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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.05.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-05-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189805196
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18980519
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18980519
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-05
- Tag 1898-05-19
-
Monat
1898-05
-
Jahr
1898
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.05.1898
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s. AeilM zm Lripzigtk Tizelllitt M ÄWM Nr. Nk, LmtlstU IS. W ML. Lönigreich Sachsen. Die vorliegende Nummer enthalt an anderer Stell« noch folgend«,» unter diese Rubrik fallende Sonderartikel: Sitzung der Stadt verordneten. — Eine Triimmerstätte an der Pleiße. — Elektro- technische Gesellschaft (Vortrag). — Gerichtsverhandlungen (König! Landgericht). -2- Leipzig, 18. Mai. Eine Abordnung des Vorstandes deS Nationalliberaleu Landesvereins, bestehend aus den Herren vr. Gensel, Habenicht, Stadtrath Nagel, Reichsgerichtsrath vr. Stenglein und Generalsecretair Breithaupt, überreichte heute Herrn Prof. vr. Bieder mann als einem der Ueberlebenven der alten Erbkaiser- pärtei und zur Erinnerung an die fünfzigjährige Wiederkehr des Eröffnungstages des Frankfurter Parlaments mit herz lichem Danke für sein allezeit patriotisches Wirken und den besten Wünschen für sein ferneres Wohlergehen ein pracht volles Arrangement lebender Blumen und in einfacher, geschmackvoller Mappe vier Abbildungen der Paulskirche. Die vom Verlage der „Leipziger Illustrirten Zeitung" nach Vorlagen des Jahres 1848 freundlichst hergestellten Bilder stellen den Einzug in die PaulSkirche, das Innere derselben und den zur Eröffnung des ersten deutschen Parlaments am Abend dargebrachten Fackelzug dar. Die gleichen Bilder sind auch dem Präsidenten vr. von Simson gesandt worden. — Die Wählerlisten des 12. — Altstadt-Leipzig — und deS 13. Reichstagswahlkreises — rinverleibte Vororte — liegen für die Wähler deS ersteren im Stadthause, Obst markt 3, und für die in den Vororten wohnhaften Wähler in den vom Rathe der Stadt Leipzig bekannt gegebenen Localen bis zum 23. d. M. und zwar an Wochentagen Vor mittags von 8—1 Uhr und Nachmittags von 3—6 Uhr, heute am HimmelfahrtStage und Sonntag, den 22. d. M. ununter brochen von Morgens 8 bis Nachmittags 4 Uhr auS, worauf besonders aufmerksam gemacht wird. Nur wer in der Wählerliste verzeichnet steht, kann am 16. Juni sein Wahlrecht auSüben. Die Einsichtnahme wird besonders denen empfohlen, die in den letzten fünf Jahren ibren Wohnsitz in Leipzig genommen oder überhaupt die Wohnung gewechselt haben. Jeder reichstreue Wähler über zeuge sich von seiner Eintragung! — Der Dienstmann Koch, der am Montag Abend bei seinem edlen Rettungswerke im Rosenthale selbst daS Leben einbüßte, hinterläßt eine Frau und acht Kinder, von denen vier noch völlig unversorgt sind. Die große Noth dieser armen, nun des Ernährers beraubten Familie läßt uns den wohlgesinnten Bürgern unserer Stadt die ebenso herzliche wie dringende Bitte anS Herz legen, zur Linderung der Noth ein Scherflein beizu tragen. Die Expedition deS Leipziger Tageblattes, E. Polz, ist gern bereit, Geldspenden für die hilfs bedürftigen Hinterlassenen deS armen Verunglückten entgegen zunehmen. -g- Leipzig, 18. Mai. Der außerordentliche Professor an unserer Universität, Herr vr. weck. Richard Kockel, hält seine Antrittsvorlesung Sonnabend, den 11. Juni, Miltags 12 Uhr in der Aula. DaS Thema lautet: „Die gegenwärtige Bedeutung der gerichtlichen Medicin." — An unserer Universität bestehen gegenwärtig 57 akademische Corporationen und Vereine. — Die Be werbungen um Freistellen in den Studentenherbergen der mährisch-schlesischen Gebirge und der böhmisch-sächsischen Schweiz zur