen, socialpolitischen Aufgaben auch in vollem Umfange gerecht werden könne. (Beifall.) Der Cassenbericht weist eine Einnahme von 154 769 und eine Ausgabe von 105185 auf. Zum ersten Vorsitzenden wurde Fabrikant Brandts- M.-Gladbach, zum zweiten Reichstagsabgeordneter Rechtsanwalt Trimborn-Köln wiedergewählt. In den Ausschuß wurden u. A. Professor Hitze-Münster, Geistl. Rath Hauser-Augsburg, Bank director Elkan-Köln, die Abgg. vr. Lieber, Marbe, Pichler, Porsch, Graf Konrad Preysing, vr. Orterer und Weihbischof vr. Gockel-Paderborn gewählt. Sodann hielt Reichs- und Land tagsabgeordneter Rechtsanwalt vr. Carl Bachem-Köln eine längere Ansprache, in deren Verlauf er Folgendes ausführte: In der Arbeit um die geistige und sittliche Haltung des Volkes muß das Volk selbst die Hauptarbeit thun. Das Volk kann nur gesunden, wenn es selbst alle Kräfte anspornt, um zur Ge sundung zu gelangen. Es ist zweifellos, daß in dem Kampfe des Centrums gegen den socialen Umsturz der katholische Volks verein die Hauptstütze der Partei ist, und deshalb ist es Pflicht eines jeden deutschen Mannes, dem Vereine beizutreten. Wenn alle Katholiken an dem Kampf gegen den Umsturz einig zu sammenstehen, wird der Bebel'sche Kladderadatsch nicht eintreten, sondern das Kreuz siegen. (Stürm. Beifall.) Wenn wir so die Socialdemokratie nicht fürchten, so dürfen wir sie und ihre Thätigkeit deshalb doch nicht ganz außer Acht lassen, denn die Socialdemokratie hat wiederholt offen bekannt, daß sie im Centrum, in den katholischen Volksmassen, ihren Hauptgegner erblicke. Sie sagt offen: Wir lassen den Protestantismus ganz bei Seite, nur im Centrum allein repräsentirt sich unser Feind. Der Protestantismus ist uns unschädlich. Wenn der Herzog verwundet ist, fällt der Mantel von selbst. Ich will hier nicht untersuchen, inwieweit vielleicht der Protestantismus in dieser Frage mehr thun könnte, wenn auch anzuerkennen ist, daß auch im Protestantismus wackere Leute an der Arbeit sind, der rothen Gefahr zu begegnen. Aber wo die Socialdemokratie so ent schieden und klar sagt, daß wir die Hauptgegner sind, da ist es unsere Pflicht, den Fehdehandschuh aufzunehmen, das Volk zu befreien von der Socialdemokratie und es einer besseren Zukunft entgegenzuführen. (Stürm. Beifall.) Daß die Socialdemokratie uns nicht erst seit neuerer Zeit in dieser entschiedenen Weise be kämpft, beweisen ihre Verhandlungen auf den früheren Partei tagen. Schon in Halle sprach Singer das Wort aus, das seiner Zeit Gambetta aus Freimaurerkreisen erhalten hat, jenen schlimmen Satz: Wir wollen nicht ruhen noch rasten, bis auf allen Kirchen, Rathhäusern und Palästen die rothe Fahne weht! Nun, diesem Satz setzen wir den anderen entgegen: Wir wollen nicht ruhen noch rasten, bis nicht nur auf allen Kirchen, sondern auch auf den Rathhäusern, Palästen, Fabriken und den Hütten der Arbeiter wieder die Kreuzesfahne weht. (Anhaltender Beifall.) Jeder, der sich um die socialen Dinge kümmert, sieht mit Be dauern, wie di« Verführung überall an den Arbeiter herantritt. Ueberall sind die Socialdemokraten mit ihren Flugblättern und Reden bei der Hand, um Genossen zu werben. Sie arbeiten fünf Jahre für die Wahlen vor, und kaum ist die Wahl vorüber, so präpariren sie da» Volk aufs Neue für die nächste. DaS müssen wir nachmachen. Vom Feinde muß man lernen! Der Redner verbreitete sich dann über die Arbeit deS VolkSvereinS und be zeichnet als di« Hauptaufgabe desselben die Anregung zur ge nossenschaftlichen Selbsthilfe der einzelnen Stände. In diesem Sinne fordert er zur Bildung von Handwerker-Innungen, Ge werbevereinen, Genossenschaften und Sparkassen, Bauern- und Winzervrreinen und ähnlichen Verbindungen auf. Sodann sprach der Capucinerpater Auracher über die Auf gaben de» Volksverrin» auf socialem Gebiete. Der DolkSverein müsse sich zur Hauptaufgabe die Ueberbrückung der Kluft machen, di« zwischen Reich und Arm bestehe. Wie der Herr der Welt durch die Entsendung de» Erlösers die Versöhnung mit der sündigen Erd« herbeigeführt hab«, so müsse auch im socialen Staate unserer Tage dir herrschende, besitzende Classe die Brücke