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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.05.1898
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1898-05-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18980520019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1898052001
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1898052001
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-05
- Tag 1898-05-20
-
Monat
1898-05
-
Jahr
1898
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S87K "" Volkswirthschastlicher Th eil des Leipziger Tageblattes. All« für dies« Theil brstdmvl« S«du»g« sfttd M richt« au dm verantwortlichen Redakteur desselben G. V. Saue t» Leiphsg. — Sprechzeit: aor vou 10—11 Uhr V»r». «d »M t—L Uhr Nach». Zur gefälligen Beachtung. Auf einige Zeit von Leipzig abwesend, ersuche ich die für den dolkswirthschastlichea Theil de» Leipziger Tageblatte- be- stimmten Manuscripte rc. an Herrn Georg Hiller, meinen Stell- Vertreter, zu senden. «. V. Laue. . Zuckersteuer und Ausfuhrprämien. b. Auf der Brüsseler internationalen Conferenz soll demnächst wieder versucht werben, dieZuckerfrage, welche sich schon lange zu einer internationalen Lalamität ersten Ranges ausgewachsen hat, zu lösen. Deutschland ist dabei am meisten interesjirt, da es unter alle« zuckerproducirenden Staaten der Welt weitaus an erster Stelle steht. Als die Zuckergewinnung aus RUben anfing, derjenigen von nur in heißeren Ländern gedeihendem Zuckerrohr Eoncurrrnz zu machen, hak man sich in Rorddcutschland — Süddeutschland hat nur wenige Zuckerfabriken — mit regstem Eifer aus diesen der Land- wirthschast wie der Industrie gewinnreichen Erwerbszweig geworfen. Tie Besteuerung wurde extra aus seine Vervollkommnung und Verbreitung zugeschnitten. Man besteuerte das Rohmaterial, die Rüden, derart, daß für das Product, d«fi Zucker, um so weniger Steuer bezahlt wurde, je mchr Zucker man aus einem Quantum Rüben gewann. Für in das Ausland exportirten Zucker sollte die Steuer rückvergütet werden. Da aber bei verbesserter Technik u. s. w. chcn aus 10 oder gar 8 Eentnern Rüben ein Eentner Zucker herge- tellt werden konnte, während das Gesetz dafür 12 Eentner annahm, o bekam der Exporteur 12 Mal die Steuer von 80 Pfg. zurück, wäh lend er sie wirklich nur 10 oder 8 Mal bezahlt hatte. Das war die „verdeckte" Exportprämie. Unter ihrer Geltung wuchsen die deutsche Zuckerprobuction und ihr Export so riesig an, daß allmäh lich die ganze Zuckersteuer, die bis über 70 Millionen Mark in einem Jahre eingcbracht hatte, von den Exportprämien aufgezrhrt wurde und das deutsche Reich vor der Aussicht stand, den Expor teuren noch aus anderen Mitteln drauszahlen zu müssen. Seither wurde die Steuergesetzgebung verändert, von der Material- zur Fabrikatst.'uer und von den verdeckten zu offenen Prämien Uberge- gai-gen. Man mußte das wohl oder übel thun, obschon die Prä mien längst ihre Pflicht gethan, die deutsche Zuckerindustrie groß und mächtig genug, um auf eigenen Füßen zu stehen, gemacht hatten. Denn andere Staaten, Oesterreich-Ungarn, Frankreich, Rußland, Belgien u. s. w. hatten natürlich denselben Weg beschritten mit offenen oder verdeckten Prämien verschiedener Art. Wenn nun ein Staat allein die Aufhebung dieser Exportvergütung vorgenommen hätte, so wäre dessen ZuckerinSustric auf dem Weltmarkt, wo sie nicht mehr so billig liefern könnt», gegen die Concurrenzstaaten in Nachtheil gekommen. Auch waren und sind die Prämien verschieden hoch, z. B. in Frankreich größer als bei uns, deshalb war es bei früheren Versuchen zur internationalen Aushebung besonder? Frank reich, das Widerstand leistete, weil es unter völlig gleichen Verhält nissen seine Zuckerindustcie der thatsächlich überlegenen deutschen nicht gewachsen hielt. So scheiterten vor 10 Jahren die Beschlüsse der Londoner Conferenz, die principiell die Beseitigung der Aus fuhrprämien in jeder Gestalt aussprachen, an der Nichtausfiihrung seitens Frankreichs. England hatte sich da? Prämiettwesen der anderen Länder sehr gern gefallen lassen. Es hat keine eigene Zuckerindustrie zu schützen und bekam auf diese Weise für seinen Eonsum viel billigeren Zucker als der Continent. ES wird behauptet, daß Großbritannien jährlich 40 Millionen Mark sparte, welche aus der Tasche der deut schen, französischen, österreichischen Steuerzahler in Gestalt des durch Ausfuhrprämien verbilligten Zuckers in englische Taschen flössen. Nun sind aber in letzter Zeit zwei Thatsachen eingetreten, welche auch England und Frankreich zur Aufhebung der principiell allgemein als unwirthschaftlich erkannten Prämien geneigter gemacht haben. Tie Vereinigten Staaten haben den Zucker aus Exportprämien zahlenden Ländern mit einem Zuschlagszoll