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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.06.1898
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1898-06-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18980609027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1898060902
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1898060902
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-06
- Tag 1898-06-09
-
Monat
1898-06
-
Jahr
1898
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ihrer der Wohl. ging der „P. E." zufolge «in Schreiben, in dem um die vollständige Räumung Thessaliens seitens der Türken und um die sofortige Besetzung durch griechische Truppen er sucht wird. * Koiiftauttnatzel, 8. Juni. Marschall Edhem Pascha trifft morgen hier ein. Wahlberechtigter sollen wir Alles ES eines jeden Zur Wahlbeweguug in Lachsen. * Leipzig, 9. Juni. Wie verbältnißmätzig geringen Werth für die Entscheidung im Wahlkampfe öffentliche Versamm lungen haben, in denen Niemand überzeugt, weil Niemand überzeugt werden will, in denen der triumphirt, der die kräftigste Lunge, die breitesten Hände und die geringste Kenntnih der üblichen Umgangsformen besitzt, das hat die gestern im Etablissement „Sanssouci" abgebaltene Wahlversammlung wieder einmal gründlich gezeigt. Um so mehr erscheint rS nothwendig, mit allem Nachdrucke auf die Vorbereitung der Detailarbeit am Wahltage selbst binzuweisen, an d<.r es ja unsere Gegnex außerdem nicht feblen lassen. Bei ihnen wird wohl kaum ein am 16. Juni an der Urne fehlen, deshalb tbun, um zu demselben Resultate zu gelangen, ist die unabweisbare Pflicht " Anhängers der Candidatur Hasse, am 16. Juni zur Wahlurne zu gehen und durch Abgabe der Stimme die Güter schirmen zu helfen, die einem vaterlandsliebenden und ordnungsliebenden Deutschen kostbar sind. Auf jede einzelne Stimme kann es an kommen und wird eS thatsächlich ankommen. Darum kann auch erwartet werden, daß alle unsere politischen Freunde, soweit es ihnen der Gesundheitszustand irgend erlaubt, zum Wahltage nach Leipzig aus den Sommerfrischen und Bädern zurückkehren. . . — Ebenso muß es als eine Pflicht der Firmen des tagSmchrheit schon oft vergeblich beschlossenen Antrags auf l Handels und der Industrie bezeichnet werden, alle ' ,/ ' ' 77 ' > der Grund angeführt, daß damit dem mangelhaften Besuch l Beamten nach Leipzig zum Wahltage zurückzurufen. ------- -- -- mögt MSN Opfer im und Marine. * Verlt«, 8. Juni. (Telegramm.) S. M. SS. „Fritbiof" und „Beowulf" stad am 7. Juni in Stavanger eingetroffeu und kehren am 9. Juni nach Wilhelmshaven zurück. — S. M. SS. „Sophie", „Ulan" und „Aegir" sind am 7. Juni von Kiel in See gegangen. S. M. S. „MarS" hat an dieiem Tage die Wachtjchiffsgeschäfte von S. M. S. „Sophie" übernommen. — Die StationS-Hacht „Farewetl" ist am 7. Juni von Wilhelm-baven nach Helgoland in See gegangen. — S. M. Schultpdbke. „8 1", „8 3" und „8 b" sind am 6 Juni in HaderSleden eiugelrofsen und am 7. Juni nach kiel tu See gegangen. körmte» Leute, die durch Krankheit, Invalidität oder unmoralische» Leben stellenlos werden, von der Wobltbat der Versicherung ausgeschlossen wrrdeu. Ferner hätten Leute, die freiwillig bezw. ohne Grund ihre Stellung auf- aegebeu haben oder deren Führung den Principal zur sofortigen Entlastung berechtigte, auf BersicherungSgelder keinen Anspruch. Auf Vorschlag des Kaufmann» Voigt (Berlin) wurde beschlossen: „Angesicht» der großen Tragweite der vorliegenden Frage von einer Debatte über den Vortrag abzusehen, letzteren drucken zu lasten, an die Vereine zu über senden, diese aufzufordern, sich darüber zu äußern und alS- dann den Gegenstand nochmals aus die Tagesordnung der nächstjährigen Hauptversammlung zu setzen." — Als Ort der nächstiährigeu Hauptversammlung wurde Eisenach gewählt und danach mit deu üblichen DaukeSworteu die Haupt versammlung geschloffen. * Magdeburg, 8. Juni. Vou hier wird dem „Goniec" geschrieben, der Bischof von Paderborn habe den dortigen Polen auf ihre» wiederholt geäußerten Wunsch, für einen polnischen Geistlichen Sorge zu tragen, den Bescheid rrtheilt, daß er nach Prüfung der Verhältnisse kein Be- dürfniß gefunden habe. Die Polen wollten sich deshalb ebenso