zum Volke hiniiberschlagen, um die sociale Versöhnung herbei- zuführen. - Den Anfang dazu habe der Katholikentag mit seinen Generalversammlungen gemacht, bei dem die Reichen und Mäch tigen, die Kirchen, die Geistes- und weltlichen Fürsten neben den Armen in geistiger und materieller Beziehung säßen. Der Volks verein, als die mächtigste Stütze des Katholikentages, müsse daher diesen Gedanken weiterführcn und in seinem Theile zum end lichen Ausgleich der socialen Gegensätze beitragen. (Stürm. Bei fall.) Der letzte Redner, Reichs- und Landtagsabgeordneter Landgerichtsrath Gröber - Heilbronn, führte aus: Der richtige katholische Mann ist auch der rechte sociale Mann. (Beifall.) Es giebt keine Kirche, die auf socialem Gebiete so weit vor geschritten ist wie die katholische. Nur die Wiederherstellung des christlichen Gedankens im Staats-, Gemeinde- und Familien leben wird die sociale Frage zur Lösung bringen. Denn wenn das ganze öffentliche Leben wieder vom wahren, christlichen Geiste durchtränkt ist, werden auch die Schwierigkeiten auf wirthschaftlichem Gebiete viel leichter überwunden werden. Es wird sich dann viel leichter der Egoismus des Einzelnen, an dem jetzt so Vieles auf socialem Gebiete scheitert, überwinden lassen. Man hat seiner Zeit gesagt, unser seliger Windthorst werde sich nie ersetzen lassen. Man hat dabei aber nicht bedacht, daß die sociale Arbeit Kleinarbeit geworden ist, die mehr im kleinen Kreise, in den Gemeinden, den Vereinen, den Familien und schließlich am Einzelnen selbst geleistet werden muß. In diesem Sinne ist die Arbeit, die Windthorst geleistet, Massenarbeit ge worden, die der Volksverein in umfassendster Weise in die Hand genommen hat. So ist unser Windthorst in allen Theilen unseres Vaterlandes vorhanden, arbeitet und wirkt weiter zum Wohle und zum Besten unseres katholischen Volkes. (Stürm. Beifall.) Zum Schluß nahm noch Weihbj^schof vr. Schmitz aus Köln das Wort, um in scharfen Worten gegen das katholische Philister- thum zu sprechen, wie sich dasselbe in den Turn-, Radfahrer- und Gesangvereinen, den Männern des ewigen Plaisirs und Carne- vals, repräsentier. Es gebe in diesen'Kreisen Leute, die bei Kundgebungen des katholischen Volkes, wie z. B. bei den Wahlen, einen wahren Ballast bildeten und den Glauben durch ihre In dolenz compromittirten. Auch hiergegen müsse der Volksverein an kämpfen. Redner schließt mit einem Hoch auf den Vorsitzenden Brandts, der mit einem begeistert aufgenommenen Hoch auf den socialen Papst und den socialen Kaiser antwortete. Damit schloß die Versammlung. Zweite geschloffene Generalverfammlnng. In der Festhalle trat um 12Z Uhr Vormittags unter zahl reicher Betheiligung die zweite geschlossene Generalversammlung zusammen. Den Vorsitz führte Reichstagsabgeordneter vr. Stephan- Beuthen. Vom deutsch-amerikanischen Katholikentage in Mil waukee (Wisconsin), speciell von dem als Vertreter der deutschen Katholiken dort weilenden Reichstagsabgeordneten vr. Lieber liegt ein längeres Begrüßungstelegramm vor. Prälat vr. Hllls- kamp-Mllnster berichtete im Auftrage des Preßausschusses über die zum Punct „Presse" vorliegenden Anträge. Nach längerer Berathung gelangten die folgenden einstimmig zur Annahme: „1. Die 45. Generalversammlung der Katholiken Deutsch lands giebt der Ueberzeugung Ausdruck, daß der immer weiter um sich greifenden Unsittlichkeit gegenüber das Reich den Ge fahren, welcher der Sittlichkeit durch Herstellung und Verbreitung von Druckschriften und Abbildungen, durch öffentlich: Ausstellung undAnkllnkigung von zu unsittlichemGebrauche bestimmten Gegen ständen, durch unsittliche Darstellungen und Schaustellungen drohen, auf dem Wege der Gesetzgebung, entgegen zu wirken hat, und dankt der CentrumSpartei für die wiederholte Einbringung eine» auf ein« Verschärfung und Erweiterung der Strafbestim mungen abzielenden Gesetzentwurfes. 