belegt, so daß jetzt die Exporteure die Prämien an erhöhtem Zoll verlieren; dabei wurde ursprünglich für Frankreich nur dessen offene Prämie getroffen, die daneben bestehende verdeckte nicht. Auch letztere ist jedoch kürz lich dem Zuschlagzoll unterworfen worden. Und in England mußten Regierung und Interessenten schließlich den wachsenden Klagen der westindischen Colonien Rechnung tragen, deren Rohrzuckerproduction und Wohlstand unter der Concurrenz des europäischen, durch Export prämien auf dem Weltmarkt verbilligten Rübenzucker? erlag. So kam der Plan auf, daß auch England gegen Länder mit Prämien «inen „Gcgenzvll" einführen sollte. In Deutschland ist die Ueberzeugung, daß da? vor zwei Jahren eingeführte neue Zuckersteuergesetz, welches „Kampfprämien" zur Abschaffung der Prämien einführen wollte, verfehlt ist, zur allge meinen Ueberzeugung geworden. Auch unsere Zuckerindustrie ist vorwiegend damit einverstanden, daß die Prämien ausgehoben wer, den, vorausgesetzt, daß der gleiche Schritt loyal von allen zucker producirenden Staaten gethan wird. So kann die Brüsseler Con ferenz wenigsten» mit rtwas mehr Aussicht auf Erfolg vor sich gehen als frühere Versuche. Bemerkenswerth ist, daß seitens der deutschen Landwirthschaft, welche am Rübenbau einen gewinnreichercn Erwerb oefunden hat als am Getreidebau, jetzt besonder? nach der Richtung hingewirkt wird, die Jnlandsteuer zu ermäßigen, um den Eonsum zu heben. Es wäre freilich da? Ideal, wenn die große deutsche Zuckerproductivn ganz daheim verbraucht werden könnte, und zwei fellos ist der deutsche Verbrauch bei billigeren Preisen noch sehr stei gerungsfähig. Auch wird ins Feld geführt, daß Zucker sanitär gut wirkt, die Muskeln kräftigt. Aber der Preis allein thut's nicht, die VolkSgebräuche sprechen doch auch mit. Und England ist schon lange an viel Zucker gewöhnt. Ferner kann unser Reichsfiscu? die jetzt wieder bedeutende Einnahme aus der Zuckerfteuer nicht so leicht entbehren. So ist die Sache leider noch weit von befriedigender Lösung. Gesellschaften mit beschrankter Haftung. a. Diese Gesellschaften sind jns Leben gerufen durch da? Reichs gesetz vom 20. April 1892; sie stellen die neueste Entwickelungsphase auf dem Gebiete des gesellschaftlichen Verkehrs dar, haben dabei aber vor allen anderen Gesellschaftsformen den Vortheil, daß sie zu jedem gesetzliH zulässigen Zweck errichtet werden können, also ohne jede Beschränkung, wie man solche in Bezug aus den Betrieb von Bank- und Versicherungs-Geschäften anfangs wohl aufstellen wollte. Zwischen der Aktiengesellschaft, die in der Regel nur für Unterneh mungen mit großem Capitql.aufwand berufen ist und bei welcher der Actionair nur mli seinem eingezahlten Vermögen oder einem Theile desselben, nie aber darüber hinaus hastet, ohne daß seine persönliche Thätigkeit in Anspruch genommen wird, und zwischen der offenen Handelsgesellschaft, bei der der Gesellschafter gewöhnlich seine eigene Arbeitskraft einwirft und mit seinem eigenen Capital bis zum letzten Pfennig haftet, — zwischen diesen beiden äußersten Grenzen in den handelsrechtlichen Unternehmungen lag ein weites Feld, welches vou den verschiedenen Formen und Arten von Gesellschaftsverträgen auS- gefüllt war, die dem einen oder anderen Zwecke mehr oder weniger entsprachen, im Grunde aber fämmtlich nicht die Eigenschaft be saßen, sich in einzelnen Fällen dem Bedürfnisse so anzupassen, wir es oft gewünscht wurde. Man fühlte da? Bedürfniß nach ebnem neuen Gesetz, nach einer neuen Form, die möglichst allen Anforde rungen eines universellen Gesellschaftsvertrags, selbst auf den Todesfall hin (Familienfabrik), genügte, und diese Form tvurde dann endlich in dem ReichSgesetz vom 20. April 1892 gefunden. Dies« Gesellschaft mit beschränkter Haftung beruht in vielen Theilen auf kollektivistischer Grundlage, denn sie vefiht rechtliche Selbstständigkeit, den Gläubigern haftet ausschließlich das Gesellschaftsvermögen, das nicht unter 20 000 Mark betragen darf, auch liegt die Leitung in den Händen gewählter Geschäftsführer, Mehrheitsbeschlüsse der Gesellschafter bestimmen die Rechte derselben, ihre Organisation ist eine korporative, wenn auch der einzelne Gesellschafter, namentlich durch Statut bestimmt, fast in demselben Maße herdorbritt, wie es bei der offenen Gesellschaft der Fall ist. Der Gesetzgeber wollte dieser Gesellschaftsform weder ausschließlich den individualistischen, noch ausschließlich den kollektivistischen Charakter geben, sie soll vielmehr „rechtlich eine Mittelstellung zwischen den streng indävidualistischen Gesellschaftsformen des geltenden Rechts und der al? äußerste Con- seauen, drs kapitalistischen Princips sich darstellenden Aktiengesell schaft aufweisen. Die Ausgabe des Gesetzes ist eS, däe