Zeit der Pfingstferiea und der großen Ferien sind umgehend bei Herrn Pedell Holzhausen, Augusteum, Pedellzimmer, anzubringen. Die näheren Bedingungen sind in einem Anschläge am schwarzen Brett der Universität be kannt gegeben. -g- Leipzig, 18. Mai. Infolge des außerordentlich starken Verkehrs auf dem Grimmai chen Steinweg war be kanntlich vom Ministerium verfügt worden, die elektrische Straßenbahn dort mit doppelten GAsen zu versehen. Hierzu hat der Rath in seiner heutigen Plenarsitzung die Genehmigung ertheilt und unter Vorbehalt der Zustimmung der Stadtverordneten beschlossen, bei Einlegung des Doppel- gleiseS den Grimmaischen Steinweg mit aSphaltiren zu lassen. Hiermit wird vielfach geäußerten Wünschen der An wohner der Straße entsprochen. — Ferner beschloß der Rath die Einführung der Wasserleitung in die Merseburger Straße in Lindenau, auf der Strecke zwischen Georgen- straße und Schleicherstraße. -8- Leipzig, 18. Mai. In Rücksicht auf die laut ge wordenen Klagen über daS schnelle Fahren der elek trischen Straßenbahnen sind auf Veranlassung deS RatheS viele Hunderte von Messungen über die Ge schwindigkeit der Fahrten zu allen Tageszeiten angestellt worden. Heute wurde daS Ergebniß dieser Maßnahme im RathScollegium bekannt gegeben: Die elektrischen Wagen fahren danach bei uns nicht schneller, als dies von der Regierung s. Z. genehmigt worden ist. — Der Verkauf der Courier-Hefte für die Reise nach Wien, der im Bureau der Handelskammer stattfindet, ist bis Sonnabend Abend verlängert worden. */* Leipzig, 18. Mai. In drei gestern von der social demokratischen Partei in der Gastwirthschaft von Feder, Feld straße in L.-Reudnitz, in dem „Gasthause zur goldenen Krone" zu L.-Connewitz und im „Felsenkeller" zu L.-Plagwitz ver anstalteten, von 3V, bez. 300, bez. 600 Personen besuchten Wählerversammlungen wurden nach den Referaten der HerrenGerlitzke, Wittich und Gerisch-Berlin und nach der Annahme der den Vorträgen entsprechenden Resolutionen zur Besorgung der Wahlarbeiten in den Stadtbezirken Reudnitz, Connewitz und Plagwitz örtliche WahlcomitLS ernannt. — Der Schutzverband für Handel und Ge werbe veranstaltet Freitag, den 20. d. M., Abends 8'/« Uhr im großen Saale deSj Etablissement- „Sanssouci", Elsterstraße, eine öffentliche Versammlung, in der Herr Richard Döring-Hamburg über „Der VerzweiflungSkampf der mittleren und kleineren Kaufleute, Handwerker und Gewerbetreibenden gegen die Bazare, großen Waarenhäuser und Consumvereine" sprechen wird und zu der alle Freunde deS Mittelstandes willkommen find. — Im Verlage von Hugo Wilisch in Ehemnitz ist die erste Serie von sächsischen Künstler-Postkarten erschienen, deren Skizzen auS der im vorigen Jahre vom königl. sächs. Ministerium veranstalteten Ausstellung für Postkarten-EaNvürfe stammen. Die selben gehören zu den nichtprämiirten, doch dürsten die meisten im Entwurf wohl kaum hinter den prämiirteu zurückstehen und infolge ihrer Ausführung zu den besten bisherigen Erzeugnissen dieser Art zu zählen sein. Die Karten enthalten folgende Sujet-: Dresden — Loschwiy — Pirna — Ltlienstein — Hohnstein — Scharfenberg — Kriebsteia — RochSborg — Fichtelberg — Oybin. — Die SectionSversammlung des Deutsche» und Oesterreichische» Alpen-Vereins mit dem Vor trage deS Herrn Professors Ratzel findet nicht Dienstag, sondern bereits Montag, den 23. Mai, statt. — DaS ländliche Jahresfest deS Leipziger Zweig- vereinS der Gustav-Adolf-Stiftung wird am heutigen HimmelfahrtStage in Leutzsch gefeiert werden. Der Gottes dienst beginnt um 3 Uhr; Festprediger ist Herr Pastor Mehner auS L.