wie in Westfalen von der Abstimmung bei den ReichS- tagSwahleo feruhalten, da sie ja doch auf die Unterstützung des EentrumS nicht rechnen könnten. * Gondershausen, 8. Juni. Der hiesige Eandidat der freisinnigen BolkSpartei, Rechtsanwalt Janicke-SonderS- hauseo, ist zu Gunsten der Wahl des (Kandidaten der frei sinnigen Vereinigung, Abgeordneten Brömel-Stettin, von seiner Candidatur zu rück geirrt en. * Hildburghausen, 8. Juni. Hier sprach dieser Tage der nationalliberal - cvnservalive Candidat Prof. vr. Paasche, der ebenfalls für da» jetzige Reichstagswahlrecht eintrat und auf die gegen ihn erhobenen Vorwürfe erwiderte, daß er bleiben werde, was er sei, nämlich natioualliberal. Er erklärte sich für Handelsverträge von langer Dauer und für die Goldwährung. * Marburg, 8. Juni. Hier hat in einer Versammlung vr. Müller-Fulda erklärt, daß er von seiner Behauptung, da» Reichswahlrecht sei bedroht, nichts widerrufen habe und nichts widerrufen werde. (!) * Mainz, 8. Juni. Die Mainzer deutschfreisinnige Partei (freisinnige Volkspartei) wird die Candidatur des LandwirthS Lettweiler, welcher sich zu der freisinnigen Vereinigung be kannt hat, für den Reichstagswahlkreis Mainz-Oppenheim im Bunde mit den Nationalliberalen unterstützen. * München, 8. Juni. Zu Gunsten des von der ReichS- l „ : : ' '7 7 - 7 ' . ... Gewährung von Diäten an seine Mitglieder wird besonders I Reisenden und vorübergehend sich auswärts aufhallenden > 7 ' --- der Sitzungen abgeholsen werben würde. Die Erfahrungen I Wenn derartige Maßnahmen Opfer auferlegen, so bei den mit Diäten auSgestatteten Landtagen zeugen nicht I bedenken, welche Anstrengungen und erheblichen dafür. Gestern berührte in der bayerischen Abgeordneten-1 Wahlkampfe auf Seiten der Socialdemokratie kammer der Centrumsführer vr. Daller den Vorschlag, eS I Anhänger gebracht werden! möchten statt der Diäten Präsenzgelder eingeführt werden, um die Frequenz der Sitzungen zu fördern. Von liberaler Seite bemerkte dazu Abg. Wagner, er könnte sich mit diesem Vorschläge befreunden. Eine Aeußerung vom Regierungstische zur Sache erfolgte nicht. Oesterreich Ungar«. * Pest, 8. Juni. Das MagnatenhauS nahm den Gesetz- «ntwurf über dre landwirthschaftlichen Creditgenossea- schäften au. Oeffentliche Wählerversammlung ick. Leipzig, 9. Juni. Vom Agitation-au-schuß Vereinigung der vereinigten nationalliberalen und conservaliven Partei war iür gestern Abend eine öffentliche Wähleroersammlung nach dem Saale des Etablissements „Sanssouci"*) einberufen worben. Die Versammlung, von etwa 1OOO Personen, darunter sehr zahlreiche Socialdemokratrn, besucht, nahm — wie ichon , kurz berichtet — einen stürmischen Verlaus und mußte schließlich Ara«»rkich. I vom Vorsitzenden für aufgehoben erklärt werden. Die Ursache lag, I um es vorweg zu bemerken, wohl einzig darin, daß Elemente zu- «ras Munster; llmdtlvung des «adinetS. sammen kamen, dir sich schroff grgenüberstehen. Der Versuch, eine * Paris, 8. Juni. Bei dem deutschen Botschafter I ruhige Aussprache herbeizuführen, mißglückte. Trotzdem wird man Grafen zu Münster fand heute Abend ein Diner statt, an I diesen vomAgitationsausschuß derOrdnungsparteien unternommenen welchem der Prinz und die Prinzessin Heinrich VII. von l Versuch nur billigen können, denn er liefert deu Beweis, daß diese R-uß, der deutsche Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe, per Parteien die vollst, Oeffentlich^it in keiner Münster des A-ußer-n Hanotaux und em.ge Herren der Botschaft theilnabmen. (Wiederholt.) Äste.' ° ° * Frohlocken auf * Parts, 8. Juni. In den der Regierung nahestehenden I Die Versammlung selbst wurde gegen 9 Uhr von Herrn Reichs- Blättern wird bestätigt, MSline werde gelegentlich einer I gerichtsrath a.D.vr. Stenglein, der den Vorsitz führte, mit Bewill- Interpellation über dir allgemeine Politik der Regierung er-1 kommnung der Erschienenen eröffnet. Die Wahlvereinigung der klären, er wolle, den Ergebnissen der Wahl Rechnung tragend, nationalliberalen und der coniervativen Partei habe gesucht, alle ' .t I bürgerlichen Kräfte m dem bevorstehenden Wahlkampfe zu vereinigen, das ^Lavlnet aus breiterer BafiS neu virven. "Ue l... dätt-n >» d-r-iw ihr-P°rI-. «ÄL, 7 M " feuilleS zur