Grenzen nach beide» Seiten durch bindende Vorschriften feftzufteklen." Das Gesetz Ft, wie erwähnt, im April 1892 ergangen. Nun hätte man annehmen müssen, daß man davon auch gern und vielfach Vtebraüch machen werde. Für die ersten Jahre Ist dies aber nicht der Fall gewesen. Nur K4 Gesellschaften mit beschränkter Haftung verzeichnete der „Reichs-Anzeiger- im Jahre 1892. Es hat sich aber, sobald man die Vortheil« der neuen Gesellschaftsform näher kennen gelernt hat, dies bald geändert und namentlich die beiden letzten Geschäftsjahre 1896 und 1897 haben, wie da» .Handbuch der Gesell schaften mit beschränkter Haftung in» deutschen Reich«' erseh« läßt, ein« außerozchentlichen Fortschritt in dieser Hinsicht gebracht; so wurden 1896 inSgesammt 875 Gesellschaften mit beschränkter Haf tung begründet, 1897 aber 640 mit einem Capital vo„ 136 Millio nen Mark. Alle bisher, d. h. seit Erlaß dieses Gesetzes, im deut schen Reiche errichteten Gesellschaften mit beschränkter Haftung — 1842 an der Zahl — weisen ein Gesammtcapital von 624 674 Millio nen Mark auf. Während nun diese neue Gesellschaftsform in Norddeutschland, in Preußen, und hier namentlich in Berlin, ferner in Hamburg, aber auch in süddeutschen Ländern, zum Theil für bestehende Unter nehmungen aptirt, zum Theil für Neugründungen in größerem Umfange angenommen wurde, zeigen sich in unserem hochentwickel ten Industriestaat« Sachsen bis jetzt im Grund« genommrn nur immer noch sehr schwache Ansätze, und auch diese sind im Allgemeinen erst neueren Datums. Der Grund mag wohl darin zu suchen sein, daß bei uns vorherrschend die Actiengesellschasten von jeher bevor zugt wurden, schon deswegen, weil im Allgemeinen dir sächsischen Werte großen Umfangs find, die sich auf rein kapitalistischer Basis aufbauen. Doch wurden in neuerer Zeit agch in Sachsen bereits solche Gesellschaften mit beschränkter Haftung größeren Stil? an gelegt; wir erinnern nur an die Kunstweberei von Claviez L Co. in Leipzig-Plagwitz, deren Stammkapital 5 Millionen Mark beträgt. Nichtsdestoweniger bleibt Sachsen mit inSgesammt 179 dieser Gesell schaften, die einen Capitalüestand von 28 741 900 Mark aufweisen, hinter anderen Ländern sehr zurück. An der Spitze der sächsischen Städte steht auch auf diesem Gebiete Leipzig, das 20 Gesellschaften mit beschr. Haftung besitzt, deren Capital sich auf 10 384 000 Mark beläuft. Hierbei sind nicht inbegriffen die Betriebsgesellschast des Hotel de Pologne. da diese ihren Sitz in Berlin hat, und die Gaußscher Kistenfabrik bei Leipzig. Die zweite Stelle nimmt Dresden mit 16 Gesellschaften und einem Capital von 4 236 000 Mark ein. Im klebrigen Vertheilen sich die Gesellschaften, deren Capital öfter» bi? auf 20 000 Mark herabgeht, den gesetzlichen Mindestbetrag, aber in einzelnen Fällen bis zu einer Million und weit darüber ansteigt, auf das ganze Land. Sie verfolgen auch in Sachsen die verschieden sten Zwecke, dienen aber doch wohl fast durchweg der industriellen Thätigkeit, gemeinnützigen und Wohlthätigkeitsanstalten, christlichen Vereinigungen, Eeziehungs- und Unterrichtsanstalten; christliche Ver eins- und Gesellenhäuser haben bis auf einen Fall hier diese Gesell schaftsform noch nicht in Anwendung gebracht, desto häufiger finden wir sie bei letztgenannten Unternehmungen in Süddeutschland und in Ländern mit katholischer Bevölkerung. Geld und Preise in China. E» wird sich bald als eine unabweisliche Forderung Heraus stellen, daß China von Grund aus eine Reform seines Geldwesens vornimmt, denn die gegenwärtigen Zustände sind für einen leb haften Handelsverkehr gänzlich ungeeignet und werden daher in kurzer Zeit völlig unhaltbar sein. Es ist ein Verdienst der groß artigen, von der Handelskammer in Lyon nach China entsandten Zorschungsmisfion, diese bisher noch recht lückenhaft bekannten Ver hältnisse aufgedeckt zu haben. Ein Mitglied dieser HandelSmtssion Namens Sculfort hielt vor einigen Wochen vor der Gesellschaft für wlitische Oekonomie in Lyon einen Vortrag über Geld und Preise in China, den wir in Anbetracht der Bedeutsamkeit de? Gegenstände? wenigstens in den Grundzügen wiedergeben wollen. Das eigentliche Courantgeld besteht im Inneren de? Himmlischen Reiche? weder aus Gold noch aus Silber, vielmehr ausschließlich au? Kupfer oder richtiger Bronze in Form kleiner durchlöcherter Scheiben, die von den Chinesen Tong-tsien, von den Engländern Cash und von den Franzosen SapSques genannt werden. Diese Kupfermünze könnte als Geldeinheit genommen werden, wenn nicht die Zerrissen heit der chinesischen Verhältnisse auch die? unmöglich machen würde, denn je nach der Zeit und dem Orte hat das Geldstück ein anderes Gewicht, andere Größe, anderes Aussehen und sogar einen anderen Namen. In Peking wird es nach