-Srll«rhausen. Im Anschluß an die gottes dienstliche Feier findet gegen >/,5 Uhr im Gartensaale der „Wartburg" eine Nachversammlung statt, in welcher Herr Pastor v. Hartung über die Thätigkeit de» Gustav-Atolf- Verein« berichten wird. Jedermann ist bei dieser Feier herz lich willkommen. — Kommend«» Sonntag, d«n L2. Mal, Abend» 8 Uhr hält h«rr eavä. wü>. Wtnzrr im Christlich«» L«r«i» j»ag«r Mäu»«r (JohanniSplatz 3) «inen öffentlichen Vortrag über „Euba". Der Eintritt ist für Jedermann frei , u. Leipzig, 18. Mai. Der am vergangenen Sonntag unter Führung der Sängerabtheilung unternommene Ausflug deS Verein» für BolkSwoh! war vom schönsten Maiwetter be günstigt und nahm einen alle Thetlnrhmer — über 70 Personen — hoch befriedigenden Verlauf. Der Abmarsch erfolgte pünktlich 2 Uhr vom Rosenthalthor auS. Der Weg führte durch das Rosenthal über den Schützenhos bei der Großen Eiche vorüber nach Gundorf. Hier wurde '/4 Stunde gerastet. Dann ging eS weiter durch den herr lichen Laubwald an Liebenau vorbei nach dem Waldkater bet Schkeuditz, dem Ziele des Ausflugs. Hier gingen die Erholungs stunden bei angenehmer Unterhaltung recht schnell vorüber. Be sonderes Verdienst erwarb sich hierbei die Sängerabtheilung mit ihren munteren Liedern. Um 8 Uhr wurde die Rückkehr angrtreten. Bei dem Klange fröhlicher Sängrrweisen und begleitet von der dortigen Schuljugend passirten die Ausflügler da» schmucke Schkeuditz, von dessen Bahnhof um 9 Uhr 10 Min. die Rückfahrt erfolgte. Der durch das frohe Genießen der prächtigen FrühjahrSnatur für Körper und Geist erfrischend wirkende Ausflug wird allen Theil- nehmern in angenehmer Erinnerung bleiben. * Leipzig, 18. Mai. Der königl. sächsische Militair- Vereinsbund gewährte aus seinen Stiftungen zum Doppel fest Sr. Majestät de» Königs an 130 bedürftige Kameraden 1675 Unterstützung. —o. Der Apostel Paulus ist wieder aufgestellt, sein steinernes Bildniß nämlich, welches seit Jahrhunderten eiu treuer Wächter der Paulinerkirche war, über deren nörd lichem Portal eS vor mehr als fünfzig Jahren einen neuen Platz erhalten hatte. Vorher stand die mit Schwert und Buch ausgerüstete Statue über der Pforte, welche von der Grimmaischen Straße nach dem Paulinerhofe führte, und um 1845 mit Niederlegung der hier befindlichen Colonnaden zum Zwecke der Erbauung deS „MauriciumS" verschwand. Die sauber gearbeitete Statur gehört dem späteren Mittelalter an und mag bis zur ReformatwnSzeit eiu Kirchenschmuck gewesen sein, worauf man sie zur Aufstellung über der Klosterpforte verwendete. o. Letpztg-Ltndenau, 18. Mai. Im Herbst dieses Jahre machen sich die Neuwahlen für den hiesigen Kirchen- Vorstand nothwendia, da die gesetzliche Amtszeit der Herren Martini, Schmidt, Weißbach und Lehrer Schilde zu Ende geht. ES sind aber nicht nur für die genannten Herren Neuwahlen vorzunehmen, sondern auch noch weitere vier zu vollziehen, da laut Beschluß der Synode vom 30. September 1896 ebenfalls wie der erste so der zweite hiesige DiakonuS im Kirchenvorstands-Collegium Sitz und Stimme hat. Um nun daS bisherige Stimmenverhältniß zwischen geistlichen und weltlichen Mitgliedern aufrecht zu erhalten, beziehentlich um daS Bedenken zu beseitigen, eS könnte eine Vermehrung des geistlichen Elements unter Umständen zu einem Ueber- gewicht desselben im Kirchenvorstand führen, wodurch die Bedeutung des Kirchenvorstandes als der Kirchengemeinde- Vertretung beeinträchtigt werde, muß nunmehr nach Eintritt des zweiten DiakonuS an unserer Kirche in den Kirchenvor- stand die Zahl der weltlichen Mitglieder desselben von 8 auf 12 erhöht werden. */,, Leipzig, 18. Mai. (Arbeiterbewegung.) Eine gestern im Saale der „Drei Mohren" zu Anger-Crottendorf abgehaltene, von 200 Personen besuchte Zimmerer versammlung nahm nach einem Vortrage über daS Thema: „Der CapitaliSmuS im Baugewerbe" den Bericht über die Thätigkeit des GewerkschaftScartellS entgegen, wählte einen dritten Delegirten in dasselbe, bewilligte einem kranken Collegen eine Unterstützung und stellte dem Vorstande deut scher Zimmerer auS dem hiesigen UoterstützungSfondS noch mals 4500 zur Unterstützung der jetzt in