Verfügung gestellt. (Wiederholt.) I werden müsse, die einer politisch reifen Nation würdig ist. Auch I heutige Versammlung möge in diesem Sinne verlaufen. Auf der vrsgrk»». I Tagesordnung stehe ein Bortrog des Herrn Bros. vr. Hasse, der HeereSsrage». I von den genannten Parteien wieder auf dem Schild erhoben worden Rücktritt deS Generals Grafen Oudremont, des Ober-I würdigste Candidat sei, und ertheile ihm nunmebr das Wort, commandanten der belgischen Bürgergarde, weil die Regierung > Professor vr. Hasse, mit Beifall begrüßt, bemerkte die Reorganisatton deS Heerwesen» verweigert. Wie I einleitend, daß der Gegenstand der heutigen Tagesordnung, verlautet, steht ein gleiches Vorgehen aller höheren Bürger-1 „D i« Politik der Sammlung, von Bedeutung garde-Osficiere bevor, falls die Regierung in der HeereSfrage I sti für den Wahlkreis sowohl, als auch für das ganz« nicht endlich nachaiebt. (B. T.) I Vaterland. Schon im Wahlkampfe von 1893 fei er be- ,x - I müht gewesen, eine Politik der Sammlung in diesem Wahl- ! k"ise zu betreiben. Nicht sogleich, aber im zweiten Wahlgange fei 'O *** I ihm das gelungen. Auch diese» Mal beabsichtige er eine Politik Rkgteruugsplan. I der Sammlung zu betreiben. Schon der Vorsitzende habe dem * Rom, 8. Juni. Die „Opinione" bestätigt, daß di« Bedauern darüber Ausdruck gegeben daß dieses Best« k 1 zu keinem Erwlge geführt habe. Allein dem gedachten Bestreben D-Putirtenkammer am 15 oder 16. d M. wieder zu- sprechend, werde er heute Stellung nehmen, sich also auf eine sammentreten wird. DaS Blatt b^lt e- für wahrscheinlich, I Abwehr beschränken und Angriffe abwarten, obwohl er seinem ganzen daß die Maßregeln, welche die Regierung vorlegen wtrd, I Temperamente nach den Angriff als die beste Abwehr ansehe. folgende sein werden: 1) die Sanctionirung der außer-1 Mit der Socialdemokratie wolle er sich dabei nicht auseinander ordentlichen Maßregeln, welche infolge der letzten Ruhe- l setzen, denn diese könne auf einem dialektischen Wege nicht über- störungen ergriffen wurden; 2) die Ausfüllung der in I wunden werden, sondern nur aus einem ganz andern. (Lachen.) einigen Gesetzen, namentlich in denjenigen über die Jawohl dj- Socialdemokraten seien ja selbst der Ansicht, Vereine, Über die Presse und über die administrativen N- °uf dialektischem Wege mcht zu überwinden ,«en Er habe Wahlen vorhandene» Lücken, um di- Ursachen der st» nur nut alten Freunden auseinander- unheilvollen Propaganda zu beseitigen; 3) die Ergreifung I Di« Politik der Sammlung sei nun oft besprochen worden. Er rmrthschafllicher Maßregeln, namentlich WohlfahrtSetnnch-1 mache Keinem einen Vorwurf, wenn er sich einer solchen Politik tungen, um für daS zu sorgen, was an den Ursachen der I nicht gleich unterwerfen wolle, sondern dabei beharr», im ersten Unzufriedenheit etwa gesetzmäßig und berechtigt sei» könnte; I Wahlgange der eigenen Meinung besonderen Ausdruck zu geben. 4) der Budgetvoranschlag mit einer Ergänzung, die durch I Aber gegen einen ihm gemachten Vorwurf müsse er Verwahrung die mit dem Budget zusammenhängenden finanziellen Fragen einlegen. Man hab» ihm mangelnden PatriotiSmu« vor- nothwendig geworden ist. Die .Opinione" fügt hinzu, der »«warfen, weil er, al» man von e.n.r Land datur sprach, auf d.e w«, unmitth-r D-batt- dbir dl- Mnlh„lm,g-N d-r R.jliru», °»rg-l,,t d,, I<i». »-»» n i» ,in,m werden. I Momente zurückgetreten wäre, blo» weil «in paar Herren das ver- EüatNk«. I kavSkrn. Weiter wäre dadurch aber auch nurBerwirrung in das I bürgerliche Lager gebracht worden. Sammeln zu wollen, indem Znm Kriege. I man einea sechsten Candidat,n aufstell», fei doch der größt« Wider. * MaVrtt, 8. Juni. In der Drputirtrakammer stellt« I sinnl Herren, die also nach dieser Richtung hin Vorwürfe gegen ihn LlorrnS eine Anfrage in Betreff der Beschießung der „Allianz". I erhebe«, seien Dilettanten in der Politik. -v," I Nun zur großen Sache, zur Sammlung im Reiche. Zu- Der Minister deS Aeußeren erwiderte, die Angelegenheit sei I befinden sich unter den Gegnern der Sammlungspolitik die von dem vorigen Cabiaette entsprechend dem internationale« Rechte I Anhänger der aationalsoeialen Partei, darunter di« gewichtig« grrrgrlt worden. Der Marineminister sagte, der Commaadant de« I Person de» Herrn Ged. Rath» Prof. Vr. Sohm. Ja einem von „Sonde Lenadito", der di, „Allianz" befchoss«« habe, sei versetztI diesem unt.tteichneten Wahlaufrufe n»rd. die Politik der Sammlung worden, aber nicht zur Strafe, sondern au« dienstlichen Gründen. ° ^°db.