der Vorschrift im Gewicht von 4 x, einem Durchmesser von 22 bis 23 mm und in einer Mischung geprägt, die aus 1000 Theile au» 545 Theilen Kupfer, 363 Zink, zum Rest au? Eisen, Blei, Kiesel u. s. w. besteht. Ta die gegenwär tig in China ausgebeuteten Kupferminen nicht mehr sehr ertrags fähig find unst ihre Ausnutzung kaiserliche? Monopol ist, so ist der Kupfermangel für industrielle Zwecke in China so groß, daß eS ein gute? Geschäft wäre, die Sapeken einzuschmelzen, was aber gesetz lich verboten ist. Eine Sapeke hat einen Werth von etwa V» Pfg-, und man kann sich denken, daß ein größeres Vermögen, in diesen Münzen zusammengebracht, ein ganz hübsche? Gewicht ausmachen muß. Da? Loch in der Mitte dient zum Auffädeln der Geldstücke zu einem sogenannten „Strang" (chinesisch Tiao). Ein Strang hat gewöhnlich 1000 Sapeken, wiegt also durchschnittlich acht Pfund, an manchen Orten aber hat ein Strang nur 500 Stück oder weniger. Die Zahl der im Umlauf befindlichen Sapeken ist eine ganz un geheure, und doch herrscht gegenwärtig Mangel daran, da der Handelswerth der Münze ein so geringer ist. Das Leben im Innern Chinas ist nicht theuer, trotzdem erhält ein Kuli al» Tage lohn wenigstens 100 Sapeken (also etwa 3 Mark, was uns für den Durchschnitt als unwahrscheinlich hoch erscheint), und der Werth einer Miethe, einer Ernte und größerer Werthobjecte beziffert sich immer auf Hunderte von Strängen. Da? Kupfergeld genügt also für größere Geschäfte durchaus nicht, und man hat zum Silber greifen müssen. Die Silberverhältniffe zeigen nun beinahe eine eben solche Verwirrung wie der chinesische Kalender. Man muh unter scheiden zwischen Silbermetall, Silberrechnungsmünzen (fingirte Einheiten) und wirklich gemünzte» Silber. Zunächst ist das Silber in Form kleiner Barren oder Stangen im Umlauf, die die chinesische Bezeichnung sai ree (sycee) führen, was eigentlich so diel bedeutet wie „reine Seide». E» ist in der That reines feines Silber, aber wieder sehr verschieden in Form und Gewicht. Die Provinz Pünnan, jetzt in der französischen Jnter- effewsphäre, hat z. B. -»viereckige Silberbarren mit einem Vor sprung an jedem Ende und mit einem Gewicht von 200 x. Di reiche Provinz Szetschwan hat Silberbarren von 400 x Gewicht in der Form eine» halben Eies, und eine andere Provinz am linken Ufer des Blauen Flusses führt gar Silberklumpen im Gewicht von 2 Icx, die die Form von kleinen Schuhen haben. Der Verkehr mit diesen Silberbarren giebt Gelegenheit zu den großartigsten Mogeleien, denn das Gewicht stimmt immer nur annähernd, ob gleich die Barren einen Stempel tragen. Daher ist es rathsam, eine Summe, die in solchen Barren ausgezahlt wird, immer sofort noch- zuwiegen. Jeder richtige chinesische Handelsmann, erzählt Sculfort, trägt beständig in den weiten Aermeln seine? Kleides eine Waage mit sich, und wenn er noch gewitzter ist, deren zwei, die eine zum Einkauf und die andere zum Verkauf, die zum Einkauf wiegt natürlich immer zu reichlich, die andere immer zu wenig. Das Gewicht und demgemäß der Werth der Silberbarren wird in Tael? ausgedrückt, und ein Tael ist für China die RechnungS- münze, etwa wie in England das Pfund. Selbstverständlich giebt e? in China wieder mehrere verschiedene Taels. Das gewöhnliche Hondelstael ist 35,7 8 Silber, die Mandarinen zählen ihrem Rang entsprechend nach einem Tael, das 8 Proc. schwerer ist, und die Kaufleute in Canton haben wieder ein 8 Proc. schwereres. Da» den Europäern am besten bekannte Zoll-Tael wurde durch den Vertrag von 1858 festgelegt und hat 37,8 8, e» war früher etwa 7 Mark werth, heute nur etwa 3,20 Mark. Da» Tael wird wieder ein- getheilt in 10 Tsien, dieses in 10 Fen (Candarin), diese? wieder in 10 Li. Ein Li wird gewöhnlich als gleichwerthig mit der Sapeke betrachtet, obgleich zwischen Silber- und Bronzegeld kein bestimmter Zusammenhang besteht. Da das Silber viel mehr im Preise ge sunken ist als die Bronze, erhielt man für ein Tael im Jahre 1890 nur noch 1200 Sapeken gegen 1500 im Jahre 1886 und gegen 1600 im Jahre 1876. Was nun geprägte» Geld betrifft, so scheint e» früher in China Gold- und Silbermünzen gegeben zu haben, sie ind aber schon seit Jahrhunderten aufgegeben Word«, wahr- 'cheinlich wegen zu arger Fälschungen. In den Jahren 1838 und 1844 versuchte man von Amoh au», eine Art Silber-Piaster oder Dollar in Umlauf zu setzen (etwa gleich 70/100 eine? Tael), aber auch diese Münze hatte keinen Erfolg, weil sich reine» Silber zu schnell abnutzt. Da» einzige gemünzte Geld, mit dem sich der chinesische Handel hat befreunden können, sind ausländische Geld stücke gewesen, namentlich spanische und mexikanische Piaster, die indische Rupie, der Handeltdollar der Vereinigten Staaten und da» japanische Pen. 1866 richteten die Engländer in Hongkong eine schöne Münzwerkstatt ein und prägten dort für China ein« neuen Dollar mit Untereinheiten in 50-, 20-, 10- und 5-Crnt?