verschiedenen Orten streikenden Zimmerer zur Verfügung. Zum Schluß wurden dann noch verschiedene Berbandsangelegenhriten und die Nichteinhaltung der vereinbarten Lohn- und Arbeits bedingungen bei einigen Arbeitgebern besprochen. — In einer von 70 Personen besuchten Versammlung der Stuckateure, die in der Gastwirthschaft „Stadt Hannover" tagte, wurde die Verbesserung des Tarifs für Bau- und Werkstellenarbeiter besprochen, als Mindestlohn für Werk stellenarbeiter der Satz von 27 bezeichnet und zur Aus arbeitung eines neuen Tarif- eine Commission ernannt. — Am Dienstag tagte im Pantheon eine von ca. 1000 Personen besuchte Maurerversammlung, in der Herr Merkel auS Nürnberg über die Nothwendigkeit der gewerkschaftlichen Organisation einen Vortrag hielt. Der Redner verurtheilte das Submission-Wesen im Baugewerbe, forderte einen größeren Ausbau des baugewerblichen Arbeiterschutzes, sowie zur Be seitigung der verschiedenen Mißstände und zur Hebung der wirthschaftlichen Lage den Beitritt zur Organisation und machte im Uebrigen Propaganda für die social demokratischen ReichstagScandidaten. Insbesondere wurden von den an der Diskussion sich betheiligenden Rednern die nur vorübergehend in Leipzig aufhältlichen Maurer aufgefordert, von ihrem Wahlrecht am hiesigen Orte Gebrauch zu machen. An dem Siege der Socialdemokratie auch in Leipzig-Stadt könne kaum gezweifelt werden, wenn Jeder seine Pflicht in der Weise thue, wie dies in den letzten Jahren für die Gewerkschaftsbewegung geschehen sei. Gegen einige Arbeitgeber, bei denen der festgesetzte Stundenlohn von 52 H nicht gezahlt werden soll, soll der Vertrauensmann energisch vorgehen. Geklagt wurde darüber, daß viele Maurer sich weigerten, Sonnabends 50 zum UnterstützungS- fondS abzuführen. Leipzig, 18. Mai. (Arbeiterbewegung.) Eine gestern in der „Flora" abgehaltene, von 350 Personen be suchte Tischlerversammlung nahm zunächst den Bericht des Vorsitzenden der Tarifcommission, Herrn Meusch, über die Einführung de- Tarifs für die in der Weißmöbelbranche beschäftigten Tischler Leipzigs entgegen. Darnach ist dieser Tarif, der an Stelle der früheren angeblichen Wochenlöhne bis zu 16 bei 12 bis 13stündiger Arbeitszeit, bedeutend bessere Lohnsätze und eine Arbeitszeit von 56 Stunden pro Woche vorschreibt, nach theilweisen Arbeitseinstellungen und längerem Verhandeln mit den Arbeitgebern in fast allen in Frage kommenden Werkstellen zur Durchführung gekommen. Die Kosten der Bewegung beliefen sich auf 246 Nach der Wahl deS Herrn Neumann in die Tarifcommission und nachdem die Verletzung deS Tarifs in einigen Geschäften be sprochen worden war, verbreitete sich Herr Meusch über die mit auf der Tagesordnung stehende Frage: „Sind die Tischler Leipzig- gewillt, ihre gegenwärtige Lage zu verbessern?" Er theilte mit, daß in Rücksicht auf die fortwährend steigenden An forderungen an die Arbeiter Seiten» deS Staates und der Gesellschaft und auf die gegenwärtig günstige GeschäftS- conjunctur in der TischlerbranLe auS den Kreisen der Ge hilfenschaft die Frage aufgeworfen worden sei, ob es jetzt nicht an der Zeit sei, die Accordarbeit zu beseitigen. Eine Werkstellendelegirlenversammlung habe bereit- zu der Frage Stellung genommen und sich für Abschaffung der Accordarbeit und für eine deshalb in Angriff zu nehmende Bewegung entschieden. Er — Redner — sei desselben Sinne-, doch glaube er, daß ein großer Theil der Gehilfen hierüber anders denke, insbesondere so lange der Mindest-Slundenlohn bei Zeitarbeit 36 betrage und die Meister größtentheilS diesen Lohnsatz al- Normallohn betrachteten. ES würde dabei wahrscheinlich eine Uneinigkeit unter der Gehilfenschaft Platz greifen und die Organisation, der jetzt hier nahezu 2000 Ge hilfen angehörten, wieder zerstört werden. Er empfehle daher, zunächst den Mindeststundenlohn auf 40festzusetzen, zur Durch führung