2. Da in öffentlichen Schaustellungen, besonders in Theater vorstellungen, die katholischen Anschauungen über Glauben und Sittlichkeit gar oft verletzt werden, erachtet es auch die 45. Generalversammlung der Katholiken Deutschlands wie bisher als eine Pflicht der katholischen Presse, das katholische Publicum in kluger Weise auf den Inhalt solcher Aufführungen aufmerksam zu machen, damit einerseits dieselben von den maßgebenden Personen abgestellt, bezw. abgeändert werden, und andererseits der katholische Leser sich ein Urtheil bilden kann, ob er oder seine Familienangehörigen denselben beiwohnen können oder nicht. 3. Die 45. Generalversammlung der Katholiken Deutsch lands beklagt lebhaft, daß in katholischen Familien die so genannte unparteiische und farblose Presse immer noch eine un- verhältnißmäßig weite Verbreitung! findet. Diese Blätter werden unter dem Vorwande des billigen Preises vielfach von solchen Katholiken gehalten, welche sich scheuen, auf ein aus gesprochen liberales Blatt zu abonniren, aber doch auch nicht den Muth besitzen, ein Centrumsblatt zu halten. Auch ist viel fach Gleichgiltigkeit und Gewohnheit die Ursache, daß sogenannte farblose Preß-Erzeugnisse den Weg zu katholischen Familien finden. Abgesehen davon, daß es eines Mannes unwürdig ist, nicht offene Farbe zu bekennen, daß ferner ein färb- und partei loses Blatt in unseren Tagen überhaupt ein Ding der Unmög lichkeit ist, bedenken solche Männer nicht, daß der Inhalt dieser Blätter im Unterhaltungs- und Anzeigentheile zu den triftigsten Bedenken in sittlicher Beziehung Anlaß giebt, und daß sie sich in entscheidenden Augenblicken, namentlich bei den Wahlen, fast ausnahmslos als gehässige Gegner unseres heiligen Glaubens und unserer Kirche entpuppen." Ferner gelangten Anträge auf Bildung von Volksbiblio theken, Unterstützung der Centrumspresse, Verbesserung der Unterhaltungslectüre und Jugendschriften zur Annahme. Auch ein Antrag, der sich gegen die Gerichtszeitungen und die Bericht erstattung der Presse über Sensationsprocesse richtete, wurde einstimmig angenommen. Rector vr. Huppert-Bensheim empfahl dann die Annahme eines Antrages auf Empfehlung der katholischen Unterhaltungslectüre. Zur Begründung führte er aus: die katholische Literatur sei so reichhaltig und weise so glänzende Namen auf, daß die katholischen Familien nicht nöthig hätten, auf die meist religionslose, wenn nicht direct re ligionsfeindliche Unterhaltungslectüre nichtkatholischer Schrift steller zurückzugreifen. Auch gegen die farblose Presse wendet sich der Redner eingehend. Wer ein farbloses Blatt lese, könne nicht als ein treuer Sohn seiner Kirche bezeichnet werden. In Sachen der Missionen empfahl Weihbischof vr. Schmitz-Köln die Unterstützung des Vereins vom heiligen Lande mit Rücksicht darauf, daß die katholischen und deutschen Interessen im Orient stetig Zunahmen. Ein dahingehender Antrag gelangte zur An nahme. Weiter nahm die Versammlung einen Antrag auf Unter stützung der polnischen Seelsorge an, den Prälat Nacke mit dem Hinweise darauf begründete, daß die polnischen Landesthcile am besten durch die Seelsorge zu germanisiren seien. Mit einigen Millionen werde man viel erreichen, und er gebe zu bedenken, ob es sich nicht auch für die Regierung empfehle, hier Einiges zu thun. (Beifall.) Zum Puncte „Missionen" wurde ferner ein Antrag des Hof- caplans vr. Werthmann-Freiburg auf Unterstützung des katho lischen Charitasverbandes und schließlich ein Antrag auf Unter stützung des Afrika-Vereins und des St. Raphael-Vereins ein stimmig angenommen. Auf die Tagesordnung der Nachmittagssitzung wurden außer einer Ansprache des Weihbischofs vr. Schmitz folgende Vor träge gesetzt: 1. Professor vr. Schroers (Bonn): Die christliche Kunst; ihre Entwickelung, Hindernisse und Förderung. 2. Oberlandesgerichtsrath Rorren (Köln-Lindenthal): Die Universalität der katholischen Kirche und die nationale Frage mit besonderer Berücksichtigung der römischen Frage. 3. Dompropst vr. Schcuffgen (Trier): Einwirkung deS katholischen Gedankens auf die sociale Frage und die katholische Charitas. 4) Landgerichtsrath Gröber (Heilbronn): Die Staats kunst der Katholiken Deutschlands (besonders ihrer Vertreter, der Centrumspartei). Sodann wurde die Versammlung um 1j Uhr Nachmittags geschlossen.
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