^»?r ei "n Ilb-rmächtigen °äi'a f l u ßgewinne» wn'rd^ Im Senate wurde die Berathung de« Budget« fortgesetzt. »Da« sei vollkommen unrichtig. Die Politik --- ... I der Lammluag hab« den Zweck, eine Verständigung für die VthWeVkll U«P vtorivegkN« IIS03 zu «raeuernden Handelsverträge zwischen Industrie, Apanage. I Handel «ad Landwirthschakt derbetzuführen. Dieselbe brdeule keines. * o I weg« eine Fortsetzung des EartellS. Er persänlich bedauere die«, .E^rtfttanta, 8. Junr. Al« sicher verlautet, der Budget l nun einmal so. Er behaupte deshalb, daß die Politik auSschuß empfehle, dre Apanagen deS KoaigS und deS I tz^ Sammlung eia« wirthschafllichr and keine politisch« Bedeutung Kronprinzen wieder auf die Hobe zu bringen, die sie vor I h,h«. Sie käane somit auch nicht, wie immer von Gegnern der im Jahre 1893 erfolgten Herabsetzung hatten, so daß I der SammluogSpolittk gesagt werd», auf eine Unter- der König 336 000 Kronen, der Kronpriaz 80 000 Kronen Id rücku ng d-r politischen Freiheit hinau«lausen. erhält I Sännt« solche Absicht selbst von einem der Lontrahrnten I vielleicht gelte«, so doch sicher vom ander«« «tcht. Gerade sür di« I nattonalliverole Fraktion sei der Beweis hierfür erbracht, denn sie Kriegsentschädigung; Räumung srtzeffaiiens. hab«, zum The« nute, Milhils, der Sonservativ.n die ganze groß. ->-ni Di. ,,iAi,ch. der Ottomanbauk bereit« zwei Millionen Pfund al« erst« I ... _ Rate der Kriegsentschädigung; die dritte Million soll I «) I, der Lornotk» war infolge Versehen« „Tivoli" geschrieben morgen erlegt werdeu. An die diplomatischen Vertreter er-1 worden. verdanke« wir nicht den Soclaldemokrotea und auch nicht den Frei sinnigen, sondern ganz anderen Parteien. (Ohol bei den Social- drmokraten, andererseits lebhafter Beifall.) Nachdem Redner darn-iban, daß er jeder Zeit für den Schutz der nationalen Arbeit eing,trete« 'ei, ging er zur Wahlrechtsfrage über. Der nationalliberateo Partei sei vorgeworfen worden, daß sie die Socialdrmokratie mit äußeren Zwangsmaßregeln bekämpfen wolle. Dieser Borwurf sei ein ungerechter. Er für seine Person brauche nur auf seine Haltung in der sächsischen Wahlrechtssrage binzuweisen. In dieser habe er sich von seinen Freunden, die im Landtage saßen, getrennt und auf Anfrage öffentlich erklärt, daß er zwar dem Landtage formell daS Recht nicht bestreite, daS Wahlrecht nach seinem Befinden abzuändern, daß er (Redner) jedoch nur sür ein solches Wahlrecht sei, welches dem Gegner den Mund nicht ver- schließe, sondern ihn zum Worte verstatte im voiitiictienLeben. Es werde nun gejagt: Wie im Landtag», so könne ein Gleiches auch im Reichstage geschehen. Da« werde nicht der Fall sein. Er verweise auf den von der Gejammthrit der nattonalliberalen Partei am 1. Mai gesoßten Beschluß: an dem bestehenden Wahlrecht und am Loalitionsrecht festzuhalten. Ein« politische Partei, die auf eine Vergangenheit von 30 Jahren zurück blicke, sei an eine derartige Urkunde gebunden. ES sei deshalb ganz und gar unzulässig, uns andere Gründe bei der Politik der Sammlung untrrzulegen, als solche, zu denen wir unS selbst bekennen. Er persönlich bade sich schon 1893 geäußert, daß die Grunvzüge der Reicbsversassung nicht erschüttert werden dürfe», und hierzu zähle auch das allgemeine Wahlrecht. (Beifall.) Ganz anders habe aber Professor vr. Sohm darüber geschrieben, denn er äußerte sich dahin, daß der Bestand der Nation nicht abhängig sei vom allge meinen Wahlrecht. Wenn Solches geschehe, jo sollt« man gerade von nationalsocialer Seite aus nicht solche Vorwürfe gegen die nationalliberale Partei schleudern. Er wolle nun, um der Debatte Raum zu geben, schließen, müsse jedoch noch aus ein Flugblatt zukommen, bas heute Abend ain Eingänge des Saales zu Gunsten der Candidatur des Herrn Vr. Haedicke vertheilt worden sei. Dort heiße es: „Nur gründliche Beseitigung dec heutigen Schäden kann uns Helsen. Lader kann Herr Professor vr. Hasse niemals unser