dieser Forderung, mit der gleichzeitig die Einführung der 56stündigen Arbeit-zeit pro Woche gefordert werden müsse, in die Bewegung einzutreten und dann erst die Abschaffung der Accordarbeit zu fordern. Die Bestimmung de- Zeit- punctrs, wann mit der Forderung an die Meister heran getreten werden soll, müsse jedoch der Tarifcommission über- 'lassen werden, damit die Arbeitgeber überrascht würden und keine Vorbereitungen treffen könnten. Nachdem der Redner noch zur Stärkung der Organisation aufgefordert hatte, stimmten die Versammelten den gemachten Vorschlägen zu. * Thekla, 18. Mai. Kaum ist unsere Mühle aus lang jährigem Besitz braver MüllerSleute von altem Schrot und Korn durch Kauf in andere Hände übergegangen, so hat auch der „Gasthof zu St. Thekla" (ein Object von nahezu 120 000 einen neuen Liebhaber gefunden. Wie eS heißt, soll nun auch der zum Grundstücke gehörige alte Saal, in dem so manches Paar sich nach den Klängen der Musik drehte, durch einen neuen ersetzt werden. Unser Ort schreitet überhaupt in seiner Entwickelung trotz der schwierigeren Bau verhältnisse, wenn auch langsam, so doch stetig fort. Denn nachdem zwei Leipziger Herren in der Nähe unserer Kirche vier Villenplätze erworben haben, von welchen der eine gegenwärtig schon bebaut wird, so mehrt sich auch die Zahl der für mehrere Familien berechneten Wohn häuser in diesem Jahre. Ein ebenfalls von einem Leipziger Herrn erworbener Eckplatz soll noch in diesem Herbste bebaut werden, damit das Gebäude im Frühjahre bezogen werden kann. ES thut aber auch noth, daß die Bauthätigkeit am hiesigen Orte sich regt, denn die zahlreichen Wohnung suchende», die von Leipzig auS dieserhalb an den Vorstand sich wandten, mußten fast auSnahmloS abschläglich beschieden werden, da zur Zeit keine einzige Wohnung in der Gemeinde leer steht. Für solide Bauunternehmer wäre daher hier ein geeignete» Feld zur Entfaltung ihrer Kräfte vorhanden. H Krankenbai» bei Markranstädt, 18. Mai. Im hiesigen OrtSgesängniß setzte gestern ein 50jähriger Einwohner auS Eilenburg, der wegen verschiedener Vergehen inhaftirt war, seinem Leben durch Erhängen ein Ziel. Der Grund zur That ist in Lebensüberdruß zu suchen. — Rochlitz, 17. Mai. Auf dem bekannten Aussicht-- thurm de» Rochlitzer Berges hat sich, wie ein Zw. Blatt mittheilt, am Sonntag ein Unglück ereignet. Ein die herr liche Aussicht genießender Sergeant au» Dresden stürzte von der Plattform deS ThurmrS. Er wurde in dem Porphyr bruch, welcher an den Thurm grenzt, schwerverletzt auf gefunden. — Laufigk, 18. Mai. Auf Verhaftungsbefehl auS Berlin wurde hier vor einigen Tagen der Handelsmann Dietze wegen wiederholten Betruges verhaftet. Auf seinen Wunsch wurde ihm gestattet, in Begleitung des Stadt- fchutzmann» noch in seiner Wohnung mit seiner Frau zu reden und sich umzukleiden. Während nun der Schutzmann auf der Treppe den D. erwartete, schwang sich dieser zum Fenster seioer im 1. Stock gelegenen Wohnung hinaus auf die Straße und entfloh. Nach stundenlanger Ver folgung bi- über Lauterbach hinaus gelang eS, den Flüchtling wieder festzunehmen und in sicheren Gewahrsam zu bringen. — Döbeln, 17. Mai. Der von 225 Landgemeinden und selbstständigen Gutsbezirken der Amtshauptmannschaft Döbeln zum Zwecke der Errichtung eines Krankenhauses mit dem Namen König-Albert-Stift gebildete Verband hat mit den darauf bezüglichen Statuten die Genehmigung der zu ständigen Behörden erhalten. ES soll nunmehr zunächst die Vertretung des Verbandes in die Wege geleitet werden. * Flöha, 18. Mai. AuS Anlaß deS 40 jährigen Bestehen des königl. sächsischen Militair-Vereins zu Flöha und Umgegend verlieh Kaiser Wilhelm der Fahne deS genannte» Vereins eine in den Reichsfarben ausgeführte Schleife nebst dazu gehörigem Fahnennagel. t. Crimmitschau, 17. Mai. Der Stadtrath hat be schlossen, zu drei Projekten über die Erbauung