-8tücken. Im Ganzen wurden noch nicht 3 Millionen Dollar? ausgegeben, denn die Chines« wiesen den Hongkong-Dollar zurück, die Münze wurde ohne Sang und Klang geschlossen und die Werkzeuge nach Japan verkauft. Ein ähnliche» Schicksal wird wohl der britische Dollar erleiden, der seit dem 2. Februar 1895 in Bombay geprägt wird und 1895/96 in über 3 Millionen und 1896/97 in über 6 Millionen Stück aukgegeben wurde. Der französisch« indo chinesische Piaster vom Jahre 1884 kommt oft nach China hinein, aber meist ist e» die erste Sorge derer, die ihn erhalten, ihn »in,u- schmelz«, wenn sein Metallwerth den de» japanischen Pen übersteigt. Seit 1895 wird »r Ick Folge dessen ft» einem geringeren Gewicht ge prägt. Daß die Schöpfung eiuu nationalen Münze in China eine der größten Nothwendigkeiten ist, wird nach diesen Ausführungen wohl Niemand mehr bestreiten, und man hat auch schon Versuche dazu gemacht. Seit dem Jahre 1890 besteht «ine Münze in Canton, und später folgten solche in Tientsin, Nanking»., aber der dort geprägte Dollar oder Drachen ist noch immer den Münzsammlern besser bekannt als den Kaufleuten, obgleich jährlich wohl für einige Millionen Taels Münzen geprägt werden. Natür lich find auch die Münzderwaltungen von Anfang an der Betrügerei beschuldigt worden. Zum Schlüsse wendet sich Sculfort noch gegen zwei weitverbreiteteJrrthÜnNr: Der inEhina aufgespeicherte Silber vorrath ist lange nicht so groß, wir gewöhnlich dargestellt wird 3'/» bi» 4 Milliarden). Das Silber läuft hauptsächlich an den Küsten und den BerührungSgebieten mit dem europäischen Handel um, auf dem Lande dagegen ist e» selten und man begnügt sich dort mit Kupfer oder auch mit Opium als Zahlungsmittel. Ferner ist der Silberwerth entgegen den bimetallistischen Behauptungen auch in China sehr gesunken und die Preise haben sich dem entsprechend überall erhöht und zwar um nicht weniger als 62,5 Procent. ... (Hamb. Corr.) Vermischtes. Leipzig, 18. Mai. 8. LebenSmittel-Berkrhr auf hiesigem Dresdner Bahn« Hofe im April d. I. (in Kilogrammen). Versandt: 838000 Stückgut und 189 930 in Wagenladungen, zusammen 1027 930. Empfang: 708 416 Stückgut und 1053 825 in Wagenladungen, zusammen 1762 241. Gesammtvrrkrhr: 2 790171. Hieran find betheiligt (die ersten Zahlen beziehen sich auf Versandt, die zweiten aus Empfang): Backwaaren mit 8113 und 3235, Bier mit 123999 und 164995, Butter mit 20996 und 72853, Colonialwaaren mit 98462 und 8636, Consrrven mit 1881 und 1132, Eier mit 24813 und 119195, Fische mit 46 458 und 32 644, Fleisch mit 230 und 2737, Geflügel und Wild mit 1070 und 17 492, Gemüse mit 76 097 und 1453, Hese mit 37451 und 19766, Kartoffeln mit 13443 und 146133, Käse mit 9393 und 7820, Malz mit 45 860 und 120 520, Mehl mit 66 270 und 504 030, Milch mit — und 493 388, Mineralwasser mit 16 820 und —, Obst mit 13 668 und 165, Schmalz und Fett mit 52 900 und 336, Spirituosen mit 26 877 und 724, Tabak und Cigarren mit 130068 und 15 265, Wein mit 148 619 und Ib 742, Zuckerwaaren mit 64 682 und 13 981. Der Gesammtverkehr drS gleichen Monat» im Vorjahre betrug 3 303 616, nämlich 910791 im Versandt und 2 392 825 im Empfang, also Rückgang um 513 445, da der Ver- andt zwar um 117 189 zugenommen, der Empfang aber um 630584 abgenommen hat. L. Fahrkarten - Verkauf auf hiesigem Dresdner Bahn Hofe im April dsS. IS. Einfache Fahrkarten 25432 (56 1. Classe, 739 II. Classe, 7683 III. «lass«, 16 974 IV. «lasse), Rückfahrkarten 33 076 (4223 II. Classe, 28 853 III. «lass»), Er- länzungssahrkarten 8948, Schnellzugsfahrkarten 2007 (72 I. «lasse, )58 H. «lasse, 1377 III. «lasse), Militairfahrkartcn 5068, zusammen 74 531; hierüber noch 190 Hundefahrkarten und 515 Fahrkarten zum Omnibus nach dem Thüringer Bahnhofe. Im gleichen Monate deS Vorjahres wurden verkauft 64 385 Eisenbahn - Personcnfahrkarten, 194 Hundefahrkarten und 412 Omnibusfahrkarten, also im April d. I. mehr 10146 Eisenbahn-Personcnfahrkarten, 103 Omnibus« fahrkarten, weniger 4 Hundrfahrkarten. — An Gepäck wurden aufgegeben 13113 Stückln einem Gewichte von 234 550 kx, davon 12 563 Stück zu 223 080 kg; im Binnen» und 550 Stück zu 11470 tzx im direkten Verkehre, gegen 11769 Stück mit 232 934 1-8 Gewicht im gleichen Monate des Vorjahres. L. VV. 6. Die Bedeutung und Rentabilität der chemischen Industrie in Deutschland geht aus einer inter« essanten Zusammenstellung über die Capitalien, die in derselben an gelegt sind, hervor. Es sind dabei nur diejenigen größeren Fabriken mttgerechnet, die als Actien«Gesellschaften betrieben werden. DaS gesammte Actiencapital von 94 chemischen Fabriken betrug nach der Statistik