Mann sein, der sich nicht zu gleichen Zu sicherungen bereit finden wird, da er ja radicale Schaden-Abhilfe, d. h. Beseitigung der heutigen Schäden, als Consum vereine, Großbazare, Abzahlungs-Geschäfte rc., nach feinen Aus führungen verwirft, und halbe Hilfe ist kein« Hilfe." Er verwahre sich nachdrücklich gegen den hier erhobenen Borwurf. Sachlich nehme er genau dieselbe Stellung ein, wie Herr vr. Haedicke. Der Streit drehe sich darum, ob man bei einer Besteuerung der Consuin- vereine sich an das Einkommen kalten müsse oder in Er- mangelung eines anderen Maßstabes sich an den Umsatz halten könne. In Uebereinsliinmung mit sämintlichen Mitgliedern der nationallibera'.en Fraction wolle er constatiren, daß sie das Letztere für statthaft halten. „Ich habe mich", so schloß Herr Professor vr. Hasse, „nicht be müht um das Reichstagsmandat, aber als es mir angetragen wurde, da gebot es mir mein Pflichtbewußtsein, dasselbe anzunehinen. Ich bringe große Opfer dabei, aber der Stadt und dem Reiche gegenüber Halle ich es sür meine Pflicht, solche Opfer freudig zu tragen, wenn man sie mir auierlegt." (Lebhafter, anhaltender Beifall.) Der Vorsitzende gab hierauf Heern Handelskammersecretoir vr. Genjel bas Wort zu einer Erklärung. Dieselbe hatte folgenden Wortlaut: „Wir haben beim Eintritt in die Wahlbewegung die Absicht ausgesprochen, Alles zu vermeiden, was bei den anderen reichs treuen Parteien Mißstimmung erregen könnte. Wir haben dies streng gehatten und werden es auch fernerhin »hun. Von der Deutschjocialen Partei war ein gleiches Verhalten in Aus- sicht gestellt. Damit steht aber in ausfälligem Widerspruch die folgende Aeußerung über die Wahlrechtsfrage bei dem Wahl- aufruj des Herrn Vr. Haedicke: „Wenn conjervalive und nationalliberale Abgeordnete im sächsischen Landtage ihr Mandat zur Verkürzung des Wahl rechts mißbraucht haben, warum sollten nicht Abgeordnete derselben Parteien dasselbe im Reichstage versuchen?" Heber das neue Wahlgesetz kann man verschiedener Ansicht sein. Schlechterdings zurückzuweisen ist aber die Verdächtigung, daß die gejammte l. Kammer und der Mitglieder der II. Kammer durch etwas Anderes geleitet worden seien, als durch ihre gewissenhafte Ueberzeugung." Der Vorsitzende theilte hierauf mit, daß folgende Resolution eingegangen sei: „Die am 8. Juni im „Sanssouci" tagende öffent- liche Wahlerversammlung verpflichtet sich, am Tage der Wahl, den 16. Juni, dem Candidaren der Socialdemokratie, Herrn vr. Conrad Schmidt, ihre Stimme zu geben." Herr ReichSgerichrsrath a. D. Stenglein erklärte, diese Re solution nicht zur Abstimmung zu bringen. Die Versammlung sei nicht berufen worden, um Beschlüsse zu fassen, sondern den Candi- dateu zu hören. Auch verstoße eS gegen die Rcichsverfassung, einen Wähler aus einen Candidatcn verpflichten zu wollen. Die weitere Mittheilung des Vorsitzenden, daß die Redezeit in Anbetracht der großen Zahl der Redner, die sich schon znm Worte gemeldet haben, vom Vorstand auf 15 Minuten beschränkt sei, ries zwar Widerspruch hervor, führte aber zu keiner weiteren Störung. Als erster Redner nahm hieraus Herr Schneider Seeg er (Social, demokrat) das Wort. Derselbe hielt die Ansicht des Vorsitzenden, betreffend die Abstimmung über die Resolution, für nicht zutreffend. Den Nationalliberalen warf er vor, sie hätten bei Beschneidung der Volksrcchte (Socialistengesetz) mitgewirkt und wären für jede Aus powerung der arbeitenden Llassen. Ihr Vorgeben, für den Arbeiter- stand einzutreten, sei also eitel Flunkerei. (Der Vorsitzende ermahnte, nicht beleidigend zu werden.) Wenn man, wie eS der Abgeordnete Bassermann gethan, behaupte, die Socialdemokratie bringe das Wahlrecht in Gefahr, so könne man so etwas wohl aus bayerischen Dörfern sagen, hier glaube es kein Mensch. (Beifall bei den Socialdemokraten.) Herr Schriftsteller Lorenz: Die Verbitterung darüber, daß man die Redezeit auf 15 Minuten beschränkt habe, werde sich am Tage der Wahl zeigen. Eingehend aus dir Rede deS Herrn Prof. Hasse, wolle er daraus Hinweisen, daß die Confervativen selbst gesagt hätten, sie betrachteten die Politik der Sammlung nicht lediglich als ivirth- schaftlichen Zwecken dienend. Die Conservatidtn könnten sich auch gar nicht