von elektrischen Kleinbahnen, welche die hiesige Stadt be rühren, an die königliche Kreishauptmannschaft Zwickau be fürwortenden Bericht einzusenden. Diese Projekte sind 1) die OrtSbahn Leitelsbain-Crimmitschau-Neukirchen und die Fern bahnen 2) Zwickau-Werdau-Crimmitschau und 3) Gera- Ronneburg-Crimmitschau. Alle drei Projekte werden von unserer Bewohnerschaft mit großer Freude begrüßt. — Heute Vormittag legte eine Deputation des CentralvereinS deutscher Wollwaaren - Fabrikanten, an ihrer Spitze der Vorsitzende Herr Commerzienrath Buchwald- Großenhain, einen Lorbeerkranz auf daS Grab deS ver storbenen ehemaligen Vorsitzenden Christian Döhler, wofür der derzeitige BereinScassirer, Herr Eduard Döhler, als Sohn dankte. Später besichtigten die Delegirten noch einige gewerbliche EtablisiementS. * Zwickau, 18. Mai. Die Handarbeiter Friedrich Wilhelm Kunze aus Kuhschnappel und Carl Hermann Kunze aus Altendors hatten am 24. Januar d. Is. Nacht» auf der Hohenstein-Langenberger Straße 14 Stück Ebereschen muthwillig abgebrochen. Das königl. Landgericht hier verurtheilte am 14. d. M. beide Burschen (23 und 26 Jahre alt) wegen dieser Rohheit zu je zehn Monaten Gefängniß. — Die Festlichkeit zur Erinnerung an die vor 350 Jahren erfolgte Verlegung der Zwickauer Schleifmühle auS ihrem seitherigen, von Marie Körner erbauten Schulhause nach dem Grünhainer Hof, dem der zeitigen Grundbesitz des Zwickauer Gymnasium«, findet gemeinsam von allen Schülern des Gymnasiums unter Theilnahme der Schule statt nach folgender Ordnung: am 27. Juni >/, 12 Uhr Vormittags FestactuS, '/,6 Uhr Nachmittags Festvorstellung im Stadttheater, 8 Uhr Fest- commerS im Hotel „Deutscher Kaiser", am 28. Juni Früh schoppen, Nachmittags Freiconcert, 8 Uhr Abends Ball im „Deutschen Kaiser". Wohnungen werden vermittelt. —Schellenberg, 18. Mai. Der Holzarbeiter Hermann Bruno Hänel au» Waldkirchen ist wegen gewerbsmäßigen Glücksspiel- vom königlichen Landgerichte zu Chemnitz zu vier Monaten Gefängniß und zu 300 Geldstrafe eventuell zu weiteren 30 Tagen Gefängniß rechtskräftig verurtheilt worden. Da Hänel ein unverbesserlicher gewerbsmäßiger Glücksspieler zu sein scheint, so ist den Gast- und Schank- wirthen in den Ortschaften der Amtsgerichtsbezirke Augustus burg und Zschopau durch die königliche Amtshauptmannschaft bedeutet worden, daß sie sich unnachsichtlich der ConcessionS- entziehung zu gewärtigen haben würden, wenn sie dem Hanel in ihren Schanklocalen das Veranstalten von Glücksspielen oder Theilnehmen an solchen gestatten sollten. L Schneeberg, 17. Mai. In den letzten Jahren haben die Methodisten im Erzgebirge beträchtlich an Anhängern zugenommen. Methodistische Gemeinden mit eigenen Capellen bestehen in hiesiger Gegend in Schneeberg, Schwarzenberg, Zschorlau und Breitenbrunn; in verschiedenen anderen Orten werden regelmäßig Versammlungen von ihnen abgehalten. Am HimmelfahrtStage veranstalten die Methodisten hier auch eine öffentliche geistliche GesangSausführung. — Die 2. frei willige Feuerwehr hierselbst hat eine König-Albert-Stiftung zur Unterstützung bedürftiger oder verunglückter Mitglieder begründet. — Die Alten Herren deS UniversitätSsängervereinS zu St. Pauli veranstalten am 15. Juni eine Zusammenkunft m Schwarzenberg. Frühere Paulinertage fanden aus dem Kuhberge statt. tz Ans den» westlichen Bogtlanbe, 18. Mai. Am Abend de» l5. April brannte in Mittelpöllnitz die Titelbach'sche Hofraithe nieder. Man verniuthele damals böswillige Brand stiftung. Durch eifrige Nachstellungen der Gendarmerie ist eS jetzt gelungen, den Brandstifter in der Person deö Zimmermanns Wolf in Mittelpöllnitz zu ermitteln und festzunehmen. Auch soll derselbe dringend verdächtig sein, das Feuer in Tripti» am 19. September v. I. angelegt zu haben, wodurch der Zimmerhof deS Zimmermeisters Rößler niederbrannte. Adorf, 18. Mai. Ein dreifacher