von 1896 nicht weniger als 256038 900 und die für dieses Capital gezahlte Dividende erreichte die ansehnliche Summe von 81'/, Millionen. Berechnet man danach eine Durchschnitts dividende, so erhält man 12,3 Proc., was übrigens gegen die Vorjahre eine geringe Abnahme darstellt. Daß sich trotzdem die Rentabilität der chemischen Fabriken im Allgemeinen ganz bedeutend gehoben hat, geht voraus hervor, daß die Durchschnitts-Dividende im Jahre 1887 nur 8,9 Proc. betrug. Einen starken Rückgang in der Rentabilität weisen die Fabriken für künstliche Düngemittel auf, denn sie konnten für 1897 nur etwa 3 Proc. Dividende gewähren, während sie 1890 noch 10—11 Proc. abwarfrn. Die beste Entwickelung zeigen die Fabriken der Theerfarben-Jndustric, die 1887 nur 13 Proc., im Jahre 1897 aber 24 Proc. Dividende vertheilen konnten. Läßt man die Düngemittel-Fabriken außer Ansatz, so ergiebt sich, daß die Zündwaaren-Jndustrie die niedrigste Dividende mit 7,8 Proc. abwirft; alsdann kommt dir Alkali-Industrie, die eine Verzinsung von 9 Proc. ergab, während die Fabriken für rein chemische Prä parate 10 Proc. abwarfen. Verhäitnißmäßig hoch ist auch der von Fabriken für Explosivstoffe erzielte Gewinn, denn sie konnten zwischen 14—19 Proc. vertheilen. L. Zur Lage deS Zinkmarktes. Die Preise sind noch immer im Steigen begriffen und dürften zweifellos unsere großen Zink- Nctien-Besellschaften, welche eigene Erze verarbeiten, sehr hohen Nutzen bringen. — Der heutige Preis von 19,7 L in London ist seit 1892, wo noch die Zinkconvention bestand, inzwischen nicht wieder erreicht worden. Neben der Schlesischen Zink hütten - Actien - Gesellschaft ist es vor allen Dingen die Bergwerks-Gesellschaft Bliesenbach, welche allerdings keine eigene Zinkhütte besitzt, aber ihre Erze zu sehr vortheilhasten Preisen verschlossen hat. Bliesenbach dürste wohl augenblicklich die reichste Zinkblendeugrube sein. Die selbe verfügt über reiche und vorzügliche Ausschlüsse. — Auch die Rhein-Nassauische Bergwerks- und Hütten- Actien-Gesellschast verarbeitete im letzten Jahre zum weitaus größten Theile ihre eigenen Erze und kauft« nur ihres Bedarse» an fremden Erzen hinzu. Die Aufschlüsse ihrer Gruben Holzappel und Weiß sind aber so günstig, daß dieselben ihren Gelammtbedarf aus eigenen Gruben decken kann. Aus dein letzten GeschästSberichte dieser Gesellschaft ist ersichtlich, daß der Durchschnittspreis sürZink pro 100Ü8 34,98 betrug, während er jetzt 38,60 beträgt. — Auch der Bleipreis ist von 24,72 pro 100 tzs auf 27,80 gestiegen. Da die Zinkbiendrnsörderung dieser Gesellschaft im letzten Jahr« 17 971492 kzx, die Bleierzsürderung 4 316427 kg; betrug, so dürste diese Gesellschaft ebenfalls einem außerordentlich günstigen Jahres ergebnisse rntgegengehen. Zu berücksichtige« ist allerdings, daß ArbritslShne, Kohlen- und «oakSpretse rbenfalls wesentlich ge stiegen sind. -V. Die Ausfuhr baumwollener Webwaaren au» Deutschland, wozu natürlich Strumpf- und Posamentenwaaren, Spitzen und Stickereien nicht gehören, belief sich im ersten Viertel jahre 1898 auf 54 378 D.-Ctr. im Werth« von 20 140 060 Mark gegen 55 442 D.-Ctr. mit einem Werthe von 20 585 000 Mart in der nämlichen Zeit de? vergangenen Jahre». Sonach ist dietmal ein Rückgang in der Ausfuhr zu bemerken gewesen, der hinsichtlich de» Gewichte» 1064 D.-Ctr. oder 1,9 Proc., hinsichtlich de» Werthe» jedoch 445 000 Mark oder 2,1 Proc. betrug. Diese Thatsache kommt keineswegs überraschend, weil die Baumwollwebereeen Deutschland» schon seit längerer Zeit über flauen Geslbästkaana klagen. Der spa nisch-amerikanische Krieg beeinflußt auch diese Industrie einiger maßen, weshalb auch für das zweite Vierteljahr 1898 schwerlich eine Zunahme de? Auslandsgeschäfte» zu erwarten steht. Auch für baumwollene Webwaaren ist England da» beste Absatzgebiet; denn e» nahm von der GesammtauSfubr der ersten 3 Monate diese» Jahre» allein 9895 D.-Ctr. oder 18,2 Proc. auf. Ferner waren an der Abnahme deutscher Baumwollstoffe betheiligt: die Nieder lande mit 5332 D.-Ctr. oder 9,8 Proc., die Schweiz mit 5201 D.- Ctr. oder 9,5 Proe., Frankreich mit 3402 D.-Ctr. oder 6,2 Proe., die Vereinigten Staaten mit 2858 D.-Ctr. oder 5,2 Proc., Belgien mit 2800 D.-Ctr. oder S,I Proe., Brasilien mit 2713 D.-Ctr. oder 5 Proc., Dänemark mit 1668 D.-Ctr. oder 3 Proc., Italien mit 1560 D.-Ctr. oder 2,9 Proc., Oesterreich-Ungarn mit 1552 D.- Ctr. oder 2,8 Proe., Chile mit 1496 D.-Ctr. oder 2,7 Proc., Ru mänien mit 1425 D.-Ctr. oder 2,6 Proc., Schweden mit 1306 D.- Ctr. oder 2,4 Proc., die Türkei mit 1224 D.-Ctr. oder 2,2 Proe., Argentinien mit 1113 D.-Ctr. oder 2 Proc., Norwegen mit 752 L -Ctr. oder 1,3 Proc. u. s. w. Rußland hat nur 36S D.