mit dem bestehenden Wahlrecht abfinden. Jetzt, kurz vor der Wahl, sagten die Nationalliberalen, daß sie sür das bestehende Wahlrecht feien. Kurz nach dem Ausfall der 93 er Wahlen hatten sich „Kölnische Zeitung" und „Nationalzritung" anders geäußert. Die nationalliberale Partei habe unstreitig eine glanzvolle Vergangenheit. Aber das Pro gramm von 1867, aus dem sie basire, habe sie ganz und gar verleugnet. Sie wollte damals die feudalen Trümmer wegrüumen. Jetzt coalirc sie sich mit denselben. Es thne ihm leid, daß ein Mann wir Herr Prof. Hasse, den er persönlich hochachte, mitmache. Die ganze Politik der Sammlung lause doch bloS auf eine Kniebeuge vor dem Bunde der Landwirthe hinaus. Das Volk wolle hiervon nichts wissen und deshalb auch nichts von den Nationallibrralen. (Beifall.) Herr Lagerhalter Grenz (Socialdemokrat): Ter Vorredner sei nicht der Manu, den Nationalliberalen den Text zu lesen, denn er habe selbst die Fahne verlassen, die er zuerst ergriffen hatte. Zu solchen Leuten hätten die Arbeiter kein Zutrauen. Derselbe verstehe es, wenn sich Jemand aus dem reactionarrn Lager zur Arbeiter sache, zu höheren idealen Zielen durcharbeite. Das Umgekehrte be- trackite er al« Fahnenflucht. Der Redner bemerkte im weiteren Verlause seiner Ausführungen, er wolle auch andere Frage» streifen, al» das Wahlrecht. Er kam hierbei auf den in allen europäischen Staaten zur Herrschaft gelangten Militari«mu« zu sprechen und schob die Schuld an den jetzigen politischen Verhältnissen der Bismarck'schen Politik zu. Niemand anders aj« Deutschland habe durch sein Ver halten im l870er Kriege diesen Zustand kervorgerufen. Der Friede sei damit gestört worden, daß man sich nicht begnügte, die Franzosen Lurchzuklopsrn, sondern daß man dazu überging, ihnen einen Theil ihres Lande« abzunehmen. Bei diesen Worten erhob sich laute Entrüstung unter den An hängern der Ordnungsparteien. Inmitten der lauten Rufe, die den vorderen Theil deS Saales dnrchlöuten, trat der Redner ab, an scheinend weil sein« Redezeit vorüber war. Herr Kaufmann Zciß brzeichnete e« al« ehrend für die Ver- iainmluug, daß sich am Schluffe der Worte de« Vorredners so laute Entrüstung kundgegeben hab». Damit zriqten die Anwesenden, daß Tentschthum in ihnen steck». Er hoffe, daß man nun auch die Gegner dieier Herren rubig anhörrn werde, denn es habe ja jeder dir Zeit ausgenutzt, sich hier an dem Rednerpulte fünfzehn Minuten herumzulümmeln.... Weiter kam der Redner nicht, denn e« erhob sich infolge dieses Ausdruck«, den die Erregung über die Außlaffnng des Vorredner« über Elsaß-Lothringen begreiflich macht, wenn auch nicht rechtfertigt, «in solcher Lärm bei den Socialdemokraten, daß der Redner den ihm fortwährend zu Theil werdeuden Zurufen Folge leisten und da« Rednerpult verlassen mußte. Herr AeichSqerichlsrath Stenglein erklärt«, daß er durch den Lärm verhindecr worden sei, den vom letzten Redner gebrauchten AuSdrnck zurückzuweisen und den Redner zur Zurücknahme desselben zu verualassen. . Herr Oderreichsanwalt Ham«: E« sei von einem soctaldemo- kratischen Redner die Frage aufgeworfen worden, wie sich die Nationalliberalen die Ueberwinduug der Socialdemokratie auf einen, anderen Wege, al« dem dialektischen, denken. Nun, er gehöre auch zur nationallibrralen Partei und wolle die Antwort darauf grben Man werde die Socialdemokratie bekämpfen und, so Gott will, auch besiegen durch eine oernünstig« Socialreform und damit an der Spitze aller Nationen stehen. (Lebhafter Beifall.) ES sei von einem Redner Frankreich als daS Land der Freiheit bezeichnet worden. Nun, Frankreich habe noch nicht gewagt, solche Gesetze einzufnhren. (Beifall.) Der Besitz in Deutschland habe große Opfer gebracht, um dem kleinen Manne zu helfen. Auf dielen Wege werde die nationalliberale Partei weiter gehen. Keiner meine, daß das Werk abgeschlossen sei, aber e« wäre schon viel weiter, wenn die socialdemokratische Partei mitthun wollte. (Lebhafte Zustimmung.) Etwa« Anderes wolle noch die nationalliberale Partei: sie wolle die Arbeiter wieder zum nationalen Gedanken erziehen. So entrüstet dir an wesenden Socialdemokraten über den Ausdruck „Lümmelei" waren, ebenso und noch viel mehr entrüstet sei jeder nationale Mann