Jubilar ist der Schuhmachermeister Friedrich Erdmann Adler auf dem Pfortcnberge hier. Derselbe beging am Montag sein 50jäh- rigeS Bürgerjubiläum, in diesem Monat kann derselbe »och sein 50jährige» Meisterjubiläum und im nächsten Monat sein 50jähriges Ehejubiläum feiern. ch Plauen, 17. Mai. Der hiesige Stadtgemeinderath beschloß heute Abend den Ankauf einer Bodenfläche von etwa 4250 qm zur Herstellung eine» freien Platze» in der Neundorfer Vorstadt und bewilligte hierzu rund 85 000 vorbehältlich der späteren Wiedereinziehung und Aufstellung eines Regulativs hierüber. — Bon der hiesigen Staats anwaltschaft ist der Bäckermeister Preiß in Reichenbach wegen Verdachts der Brandstiftung io Unter suchungshaft genommen worden. Preiß war Inhaber der jüngst in Buchwald niedergebrannten Bäckerei, die er verpachtet hatte. -f. Plaueu, 18. Mai. Wer gegenwärtig da- Gebäude der hiesigen königl. Industrieschule besucht, findet durch 3 Stock werke hindurch reiche Ausstellungen von Kunstwerken auf dem Gebiete der Malerei, der Plastik und der Textil industrie. Seit vergangenem Sonnabend sind auch die Neu erwerbungen für die Sammlungen der königl. Industrirschule ausgestellt, und zwar im öffentlichen Zeichensaale Spitzen, Stickereien und Gardinen, sowie im Museum gewebte und bedruckte Stoffe, Gardinen u. a. m. Unter den au-gestellteu Gegenständen befinden sich wahre Meisterwerke, die den Beweis liefern, wie hoch die technische Leistungsfähigkeit und der künstlerische Geschmack auf gewissen Gebieten der Textil industrie bereit- emporgestiegen sind. — Die höchste Zahl von Arbeitern beschäftigt in hiesiger Stadt die Vogt- ländische Stickmaschinenfabrik, nämlich nahezu 450. — Meißen, 17. Mai. Am Sonntag weilte Professor Lamprecht aus Leipzig mit einigen anderen Leipziger Pro fessoren und den Studirenden des Historischen Semi nar s in unserer Stadt. Die Gäste, insgesammt LS Personen, trafen um halb 10 Uhr hier ein und besuchten unter Führung hiesiger Herren zuerst die Kreuzgänge und den Dom. Einige Lieder der Realschüler in den Kreuzgängen und Orgelvorträge des Domorganisten Siebdrat gaben ihnen Gelegenheit, die akustischen Vorzüge beider Bauten kennen zu lernen. Dann wurden die Albrechtsburg, die Fürstenschule und da» Rathhaus besucht. Die übrige Zeit bis zur Aufahrt verbrachten die Gäste im „Burgkeller". ck Gottleuba, 18. Mai. Vergangene Nacht 11—1 Uhr wurde da» obere Gottleubathal von einem sehr schweren Gewitter heimgesucht, welches vo» anhaltendem Regen begleitet war. Da der sattgetränkte Boden kein Wasser auf nahm, schwoll der Bach in bedenklicher Weise, zumal da da» Wasserbett an vielen Stellen vo» dem Geröll noch uicht geräumt worden ist. In der Hänselmühle stand da- Wasser wieder ziemlich hoch im Gehöft, so daß Kühe und Pferde in Sicherheit gebracht werden mußte», da uicht abzusehen war, ob auS dem oberen Gebiete noch größere Waffermaffen sich einstellen würden. Zur Hilfeleistung und zum Schutz wurde gleich »ach 3 Uhr früh die Feuerwehr alarmirt. Glücklicherweise wuchs die Gottleuba uicht mehr und ging iu ihr Bett zurück Ja Folge des hohen Wasserstandes müssen die Uferbauten an der Gottleuba hinter der Stadt eingestellt werde». Die selben werden kaum im Laufe der Woche wieder aufgruommrn werden können. — Dresden, 18. Mai. Sonntag Nachmittag 2 Uhr gab der König in Sibyllen ort ein größere- Diner, zu welchem Einladungen erhalten hatten: Güterdirector Forst meister Gringmuth, Forstassessor Blohmer und Bauinspector Knoth aus Oels, Oberwildmeister Mehwald (Domatschine), Wirthschaftsdirigent Pietrusky (Sibyllenort), die AmtSräthe Scupin (Jaenschdorf), Eckhardt (Woitsdorf), Pauli (Stampen) und Weber (Fürsten-Ellguth), die Oberamtleute Marggraff (Bukowinc), Kayser (Groß-Graben), Georg Miller (Lossen), Hepner (Guttentag), von Euen (Korschlitz), Hepner (Bziunkau), Grove (Netsche), Ruprecht (Loischwitz), Winiker (Dobrischau), Schmidt (Peucke) und der Amtspächter Friedrich (Zucklau). — Vielen wird das räthselhafte Verschwinden eines Dresdner Ge lehrten, vr. Süßmilch, in der Gegend von Zürich im August 1893 bei einer Reise in der Schweiz noch erinnerlich sein. Die jetzt telegraphisch hier angelangte Nachricht, daß eine verscharrte Leiche aufgefunden worden sei, in der man die Leiche des Ver mißten zu erkennen glaubt, bringen diese Angelegenheit erneut in Erinnerung, doch steht es noch nicht völlig fest, ob die auf gefundene Leiche wirklich die des vr. Süßmilch ist. Nichtsdesto weniger ist der Vater sofort mit den Behörden des Fundorts unter bereitwilligster Beihilfe der königlichen Polizeidirection telegraphisch ins Vernehmen getreten und erwartet Auskunft auf seine Fragen, um gegebenen Falles persönlich an Ort und Stelle die Recognition zu bewirken. — Der seit einigen Tagen vermißte 16jährige Droguistenlehrling Friedrich Hoffmann wurde am Montag in Diera bei Meißen todt aus der Elbe gezogen. — Dresden, 18. Mai. Mit königlicher Genehmigung ist dem Privatdocenten Max Schubert an der Technischen Hochschule zu Dresden, jedoch ohne Aenderung seiner bis herigen Stellung an der letzteren, der Titel „Professor" ver liehe» worden. — Der König hat genehmigt, daß die Nach genannte» die ihnen verliehenen nichtsächsischen Ordens- decorationen annehmen und tragen, und zwar der Hof lakai Lange und der Silberkammergehilfe Freier die silberne Medaille des Königlich Bayerischen Verdienst ordenS vom heiligen Michael; der Hoflakai Härtel, der Gardemeublegehilfe Bachstein und der Hau-diener Nart- schick daS großherzoglich hessische allgemeine Ehrenzeichen; der Hoftrompeter Matthes da- kaiserlich und königlich österreichische silberne Verdienstkreuz mit der Krone; der Schloß portier Hesse, der Hoflakai GorkS, der Heiduck Bräuer, der Küchenbeiarbeiter Kunatb und der Hausdiener Fischer daS kaiserlich und königlich österreichische silberne Verdienst kreuz; der Hofobertrompeter Richter die silberne Medaille de» königlich preußischen Rothen AdlerordenS; die Hoflakaien Preusche und Richter I und die Hausdiener Lange und Ramolla die Medaille deS königlich preußischen Kronen- ordenS; der Hoslakai Martin die fürstlich Schaumburg- Lippesche silberne Verdienstmedaille; der Hoflakai Gierth die fürstlich <vchwarzburg-Rudolstädtische silberne Medaille; der Hausdiener Finster busch die fürstlich Schwarzburg- SonderShausensche silberne Medaille; der Hau-diener Opitz die fürstlich Reußische silberne Verdienstmedaille; der Hausdiener Sachse die großherzoglich Mecklenburg- Schwerinsche silberne Verdienstmedaille; die Kutscher Burmeister und Pisarczyk, der Wagenhalter Lommatzsch und der Reitknecht Grahmann da kaiserlich und königlich österreichisch« silberne Verdienst kreuz; der Reitknecht Fuchs und der Kutscher Ullrich die silberne Verdienstmedaille deS Königlich Bayerischen OrdeuS vom heiligen Michael; der Kutscher Toufar die Groß herzoglich Mecklenburg-Schwerinsche silberne Verdienstmedaille und der Kutscher Gubig die Fürstlich Schaumburg-Lippesche silberne Verdienstmedaille. — Der König hat genehmigt, daß der Kammerdiener Hentsch den von dem deutsche» Kaiser ihm verliehenen Kronenorden vierter Claffe und der Kammer lakai Glausch die von dem Herzog-Reaenten von Mrcklen- burg-Schwerin ihm verliehene silberne Verdienstmedaille an nehmen und tragen. — Auf Bestimmung desKönigshin wird am 1. Oktober d. I. ein Detachement Jäger zu Pferde errichtet. Was die Uniform anbelangt, so tragen die Officiere einen Waffenrock wie für schwere Reiter von graugrünem Grundtuche mit Verstoß von hellgrünem Tuche, sowie Kragen und Aermel- aufschläge von demselben Tuche, der Bortenbesatz besteht aus platter Goldtresse mit zwei hellgrünen sridenrn Streifen, der
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