-Ctr., da» find etwa tz<> Proc. der deutschen Gesammtauifubr, erhalten. Man darf e» also den Textilindustrien«» wohl glauben, wenn fi« sagen, daß da» Geschäft nach Rußland wegen der dafeldst erwachsen den Concurrenz nicht mehr bedeutend ist. vr. 2. Lederhandschuh-Export nach Amerika. Trotzdem sich die Amerikaner di« erdenklichste Müh« -«geben haben, sich in Bezug auf Versorgung de» heimischen Markte» mit ledernen Handschuhen vom Ausland unabhängig zu machen, ist ihnen die? nicht gelungen. Im Gegentheil, der deutsche Export an ledernen Handschuhen ist ständig im Wachsen, es wurden in den ersten drei Monaten I8S7 nur 468 D.-Ctr. nach Amerika verschickt, im Januar- März 1W8 aber 632 D.-Ctr. Di^e Steigerung drückt sich in der Gesammtsumme entsprechend auS. Di« Ausfuhr an ledernen Hand- chuhen bezisserte sich nämlich auf 820 D.-Ctr. (Werth 4,5 Millionen Mark) im Januar-März 1897, aus 1043 D.-Ctr. (Werth 5,7 Millio nen Mark im Januar-März 1898. -g»' Wenn, schreibt der Jahresbericht der Teestemünder Handelskammer für 1897, Deutschlands Handel und Jndu- trie während des Berichtsjahr«? im Allgemeinen reichliche Beschäfti gung und lebhaften Verkehr brachte, auch die wirthschaftliche Lage de» diesseitigen Bezirk» nach mancher Richtung hin eine zufrieden- tellenve war, so ist andererseits zu beklagen, daß Geestemünde als Hafenplatz, namentlich in Bezug auf den Holz- und Getreidespedi- tionShandel, mehr und mehr einen Rückgang zu verzeichnen hat. In erfreulichem Gegensatz hierzu steht der F i s ch h a n d e l, welcher ich andauernd gesunder Existenzbedingungen erfreut. Insbesondere ist dieser günstige Aufschwung daraus zurückzuftihren, daß man die kleinen Schellfische, Schollen n. s. w., die noch vor wenig Jahren als unbrauchbar und werthlo» galten, jetzt zu Marinir- und Räucher zwecken gut zu verwenden gelernt hat. Das Absatzgebiet hat sich auch im Berichtsjahr wieder wesentlich erweitert, der Fang an Edel fischen war besonder? ergiebig, so daß der regen Nachfrage besser wie in den Vorjahren entsprochen werden konnte. Namentlich wur den die isländischen Fischgründe, die immer mchr in Aufnahme kom men, mit befriedigendem Erfolge befischt, der größte Fang für eine Reise bestand in 900 Ctr. Fischen, die einen Erlös von 7800 Mark brachten. In dankenswerther Weise ist die Eisenbahnverwal- tung dem Fischversandt entgegengekommen, indem dieselbe für die heißen Sommermonate besonders eingerichtete Kühlwagen zur Ver fügung stellt, in welchen sich die Fische in stets tadelloser Beschaffen heit erhalten. Bei dem zu erwartenden weiteren Blühen der Hoch- cefischerei stellen sich die zu diesem Zwecke vorhandenen Anlagen al- unzureichend Hera»?, so daß alsbald eine Vergrößerung derselben noihwendig erscheint, ferner dürfte anzunchmen sein, daß Geeste münde durch den Aufschwung, den die Hochseefischerei in den letzten Jahren genommen hat, seine Bedeutung als Centralpunct der deut- schcn Seefischerei immer mehr befestigt. Der Gedanke, neben dem Frischfischsang auch die Hcringsfischcrei mehr durch nationale Unter nehmungen zu betreiben, hat mehrere Gesellschaften mit diesem Zweck ins Leben gerufen. Die Bestrebungen, diesem Erwerbszweig eine breitere nationale Basis zu geben, scheinen um so gerechtfertigter, al? der Bedarf an Heringen in Deutschland erst mit ca. 7 Proc durch eigene Production gedeckt wird bei einem Gesammtverbrauch von 1 300 000 Tonnen im Werthe von 36 Millionen Mark. Schott land, Norwegen und die Niederlande sind immer noch die Haupt lieferanten für den deutschen Markt. Auch in diesem Falle dürfte ein glückliches Gedeihen nicht allein von weitgehendem Interesse für Geestemünde, sondern auch von größter Bedeutung für die ganze Nationalwirthschaft unseres Vaterlandes sein. Landwirthschaftliches. 8. Wtizensaaten in Ungarn. Der Bericht deS ungarischen Ackerbauministeriums schätzt den Ertrag der diesjährigen Weizen- ernte Ungarn» auf 33 bis 34 Millionen Doppel-Centner. Gegen da» Vorjahr, kn welchem Ungarn eine der schlechteste« Ernten hatte, die in diesem Lande je vorkamen, würde die» ein sehr zu- riedenstellendes Erirägniß fein. Gegen den Ertrag früherer Jahre bleibt die Ernte jedoch weit zurück, da in der Zeit von 1892 an nie weniger alS 38 Millionen und im Zahrr 1893 fast 44 Millionen geerntet wurden. Der Gctreidemarkt n Wien scheint von der ofsicicllcn Schätzung nicht befriedigt zu ein, denn es wurde für Herbstsichten an den Soursen der letzten Tage festgehaltrn, während rfsectiver Weizen wie Lieferung pro Mai- Juni die Rückfchrittsbewegung sortsetzt und je circa 25 kr. eingebüßt haben. Die 1897er Weizenerntc Ungarns wird von amtlicher Seite auf 24,5 Millionen Doppel-Centner geschätzt, welche Ziffer von Fach, kreisen noch al» viel zu hoch erklärt wird. Berloosungen. AnSbach-Gunzenhauscn 7 - fl.