ge- wesen, als ein Redner die deutsche nationale Politik herabwürdigte. Im deutschen Herzen kochte da- Blut vor Scham, daß wir erleben mußten, daß so über die deutsche Politik gesprochen wurde. (Leb hafter Beifall.) Der letzte Redner hab« von deutschen Socialisten ;ejprochen; nun, auf allen internationalen Congreffen habe eS ranzösifche und englische, aber nie deutsche Socialisten gegeben. Zustimmung.) ES wurde sehr viel erreicht sein, wenn die deutschen Socialdemokratea deutsch suhlten. In der Socioldemokratie selbst erblicke er keine zu große Geiabr. Dieselbe sei die Folge einer zu rasch entwickelten Industrie. Uebelstände seien zu überwinden durch einen Schutz der nationalen Arbeit, unter welchem die National- liberalen zugleich den Schutz der nationalen Arbeiter ver leben. Die Art und Weise, wie der Krieg von l870 hier behandelt worden sei, zeige, daß man die Ursachen desselben gar nicht ver- lauten Hobe. Der Krieg sei deshalb entstanden, weil Frankreich rin Recht zu haben glaubte, zu verbieten, daß Deutschland ein Staat werde. (Lebhafte Zustimmung.) Der Keim sei schon in den Erfolgen Les Jahres 1866 zu suchen. Gerade die Arbeiterwürden einst noch Gottdankrn,daß sichderSieg an die deutschen Fahnen geheftet hat. denn dadurch, daß Deutschland ein Reich wurde, sei auch die deutsche Arbeit groß geworden. „Und so werden wir", schloß der Redner, „darin sortfahren, die sociale Frage zu lösen, zum Heile des Arbeiters, wenn auch wider seinem Willen." (Langanhaltender Beifall.,' Nachdem Herr Lagerhalter Frenzel im jocialdemokratischen Sinne gesprochen und, unter lebhaftem Widerspruche, behauptet hatte, daß die Wünsche des Arbeiters und des Mittelstandsmannes nur durch die Socialdemokratie befriedigt werden könnten, nahm Herr Professor I>r. H affe das Wort, um gegenüber einem erhobenen Vorwurfe zu erklären, daß er seine Rechenschaftsberichte vor feinen Wählern erstatte, nicht aber vor denen, die ihn nicht gewählt haben. Ein Dcdattiren mit denen, die ihn doch nicht wählen würden, fei auch ganz überflüssig. Redner wies dann die Behauptung zurück, daß die nationalliberale Partei den unteren Beamten keine Gr- baltszulagen bewilligen wollte. Gerade eine der letzten Handlungen der Partei im Reichstage sei eS gewesen, daß sie einem UnterstaatSsecretair das höher« Gehalt verweigertc. weil nicht den unteren Beamten zugelegt werden sollte. Daß so etwas in das Gegentheil verdreht werden könnte, sei eben nur in Wahlversammlungen möglich. Ueber die Kriegsbereitschaft wolle er sich nicht mit den Socialdemokraten auseinanderjetzen und nur bemerken, daß hierüber die Herren vr. Haedicke und Lorenz ebenso dächten wie er. Sollte er wieder in den Reichstag kommen, so werde er eS ebenso für sein gutes Recht, wie sür seine Pflicht halten, in diesem Puncte ebenso zu handeln, wie er es gethan habe. Nach Herrn Tischlermeister Bögemann, dessen nicht recht verständliche Anssührunqen durch Schlußruse aus der Versammlung ein Ende fanden, nahm Herr Oberamtsrichtrr Schwerdfeger das Wort. Die Conservaliven, so führte er aus, seien in der heutigen Debatte nur schonungsvoll gestreift morden. Er wolle aber heute hier erklären, daß das von ihnen mit den Nationalliberalen abgeschlossene Bündniß aus reiflicherErwägung beruhe. Dem ausgestellten CanSidaten werde ein dopoelter Vorwurf gemacht, einmal, daß er der nationalliberalen Partei beigetreten sei und bann, daß er die Mittet- standspvlitik nicht kräftig genug unterstützt habe. Wenn Herr Prof. Hasse der nationalliberalen Partei beigetreren sei, so müsse er (Redner) hier bezeugen, Laß er doch niemals die conservaliven Interessen verletzt habe. Die Mittelslandspolitik aber fei von ihm und der nationalliberalen Partei, wie in Artikeln des „Leipziger Tagebl." sehr eingehend ausgesührl worden sei, nach bester Möglichkeit gefördert worden. Deshalb vertraue man ihni, daß er Alles thnn werde, was uöthig sei, um sociale Schäden zu heilen. Auch die Conser- vativen wollten nicht, daß daS Großcopital sich noch weiter auf blähe. Auch der Candidat wolle es nicht. Ta es sich nun nur darum handeln konnte, ob Herr Hasse zu unterstützen sei oder ob ein eigener Candidat ausgestellt werden sollte, so habe man sich zur Unterstützung Hajje's entschlossen, um leine Zersplitterung der Stimmen bürger licher Parteien Hervorzurusen. (Beifall.) Die Socialdemo kraten können überzeugt davon jein, daß die Conservat ven nicht daran denke», die Arbeiter zu drücken. (Rufe: Wahlentrechtung!) Es falle keinem Conjervativcn ein, das ReichstagSwahlrrcht zu ändern, und die Candidatur Haffe habe doch mit dem Landtags wahlrecht nichts zu thun. Er drücke zum Schluß die Hoff nung aus, daß auch die Socialdemokraten sich einst noch als Deutjche fühlen und den Spruch Schiller's beherzigen werden: Nichtswürdig ist die Station, die nicht ihr Alles freudig setzt an ihre Ehre! (Lebhafter Beifall.) Eine» von Herrn Schuster gemachten Vorwurf, daß der aus gestellte Candidat im Reichstage nicht genügend die Interessen der Stadt Leipzig gewahrt habe, indem er nicht die im preußischen Abgeordnetenhaus» gemachten Angriffe wegen der Schleußenwässersrage energisch zurückgewiesen, auch die Central- bahnhosssrage nicht zur Sprache gebracht habe, konnte Herr Prof, vr. Hasse sehr leicht damit entkräften, daß diese Dinge nicht zur Zuständigkeit des Reichstags gehören, er aber außer dem eine große Sehergabe hätte besitzen müssen, wenn er hätte vorausahnrn sollen, baß 14 Tage nach Schluß deS Reichstages die Stadt Leipzig im preußischen Abgeordnetenhaus! angegriffen werden würde. Im Uebrigen hob Redner hervor, daß er stets die Interessen der Stadt Leipzig, wenn sie im Reichstage zur Sprache kamen, gewahrt habe; für die Benetzung der Stadt aus der Servis- ctasse I in die Servisclasse X, wodurch den Beamten ein höherer Wohnungsgeldzuschuh von 400000 zugeflvssen wäre, habe er dreimal bas Wort ergriffen. Wenn die Mehrheit nicht dafür war, so war das nicht seine Schuld. Herr Markthelfer Schmidt (Socialdemokrat) wollte dem jetzigen Staate keinen Pfennig bewilligt wissen. Den herrschenden Classen sprach er die Liebe zum Baterlande ab. (Heiliger Widerspruch bei einem großen Theile der Anwesenden.) Als Redner sagte, Die jenigen, welche den Socialdemokrateu nachjagten, sie hätten keine Liebe zum Baterlande, müßten an ihren Kops greifen und fragen, ob die Strnciur in ihrem Schädel eine richtige sei, entstand eine jo lebhafte Entrüstung, daß der Redner abtrrten mußte. Der Vorsitzende, Herr Reichsg»richtsrath Vr. Stenglein, hielt es bei der stetig wachsenden Unruhe für unmöglich, die parlamentarisch« Ordnung ferner aufrecht zu erhalten, und erklärte gegen ",412 Uhr die Versammlung deshalb für auf geh oben. Die anwesenden Socialdemokraten verließen unter dein Absingen des SocialistrnmarscheS den Saal. Die Anhänger der Ordnungs- Parteien setzten ihnen kraftvoll den Gesang „Deutschland über Alles" entgegen. */» Leipzig, 9. Juni. Die socioldrmokratische Partei hatte gestern in der „Flora" eine Wähleroersammlung ver anstaltet, zu der sich gegen 800 Personen, darunter eine Anzahl Angehörige der deulschiocialen Reformpartei, «ingefunden hatten. Nach dem Vorträge des socialdemokratischen Canbidaten für den Wahlkreis Leipzig-Stadt, Herrn Vr. C. Schmidt-Berlin, über die Reichstagswahlen, wobei Bemerkenswerthes nicht zu Tage trat, richtete Herr vr. moci. Haedicke, Candidat der Dentschsocialen für den hiesigen Wahlkreis, folgende zwei Fragen an den Reierenten: 1) „Wie stellt sich die Socialdemokratie zur Verstaatlichung der Reichs bank?" 2) „Worum steht die Socialdrmokratie unbeschadet ihrer Forderungen auf internationalem und nicht auf nationalem Boden?" Herr vr. Haedick, verbreitete sich zunächst über seine bekannte Stellung zur Mittelstand-Politik und ging dann näher auf diese beiden Fragen ein, besprach die Zusammensetzung und das Wirken der Reichsbank und wies auf die nationale Haltung der Socialdemokratie anderer Länder hin. Der Rrferenr antwortete: Er sei persönlich für di« Verstaatlichung der Rrichsbank und die Tocialdemokrotie sei nicht allein international, sondern, wie sie schon mehrfach bewiesen habe, auch national. Er stell« seinersettt di« Frage an vr. Haedicke, wie sich dessen Partei bet der eventuelle» Stichwahl stelle, worauf der Gefragte erwiderte, daß er dies« Frage nur in einer Versammlung seiner Parteigenossen beantworten würde, denn sie gehe doch nur diese an.
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