- Loose vom Jahre 1856 Ziehung am 16. Mai 1898. Gezogene Serien: Nr. II 174 281 286 479 650 662 831 1108 1143 1189 1221 1230 1279 1335 1393 1457 1548 1684 1944 2153 2285 2290 2777 2890 2995 3009 3173 3196 3216 3236 3264 3334 8366 3375 3377 3416 3711 3843 3852 4008 4071 4273 4327 4354 4395 4499 4536 4759 4775 4836 4872. — Die Prämien-Ziehung findet am 15. Jun» takt. (Ohne Gewähr.) Literatur. * Auch in Deutschland erfüllt die rapide Steigerung der Getreidepreise die Politiker mit banger Sorge. In den Verhandlungen im Reichstage gelegentlich der Interpellation über die Aufhebung des Grireivezolls maßen die Einen der Bör senspekulation, die Anderen der Unterdrückung der Produktenbörse und des Börsenterminhanbels die Hauptschuld bei. So rückt die Börsenfrage wieder in den Mittelpunkt der Erörterung. Im richtigen Augenblick ist erschienen: Dir Börse i» ihren tvirthschast- lichcn Funktionen und ihrer rechtlichen Gestaltung vor nnd nnter »em Bürsengefetz, von vr. K. Wieden selb (Berlin 8, K. H o f f m a n n, rechtswissenschaftlicher Verlag, Preis 1,80 Mark. — In dieser Schrift ist es dem durch seine volkswirthschaft- lichen Aufsätze in Fachkreisen bekannten und al» juristischem Be- rather des Verbandes deutscher Müller besonders legitimirten Ver fasser gelungen, eine gedrängte, aber doch erschöpfende und klare, dabei kritische Schilderung der Börse, ihrer Organisation, ihrer wirthschastlichen Bedeutung und ihrer rechtlichen Beziehungen zu geben. Dazu ist der Einfluß del neuen Börsengesetzcs überall gebüh rend gewürdigt. Nicht nur die Bank- und Börsenkreisc, National ökonomen und Politiker, sondern auch Landwirthe, Kaufleute, wie überhaupt alle Zeitungsleser werden in der flott geschriebenen Broschüre über eines der wichtigsten Verkchrsinstitute Belehrung und Ausklärung in Fülle finden. Die Unternehmer-Cartelle unv der Weg zum wirthschaft- lichen Friesen von W. B t r d r o w. 2 Verlag von Meusser, Messer Co., Berlin VV. 35. — Tie Frage der modernen Unter- nehmrr-Cartelle in der Industrie, im Verkehr unv Handel wird um so brennender, je größer Vie bereits bestehenden Verbände dieser Art werden, je mehr ihre Zahl anwächst und je näher sie der Erfüllung ihrer im Monopol gipfelnden Wünsche rücken. Nicht wenig haben die Verhandlungen des deutschen Reichstages in einer seiner letzten Sitzungsperioden Uber die Kartelle dazu beigetragen, da» Interesse an diesem Gegenstand in den weitesten Kreisen zu wecken. Der Ver fasser der vorliegenden Broschüre möchte, wie da? Vorwort aus spricht, ohne neues Ouellenmaterial erschließen zu wollen, nur die zuverlässigsten Resultate der vorhandenen, dem großen Publicum mehr oder weniger unzuaängiichen Untersuchungen unserer Frage weitesten Kreisen bekannt geben. Nach einer kurzen Studie über die Entstehung der Cartelle oder Trusts, die überzeugend darleat. daß Gründe wirthschaftlicher Noth- wendigkeit, nicht Uevermuth oder Prositsucht, in den weitau» meisten Fällen dir Bildung der Nnteenrhmer-Coalitlon veranlaßt haben, wird die Erscheinung der Cartelle in ihren Hauptgebielen in einer Reihe einzelner, in sich abgeschlossener EssavS an uns vor- Ubergesührt. Außer Deutschland, Oesterreich, Frankreich, England sind e» besonder» die Vereinigten Staaten, in denen die hier dis zu einem scheinbar nicht mehr zu überbietenden Höhepunkt gediehene Lcrtellwirthschaft eingehend geschildert wird. Auf Grund dieses reichhaltigen Materials «ritt Verfasser dann in die Frage über die Nützlichkeit oder Schädlichkeit der Cartelle ein, und wenn auch sein Urtheil unter Berücksichtigung aller Gründe für und wider wesentlich ander» auSsällt, al» man in den breiten Dolk»schichten gewöhnlich über die Cartelle und ihre monopolistischen Tenvenzen denkt, so ist doch die Objektivität nach jeder Seite hin gewahrt. Gerade die Ge fahren, die in der zunehmenden Mochtentfaltung großer, capitalisti- scherJnteressentengruppen fürdaS Volk, für die Arbeiterschaft und die Industrie selbst schlummern oder zum Theile bereit» hervortrrten, find eingehend gewürdigt. Freilich hält Verfasser den Staat nicht für di« geeignete Mach», Gegenmaßregeln zu ergreifen, sondern gerade im Princip der Coalition, demselben, da» jetzt die Unternehmer «in- müthig gegen da» freie Walten der Kräfte und den Kamps Aller gegen Alle zu vrrtauschen teainnen, fleht er auch für die Nrheltee und da» Publicum im weitesten Sinne da» geeignete Gegengewicht gegen etwaige UebtrmuthSgkliiste der Unternehmer-Verbindungen. Coalition gegen Coalition ist sein Princss>, aber auch Coalition mit Coalition und in dem Zusammenwirken aller geeinigten Kräfte, de» Cipital», der Ardeiterfchaft und »«» Consum» steht er den hesten Weg zum künftigen wirthschastlichen Friede«.
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